Susch

Susch (; deutsch und bis 1943 offiziell Süs) ist ein Dorf in der Gemeinde Zernez, die im Kreis Sur Tasna im Bezirk Inn des Kantons Graubünden in der Schweiz liegt.

Susch
Wappen von Susch
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Engiadina Bassa/Val Müstair
Politische Gemeinde: Zernezi2
Postleitzahl: 7542
frühere BFS-Nr.: 3744
Koordinaten:800773 / 181008
Höhe: 1438 m ü. M.
Fläche: 93,93 km²
Einwohner: 219 (31. Dezember 2008)
Einwohnerdichte: 2 Einw. pro km²
Website: www.susch.ch
Susch

Susch

Karte
Karte von Susch
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Bis am 31. Dezember 2014 war Susch eine eigene politische Gemeinde. Am 1. Januar 2015 wurde sie mit der Gemeinde Lavin in die Gemeinde Zernez fusioniert.

Wappen

Blasonierung: In Silber (Weiss) auf grünem Dreiberg drei gezinnte schwarze Türme

Das Wappen stellt drei ehemalige Befestigungsanlagen auf den Hügeln bei Susch dar. Es ist die Vereinfachung eines Siegels der ehemaligen Gemeinde.

Geographie

Susch um 1875
Historisches Luftbild von Werner Friedli (2. September 1947)

Susch liegt am Inn im Unterengadin am Fuss des Flüelapasses, in unmittelbarer Nähe zum Schweizer Nationalpark. Die ehemalige Gemeinde ist 93,35 km² gross. Durch das Dorf fliesst die Susasca. Sie kommt vom Flüelapass herunter und mündet in Susch in den Inn.

Geschichte

Bronze- und eisenzeitliche Funde gibt es auf den Hügeln Chaschlins, Padnal, Motta da Palü und Chaschinas. 1161 wurde Susis erstmals erwähnt, bis 1943 war Süs offizieller deutscher Name. Der Turm La Praschun wird um 1200 erwähnt, der Plantaturm stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert. Die Herren von Süs sind seit 1299 nachgewiesen. 1325 löste sich Susch mit Lavin kirchlich von Ardez, seit 1422 ist es eine eigene Pfarrei. Die erschlossenen Weidegebiete im Flüela- und Vereinatal wurden im 14. und im 16. Jahrhundert an Davos und an Prättigauer Gemeinden verkauft. Das Dorf Susch wurde 1499 im Schwabenkrieg von österreichischen Truppen zerstört. In der gotischen Kirche San Jon, die um 1515 erbaut wurde, fand 1537–1538 die bekannte Disputation der Engadiner Geistlichen statt. 1550 führte Susch die Reformation ein. Erster reformierter Pfarrer war Ulrich Campell. 1635 legten der Herzog Henri de Rohan und Jörg Jenatsch auf Chaschinas die sternförmige Festungsanlage Fortezza an. 1652 kaufte sich Susch von Österreich los und gehörte bis 1851 zur Gerichtsgemeinde Obtasna. 1742 wurden Empore und Orgel im barocken Stil in die Kirche eingebaut.

Susch lebte bis zum Bau der Engadiner Linie der Rhätischen Bahn 1913 vorwiegend vom Verkehr über den Flüelapass. 1925 wütete ein grosser Dorfbrand. 1999 wurde der Vereinatunnel eröffnet, der zu einem Anstieg der Beschäftigten im Dienstleistungssektor führte, die 65 Prozent der Arbeitsplätze ausmachen.[1][2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Reformierte Kirche Susch und Tuor Planta
In Susch
  • Die spätgotische reformierte Dorfkirche (mit romanischem Turm) steht unter Denkmalschutz.
  • Neben der Kirche steht der mittelalterliche Tuor Planta, ebenfalls nahe bei der Kirche seit Sommer 2020 der Tuor per Susch des Engadiner Künstlers Not Vital.[3]
  • Turm la Praschun aus dem 13. Jahrhundert
  • Oberhalb des Dorfes steht die Fortezza Rohan, die während der Bündner Wirren im 17. Jahrhundert angelegt wurde.
  • Zwischen Susch und Zernez, bereits auf Zernezer Territorium, liegt die Fuorcha, die mittelalterliche und frühneuzeitliche Hinrichtungsstätte

