Valchava
Valchava (; deutsch und bis 1943 offiziell Valcava) war bis zum 31. Dezember 2008 eine politische Gemeinde im Kreis Val Müstair im Bezirk Inn des Kantons Graubünden in der Schweiz.
Valchava | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Graubünden (GR) |
Region: | Engiadina Bassa/Val Müstair |
Politische Gemeinde: | Val Müstair |
Postleitzahl: | 7535 |
frühere BFS-Nr.: | 3846 |
Koordinaten: | 827496 / 165246 |
Höhe: | 1440 m ü. M. |
Fläche: | 16,67 km² |
Einwohner: | 198 (31. Dezember 2007) |
Einwohnerdichte: | 12 Einw. pro km² |
Website: | www.cdvm.ch |
Valchava mit spätgotischer Dorfkirche | |
Karte | |
Per 1. Januar 2009 fusionierte Valchava mit den übrigen Schweizer Gemeinden der Talschaft (Fuldera, Lü, Müstair, Santa Maria Val Müstair und Tschierv) zur Gemeinde Val Müstair. Der Name Valchava bedeutet «Tiefes Tal».
Geographie
Die ehemalige Gemeinde liegt am rechtsseitigen Hang des Val Müstair (Münstertal) 1,8 Kilometer westlich von Santa Maria Val Müstair. Sie besteht aus dem Dorf, dem Weiler Valpaschun (1771 m) und diversen Gehöften. Sowohl im Süden wie auch im Norden reicht die Gemeindegrenze bis auf 2900 m. Höchster Punkt der Gemeinde ist der Piz Terza (2907 m) ganz im Norden.
Vom gesamten früheren Gemeindegebiet von 1671 ha sind 566 ha bewaldet und 313 ha Gebirge. Der Grossteil des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens, nämlich 618 von 768 ha, werden als Maiensässen bewirtschaftet. Die restlichen 24 ha des Areals sind Siedlungsfläche.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |||||
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Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 2000 | 2007 |
Einwohner | 208 | 218 | 252 | 202 | 198 |
Sprachen
Im 19. Jahrhundert gab es zwar schon eine kleine deutschsprachige Minderheit, doch schrumpfte diese bis 1970 immer mehr. 1880 gaben 69 %, 1910 72 %, 1941 75 % und 1970 sogar 90 % das Romanische als ihre Muttersprache an. Die Sprache der Mehrheit ist bis heute Jauer, ein Dialekt des bündnerromanischen Vallader. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
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Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
Deutsch | 44 | 20,18 % | 31 | 15,20 % | 37 | 18,32 % |
Rätoromanisch | 168 | 77,06 % | 167 | 81,86 % | 163 | 80,69 % |
Italienisch | 5 | 2,29 % | 6 | 2,94 % | 2 | 0,99 % |
Einwohner | 218 | 100 % | 204 | 100 % | 202 | 100 % |
Religionen und Konfessionen
In den 1530er-Jahren wechselten die Bewohner nach der Reformation zum protestantischen Glauben. Für die katholischen Gläubigen wurde 1896 die katholische Kirche erbaut.
Herkunft und Nationalität
Von den Ende 2005 200 Bewohnern waren 193 Schweizer Staatsangehörige.
Verkehr
Die Gemeinde ist durch die Postautolinie Zernez–Mals ans Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen.
Geschichte
Erste Erwähnung findet der Ort in einem Urbar des Klosters Müstair. Dieses und die Abtei Marienberg hatten damals Besitzungen in Valchava. 1879 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Valpaschun mit Valchava fusioniert.
Wappen
Beschreibung: In Gold (Gelb) ein gestürzter blauer Sparren. Das Wappen versinnbildlicht den Gemeindenamen gleich zweifach: Der Sparren steht einmal für den Anfangsbuchstaben der Gemeinde und zugleich für den Begriff «Val».
Sehenswürdigkeiten
- Unter Denkmalschutz steht die reformierte Dorfkirche.
- In der Chasa Jaura steht das Talmuseum des Münstertals.[1]
- Wohnhaus Melcher, erbaut um 1800, spätes Beispiel eines Herrenhauses[2]
- Drei Chorfenster in der katholischen Kirche von August Wanner[3]
- Mitte September 2006 wurde rund um Valchava der etwa 5 km lange Naturerlebnispfad Senda Trafögl eingeweiht. Dieser ist in vier Erlebnisbereiche unterteilt, die sich an den vier Elementen Wasser, Luft, Erde und Feuer orientieren (siehe auch: Vier-Elemente-Lehre). Der Weg beginnt auf der nördlichen Talseite und führt zunächst in Richtung Westen entlang des Rambach (in diesem Teil beschäftigt er sich mit dem Element Wasser), steigt dann bis auf 1552 Meter an (Element Luft), um dann in Höhe Rünca Sot abzufallen und die Talstrasse zu queren. Er setzt sich auf der Südseite des Tals mit den Elementen Erde und Feuer auseinander und steigt dabei auf maximal 1648 Meter an. Dabei dominieren u. a. Holzschnitzereien und Metallskulpturen. Er endet in etwa in Höhe des alten Kalkofens am Rande von Valchava.
- Südlich des Dorfes steht am Waldrand ein mehrere hundert Jahre alter Kalkofen (Chalchera im rätoromanischen Idiom Vallader), der 1943 letztmals verwendet wurde. Er wurde 1982 renoviert. Der entstehende Kalk diente der Mörtelherstellung und dem Verputzen von Wänden.
- Historischer Kalkofen.
- Aussenansicht.
- Darstellung der Ofenschichtung. Füllgut ist calciumcarbonatreicher Kalkstein.
Persönlichkeiten
- Not Bott (* 14. Mai 1927 in Valchava, † 24. November 1998 in Poschiavo), Holzbildhauer. Kunst am Bau und Platzgestaltung.[4]
Literatur
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
- Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Chur/Zürich 2003, ISBN 3-7253-0741-5.
- 120 ons Valchava – Valpaschun. [miss insembel da Hans-Peter Schreich-Stupan]. Biblioteca Jaura, Valchava 1999.
Weblinks
- Paul Eugen Grimm: Valchava. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Website des Museums Chasa Jaura
- Valcava auf eLexikon
- Valpaschun auf eLexikon
- Valchava auf e-pics.ethz.ch/index
Einzelnachweise
- Chasa Jaura (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Wohnhaus Melcher (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden S. 295
- Franz Müller: Bott, Not. In: Sikart (Stand: 2007), abgerufen am 11. September 2020.