Plattenburg
Plattenburg ist eine amtsfreie Gemeinde im Landkreis Prignitz (Brandenburg). Die Gemeinde Plattenburg entstand 2001 durch den freiwilligen Zusammenschluss von acht Gemeinden, die vorher dem von 1992 bis 2001 existierenden Amt Plattenburg angehörten. Namengebend für das Amt und die Gemeinde war die im Gemeindegebiet liegende Wasserburg Plattenburg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Prignitz | |
Höhe: | 32 m ü. NHN | |
Fläche: | 202,01 km2 | |
Einwohner: | 3270 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 16 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 19339 | |
Vorwahlen: | 038796 (Viesecke), 033982 (Hoppenrade), 038787 (Glöwen) | |
Kfz-Kennzeichen: | PR | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 70 302 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Dorfstraße 52A 19339 Plattenburg | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Anja Kramer | |
Lage der Gemeinde Plattenburg im Landkreis Prignitz | ||
Geografie
Die Gemeinde Plattenburg grenzt im Norden an die Stadt Perleberg und die Gemeinde Groß Pankow (Prignitz), im Osten an die Gemeinde Gumtow, im Südosten an die Städte Kyritz und Neustadt (Dosse), im Süden an das Land Sachsen-Anhalt und im Westen an das Amt Bad Wilsnack/Weisen.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Plattenburg gliedert sich laut ihrer Hauptsatzung in acht Ortsteile mit 14 Gemeindeteilen[2] sowie acht Wohnplätzen:[3]
- Bendelin mit dem Gemeindeteil Zichtow und dem Wohnplatz Karlsruhe
- Glöwen mit den Gemeindeteilen Groß Leppin, Storbeckshof und Zernikow sowie den Wohnplätzen Friedrichswalde und Stölkenplan
- Hoppenrade mit dem Gemeindeteil Garz
- Kleinow mit den Gemeindeteilen Burghagen, Ponitz und Uenze sowie den Wohnplätzen Kleinower Ziegelei und Neu Kleinow
- Kletzke mit dem Gemeindeteil Plattenburg,
- Krampfer mit dem Gemeindeteil Groß Gottschow und dem Wohnplatz Kahlhorst
- Netzow mit den Gemeindeteilen Klein Leppin und Söllenthin sowie dem Wohnplatz Schwanensee
- Viesecke mit den Gemeindeteilen Groß Werzin und Rambow sowie dem Wohnplatz Klein Welle
Geschichte
Die Gemeinde Plattenburg entstand zum 31. Dezember 2001 aus dem freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Bendelin, Glöwen, Hoppenrade, Kleinow, Kletzke, Krampfer, Netzow und Viesecke. Diese Gemeinden waren vorher unter der Verwaltung des Amtes Plattenburg. Die Geschichte der Gemeinde ist bis 2001 die Geschichte der acht heutigen Ortsteile.
- Amt Plattenburg
Der Minister des Innern des Landes Brandenburg gab am 31. Juli 1992 seine Zustimmung zur Bildung des Amtes Plattenburg. Zum Zeitpunkt des Zustandekommens des Amtes wurde der 10. August 1992 festgelegt.[4] Das Amt hatte seinen Sitz in Kletzke und bestand aus den Gemeinden Bendelin, Glöwen, Kleinow, Kletzke, Krampfer, Netzow, Viesecke und Hoppenrade, die damals zu den Kreisen Perleberg und Pritzwalk gehörten. Amtsdirektorin wurde Gudrun Hoffmann, die nach der Auflösung des Amtes Bürgermeisterin der Gemeinde Plattenburg wurde. Mit dem freiwilligen Zusammenschluss der amtsangehörigen Gemeinden zur neuen Gemeinde Plattenburg zum 31. Dezember 2001 wurde das Amt Plattenburg aufgelöst.[5]
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres,[6][7] ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung hat außer der hauptamtlichen Bürgermeisterin 16 Mitglieder. Diese teilen sich nach der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wie folgt auf Parteien und Gruppierungen auf:[8]
Partei / Gruppierung | Stimmenanteil | Sitze |
Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr und Dorfverein Plattenburg | 18,3 % | 3 |
Wählergruppe Kleinow/Uenze | 14,9 % | 2 |
Freie Wähler Pro Prignitz | 14,1 % | 2 |
Aktiv für Plattenburg / Bündnis 90/Die Grünen | 13,2 % | 2 |
CDU | 11,6 % | 2 |
Wählergruppe Krampfer/Groß Gottschow | 10,2 % | 2 |
Wählergruppe Bauernverband Kletzke | % | 8,82 |
LINKE | % | 6,81 |
Bürgermeisterin
Kramer wurde in der Bürgermeisterwahl am 30. August 2020 ohne Gegenkandidat mit 90,4 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von acht Jahren[11] gewählt.[12]
Wappen
Das Gemeindewappen wurde am 28. Januar 2002 genehmigt.
