Annerose Schmidt
Annerose Schmidt ist der Künstlername der deutschen Pianistin und früheren Hochschullehrerin Annerose Boeck (* 5. Oktober 1936 in Wittenberg).[1] Sie war im Jahr 1990 die erste Frau, die zur Rektorin einer deutschen Musikhochschule, der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin, ernannt wurde.
Leben und Werk
Beruflicher Werdegang
Annerose Schmidt war neun Jahre alt, als sie am 2. Dezember 1945 in ihrer Heimatstadt Wittenberg ihr erstes Klavierkonzert gab. Sie spielte Stücke von Frédéric Chopin, Johann Sebastian Bach und Franz Liszt.[2] 1948 erwarb sie ihr Konzertdiplom. Nach dem Abitur in Wittenberg nahm Annerose Schmidt ein Studium an der Musikhochschule Leipzig bei Hugo Steurer auf.
1955 erhielt sie eine Auszeichnung beim Chopin-Wettbewerb in Warschau. 1956 gewann sie den gesamtdeutschen Klavierwettbewerb und den Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Berlin. Damit begann ihre internationale Karriere. Sie unternahm Konzertreisen nach Polen, Rumänien, Ungarn, Bulgarien und in die Sowjetunion.
Ab 1958 folgten Konzerttourneen durch Westeuropa mit bedeutenden Dirigenten und namhaften Orchestern in Finnland, Dänemark, Schweden, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Österreich. Sie gastierte auch in Übersee in den USA, in Kanada und Japan sowie im Libanon. Die Standardwerke der Klavierliteratur von Mozart und Schumann spielte sie bei Eurodisc, Columbia, Eterna und anderen Plattenfirmen ein, so beispielsweise alle Mozart-Klavierkonzerte mit der Dresdner Philharmonie unter der Leitung von Kurt Masur. Annerose Schmidt ist einer der wenigen deutschen Künstler aus dem Klassik-Genre, von dem es eine Quadro-LP in echter Quadrophonie (CD-4) gibt.[3]
1987 wurde Annerose Schmidt Professorin und Leiterin einer Meisterklasse für Klavier an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Im März 1990 wurde sie Rektorin der Musikhochschule und übte das Amt bis 1995 aus. Mit ihr stand erstmals eine Frau an der Spitze einer deutschen Musikhochschule. Ihre musikalische Kompetenz war in Gremien wie der Akademie der Künste Berlin gefragt, so als Jurymitglied des Chopin-Jubiläums-Wettbewerbs 2000.
Persönliches
Annerose Schmidt wurde als Tochter eines Musikschuldirektors geboren. Ihr Vater bildete sie ab dem fünften Lebensjahr im Klavierspiel aus. Sie war mit dem Rundfunkjournalisten Dieter Boeck (1934–2010) verheiratet. Vier Kinder wurden gemeinsam von ihnen aufgezogen.[2] Ihre Enkel haben gleichfalls eine musikalische Laufbahn eingeschlagen und sind durch ihre musikalische Arbeit im Ensemble Nobiles bekannt.
Aus gesundheitlichen Gründen stellte Annerose Schmidt im Sommer 2006 ihre Konzerttätigkeit ein. Sie lebt in Bad Saarow.
Ehrungen
- 1955: Internationaler Chopin-Wettbewerb, Warschau (Auszeichnung)
- 1956: 1. Preis Pianistin – Internationaler Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang
- 1961: Kunstpreis der DDR
- 1964: Robert-Schumann-Preis
- 1965: Nationalpreis der DDR
- 1966: Kunstpreis der Stadt Leipzig
- 1971: Vaterländischer Verdienstorden in Bronze
- 1984: Nationalpreis der DDR
- 1985: Béla-Bartók-Preis der ungarischen Regierung
- 1986: Akademie der Künste der DDR bis 1990 Mitglied
- 2003: Bundesverdienstkreuz am Bande[1]
- 2021: In Würdigung ihrer Leistungen wurde ihr anlässlich der Wissensstadt Berlin 2021 im Rahmen der Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ eine Ausstellungstafel gewidmet.[4][5]
Literatur
- Christiane Niklew: Schmidt, Annerose. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Plattencover der CD-4-Langspielplatte JVC-CD4K-7541E
Weblinks
- Werke von und über Annerose Schmidt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Annerose Schmidt bei Discogs
Einzelnachweise
- Schubert überreicht Berlinerinnen und Berlinern Bundesverdienstkreuz. In: www.berlin.de. Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, 14. November 2003, abgerufen am 7. Oktober 2016.
- Mathias Tietke: Annerose Schmidt: Weltbekannte Pianistin aus Wittenberg. Abgerufen am 26. August 2021.
- Schumann: Kinderszenen Op. 15 (A-Seite) und Brahms: Piano Sonata Nr. 3, in f-moll, Op. 5 (B-Seite). Erschienen bei JVC in Japan unter der Platten-Nr. „JVC – CD4K-7541E“.
- Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ eröffnet im Roten Rathaus. In: idw. 19. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.
- Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ eröffnet im Roten Rathaus. In: Berliner Institut für Gesundheitsforschung-Charité und Max-Delbrück-Centrum. 19. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.