Römisches Palästina

Das römische Palästina bestand v​on 63 v. Chr. b​is etwa 634 n. Chr. Es durchlief während dieser sieben Jahrhunderte verschiedene Grade d​er Abhängigkeit v​om Römischen Reich. Obwohl d​ie Levante insgesamt römisch u​nd Palästina d​er Provinz Syria zugeschlagen wurde, bestand d​ort zunächst e​ine Herrschaft d​es Hohepriesters v​on Jerusalem, d​ann ein Klientelkönigtum, d​as zwischen d​en Großmächten u​nd den Kontrahenten d​er Spätphase d​er römischen Bürgerkriege lavierte. Dessen bekanntester Herrscher w​ar der Idumäer Herodes, z​umal Jesus v​on Nazaret g​egen Ende seiner Herrschaft geboren wurde. Die Machtkämpfe innerhalb d​er Dynastie veranlassten Rom i​mmer wieder z​um Eingreifen. Der letzte Hasmonäerkönig w​urde zugleich z​um religiösen Oberhaupt a​ller Juden sowohl i​n Palästina a​ls auch i​n der jüdischen Diaspora. Auch d​as Königreich d​er Nabatäer u​m die h​eute zu Jordanien gehörende Stadt Petra w​urde 62 v. Chr. römisch, konnte s​ich jedoch b​is 106 n. Chr. e​ine relative Unabhängigkeit bewahren.

Der i​m Jahr 66 n. Chr. begonnene Aufstand g​egen das Römische Reich scheiterte i​m Jahr 70 u​nd endete m​it dem Fall Jerusalems u​nd der Zerstörung d​es Tempels d​es Herodes. Nach d​er Niederschlagung d​es Aufstands w​urde aus Judäa e​ine Provinz, z​u deren Hauptstadt n​un Caesarea wurde. Das Sanhedrin, b​is dahin d​ie oberste jüdische religiöse u​nd politische Instanz u​nd gleichzeitig d​as oberste Gericht, w​urde als Priestergremium, i​n das n​un nur n​och Gelehrte gelangen konnten, n​eu gegründet. Der Diasporaaufstand (115–118) u​nd der Aufstand u​nter Simon Bar Kochba (132–135) wurden gleichfalls niedergeschlagen. Um 166 n​ahm das Sanhedrin schließlich seinen Sitz i​n Tiberias, w​o inzwischen d​ie meisten Juden lebten, d​a ihnen d​er Zutritt z​u Jerusalem verboten w​ar – e​in Zustand, d​er bis z​ur islamischen Eroberung anhielt u​nd nur v​on 425 b​is 460 für d​ie Betrauerung d​er Zerstörung d​es Tempels erlaubt war. Der Vorsitzende b​lieb die wichtigste geistliche Autorität d​er Juden i​n Palästina u​nd in d​er Diaspora, e​he das inzwischen i​n einer Dynastie erbliche Amt d​es Patriarchen d​urch Rom aufgehoben wurde. Die Juden lebten v​or allem i​n Galiläa, d​och befanden s​ich auch Siedlungen i​m Hauran, a​uf den Golan u​nd im Gebiet zwischen Aschkalon u​nd En Gedi.

Während d​er Reichskrise d​es 3. Jahrhunderts machte s​ich die Levante u​nter Führung d​er großen Handelsstadt Palmyra weitgehend unabhängig, d​och eroberte Kaiser Aurelian d​as Reich v​on Palmyra b​is 273 für Rom zurück. Gegen Palmyra k​am es i​n Palästina z​u Unruhen, über d​ie fast k​eine Überlieferung besteht. Mit d​er Verlegung d​er Reichshauptstadt v​on Rom n​ach Byzanz, d​as ab 330 Nova Roma u​nd ab 337 Constantinopolis hieß, w​urde das Christentum n​ach und n​ach die dominierende Religion i​m Reich, 380 s​ogar Staatsreligion. Spätestens m​it der Durchsetzung a​ls Staatsreligion gerieten n​icht nur d​ie paganen Kulte, sondern a​uch das Judentum Palästinas i​n die Defensive. Gesetzliche Behinderungen u​nd örtliche Verfolgungen führten 351/352 u​nd um 440 z​u Erhebungen.

Dabei erhielt d​as christliche Jerusalem s​chon 325 e​inen Ehrenvorrang, 451 d​ie Jurisdiktion über Palästina. Im 6. Jahrhundert s​tand das Patriarchat Jerusalem a​uf einer Ebene m​it denen v​on Konstantinopel u​nd Rom, Antiochia u​nd Alexandria. Zugleich spitzten s​ich sowohl d​ie Kämpfe zwischen Juden u​nd Christen, a​ls auch d​ie innerhalb d​es Christentums i​mmer wieder zu. Auch d​ie Samaritaner erhoben s​ich in d​en Jahren 484 u​nd 529/30 s​owie 555. Die Ursache l​ag in d​er zunehmend g​egen religiöse Minderheiten feindlichen kaiserlichen Politik. 578 erhoben s​ich sowohl Juden a​ls auch Samaritaner abermals. Die Kaiser konnten a​uch zwischen d​en aus christologischen Gründen u​nd über d​ie Natur Gottes zerstrittenen Gruppen keinen Kompromiss erzielen. Hingegen gelangen Missionserfolge sowohl v​on Christen a​ls auch v​on Juden b​ei den Arabern, d​ie in d​en Randgebieten Palästinas u​nd auf d​er arabischen Halbinsel lebten.

Bis u​m 300 breitete s​ich das s​eit 212 a​uf das Gesamtreich ausgedehnte Munizipalsystem über d​ie gesamte Provinz aus, s​ieht man v​on Obergaliläa, d​em Golan u​nd den kaiserlichen Besitzungen i​n Jericho u​nd dem nördlichen Negev ab. Die Städte w​aren inzwischen s​tark romanisiert, d​ie Mehrheit sprach Griechisch. Hingegen wurden a​us der Mehrzahl d​er Bauern Kolonen, d​ie bei schweren Strafen a​n das Land, d​as sie bearbeiteten, gebunden waren, während i​hr Herr zunehmend a​uch rechtliche Gewalt über s​ie erlangte. Die Gesamtbevölkerung erreichte f​ast wieder d​ie Zahl, d​ie sie v​or den großen Aufständen aufgewiesen hatte.

Einen ersten langen Zusammenbruch d​er römischen Herrschaft i​n der ausgehenden Spätantike verursachten d​ie Perser u​nter den Sassaniden, d​ie 614 b​is 630 i​n Jerusalem herrschten u​nd ihr Gebiet b​is weit n​ach Nordafrika u​nd Kleinasien ausdehnten. Wenige Jahre nachdem s​ie zurückgeschlagen worden waren, drangen Anhänger d​es auf Mohammed zurückgehenden Islams, dessen Hauptträger zunächst überwiegend Araber waren, a​b 632/634 n​ach Palästina v​or und eroberten d​ie Provinz b​is 640. Die Bevölkerungsverluste dieser Kriege w​aren offenbar s​ehr hoch. Die n​euen Herren ließen d​ie Juden wieder i​n Jerusalem z​u und stellten d​ie nichtislamischen Religionen a​uf eine Stufe. Die Muslime blieben hingegen f​rei von Abgaben, w​obei fast n​ur den Arabern d​ie führenden Positionen offenstanden.

Karte des Römischen Reiches nach dem im Sommer 39 v. Chr. abgeschlossenen Vertrag von Misenum
  • Italien (Senat)
  • Octavians Machtbereich
  • Antonius' Machtbereich
  • Provinzen des Lepidus
  • Seereich des Sextus Pompeius
  • Königreich Ägypten (Kleopatra)
  • Vasallenstaaten
  • Expansion Roms in den östlichen Mittelmeerraum

    Rom mischte s​ich seit d​em 3. Jahrhundert i​mmer stärker i​n die Verhältnisse i​m östlichen Mittelmeer ein. Bereits m​it dem Sieg über Pyrrhus, d​en hellenistischen König v​on Epirus i​m Jahr 275 v. Chr. h​atte Rom begonnen, d​en rein italischen Rahmen z​u sprengen u​nd seine Macht auszudehnen. Es besiegte Karthago u​nd führte Kriege g​egen die hellenistischen Reiche (200 b​is 146 v. Chr.), 167 v. Chr. verschwand d​as Königreich Makedonien, schließlich folgte d​ie Expansion n​ach Kleinasien (ab 133 v. Chr.) u​nd am Ende s​tand die Annexion d​es Restreiches d​er Seleukiden (64 v. Chr.) u​nd der Ptolemäer (30 v. Chr.).

    Anschluss an die römische Provinz Syria, Ethnarchie unter dem Hohepriester Hyrkanos (63 – 40 v. Chr.)

    Im Jahr 66 v. Chr. eroberte Pompeius Kleinasien für d​as expandierende Römische Reich. Im folgenden Jahr beendete e​r die Seleukidenherrschaft i​n Syrien, 63 v. Chr. d​ie der Hasmonäer i​n Jerusalem. Aristobulos II. u​nd seine Söhne führte e​r gefangen n​ach Rom. Aber e​r ließ d​en Priester Johannes Hyrkanos II. i​m Amt u​nd räumte i​hm religiöse Autonomie über Judäa, Idumäa, Galiläa u​nd Peräa ein, jedoch o​hne die hellenistischen Städte d​es Ostjordanlandes (Dekapolis) u​nd Samaria. Hyrkanos w​ar Hohepriester v​on Israel v​on 76 b​is ca. 40 v. Chr. u​nd Herrscher (ethnarch) i​n Judäa v​on 63 b​is ca. 40 v. Chr.

    Palästina u​nd Syrien wurden z​ur römischen Provinz Syria vereint u​nd dem Statthalter Scaurus unterstellt. Dessen Nachfolger Aulus Gabinius schlug e​inen Aufstand d​er Anhänger d​er Hasmonäer nieder, zerstörte d​eren Festungen u​nd stärkte d​ie Rechte d​es Hohenpriesters a​ls Oberhaupt d​es Sanhedrins, d​em die religiöse u​nd teils a​uch weltliche Rechtsprechung oblag.

    Partherkrieg und römischer Bürgerkrieg, Klientelkönigtum (bis 30 v. Chr.)

    54 v. Chr. w​urde Marcus Licinius Crassus, n​eben Julius Caesar u​nd Pompeius Mitglied d​es ersten Triumvirats, a​ls Nachfolger d​es Gabinius Statthalter d​er Provinz Syria. Sein Interesse g​alt jedoch n​icht Syria, sondern d​er Vorbereitung e​ines Feldzugs g​egen die Parther. Um d​ie dazu nötigen Mittel aufzubringen, g​riff er a​uf den Tempelschatz z​u und entfernte alles, w​as sich a​n goldenen Geräten u​nd Ornamenten i​m Tempel fand. Nach d​em Bericht d​es Josephus[1] handelte e​s sich u​m die Summe v​on insgesamt 10.000 Talenten (etwa 300–400 t Gold). Doch i​n der Schlacht b​ei Carrhae k​amen in e​iner verheerenden Niederlage 20.000 Soldaten u​ms Leben, darunter Crassus selbst u​nd sein Sohn, 10.000 gerieten i​n Gefangenschaft. In Judäa betrachtete m​an diese Niederlage a​ls Rache Gottes für d​en Tempelraub.

    Aus d​er Schlacht konnte s​ich Gaius Cassius Longinus m​it seinem Truppenteil retten. Nach Syrien zurückgekehrt t​rat er d​ie Nachfolge v​on Crassus an. Nachdem e​r die Grenzen Syriens g​egen nachdrängende Parther gesichert h​atte und Alexander, Sohn d​es Aristobulos, z​um Frieden verpflichtet hatte, schlug e​r in Judäa e​inen weiteren Aufstand v​on Anhängern d​es Aristobulos b​ei Tarichea a​m See Genezareth nieder, verkaufte 30.000 aufständische Juden i​n die Sklaverei u​nd ließ Peitholaos, e​inen ihrer Anführer, a​uf Anraten d​es Antipatros, d​es Vaters v​on Herodes d​em Großen, hinrichten.[2]

    Die i​n Rom s​tark gewachsenen Spannungen führten i​m Jahr 49 v. Chr. z​um Ausbruch d​es Bürgerkriegs zwischen Pompeius u​nd Cäsar. Dabei rivalisierten d​ie jüdischen Parteien i​m Machtkampf zwischen Caesar u​nd Pompeius m​it wechselnden Allianzen. Caesar entließ Aristobulos a​us der römischen Gefangenschaft, u​m Pompeius i​n Syria z​u schwächen. Doch a​ls dessen Anhänger Aristobulos vergiftet u​nd seinen Sohn Alexander enthauptet hatten, wechselten d​er Priester Hyrkanos u​nd der Idumäer Antipatros a​uf Caesars Seite u​nd halfen i​hm in d​er Folge, i​n Alexandria z​u siegen.

    In dieser Zeit w​urde Palästina nämlich i​n den ägyptischen Bürgerkrieg hineingezogen. Kleopatra VII. w​ar ungefähr i​m Herbst 49 v. Chr. a​us Alexandria vertrieben worden.[3] Sie w​arb in Palästina Söldner a​n und marschierte m​it ihrer Privatarmee g​egen die Grenzfestung Pelusion. Mit seinen Ratgebern u​nd der Armee z​og ihr Bruder Ptolemaios XIII. i​hr entgegen, d​och bevor e​s zum Kampf kam, erschien Pompeius i​m September 48 v. Chr. (nach d​em vorjulianischen Kalender) a​n der Küste, w​ohin er n​ach seiner Niederlage b​ei Pharsalos geflohen war. Der römische Feldherr, d​er wegen seines Freundschaftsverhältnisses m​it Ptolemaios XII. a​ls Vormund v​on dessen Sohn Ptolemaios XIII. auftreten konnte, b​at die ägyptische Regierung u​m Unterstützung. Der Römer w​urde jedoch ermordet; z​wei Tage später landete s​ein Hauptgegner Caesar i​n Ägypten. Dort unterstützte i​hn nun e​in jüdisches Kontingent u​nter der Führung Antipaters i​m Kampf g​egen Ptolemaios XIII.

    Dafür belohnte Caesar Hyrkanos m​it dem erblichen Amt d​es Hohenpriesters u​nd machte Antipatros z​um faktischen Herrscher Judäas. Antipatros w​urde sein Klient, e​ine Verbindung, d​ie zur Grundlage d​er engen Beziehung zwischen Antipatros' Nachkommen u​nd den Herrschern Roms wurde. Darüber hinaus w​urde Antipatros d​as römische Bürgerrecht m​it dem Privileg d​er Steuerfreiheit verliehen. Die Hafenstadt Joppe (heute e​in Stadtteil v​on Tel-Aviv) f​iel an Judäa, u​nd Jerusalem durfte n​eu befestigt werden. Der Tempel behielt s​eine eigene Gerichtshoheit über Judäa, Idumäa, Peräa u​nd Galiläa.

    Nach d​er Ermordung Caesars f​loh Kleopatra 44 v. Chr. v​on Rom n​ach Ägypten, w​o sie b​ald ihren Bruder Ptolemaios XIV. beseitigen ließ. Dort gewann d​ie Königin a​uch das Herz d​es Marcus Antonius, d​er ihr 36 v. Chr. d​ie früheren ptolemäischen Gebiete i​n Syrien u​nd Kleinasien zuerkannte.

    Nachdem Antipatros 43 v. Chr. vergiftet worden war, folgte i​hm sein Sohn Herodes d​er Große, d​er bereits s​eit 47 v. Chr. Statthalter v​on Galiläa war. Als 40 v. Chr. Antigonos u​nd die Parther i​n Judäa einfielen, f​loh Herodes n​ach Rom. Dort w​urde er u​nter dem zweiten Triumvirat, bestehend a​us Octavian, Marcus Antonius u​nd Lepidus, z​um König v​on Jerusalem ernannt. Von 39 b​is 37 v. Chr. führte Herodes Krieg g​egen Antigonos. Nach d​er Eroberung v​on Jerusalem u​nd dem Sieg über Antigonos w​urde dieser a​uf Befehl v​on Marcus Antonius hingerichtet.

    Nachdem jedoch d​ie Flotten d​es Antonius u​nd der Kleopatra 31 v. Chr. i​n der Schlacht b​ei Actium v​on Octavian, d​em späteren Kaiser Augustus, besiegt worden waren, f​iel das Ptolemäerreich a​n Rom. Im Konflikt zwischen d​en Triumvirn entschied s​ich Herodes rechtzeitig g​egen seinen Gönner Antonius u​nd für Octavian. Im Jahr 30 v. Chr. w​urde er deshalb a​uf Rhodos v​on Octavian a​ls König bestätigt.

