Ziegelheim
Ziegelheim ist ein Ortsteil der Gemeinde Nobitz im Landkreis Altenburger Land in Thüringen.
Ziegelheim Gemeinde Nobitz | |
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Höhe: | 220 m |
Fläche: | 17,35 km² |
Einwohner: | 814 (31. Dez. 2017) |
Bevölkerungsdichte: | 47 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 6. Juli 2018 |
Postleitzahl: | 04603 |
Vorwahlen: | 034494, 037608 (südl. Teil von Engertsdorf) |
Lage von Ziegelheim in der Einheitsgemeinde Nobitz | |
Bis 2018 war der Ort eine selbstständige Gemeinde mit vier Ortsteilen. Seitdem gehören zum Ortsteil Ziegelheim nur noch die Ortslagen Uhlmannsdorf und Thiergarten, während die drei ehemaligen Ortsteile Engertsdorf, Gähsnitz und Niederarnsdorf nun Ortsteile der Gemeinde Nobitz sind. Aufgrund der historischen Zugehörigkeit zur Grundherrschaft Ziegelheim gehörte deren Hauptort Ziegelheim bis 1952 zu Sachsen.
Geographie
Lage und Verkehr
Der Ort und seine Flur befinden sich im Altenburger überlössten Hügelland südlich des Leinawalds und Altenburgs. Die Bundesstraße 180 tangiert südwestlich den Raum. Mit Kreisstraßen 202 und 203 wird die Gemeinde verkehrsmäßig erschlossen.
Nachbarorte
Niederarnsdorf | Uhlmannsdorf | |
Oberarnsdorf | Thiergarten, Engertsdorf | |
Gähsnitz | Heiersdorf |
Angrenzende Orte der einstigen Gemeinde Ziegelheim sind (im Uhrzeigersinn) Frohnsdorf, Göpfersdorf, die Stadt Waldenburg (Landkreis Zwickau), Oberwiera (Landkreis Zwickau), Nobitz und Langenleuba-Niederhain.
Ortsgliederung
Die Gemeinde Ziegelheim setzte sich aus den Ortsteilen Ziegelheim, Engertsdorf, Gähsnitz und Niederarnsdorf zusammen, wobei der Ortsteil Engertsdorf aus den früher eigenständigen Gemeinden Engertsdorf (früheres Hinteruhlmannsdorf) und Heiersdorf besteht. Zum heutigen Nobitzer Ortsteil Ziegelheim gehören nur noch die Ortslagen Thiergarten und Uhlmannsdorf.
Geschichte
12. bis 18. Jahrhundert
Die Gründung von Ziegelheim und seiner ersten Kirche ist für den Zeitraum zwischen 1170 und 1200 anzunehmen. Erstmals urkundlich wurde Ziegelheim am 23. März 1254 mit einem Hugo, Pfarrer von Ziegelheim, erwähnt. In der Erwähnungsurkunde heißt es nämlich: „Hugo plebanus de cygilheim“. Demnach gab es in dem Ort zu damaliger Zeit bereits eine Kirche, weshalb der Ort wahrscheinlich einige Generationen älter ist. Das Rittergut Ziegelheim und das Adelsgeschlecht „de Cigilheim“ wurden im Jahr 1261 als Herrensitz nachgewiesen. Die als Trockenbefestigung erbaute Burganlage befand sich nördlich des Kirchhofs. Nachdem in der Mitte des 14. Jahrhunderts das Adelsgeschlecht von Ziegelheim ausgestorben war,[1] erfolgte im 15. Jahrhundert die Auflösung des Ritterguts. Der Burgturm wurde dadurch zum Kirchturm umgebaut.[2]
Von weiterer Bedeutung für die Grundherrschaft Ziegelheim war das Vorwerk Ziegelheim, welches bereits im Jahr 1435 als Witwensitz und Leibgedinge erwähnt ist. Zu dieser Zeit ist Ziegelheim als wettinisch-sächsisches Lehen in den Händen der Herren von Schönburg. Zum Vorwerk Ziegelheim gehörten die Orte Ziegelheim (mit den sächsischen Anteilen von Frohnsdorf und Heiersdorf), Thiergarten, Niederarnsdorf und Uhlmannsdorf.
