Chalkis (Syrien)
Chalkis (Chalcis ad Belum; altgriechisch Χαλκίς) war eine antike Stadt im heutigen Nordsyrien. Seit frühislamischer Zeit heißt der Ort Quinnasrin, auch Qinnesrin, veraltete Umschrift Ḳinnesrîn („Adlerhorst“). Quinnasrin liegt 25 Kilometer südwestlich von Aleppo und wenige Kilometer östlich der Autobahn Richtung Homs. Heute gehört der Ruinenhügel, von dem fast nichts erhalten blieb, zum Dorf al-Iss.
Geschichte
Laut dem griechischen Geschichtsschreiber Appian wurde Chalkis, das aber vorher schon als Ort existiert haben dürfte, von Seleukos Nikator „gegründet“.[1] Auf eine frühere Existenz des Ortes weist insbesondere der Name Quinnasrin hin, der vorgriechisch ist, „Adlernest“ bedeutet und später von den Arabern übernommen wurde.
Der Ort war zur Zeit Jesu Mittelpunkt eines Fürstentums. Von 44 bis 48 n. Chr. wurde es als Königreich von Herodes von Chalkis regiert, der mit der berühmten Berenike, der späteren Geliebten des römischen Kaisers Titus, verheiratet war. Sein Nachfolger war der Bruder der Berenike, Herodes Agrippa II.
Seit dem späten 2. Jahrhundert gehörte Chalkis zur römischen Provinz Syria Coele. Chalkis ist der Geburtsort des neuplatonischen Philosophen Iamblichos von Chalkis (* um 240 n. Chr.). Auf das untergegangene spätantike Bistum in Chalkis bezieht sich der Name des heutigen Titularerzbistums Chalcis in Syria (Erzdiözese Chalcidensis, Calcide di Siria) der katholischen Kirche.
In der Spätantike wurde Chalkis in die Römisch-Persischen Kriege verwickelt; unter anderem diente es als Durchgangsort für die von Belisar befehligten Truppen Iustinians bei einem Feldzug gegen die persischen Sassaniden. Der sassanidische Großkönig Chosrau I. bedrohte die Stadt mit Plünderung.
Im Jahr 629 wurde es schließlich mit Beginn der Islamischen Expansion von den Arabern unter Abu ʿUbeida erobert. Zunächst behielt Chalkis – von jetzt an wieder Quinnasrin genannt – seine zentrale Stellung und wichtige Funktion unter anderem als Hauptstadt der Umayyaden in Nordsyrien und wichtiger Militärstützpunkt. In der Folgezeit verlor die Stadt aber zunehmend an Einfluss gegenüber dem nahegelegenen Aleppo. Gegen Ende des Mittelalters war Quinnasrin schließlich fast völlig entvölkert.
Severus Sebokht, der im Kloster von Kennesrin Mitte des 7. Jahrhunderts lebte, ist der erste „westliche“ Gelehrte, von dem bekannt ist, dass er die Indischen Zahlen lehrte.
Berühmte Bürger
- König Herodes von Chalkis
- Königin Berenike
- König Herodes Agrippa II.
- Iamblichos von Chalkis
- Hieronymus (von 375 bis 378)
- Rabbula von Edessa
Römische Auxiliareinheiten
In der Kaiserzeit wurden die folgenden Auxiliareinheiten aus der Stadt Chalcis und ihrer Umgebung rekrutiert:
Literatur
- Immanuel Benzinger: Chalkis 14. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 2090 f.
Weblinks
- The Hadir Qinnasrin Project. Oriental Institute, University of Chicago, 2009
- Marie-Odile Rousset: De Chalcis à Qinnasrin. In: Topoi. Orient-Occident. Supplément 12, 2013, S. 311–340
Anmerkungen
- Appian, Syr. 57.