Amman
Amman ([aˈmaːn], arabisch عمان, DMG ʿAmmān) ist die Hauptstadt des Haschimitischen Königreiches Jordanien und zählte 1.812.059 Einwohner (4.044.000 in der Metropolregion) bei der Volkszählung 2015.[1][2] Amman ist eine moderne Stadt, in der überwiegend Muslime und 10 Prozent Christen leben. Die heutige Finanzmetropole begann erst nach der Staatsgründung Israels infolge der Flüchtlingsströme aus dem Westjordanland zu einer Großstadt zu wachsen.
عمان Amman | |||
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Koordinaten | 31° 57′ N, 35° 56′ O | ||
Symbole | |||
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Basisdaten | |||
Staat | Jordanien | ||
Amman | |||
Höhe | 784 m | ||
Fläche | 1680 km² | ||
Einwohner | 4.044.000 (2015) | ||
Dichte | 2.407,1 Ew./km² | ||
Postleitzahl | 11110–17198 | ||
Website | www.ammancity.gov.jo/en/gam/index.asp (Englisch) | ||
Politik | |||
Bürgermeister | Aqel Biltaji | ||
Kultur | |||
Partnerstädte | siehe hier | ||
Blick von der Zitadelle über die Stadt, in der Mitte der 126,8 m hohe Raghadan-Fahnenmast |
Geografie
Amman liegt östlich des Flusses Jordan und breitet sich auf einer Fläche von rund 1.680 km² im Jordangraben aus. Die durchschnittliche Höhe über Normalnull beträgt 800 Meter. Die nächstgrößere Stadt ist Salt im Nordwesten, im Südwesten befindet sich die Stadt Madaba.
Klima
Amman | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Amman
Quelle: WMO |
Ursprung des Namens
Im Namen der Stadt lebt die Erinnerung an den im Alten Testament erwähnten Volksstamm der Ammoniter und deren Staat Ammon fort.
Geschichte
Die Ursprünge gehen bis in biblische Zeit zurück, als die Stadt als das biblische Rabba bekannt war. Die Ammoniter bezeichneten sie selbst als Rabbat-Ammon. Sie erstreckte sich damals wie Rom über sieben Hügel. Heute erstreckt sich die Stadt über neunzehn Hügel.
Nach der Eroberung durch Alexander den Großen kam die Stadt zunächst unter ptolemäische Herrschaft; König Ptolemaios II. Philadelphos gab ihr den neuen Namen Philadelphia und dieser Name blieb für etwa 900 Jahre gültig. Ab 218 v. Chr. gehörte sie zum Seleukidenreich; nach dem Feldzug des Pompeius wurde sie südlichstes Mitglied der Dekapolis.
Die eigentliche Blütezeit begann nach der Eingliederung in die Provinz Arabia Petraea unter Kaiser Trajan. Aus dieser Zeit stammen die meisten der gewaltigen Ruinen auf der Zitadelle, das Forum und das Theater von Amman, eines der besterhaltenen Gebäude der Antike, die heute noch benutzt werden. Zur Zeit des Kaisers Mark Aurel wurde auf der mittleren Terrasse der Zitadelle ein monumentaler Herkulestempel errichtet, der einen hellenistischen Vorgängerbau ersetzte. In christlich-spätantiker Zeit errichtete man eine dreischiffige Kirche, für welche der Herkulestempel als Steinbruch dienen musste.
Im Jahr 635 eroberten die Araber die Stadt. Auf der oberen Terrasse der Zitadelle entstand etwas später der Qasr, ein Teil eines Omayyadenpalastes; noch heute krönt er die Zitadelle. Mit der Verlegung des Kalifats von Damaskus nach Bagdad im Jahr 750 begann der Abstieg der Stadt, die im Mittelalter weitgehend verfallen war. Noch im frühen 20. Jahrhundert war Amman ein Dorf mit etwa 2000 Einwohnern.
