Bad Brambach
Bad Brambach (bis 1922 Brambach, 1933–1963 Radiumbad Brambach) ist ein staatlich anerkannter Kurort im Vogtlandkreis und die südlichste Gemeinde Sachsens. Die Gemeinde ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt für die Wettinquelle und bildet mit Bad Elster die Sächsischen Staatsbäder.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Vogtlandkreis | |
Höhe: | 604 m ü. NHN | |
Fläche: | 43,92 km2 | |
Einwohner: | 1807 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 41 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 08648 | |
Vorwahl: | 037438 | |
Kfz-Kennzeichen: | V, AE, OVL, PL, RC | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 23 030 | |
Gemeindegliederung: | 13 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Adorfer Straße 1 08648 Bad Brambach | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Maik Schüller (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Bad Brambach im Vogtlandkreis | ||
Geografie
Lage
Bad Brambach gehört zum Oberen Vogtland und grenzt im Westen, Süden und Osten an Tschechien. Der Kurort liegt in einer von West nach Ost ausgerichteten Quermulde am Röthenbach, der im Ort seinen Namen in Fleißenbach ändert. Die Gemeinde ist Teil der grenzüberschreitenden Mikroregion Freunde im Herzen Europas. Plauen, die größte Stadt des sächsischen Vogtlandes, befindet sich 39 Kilometer nördlich von Bad Brambach.
Ortsteile
Zum Gemeindegebiet von Bad Brambach gehören die Ortsteile:
- Bad Brambach mit Röthenbach
- Bärendorf
- Gürth
- Hohendorf
- Oberbrambach mit Frauengrün und Kleedorf
- Raun
- Raunergrund
- Rohrbach mit Hennebach
- Schönberg
Geschichte
Das Rittergeschlecht de Brantbuch wurde 1154, der Ort Brambuch 1307 erstmals genannt.[2] Die Veste des Ortes wurde 1372 erwähnt. Brambach war später lange Zeit in Besitz der Grundherrenfamilien von Zedtwitz und von Schirnding und als Sitz eines Leutpriesters kirchlicher Mittelpunkt der Umgebung. Der Ort unterstand dem Dekanat des Bistums Regensburg.
Am 11. September 1842 fielen die Kirche und 28 bäuerliche Häuser mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden einem Großbrand zum Opfer. Beim Wiederaufbau trug man bei der Anlage der neuen Gebäude dem Strukturwandel Rechnung, der mit dem Einzug der Musikinstrumentenmacherei einherging, so dass überwiegend Werkstatthäuser errichtet wurden. Brambach und seine heutigen Ortsteile gehörten bis ins 19. Jahrhundert zum Amt Voigtsberg.[3]
1812 untersuchte der Freiberger Montanist Wilhelm August Lampadius den „Sauerbrunnen von Unterbrambach“, die alte Gemeindequelle. Um 1890 nahm der Landwirt Christian Schüller unter dem Namen Schüllerquelle den Mineralwasserversand aus einer 1860 von seinem Vater erkundeten und wieder zugeschütteten, im Röthenbachtal liegenden Quelle auf. Ein Pächter der damaligen Gemeindequelle verkaufte ihr Wasser hingegen unter dem Namen Schillerquelle. Weitere gefundene Quellaustritte trugen zu einer erhöhten Mineralwassererzeugung bei. Schon vor diesen gewerblichen Nutzungen waren Quellaustritte in der Wiesenebene des Röthenbachs bekannt und durch die Anwohner in Nutzung.[4]
1912 wurden bereits über zwei Millionen Flaschen Sprudel produziert. Der später daraus entstandene VEB Brambacher Sprudel wurde größter Mineralwasserlieferant des Oberen Vogtlandes.