Mit der Hochzeit von Ernst I. von Schönburg (um 1458–1489) und Anna von Rieneck (1458–1525)[3] erhielt die Braut im Jahr 1480 das Vorwerk Ziegelheim mit den zugehörigen Dörfern als Leibgedinge. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1489 erhielt sie Ziegelheim als Vorwerk der Burg Waldenburg offiziell zum Witwensitz, welchen sie jedoch vermutlich nie bewohnt hat. In die 45-jährige Zeit ihres Besitzes von Ziegelheim fällt der Bau der Marien-Wallfahrtskirche auf einer Anhöhe im Osten des Orts.[4] Dieses zwischen 1507 und 1518 erbaute steinerne Gotteshaus ersetzte eine kleinere hölzerne Wallfahrtskirche an einer Pilgerroute, welche eine Marienstatue als Heiligtum enthielt. Zur Parochie Ziegelheim in der Superintendentur Waldenburg[5] gehörten neben Ziegelheim auch die Orte Niederarnsdorf, Thiergarten, Uhlmannsdorf und ein Anteil von Heiersdorf (Hoyersdorf) sowie die Tochterkirche in Franken.[6] Am 13. Dezember 1525 starb Anna „Gratiosa“ von Schönburg,[7] wodurch das Leibgedinge und der Witwensitz Ziegelheim mit den dazugehörigen Dörfern an das Haus Schönburg zurück fielen.
Ziegelheim war der Hauptort der Grundherrschaft Ziegelheim, die als sächsisches Lehen im Besitz der Herren von Schönburg (Linie Schönburg-Waldenburg) war. Der Dingstuhl Ziegelheim umfasste die Orte Ziegelheim mit einem Gut in Frohnsdorf und zwei Gütern in Heiersdorf (historisch als Hoyersdorf bzw. Heuersdorf bezeichnet), Thiergarten, Uhlmannsdorf, Niederarnsdorf und Gähsnitz (sächs. Anteil).
19. Jahrhundert
Nach 1813 wurde das Patrimonialgericht Ziegelheim durch das schönburgische Justizamt Remse verwaltet.[8][9] Zwischen dem Königreich Sachsen und dem Haus Schönburg erfolgte im Jahr 1835 eine Neuordnung ihres Verhältnisses.[10] Dabei wurden die unter sächsischer Lehnsherrschaft stehenden schönburg-waldenburgischen Gebiete wie die Herrschaft Remse und die Grundherrschaft Ziegelheim unter die Verwaltung des königlich-sächsischen Amts Zwickau gestellt.[11][12][13][14] Am 25. September 1856 wurden die gerichtlichen Befugnisse der Grundherrschaft Ziegelheim wie auch die der Herrschaft Remse an den sächsischen Staat abgetreten. Ziegelheim wurde seitdem bis zur Neuordnung der Verwaltung im Königreich Sachsen im Jahr 1875 durch das Gerichtsamt Remse verwaltet. Ab 1875 gehörten die Orte der einstigen Grundherrschaft Ziegelheim zunächst zur Amtshauptmannschaft Zwickau. Nachdem auf dem Gebiet der Rezessherrschaften Schönburg im Jahr 1878 eine Verwaltungsreform durchgeführt wurde, kamen sie mit dem gesamten ehemaligen Gerichtsamtsbezirk Remse im Jahr 1880 zur neu gegründeten sächsischen Amtshauptmannschaft Glauchau.[15] Thiergarten wurde im Jahr 1893 nach Ziegelheim eingemeindet und ging danach in Ziegelheim auf.