Blasonierung: „In Silber ein gemauerter roter Stufengiebel mit einem Kreuz bekrönt und von drei (1:2) offenen gotischen Fenstern durchbrochen.“[13]
Sehenswürdigkeiten und Kultur
In der Liste der Baudenkmale in Plattenburg stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.
Baudenkmale
Die 1319 erstmals erwähnte Plattenburg, Station auf dem Pilgerweg von Berlin nach Wilsnack, beherbergt heute unter anderem ein Museum, dient als Standesamt und bietet Räume für Seminare und Ausstellungen. Sie gilt als älteste Wasserburg Norddeutschlands.
Auf dem Gelände des 1803 vom Bistum Havelberg an privat verkauften, aus dem Jahr 1729 stammenden Vorwerks Hoppenrade entstand 1830 das klassizistische Guts- und Herrenhaus Hoppenrade und um 1847 ein dazugehörender Park. Ab 1900 als „Perle der Prignitz“ bekannt, wurde die Anlage in den 1920er Jahren umgestaltet und erweitert. Sie gehört seit 1995 der Gemeinde Plattenburg; der Landschaftspark wird seit dieser Zeit durch einen Förderverein betreut, um das 1998 als Gartendenkmal geschützte Gelände als Kulturgut und Erholungsraum für die Öffentlichkeit zu erhalten.
Die Plattenburg
Um zwei getrennt liegende Höfe gruppieren sich die mächtigen backsteinernen Gebäude der Ober- und Unterburg. Südlich davon schließt sich das weiträumige Gelände der Vorburg an, die von einem weiteren, dem äußeren Burggraben umgeben ist. Die Gebäude der Unterburg lehnen sich an die den unteren Burghof umgebende starke Wehrmauer an, die ursprünglich als freistehende Ringmauer mit Wehrgang und gotischem Torbogen errichtet wurde. Zusätzlichen Schutz boten doppelte Wassergräben und Wälle. Der in mehreren Jahrhunderten entstandene Gebäudekomplex umfasste Stallungen, Torhaus, Wirtschaftsgebäude und Zugbrücke auf der Vorburg, Back- und Brauhaus, Speicher- und Stallgebäude, Verlies, Torhaus, Archiv, Knappenhaus (auch Wasch- und Rollhaus) und Zugbrücke auf der Unterburg sowie Palas, Bergfried und Gesinde- und Küchenhaus auf der Oberburg. Mehrere eingreifende Um- und Neubauten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert gaben der Burg ihr heutiges architektonisches Gesicht.
Burchard von Saldern (1568–1635) ließ die Burg um 1600 im Stil der Spätrenaissance erneuern und vor allem die Wohn- und Festräume im Palas umgestalten. Diese großzügigen Veränderungen im Bischofsflügel gehören zu den schönsten und bedeutendsten handwerklichen Leistungen der Innendekoration der Renaissance in der Prignitz. Vor allem verleihen die meisterhaften und außerordentlich qualitätsvollen Tischlerarbeiten dem Wohnsitz höfische Eleganz. Ebenso beachtlich sind auch die formenreichen Steinmetz- und Stuckateurarbeiten, die wohl als Werke der Magdeburger Bildhauergenerationen um Sebastian Ertle und Christoph Dehne gelten dürfen.
Der Rittersaal besitzt vier aufwändig stuckierte Kreuzgratgewölbe über einer Sandstein-Mittelsäule und enthält als hervorragenden Schmuck einen prachtvollen Kamin mit wappengeschmücktem Aufsatz in besten Renaissanceformen. Eine Sandsteintreppe mit sechs Löwenfiguren, die die Handläufe tragen, führt zu der reichgeschnitzten Renaissancetür von 1609.
Die Plattenburg blieb bis zur Bodenreform ein Gutsbetrieb. Kurz vor der großen Wirtschaftskrise 1929 hatte Sieghard von Saldern Plattenburg als Fideikommiss und Waldgut mit Zernickow eine Größe von 1627 ha inne.[14]
Geschichtsdenkmale
In der Bahnhofstraße des Ortsteils Glöwen steht ein Denkmal von 1947, das an 800 jüdische Frauen und Männer erinnert, die von August 1944 bis April 1945 in einem Außenlager des KZ Sachsenhausen in der Rüstungsproduktion der Dynamit AG (DAG) unter härtesten Bedingungen arbeiten mussten. Nach jüngsten Recherchen starben fünf bis sieben Häftlinge.
Vor dem „Knappenhaus“ auf der Burg Plattenburg erinnert ein 1995 vom Kreisverband Perleberg des BdV errichteter Gedenkstein an die Opfer von Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Gelände der Plattenburg war 1945 und in den folgenden Jahren eine der zentralen Sammelstellen des Kreises Westprignitz für Flüchtlinge und Vertriebene aus Ost- und Westpreußen, Ostbrandenburg, Pommern, dem Warthegau, dem Netzedistrikt und Schlesien.
