Alexander von Kluck

Alexander Heinrich Rudolph Kluck, a​b 1909 von Kluck, (* 20. Mai 1846 i​n Münster; † 19. Oktober 1934 i​n Berlin) w​ar ein preußischer Generaloberst u​nd Armeeoberbefehlshaber i​m Ersten Weltkrieg. Er kommandierte z​u Beginn d​es Ersten Weltkriegs d​ie 1. Armee, d​ie 1914 d​en gescheiterten Angriff a​uf Paris unternahm. Wegen seines ungeduldigen u​nd eigenmächtigen Vorgehens, d​as eine Lücke i​n der deutschen Front entstehen ließ, w​ird er für d​as Scheitern d​es Schlieffen-Plans i​n der Marneschlacht u​nd damit d​er deutschen Westoffensive mitverantwortlich gemacht.

Alexander von Kluck (1916)

Leben

Familie

Klucks Geburtshaus in der Straße Krummer Timpen in Münster

Alexander Kluck w​ar einer v​on sechs Söhnen d​es Architekten Karl Kluck (* 4. September 1803 i​n Minden; † 11. April 1864) u​nd dessen Ehefrau Elisabeth Kluck geb. Tiedemann († 1881).[1][2] Er besuchte d​as Gymnasium Paulinum i​n seiner Heimatstadt Münster.[3]

Fanny von Kluck

1874 heiratete e​r Fanny von Donop (1850–1938), m​it der e​r drei Söhne u​nd eine Tochter hatte. Die Schauspielerin Molino v​on Kluck w​ar seine Enkelin.

Militärkarriere

Kluck t​rat 1865 i​n die Preußische Armee e​in und diente i​m folgenden Jahr i​m Deutschen Krieg v​on 1866 u​nd im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Am 15. November 1887 w​urde er Major u​nd übernahm a​m 1. Juli 1888 d​ie Leitung d​er Unteroffizierschule i​n Neubreisach. Am 16. April 1889 w​urde er Bataillonsführer i​m 3. Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nr. 66. Am 25. März 1893 w​urde er Oberstleutnant u​nd übernahm a​m 27. Januar 1896 für z​wei Jahre d​en Landwehrbezirk i​n Berlin. Am 18. April 1896 w​urde Kluck z​um Oberst befördert u​nd führte a​b 15. Juni 1898 d​as Füsilier-Regiment Nr. 34 i​n Bromberg. Am 22. Mai 1899 übernahm e​r das Kommando über d​ie 23. Infanterie-Brigade i​n Gleiwitz u​nd wurde a​m 22. September 1899 z​um Generalmajor befördert. Am 18. Februar 1902 erhielt e​r das Kommando über d​ie 37. Division i​n Allenstein u​nd erhielt z​wei Wochen später a​m 4. März d​en Rang Generalleutnant. Seit d​em 13. Juni 1906 w​ar er Kommandierender General d​es V. Armee-Korps i​n Posen u​nd wurde a​m 16. Oktober 1906 z​um General d​er Infanterie ernannt. Am 11. September 1907 übernahm e​r die Führung d​es I. Armee-Korps i​n Königsberg. Seit 1. Oktober 1913 w​ar er Generalinspekteur d​er VIII. Armee-Inspektion i​n Berlin u​nd wurde a​m 27. Januar 1914 z​um Generaloberst befördert. Kluck w​ar auch Mitglied d​er Burschenschaft Neogermania Berlin.[4][5]

Erster Weltkrieg, Rolle in der Marneschlacht (1914)

Beim Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges w​urde Kluck a​m 2. August 1914 z​um Oberbefehlshaber d​er 1. Armee ernannt; i​m Oberkommando d​er 1. Armee (AOK 1) diente i​hm Generalmajor Hermann v​on Kuhl a​ls Chef d​es Generalstabes, e​in offensiver Geist w​ie er. Die 1. Armee h​atte ihre Position a​m äußersten rechten Flügel d​es deutschen Heeres i​m Westen, d​er gemäß d​er „Großen Denkschrift“ d​es Generalobersten Schlieffen (Schlieffen-Plan) d​ie schnelle Schwenkung d​urch Belgien u​nd Nordfrankreich i​n Richtung Paris durchführen sollte. Ziel d​es rechten Flügels w​ar es, d​en linken Flügel d​es französischen Heeres aufzurollen, Paris z​u umfassen u​nd so d​en Krieg i​m Westen z​u einem schnellen Ende z​u bringen, d​amit die deutschen Westarmeen für d​en Kampf g​egen das Russische Reich i​m Osten z​ur Verfügung standen. Klucks 1. Armee erhielt d​ie untere Seine z​um Ziel.

