Mals
Mals (italienisch Malles Venosta, Vallader ) ist eine italienische Marktgemeinde mit 5287 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) im Vinschgau in Südtirol. Hauptort der Gemeinde ist das gleichnamige Dorf Mals.
Mals | |
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(italienisch: Malles Venosta) | |
Wappen
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Karte |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Vinschgau |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2019) |
5.088/5.287 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
96,92 % deutsch 3,00 % italienisch 0,08 % ladinisch |
Koordinaten | 46° 41′ N, 10° 33′ O |
Meereshöhe: | 921–3738 m s.l.m. (Zentrum: 1051 m s.l.m.) |
Fläche: | 247,1 km² |
Dauersiedlungsraum: | 24,1 km² |
Fraktionen: | Burgeis, Laatsch, Mals, Matsch, Planeil, Plawenn, Schleis, Schlinig, Tartsch, Ulten-Alsack |
Nachbargemeinden: | Glurns (I), Graun im Vinschgau (I), Laas (I), Schlanders (I), Schluderns (I), Schnals (I), Scuol (CH), Sent (CH), Sölden (A), Taufers im Münstertal (I) |
Postleitzahl: | 39024 |
Vorwahl: | 0473 |
ISTAT-Nummer: | 021046 |
Steuernummer: | 82006550212 |
Bürgermeister (2020): | Josef Thurner (SVP) |
Geographie
Die Gemeinde Mals befindet sich im Vinschgau, genauer im Vinschger Oberland im Nordwesten Südtirols. Das Gemeindegebiet, mit 247,1 km² das flächenmäßig zweitgrößte der Provinz, umfasst Teile des Etschtals, mehrere Seitentäler und umliegende Berggebiete.
Die meisten dörflichen Siedlungen liegen im Etschtal, das hier am Oberlauf der Etsch von mächtigen Schwemmkegeln wie der Malser Haide charakterisiert wird. Auf der östlichen, orographisch linken Talseite befinden sich der von der Puni durchflossene Hauptort Mals (1051 m), das sich zwischen Tartscher Bichl und Sonnenberg schmiegende Tartsch (1029 m) und die kleine Fraktion Ulten-Alsack (1450–1626 m). Auf der westlichen Talseite reihen sich direkt an der Etsch Burgeis (1216 m), Schleis (1064 m) und Laatsch (984 m).
Im Osten reicht das Gemeindegebiet von Mals weit in die Ötztaler Alpen hinein, die hier in Planeiler Berge, Saldurkamm und Schnalskamm unterteilt werden. Gegliedert wird das von zahlreichen Dreitausendern überragte Gebiet von drei Seitentälern des Vinschgaus, dem Matscher Tal, dem Planeiltal und dem Plawenntal, die den Siedlungen Matsch (1584 m), Planeil (1599 m) und Plawenn (1730 m) Platz bieten. Über dem Talschluss des vom Saldurbach entwässerte Matscher Tals erheben sich im Schnalskamm die höchsten Punkte des Gemeindegebiets, die Weißkugel (3738 m) und die Innere Quellspitze (3516 m). Über diese zum Alpenhauptkamm zählenden, vergletscherten Hochgipfel verläuft die italienisch-österreichische Staatsgrenze zum Bundesland Tirol. Zu weiteren bedeutenden Gipfeln im Malser Anteil der Ötztaler Alpen zählen beispielsweise im Saldurkamm die Schwemser Spitze (3459 m), die Lagaunspitze (3438 m) und die Saldurspitze (3433 m), in den Planeiler Bergen der Äußere Bärenbartkogel (3473 m), der Rabenkopf (3393 m) und der Danzebell (3148 m).
Die Berge im westlichen Gemeindegebiet werden größtenteils zur Sesvennagruppe gerechnet, in der auch einige Dreitausender wie der Piz Rims (3067 m) aufragen. Vom Etschtal aus erschlossen werden sie vom unbewohnten Zerzer Tal, dem Schlinigtal mit der Ortschaft Schlinig (1726 m) und dem Münstertal, von dem aber nur der Taleingangsbereich zu Mals gehört. Über dem Talschluss des Schlinigtals befindet sich die italienisch-schweizerische Staatsgrenze zum Kanton Graubünden. Im äußersten Südwesten erreicht das Gemeindegebiet am Glurnser Köpfl (2395 m) im Chavalatschkamm die nördlichsten Ausläufer der Ortler-Alpen, die im Nationalpark Stilfserjoch unter Schutz gestellt sind.