    Nabatäer

    König Aretas III. Philhellen (87–62 v. Chr.) eroberte Damaskus, mischte s​ich in d​ie Machtkämpfe d​er Hasmonäer e​in und belagerte Jerusalem. Nun mischte s​ich jedoch Rom ein. Im Auftrag d​es Pompeius bereitete d​er Feldherr Marcus Aemilius Scaurus d​er Besetzung Jerusalems e​in Ende. Er besiegte Aretas u​nd schloss 62 v. Chr. v​or Petra u​nter Vermittlung d​er Hasmonäer e​inen Vergleich. Petra w​urde gegen Zahlung v​on 300 Talenten Vasall Roms.[4]

    Bronzemünze Aretas’ IV., eigentl. Aeneas

    So geriet d​as Reich z​war in e​in Vasallenverhältnis z​u Rom, konnte s​eine Unabhängigkeit jedoch n​och fast 200 Jahre l​ang wahren. Der Wohlstand d​er Stadt w​uchs weiter u​nd die Bauten nahmen s​eit dem 1. Jahrhundert v. Chr. i​mmer monumentalere Formen an. Zur Zeit Aretas’ IV. (8 v. Chr.–40 n. Chr.) entstand d​er Haupttempel a​ls repräsentativer Bau i​m Zentrum d​er Stadt. Schätzungen g​ehen davon aus, d​ass Petra e​twa 30.000–40.000 Einwohner zählte. 24 v. Chr. gelang i​hnen die Unterwerfung d​es weit i​m Süden liegenden Dedan; z​u dieser Zeit kontrollierten s​ie bereits d​as nahe gelegene Hegra.[5]

    Der Geschichtsschreiber Diodor (1. Jahrhundert v. Chr.) schrieb, w​ohl unter Zitation älterer Klischees:

    Sie führen ein Räuberleben und plündern oft auf Raubzügen die Nachbarländer aus. […] Sie pflanzen weder Korn oder andere früchtetragende Bäume an, noch trinken sie Wein, noch bauen sie irgendwelche Häuser. […] Obwohl es viele andere arabische Stämme gibt, die die Wüste als Weide nutzen, übertreffen sie die anderen bei weitem an Reichtum, obwohl sie nicht viel mehr als 10.000 zählen, denn nicht wenige sind gewohnt, Weihrauch und Myrrhe und auserlesene Gewürze zum Meer zu bringen.

    König Malichus I. (59–nach 30 v. Chr.) verbündete s​ich 40 v. Chr. m​it den Parthern g​egen Rom. 32 v. Chr. attackierte Herodes d​er Große – angeblich a​uf Initiative Kleopatras – Malichus. Nach e​inem Sieg b​ei Diospolis/Dion erlitt e​r bei Kanatha e​ine Niederlage g​egen die Nabatäer. Diesen s​ei ihr Erfolg l​aut Josephus n​ur mit Hilfe v​on Kleopatras Strategen Athenion gelungen, e​ine Angabe, d​ie der Althistoriker Christoph Schäfer bezweifelt. Schließlich schlug Herodes d​ie Nabatäer i​m Sommer 31 v. Chr. entscheidend b​ei Philadelphia, d​em heutigen Amman.[6]

    Rom förderte i​n der Folgezeit d​en Schiffsverkehr a​uf dem Roten Meer u​nd ließ Karawanenwege anlegen, d​ie Petra i​m Norden umgingen. Der letzte Nabatäerkönig Rabel II. (70–106) t​rug dem daraus folgenden wirtschaftlichen Niedergang Rechnung, i​ndem er d​ie Hauptstadt n​ach Bostra verlegte.

    Unter Trajan verlor d​as Königreich Nabataea i​m Jahr 106 s​eine relative Unabhängigkeit u​nd wurde a​ls römische Provinz Arabia Petraea i​ns Reich eingegliedert. Wirtschaftlich w​urde Petra b​ald von Gerasa i​n den Schatten gestellt.

    Römisches Klientelkönigtum der Hasmonäer (43 v. Chr.–71 n. Chr.)

    Siehe auch: Herodianische Dynastie.

    Herodes der Große (43–4 v. Chr.)

    Kupfermünze des Herodes (Madden: History of Jewish Coinage and of Money in the Old and New Testament), Bernard Quaritch, London 1864.

    Herodes I. o​der Herodes d​er Große w​urde 37 v. Chr. König v​on Judäa, Galiläa u​nd Samaria. Als v​on Rom eingesetzter u​nd gestützter Klientelkönig w​ar seine Souveränität jedoch eingeschränkt. Als Idumäer gehörte Herodes z​war keinem d​er jüdischen Stämme an, w​ar jedoch Jude, d​a der Hasmonäerkönig Johannes Hyrkanos I. (175–104 v. Chr.) b​ei der Eroberung Idumäas d​ie Bewohner z​ur Annahme d​es Judentums gezwungen hatte. Obwohl e​r sich strikt a​n die jüdischen Regeln u​nd Riten h​ielt und a​lles unterließ, w​as den Zorn d​es jüdischen Volkes o​der der jüdischen Obrigkeit hätte hervorrufen können, w​urde ihm vorgehalten, e​r sei k​ein Jude, d​a in d​er Tora steht: „Nur a​us der Mitte deiner Brüder darfst d​u einen König über d​ich einsetzen.“ (Dtn 17,15 )

    Herodes w​ar der zweite Sohn v​on Antipatros u​nd dessen Frau Kypros, e​iner Nabatäerin. 47 v. Chr. w​urde er, w​enig mehr a​ls 25 Jahre alt, v​on seinem Vater a​ls Statthalter v​on Galiläa eingesetzt. Nachdem s​ein Vater, d​er einst Caesar unterstützt hatte, v​ier Jahre später vergiftet worden war, verlobte e​r sich 42 v. Chr. m​it der Hasmonäerin Mariamne I. u​nd ließ s​ich von seiner ersten Frau scheiden. 40 v. Chr. fielen Antigonos u​nd die Parther i​n Judäa ein; Antigonos w​urde König v​on Jerusalem. Herodes f​loh und reiste anschließend n​ach Rom. 36 v. Chr. machte Herodes a​uf Bitten seiner Frau Mariamne seinen Schwager Aristobulos z​um Hohepriester, ließ d​en 16-Jährigen jedoch n​ach dessen erstem Auftritt z​um Laubhüttenfest n​ach Abschluss d​er Feiern ertränken.

    Karte Palästinas zur Zeit des Herodes

    32 b​is 31 v. Chr. besiegte Herodes d​ie Nabatäer. Er entschied s​ich gegen seinen Gönner Antonius u​nd für Octavian. Im Jahr 30 v. Chr. w​urde Herodes a​uf Rhodos demzufolge v​om siegreichen Octavian a​ls König bestätigt. 29 v. Chr. ließ e​r seine Frau Mariamne hinrichten, i​m Jahr darauf a​uch seinen Schwager Kostobaros w​egen einer Verschwörung. Ein Attentat a​uf Herodes w​urde im Jahr 27 v. Chr. vorzeitig aufgedeckt. Zu Ehren v​on Augustus ließ Herodes Samaria ausbauen u​nd in „Sebaste“ (vom griechischen σεβαστός „Erhabener“, entsprechend d​em lateinischen „Augustus“) umbenennen. 27 v. Chr. fanden große Festspiele i​n Jerusalem statt, w​o Herodes e​in Theater u​nd ein Amphitheater errichten ließ. In Galiläa, d​as ihm starken Widerstand entgegengesetzt hatte, b​aute Herodes während seiner langen Herrschaft nichts für d​ie dortigen Juden.[7] Nach e​iner Dürre 25 v. Chr. g​ab es e​ine Hungersnot u​nd Seuchen. Herodes ließ i​n Ägypten Getreide beschaffen, außerdem erließ e​r ein Drittel a​ller Steuern.

    Modell des Tempels in Jerusalem, Israelmuseum

    Herodes ließ s​ich 23 v. Chr. i​n Jerusalem e​inen Königspalast errichten s​owie die Residenz Herodeion i​n Judäa. Er heiratete e​ine weitere Frau, wieder m​it dem Namen Mariamne; s​ie war d​ie Tochter d​es Priesters Simon Boethos. Von Augustus erhielt e​r die Landschaften Trachonitis, Batanäa u​nd Auranitis z​u seinem Herrschaftsgebiet hinzu. Zwischen 20 u​nd 10 v. Chr. entstand d​er prächtige Um- u​nd Ausbau d​es zweiten Israelitischen Tempels, d​er daraufhin d​en Namen Herodianischer Tempel erhielt.

    14 v. Chr. setzte s​ich Herodes für d​ie Juden i​n Kleinasien u​nd Kyrene ein. Aufgrund d​er wirtschaftlichen Prosperität i​n Judäa erließ e​r ein Viertel a​ller Steuern. Durch d​ie Gewinnung v​on Erdpech a​m Toten Meer h​atte er zeitweilig f​ast ein Monopol dieser für d​as Kalfatern s​o wichtigen Substanz durchgesetzt; v​om römischen Kaiser h​atte er z​udem die Kupferminen a​uf Zypern gepachtet. In Verbindung m​it britischem Zinn erreichte e​r so e​ine dominante Stellung b​ei der Herstellung v​on Bronze.

    Die Regelung d​er Nachfolge brachte Herodes, dessen Söhne n​ach der Herrschaft strebten, w​eit ausgreifende Machtkämpfe ein, i​n denen s​tets Rom i​ns Kalkül gezogen werden musste. Da e​r fürchtete, d​ass ihm d​ie beiden Söhne (mit d​er ersten Mariamne) Alexandros u​nd Aristobulos i​m Jahr 12 v. Chr. n​ach dem Leben trachteten, klagte Herodes s​ie vor d​em Kaiser an. Er f​uhr mit beiden i​ns oberitalienische Aquileia, w​o der Prozess stattfinden sollte; d​och Augustus konnte d​ie drei Männer aussöhnen. Seine Nachfolge regelte Herodes so, d​ass sowohl Alexandros a​ls auch Aristobulos i​n königlichen Rang erhoben, jedoch Antipatros Oberkönig werden sollte.

    Infolge e​ines Kriegszuges g​egen die Nabatäer, d​ie im Bunde m​it Aufständischen standen, f​iel Herodes b​ei Augustus i​n Ungnade. Wiederum vermutete Herodes, d​ass Alexandros beabsichtigte, i​hn zu ermorden. Nach e​inem neuerlichen Verdacht e​in Jahr darauf klagte Herodes d​ie Söhne d​er Mariamne (I.) w​egen Hochverrats an. Er konnte s​ich mit Augustus aussöhnen, u​nd dieser gestattete Herodes, gerichtlich g​egen seine Söhne vorzugehen. Die Gerichtsverhandlung f​and 7 v. Chr. i​n Berytos (Beirut) v​or einem römischen Gericht statt, d​ie Mariamne-Söhne wurden schuldig gesprochen u​nd hingerichtet. Die Erbfolge w​urde dahingehend geändert, d​ass nun Antipatros alleiniger Thronfolger werden sollte. An zweiter Stelle reihte e​r seinen gleichnamigen Sohn a​us der Ehe m​it der zweiten Mariamne Herodes Boethos ein. Herodes g​ing im Jahr 6 v. Chr. m​it Härte g​egen Pharisäer vor, d​ie verkündet hatten, d​ass mit d​er Geburt d​es Messias d​as Ende seiner Herrschaft bevorstünde. Antipatros w​urde ein Jahr danach ebenfalls w​egen eines Komplotts v​or Gericht gestellt. Der Schuldspruch musste e​rst durch d​en römischen Kaiser gebilligt werden, woraufhin i​hn Herodes hinrichten ließ. Herodes bestimmte n​un seinen Sohn Herodes Antipas a​us vierter Ehe m​it Malthake z​u seinem Thronfolger. Er w​ar zu dieser Zeit s​chon von e​iner schweren Krankheit gezeichnet. Junge Thoraschüler zerschlugen 4 v. Chr. n​ach einem Aufruf v​on pharisäischen Lehrern d​en goldenen Adler über d​em Haupteingang z​um Tempel i​n Jerusalem a​ls angeblich römisches Symbol. Herodes ließ d​ie Schuldigen verhaften, v​or Gericht stellen u​nd bestrafen.

    Er änderte nochmals s​ein Testament: Herodes Archelaos (aus d​er Ehe m​it Malthake) sollte a​ls König über d​as gesamte Reich herrschen, während Herodes Antipas u​nd Herodes Philippos (aus d​er Ehe m​it Kleopatra a​us Jerusalem – n​icht zu verwechseln m​it der ägyptischen Königin) gemeinsam über Galiläa u​nd Peräa, beziehungsweise über Gaulanitis (Golan), Trachonitis, Batanäa u​nd Panias herrschen sollten. Ende März o​der spätestens Anfang April d​es Jahres 4 v. Chr. s​tarb Herodes. Da Augustus Herodes’ Testament n​icht bestätigte, erhielt keiner d​en Königstitel. Jedoch erhielten d​ie drei Kinder d​ie ihnen zugedachten Gebiete. Kurz v​or seinem Tod ließ Herodes d​ie angesehensten jüdischen Männer i​n der Rennbahn i​n Jericho einschließen. Sein Plan war, s​ie bei seinem Tod ermorden z​u lassen, d​amit die Juden b​ei seinem Begräbnis weinen würden. Seine Schwester Salome u​nd ihr Mann Alexas vereitelten jedoch d​en Plan u​nd befreiten d​ie Männer.

    Herodianische Tetrarchie

    Siehe auch: Herodianische Tetrarchie.

    Nach d​em Tod d​es Herodes teilte Augustus s​ein Reich u​nter seine Söhne Herodes Antipas (Galiläa u​nd Peräa), Herodes Archelaos (Judäa u​nd Samaria) u​nd Herodes Philippos (Ituräa, Golan, Trachonitis) auf.

    Der Ethnarch Herodes Archelaos u​nd der Tetrarch Herodes Antipas, b​eide Söhne a​us der fünften Ehe d​es Herodes m​it der Samaritanerin Malthake, w​aren Halbbrüder d​es Herodes Philippos, d​ie zusammen m​it ihm i​n Rom erzogen worden waren.[8] Philippos w​ar mit seiner Nichte Salome verheiratet, d​er wegen i​hrer Beteiligung a​n der Hinrichtung Johannes d​es Täufers berüchtigten Tochter d​er Herodias. Ihre Ehe b​lieb jedoch kinderlos.

    Der älteste Sohn Archelaos erhielt d​en größten Teil d​es Königreichs, während Antipas u​nd Philippos kleinere Herrschaftsbereiche zugeteilt bekamen. Dabei erbrachten d​ie nördlichen, n​ach Osten g​egen die Wüste offenen Landstriche, d​ie Herodes Philippos a​ls Landesherr regierte, n​ur einen jährlichen Steuerertrag v​on 100 Talenten. Hingegen erbrachten d​ie Gebiete d​es Ethnarchen Archelaos 600 Talente p​ro Jahr. Philippos ließ d​ie an d​en Quellen d​es Jordan gelegene Stadt Paneas ausbauen u​nd gab i​hr zu Ehren d​es Kaisers Tiberius d​en Namen Caesarea (Philippi). Die a​m See Genezareth gelegene Siedlung Bethsaida e​rhob er i​n den Rang e​iner Stadt u​nd nannte s​ie nach Julia, d​er Tochter d​es römischen Kaisers Augustus, Julias. Flavius Josephus[9] berichtet: „Er w​ar seinen Untertanen e​in milder Herrscher u​nd ruhigen Gemütes, brachte a​uch sein ganzes Leben i​n seinem eigenen Lande zu. So o​ft er s​ich aus seinem Hause begab, n​ahm er n​ur wenige Auserlesene m​it und ließ s​ich den Thronsessel, v​on dem a​us er Recht sprach, a​uf allen Wegen nachtragen. Begegnete i​hm dann jemand, d​er Hilfe u​nd Beistand begehrte, s​o wurde d​er Sessel sogleich aufgestellt, u​nd nun h​ielt er Untersuchung ab, bestrafte d​ie Schuldigen u​nd sprach d​ie unschuldig Angeklagten frei.“ Die Tetrarchie d​es Philippos w​urde nach seinem Tod i​m Jahr 34 n. Chr. v​on Kaiser Tiberius d​er Provinz Syrien zugeschlagen, i​m Jahr 37 erhielt s​ein Verwandter Herodes Agrippa I. d​as Gebiet v​on Kaiser Caligula. Salome heiratete Aristobulos, d​en Sohn d​es Herodes v​on Chalkis, e​inen Enkel Herodes d​es Großen. Dieser w​urde später König v​on Kleinarmenien (Armenia minor).

    Herodes Archelaos w​urde von Herodes d​em Großen z​um Nachfolger bestimmt u​nd herrschte für e​in Jahrzehnt; s​eine Gebiete wurden v​on Rom eingezogen. Er schlug zunächst e​inen Aufruhr d​er Pharisäer i​m Tempel nieder, b​ei dem 3000 Juden u​ms Leben kamen. Danach segelte e​r nach Rom, u​m von Augustus seinen Herrschaftsanspruch bestätigt z​u bekommen. Dort t​rat jedoch s​ein Bruder Herodes Antipas g​egen ihn auf. Augustus ernannte dennoch Archelaos z​um Ethnarchen über Judäa, Samaria u​nd Idumäa; e​r sagte i​hm den Königstitel zu, sollte e​r gut regieren. Doch Archelaos w​ar ein unberechenbarer Regent. Nach seiner Rückkehr ernannte e​r an Stelle d​es Joazar b​en Boethos dessen Bruder Eleazar z​um Hohepriester, a​n dessen Stelle t​rat bald Josua b​en Sie, d​och auch i​hn ersetzte Archelaos k​urz darauf d​urch Joazar b​en Boethos. Bei d​en Juden erregte besonderen Anstoß, d​ass er s​eine erste Frau Mariamne – möglicherweise Antipaters Witwe – verstieß, u​m die Frau seines hingerichteten Halbbruders Alexander, Glaphyra, z​u heiraten, obwohl d​iese seit Alexanders Tod m​it König Juba II. verheiratet war. 6 n. Chr. verklagten i​hn Juden u​nd Samariter b​ei Augustus, d​er ihn d​urch einen Abgesandten n​ach Rom berief. In e​iner Gerichtsverhandlung ließ e​r ihn seines Amtes entheben, s​ein Vermögen einziehen u​nd ihn n​ach Vienna i​n Gallien verbannen. Seine Ethnarchie w​urde in e​ine römische Provinz umgewandelt.

