Titusbogen
Der Titusbogen (italienisch Arco di Tito) ist ein eintoriger Triumphbogen auf der Velia in Rom. Er ist der älteste erhaltene Triumphbogen der antiken Stadt. Er wurde Ende des ersten Jahrhunderts zu Ehren des Kaisers Titus für dessen Sieg über die Aufständischen in Judäa und die Eroberung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr. gestiftet. Er gehört heute zum archäologischen Gelände des Forum Romanum und des Palatin. Seit den Ausgrabungen in den Jahren 2014 und 2015 sind auch die Fundamente eines zweiten, dreitorigen Titusbogens am Circus Maximus, der bisher nur durch schriftliche Quellen erschlossen war,[1] archäologisch gesichert.[2]
Geschichte
Der Bogen steht am höchsten Punkt der Straße (in sacra via summa), die vom Forum Romanum zum Kolosseum führt. In der heute bekannten antiken Literatur wird der Titusbogen an keiner Stelle erwähnt. Die nur an der Ostseite erhaltene Widmungsinschrift macht jedoch eine eindeutige Zuordnung möglich. Sie lautet:
- SENATUS
POPULUSQUE ROMANUS
DIVO TITO DIVI VESPASIANI F(ILIO)
VESPASIANO AUGUSTO
- Der Senat
und das römische Volk [errichteten]
dem vergöttlichten Titus Vespasianus Augustus
dem Sohn des vergöttlichten Vespasian [diesen Bogen].
Dies lässt erkennen, dass das Monument dem vergöttlichten Titus von Senat und Volk gestiftet wurde. Es entstand demnach nach dem Tod des Kaisers, während der Herrschaft seines jüngeren Bruders Domitian.
Der Titusbogen im Mittelalter
Etwa um das Jahr 1000 wurde der Titusbogen zu einem der Eingangstore der Festung der Adelsfamilie Frangipani. Diese Festung umschloss den Tempel der Venus und der Roma, Teile des Palatins, den Konstantinsbogen sowie später auch das Kolosseum. 500 Jahre später war die Festung der Frangipani verschwunden. Der mit einem Turm überbaute Titusbogen lehnte sich jetzt an das Klostergebäude von Santa Maria Nuova an. Erst der Architekt und Archäologe Giuseppe Valadier entfernte 1822 die mittelalterlichen Bauteile und rekonstruierte das antike Erscheinungsbild.
Der Titusbogen diente dem Pariser Arc de Triomphe als Vorbild, der von Napoléon Bonaparte zur Verherrlichung seiner Eroberungskriege in Auftrag gegeben wurde.
Der Titusbogen in der Neuzeit
Im Zweiten Weltkrieg sollen die Briten eine Verschwörung jüdischer Offiziere aufgedeckt haben, die die Sprengung des Triumphbogens bei der Eroberung Roms geplant haben sollen. In der Nacht des 14. Mai 1948, als der Staat Israel ausgerufen wurde, versammelte sich die jüdische Gemeinde Roms mit dem italienischen Oberrabbiner unter dem Titusbogen, um an diesem Platz eine Gedenkfeier abzuhalten.[3]
Bau und Gestaltung
Der Bogen ist 14,50 Meter hoch, 13,50 Meter breit und 4,75 Meter tief. Es handelt sich um eine einfache Konstruktion mit nur einem Gewölbe, die auf jeder Seite durch vier Halbsäulen unterteilt ist. Erbaut wurde er aus Pentelischem Marmor.
Den Schlussstein des Gewölbes schmücken die Göttin Roma sowie der Genius des römischen Volkes. In der Mitte des Gewölbes ist in einer Kassette die Apotheose des Titus dargestellt, der von einem Adler zum Himmel getragen wird. Ein kleiner Fries auf dem Architrav ist nur an der Mitte der Ostseite erhalten. Er zeigt den Sieg Vespasians und Titus’ über die Judäer im Jahr 70. Innerhalb des Gewölbes befinden sich zwei große Bildtafeln, die zwei Episoden vom Triumph über die Judäer darstellen. Das südliche Bild zeigt den Beginn der Triumphzeremonie mit der Prozession durch das Siegestor, wobei Diener die Beutestücke aus dem Jerusalemer Tempel tragen. Es handelt sich hierbei um die Menora, die Silbertrompeten und den Schaubrottisch. Zuletzt gingen Fergus Millar und ihm folgend Michael Sommer davon aus, dass diese auffällige bildliche Häufung jüdischer Kultgegenstände in der Propaganda der Flavier den Juden die Rolle der Außenstehenden zugewiesen habe, wodurch dargestellt worden sei, dass Vespasian und Titus einen Sieg über äußere Reichsfeinde und nicht über einfache Rebellen errungen hätten.[4]
Die nördliche Darstellung zeigt den Höhepunkt des Triumphes. Kaiser Titus bewegt sich, bekränzt von der Siegesgöttin Victoria, auf einer Quadriga vorwärts. Die kriegerisch gekleidete Virtus, das tapfere Verhalten im Krieg, führt die Pferde an. Honos, die Verkörperung der ehrenvollen Bürgertugend, sowie 12 Liktoren begleiten den Zug.
Aus einer Nachricht Cassiodors lässt sich entnehmen, dass der Bogen in der Antike das überlebensgroße Standbild des Kaisers Titus, vermutlich als Lenker eines Elefanten-Gespanns, trug. Cassiodor teilt mit, der Gotenkönig Theodahad habe in den Jahren 535 und 536 die Restaurierung bronzener Elefanten an der Via Sacra in Auftrag gegeben.
Literatur
- Michael Pfanner: Der Titusbogen (= Beiträge zur Erschließung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur. Band 2). von Zabern, Mainz 1983, ISBN 3-8053-0563-X.
- Heiner Knell: Bauprogramme römischer Kaiser. (= Zaberns Bildbände zur Archäologie/Antike Welt. Sonderheft). von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3326-9.
Weblinks
Anmerkungen
- Ursula Rombach: Objektreferentialität und Imagination. Notizen zum „Dittamondo“ des Fazio degli Uberti. In: Horst Bredekamp, Arnold Nesselrath (Hrsg.): Pegasus. Berliner Beiträge zum Nachleben der Antike 10, Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance, Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-050-4, S. 21–35; hier: S. 34.
- Zweiter Titusbogen in Rom entdeckt. Deutsche Welle, 29. Mai 2015; Rom öffnet neuen Circus Maximus. In: Frankfurter Neue Presse, 16. November 2016
- Gil Yaron: Jerusalem ein historisch-politischer Stadtführer. Original-Ausgabe, 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-60167-5, S. 36.
- Fergus Millar: Last Year in Jerusalem. Monuments of the Jewish War in Rome. In: Jonathan Edmondson, Steve Mason, James Rives (Hrsg.): Flavius Josephus and Flavian Rome. Oxford University Press, Oxford u. a. 2005, S. 101–128; Michael Sommer: Römische Geschichte II. Rom und sein Imperium in der Kaiserzeit (= Kröners Taschenausgabe. Band 458). 2., aktualisierte und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-520-45802-5, S. 181 f.