Hegi
Hegi ist ein Quartier der Stadt Winterthur. Zusammen mit den Quartieren Guggenbühl, Grüze, Hegmatten, Talacker, Zinzikon, Reutlingen, Stadel und Ricketwil bildet es den Kreis 2 (Oberwinterthur).
Geschichte
Das historische Dorf Hegi lag südlich von Schloss Hegi. Schloss Hegi wurde vermutlich 1200 gebaut und wird 1225 erstmals urkundlich erwähnt. Besitzer des Schlosses war die Ministerialenfamilie «von Hegi» aus Konstanz, deren Vertreter Hugo von Hegi war 1342/43 Schultheiss der Stadt Winterthur. Während des Mittelalters stand die Dorfbevölkerung Hegis, nicht wie anzunehmen, unter dem Einfluss der Herrscher von Schloss Hegi, vielmehr gehörte ab 1400 ein Grossteil der Wirtschaft Hegis zum St. Peter und Paul-Stift aus Embrach, für die sie auch Abgaben zu leisten hatten. Der Einfluss des Klosters war jedoch auch durch die räumliche Distanz und anderer Grundbesitzer (u. a. das Kloster Petershausen, deren Verwalter seinen Sitz im Hohlandhaus in Oberwinterthur hatte) im Dorf eingeschränkt, auch kirchenrechtlich gehörte das Dorf zu Oberwinterthur, die hohe Gerichtsbarkeit lag bei den Herrschern der Kyburg, die Vogtei gehörte den Herren von Breitenlandenberg und den Zehnten lieferte es zuerst dem Bischof von Konstanz und später dem Kloster Töss ab. Bedeutend für die Entwicklungs Hegi war auch die Eulach, deren Wasserkraft zum Antrieb von zahlreichen Mühlen diente – die Älteste wurde bereits um 1379 urkundlich erwähnt.
Der letzte Vertreter der Familie von Hegi, Hugo von Hegi (um 1410–1493), vermachte das Schloss Hegi seiner Tochter Barbara, Frau des Jakob von Hohenlandenberg. Damit gingen um das Jahr 1460 das Schloss und die zugehörigen Herrschaftsgebiete an die Familie Hohenlandenberg über – der 1457 auf dem Schloss geborene Hugo von Hohenlandenberg wurde im Jahr 1496 Bischof von Konstanz. Die Besitzer des Schlosses verwalteten zu dieser Zeit Lehen in Wiesendangen, Gundetswil, Zünikon, Hegi und Oberwinterthur. Das Schloss war ursprünglich eine Wasserburg mit Wehrturm, Wohnturm und Wassergraben. Mehrmalige Umbauten gaben ihm die heutige Form. Zu mehr Einfluss auf das Dorf kam das naheliegende Schloss Hegi erst 1531, als der Schlossherr Kaspar von Hallwil die Vogtei Hegi erwerben konnte und damit diese beiden Gebiete erstmals vereinigte, das Dorf Hegi umfasste damals etwa neun Bauernhöfe, die Acker- und Rebbau betrieben. Da die Klöster und damit auch das St. Peter und Paul-Stift aus Embrach zur gleichen Zeit durch die Reformation ihren Einfluss verloren und deren Besitz und Rechte bei der Stadt Zürich landeten, stand Hegi nun bis zum Ende des Ancien Régime im Machtbereich des Schlossherrn zu Hegi und dem Landvogt von Kyburg, deren Ansprüche auch öfters gegensätzlicher Natur waren. Bis zum Ende der alten Herrschaft ist auch ein Anstieg der Bevölkerung des Dorfes zu verzeichnen: 1670 sind 160 Einwohner vermerkt und 1771 sind es bereits deren 239, die sich auf damals 47 Haushalte verteilten.
Nach dem Ende des Ancien Regime war Hegi eine eigene Zivilgemeinde die zur Politischen Gemeinde Oberwinterthur gehörte. 1875 wurde an der nahen Bahnstrecke Winterthur–Etzwilen der Bahnhof Oberwinterthur eröffnet, der auch für Hegi durch die Ansiedlung von Industrie in der Nähe des Bahnhofs von Bedeutung war. Weitere Schritte der technischen und infrastrukturmässigen Entwicklung waren 1897 eine Telefonstation in der Bäckerei Furrer, 1899 eine Abwasserleitung, 1907 elektrischer Strom und ab 1911 eine eigene Wasserversorgung.
1922 wird die Gemeinde Oberwinterthur zusammen mit den anderen ehemaligen Vororten Seen, Töss, Wülflingen und Veltheim mit Winterthur eingemeindet und die Zivilgemeinde aufgelöst, wobei zu dieser Zeit Hegi seinen dörflichen Charakter immer noch behalten hat. 1947 kaufte die Stadt Winterthur das Schloss Hegi aus Privatbesitz. In den 1970er-Jahren erhielt die Eulach einen Entlastungskanal, der den regelmässigen Überschwemmungen Hegis durch den Fluss ein Ende setzte. Eingeholt von der Stadt wurde Hegi erst in der neusten Zeit, die erste grössere Überbauung entstand 1990 bis 1992 mit der «Sagi Hegi» der Wohnbaugenossenschaft Gesewo. Danach entwickelte sich Hegi schnell zu einem der städtischen Hauptentwicklungsgebiete und spätestens mit der Umsetzung des in der Planung speziell ausgewiesenen Stadtentwicklungsgebiets Neuhegi ist das ehemalige Dorf vollständig an die Stadt angeschlossen.[1]
Quartierstruktur
Das Quartier Hegi besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Quartierteilen, welche durch die Rümikerstrasse in west-östlicher Richtung getrennt werden. Im Norden liegt der Kern des ehemaligen Dorfes Hegi mit historischen Häusern und einem Wohnblock- und Einfamilienhausquartier aus dem Achtzigerjahren. Im Süden sind Gewerbebetriebe, ein Einkaufszentrum und ein grosses, modernes Wohnblockquartier angesiedelt. Hegi ist auf Grund der grossen Wohnbautätigkeit eines der am stärksten wachsenden Quartiere in Winterthur. Zwischen 1980 und 2000 verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 800 auf 1'612 Personen. Im Jahr 2010 lag die Zahl der Quartierbewohner bereits bei 3'279 Personen.