Geschichte
Neben dem bekannten Altsiedelgebiet des Tartscher Bichls waren auch die Hänge westlich von Laatsch in grauer Vorzeit besiedelt. Östlich von Thanei zwischen Lagaunspitze und Schwemser Spitze wurden prähistorische Rastplätze für Jäger und Sammler gefunden.[1]
Die Örtlichkeit ist 1094 als Malles ersturkundlich genannt. Das Ausgangswort ist nicht sicher rekonstruierbar. Wenn es stimmt, dass Mals erst in der Merowingerzeit gegründet wurde, kann franko-lateinisch mallus (’Versammlungsort, Malstätte‘) zugrunde liegen.[2]
Die frühe Eindeutschung der Flurnamen und diverse Funde legen nahe, dass die Gegend bei Mals ein frühes Zentrum der fränkischen Verwaltung in Churrätien gewesen sein könnte.[2]
Der heutige, sehr weiträumige Gebietsumfang der Gemeinde geht auf das Jahr 1928 zurück, als die bis dato eigenständigen Burgeis, Laatsch, Matsch, Planeil, Schleis, Schlinig und Tartsch eingemeindet wurden.
Sehenswürdigkeiten
Politik
Bürgermeister
Bürgermeister seit 1952:[3]
- Karl Stecher: 1952–1974
- Albert Flora: 1974–1991
- Josef Noggler: 1991–2008
- Ulrich Veith: 2009–2020
- Josef Thurner: seit 2020
Gemeinderat
Der Gemeinderat von Mals setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2020 wie folgt zusammen:
- 17 Sitze SVP
- 1 Sitz Partito Democratico
2014: Volksabstimmung zur „pestizidfreien Gemeinde“
In einer im September 2014 durchgeführten Volksabstimmung erklärte sich Mals bei einer Wahlbeteiligung von fast 70 % mit einer Zustimmung von 75,88 % zu einer „Pestizid-freien Gemeinde“ („zur ersten Europas“).[4][5] Nachdem der Gemeinderat diesem Votum Anfang 2016 im dritten Anlauf mit dem Erlass einer Pestizid-Verbots-Verordnung Rechnung getragen hatte,[6] wurde das zugrundeliegende Referendum im Mai 2016 vom Landgericht Bozen für ungültig erklärt:[7]
- das „Promotorenkomitee für eine pestizidfreie Gemeinde Mals“ habe keinen Rechtsanspruch auf Abhaltung der streitgegenständlichen Volksabstimmung gehabt,
- die vorgelegte Fragestellung sei unzulässig gewesen und somit
- alle weiteren darauf aufbauenden Maßnahmen im Zusammenhang mit der Volksabstimmung unwirksam.
Die Bewegung findet ihren Widerhall in dem 2017 veröffentlichten Buch Das Wunder von Mals - Wie ein Dorf der Agrarindustrie die Stirn bietet des österreichischen Autors und Dokumentarfilmers Alexander Schiebel[8] und dem gleichnamig darauf beruhenden, Ende Mai 2018 in München erstveröffentlichten[9] Dokumentarfilm desselben Autors.[10]
Mit Datum 9. Oktober 2019 wurde das Urteil des Verwaltungsgerichtes Bozen in Bezug auf die Anfechtung der Durchführungsverordnung der Gemeinde Mals über die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln im Gemeindegebiet veröffentlicht. Das Gericht hat entschieden, dass die Durchführungsverordnung (Nr. 2 vom 29. März 2016) nichtig ist. "Das Verbot des Ausbringens von chemisch synthetischen Pflanzenschutzmitteln könne nicht durch eine Gemeinde verordnet werden. Sie sei dafür nicht zuständig und verfüge in diesem Bereich über keine normsetzende Befugnis", so die Autonome Sektion Bozen des Verwaltungsgerichts.[11][12]
Die Staatsanwaltschaft Bozen erhob Klage gegen Bürgermeister Ulrich Veith, weil er das Bürgerreferendum durchgeführt hatte. Damit habe er 25.000 Euro öffentliche Gelder veruntreut. Der Rechnungshof Bozen wies die Klage ab und sprach Veith frei, er habe mit der Durchführung des Referendums absolut richtig gehandelt.[13][14] 2020 wurde die Gemeinde mit dem EuroNatur-Preis ausgezeichnet.