Verkehr
Durch das Gemeindegebiet verlaufen in West-Ost-Richtung die Bundesstraße 5 zwischen Perleberg und Kyritz und in Nord-Süd-Richtung die Bundesstraße 107 Pritzwalk–Havelberg.
Plattenburg liegt im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. Am Bahnhof Glöwen an der Bahnstrecke Berlin–Hamburg hält stündlich der Regionalexpress RE 2 Wismar–Berlin–Cottbus. Für Pendler steht dort seit 2015 ein P+R-Platz mit 134 Stellplätzen zur Verfügung.[15] Außerdem ist Glöwen an den öffentlichen Personennahverkehr des benachbarten Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt angebunden. Es verkehren von den Haltestellen Glöwen/Bahnhof und Glöwen/Schule Linienbusse und Rufbusse von Stendalbus.
Persönlichkeiten
- Heinrich Gravenhorst (1823–1898), Bienenzüchter, Erfinder des Gravenhorst'schen Bogenstülpers, lebte 1884–1887 auf Gut Storbeckshof[16]
- Siegfried von Saldern (1843–1913), Majoratsherr auf Plattenburg, Ritterschaftdirektor und Mitglied des Reichstags
- Conrad von Saldern (1847–1908), Diplomat, auf Plattenburg geboren
Belege
Literatur
- Lieselott Enders (Bearb.), Klaus Neitmann (Hrsg.): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil I, Prignitz. 1123 S., Potsdam, Verlag in Potsdam, 2012 (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs), ISBN 978-3-941919-91-4 (im Folgenden abgekürzt Enders & Neitmann, Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Prignitz mit entsprechender Seitenzahl).
- Plattenburg, von Oliver Hermann und Monika Loddenkemper. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 443–450; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-875-84024-7
- Torsten Foelsch: Adel, Schlösser und Herrenhäuser in der Prignitz. Ein Beitrag zur Kunst- und Kulturgeschichte einer märkischen Landschaft. Leipzig/Perleberg 1997.
- Torsten Foelsch: Die von Saldern’sche Bildersammlung auf der Plattenburg – Geschichte und Schicksal einer Kunstsammlung in der Prignitz. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Bd. 10, Perleberg 2010.
- Torsten Foelsch: Die Plattenburg in der Prignitz. In: Die Mark Brandenburg. Zeitschrift für die Mark und Brandenburg. Heft 84, Berlin 2012, S. 18–25.
- Torsten Foelsch: Plattenburg. In: Schlösser und Gärten der Mark. Hrsg. von Sibylle Badstübner-Gröger, Berlin 1993 (1. Aufl.), 2012 (4. überarb. und erg. Aufl.)
- Theodor Goecke, Paul Eichholz, Friedrich Solger, Willy Spatz: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Teil I, Bd. 1: Die Kunstdenkmäler des Kreises Westprignitz. Berlin 1909.
- Otto Grotefend: Urkunden der Familie von Saldern. Zwei Bände, Hildesheim 1932 und 1938.
- Jan Peters: Märkische Lebenswelten. Gesellschaftsgeschichte der Herrschaft Plattenburg-Wilsnack, Prignitz 1550–1800. In: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Bd. 53, Berlin 2007.
- Richard Rudloff: Plattenburg und die Familie von Saldern. In: Prignitzer Volksbücher, Nr. 64/65, Pritzwalk 1926.
Einzelnachweise
- Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
- Hauptsatzung der Gemeinde Plattenburg vom 27. Oktober 2008 PDF
- Gemeinde Plattenburg auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung
- Bildung des Amtes Plattenburg. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 31. Juli 1992. Amtsblatt für Brandenburg - Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nr. 62, 25. August 1992, S. 1054/5
- Bildung einer neuen Gemeinde Plattenburg. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 14. Dezember 2001. Amtsblatt für Brandenburg - Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 12. Jahrgang, Nr. 52, 27. Dezember 2001, S. 901 PDF
- Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7 Excel
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. 19.12 Landkreis Prignitz, S. 26–29 PDF
- Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 31
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 23. September 2012
- Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 74
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 30. August 2020. Abgerufen am 8. September 2020.
- Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
- Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer`Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Letzte Ausgabe der Reihe Niekammer. 4. Auflage. Niekammer Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 162 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 23. August 2021]).
- Dieter Haase: Feierliche Inbetriebnahme des Bahnhofs in Glöwen. Abgerufen am 26. Oktober 2017.
- Johann Heinrich Christoph Gravenhorst in: Deutsche Biographie
Weblinks
- Internetpräsenz der Gemeinde Plattenburg
- Garz in der RBB-Sendung Landschleicher vom 7. Juni 2015
- Viesecke in der RBB-Sendung Landschleicher vom 15. Mai 2005
- Kleinow in der RBB-Sendung Landschleicher vom 16. Oktober 2016