Zurzeit weist Hegi trotz grossem Bevölkerungszuwachs noch eine unterdurchschnittliche Quartierinfrastruktur auf. Zwei Grossverteilerfilialen sorgen für den täglichen Grundbedarf. Ein Schulhaus und zwei Kindergärten liegen im Quartier. Ein neues grösseres Schulhaus ist im Bau. Das Quartier wird sich auch weiterhin stark wandeln und bevölkerungsmässig wachsen. Ein Teil von Hegi gehört zum Stadtentwicklungsgebiet Neuhegi und liegt in einer Planungszone von kantonaler Bedeutung. Mit dem Wandel wird Schritt für Schritt auch die Quartierinfrastruktur erweitert.
Verkehr
Vom öffentlichen Verkehr wird das Quartier mit der Linie 7 der Stadtbus Winterthur und der Postautolinie 680 erschlossen. Im Jahr 2006 wurde die S-Bahn-Haltestelle Winterthur-Hegi auf der Strecke Winterthur–Wil eröffnet, welches halbstündlich von der S 35 bedient wird. An Werktagen verkehrt in der anderen Halbstunde die S 12 von Winterthur Hegi ohne Umsteigen nach Zürich HB - Brugg AG, in Gegenrichtung nach Wil. Ebenfalls in der Nähe ist der Bahnhof Oberwinterthur, der an der Thurtallinie sowie Winterthur–Etzwilen liegt. Bis zum 9. Dezember 2018 wurde die Haltestelle "Mühle Hegi" im alten historischen Dorfkern von der Postautolinie 680 bedient. Ebenfalls aufgehoben wurde die Haltestelle "Bahnhof Hegi". Als Ersatz wurde die Haltestelle "Schulhaus Neuhegi" geschaffen, welche von der Linie 7 bedient wird.
Historische Sehenswürdigkeiten
Das Schloss Hegi ist eine ehemalige Wasserburg und früherer Wohnsitz adeliger Familien. Das Schloss beherbergt heute ein öffentliches Museum. Der Schlosspark ist frei zugänglich. In historischer Zeit waren in Hegi mehrere Mühlen in Betrieb. Unter anderem die Obere Mühle im Gern, die Dorfmühle und die Reismühle. Die Strassenbezeichnungen «Im Oberen Gern» und «Reismühle», das Wasserrad der Dorfmühle und die im Jahr 1975 restaurierte Sagi Reismühle zeugen noch heute von dieser Vergangenheit.
Am Reismühleweg 75 steht ein ehemaliges Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert. Das Haus war Teil einer Dreifach-Hofstätte, wurde im Jahr 2007 umgebaut und schonend restauriert. Ein weiteres historisches Bauernhaus (18. Jahrhundert) steht am Reismühleweg 36 gegenüber der alten Sägerei am Reismühlekanal.
Wappen
Hegi verfügt über ein eigenes Quartierwappen, welches sich vom Familienwappen des Adelsgeschlechtes «von Hegi» ableitet. Die Blasonierung des Familienwappens lautet: In Gold aufgerichteter rot bezungter schwarzer Löwe.[2] Der Löwe im aktuellen Quartierwappen verfügt in Abweichung zum Familienwappen über eine weisse Zunge. Der ortsansässige Sportclub Hegi verwendet eine Abwandlung des Quartierwappens mit Löwenkopf.[3]
Sport
Im Stadtteil Hegi existiert mit dem TV Hegi ein Turnverein, dessen Turner Ernst Gebendinger 1950 an der Turnweltmeisterschaft mehrfacher Weltmeister wurde und 1952 an der Sommerolympiade in Helsinki Silbermedaillengewinner in der Mehrkampf-Mannschaftswertung.
Des Weiteren nennt sich seit 2007 der ehemalige Fussballverein der Verkehrsbetriebe Winterthur SC Hegi.
Von 1980 bis 2003 existierte mit dem GP Winterthur (bis 1997 Hegibergrennen) ein Velorennen, das Start und Ziel in Hegi hatte.
Weblinks
- Ortsverein Hegi
- Verein Schloss Hegi
- Verein Sagi Reismühle Hegi
- Alfred Bütikofer: Hegi. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- Zeitung zum Tag des Europäischen Tag des Denkmals 2005 «Winterthur-Hegi. Ein Dorf und sein Schloss.», Artikel «Von der Mühle zur Staumauer. Ein Rückblick auf die Geschichte Hegis.» von Peter Niederhäuser. Herausgegeben vom Amt für Städtebau der Stadt Winterthur am 10. September 2005.
- siehe Schweizer Archiv für Heraldik, 1941, Heft 3/4.
- http://www.sc-hegi.ch