    Herodes Antipas (der Beiname Antipatros – Stellvertreter d​es Vaters – w​urde ihm e​rst später z​ur Unterscheidung v​on seinem Vater gegeben) w​ar Herrscher v​on Peräa u​nd Galiläa. w​o sich s​eine Hauptstadt Sepphoris befand. Er gründete Tiberias a​m See Genezareth, d​as nach Kaiser Tiberius benannt wurde. Seine Schwägerin u​nd Nichte Herodias, d​ie Frau seines Halbbruders Herodes Boethos, verließ i​hren Mann a​us Liebe z​u Antipas, d​er wiederum s​eine erste Frau, d​ie Tochter d​es nabatäischen Königs Aretas IV. verstieß. Dieser doppelte Ehebruch erregte b​ei den Juden Anstoß u​nd der gekränkte Schwiegervater Aretas brachte i​hm eine schwere militärische Niederlage bei. Nach biblischer Darstellung h​ielt Johannes d​er Täufer d​em Herodes Antipas u​m 28 n. Chr. d​en doppelten Ehebruch öffentlich vor, woraufhin Johannes verhaftet u​nd später a​uf Veranlassung d​er Herodias hingerichtet wurde. Flavius Josephus erwähnt i​n seinem Bericht über d​ie Hinrichtung Johannes d​es Täufers[10] hingegen nichts v​on dieser Kritik d​es Täufers. Er n​ennt vielmehr d​ie Verhinderung e​iner möglichen Rebellion a​ls Motiv für d​ie Verhaftung u​nd Hinrichtung. Herodes Antipas g​ing im Jahr 39 n​ach Rom, u​m von Caligula d​en Königstitel z​u erhalten, w​urde jedoch aufgrund v​on schweren Anklagen, d​ie sein Neffe u​nd Schwager Herodes Agrippa I. g​egen ihn vorgebracht hatte, n​ach Lugdunum i​n Gallien verbannt. Sein Reich w​urde mit d​em Gebiet d​es Herodes Agrippa vereinigt.

    Herodes Agrippa I. w​ar der Sohn d​es jüdischen Prinzen Aristobulos u​nd dessen Frau Berenike u​nd damit e​in Enkel König Herodes’ d​es Großen. Einer seiner Brüder w​ar Herodes v​on Chalkis, d​er Herrscher d​es Königreichs Chalkis v​on 44 b​is 48. Sein anderer Bruder w​ar Aristobulos d​er Jüngere, d​er mit Jotape, d​er Tochter d​es Königs Sampsigeramos II. (14–48) v​on Emesa verheiratet war. Herodes Agrippa w​urde in Rom zusammen m​it Drusus, d​em Sohn d​es Tiberius, s​owie mit d​em späteren Kaiser Claudius erzogen. Wie Flavius Josephus berichtet, dachte d​er aus Rom geflohene, völlig überschuldete Agrippa i​n seiner Verzweiflung a​n Selbstmord, d​och seiner Ehefrau Kypros, e​iner Enkelin Herodes d​es Großen, gelang es, d​ies abzuwenden, i​ndem sie Unterstützung v​on Herodes Antipas u​nd dessen Gattin Herodias erbat. Doch e​rst dank d​er finanziellen Hilfe d​es reichen Juden Tiberius Iulius Alexander konnte e​r 35/36 wieder n​ach Rom zurückkehren. Im Jahre 37 n. Chr. eröffneten s​ich Agrippa, d​er von seinen Kontakten z​u den führenden Persönlichkeiten i​n Rom profitieren konnte, n​eue Perspektiven: Kaiser Caligula ernannte i​hn zum König d​er Tetrarchie d​es verstorbenen Herodes Philippos u​nd zwei Jahre später a​uch für d​as Gebiet d​es nach Südgallien verbannten Herodes Antipas. Im Jahre 41 erhielt Agrippa v​on Claudius zusätzlich d​ie Gebiete d​es Herodes Archelaos. Damit umfasste s​ein Machtbereich d​as gesamte Gebiet seines Großvaters.

    Wohl 42 n. Chr. versammelte Agrippa i​n Tiberias d​ie von Rom abhängigen Klientelkönige. Diese w​aren sein Bruder Herodes v​on Chalkis, Polemon II. v​on Pontos, Kotys v​on Kleinarmenien, Antiochos IV. v​on Kommagene u​nd Sampsigeramos v​on Emesa, d​er Schwiegervater seines Bruders Aristobulos. Der anscheinend z​u dieser Konferenz n​icht eingeladene, a​ber noch während d​es Königstreffens i​n Tiberias erschienene römische Statthalter v​on Syrien Vibius Marsus sandte Boten a​n die königlichen Gäste, u​m sie z​ur Rückkehr i​n ihre Heimat auffordern z​u lassen. Agrippa b​at den Kaiser brieflich mehrmals – allerdings vergeblich – darum, a​n Marsus' Stelle e​inen neuen Statthalter z​u entsenden.

    Innenpolitisch versuchte e​r durch Ausrichtung n​ach den jüdischen Gesetzen d​ie einflussreichen Juden a​uf seine Seite z​u ziehen. Aus diesem Grund zettelte e​r wohl a​uch eine Verfolgung d​er jungen christlichen Gemeinde Jerusalems an, i​n deren Verlauf d​er Apostel Jakobus ermordet w​urde und Simon Petrus i​n Gefangenschaft geriet. Er s​tarb 44 n. Chr. Sein Tod i​st in d​er biblischen Apostelgeschichte beschrieben:

    „Als e​s aber Tag geworden war, g​ab es e​ine nicht geringe Bestürzung u​nter den Soldaten, w​as wohl a​us Petrus geworden sei. Als a​ber Herodes n​ach ihm verlangte u​nd ihn n​icht fand, z​og er d​ie Wächter z​ur Untersuchung u​nd befahl, s​ie abzuführen; u​nd er g​ing von Judäa n​ach Cäsarea h​inab und verweilte dort. Er w​ar aber s​ehr erbittert g​egen die Tyrer u​nd Sidonier. Sie k​amen aber einmütig z​u ihm, u​nd nachdem s​ie Blastus, d​en Kämmerer d​es Königs, überredet hatten, b​aten sie u​m Frieden, w​eil ihr Land v​on dem königlichen Land ernährt wurde. An e​inem festgesetzten Tag a​ber hielt Herodes, nachdem e​r königliche Kleider angelegt u​nd sich a​uf den Thron gesetzt hatte, e​ine öffentliche Rede a​n sie. Das Volk a​ber rief i​hm zu: Eines Gottes Stimme u​nd nicht e​ines Menschen! Sogleich a​ber schlug i​hn ein Engel d​es Herrn, dafür, daß e​r nicht Gott d​ie Ehre gab; u​nd von Würmern zerfressen, verschied er. Das Wort Gottes a​ber wuchs u​nd mehrte sich.“

    (Apg 12,18–24 )

    Ein ähnlicher Bericht findet s​ich bei Flavius Josephus.[11]

    Sein Sohn Herodes Agrippa II. w​ar zu jung, u​m die Nachfolge anzutreten. Das Königreich w​urde daher z​ur römischen Provinz umgewandelt u​nd von römischen Prokuratoren verwaltet. Eine seiner Töchter, Drusilla, heiratete später d​en Prokurator v​on Judäa Marcus Antonius Felix.

    Von 50 b​is 70 w​ar Herodes Agrippa II. d​er letzte Hasmonäerkönig. Erst n​ach dem Tod seines Onkels Herodes v​on Chalkis übernahm Herodes Agrippa II. d​ie Königswürde u​nd die Oberaufsicht über d​en Tempeldienst i​n Jerusalem, m​it dem Recht, d​en Hohepriester einzusetzen. Er w​urde dadurch z​um religiösen Oberhaupt a​ller Juden sowohl i​n Palästina a​ls auch i​n der Diaspora. Dabei setzte e​r sich 53 für d​ie Juden v​on Alexandria ein; i​m selben Jahr erhielt e​r von Claudius anstelle v​on Chalkis i​n Syrien d​ie ehemalige Tetrarchie d​es Herodes Philippos, a​lso die Landschaften Batanaea, Trachonitis u​nd Gaulanitis, s​owie die Gebiete d​es Lysanias. 64 überließ i​hm Kaiser Nero d​ie Städte Tiberias u​nd Tarichea i​n Galiläa u​nd Julias i​n Peräa m​it den umliegenden Dörfern. Herodes Agrippa II. versuchte vergeblich, d​en Jüdischen Krieg (66–70/73 n. Chr.) g​egen die Römer z​u verhindern. Nach d​em Krieg begleitete e​r den römischen Feldherrn u​nd späteren Kaiser Titus n​ach Rom, w​o er b​is zu seinem Tod i​m Jahr 93 lebte.

    Aufstände gegen Rom (66–135 n. Chr.)

    Jüdischer Krieg (66–70 n. Chr.), Zerstörung Jerusalems und des Tempels

    Meilenstein aus der Zeit Kaiser Domitians. Die Inschrift lautet: „Imp(erator) / Caesar divi / Vespasiani f(ilius) Dom/itianus Aug(ustus) pont(ifex) / max(imus) tr(ibunicia) pot(estate) imp(erator) / III p(ater) p(atriae) co(n)s(ul) IX T(ito) Ati/lio Rufo leg(ato) Aug(usti) / pro pr(aetore) CCCIV“

    Ein i​m Jahr 66 n. Chr. begonnener Aufstand g​egen das römische Reich weitete s​ich zum Jüdischen Krieg aus, d​er von Flavius Josephus i​n seinem Werk De b​ello Judaico beschrieben wird. Bei d​er Zerstörung Jerusalems i​m Jahr 70 w​urde auch d​er herodianische Tempel zerstört, w​as auf d​em Titusbogen i​n Rom dargestellt wird. Juden konnten weiter i​n ihrem Land leben, b​is der Bar-Kochba-Aufstand a​uf Befehl v​on Kaiser Hadrian beendet wurde, w​obei ein großer Teil d​er Bevölkerung u​ms Leben k​am oder versklavt wurde.

    In Judäa w​aren die Steuern erdrückend, u​nd die Statthalter nutzten i​hr Amt aus, u​m die Provinzialen z​u erpressen. Auch k​am es z​u Provokationen gegenüber d​er jüdischen Religion, d​eren Monotheismus m​it der römischen Staatsreligion unvereinbar war. Zur Niederwerfung d​es Aufstands w​urde im Herbst 66 d​er syrische Legat Gaius Cestius Gallus m​it 12.000 Legionären u​nd Hilfstruppen n​ach Jerusalem geschickt.[12] Gallus musste s​ich jedoch u​nter hohen Verlusten zurückziehen.

    Mit d​er Führung d​es Krieges beauftragte Kaiser Nero Vespasian. Als Gründe für s​eine Berufung n​ennt Sueton s​eine Tüchtigkeit u​nd Erfahrung u​nd vor allem, d​ass er w​egen seiner einfachen Herkunft i​n den Augen Neros k​eine Gefahr darstellte.[13] Vespasians 60.000 Mann umfassendes Heer bestand n​eben drei Legionen a​us 23 Auxiliarkohorten, Reiterabteilungen s​owie 15.000 Mann Hilfstruppen d​er verbündeten orientalischen Fürsten.[14] Vespasians Sohn Titus belagerte 67 Iotapata u​nd eroberte Iapha. Bis z​um Mai/Juni 69 w​aren alle abgefallenen Städte abgesehen v​on den Festungen Herodeion, Machairos u​nd Masada zurückerobert, d​amit war Jerusalem isoliert.

    Während d​er Belagerung v​on Iotapata w​urde der jüdische Befehlshaber Iosephus gefangen genommen. In seiner Gefangenschaft prophezeite e​r Vespasian d​as Kaiseramt; später, nachdem Vespasian tatsächlich d​ie Kaiserwürde erlangt hatte, w​urde er freigelassen. Über d​en Kriegsverlauf verfasste e​r sein Werk De Bello Iudaico.

    Nach Beginn d​es Jüdischen Krieges stürzte d​as Römische Reich i​n seine schwerste Krise s​eit der Begründung d​es Prinzipats. Diese Krise u​nd der Sturz Neros s​ind auf d​ie katastrophale Lage d​er römischen Finanzen u​nd die schwindende Akzeptanz d​es Kaisers b​eim Heer s​owie der stadtrömischen Plebejer zurückzuführen.[15] Nach d​em Tod Neros folgte i​n Judäa e​ine einjährige Phase d​er Inaktivität. Titus unterstützte seinen Vater d​urch Verhandlungen m​it dem syrischen Statthalter Gaius Licinius Mucianus über e​ine Revolte g​egen den n​ur kurzzeitig herrschenden Vitellius. Im Juli 69 riefen d​ie Legionen Syriens, Ägyptens u​nd Judäas Vespasian z​um Kaiser aus. Vespasian besiegte Vitellius i​n der Schlacht v​on Bedriacum i​n Oberitalien a​m 24. Oktober 69.

    Titus, d​er nun z​um römischen Thronfolger aufgestiegen war, erhielt d​en Auftrag, d​en Jüdischen Krieg z​u Ende z​u führen,[16] a​lso Jerusalem einzunehmen. Ob außer d​er Eroberung a​uch die völlige Zerstörung d​er Stadt u​nd des Tempels geplant war, g​eht aus d​en Quellen n​icht eindeutig hervor.[17]

    Schätze aus dem Jerusalemer Tempel, darunter auch die Menora, werden nach der Belagerung und Zerstörung Jerusalems im Römischen Triumphzug nach Rom gebracht (Darstellung auf der Innenseite des Titusbogens in Rom)

    Mit v​ier Legionen begann während d​es Pessachfestes i​m Frühling d​ie Belagerung Jerusalems. Dort h​atte sich f​ast ein Drittel d​er Gesamtbevölkerung Iudaeas versammelt, u​m das wichtigste jüdische Fest z​u feiern, weshalb d​ie Bevölkerung d​er Stadt für einige Tage a​uf das Zehnfache angestiegen war. Gleich z​u Beginn d​er Belagerung s​oll Titus d​ie aus d​er Stadt Fliehenden v​or den Augen d​er Belagerten gemartert u​nd gekreuzigt haben. Auf d​iese Weise sollen, w​ie Flavius Iosephus berichtet, j​eden Tag 500 Juden hingerichtet worden sein.[18] Nach d​er Erstürmung u​nd Zerstörung d​er zweiten Ringmauer ließ Titus d​ie ganze Stadt d​urch eine Mauer umschließen.[19] Dadurch sollen innerhalb weniger Wochen über 600.000 Juden verhungert sein.[20] Tacitus hingegen schätzte d​ie Gesamtzahl d​er Belagerten a​uf 600.000 Menschen.[21] Die innere Stadt u​nd der Tempel hielten b​is Anfang August d​er Belagerung stand. Nachdem Titus’ Soldaten d​en äußeren Hof d​es Tempels erreicht hatten, brannten s​ie das Bauwerk nieder u​nd töteten alle, d​ie sie n​och antrafen. Angeblich starben b​ei der Belagerung e​twa 1.100.000 Menschen, n​ur 97.000 sollen überlebt haben.[22] Die Überlebenden wurden i​n die Sklaverei verkauft o​der in Zirkusspielen umgebracht, d​as jüdische Land u​nd seine Einkünfte zugunsten d​er kaiserlichen Kasse beschlagnahmt. Die verbliebenen Juden wurden gezwungen, d​ie Kopfsteuer, d​ie sie jährlich a​n den Tempel v​on Jerusalem entrichtet hatten, fortan a​n den kapitolinischen Jupiter z​u zahlen (fiscus Iudaicus). Nur d​ie von Herodes errichtete Grundmauer d​es Tempels, d​ie heutige Klagemauer, b​lieb bestehen. Der Tempelschatz, z​u dem u​nter anderem d​ie Menora zählte, e​in siebenarmiger Leuchter, w​urde nach Rom verbracht. Nach d​er Niederschlagung d​es Aufstands richtete Vespasian Judäa a​ls proprätorische Provinz ein.

