Sächsische XII H2
Die Lokomotiven der Gattung XII 2 (auch Sächsischer Rollwagen genannt) der Sächsischen Staatseisenbahnen wurden speziell für das hügelige Gelände Sachsens von Hartmann zwischen 1910 und 1927 in Chemnitz gebaut. Diese Personenzuglokomotive wurde zur gleichen Zeit mit den Schnellzuglokgattungen X H1 und XII H1 konstruiert. Bis 1922 wurden von dieser leistungsstarken Bauart 159 Exemplare gebaut. 1927 wurden nochmal zehn Maschinen nachgebaut, sodass der Gesamtbestand nun 169 Lokomotiven umfasste.
Sächsische XII H2 DR-Baureihe 38.2–3 ČSD-Baureihe 365.5 | |
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Hersteller: | Sächsische Maschinenfabrik, Chemnitz |
Bauart | 2’C h2 |
Länge über Puffer | 18.971 mm |
Treibraddurchmesser | 1590 mm |
Laufraddurchmesser | 1065 mm |
indizierte Leistung | 1320 PSi |
Höchstgeschwindigkeit | 90 km/h |
Kesselüberdruck | 127,5 N/cm² |
Zylinderdurchmesser | 550 mm |
Kolbenhub | 600 mm |
Rostfläche | 2,83 m² |
Verdampfungsheizfläche | 159,57 m² |
Überhitzerfläche | 43,20 m² |
Achslast | 154,0 kN |
Lokreibungslast | 461,9 kN |
Lokdienstlast | 718,8 kN |
Nach dem Ersten Weltkrieg existierten noch 124 Fahrzeuge (25 waren mussten als Reparationsleistungen an Frankreich abgegeben werden, zehn weitere sind offenbar während des Krieges zerstört worden oder verloren gegangen), welche die Deutsche Reichsbahn als Baureihe 38.2–3 mit den Betriebsnummern 38 201 bis 38 324 übernahm. 1927 ließ man zehn Exemplare nachbauen, die die Betriebsnummern 38 325 bis 38 334 erhielten. Nun umfasste der Bestand der DR 134 Exemplare.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren bei der DR nur noch etwas mehr als 70 Maschinen (mindestens 71) vorhanden. Ca. 61 davon waren betriebsfähig, etwa zehn konnten nur noch als Ersatzteilspender genutzt werden. Infolge des Zweiten Weltkrieges waren 61 bis 70 Maschinen bei den ČSD verblieben und damit der DR nach dem Zweiten Weltkrieg dauerhaft entzogen.
Im Laufe des Zweiten Weltkrieges kehrten 15 der an Frankreich abgegebenen XII H2 nach Deutschland zurück und wurden wieder bei der RBD Dresden beheimatet. Ein größerer Teil des Lokomotivbestandes der RBD Dresden wurde jedoch ab 1938 von Bahnbetriebswerken im Sudetenland eingesetzt. Dadurch verblieb nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch ca. die Hälfte des Bestands der Rollwagen in Deutschland. Die 38 271 gelangte über Ungarn in den Bestand der Deutschen Bundesbahn. Dort wurde sie 1955 ausgemustert. Fünf aus Frankreich zurückgekehrte Loks blieben auch nach dem Krieg länger in Betrieb und erhielten bei der Deutschen Reichsbahn in den 50er Jahren die Betriebsnummern 38 204 und 38 351 bis 354. Die letzten Exemplare der BR 38.2 wurden bis 1971 abgestellt.
Die erhaltene Museumslokomotive 38 205 ist nach Fristablauf nicht mehr betriebsfähig. Sie befindet sich im Besitz des DB-Museums Nürnberg und ist beim Sächsischen Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf als Leihgabe untergestellt.
Die ersten 15 Fahrzeuge hatten zunächst Schlepptender der Bauart sä 2’2’ T16, sie wurden jedoch später, wie alle nachfolgend gebauten Maschinen, mit größeren Schlepptendern der Bauart sä 2’2’ T21 gekuppelt.