Im Jahr 1911 wurde die spätere Wettinquelle entdeckt, die als stärkste „Radiummineralquelle“ der Welt bezeichnet wurde, worauf 1912 der Kurbetrieb im Kurpark Bad Brambach mit Radonbalneologie (Radonbäder, zeitgenössisch als radioaktive Mineralbäder[5] bezeichnet) einsetzte. Die Gemeinde erhielt 1922 den Titel Bad Brambach (von 1933 bis 1963 Radiumbad Brambach). Es entstanden in der Folge zahlreiche Kureinrichtungen. Durch Beschluss des Königlich Sächsischen Ministerium des Innern in Dresden vom 15. Dezember 1914 wurde die Wettinquelle als Heilquelle erklärt. Nach 1945 diente Bad Brambach der Sowjetarmee als Sanatorium. 1949 wurden wieder Patienten der Sozialversicherungen aufgenommen und 1957 das gesamte Bad den Behörden der DDR übergeben, die die Gebäude modernisierten. 1961 wurde das Kurgelände mit 40.000 Bäumen aufgeforstet.
Seit der politischen Wende 1989/90 hat Bad Brambach seine Weiterentwicklung zu einem ländlichen Heilbad vorangetrieben. Zahlreiche kommunale und private Investitionen sowie Bauvorhaben der Sächsischen Staatsbäder GmbH (insbesondere auch im Bereich des Kurparks) haben das Ortsbild mitgeprägt. Dazu gehören die Bade- und Saunalandschaft AQUADON, die sanierte Festhalle und das sanierte zentrale Quellengebäude, der Neubau der Ebel-Fachklinik, das zu einer Seniorenresidenz umgebaute und sanierte ehemalige Kurheim des RDB (in der DDR Kurheim Julius-Fučík-Haus) sowie mehrere Beherbergungseinrichtungen.
Die Mineralwasserproduktion wurde mit dem Neubau des Betriebsgebäudes der Bad Brambacher Mineralquellen GmbH & Co. Betriebs KG fortgesetzt und ausgebaut. Das Unternehmen ist einer der größten Arbeitgeber im Ort und unterstützt zahlreiche Vereine.
Eingemeindungen
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Bärendorf[6][7] | 1. Juli 1950 | Eingemeindung nach Hohendorf |
Frauengrün[8] | vor 1880 29. November 1937 | Eingemeindung nach Brambach (Unterbrambach), Umgliederung nach Oberbrambach |
Gürth[6][7] | 1. Juli 1950 | Eingemeindung nach Raun |
Hennebach[8] | vor 1880 | Eingemeindung nach Rohrbach |
Hohendorf[6] | 1. Januar 1974 | |
Kleedorf[8] | vor 1880 29. November 1937 | Eingemeindung nach Raun, Umgliederung nach Oberbrambach |
Oberbrambach[6] | 1. Januar 1972 | |
Raun[9] | 1. Januar 1994 | |
Raunergrund[8] | 1. Januar 1883 | Eingemeindung nach Raun |
Röthenbach[8] | vor 1880 | |
Rohrbach[6] | 1. Januar 1972 | |
Schönberg (mit Bärenteich)[9] | 1. März 1994 |
Politik
Gemeinderat
Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die nunmehr 12 Sitze des Gemeinderates (zuvor 14 Sitze) folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
Als Bürgermeister der Gemeinde wirkte bis 2018 Helmut Wolfram (CDU). Er wurde im Juni 2015 wiedergewählt.[11]
Im September 2018 wurde Maik Schüller zum neuen Bürgermeister von Bad Brambach gewählt.[12]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
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- Datenquelle: Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (bis 1964), ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen; Zensus 2011 zum 9. Mai
Verkehr und Wirtschaft
Der Ort liegt an der B 92 bzw. E 49, die südwärts direkt nach Tschechien führt. Der Bahnhof Bad Brambach und ein Bedarfshalt im Ortsteil Raun liegen beide an der Bahnstrecke Plauen–Cheb. Mit dem Bau einer im Jahr 2001 eröffneten Ortsumgehung wurde der Ort vom Verkehr in das benachbarte Tschechien (Grenzübergang Schönberg-Vojtanov) entlastet.
Bad Brambach ist für seine Radonmineralquellen bekannt und verfügt über insgesamt sechs Quellen für Bade- und Trinkkuren. Im Kurort befindet sich ein Standort der Dr. Ebel Fachkliniken GmbH, welche die Klinik Bad Brambach als Rehabilitationsklinik für Rheumatologie, Orthopädie und Kardiologie 1991 übernommen hat. Im Jahr 1994 wurde ein Neubau der Klinik fertiggestellt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Der Ort ist besonders durch seinen seit 1912 existierenden Kurpark mit den radioaktiven Quellen bekannt geworden.