Abdallah ibn Husain I. wählte 1921 Amman als Regierungssitz des neugeschaffenen Emirats Transjordanien, aus welchem später das Königreich Jordanien hervorging. Der Ort war zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich von Tscherkessen bewohnt und hatte eine Einwohnerzahl von rund 5000. Ende der 1920er Jahre hatte sich diese Zahl auf etwa 10.000 verdoppelt.[3]
Amman blieb eine kleine Stadt, bis sie 1948 durch den Zustrom palästinensischer Flüchtlinge sehr rasch zu wachsen begann.
Beiruts Niedergang in den 1970er und 1980er Jahren hat Amman zur führenden Handelsmetropole des Vorderen Orients aufsteigen lassen. Die Siedlung im Tal des Wadi Amman hat sich seither zu einer Millionenstadt entwickelt. Immer weiter greift sie entlang ihrer Ausfallstraßen in das umgebende Hügelland aus: Dörfer wie etwa el-Quweisme oder Khirbet es-Suk, in den 1980er Jahren noch selbständig, sind heute faktisch in das Stadtgebiet einbezogen.
Mit koordinierten Bombenanschlägen am 9. November 2005 tötete Al-Kaida 60 Menschen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten (Auswahl)
Bedeutende historisch-kulturelle Stätten sind das beeindruckend gut erhaltene römische Theater und der Zitadellenhügel im Stadtzentrum.
Das Jordan Antiquities Museum birgt wichtige, weltbedeutende archäologische Funde aus dem Nahen Osten. Herausragend sind die mit Gips plastisch überformten Schädel der Ausgrabung in Tell es-Sultan, im heutigen Jericho aus dem präkeramischen Neolithikum (7220 v. Chr. bis 5850 v. Chr.). Der Eisenzeit II gehören zwei in Amman gefundene Statuen an: der Stehende Ammoniter und die Statue des Jerach Azar. Das Museum beherbergt auch die Funde, die das Team um Roland de Vaux in Qumran machte, zum Beispiel die Kupferrolle.[4]
Im Herzen der Altstadt befindet sich der Suq (arabisch السوق), ein traditioneller arabischer Basar. An modernen Kalkstein- und Betonbauten vorbei schiebt sich dichter Autoverkehr, im Straßenbild dominiert westliche Kleidung, und in den Geschäften der Innenstadt und des Jebel Amman sind europäische Konsumgüter aller Art erhältlich.
Die bekanntesten Moscheen sind die Abu-Darwish-Moschee, die König-Abdullah-Moschee und die al-Husseini-Moschee.
Das Königliche Automobilmuseum beinhaltet eine Sammlung historischer Fahrzeuge des Königshauses.
Die Jordan National Gallery of Fine Arts ist ein Museum für zeitgenössische Kunst.
Für das Jahr 2017 hat die ISESCO Amman gemeinsam mit der Stadt Sannar im Sudan zur Hauptstadt der Islamischen Kultur der arabischen Region ernannt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Amman hat zwei Flughäfen. Der ältere Flughafen Marka International wurde zunächst nur regional, mittlerweile nur noch militärisch genutzt, nachdem 1983 der internationale Flughafen „Queen Alia International“ eröffnet wurde.
In einer Rangliste der Städte nach ihrer Lebensqualität belegte Amman im Jahre 2018 den 119. Platz unter 231 untersuchten Städten weltweit.[5]
Amman ist Sitz des römisch-katholischen Patriarchalvikars für Jordanien des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem.