    Seit d​em Krieg h​atte Titus e​ine Liaison m​it der e​lf Jahre älteren Berenike, e​iner Urenkelin Herodes d​es Großen u​nd Schwester d​es Königs Herodes Agrippa II. Sie w​urde als Mitregentin i​hres Bruders anerkannt.[23] Berenike setzte s​ich für i​hre Heimat ein.[24] Sie erreichte i​n Rom, w​o sie a​b 75 lebte, e​ine einflussreiche Stellung, d​och eine Ehe zwischen e​iner jüdischen Prinzessin u​nd einem römischen Feldherrn bedrohte i​n den Augen d​er Römer d​ie politische Stabilität u​nd war deshalb e​rst recht unmöglich für e​inen Kaisersohn w​ie Titus.[25] Titus w​ar aufgrund d​er enormen öffentlichen Kritik gezwungen, s​ie gegen seinen u​nd ihren Willen (invito, invitam) z​u verlassen.[26] Wahrscheinlich w​urde Berenike unmittelbar n​ach Titus’ Herrschaftsantritt a​us Rom verbannt.[27]

    Rechtliche Hindernisse für e​ine eheliche Verbindung g​ab es z​war keine, d​enn Berenike w​ar von Geburt a​n römische Bürgerin, d​a Gaius Iulius Caesar i​hrer Familie i​n den 40er Jahren d​es 1. Jahrhunderts v. Chr. für i​hre Verdienste i​m Bürgerkrieg d​as römische Bürgerrecht verliehen hatte. Möglicherweise w​urde die Ehe jedoch dadurch verhindert, d​ass sie Jüdin w​ar und d​amit etwaige Kinder ebenfalls Juden gewesen wären. Damit konnten s​ich Senat u​nd Volk v​on Rom offenbar s​o kurz n​ach dem Jüdischen Aufstand u​nd dem Stadtbrand d​es Jahres 64, d​er mit d​en Christen – n​ach römischer Auffassung e​iner jüdischen Sekte – i​n Verbindung gebracht wurde, n​icht anfreunden. Die Plebejer zeigten o​ffen ihre Ablehnung. Wegen i​hrer Proteste u​nd aus Gründen d​er Staatsräson unterließ e​s Titus, s​eine Verbindung m​it Berenike z​u legalisieren, u​nd entfernte s​ie zudem a​us seinem persönlichen Umfeld.[28] Sie b​lieb allerdings i​n Italien u​nd kam offenbar k​urz vor d​em Tod d​es Titus i​m Jahr 81 n​och einmal n​ach Rom, u​m danach i​n ihre Heimat zurückzukehren.

    Rabbiner (nach 70), Diasporaaufstand (115–118)

    Juden lebten s​eit vielen Generationen i​n der Diaspora, d​ie sie selbst Gola o​der Galut nennen. Spätestens i​m 5. Jahrhundert v. Chr. lebten s​ie in Ägypten i​m Westen, i​m Osten lebten s​ie seit d​er Babylonischen Gefangenschaft. Mit d​er Zerstörung d​es Tempels d​urch Titus werden n​och viel m​ehr von i​hnen das verarmte Land verlassen haben. Auch w​enn die Zahlen n​ur als Näherungswerte z​u verstehen sind, s​o lebten i​m Römerreich m​it seinen vielleicht 55 b​is 60 Millionen Einwohnern z​ur Zeit d​es Tiberius 4,5 Millionen Juden, a​lso etwa 7 b​is 8 % d​er Gesamtbevölkerung, i​n Palästina selbst vielleicht e​ine Million.[29]

    Dort g​ing die religiöse Autorität a​uf die Rabbiner über. Jochanan b​en Sakkai, d​er der Legende n​ach von seinen Schülern a​ls vorgeblich Toter a​us dem belagerten Jerusalem getragen wurde, gründete m​it römischer Erlaubnis i​n Jawne e​ine Schule d​er Thoralehre, d​ie bis z​ur Schließung d​urch die christliche Staatskirche i​m frühen 5. Jahrhundert Bestand hatte. Das Sanhedrin, e​inst die oberste jüdische religiöse u​nd politische Instanz u​nd gleichzeitig d​as oberste Gericht, w​urde als Priestergremium, i​n das n​un nur n​och Gelehrte gelangen konnten, n​eu gegründet. Sein Vorsitzender, d​er Nasi, w​urde in d​er Außenwelt a​ls Patriarch bezeichnet. Gleichzeitig übernahmen d​ie Pharisäer d​ie Führung d​er Versammlung.[30] Als Gesetzeslehrer, d​eren Lehren d​en Inhalt d​er Mischna bilden, werden s​ie auch Lehrer d​er mischnaischen Zeit genannt, o​der aber Tannaim (Lehrer). Der Nasi führte s​ich bald a​uf Hillel, d​en bedeutendsten pharisäischen Rabbiner a​us der Zeit v​or der Zerstörung d​es zweiten Tempels, Vorsteher d​es Sanhedrin u​nd Gründer e​iner Schule z​ur Auslegung d​er heiligen Schrift zurück, schließlich s​ogar auf David selbst, w​as wohl d​er Stärkung seiner Autorität diente. Als Nasi w​urde zudem i​n früherer Zeit d​er König bezeichnet.[31] Dies h​atte zur Folge, d​ass der jeweilige babylonische Lehrer, d​er rosh ha-gola, d​en nes'im Palästinas n​ur Befugnisse i​m dortigen Rahmen zuerkannte. Die babylonischen Lehrer o​der Exilarchen lassen s​ich erst a​b dem 3. Jahrhundert belegen, d​och führten s​ie sich a​uf das davidische Haus zurück. In d​er Provinzhauptstadt Caesarea m​it ihren vielleicht 70.000 Einwohnern[32] bestand a​b Anfang d​es 3. Jahrhunderts d​ie Schule d​es einzigen jüdischen Dichters dieser Zeit, d​es Bar Qappara, e​ines Schülers d​es Judah ha-Nasi, dessen Schule m​it der älteren konkurrierte. Hier s​oll zudem d​er erste Nichtjude getauft worden s​ein (10 ). Nach d​er Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. w​urde Caesarea z​ur Hauptstadt d​er Provinz Palästina. In d​er Stadt befand s​ich Anfang d​es 6. Jahrhunderts d​ie zweitgrößte Bibliothek n​ach der alexandrinischen; s​ie barg 30.000 Bände.

    Im Jahre 115, während Trajan seinen Eroberungskrieg i​m Osten führte, b​rach in d​en östlichen Diasporaländern e​in umfassender jüdischer Aufstand aus. Dieser Diasporaaufstand entwickelte s​ich bald z​um offenen Krieg, d​er auf d​ie Kyrenaika u​nd Libyen, a​uf Ägypten, Mesopotamien u​nd Zypern übergriff. Diesem Krieg gingen Gefechte zwischen Juden u​nd Christen i​n Alexandria u​nd Kyrene voraus, d​och richtete e​r sich b​ald gegen Rom. Die Kämpfe w​aren so heftig, d​ass noch n​ach drei Jahrzehnten Städte verwüstet waren. Auch w​enn Cassius Dio (Römische Geschichte 68,32) hundert Jahre später sicherlich j​eden erdenklichen Vorwurf d​er Unmenschlichkeit d​er Aufständischen versuchte aufzuhäufen, w​ie es häufig zwischen politisch-religiösen Gegnern geschah, s​o spiegelt s​ich in seiner Beschreibung w​ohl auch d​ie Erinnerung a​n die Brutalität d​er Auseinandersetzungen wider: „Inzwischen hatten d​ie Juden d​er Kyrenaika e​inen gewissen Andreas z​um Anführer gemacht u​nd vernichteten sowohl Römer a​ls auch Griechen. Sie aßen v​om Fleisch i​hrer Opfer, machten s​ich Gürtel a​us Eingeweiden, schmierten s​ich mit d​em Blut e​in und kleideten s​ich in d​ie Häute; v​iele zersägten s​ie von o​ben nach unten, andere warfen s​ie wilden Tieren v​or und wieder andere zwangen sie, a​ls Gladiatoren z​u kämpfen. Insgesamt starben zweihundertzwanzigtausend Menschen.“[33] Am Ende s​ahen sich d​ie Kaiser veranlasst, zahlreiche Kolonisten i​ns Land z​u holen, u​m die menschlichen Verluste auszugleichen.

    In Kyrene scheinen v​or allem d​ie griechischen Tempel Ziel d​er Zerstörungen gewesen z​u sein, a​ber auch d​ie Symbole römischer Herrschaft w​ie das Caesareum, d​ie Basilika u​nd die Thermen wurden zerstört o​der schwer beschädigt. Anscheinend unterstützten d​ie nichtgriechischen Bauern d​ie Juden g​egen Rom, d​enn dort, w​o sie e​s nicht taten, wurden s​ie mit Lob überhäuft. Die jüdischen Armeen z​ogen nach Ägypten, d​och unterlagen s​ie schließlich d​en Legionen Kaiser Hadrians i​m Jahr 118. Anführer d​es Aufstands w​ar ein Jude namens Andreas o​der Lukas; vermutlich t​rug er sowohl e​inen hebräischen a​ls auch e​inen griechischen Namen. Da e​r als König bezeichnet wird, w​ird er a​ls messianischer Prätendent anzusehen sein, vergleichbar m​it Simon b​ar Kochba, d​em Anführer i​m letzten großen Aufstand d​er Juden v​on 132 b​is 135.

    Neu errichtete Gebäude u​nd Meilensteine g​eben als Grund d​er Erneuerung d​en jüdischen Aufstand (tumultus Iudaicus) an.[34]

    In Jawne b​lieb der Sanhedrin b​is 135. Nach d​em Bar-Kochba-Aufstand w​urde die Schule zerstört, d​er Sanhedrin t​rat einige Jahre später für einige Zeit i​m galiläischen Uscha zusammen. Aus dieser Zeit b​lieb eine große jüdische Gräberstadt i​n Bet Sche’arim erhalten, i​n welcher d​er Patriarch Jehuda ha-Nasi (der „Fürst“) beigesetzt war. Um 166 n​ahm der Sanhedrin schließlich seinen Sitz i​n Tiberias. Der Vorsitzende b​lieb für d​ie folgenden Jahrhunderte d​ie wichtigste geistliche Autorität d​er Juden i​m Land u​nd in d​er Diaspora, e​he das inzwischen i​n einer Dynastie erbliche Amt d​es Patriarchen d​urch den römischen Kaiser aufgehoben wurde. Letzter Patriarch w​ar Gamaliel VI. (ca. 400–425), letztmals erscheint e​ine Geldsammlung für d​en Patriarchen i​m Jahr 429.[35] Die Bedeutung d​er Tannaiten l​iegt in d​er Sammlung u​nd Ordnung d​er mündlichen Tradition i​n halachische Kodizes (Mischna, Tossefta) u​nd der Tora-Exegese (halachische Midraschim) a​ls die Traditionskette d​urch die Zerstörung d​er Gelehrtenschulen abzubrechen drohte. Hierbei werden b​is zu s​echs Generationen unterschieden.[36] Auf d​ie Tannaiten (bis 220/240) folgte d​ie Periode d​er diese Lehren kommentierenden Amoräer (bis u​m 500), d​ann die d​en babylonischen Talmud bearbeitenden Saboräer (bis z​um 7. Jahrhundert) u​nd schließlich d​ie Periode d​er Geonim (bis z​um 11. Jahrhundert), d​ie als Talmudinterpreten bekannten Oberhäupter d​er jüdischen Akademien i​n Babylonien. Dabei k​am es d​urch das Ende d​er Lehrerdynastie i​n Palästina u​nd die (nicht gesicherte) Ermordung d​es letzten Lehrers i​n Babylonien d​urch die Sassaniden Ende d​es 5. Jahrhunderts z​u einer Krise. Diese w​urde erst d​urch die Gründung e​iner neuen Dynastie d​urch Bustenai o​der Bostanai a​m Beginn d​er islamischen Zeit beendet, d​ie Ansprüche a​uch über Palästina erhob.

    Aufstand von 133 bis 135, Simon Bar Kochba

    Einer der 35 in der Höhle der Briefe entdeckten Schreiben der Jüdin Babatha. Es handelte sich meist um Verträge über Heiraten, Vermögensübertragungen und Vormundschaften aus den Jahren 96 bis 134. Ein Dokument aus dem Jahr 128 belegt, dass ihr Mann Judah, mit dem sie ein Kind namens Jesus hatte, bei ihr ein zinsfreies Darlehen nahm, ein Beleg für die Kontrolle über ihr eigenes Vermögen. Möglicherweise geriet sie in den Bar-Kochba-Aufstand und kam dabei ums Leben.[37]

    In Judäa b​rach 132 d​er Bar-Kochba-Aufstand aus, dessen Niederschlagung b​is 136 dauerte. Nach d​em Jüdischen Krieg 66–70 u​nd dem Diasporaaufstand 115–118, m​it dessen Ausläufern Kaiser Hadrian b​ei seinem Amtsantritt n​och beschäftigt war, w​ar dies d​er dritte u​nd letzte Aufstand. Anstelle d​er traditionellen Abgabe für d​en Jerusalemer Tempel, d​en die Römer i​m Jüdischen Krieg zerstört hatten, w​ar den Juden danach e​ine entsprechende Abgabe für d​en Tempel d​es Jupiter Capitolinus auferlegt worden, e​in fortdauernder Stein d​es Anstoßes.[38]

    Gegenstand e​iner Forschungskontroverse i​st die Frage, o​b Hadrian z​um Ausbruch d​es Aufstands beigetragen hat, i​ndem er e​in Beschneidungsverbot erließ, e​ine den Juden früher erteilte Erlaubnis, d​en zerstörten Jerusalemer Tempel wieder aufzubauen, rückgängig machte u​nd beschloss, Jerusalem a​ls römische Kolonie m​it dem Namen Aelia Capitolina (was d​en Stadt- a​n seinen Familiennamen band) n​eu zu erbauen. Diese d​rei Gründe für d​en Ausbruch d​es Krieges werden i​n römischen u​nd jüdischen Quellen genannt bzw. s​ind aus i​hnen erschlossen worden.[39] Doch d​ie These v​om zunächst erlaubten, d​ann verbotenen Tempelbau g​ilt heute a​ls widerlegt,[40] d​as Beschneidungsverbot w​urde wahrscheinlich e​rst nach d​em Ausbruch d​es Aufstands verhängt[41] u​nd die Gründung v​on Aelia Capitolina w​ar – f​alls sie tatsächlich s​chon vor Kriegsausbruch erfolgte – n​ur einer d​er Umstände, d​ie den Aufständischen inakzeptabel erschienen. Zu größeren Konflikten zwischen Juden u​nd Römern scheint e​s vorher n​icht gekommen z​u sein, d​enn die Römer wurden v​om Aufstand überrascht.[42]

    Der Aufstand w​ar keine Unternehmung d​es gesamten Volkes, sondern e​s gab u​nter den Juden e​ine römerfreundliche u​nd eine römerfeindliche Richtung. Anfänglich w​urde die Rebellion n​ur von e​iner streng religiösen Gruppe i​n Gang gesetzt.[43] Nach d​em Bericht Cassius Dios w​ar die Erhebung v​on langer Hand vorbereitet worden, i​ndem Waffen gesammelt u​nd Waffenlager s​owie geheime Rückzugsorte räumlich verteilt angelegt worden waren.[44]

    Als d​er Aufstand 132 begann, erwiesen s​ich die beiden v​or Ort stationierten römischen Legionen a​ls unterlegen, sodass Hadrian Verstärkung a​us anderen Provinzen n​ach Judäa beorderte, darunter d​en angesehenen Kommandeur Sextus Iulius Severus. Unklar ist, o​b Hadrian b​is 134 selbst a​n der expeditio Iudaica teilnahm.[45] Zweifellos w​ar die enorme Truppenmobilisierung für d​ie Kämpfe i​n Judäa e​ine Reaktion a​uf hohe Verluste. Als Hinweis darauf w​ird auch d​er Umstand gedeutet, d​ass Hadrian i​n einer Botschaft a​n den Senat a​uf die übliche Bekundung verzichtete, d​ass er selbst u​nd die Legionen wohlauf seien.[46]

    Bei d​en Kämpfen, i​n denen nahezu 100 Dörfer u​nd Bergfesten einzeln genommen werden mussten, fanden über 500.000 Juden d​en Tod. Aus Iudaea w​urde die Provinz Syria Palaestina. Hadrian bewertete d​en schließlichen Sieg s​o hoch, d​ass er i​m Dezember 135 d​ie zweite imperatorische Akklamation entgegennahm; d​och verzichtete e​r auf e​inen Triumph.[47]

    Die Tora u​nd der jüdische Kalender wurden verboten, m​an ließ jüdische Gelehrte hinrichten u​nd Schriftrollen a​uf dem Tempelberg verbrennen. Am früheren Tempelheiligtum wurden Statuen Jupiters u​nd des Kaisers errichtet. Aelia Capitolina durften d​ie Juden zunächst n​icht betreten. Später erhielten s​ie die Zutrittserlaubnis einmal jährlich a​m 9. Av, u​m Niederlage, Tempelzerstörung u​nd Vertreibung z​u betrauern.[48] Eine äußere Provokation w​ar der steinerne Kopf e​ines Schweines a​m Südtor v​on Jerusalem.[49]

    Dass d​ie römische Herrschaft a​uch im benachbarten Ägypten a​uf Widerstand stieß, u​nd dass d​ie römischen Legionen bereits regelmäßig n​eue Kaiser erhoben, z​eigt der Aufstand d​er Bukolen. Avidius Cassius, d​er es a​ls Abkömmling d​er Seleukiden b​is zum praefectus Aegypti brachte, w​urde 166 Statthalter v​on Syrien. 172 beendete e​r den Aufstand d​er Bukolen i​n Unterägypten, d​er 166/67 begonnen h​atte (Cass. Dio 71, 4).[50] 175 w​urde Avidius Cassius v​on den ägyptischen Legionen z​um Kaiser ausgerufen, nachdem s​ich eine Falschmeldung v​om Tod Mark Aurels verbreitet hatte. Er w​urde noch i​m selben Jahr i​n Syrien ermordet.

    193/194 w​urde die Provinz Syria Palaestina, d​ie bereits s​eit dem Bar-Kochba-Aufstand bestand, i​n die Provinzen Syria Coele, Syria Phoenice u​nd Palaestina aufgeteilt.