Museum

Am 29. Dezember 2018 wurde in Susch das «Muzeum Susch» eröffnet, für die Öffentlichkeit zugänglich ist es seit dem 2. Januar 2019[4]. Die polnische Kunstsammlerin und Unternehmerin Grażyna Kulczyk kaufte die ehemalige Brauerei und richtete darin ein Museum für moderne Kunst ein.[5][6]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr1850[7]1900195020002008
Einwohner401349283199219

Sprachen

Die Alltagssprache in Susch ist das bündnerromanische Idiom Vallader. Schon im 19. Jahrhundert ging eine Minderheit zur Deutschen Sprache über. Gaben 1880 noch 74 % der Bewohner Romanisch als Muttersprache an, waren es 1900 noch 71 %. Doch dann folgte eine Renaissance der romanischen Sprache: 1941 gaben 81 % Romanisch als ihre Sprache an. Seit 1980 findet ein begrenzter Sprachwechsel zum Deutschen statt. Gemeinde und Schule sind die Stützen des Romanischen. 1990 konnten sich 86 % und im Jahr 2000 85 % auf Romanisch verständigen.

Sprachen in Susch
SprachenVolkszählung 1980Volkszählung 1990Volkszählung 2000
AnzahlAnteilAnzahlAnteilAnzahlAnteil
Deutsch2712,44 %3215,76 %5929,65 %
Rätoromanisch17580,65 %15978,33 %13065,33 %
Italienisch156,91 %73,45 %73,52 %
Einwohner217100 %203100 %199100 %

Religionen und Konfessionen

Die Bürger der ehemaligen Gemeinde Susch wechselten 1550 zum protestantischen Glauben. Heute sind etwa zwei Drittel der Bewohner evangelisch-reformiert und ein Drittel gehören dem katholischen Glauben an. Es gibt viele konfessionell gemischte Familien.[1][2]

Herkunft und Nationalität

Von den Ende 2005 ansässigen 211 Bewohnern waren 195 Schweizer Staatsangehörige.

Verkehr

Bahnhof Susch

Die Ortschaft Susch wird eisenbahntechnisch vom gleichnamigen Bahnhof an der Bahnlinie Pontresina-SamedanScuol-Tarasp der Rhätischen Bahn (RhB) erschlossen. Auf dem Territorium der ehemaligen Gemeinde Susch liegt der Bahnhof Sagliains am Südportal des Vereinatunnels. In Sagliains ist der Autoverladebahnhof des Vereinatunnel. Im Westen beginnt / endet der Flüelapass (Hauptstrasse 28). Die Hauptstrasse 28 und 27 führt durch den Ort.

Wirtschaft

Im Jahr 2010 wurde in Susch die Clinica Holistica Engiadina eröffnet.

Literatur

  • Paul Eugen Grimm: Susch. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
Commons: Susch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Susch, vom Bahnhof aus gesehen

Einzelnachweise

  1. Paul Eugen Grimm: Susch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Dezember 2016, abgerufen am 7. Januar 2019.
  2. Reinhard Kramm: Der Engel könnte einsam werden. In: reformiert. 24. Juni 2015, abgerufen am 7. Januar 2019.
  3. https://widmerwandertweiter.blogspot.com/2020/09/der-turm-von-susch.html
  4. Muzeum Susch. In: MUZEUM SUSCH. Abgerufen am 7. Januar 2019.
  5. Marina U. Fuchs: Mäzenin macht Susch zum Kunstmekka. In: Südostschweiz. 5. Januar 2017, abgerufen am 7. Januar 2019.
  6. Das Muzeum in Susch. Gespräch und Führung mit den Architekten Chasper Schmidlin und Lukas Voellmy. In: #Kulturerbe2018. 18. Juli 2018, abgerufen am 7. Januar 2019.
  7. Paul Eugen Grimm: Susch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Dezember 2016.
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