Städtepartnerschaften
Partnerstädte von Amman sind:
Söhne und Töchter der Stadt
- Saʿid al-Mufti (1898–1989), Politiker
- Nazzal al-Armouti (1924–2015), Politiker, Diplomat und Bankmanager
- Kamel Abu Jaber (1932–2020), Politiker und Autor
- Abd ar-Rahman Munif (1933–2004), arabischer Schriftsteller
- Zaid ibn Shaker (1934–2002), Befehlshaber der jordanischen Streitkräfte im Sechstagekrieg und Politiker
- Hussein I. (1935–1999), König von Jordanien (1952–1999)
- Zaid ar-Rifaʿi (* 1936), Politiker und Premierminister
- Abdul Salam Abbadi (* 1943), Politiker, Minister für Awqaf und Islamische Angelegenheiten von Jordanien
- Ali Abu al-Ragheb (* 1946), Politiker
- Nazih Musharbash (* 1946), deutscher Lehrer und Politiker (SPD), MdL
- Hassan ibn Talal (* 1947), Adeliger, Mitglied des jordanischen Herrscherhauses
- Abdelkarim al-Kabariti (* 1949), Politiker
- Fayez al-Tarawneh (1949–2021), Politiker
- Aun Schaukat al-Chasauneh (* 1950), Diplomat und Jurist
- Garabed Antranikian (* 1951), deutscher Biologe
- Hani al-Mulki (* 1951), Politiker
- Faisal al-Fayiz (* 1952), Politiker
- Sana Salous (* 1955), palästinensische Professorin für Nachrichtentechnik
- Mustafa Abu Sway (* 1958), palästinensischer Islamwissenschaftler
- Rabih Alameddine (* 1959), libanesisch-US-amerikanischer Maler und Schriftsteller
- Omar al-Razzaz (* 1960), Politiker
- Hasan Al-Saqqaf (* 1961), Direktor des Dar Al-Imam al-Nawawi
- Abdullah II. (* 1962), König von Jordanien seit 1999
- Faisal bin Al Hussein (* 1963), Prinz und IOC-Mitglied
- Nihad Awad (* 1964), US-amerikanisch-palästinensischer National Executive Director und Mitbegründer des Council on American-Islamic Relations (CAIR) in den USA
- Seid al-Hussein (* 1964), Diplomat
- Hartmut El Kurdi (* 1964), deutscher Schriftsteller
- Omar Yaghi (* 1965), Professor für Chemie und Biochemie
- Ghazi bin Muhammad (* 1966), Prinz; persönlicher Berater des jordanischen Königs Abdullah II. bin al-Hussein
- Khaled Mardam-Bey (* 1968), Softwareentwickler
- Salah-Eddin Al-Batran (* 1970), deutscher Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie, Spezielle Schmerztherapie und Palliativmedizin
- Sumaya bint al-Hassan (* 1971), Bildungsmanagerin und Prinzessin aus dem Geschlecht der Haschemiten
- Raja Amasheh (* 1982), Profiboxerin
- Thaer Bawab (* 1985), Fußballspieler
- Lawrence Abu Hamdan (* 1985), britisch-libanesischer Künstler
- Pierre Jarawan (* 1985), deutscher Schriftsteller und Slam-Poet
- Rima Taha (* 1987), Leichtathletin
- Nadin Dawani (* 1988), Taekwondoin
- Zaina Schaban (* 1988), Tischtennisspielerin
- Rajaei Ayed (* 1993), jordanisch-palästinensischer Fußballspieler
- Hussein bin Abdullah (* 1994), Kronprinz
- Hussein Iashaish (* 1995), Amateurboxer im Superschwergewicht
- Ahmad Abughaush (* 1996), Taekwondoin
- Musa al-Taamari (* 1997), Fußballspieler
- Mohammad Al Sarraj (* 1998), Squashspieler
- Saleh Al-Sharabaty (* 1998), Taekwondoin
- Joanna Arida (* 1998), Schauspielerin und Model
- Aliya Boshnak (* 2000), Sprinterin
Literatur
- Frank Rainer Scheck: Jordanien. Völker und Kulturen zwischen Jordan und Rotem Meer. 5. Auflage. Dumont, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7701-3979-8, S. 104–137.
- Geza Vermes: Dead Sea Scrolls in English. 4. Auflage. Sheffield Academic Press, Sheffield 1995, ISBN 978-1-85075-563-0, S. 373.
Weblinks
Einzelnachweise
- Amman Volkszählung 2015
- Jordan: Governorates, Major Cities & Urban Localities - Population Statistics, Maps, Charts, Weather and Web Information. Abgerufen am 9. Dezember 2017 (englisch).
- Yoav Alon: The Making of Jordan – Tribes, Colonialism and the Modern State. London 2007, S. 63f.
- Geza Vermes: Dead Sea Scrolls in English. 1995, S. 373
- Mercer's 2018 Quality of Living Rankings. Abgerufen am 18. August 2018 (englisch).