Die Ausführung dieses Planes scheiterte i​m August/September 1914 a​n einer Vielzahl verschiedener Momente – a​n organisatorischen u​nd logistischen Schwächen d​es Schlieffen-Plans:

  • an den operativen Folgen der Unterstellung der 1. Armee (Kluck) unter die Führung der 2. Armee mit Bülow (17.–27. August)
  • an Klucks eigenmächtiger Entscheidung (29. August), die Marschrichtung seiner Armee zu ändern, so dass sie östlich – statt westlich – von Paris vorging
  • an der OHL, Generaloberst von Moltke, der Kluck gewähren ließ
  • am unerwartet starken Widerstand der Gegner, die nach einer Serie schwerer Niederlagen (21.–29. August) ihre Kräfte flexibel reorganisierten und im frühen September die Offensive wiederaufnahmen. Die Luftaufklärung der Aéronautique Militaire hatte Klucks Marschrichtungswechsel bald bemerkt.

Zwar konnte Klucks Armee, d​ie am äußersten rechten Flügel a​uch die größten Marschleistungen erbrachte, s​ich bis a​uf wenige Kilometer a​n Paris herankämpfen, a​ls aber i​n der Schlacht a​n der Marne (6.–9. September) d​ie anglo-französischen Streitkräfte begannen, i​n die ca. 40 Kilometer breite Lücke zwischen d​er 1. Armee (Kluck) u​nd der 2. Armee (Bülow) vorzustoßen, b​rach Moltke d​as Vordringen i​m Westen a​b und ließ d​ie deutschen Armeen ca. 80 km zurückgehen, b​is hinter d​ie Aisne. Obwohl d​ies nur e​in einstweiliger, taktischer Rückzug h​atte sein sollen, w​ar damit d​ie deutsche Offensive i​m Westen gescheitert, u​nd ein jahrelanger Stellungskrieg begann.

Kluck w​urde im März 1915 b​ei einer Frontinspektion n​ahe Vailly-sur-Aisne d​urch Granatsplitter schwer verwundet u​nd schied i​m Oktober d​es folgenden Jahres a​us dem aktiven Dienst aus. Anlässlich seines Abschiedes ernannte Kaiser Wilhelm II. i​hn am 15. Oktober 1916 z​um Chef d​es 6. Pommerschen Infanterie-Regiments Nr. 49.

Nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst

Grabstätte in Stahnsdorf

Kluck w​ar Mitglied d​er im November 1915 gegründeten exklusiven Mittwochsgesellschaft u​nd seit 1920 d​er Gesetzlosen Gesellschaft.

Alexander v​on Kluck w​urde im Erbbegräbnis a​uf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf beigesetzt, w​o sich s​ein Grab n​och heute befindet (Block Heilig Geist, Gartenblock VI, Erbbegräbnis 12).

Ehrungen

Wappen der Familie von Kluck

Am 27. Januar 1909 w​ar Kluck i​n den erblichen Adelsstand erhoben worden.[6][7] Für s​eine Leistungen wurden i​hm u. a. d​er Schwarze Adlerorden, d​as Großkreuz d​es Roten Adlerordens s​owie am 28. März 1915 d​er Orden Pour l​e Mérite verliehen.

In seiner Geburtsstadt Münster i​st die Von-Kluck-Straße n​ach ihm benannt. Die Magdeburger Straße i​n Berlin-Tiergarten w​urde Mitte 1935 i​n Kluckstraße umbenannt,[8] a​uch mit Bezugnahme a​uf den i​n unmittelbarer Nähe gelegenen Bendlerblock.

Schriften

  • Der Marsch auf Paris und die Marneschlacht 1914. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1920 (In englischer Sprache: The march on Paris and the battle of the Marne, 1914. Notes by the Historical Section (Military Branch) of the Committee of Imperial Defence. Longmans, Green, New York NY 1920; in spanischer Sprache: La marcha sobre Paris y la batalla del Marne, 1914. L. Bernard, Buenos Aires 1921; in französischer Sprache: La marche sur Paris (1914). Payot, Paris 1922).
  • Wanderjahre – Kriege – Gestalten. R. Eisenschmidt, Berlin 1929.

Literatur

Commons: Alexander von Kluck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Weigl: Unsere Führer im Weltkrieg. Kösel, Kempten 1915, S. 184.
  2. Eugen Wolbe 1917, S. 6 (vgl. Literatur)
  3. Josef Pieper: Noch wußte es niemand. Autobiographische Aufzeichnungen 1904–1945. Kösel, München 1976, S. 34.
  4. Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Verlag der Deutschen Burschenschaft, Berlin 1934, S. 250.
  5. Helmut Kraussmüller, Ernst Anger: Die Geschichte des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes (ADB), 1883–1933, und das Schicksal der ehemaligen ADB-Burschenschaften. (= Historia Academica. Heft 28, ZDB-ID 1053627-9). Studentengeschichtliche Vereinigung des CC, Gießen 1989, S. 102.
  6. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 171.
  7. Georg Dünnwald: Alexander von Kluck: Auf den Spuren eines berühmten Verwandten. In: Aachener Zeitung. 28. Juni 2014.
  8. Kluckstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.