Einsatz in Frankreich
Als Reparationen wurden nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 25 Lokomotiven dieser Baureihe nach Frankreich gebracht, wo sie die Staatsbahn Chemins de fer de l’État (ETAT) auf ihrem westlich von Paris gelegenen Netz einsetzte. Sie erhielten die Betriebsnummern 230-960 bis 230-984. Neben ihrem für eine 230[Anm. 1] in Frankreich ungewöhnlich kleinen Treibraddurchmesser fielen die 1917/18 gebauten 230-965 bis 984 zudem durch den hohen Umlauf und die tief heruntergezogene Schürze auf. Die 1910/11 gebauten 230-960 bis 963 entsprachen eher dem „klassischen“ Bild; die 1916 gebaute 230-964 war ein Zwitter mit Kessel und Führerhaus der moderneren Bauart, aber noch niedrigem Umlauf.
Nach Gründung der SNCF im Jahr 1938 wurden die Maschinen als 230 E 960–984 bezeichnet als Baureihe 230 E eingeordnet. Im selben Jahr wurden zehn der Maschinen (961–963, 968–70, 972, 974, 979 und 983) in gutem Zustand abgestellt. Die SNCF beabsichtigte, die Loks 364 bis 384 in ihre Region Est zu verlagern, was der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aber verhinderte. 1942 wurden die verwendbaren 230 E nach Deutschland zurückgeholt.[1]
Einsatz in der Tschechoslowakei
Nach dem Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland beheimatete die Reichsbahndirektion Dresden einen Teil der Lokomotiven in den dortigen Bahnbetriebswerken Böhmisch Leipa, Bodenbach, Aussig, Brüx und Komotau. Später wurde der Bestand in Bodenbach und Komotau konzentriert. Sie kamen vor allem vor Personen- und Schnellzügen auf den Strecken Bodenbach–Lobositz (Děčín–Lovosice), Aussig–Komotau (Ústí nad Labem–Chomutov) und Komotau–Eger (Chomutov–Cheb) zum Einsatz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben 61 Lokomotiven auf dem Gebiet der Tschechoslowakei, von denen zehn in den Bestand der Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) eingereiht wurden. Sie wurden als Reihe 365.5 auch weiterhin im Personenzugdienst zwischen Ústí nad Labem und Chomutov verwendet. In Ausnahmefällen kamen sie auch vor den Schnellzügen nach Cheb zum Einsatz. Auch hier hatten sie unter den Personalen den Ruf einer anspruchslosen, leicht zu unterhaltenden, und trotzdem leistungsstarken Lokomotive, und sie war beim Lokpersonal beliebt. Aus Gründen der Instandhaltung wurden sie nach 1955 abgestellt, die letzten beiden Maschinen wurden im Jahr 1959 ausgemustert.[2][3][4]
Beheimatungen
Von 1967 bis 1969/70 waren die Loks 38 268, 269, 288, 325 und 353 im Bw Ketzin beheimatet und wurden dann dort verschrottet.[5]
Anmerkungen
- 230 steht für die Achsfolge 2’C
Literatur
- Peter Heinrich: Die Baureihe 38.2. EK-Verlag, Freiburg 1983, ISBN 3-88255-382-0.
- Günther Reiche: Richard Hartmann und seine Lokomotiven. Oberbaumverlag, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-928254-56-1.
- Peter Heinrich: Lokporträt Baureihe 38.2-3, Der sächsische Rollwagen. (= Eisenbahn-Bildarchiv, Band 65). EK-Verlag, Freiburg 2014, ISBN 978-3-88255-467-0.
Einzelnachweise
- Les services des lokomotives armistice 1918 in: Ferrovissime Nr. 96, S. 12 ff.
- Bek Jindrich,Janata Josef, Veverka Jaroslav: Malý atlas lokomotiv1, Parny lokomotivy, Nadas-Verlag Prag, S. 137.
- Josef Motyčka: Encyklopedie železnice - Parní lokomotivy [4]. Nakladatelství corona, Praha, 2001, ISBN 80-86116-21-2, S. 74.
- Jindřich Bek, Zdeněk Bek: Encyklopedie železnice - Parní lokomotivy [2]. Nakladatelství corona, Praha, 1999, ISBN 80-86116-14-X, S. 101f.
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