Verkehr
Für den Kraftverkehr ist Mals in erster Linie durch die SS 40 erschlossen. Zudem endet im Gemeindegebiet die Vinschgaubahn, die am Bahnhof Mals eine Zugangsstelle bietet. Der Bahnhof ist auch ein Umsteigeknoten für den lokalen Busverkehr sowie Busverbindungen Richtung Österreich und Schweiz.
Das Gemeindegebiet wird von der Radroute 2 „Vinschgau–Bozen“ durchquert, die parallel zur Etsch durch Burgeis, Schleis und Laatsch verläuft. Zudem bestehen ausgewiesene Strecken, die diese drei Dörfer jeweils mit dem Hauptort Mals verbinden.
Bildung
Mals ist Sitz eines deutschsprachigen Schulsprengels. Dieser umfasst auf Gemeindegebiet sieben Grundschulen (in Burgeis, Laatsch, Mals, Matsch, Planeil, Schleis und Tartsch) und eine im Hauptort Mals angesiedelte Mittelschule.[15]
Zudem ist Mals die einzige Gemeinde im Vinschger Oberland, in der sich weiterführende Schulen befinden. Das Oberschulzentrum „Claudia von Medici“ im Hauptort Mals beinhaltet drei Schultypen: ein Sozialwissenschaftliches Gymnasium, eine Wirtschaftsfachoberschule und eine Sportoberschule.[16] In Burgeis ist die Fachschule für Land- und Forstwirtschaft „Fürstenburg“ angesiedelt.[17]
Persönlichkeiten
- Josef Stecher (1775–1862), Tiroler Freiheitskämpfer 1809, Adjutant von Major Martin Rochus Teimer von Wildau
- Anton Stecher (1805–1895), Bürgermeister und Schützenhauptmann
- Johann Rufinatscha (1812–1893), Tiroler Komponist des 19. Jahrhunderts
- Heinrich Flora (1829–1902), Arzt
- Ignaz Verdroß von Droßberg (1851–1931), General der Infanterie im Ersten Weltkrieg
- Walter Caldonazzi (1916–1945), Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
- Karl Plattner (1919–1986), Kunstmaler
- Paul Maria Hafner (1923–2010), Offizier der Waffen-SS und KZ-Aufseher
- Wilhelmine Habicher (1927–2013), Mundartdichterin
- Arnaldo Di Benedetto (* 1940), Universitätsdozent und literarischer Kritiker
- Karl Prossliner (* 1953), Dokumentarfilmer
- Eduard Habicher (* 1956), Bildhauer
- Sepp Noggler (* 1957), Politiker (SVP)
- Richard Theiner (* 1958), Politiker (SVP)
- Erich Stecher (* 1960), Kunstmaler
- Gabriel Grüner (1963–1999), Journalist des Magazins „Stern“
- Hans Perting (* 1963), Apotheker und Schriftsteller
- Ludwig Sprenger (1971–2019), Skifahrer
Ehrenbürger
- Schwester Cyrina (Regina Gostner): Schwester Cyrina wurde am 20. April 1913 in St. Andrä bei Brixen geboren und trat 1933 dem Orden der Barmherzigen Schwestern bei. Am 3. Februar 1943 kam sie nach Mals und betreute im damaligen Spital die Patienten. Von ihren Mitschwestern wurde sie zur Oberin gewählt, von der Bevölkerung aufgrund ihrer Fürsorglichkeit und ihrer Kompetenz sehr geschätzt. Über mehrere Jahrzehnte leitete sie das Altersheim und betreute zuerst mit dem Gemeindearzt Hans Maier und später mit Martin Brugger die Bewohner. 1976 wurde ihr die Verdienstmedaille des Landes Tirol verliehen. 1997 gab sie die Leitung des Altersheimes ab, stellte ihre Arbeitskraft im Rahmen ihrer Möglichkeit aber immer noch dem Haus zur Verfügung. Als Anerkennung für ihre Dienste zum Wohle der Bevölkerung erhielt Schwester Cyrina mit einstimmigem Beschluss des Gemeinderates am 23. März 1983 die Ehrenbürgerschaft.