20. Jahrhundert
Bei den Verhandlungen des deutschen Reichstages über einen Gebietsaustausch und eine Grenzbereinigung zwischen dem Freistaat Sachsen und dem Land Thüringen 1928 war die heutige Gemeinde Ziegelheim besonders betroffen.[16] In dem thüringisch-sächsischen Staatsvertrag[17] vom 7. Dezember 1927 wurden bereits im Vorfeld die Gebiete festgesetzt, die die Länder wechselten.[18] Der Gesetzesentwurf[19] stammt vom 15. März 1928. Dadurch wurden die bisher zu Ziegelheim gehörigen sächsischen Anteile von Frohnsdorf und Heiersdorf, deren Flurstücke als Exklaven von thüringischem Gebiet umschlossen waren, an Thüringen abgegeben und mit den jeweiligen thüringischen Orten im Landkreis Altenburg vereinigt. Im Gegenzug wurden die bisherigen thüringischen Enklaven von Jesenitz mit dem sächsischen Gähsnitz vereinigt. Die restlichen Grenzen auf heutigem Gemeindegebiet blieben unverändert.
Am 1. Juli 1950 wurden Uhlmannsdorf und Niederarnsdorf auf sächsischer Seite nach Ziegelheim eingemeindet. Die thüringischen Dörfer Hinteruhlmannsdorf und Heiersdorf wurden am gleichen Tag zur neuen Gemeinde Engertsdorf zusammengeschlossen, der Ortsteil Hinteruhlmannsdorf führt seitdem den an die Gemeinde vergebenen Namen Engertsdorf. Der neue Ortsname wurde zu Ehren des kommunistischen Widerstandskämpfers Otto Engert vergeben, der am 11. Januar 1945 in Dresden hingerichtet wurde. Durch die zweite Kreisreform in der DDR kamen die Gemeinden Ziegelheim und Gähsnitz am 25. Juli 1952 zum ehemals thüringischen Kreis Altenburg, der dem sonst aus ehemals sächsischen Gebieten bestehenden Bezirk Leipzig zugeordnet wurde. Gähsnitz wurde am 1. Januar 1957 und Engertsdorf am 1. Januar 1973 nach Ziegelheim eingemeindet. Die Gemeinde Ziegelheim umfasste damit auch historisch zu Thüringen gehörige Ortsteile. Ziegelheim gehörte seit 1990 zum thüringischen Landkreis Altenburg, der 1994 im Landkreis Altenburger Land aufging.
Mit der Eingliederung der Gemeinden Ziegelheim und Frohnsdorf in die Großgemeinde Nobitz am 6. Juli 2018[20] verschwanden die historischen Grenzen der einstigen Grundherrschaft Ziegelheim gänzlich. Sie sind nun lediglich in der Zugehörigkeit der evangelischen Kirchgemeinden Ziegelheim (mit Uhlmannsdorf und Niederarnsdorf), Oberwiera (mit Gähsnitz) und Niederwiera (mit Heiersdorf) zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens erkenntlich, da das Gebiet wie ein Keil nach Norden in den zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gehörigen Kirchenkreis Altenburger Land hinein ragt.[21][22][23][24]
Eingemeindungen
Thiergarten wurde im Jahr 1893 nach Ziegelheim eingemeindet. Es folgten am 1. Juli 1950 die Orte Niederarnsdorf und Uhlmannsdorf und am 1. Januar 1957 Gähsnitz. Die Gemeinde Engertsdorf, die am 1. Juli 1950 aus den Gemeinden Hinteruhlmannsdorf und Heiersdorf gebildet worden war, wurde am 1. Januar 1973 nach Ziegelheim eingemeindet.