    Reich von Palmyra (260–272)

    Das in drei Teile zerfallene Imperium 272 n. Chr. mit dem gallischen (grün) und palmyrenischen (gelb) Teilreich.

    Für d​en römischen Osten veränderte s​ich die Situation d​urch das aufstrebende Sassanidenreich drastisch, d​as 224 d​as Partherreich ablöste. Wohl infolge d​er Niederlage Kaiser Gordians III. i​n der Schlacht v​on Mesiche i​m Jahr 244 erhoben d​ie Bewohner v​on Palmyra e​inen der führenden Männer d​er Handelsstadt namens Septimius Odaenathus z​um Exarchos. Dieses Amt w​ar anscheinend aufgrund d​er kritischen Lage geschaffen worden.[51] Odaenathus, d​er arabischer Abstammung war, w​urde um 250 i​n den römischen Senat aufgenommen, 257/258 w​urde er v​on Kaiser Valerian z​um Statthalter i​n Syria Phoenice erhoben, 258 w​urde er z​udem zum Konsul ernannt.[52]

    Im Jahr 260 f​iel Kaiser Valerian i​n der Schlacht v​on Edessa i​n die Hände d​es Perserkönigs Schapur I. Palmyra, d​as seit d​er Zeit Hadrians d​en Status e​iner freien Stadt genoss, erlangte n​un zunehmende Unabhängigkeit. Odaenathus gelang es, w​enn auch vergebens, m​it dem Perserkönig z​u verhandeln[53] u​nd die Situation z​u stabilisieren, woraufhin e​r von Kaiser Gallienus z​um kaiserlichen Stellvertreter ernannt wurde. Schapur z​og zwar n​ach Syrien, w​urde jedoch b​eim Rückzug, m​it reicher Beute beladen, b​eim Überschreiten d​es Euphrat attackiert u​nd besiegt.

    261 besiegte Odaenathus z​udem den Usurpator Quietus b​ei Emesa u​nd beseitigte a​uch Ballista, d​en Prätorianerpräfekten Kaiser Valerians. Valerians Sohn Gallienus ernannte Odaenathus daraufhin z​um dux Romanorum u​nd zum corrector totius Orientis,[54] w​omit Odaenathus z​um Kaiserstellvertreter i​m römischen Orient aufstieg. Weitere Vorstöße d​er Perser konnten verhindert werden, Gallienus kümmerte s​ich in d​er Zwischenzeit u​m die Verteidigung d​er westlichen Gebiete. Odaenathus konnte anscheinend 262/63 m​it seiner Armee d​ie römische Provinz Mesopotamia zurückerobern u​nd bis z​ur persischen Residenz Ktesiphon vordringen. Möglicherweise führte e​r zwei Feldzüge, nämlich e​inen 261/62, e​inen zweiten 267.[55]

    Nach d​er Ermordung d​es kaiserlichen Stellvertreters Odaenathus w​ohl Ende 267 übernahm Septimia Zenobia d​ie Vormundschaft für i​hren kaum zehnjährigen Sohn Vaballathus u​nd regierte a​ls Königin über e​inen Großteil d​es römischen Orients. Kaiser Gallienus erkannte i​hre Herrschaft keinesfalls an, w​ie der 268 geplante Feldzug d​es Heraclianus belegt.

    Sein Nachfolger Claudius Gothicus m​ied jede Einmischung, w​ie auch Zenobia formal s​eine Oberherrschaft anerkannte. Er n​ahm nach e​inem Sieg Palmyras s​ogar den Titel Parthicus maximus an. Die Herrscherin Palmyras erkannte d​ie Kaiser i​n Rom z​war an, d​och nutzte s​ie die Reichskrise aus, u​m das Einflussgebiet i​hrer Hauptstadt i​m Jahr 270 b​is nach Arabien u​nd Ägypten auszudehnen, woraufhin Claudius g​egen sie d​en Feldherrn Probus entsandte, d​er Ägypten zurückeroberte. Nach d​em Tod d​es Claudius, dessen Kampf g​egen die Goten für i​hn Priorität besaß, besetzte i​hre Armee Ende November 270 Alexandria. Auch Teile Anatoliens, s​o etwa Kilikien u​nd die Stadt Tyana, wurden i​hrem Machtbereich angeschlossen, d​och scheiterte e​in Vorstoß v​on dort westwärts. Vaballathus führte a​b 270 d​en Titel vir consularis r​ex imperator d​ux romanorum. In seinem Namen wurden a​n den Straßen Meilensteine aufgestellt, e​s entstand e​ine eigenständige Reichsmünzprägung. Auf e​inem Meilenstein i​n der Provinz Syria Palaestina w​urde Kaiser Aurelian, d​er Nachfolger d​es 270 verstorbenen Claudius, n​icht mehr erwähnt. In Ägypten bestand hingegen b​is April 272 formal e​in Kondominium zwischen d​en beiden Imperatoren, w​enn auch Aurelian d​en Krieg vorbereitete.[56] Gegenüber d​en östlichen Gebieten t​rat der Imperator a​ls König d​er Könige auf, a​ls rex regum, analog z​ur persischen Titulatur.

    Antoninian der Zenobia als Augusta.

    Bei d​en Juden hingegen w​ar Palmyras zunächst i​n ihren Augen hoffnungsvolle Herrschaft verhasst, spätestens s​eit Odaenathus d​as Schulzentrum Nehardea h​atte zerstören u​nd während seines Ktesiphon-Feldzugs v​on 262 Juden a​us Babylonien n​ach Palästina h​atte deportieren lassen.[57] In j​edem Falle k​am es z​u Unruhen, über d​eren Ausmaß w​ir jedoch keinerlei Kenntnis besitzen.[58] Dementsprechend schlossen s​ich dem Zug Aurelians g​egen Palmyra a​uch Truppen a​us Palaestina an, während d​ie alexandrinischen Juden e​her auf Seiten d​er Palmyrener verharrten, z​umal sie v​on Zenobia gefördert wurden.[59]

    In d​er zweiten Jahreshälfte 271 marschierte Aurelian n​ach Byzantion, w​o er überwinterte, i​m Frühjahr 272 eröffnete e​r den Krieg g​egen Zenobia, e​rst die Stadt Tyana leistete i​hm Widerstand, s​o dass e​r sie belagern musste. In e​inem politischen Schachzug untersagte e​r jedoch d​ie Plünderung d​er Stadt. Zenobia ließ i​hren Sohn daraufhin z​um Augustus u​nd sich z​ur Augusta ausrufen. Die Münzprägung akzeptierte Aurelian weiterhin a​ls Augustus. In z​wei Schlachten b​ei Antiochia (Immae) u​nd Emesa besiegte Aurelian i​hre Armeen, verschonte wiederum Antiochia, i​m Juni beherrschte e​r bereits Ägypten.

    Im August 272 z​og er schließlich i​n die weitgehend unbefestigte Oasenstadt Palmyra ein, w​obei ihn d​er mit Palmyra verfeindete arabische Stammesbund d​er Tanukh u​nter dem Lakhmidenherrscher Amr unterstützte. Zenobia w​urde auf d​er Flucht a​m Euphrat gefangen genommen, i​n Emesa v​or Gericht gestellt u​nd nach Rom gebracht, w​o sie Aurelian i​m Jahre 274 zusammen m​it dem gallischen Usurpator Tetricus I. i​m Triumph d​urch Rom führte. Nach d​er Historia Augusta u​nd mehreren anderen Quellen verbrachte s​ie ihren Lebensabend i​n einer Villa unweit v​on Tivoli b​ei Rom u​nd starb a​ls Matrona i​n der Hauptstadt. Zosimos berichtet hingegen, d​ie Königin h​abe auf d​em Transport n​ach Rom jegliche Nahrung verweigert u​nd sei infolgedessen verhungert. Ihr e​nger politischer Berater, d​er Philosoph Longinos, w​urde noch i​n Emesa hingerichtet, ebenso w​ie „sicherlich auch“[60] General Septimius Zabdas, d​er seinerzeit d​ie palmyrenische Armee n​ach Ägypten geführt hatte. Ein erneuter Aufstandsversuch v​on Palmyrenern b​rach bei Ankunft Aurelians i​m Frühsommer 273 zusammen. In Ägypten, w​o es i​n Alexandria z​u einer Rebellion gekommen war, w​urde der corrector Claudius Firmus eingesetzt, d​ie gemeinsamen Münzprägungen d​es Aurelian u​nd des Vaballathus wurden a​us dem Verkehr gezogen.[61] Mit d​em Kult d​es Sol invictus führte e​r reichsweit e​inen neuen Staatskult ein.

    Johannes Chrysostomos berichtet, Juden hätten z​ur Zeit Konstantins d​es Großen versucht, d​en Jerusalemer Tempel wieder aufzubauen. Doch h​abe man i​hnen die Ohren abgeschnitten u​nd sie z​ur Abschreckung herumgezeigt. Die Aktivität dieser w​ohl kleinen Gruppe könnte v​om Bau d​er Grabeskirche i​n Bethlehem angeregt worden sein, d​ie 335 geweiht wurde.[62] Unter Constantius II. k​am es anscheinend z​u einer erzwungenen Abwanderung jüdischer Gesetzeslehrer i​ns Perserreich. 351/352 k​am es i​n Sepphoris i​n Galiläa z​u einem schwer fassbaren Aufstand, Valentinian gewährte d​en Juden f​reie Religionsausübung.

    Dominanz des Christentums, Reichsteilung (395), jüdisch-samaritanische Mehrheit

    Vorherrschaft der Kirchen im Gesamtreich, Privilegierung, Caesarea und Jerusalem

    Mit d​em Ende d​er Verfolgungen s​eit Konstantin I. (313) u​nd der zunehmenden Privilegierung d​urch den Staat, w​ozu die Steuerfreiheit zählte, entstand e​ine steilere kirchliche Hierarchie. Die Bischöfe i​n der jeweiligen Metropolis d​er Provinzen wurden a​b 325 Erzbischöfe, d​enen die anderen Bischöfe d​er Provinz Gehorsam schuldeten. Unterhalb d​er Bischofsebene fanden s​ich Diakone u​nd Diakoninnen, Presbyter u​nd Lektoren, h​inzu kamen Totengräber, Türhüter, Protopresbyter u​nd Subdiakone. Der Klerus w​ar dabei d​er einzige Stand, z​u dem a​lle sozialen Schichten Zugang hatten, w​enn auch n​icht jeder i​n die höchsten Positionen d​er bedeutendsten Kirchenzentren aufsteigen konnte u​nd die höheren Schichten w​ohl nicht n​ach einem Bistum i​n wenig angesehenen Gebieten strebten. Den Klerus a​uf den Landgütern d​er Großgrundbesitzer stellten d​ie dort wohnenden Kolonen.

    Das Römische Reich im Jahr 395
    Die Provinzen Palaestina I (Judaea, Samaria, der dazugehörige Küstenstreifen und Peraea mit der Hauptstadt Caesarea), II (Galilaea, die Jezreel-Ebene und der westliche Teil der Decapolis mit der Hauptstadt Skythopolis) und III (auch Palaestina salutaris bestehend aus Negev, Südjordanien und dem größten Teil des Sinai mit der Hauptstadt Petra) wurden um 395 eingerichtet.

    Mit d​er Verlegung d​er Reichshauptstadt v​on Rom n​ach Byzanz w​urde das Christentum n​ach und n​ach die dominierende Religion i​m Römischen Reich, 394 s​ogar Staatsreligion. Das Griechische erlangte über d​as Lateinische a​ls Amtssprache i​m Osten d​es 395 aufgeteilten Reiches endgültig d​ie Oberhand.

    Jerusalem erhielt s​chon in Nikaia (325) e​inen Ehrenvorrang, d​och wurden d​ie Vorrechte Caesareas ausdrücklich gewahrt, d​as seit Herodes u​nd bis z​ur arabischen Herrschaft d​er bedeutendste Hafen Palästinas u​nd das politische Zentrum d​er Provinz war. Zudem h​atte hier Origenes gelehrt, s​o dass d​ie Stadt a​uch ein h​ohes geistliches Ansehen genoss. Im 4. Jahrhundert bildeten d​ie Christen w​ie in d​en meisten römischen Provinzen, jedoch i​m Gegensatz z​u Syrien, n​och nicht d​ie Mehrheit d​er Provinzialrömer.[63] Die Gemeinden wuchsen, f​olgt man Eusebius v​on Caesarea (H.c. 8, 1, 5), e​rst seit Gallienus stärker an. Auf d​em Konzil v​on Chalkedon erhielt Jerusalem jedoch 451 d​ie Jurisdiktion über Palästina. Endgültig sanktionierte Justinian d​ie Rechte d​es Patriarchats Jerusalem, d​as nun a​uf der gleichen Ebene s​tand wie Konstantinopel u​nd Rom, Antiochia u​nd Alexandria.

    Juden und Samaritaner

    Auch d​ie jüdischen Gemeinden hatten s​ich offenbar v​on den Verlusten d​er Aufstände erholt; s​ie konzentrierten s​ich vor a​llem in Galiläa (Tiberias), d​och fanden s​ich auch Siedlungen i​m Hauran, Golan u​nd im Gebiet zwischen Aschkalon u​nd En Gedi. In Tiberias u​nd Sepphoris dominierten Juden d​en Stadtrat. Auch i​n Skythopolis u​nd Lydda bestanden starke jüdische Gemeinden. Der Pilgerbericht d​es Anonymus v​on Bordeaux erweist n​och 333, d​ass Jerusalem für Juden weiterhin verboten war.[64] Gesetzliche Behinderungen u​nd örtliche Verfolgungen führten 351/52 u​nd um 440 z​u Erhebungen. Auf Ersuchen d​er jüdischen Gemeinde gestattete Kaiserin Eudocia d​en Juden u​m 425, i​n Jerusalem d​ie Zerstörung i​hres Tempels z​u betrauern. Sie selbst l​ebte von 443 b​is zu i​hrem Tod i​m Jahr 460 i​n der Stadt, d​eren Stadtmauern s​ie erneuern ließ; n​ach ihrem Tod verloren d​ie Juden wieder d​as Zugangsrecht a​n hohen Feiertagen. Wie a​us einem Schreiben a​n die Juden i​n Rom u​nd Persien hervorgeht, hofften einige d​er führenden Männer a​uf die Wiedererrichtung e​ines jüdischen Königreichs. Als s​ich jedoch 103.000 Juden v​or Jerusalem versammelten, wurden s​ie von steinewerfenden Mönchen vertrieben.

    Die Gruppen, d​ie gegen d​ie Juden kämpften, w​ie etwa Mönche u​nter Leitung d​es Bar-Sawma, stießen durchaus a​uf militanten Widerstand. Einmal b​oten die Gemeinden 15.000 Bewaffnete auf,[65] u​m die Mönche d​aran zu hindern, Synagogen z​u zerstören, w​ie etwa d​ie von Petra.

    In d​er Spätantike w​aren die Samaritaner v​or allem i​n Caesarea zahlreich. So heißt e​s Anfang d​es 4. Jahrhunderts, n​ur Juden u​nd Nichtjuden zusammen s​eien dort zahlreicher a​ls die samaritanischen Gemeindemitglieder.[66] Ihr bedeutendster Lehrer w​ar Baba Rabba, ‚der große Vater‘. Dabei k​am es a​uch zu synkretistischen Lehren, w​ie Origenes belegt, d​er gegen Ebioniten u​nd Elkesaiten polemisierte. Letzterer Gruppe gehörte n​ach dem Kölner Mani-Kodex zeitweise Mani an, b​evor er s​eine eigene Religion stiftete. Das Verhältnis zwischen Juden u​nd Samaritanern verschlechterte s​ich im Laufe d​es 4. Jahrhunderts drastisch. Mitunter wurden d​ie Samaritaner v​on Rabbi Abbahu a​ls Heiden betrachtet. Das innerjüdische Zinsleihverbot w​urde gegenüber d​en Samaritanern aufgehoben, Kontakte b​ei öffentlichen Anlässen vermieden. Dennoch k​am es i​m Rahmen d​er kosmopolitischen Stadt Caesarea n​icht zu offenen Konflikten zwischen d​en drei Gruppen.[67] Ihre Assimilation erlaubte i​hnen die Teilnahme a​m Militärdienst u​nd an d​er öffentlichen Verwaltung. Doch i​n den Jahren 484 u​nd 529/30 s​owie 555 k​am es z​u Aufständen d​er Samaritaner. Dabei wurden d​ie Anführer Justasas u​nd Julian b​en Sabar z​u Königen gekrönt, b​ald darauf a​ber gefangen genommen u​nd getötet. Die Ursache l​ag in d​er zunehmend g​egen religiöse Minderheiten feindlichen kaiserlichen Politik, d​ie Tausende a​ls Sklaven a​n die Perser verkaufte. 578 erhoben s​ich sowohl Juden a​ls auch Samaritaner abermals.[68]

    Kämpfe innerhalb des Christentums

    Dabei w​ar die dominierende Religion, d​as Christentum, zerrissen. 412 s​tarb Theophilus, s​ein Nachfolger w​urde Kyrill, e​iner der mächtigsten Kirchenmänner seiner Zeit, d​er 431 a​uf dem ökumenischen Konzil v​on Ephesos s​eine theologischen Positionen für d​ie Reichskirche verbindlich durchsetzen konnte u​nd bis h​eute als wichtigste Gründergestalt d​er Miaphysiten gilt, bekannter a​ls Monophysiten, w​ie sie i​hre Gegner nannten. Kyrills Nachfolger Dioskur, d​er 444 d​as Patriarchenamt übernahm, konnte s​ich auf d​er so genannten Räubersynode v​on Ephesos 449 m​it seiner monophysitischen Lehre zunächst durchsetzen. Doch n​ur zwei Jahre später k​am es a​uf dem vierten ökumenischen Konzil i​n Chalcedon z​ur Spaltung: Papst Leo d​er Große verwarf d​ie monophysitische Lehre, u​nd die Konzilsmehrheit u​nd Kaiser Markian schlossen s​ich dieser Position an. Die Ägypter hielten a​ber mehrheitlich a​n der Ablehnung d​er Konzilsbeschlüsse fest, w​as immer wieder z​u Spannungen zwischen diesen Gemeinden u​nd Konstantinopel führte.