In Bad Brambach gibt es ein Heimatmuseum, das durch einen örtlichen Verein geführt wird.
- Festhalle im Kurpark
- Gebäude der Wettinquelle im Kurpark
- Marktplatz, Nordseite (ehem. sächsisch-böhmisches Zollamt, später Drogerie)
- Fachwerkhaus
Sport und Freizeit
Der SSV Bad Brambach ist der führende Sportverein im Ort. Seine Entstehung geht in die 1950er zurück. Damals wurde als Betriebssportgemeinschaft zunächst die BSG Brambacher Sprudel, ab 1952 dann die BSG Empor Bad Brambach gegründet. Nach der Wende löste sich die BSG Empor auf und die SSV Bad Brambach wurde dafür gegründet.
In Bad Brambach gab es drei Skisprungschanzen. Die größte war die Wachtbergschanze. Zudem existierten die Adolf-Hayer-Schanze und die Pionierschanze.[13]
Persönlichkeiten der Gemeinde Bad Brambach
Ehrenbürger
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Bernhard Dinter (1825–unbekannt), Klassischer Philologe und Lehrer
- Siegfried Steiger (* 1929 im Ortsteil Schönberg), Architekt, Pionier des deutschen Rettungswesens, Stifter der Björn Steiger Stiftung[16]
Literatur
- Erhard Günther: Familienbuch von Schönberg (am Kapellenberg) bei Bad Brambach (Sachsen) für die Jahre 1620–1940, herausgegeben von Thomas Wacker. 2., neu bearbeitete Auflage. Plaidt: Cardamina 2014 (= Ortsfamilienbücher Mitteldeutschlands 2), ISBN 978-3-86424-218-2
- Maria Patzschke, Frieder Reinhold und Michael Fahrentholz: Familienbuch für Brambach im Vogtland 1587–1722. Leipzig: Deutsche Zentralstelle für Genealogie 1997 (= Schriften der Deutschen Zentralstelle für Genealogie in Leipzig 11). Reprint: Plaidt: Cardamina-Verlag 2012
- Dieter Tauchert, Herbert Stübiger: Zur Entwicklung der Kureinrichtung Bad Brambach. In: Sächsische Heimatblätter Heft 1/1984, S. 17–20, ISSN 0486-8234
Weblinks
- Webpräsenz des Kur- und Fremdenverkehrsverein e.V. von Bad Brambach. auf www.badbrambach.de (deutsch, tschechisch, englisch)
- Bad Brambach im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Website der Sächsischen Staatsbäder. auf www.saechsische-staatsbaeder.de (deutsch, englisch, tschechisch)
Einzelnachweise
- Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Historisches über Bad Brambach
- Historisches Ortsverzeichnis Sachsen
- Bruno Rudau: Bad Elster, Sohl · Radiumbad Brambach. Bibliografisches Institut Leipzig, Leipzig 1962, S. 44–45.
- Noch so im Jahre 1962 für Werbezwecke 50 Jahre radioaktives Mineralbad.
- Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber: Ministerium des Innern des Landes Sachsen
- Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
- Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
- Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2014
- https://www.statistik.sachsen.de/wpr_alt/pkg_s10_bmlr.prc_erg_bm?p_bz_bzid=BM151&p_ebene=GE&p_ort=14523030
- Wahlergebnisse 2018 Sachsen. Abgerufen am 24. Juli 2019.
- Bad Brambach skisprungschanzen.com
- Ehrenbürgerwürde für Gustav Ploß. In: Freie Presse. 26. November 2010, abgerufen am 28. November 2017 (Nur Kurzansicht; Vollansicht kostenpflichtig).
- Ehrenbürgerschaft krönt Schupfen-Sause. In: Freie Presse. 10. Juli 2017, abgerufen am 28. November 2017 (Nur Kurzansicht; Vollansicht kostenpflichtig).
- Eckhard Sommer: Gedenktafel würdigt Pionier des Rettungswesens aus dem Vogtland | Freie Presse - Oberes Vogtland. Freie Presse, 8. Dezember 2019, abgerufen am 8. Dezember 2019.