Tonalepass
Der Tonalepass (italienisch Passo del Tonale, deutsch veraltet: Tunölpass) ist ein 1882 m s.l.m.[1] hoher Alpenpass in Italien, etwa auf halber Luftlinie zwischen Trient und der Berninagruppe (Grenze zur Schweiz). Der Pass wird von der Strada Statale 42 del Tonale e della Mendola überquert.
Passo del Tonale / Tonalepass | |||
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Gedenkstätte mit Beinhaus (ital. Ossario) für am Tonalepass während des Ersten Weltkrieges gefallene italienische Soldaten | |||
Himmelsrichtung | West | Ost | |
Passhöhe | 1882 m s.l.m. [1] | ||
Ital. Provinz Region: | Brescia Lombardei |
Trentino T.-Südtirol | |
Wasserscheide | Oglio → Po | Vermigliana → Noce → Etsch | |
Talorte | Ponte di Legno, Edolo (Valcamonica) | Cles (Val di Sole, Nonstal) | |
Ausbau | Strada Statale 42 del Tonale e della Mendola | ||
Erbaut | 1854–1856 | ||
Gebirge | Ortlergruppe (Nord) Adamello-Presanella-Alpen (Süd) | ||
Karte | |||
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Koordinaten | 46° 15′ 29″ N, 10° 34′ 51″ O |
Lage
Der Pass trennt das lombardische Valcamonica im Westen vom Val di Sole (Sulztal), einem Seitental des Nonstals, im Trentino im Osten. Diese zwei Täler bilden die Tonalelinie, den Westteil der periadriatischen Naht, einer aktiven geologischen Störungslinie, die sich östlich bis Friaul und Slowenien fortsetzt.
Der Pass liegt auf der Wasserscheide zwischen Po (die Gewässer, die nach Westen fließen) und Etsch (die Gewässer, die nach Osten fließen).
Südlich des Tonalepasses schließt sich die Adamellogruppe mit der Bergkette der Presanella an, im Norden der Hauptkamm der Ortler-Alpen. Vom Pass und einigen Kilometern davor hat man einen prächtigen Blick nach Süden – Paradiso 2600 m und in 10–15 km die Gipfel rings um den Adamello (3.554 m) –, während 3 km nördlich die zwei Gipfel des Monte Tonale (2.700 m) liegen.
Auf dem Pass ist ein italienisches Kriegsdenkmal (Monumento Ossario) von 1936, eine Kirche und der Albergo della Vittoria („Gasthof zum Sieg“).
Geschichte
Im Oktober–November 1166 zog der Stauferkaiser Friedrich I. erneut nach Italien, um die rebellischen Italiener zu unterwerfen. Als die guelfischen Veroneser die Veroneser Klause sperrten, umging der Kaiser diese, indem er über den Tonalepass zog und über die Valcamonica die Lombardei erreichte.[2] Ansonsten aber hatte der Tonalepass eher Bedeutung für den Handelsverkehr. Der war aber, zumindest ab dem späten Mittelalter sogar international und überaus bedeutend. An die Bedeutung, die der Tonale einst im Mittelalter hatte, erinnert ein Hospiz (1971 m) nordöstlich oberhalb des eigentlichen Passes. Hier führte einst der alte Saumweg entlang, weshalb man dann an dieser Stelle auch das Hospiz mit einer romanischen San-Bartolomeo-Kapelle anlegte.
Von 1854 bis 1856 wurde der alte Saumweg über den Tonalepass durch eine moderne Fahrstraße ersetzt (Planung durch Anton Geppert), die anfangs vor allem aus militärischen Aspekten heraus erbaut wurde. Nachdem 1887 die Straße über den Mendelpass und 1938 auch die über das Gampenjoch fertiggestellt wurde, wertete dies letztendlich auch den Tonalepass auf. Eine weitere Aufwertung verpasste der Tonalepass, als eine geplante Schmalspurbahn zwischen Tirano und Malè, die neben dem Apricapass auch den Tonalepass überqueren sollte, nicht gebaut wurde.[3]
Der Pass war früher die Grenze zwischen der Lombardei im Westen und Tirol im Osten. Im Sardinischen Krieg 1859 verlor Österreich seine Herrschaft über die Lombardei. Damit wurde der Pass zur Grenze zwischen Italien und Österreich bis zum Ersten Weltkrieg.
Erster Weltkrieg
Am Anstieg aus dem Val di Sole zum Pass befinden sich die Ruinen der österreichisch-ungarischen Sperre Tonale.
Im Gebirgskrieg 1915–1918 war der Pass dann Teil der Kriegsfront zwischen Italien und Österreich-Ungarn. Im Sommer 1918 führten hier die Österreicher einen Scheinangriff, das Unternehmen Lawine, um von dem eigentlich geplanten Angriff im Osten im Zuge der zweiten Piaveschlacht abzulenken.
In den Wirren der letzten Kriegstage des Ersten Weltkriegs stießen italienische Truppen auch über den Tonalepass östlich in das Nonstal vor, schnitten österreichisch-ungarischen Truppen den Weg nach Norden ab und nahmen sie gefangen. Dies geschah in der Folge der für Italien siegreichen Schlacht von Vittorio Veneto und des Waffenstillstands von Villa Giusti.
Heute bildet der Pass die Grenze zwischen den italienischen Regionen Trentino-Südtirol im Osten und der Lombardei im Westen.
- Grenzübergang Österreich / Italien auf dem Tonalepass im Jahre 1902
- Österreichisches Festungswerk Tonale
- Österreichisches Festungswerk Presanella am Tonalepass
- Tonalepass im Sommer
- Schneebedeckter Tonalepass
- Blick auf die Hauptstraße im Ort mit Passschild
Weblinks
Einzelnachweise
- Webgis Trentino
- Regesta Imperii IV. 2/1, Wien-Köln: Böhlau 1991, S. 259.
- Steffan Bruns: Alpenpässe – Geschichte der alpinen Passübergänge. Die Pässe beiderseits der Brenner-Route. Band 1. L. Staackmann Verlag, München 2010, ISBN 978-3-88675-256-0, S. 93.