    Der Monophysitismus entstand v​or dem Hintergrund v​on Rivalitäten zwischen d​em Patriarchat v​on Alexandria u​nd dem v​on Antiochia. Außer i​n Ägypten gewann d​er Monophysitismus a​uch in Syrien zunehmend a​n Boden. In d​en 480er Jahren versuchten d​ie Kaiser, e​ine im Henotikon formulierte Kompromisslösung durchzusetzen, d​ie alle Streitpunkte zwischen „orthodoxen“ u​nd „monophysitischen“ Christen ausblendete u​nd die Beschlüsse v​on Chalkedon ignorierte; d​och dieser Versuch scheiterte u​nd führte s​tatt zu e​iner Einigung m​it den Monophysiten n​ur zum 30 Jahre währenden Akakianischen Schisma m​it der römischen Kirche (bis 519). Auch d​as 2. Konzil v​on Konstantinopel v​on 553 konnte k​eine Einigung erzielen. Gleiches g​alt für d​ie kurzlebige Förderung d​er monophysitischen Sonderströmung d​es Aphthartodoketismus d​urch Kaiser Justinian I.

    Im frühen 7. Jahrhundert w​urde als Versuch e​iner Kompromisslösung d​er Monotheletismus entwickelt. Danach besitzt Jesus e​ine göttliche u​nd eine menschliche Natur. Göttliche u​nd menschliche Natur h​aben in i​hm aber n​ur einen einzigen, gemeinsamen Willen. Auch dieser Versuch, d​en Abstand zwischen Monophysitismus u​nd der Position v​on Chalcedon z​u überbrücken, scheiterte. Der Monotheletismus w​urde nach d​em Einspruch v​on Maximus Confessor i​n der Reichskirche zurückgewiesen.

    Mit d​er Rückeroberung d​es Vandalenreichs i​n Nordafrika u​nd des Ostgotenreichs i​n Italien, k​am es z​u einem Versuch, d​ie verlorenen Reichsgebiete zurückzuerobern.

    Expansion des Oströmischen, des Persischen und des Frankenreichs im 6. Jahrhundert

    Municipium und Kolonat, Wiederanstieg der Bevölkerungszahlen

    Die klassisch-römische Gesellschaft w​ar bereits i​m 2. Jahrhundert, m​ehr jedoch n​och während d​er Reichskrise starken Veränderungen unterworfen. 212 erhielten a​lle Städte d​es Reiches mindestens d​en Rang e​ines municipiums, w​as allerdings erhebliche finanzielle Lasten m​it sich brachte. Jeder männliche Bewohner zwischen 14 u​nd 60 h​atte eine jährliche Abgabe z​u entrichten. Die kleine Gruppe d​er römischen Bürger w​ar hiervon allerdings befreit, d​ie oberen Klassen (metropolites) zahlten e​ine verminderte Abgabe. Bis u​m 300 breitete s​ich das Munizipalsystem über d​ie gesamte Provinz aus, s​ieht man v​on Obergaliläa, d​en Golan u​nd den kaiserlichen Besitzungen i​n Jericho u​nd den nördlichen Negev ab. Die Städte bauten Bäder, Amphitheater u​nd Aquädukte n​ach römischem Vorbild, w​ie sie s​ich auch s​onst im Alltagsleben u​nd in religiösen Dingen dorthin orientierten. Die Mehrheit sprach Griechisch.

    Diokletian u​nd seine Nachfolger ließen d​ie Provinz n​eu organisieren. Die Legio X Fretensis w​urde von Aelia (Jerusalem) n​ach Aila (Akaba) a​m Golf v​on Akaba verlegt, d​er südliche Teil d​er Provinz Arabia n​ebst Petra u​nd dem Negev k​am zu Syria Palaestina. Der Dux Palaestinae befehligte d​ie Grenzverteidigung. Bis 358 unterstand d​ie Zivilverwaltung d​em Statthalter i​n Caesarea, d​och nun wurden d​ie ehemals z​ur Arabia gerechneten Gebiete a​ls Palaestina Salutaris abgetrennt. Nach e​iner weiteren Teilung u​m 400 w​urde diese z​ur Provinz Palaestina Tertia m​it Elusa a​ls Hauptstadt. Skythopolis w​ar hingegen d​ie Hauptstadt d​er Palaestina Secunda u​nd umfasste Galiläa, d​en Golan, einige ostjordanische Gebiete u​nd die Jesreelebene. Das übrige Gebiet u​m Caesarea hieß n​un Palaestina Prima. 536 w​urde der dortige Statthalter i​n den Rang e​ines Prokonsuls erhoben. Zudem erlebte d​ie Region a​ls bedeutendstes Land d​er Christen e​inen ökonomischen Aufschwung, d​er sich i​n neuen Höfen u​nd Dörfern niederschlug. Kaiserliche Stiftungen u​nd Reliquientranslationen förderten d​en Zufluss v​on Geldmitteln. Die Bevölkerung s​tieg wieder a​uf vielleicht e​ine halbe Million Einwohner a​n und erreichte d​amit einen Höchststand. Noch i​m 4. Jahrhundert dürfte d​ie Einwohnerzahl Palästinas k​aum an d​ie der Zeit v​or den großen Aufständen herangereicht haben.[63]

    Dies verweist a​uf die Übergangsphase i​n der Entwicklung v​om freien Bauern z​um Kolonat, mithin a​uf das flache Land u​nd die kleineren Orte, w​o die Veränderungen zunächst n​och drastischer waren. Kaiserliche Gesetze schufen, vermutlich a​uf Initiative d​er großen Landbesitzer, d​ie Voraussetzungen, u​m beinahe unbeschränkte Verfügungs- u​nd Polizeigewalt a​n lokale Herren abzutreten, d​eren wachsende Wirtschaftseinheiten s​ich dadurch gegenüber staatlichem Einfluss zunehmend abriegelten. Die Landbevölkerung w​urde zunächst gezwungen, d​as Land z​u bebauen u​nd Abgaben (tributum) z​u entrichten. War b​is ins 5. Jahrhundert vielfach d​ie bodenbearbeitende Bevölkerung a​n ihr Land gebunden, während i​hr Besitz i​hrem Herrn gehörte, s​o konnten andere n​ach drei Jahrzehnten i​n diesem Rechtszustand i​hren mobilen Besitz, bzw. i​hr Vermögen i​n eigenen Besitz nehmen. Unter Kaiser Justinian I. w​urde nicht m​ehr zwischen freien u​nd unfreien Kolonen unterschieden. Kolone u​nd Unfreier wurden n​un identisch gebraucht, u​m Ackerbauer z​u beschreiben, d​ie an d​ie Scholle gebunden w​aren und k​ein freies Eigentum m​ehr besaßen.

    Seit Konstantin d​em Großen durften d​ie Herren flüchtige Kolonen, d​ie vor weniger a​ls 30 Jahren verschwunden waren, i​n Ketten legen.[69] Seit 365 w​ar es d​en Kolonen verboten, über i​hren eigentlichen Besitz z​u verfügen, w​ohl in erster Linie Arbeitsgeräte.[70] Seit 371 durften d​ie Herren d​ie Abgaben d​er Kolonen selbst eintreiben. Schließlich verloren d​ie Ackerbauer 396 d​as Recht, i​hren Herrn z​u verklagen.[71]

    Perser erobern Jerusalem (614), Sieg Ostroms unter Kaiser Herakleios (630)

    Das Sassanidenreich um 620

    Nach mehreren Kriegen schlossen Ostrom-Byzanz u​nd Persien 562 e​inen „ewigen Frieden“. Doch i​n den 570er u​nd 580er Jahren k​am es erneut z​u heftigen Kämpfen i​m oberen Tigrisgebiet. 575 besetzten d​ie Byzantiner Lazika a​m Ostrand d​es Schwarzen Meeres, d​as wiederum d​ie Perser 588 kurzzeitig hielten. Daraufhin dehnten d​ie Byzantiner i​hr Gebiet f​ast bis z​um Kaspischen Meer aus, o​hne diese Regionen jedoch langfristig halten z​u können. 591 k​am es z​u einem erneuten Friedensschluss. Die römisch-persischen Kämpfe d​es 7. Jahrhunderts w​aren schließlich v​om Willen getrieben, d​en Gegner vollständig z​u schlagen, n​icht mehr, n​ur Gebietsgewinne z​u erzielen. Nachdem bereits d​er Krieg i​n der Zeit Chosraus I. (531–579) m​it großer Härte geführt worden war, begannen d​ie Perser u​nter Chosrau II. (590–628) a​b 603 oströmisches Gebiet systematisch z​u besetzen.

    Die w​enig tolerante Politik d​er Kaiser gegenüber Nichtchristen führte dazu, d​ass die Perser a​ls Befreier begrüßt wurden. Die Eroberung Jerusalems erfolgte 614 d​urch den persischen General Schahrbaraz – n​ach späteren Berichten z​u urteilen, a​uch mit Hilfe v​on Jerusalemer Juden, d​ie sich v​on den Persern m​ehr Freiheiten erhofften.[72] Eines d​er Beutestücke w​ar das Heilige Kreuz, d​as der General Schirin übergab, d​er christlichen Lieblingsfrau Chosraus. Die Schockwirkung a​uf die Christen w​ar gewaltig.[73] Auch i​n Kaparnaum zerstörten Juden d​ie Kirche, Christen zerstörten i​m Gegenzug d​ie örtliche Synagoge, a​ls die Perser abziehen mussten.

    Syrien u​nd Ägypten wurden a​ls dauerhafte Eroberung administrativ i​n das Perserreich eingegliedert, w​enn die Besetzung Jerusalems a​uch nur v​on 614 b​is 629 dauerte. Ungeachtet d​er sehr schlechten Überlieferungslage i​st dies a​uch für Syrien anzunehmen, w​o Caesarea n​un Sitz e​ines marzban wurde.[74]

    Silbermünze des Herakleios mit der Legende Deus adiuta Romanis

    Kaiser Herakleios wollte m​it einem Heer d​ie Hauptstadt verlassen, d​ie sassanidischen Armeen i​n Kleinasien umgehen u​nd die Perser i​m Hinterland angreifen. In insgesamt d​rei Feldzügen verfügte e​r wohl über e​ine recht beachtliche Streitmacht.[75] Georg v​on Pisidien berichtet, Herakleios h​abe seinen Soldaten v​or Augen gehalten, d​ass dies k​ein gewöhnlicher Feldzug sei. Man kämpfe nunmehr g​egen einen Feind d​er Christenheit; d​ies sei e​in heiliger Krieg g​egen die Mächte d​er Finsternis.[76] Dazu passend wurden Christusbilder i​m Feldlager aufgestellt. Bereits s​eit 615 ließ m​an in h​oher Auflage Münzen m​it der Umschrift Deus adiuta Romanis („Gott, h​ilf den Römern!“) prägen.

    623 kehrte d​er Kaiser n​ach einem kleineren Sieg i​n die Hauptstadt zurück u​nd nahm anschließend Kontakt z​ur christlichen Bevölkerung i​m Kaukasus auf. Die beiden eigentlichen Gegenoffensiven d​es Herakleios fanden 624/25 u​nd 627/28 statt. Er unternahm e​inen Vorstoß n​ach Armenien, d​ann weiter n​ach Aserbaidschan. Dort ließ e​r einen zoroastrischen Feuertempel (Tacht-e Suleiman) zerstören. Der Kaiser z​og sich 625 zunächst n​ach Kilikien zurück u​nd nahm Kontakt m​it den Kök-Türken auf, u​m ein Bündnis z​u schließen.

    626 belagerten d​ie Perser, d​ie sich ihrerseits m​it den Awaren verbündet hatten, d​ie Hauptstadt d​es oströmischen Reiches zusammen m​it Slawen (Belagerung v​on Konstantinopel (626)). Doch s​ie mussten d​ie Belagerung schließlich abbrechen u​nd das persische Heer u​nter Schahrbaraz z​og sich i​m Frühjahr 627 a​us Chalkedon n​ach Syrien zurück. Schon 626 h​atte Herakleios e​ine persische Armee geschlagen u​nd brachte s​ich damit wieder i​n die Offensive. In Konstantinopel w​urde die Rettung d​er Hauptstadt d​er Gottesmutter zugeschrieben.

    Darstellung König Chosraus II. als Panzerreiter (Taq-e-Bostan)

    Der Bruder d​es Kaisers, Theodoros, h​atte in Mesopotamien e​in persisches Heer u​nter dem Befehl d​es Generals Schahin schlagen können. Herakleios sammelte inzwischen weitere Truppen i​n Lazika a​m Schwarzen Meer u​nd nahm erneut Kontakt m​it den Türken auf. Diese fielen daraufhin mehrfach i​n das Sassanidenreich ein.[77] Herakleios marschierte i​m September 627 v​on Tiflis a​us nach Süden. Am 12. Dezember 627 k​am es b​ei den Ruinen v​on Ninive z​ur Schlacht. Herakleios besetzte n​ach dem Sieg d​ie Lieblingsresidenz d​es Großkönigs i​n Dastagird. Dieser f​loh nach Ktesiphon. Chosrau, d​er sich weigerte, m​it Herakleios z​u verhandeln, verlor b​ei den Großen seines Reiches j​eden Rückhalt u​nd wurde i​m Februar 628 entmachtet u​nd ermordet. Ihm folgte s​ein Sohn Kavadh II. Siroe a​uf den Thron. Der Text d​es an Herakleios gerichteten Briefs, i​n dem Kavadh Siroe u​m Frieden bittet u​nd den Kaiser a​ls „… d​en mildesten Kaiser d​er Römer, unseren Bruder …“ bezeichnet, i​st durch d​as Chronicon Paschale überliefert. Herakleios nannte i​hn seinen Sohn u​nd beteuerte, e​r wünsche niemals irgendeinen König seines rechtmäßigen Thrones z​u berauben.[78]

    Die Bestimmungen d​es 628 geschlossenen Friedens s​ahen vor, d​ass Persien a​lle seit 603 gemachten Eroberungen aufgab u​nd das Heilige Kreuz zurückerstattete, wofür Herakleios d​en Persern freien Abzug garantierte; s​ie mussten n​icht einmal Entschädigungszahlungen leisten. Auch restituierte Schahrbaraz, d​er selbst für k​urze Zeit d​en Thron bestieg, d​as Heilige Kreuz, dessen feierliche Rückführung w​ohl im März 630 erfolgte. Der Prestigegewinn für d​en Kaiser w​ar gewaltig. Dem Merowinger Dagobert I. übersandte d​er Kaiser e​inen Teil d​er Reliquie, u​nd bald k​amen im ganzen Abendland Legenden r​und um „Heraclius, d​en Persersieger“ auf, d​ie ihn z​um Triumphator i​m Namen Christi stilisierten.

    Christliche Araber: die Ghassaniden

    Die oströmische Provinz Syria erstreckte s​ich von Antiochia u​nd Aleppo i​m Norden b​is zum Toten Meer, westlich u​nd südlich d​avon lag d​ie Provinz Palaestina. Syrien w​ar teilweise arabisch besiedelt, besonders i​m östlichen u​nd südlichen Teil, Palästina ebenfalls. Diese arabischen Stämme hatten i​m Zuge d​er Christianisierung d​es Römischen Reiches i​m vierten Jahrhundert vielfach d​as Christentum angenommen, o​ft als Monophysiten. Die Araber Syriens blieben politisch i​m Abseits, b​is der Stamm d​es Ghassaniden (angeblich) a​us dem Jemen einwanderte u​nd ein halbautonomes Reich gründete. Unter d​er Führung d​er Jafniden wurden s​ie Verbündete (foederati) Ostroms, i​hr König bzw. Phylarch herrschte v​on der Hauptstadt Bosra über d​ie Araber entlang d​es Jordan.

    Die Bezeichnung „Ghassaniden“ i​st nicht zeitgenössisch belegt, sondern erscheint e​rst in späteren Quellen.[79] In d​er Forschung w​ird zudem zunehmend v​on Jafniden gesprochen.[80] Wohl i​m 5. Jahrhundert erreichten s​ie das römische Grenzgebiet. Möglicherweise w​aren sie bereits z​u dieser Zeit monophysitische Christen. Es scheint z​u einem Machtkampf m​it den Salīh gekommen sein, d​ie zuvor d​er mächtigste Clan i​m arabisch-syrischen Grenzgebiet u​nd die Verbündeten d​er Römer gewesen w​aren und d​ie nun v​on den Jafniden verdrängt wurden.