Am 6. Juli 2018 wurde Ziegelheim in die Gemeinde Nobitz eingegliedert, wodurch das ehemalige Gemeindegebiet die vier Nobitzer Ortsteile Ziegelheim (mit Uhlmannsdorf und Thiergarten), Niederarnsdorf, Gähsnitz und Engertsdorf (mit Heiersdorf) bildet.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (Stand jeweils 31. Dezember):
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- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Politik
Bürgermeister
Bürgermeister war von 1994 bis 1999 Hans-Jürgen Kasper. Seit der Wahl am 13. Juni 1999 war Mario Rohr Amtsinhaber. Er kandidierte zuletzt am 5. Juni 2016 auf der CDU-Liste und wurde mit einer Mehrheit von 78,6 % ohne Gegenkandidaten und einer Wahlbeteiligung von 19,4 % (- 0,5 %p) im Amt bestätigt.[25]
Gemeinderat
Seit der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 setzte sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
- Feuerwehr – 3 Sitze (43,7 %)
- Landsportverein – 3 Sitze (31,4 %)
- CDU – 2 Sitze (24,9 %)
Die Wahlbeteiligung lag bei 47,9 %.
Persönlichkeiten
- Heinz Wildenhain (* 11. Dezember 1927 in Uhlmannsdorf), ehemaliger Politiker der SED
Sagen
In Ziegelheim wurde die "Ziegelheimer Geistergeschichte" aus dem Jahre 1689 überliefert[26].
Literatur
- Richard Steche: Ziegelheim. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 13. Heft: Amtshauptmannschaft Glauchau. C. C. Meinhold, Dresden 1890, S. 43.
Weblinks
- Ziegelheim im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Webseite der Wallfahrtskirche St. Marien Ziegelheim
Einzelnachweise
- Beschreibung von Ziegelheim auf wikisource
- Ziegelheim auf www.total-lokal.de
- Anna von Rieneck in der Sächsischen Biographie
- Werner Herrmann. Dorfkirchen in Thüringen Verlagshaus Thüringen, 1992, ISBN 3-86087-014-9, S91
- Beschreibung der Superintendentur Waldenburg im Archiv des Freistaats Sachsen
- Beschreibung der Parochie Ziegelheim, S. 320
- Geschichte der Anna „Gratiosa“ von Schönburg auf www.ziegelheim.de
- Das Rittergut Ziegelheim in der „Monographie über das fürstliche und gräfliche Haus Schönburg“, S. 51
- Bestandteile des Justizamts Remse im „Handbuch der Geographie“, S. 410
- Die schönburgische Herrschaft Waldenburg im Archiv des Freistaats Sachsen
- Eingliederung der Herrschaft Remse mit den Dingstühlen Tirschheim und Ziegelheim in den Kreisdirektionsbezik Zwickau, „Handbuch der königlich sächsischen Gesetzgebung vom 28. und 30. Januar 1835“, S. 132
- Das Gericht Ziegelheim als Bestandteil des Amts Zwickau im Buch „Geographie für alle Stände, S. 635“
- Ziegelheim im „Handbuch der Geographie“, S. 149
- Das Amt Zwickau im Archiv des Freistaats Sachsen
- Die Amtshauptmannschaft Glauchau im Gemeindeverzeichnis 1900
- Karte mit den Austauschgebieten zwischen Sachsen und Thüringen im Jahr 1928
- Staatsvertrag
- Karte mit den Austauschgebieten
- Gesetzesentwurf
- Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr.7 2018 vom 5. Juli 2018, aufgerufen am 6. Juli 2018
- Darstellung der Region Waldenburg mit der Kirchgemeinde Ziegelheim auf der Webseite der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens
- Die Kirchengeschichte von Niederwiera auf einer privaten Webseite
- Die Kirchengeschichte von Oberwiera und Neukirchen auf einer privaten Webseite
- Webseite der Kirchgemeinde Oberwiera-Schönberg
- Ergebnisse der Bürgermeisterwahlen auf der Seite des Landeswahlleiter Thüringen, abgerufen am 31. Juli 2016
- Steffen Winkler: "Ziegelheimer Geistergeschichten", In: "Schriftenreihe Sonderheft"(Sagen und Sagenhafte Erzählungen aus Glauchau und Umgebung), Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau, 1981, DDR, S. 25–26