- Karl Stecher (Hirschenwirt und Altbürgermeister): Karl Stecher wurde am 30. August 1900 in Mals geboren und verstarb am 22. Juni 1981 daselbst. Karl Stecher führte für etliche Jahre den elterlichen Gasthof Zum Hirschen. Von 1943 bis 1945 hatte er das Amt als kommissarischer Verwalter der Gemeinde Mals inne. Im Jahre 1945 musste er das Gemeindeamt verlassen, da sich mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die politische Situation in Südtirol änderte. Von 1952 bis 1974 war Karl Stecher dann allerdings durchgehend Bürgermeister von Mals. Er leitete also 22 Jahre lang durchgehend die Geschicke der Gemeinde Mals und wurde als weitsichtiger und geradliniger Verwalter geschätzt. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er am 23. November 1978 vom Gemeinderat einstimmig zum Ehrenbürger der Gemeinde Mals ernannt.
Der Gemeinderat von Mals hat mit Beschluss Nr. 45 vom 30. September 2013 die Verleihung folgender Ehrenbürgerschaften beschlossen:
- Paul Thöni, geb. 1926: Direktor der Mittelschule Mals im Ruhestand für Verdienste von außerordentlicher Tragweite im Auf- und Ausbau der Mittelschule im Obervinschgau
- Max Bliem, geb. 1936: Direktor des Oberschulzentrums Mals im Ruhestand für Verdienste von außerordentlicher Tragweite im Auf- und Ausbau des Oberschulzentrums in Mals
- Martin Brugger, geb. 1944: Amtsarzt der Gemeinde Mals im Ruhestand für Verdienste von außerordentlicher Tragweite im Rahmen der ärztlichen Grundversorgung in der Gemeinde Mals
Literatur
- P. Jukundus Schmied: Malles – Geschichtliches aus der Vergangenheit und Gegenwart. Fb. Hofbuchdruckerei A. Weger, Bressanone 1942 – A.XX
- Josef Dietl: Chronik der Marktgemeinde Mals. P. Cölestin Stampfer, Meran 1885
- Mercedes Blaas: Siebenkirchen – Geschichte der Pfarre Mals. Tappeiner, Bozen 1992, ISBN 88-7073-138-3
Weblinks
- Gemeinde Mals
- Landschaftsplan der Gemeinde Mals. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
Einzelnachweise
- GeoBrowser. Provinz Bozen, abgerufen am 20. November 2021.
- Diether Schürr: Der Tartscher Bichl und die Deutung von Ortsnamen im Obervinschgau. In: Österreichische Namensforschung. Band 3, Jg. 36, 2008, S. 53–83 (academia.edu).
- Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindeverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.
- Malser Pestizidverbot geht durch. In: Salto.bz. 16. Juli 2015 (salto.bz [abgerufen am 10. August 2018]).
- Interview mit A.Schiebel auf BR, abgerufen am 7. Dezember 2017
- Malser Gemeinderat verabschiedet Pestizidverbot. In: Salto.bz. 30. März 2016 (salto.bz [abgerufen am 10. August 2018]).
- Malser Volksabstimmung ungültig. In: Salto.bz. 24. Mai 2016 (salto.bz [abgerufen am 10. August 2018]).
- Buch zum Film. In: Das Wunder von Mals. 17. Mai 2018 (wundervonmals.com [abgerufen am 10. August 2018]).
- Premieren München & Mals. In: Das Wunder von Mals. 15. Mai 2018 (wundervonmals.com [abgerufen am 10. August 2018]).
- Das Wunder von Mals. Abgerufen am 10. August 2018 (deutsch).
- Malser Verbot ist nichtig – Die Neue Südtiroler Tageszeitung. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- Pflanzenschutz: EU-Regeln ausreichend – Malser Urteil nichtig. Abgerufen am 31. Oktober 2019.
- Michael Braun: Südtirol klagt gegen Umweltschützer: Pestizidrebellen vor Gericht. In: Die Tageszeitung: taz. 8. September 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 11. September 2020]).
- Rechnungshof: Bürgermeister Veith freigesprochen - TGR Tagesschau. Abgerufen am 11. September 2020.
- Schulsprengel Mals. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 1. Mai 2017.
- Oberschulzentrum »Claudia von Medici« Mals. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 1. Mai 2017.
- Fachschule für Landwirtschaft 'Fürstenburg'. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 1. Mai 2017.