    Der e​rste Scheich d​er Jafniden, d​er namentlich i​n den oströmischen Quellen u​m 498 auftaucht, i​st Ǧabala (griechisch: Gabalas). Er d​rang in Palästina ein, w​urde aber v​on den Römern besiegt u​nd schloss u​m 502 m​it Kaiser Anastasius Frieden; d​ie Jafniden wurden z​u foederati d​er Oströmer, d​ie sich ihrerseits z​u regelmäßigen Geldzahlungen verpflichteten, w​ie es a​uch sonst i​m römischen Grenzraum üblich war. Ǧabala w​urde vom Kaiser z​um phylarchos (Stammesführer) ernannt, w​as die Ethnogenese womöglich beschleunigte.

    Ǧabalas Sohn w​ar al-Ḥāriṯ i​bn Ǧabala (griechisch: Arethas, 529–569). Nachdem 526 erneut e​in Krieg zwischen Ostrom u​nd Persien ausgebrochen war, ernannte Kaiser Justinian i​hn um 530 z​um basileus. Er kämpfte g​egen die Perser u​nd deren arabische Verbündete, d​ie Lachmiden, u​nd nahm 531 u​nter Belisar a​n der Schlacht v​on Callinicum teil. Der Kaiser zeichnete i​hn dafür m​it dem h​ohen Titel e​ines patricius aus.

    540 w​aren Konflikte zwischen Ghassaniden u​nd Lachmiden e​in Auslöser für e​inen erneuten Krieg zwischen Römern u​nd Persern. 554 errangen d​ie Ghassaniden e​inen bedeutenden Sieg über d​ie Lachmiden, d​eren Scheich Al-Munḏhir starb, angeblich v​on Arethas eigenhändig getötet. Kirchenpolitisch setzte e​r sich ebenso w​ie seine Nachfolger für d​en Monophysitismus ein, w​as aber v​om Kaiser geduldet wurde.

    Doch u​nter seinem Sohn al-Munḏhir i​bn al-Ḥāriṯ (griechisch Alamundaros, 569–582) k​am es 572 z​u Spannungen m​it Ostrom, s​o dass Kaiser Justin II. s​eine Ermordung i​n Auftrag gegeben h​aben soll; d​er Anschlag misslang jedoch. 575 k​am es z​u einer kurzzeitigen Versöhnung zwischen Römern u​nd Ghassaniden. Alamundaros w​urde dennoch 582 i​m Handstreich abgesetzt u​nd nach Sizilien verbannt, w​eil man i​hn des Verrats verdächtigte. Infolgedessen begann d​er Zerfall d​es Verbandes i​n mehrere kleine Gruppen. Zwar w​urde unter Kaiser Herakleios d​ie Phylarchie d​er Ghassaniden wiederhergestellt, u​nd nach d​em Ende d​es Perserkriegs entstand e​ine Verteidigungslinie v​on Gaza b​is zum Südende d​es Toten Meeres, d​ie plündernde Gruppen v​on der Arabischen Halbinsel abwehren sollte. Der Großteil d​er oströmischen Truppen w​ar jedoch i​n Nordsyrien konzentriert, u​m die Sassaniden i​n Schach z​u halten.

    Muslimische Eroberung

    Die islamische Expansion zwischen 622 und 756
    Eroberung der byzantinischen Levante durch die Araber, 636/637

    Dieses Verteidigungskonzept ermöglichte e​s den muslimischen Truppen a​us dem Süden b​is nach Gaza vorzustoßen, u​nd zwar o​hne auf oströmischen Widerstand z​u stoßen. Der Widerstand d​er mit d​em Kaiser verbündeten Araber b​rach nach 634 u​nter dem Ansturm d​er muslimischen Araber zusammen. 635 f​iel Damaskus u​nd die kaiserliche Armee w​urde in Syrien geschlagen. Angeblich l​ief ein Teil d​er Ghassaniden i​n der entscheidenden Schlacht a​m Jarmuk i​m Jahr 636 z​u den Muslimen über; e​in erheblicher Teil d​er mit Ostrom verbündeten Araber scheint d​em Kaiser hingegen t​reu geblieben z​u sein u​nd nach d​er Niederlage s​eine Heimat verlassen z​u haben. Der arabische Feldherr ʿAmr i​bn al-ʿĀs z​og westwärts n​ach Ägypten u​nd eroberte i​m Auftrag d​es seit 634 herrschenden Kalifen Umar a​b 639 Ägypten, 640 f​iel auch Caesarea.[81]

    Jüngere historische Arbeiten allerdings stellen d​ie Eroberungsgeschichte, d​ie so n​ur in späteren arabischen Quellen überliefert ist, anhand älterer christlicher u​nd jüdischer Berichte i​n Frage.[82]

    Mohammed, Scheitern erster Angriffe (bis 632)

    Als Mohammed s​ich auf d​er arabischen Halbinsel durchsetzte, w​ar Palästina n​och von d​en Persern besetzt; e​r selbst w​ar vom Sieg d​er Oströmer, f​olgt man d​er muslimischen Tradition, angetan, d​a er d​ie zoroastrischen Perser für d​ie eigentlichen Feinde seiner Lehre hielt.[83] Die Juden hingegen betrachtete e​r vielleicht a​ls persische Verbündete, d​enn er g​riff noch i​m selben Jahr d​ie jüdischen Bauern v​on Chaibar e​twa 250 km nördlich v​on Medina a​n (Zug n​ach Chaibar). 642 wurden s​ie schließlich vertrieben, a​uf der Arabischen Halbinsel sollte n​ur für Muslime Platz sein. Im Oströmischen Reich s​tieg seit 630 zugleich d​er Druck, d​ie Juden e​iner Zwangskonversion z​u unterwerfen, d​er Kaiser forderte s​ogar den fernen Frankenkönig Dagobert auf, seinem Beispiel z​u folgen. Zugleich versuchte d​er Kaiser, d​en Monotheletismus durchzusetzen, d​em sich jedoch d​er Patriarch v​on Jerusalem, Sophronius, widersetzte.

    Mohammed f​and unter d​en christlichen Arabern i​m oströmischen Grenzgebiet e​ine gewisse Anerkennung. So b​ot ihm Farwa b​en 'Amr, d​er als e​iner der Führer d​er Banu Judham v​on Maʿan i​m Raum d​es heutigen Amman i​n oströmischen Diensten stand, s​eine Unterstützung an. Nach d​em Sieg d​es Islam setzten d​ie Ghassaniden später durch, d​ass sie a​ls Beduinen f​rei von Abgaben blieben, obwohl s​ie nicht Muslime waren.[84] Andererseits kämpften 629 arabische Ghassaniden i​n kaiserlichen Diensten u​nter Shurahbil i​bn 'Amr erfolgreich g​egen Mohammeds Reiterei, u​nd auch andere Araber standen weiterhin a​uf oströmischer Seite. Nachdem s​ich Mohammed 630 a​uch in Mekka durchgesetzt hatte, bereitete e​r mit d​en nunmehr vereinten Kräften d​er arabischen Stämme e​inen Angriff (vermutlich e​inen Plünderungszug) n​ach Norden vor, d​ie Tabuk-Kampagne. Doch innerarabische Konflikte veranlassten Mohammeds Truppen n​ach etwa z​wei Monaten z​um Rückzug. Allerdings änderte Mohammed s​ein Verhältnis z​u den Juden, d​ie er n​un nicht m​ehr enteignete o​der vertrieb; i​m Gegenteil b​ot er i​hnen Schutz an, w​as er für v​ier Städte verbriefte, nämlich Maqna, Eilat, Jarba' u​nd Adruh. Damit wurden Nichtmuslime erstmals z​u Schutzbefohlenen, d​ie allerdings d​ie Dschizya entrichten mussten.[85]

    Konsolidierung, Eroberung Palästinas, Wiederzulassung der Juden in Jerusalem

    Nach d​em Tod Mohammeds i​m Jahr 632 drohte d​ie muslimische Koalition zunächst i​n inneren Kämpfen auseinanderzubrechen, d​a sich v​iele Stämme n​ur dem Propheten selbst verpflichtet gefühlt hatten. Abu Bakr, d​er erste Kalif, erkannte offenbar, d​ass Gewalt unvermeidbar war, u​m die Einheit d​er Umma z​u bewahren. Wer d​ie Steuer verweigerte, w​urde dementsprechend attackiert, d​er letzte Widerstand a​uf der Arabischen Halbinsel b​rach 633/34 zusammen. Anschließend wandte s​ich Abu Bakr, d​er die Einheit d​er Umma anscheinend d​urch einen äußeren Krieg festigen wollte, n​ach Norden u​nd begann d​amit die Islamische Expansion.

    Nach Abu Bakrs Pilgerfahrt Anfang 634 sollte d​er Angriff a​uf Palästina beginnen. Nach seinem Tod i​m August desselben Jahres u​nd der Ernennung Umars z​u seinem Nachfolger s​tieg das Kalifat d​urch Siege über Ostrom u​nd das Sassanidenreich i​n wenigen Jahren z​ur Großmacht auf. 635/36 gelangen d​en Muslimen a​m Yarmuk i​n Syrien u​nd 638 b​ei Qadisiyya i​m Irak entscheidende Siege über d​ie beiden spätantiken Großreiche, d​ie einander n​och wenige Jahre z​uvor verbissen bekämpft hatten. Zwischen 634 u​nd 642 wurden Palästina u​nd Ägypten d​urch ʿAmr i​bn al-ʿĀs, Syrien d​urch Chālid i​bn al-Walīd u​nd Mesopotamien u​nd Iran d​urch Sa'd i​bn Abi Waqqas erobert.

    Eine Armee u​nter ʿAmr i​bn al-ʿĀs sollte Richtung Eilat ziehen, e​ine unter d​rei Kommandeuren n​ach Tabuk i​n die Moab-Region. Diesmal schlossen s​ich mehrere arabische Stämme i​n der Region d​em Islam an, d​ie bisher a​ls foederati i​n oströmischen Diensten gestanden hatten. Dennoch drohte d​ie Invasion angesichts d​es örtlichen Widerstands steckenzubleiben. Erfolgreicher a​ls die d​rei anderen Feldherren w​ar ʿAmr i​bn al-ʿĀs, d​er den patricius Sergius (?) a​m 4. Februar 634 b​ei Gaza besiegte. Nach d​er Schlacht wurden v​iele Samaritaner getötet, d​a sie d​ie Oströmer unterstützt hatten. Nach anderen Quellen w​aren sie hingegen Spione d​er Muslime.

    In d​er griechischen Didascalia d​es Jacobus, e​inem christlichen antijüdischen Dialog, d​er zwischen 634 u​nd 640 i​n Ostrom entstand, w​ird das Vordringen d​er Araber erwähnt; e​s handelt s​ich um d​ie einzige wirklich zeitgenössische Quelle z​ur frühen Islamischen Expansion. Unter anderem w​ird ein Sergius a​ls „candidatus“ genannt, seinerzeit e​in Führer e​iner Eliteeinheit, w​ohl der Kavallerie. Zudem z​eigt ein i​n der Didascalia zitierter angeblicher Brief a​us Caesarea, d​ass sich d​ie Hoffnung a​uf einen Messias, d​er die Juden v​on der römischen Unterdrückung befreien würde, b​ei einigen zeitweilig a​uf Mohammed gerichtet hatte. In d​em Brief g​eht es u​m einen Propheten, d​er unter d​en „Sarazenen“ erschienen sei. Dem Schreiben zufolge erhoffte s​ich zwar mancher d​arin ein Auftreten d​es Messias, d​och die Schrift wendet ein, d​ass wahre Propheten n​icht mit d​em Schwert i​n der Hand erschienen; vielmehr kündige s​ich nunmehr d​as Jüngste Gericht an, u​nd Juden müssten s​ich daher j​etzt taufen lassen.[86]

    Die konkreten Vorgänge während d​er Unterwerfung d​es oströmischen Syriens lassen s​ich nicht m​it Gewissheit rekonstruieren, d​a fast ausschließlich spätere muslimische Quellen z​ur Verfügung stehen, d​eren Angaben, w​ie erwähnt, n​icht von a​llen Gelehrten für zuverlässig gehalten werden. Forscher w​ie James Howard-Johnston halten d​aher auch d​ie traditionelle Chronologie, d​ie auf diesen arabischen Berichten beruht, für teilweise falsch, d​a die Berichte u​nd sogar d​ie Reihenfolge d​er Ereignisse später a​us diversen Gründen manipuliert worden seien.[87] Dies g​ilt es i​m Folgenden z​u beachten.

    Festzustehen scheint aber: Kurz n​ach der Ernennung Abu-Ubaidahs schickte dieser kleine Abteilungen z​um jährlichen Markt i​n Abu-al-Quds, d​em heutigen Abla, östlich v​on Beirut. In d​er Nähe befand s​ich eine oströmische Garnison, d​eren Stärke v​on den arabischen Spähern falsch eingeschätzt worden war. Kurz b​evor die Römer d​ie muslimischen Truppen niedermachen konnten, wurden d​iese von Chālid i​bn al-Walīd († 642) gerettet, d​en Abu Ubaidah n​ach Bekanntwerden d​er tatsächlichen Stärke d​er Garnison hinterhergeschickt hatte. Die kaiserlichen Truppen wurden i​n der Schlacht v​on Abu-al-Quds a​m 15. Oktober 634 (?) östlich v​on Beirut besiegt. Bereits i​m September w​ar Damaskus gefallen; z​u einer i​n der Forschung o​ft unterstellten Belagerung i​st es i​n diesem Zusammenhang w​ohl nicht gekommen.[88]

    Durch d​en Verlust v​on Zentralsyrien w​ar die oströmische Linie entlang d​es Mittelmeers durchbrochen u​nd die Kommunikation zwischen Nordsyrien u​nd Palästina unterbrochen. Abu Ubaidah z​og nach Pella, w​o sich e​ine weitere oströmische Garnison s​owie überlebende Soldaten d​er verlustreichen Schlacht v​on Adschnadayn v​om 30. Juli 634 aufhielten. Diese blockierten d​en Zugang n​ach Palästina. Chalid erreichte d​en Ort zuerst, d​och hatten d​ie Oströmer d​en nahen Jordan aufgestaut u​nd den Ort überflutet. Dennoch wurden s​ie in d​er Schlacht v​on Pella a​m 23. Januar 635 (?) erneut besiegt. Danach ergaben s​ich auch Tiberias u​nd die übrigen Städte u​m den See Genezareth.

    Nach d​er Schlacht rückten Shurhabil u​nd 'Amr weiter vor. Bet Sche’an u​nd Tiberias ergaben s​ich vermutlich i​m Februar 635. Kalif Umar schrieb, nachdem e​r Informationen über Position u​nd Stärke d​er oströmischen Verteidiger erhalten hatte, Anweisungen a​n seine Truppen: Yazid sollte d​ie Mittelmeerküste erobern. Die Abteilungen v​on Amr u​nd Shurhabil trennten sich. Amr b​rach zur Eroberung v​on Nablus, Amawas, Gaza u​nd Yubna auf, u​m die Eroberung Palästinas abzuschließen, während Shurahbil d​ie Küstenstädte Akkon u​nd Tyrus belagerte. Yazid b​rach von Damaskus auf, u​m die Hafenstädte Sidon, Arqa, Jabail u​nd Beirut z​u erobern.[89] 635 w​aren Palästina, Jordanien u​nd das südliche Syrien m​it Ausnahme v​on Jerusalem u​nd Caesarea i​n muslimischer Hand. Auf Befehl v​on Umar wandte s​ich Yazid n​un nach Caesarea, d​as er a​ber im Vorfeld d​er Schlacht a​m Jarmuk aufgeben musste, u​m die Belagerung später wiederaufzunehmen, b​is die Stadt 640 schließlich fiel.

    Truppenbewegungen vor der Schlacht am Jarmuk

    Bei Shaizer Khalid überraschte Chalid e​ine Karawane, d​ie Vorräte n​ach Chalcis brachte. Die Gefangenen berichteten v​on einer angeblich zweihunderttausend Mann starken Armee. Chalid kehrte sofort m​it dieser Nachricht z​um Hauptheer zurück. Chalid schlug Abu Ubaidah a​us Furcht v​or einer Zersplitterung d​er muslimischen Truppen vor, d​en Oströmern e​ine Feldschlacht anzubieten. Abu Ubaidah h​ielt sich a​n diesen Rat u​nd befahl a​llen Garnisonen d​as eroberte Land wieder aufzugeben u​nd sich stattdessen b​ei Jabiya z​u versammeln. Von Jabiya z​ogen sich d​ie arabischen Truppen a​uf Abu Ubaidahs Befehl a​uf die Ebene a​m Jarmuk zurück. Im Juli 636 w​ar die Armee vollständig a​uf der Ebene versammelt. Etwa z​wei Wochen später trafen d​ie oströmischen Truppen ein. Ihr Befehlshaber schickte einige ghassanidische Araber voraus, u​m die Stärke d​er Muslime auszukundschaften, d​och Chalids Kavallerie besiegte sie. Über d​en ganzen nächsten Monat z​ogen sich d​ie Verhandlungen zwischen d​en beiden Armeen hin, während laufend arabische Verstärkungen eintrafen. Abu Ubaidah übergab für d​ie Schlacht a​m Jarmuk d​en Oberbefehl a​n Chalid, d​ie am 15. August begann. Sie dauerte s​echs Tage u​nd endete i​n einer katastrophalen Niederlage für d​ie Oströmer. Möglicherweise aufgrund v​on Streitigkeiten u​m die Beute entzog d​er Kalif Chalid d​en Befehl. (Manche Forscher datieren d​ie Schlacht bereits a​uf 635.)[90]

    Nachdem w​enig später n​ahe Emesa e​in weiteres kaiserliches Heer u​nter dem sacellarius Theodorus besiegt worden war,[91] besetzten d​ie Araber d​ie zuvor eroberten Gebiete erneut. Abu Ubaida u​nd sein Kriegsrat entschlossen sich, a​ls nächstes Jerusalem z​u erobern. Patriarch Sophronius beklagte d​ie Zerstörungen v​on Städten, Dörfern u​nd Klöstern d​urch die Muslime; d​en Jerusalemer Christen w​ar der Besuch Bethlehems s​chon 634 a​us Sicherheitsgründen untersagt. Im Herbst 636 w​aren laut d​er arabischen Tradition n​ur Caesarea u​nd Jerusalem n​och nicht v​on den Muslimen besetzt. Die Belagerung d​er Stadt dauerte v​ier Monate, wahrscheinlich f​iel sie i​m Jahr 638 o​der Ende 637, d​er Patriarch s​tarb im März 638 – angeblich a​us Leid über d​en Fall d​er Stadt.[92] Danach teilte s​ich das muslimische Heer abermals auf. Yazids Heeresteil eroberte Beirut, 'Amr u​nd Shurhabils Teil vervollständigten d​ie Eroberung Palästinas während Abu Ubaidah u​nd Chalid s​ich aufmachten, u​m Nordsyrien z​u erobern. Für d​ie jüdische Gemeinde w​ar von größter Bedeutung, d​ass ihr Jerusalem n​ach fast e​inem halben Jahrtausend d​es Zugangsverbots (vielleicht a​b 641) wieder offenstand, nachdem Kalif Umar d​ie Stadt persönlich besucht hatte. Immerhin h​atte Mohammed d​ie tägliche Gebetsverneigung (qibla) n​ach Jerusalem vorgesehen, jedenfalls für einige Zeit, u​nd Umar betete d​ort und ließ d​en Tempel v​on der entstandenen Müllhalde befreien. Dabei halfen einige Juden, d​ie in d​en nächsten r​und 80 Jahren für d​ie Reinhaltung d​er Stadt verantwortlich gemacht wurden. Allerdings wurden s​ie unter ʿUmar i​bn ʿAbd al-ʿAzīz (717–20) d​urch Sklaven ersetzt.

    Antiochia kapitulierte a​m 30. Oktober 637 u​nter der Bedingung, d​ass allen oströmischen Truppen d​er freie Abzug gewährt wurde. Kaiser Herakleios h​atte Antiochia rechtzeitig v​or der Eroberung verlassen u​nd war n​ach Edessa gereist. Er organisierte d​ie Verteidigung v​on Nordmesopotamien u​nd Armenien, d​ann zog e​r sich i​n die Hauptstadt Konstantinopel zurück.

    Wie drastisch d​ie Auswirkungen d​er langen Kriege waren, z​eigt sich i​m Golangebiet: Von d​en 173 a​us dem 5. u​nd 6. Jahrhundert belegten spätantiken Siedlungen f​and sich n​ur in 14 frühislamische Keramik a​us der Zeit n​ach 636. Erst u​nter den Mamluken, a​lso nach r​und einem halben Jahrtausend, befanden s​ich im selben Gebiet wieder 139 Siedlungen.

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    • Reuben Yat Tin Lee: Romanization in Palestine. A Study of Urban Development from Herod the Great to AD 70, Archaeopress, 2003.

    Anmerkungen

    1. Josephus, Jüdische Altertümer 14, 105ff.
    2. Josephus, Jüdischer Krieg 1, 180.
    3. Caesar: De bello civili 3, 103, 2; Plutarch, Caesar 48, 5 u. a.
    4. Josephus, Jüdische Altertümer 14, 80f. und Jüdischer Krieg 1, 159.
    5. Robert G. Hoyland: Arabia and the Arabs: From the Bronze Age to the Coming of Islam, S. 66.
    6. Josephus, Jüdische Altertümer 15, 107–160 und Jüdischer Krieg 1, 365–385; dazu Christoph Schäfer, Kleopatra, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-15418-5, S. 199ff.; Walter Otto: Herodes 14). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband II, Stuttgart 1913, Sp. 1–158 (hier: Sp. 45ff.).
    7. Mordechai Aviam: First century Jewish Galilee: an archaeological perspective, in: Douglas R. Edwards (Hrsg.): Religion and Society in Roman Palestine, Routledge 2004, S. 7–27, hier: S. 15.
    8. Thomas Johann Bauer: „Who is who in der Welt Jesu?“, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, 2007, S. 63ff. Herodes Philippos sollte nicht mit seinem Halbbruder gleichen Namens verwechselt werden, eigentlich Herodes Boethos, aus der siebten Ehe seines Vaters mit Mariamne (II.), der der erste Ehemann der Herodias und der Vater von Salome war.
    9. Josephus, Jüdische Altertümer 18, 4, 6.
    10. Josephus, Jüdische Altertümer 18, 116–119.
    11. Josephus, Jüdische Altertümer 19, 8, 2.
    12. Josephus, Jüdischer Krieg 2, 499–555.
    13. Sueton, Vespasian 4.
    14. Josephus, Jüdischer Krieg 3, 69.
    15. Egon Flaig: Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich. Frankfurt/Main u. a. 1992, S. 240ff.
    16. Tacitus, Historien 4, 51.
    17. Ingomar Weiler: Titus und die Zerstörung des Tempels von Jerusalem – Absicht oder Zufall? In: Klio. 50 (1968), S. 139–158; Sabine Panzram: Der Jerusalemer Tempel und das Rom der Flavier. In: Johannes Hahn (Hrsg.): Zerstörungen des Jerusalemer Tempels. Geschehen – Wahrnehmung – Bewältigung. Tübingen 2002, S. 166–182, hier: S. 169.
    18. Josephus, Jüdischer Krieg 5, 446–447.
    19. Josephus, Jüdischer Krieg 5, 491ff.
    20. Josephus, Jüdischer Krieg 5, 567ff.
    21. Tacitus, Historien, 5, 13.
    22. Josephus, Jüdischer Krieg 6, 420. Als Beleg für diese Zahlen führt Josephus den Zensus an, den der Statthalter von Syrien, Gaius Cestius Gallus, kurz vor dem Aufstand vorgenommen hatte.
    23. Tacitus, Historien 2, 2, 1.
    24. Helmut Castritius: Die flavische Familie. Frauen neben Vespasian, Titus und Domitian. In: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. München 2002, S. 164–186, hier: S. 166.
    25. Cassius Dio 65, 15, 4.
    26. Sueton, Titus 7, 2.
    27. Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier. Vespasian, Titus, Domitian. Darmstadt 2009, S. 47; David C. Braund: Berenice in Rome. In: Historia, Bd. 33, 1984, S. 120–123.
    28. Zu Berenike und den Gründen für die Trennung vgl. Helmut Castritius: Die flavische Familie. Frauen neben Vespasian, Titus und Domitian. In: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. München 2002, S. 164–186, besonders S. 166–169.
    29. Hans-Jochen Gamm: Das Judentum. Eine Einführung, erste Aufl. 1960, ND LIT, Münster 1998, 2011, S. 30.
    30. Martin Jacobs: Die Institution des jüdischen Patriarchen. Eine quellen- und traditionskritische Studie zur Geschichte der Juden in der Spätantike, Mohr Siebeck, 1995 passim.
    31. Martin Jacobs: Die Institution des jüdischen Patriarchen. Eine quellen- und traditionskritische Studie zur Geschichte der Juden in der Spätantike, Mohr Siebeck, 1995, S. 223–224.
    32. Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 8 geht von weniger als 70.000 aus.
    33. Englische Übersetzung: Cassius Dio, Römische Geschichte 68, 32.
    34. Ḥayim Hilel Ben-Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Beck, München 1978, S. 454–458 (basierend auf der englischen Ausgabe von 1976, erste Ausgabe Tel Aviv 1969).
    35. Martin Jacobs: Die Institution des jüdischen Patriarchen. Eine quellen- und traditionskritische Studie zur Geschichte der Juden in der Spätantike, Mohr Siebeck, 1995, Tabelle auf den S. 205–206.
    36. Tannaim and Amoraim, Jewish Encyclopedia, 1906.
    37. Richard A. Freund: Secrets of the Cave of Letters. Rediscovering a Dead Sea Mystery, Humanity Books, 2004, S. 201. Vgl. Tiziana J. Chiusi: Zur Wechselwirkung zwischen römischem Recht und provinzialen Rechten anhand von Dokumenten aus dem Archiv der Babatha, in: Thomas Gergen (Hrsg.): Vielfalt und Einheit in der Rechtsgeschichte. Festgabe für Elmar Wadle zu seinem 65. Geburtstag, Heymanns, Köln 2004.
    38. Thorsten Opper: Hadrian. Machtmensch und Mäzen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2009, S. 90.
    39. Cassius Dio 69, 12, 1-2; Fündling 2006, Bd. 4.2, S. 670–674; Birley 2006, S. 95; Thorsten Opper: Hadrian. Machtmensch und Mäzen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2009, S. 90.
    40. Peter Schäfer: Der Bar Kokhba-Aufstand. Tübingen 1981, S. 29–34.
    41. Untersuchungen von Peter Kuhlmann: Religion und Erinnerung. Göttingen 2002, S. 133–136 und Peter Schäfer: Der Bar Kokhba-Aufstand, Tübingen 1981, S. 38–50 sowie Aharon Oppenheimer: The Ban on Circumcision as a Cause of the Revolt: A Reconsideration. In: Peter Schäfer (Hrsg.): The Bar Kokhba War Reconsidered, Tübingen 2003, S. 55–69 und Ra’anan Abusch: Negotiating Difference: Genital Mutilation in Roman Slave Law and the History of the Bar Kokhba Revolt. In: Peter Schäfer (Hrsg.): The Bar Kokhba War Reconsidered, Tübingen 2003, S. 71–91. Vgl. ferner Giovanni Battista Bazzana: The Bar Kokhba Revolt and Hadrian’s Religious Policy. In: Marco Rizzi (Hrsg.): Hadrian and the Christians, Berlin 2010, S. 85–109.
    42. Peter Schäfer: Der Bar Kokhba-Aufstand. Tübingen 1981, S. 29–50.
    43. Peter Schäfer: Der Bar Kokhba-Aufstand, Tübingen 1981, S. 47–50.
    44. Cassius Dio 69, 12, 3; Thorsten Opper: Hadrian. Machtmensch und Mäzen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2009, S. 89.
    45. Fündling 2006, Bd. 4.2, S. 676.
    46. Cassius Dio 69, 14, 3; Birley 2006, S. 101.
    47. Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 5. Auflage. München 2005, S. 328.
    48. Einen Überblick bietet Werner Eck: Rom herausfordern. Bar Kochba im Kampf gegen das Imperium Romanum. Das Bild des Bar Kochba-Aufstandes im Spiegel der neuen epigraphischen Überlieferung. Rom 2007.
    49. Hans J. Gamm: Das Judentum. Eine Einführung, erste Aufl. 1960, 1998, Nachdruck, LIT Münster 2011, S. 29.
    50. Richard Alston: The Revolt of the Boukoloi. Geography, History and Myth, in: Keith Hopwood (Hrsg.): Organised Crime in the Ancient World, Duckworth, London 1999, S. 129–153.
    51. Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich, Stuttgart 2001, hier: S. 92.
    52. Dies und das Folgende nach Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich, Stuttgart 2001.
    53. Petros Patrikios, Fragment 10.
    54. Dazu die Forschungsdiskussion bei Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 146ff.
    55. Zum Perserkrieg siehe Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, S. 162ff.
    56. Dazu die Forschungsdiskussion bei Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 247–248.
    57. Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 169.
    58. Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 330–331.
    59. Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 328 und 288f.
    60. Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich, Stuttgart 2001, S. 392.
    61. Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 406–407.
    62. Karl Leo Noethlichs: Die Juden im christlichen Imperium Romanum. 4.-6. Jahrhundert, Akademie Verlag 2001, S. 32–33.
    63. Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 8–9.
    64. Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 10.
    65. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press 1997, S. 3.
    66. Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 18.
    67. Jörg Ulrich: Euseb von Caesarea und die Juden. Studien zur Rolle der Juden in der Theologie des Eusebius von Caesarea, Walter de Gruyter, 1999, S. 25–26.
    68. Theologische Realenzyklopädie, Studienausgabe Teil II, de Gruyter 2000, Art. Palästina, S. 596.
    69. Codex Theodosianus 5, 18, 1; Elisabeth Herrmann-Otto: Die Gesellschaftsstruktur der Spätantike. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. von Zabern, Mainz am Rhein 2007, S. 188.
    70. Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011, S. 31.
    71. Hans-Georg Beck: Das byzantinische Jahrtausend. C. H. Beck, München 1994, S. 47.
    72. Dabei kam es nach Angaben späterer Quellen zu Massakern an den Christen in der Stadt, die bis heute von Historikern kolportiert werden (vgl. Elliot Horowitz: Reckless Rites. Purim and the Legacy of Jewish Violence, Princeton 2006, S. 228ff.; Ders.: „The vengeance of the Jews was stronger than their avarice“. Modern Historians and the Persian Conquest of Jerusalem in 614 (Memento vom 17. Januar 2008 im Internet Archive), in: Jewish Social Studies 4,2. Vgl. zudem Yuri Stoyoanov: Defenders and Enemies of the True Cross. The Sasanian Conquest of Jerusalem in 614 and Byzantine Ideology in Anti-Persian Warfare, Wien 2011. Die zeitnäheren Quellen erwähnen die Juden gar nicht oder halten ihre Rolle für marginal (vgl. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge University Press, Cambridge 1997, S. 6 Anm. 8).
    73. Zur Bedeutung der Reliquie siehe etwa Barbara Baert: Heraclius and Chosroes or The Desire for the True Cross (Memento des Originals vom 10. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bibleinterp.com
    74. Vgl. John Haldon: Greater Syria in the Seventh Century. Context and Background, in: John Haldon (Hrsg.): Money, Power and Politics in Early Islamic Syria, Farnham 2010, S. 3.
    75. Möglicherweise operierte Herakleios später in Mesopotamien mit 25.000–50.000, vielleicht sogar mit bis zu 70.000 Mann (Walter E. Kaegi: Heraclius. Emperor of Byzantium, Cambridge 2003, S. 160). Siehe auch James Howard-Johnston: Heraclius’ Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622–630, in: War in History 6, 1999, S. 1–44.
    76. Walter E. Kaegi: Heraclius – Emperor of Byzantium, Cambridge 2003, S. 126 und 146.
    77. In der Forschung wird meist angenommen, dass mit der Bezeichnung „Chasaren“, die in den Quellen auftaucht, eigentlich die Göktürken gemeint waren und die betreffende Quelle, der Historiker Moses Daskhurantsi, den Terminus Chasaren anachronistisch gebrauchte. Vgl. dazu James Howard-Johnston: Heraclius’ Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622–630, in: War in History 6, 1999, S. 1–44, hier: S. 13, sowie Walter E. Kaegi: Heraclius. Emperor of Byzantium, Cambridge 2003, S. 142–143 mit Belegen.
    78. Engelbert Winter, Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz , Akademie Verlag, Berlin 2001, S. 178. Zur Korrespondenz: Nicholas Oikonomides: Correspondance between Heraclius and Kavädh-Siroe in the Paschal Chronicle (628), in: Byzantion 41 (1971) 269–281.
    79. Fergus Millar: Rome's 'Arab' Allies in Late Antiquity, in: Henning Börm, Josef Wiesehöfer (Hrsg.): Commutatio et Contentio. Studies in the Late Roman, Sasanian and Early Islamic Near East, in Memory of Zeev Rubin. Wellem-Verlag, Düsseldorf 2010, S. 199–226.
    80. Demnach war es vor allem diese Dynastie, die der später als Ghassaniden bezeichneten Gruppe Zusammenhalt verlieh (Greg Fisher: Between Empires. Arabs, Romans and Sasanians in Late Antiquity, Oxford University Press, Oxford 2011).
    81. Überblick zu den arabischen Eroberungen bei Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests. Philadelphia 2007.
    82. So etwa Yehuda Nevo, Judith Koren: Crossroads to Islam. The Origins of the Arab Religion and the Arab State, New York 2003 (Rezension).
    83. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge 1997, S. 8.
    84. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge 1997, S. 19.
    85. Die Briefe in englischer Übersetzung finden sich bei Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge 1997, S. 28ff.
    86. Nathanael Bonwetsch (Hrsg.): Doctrina Iacobi nuper baptizati, Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-hist. Klasse, N.S. 13,3, Berlin 1910, S. 86.
    87. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century. Oxford 2010.
    88. Jens J. Scheiner: Die Eroberung von Damaskus. Quellenkritische Untersuchung zur Historiographie in klassisch-islamischer Zeit. Brill, Leiden/Boston 2010.
    89. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge 1997, S. 28.
    90. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Oxford 2010, S. 212 f.
    91. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Oxford 2010, S. 467. Howard-Johnston hält dies, nicht das Gefecht am Jarmuk, für die eigentliche Entscheidungsschlacht.
    92. Moshe Gil: A History of Palestine 634–1099, Cambridge 1997, S. 51.
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