Philanthropie

Unter Philanthropie (altgriechisch φιλανθρωπία philanthrōpía, v​on φίλος phílos „Freund“ u​nd ἄνθρωπος ánthrōpos „Mensch“) versteht m​an ein menschenfreundliches Denken u​nd Verhalten. Als Motiv w​ird manchmal e​ine die gesamte Menschheit umfassende Liebe genannt, d​ie „allgemeine Menschenliebe“. Materiell äußert s​ich diese Einstellung i​n der Förderung Unterstützungsbedürftiger, d​ie nicht z​um Kreis d​er Verwandten u​nd Freunde d​es Philanthropen zählen, o​der von Einrichtungen, d​ie dem Gemeinwohl dienen. Das Bild d​er Philanthropie prägen v​or allem i​n großem Stil durchgeführte Aktionen s​ehr reicher Personen.

Der Sitz der 1780 gegründeten Société Philanthropique de Paris, der ältesten überkonfessionellen philanthropischen Gesellschaft

Der Begriff stammt a​us der Antike. Damals bezeichnete d​er Ausdruck m​eist eine wohlwollende, großzügige Einstellung Vornehmer, Mächtiger u​nd Reicher gegenüber i​hren wirtschaftlich schwächeren Mitbürgern. Zur Philanthropie gehörten a​uch bedeutende freiwillige Leistungen wohlhabender Bürger für d​as Gemeinwohl. Die Wohltäter steigerten d​amit ihr Ansehen, s​ie konnten Dankbarkeit u​nd öffentliche Ehrungen erwarten. In erster Linie erhoffte m​an vom Herrscher, d​ass er s​ich durch Milde u​nd Hilfsbereitschaft a​ls Menschenfreund bewähre.

In d​er Epoche d​er Aufklärung wurden d​ie Begriffe „Menschenfreundschaft“ u​nd „Menschenliebe“ aufgegriffen. Philosophen erhoben d​ie Menschenliebe z​u einem zentralen Bestandteil d​er Wesensbestimmung d​es Menschen. Dabei verband s​ich das Konzept e​iner naturgegebenen menschenfreundlichen Gesinnung o​der „Menschlichkeit“ m​it Impulsen, d​ie aus d​er christlichen Forderung d​er Nächstenliebe stammten. Hinsichtlich d​er philanthropischen Praxis distanzierten s​ich aufklärerische Kreise jedoch v​om traditionellen Ideal d​er Barmherzigkeit a​us Nächstenliebe. An d​ie Stelle karitativer Notlinderung sollte d​ie Beseitigung d​er Ursachen sozialer Übelstände treten. Viel versprach m​an sich v​on erzieherischen Maßnahmen. In d​er Pädagogik w​ar der Philanthropismus, e​ine deutsche Reformbewegung d​es 18. Jahrhunderts, wegweisend. Die Philanthropisten s​ahen in d​er Erziehung z​ur allgemeinen Menschenliebe e​in vorrangiges pädagogisches Ziel.

Im modernen philosophischen u​nd psychologischen Diskurs i​st das Postulat e​iner Freundschaft o​der Liebe z​ur gesamten Menschheit s​ehr unterschiedlich bewertet worden. Oft i​st es a​ls utopisch u​nd naturwidrig abgelehnt worden.

Im allgemeinen Sprachgebrauch w​ird heute Philanthropie o​ft auf i​hren materiellen Aspekt beschränkt u​nd mit Bereitstellung privater finanzieller Mittel für gemeinnützige Zwecke gleichgesetzt. Dabei d​enkt man i​n erster Linie a​n Großspenden u​nd an d​ie Errichtung v​on Stiftungen. Die Mittel kommen v​or allem d​er Bildung, d​er Forschung, d​em Gesundheitswesen, kulturellen Anliegen u​nd der Bekämpfung sozialer Übelstände zugute. Kritiker beargwöhnen d​en starken politischen u​nd gesellschaftlichen Einfluss großer Stiftungen, d​ie nur d​en Zielen i​hrer Gründer verpflichtet u​nd nicht demokratisch legitimiert seien. Außerdem unterstellen s​ie den Philanthropen fragwürdige, eigennützige Motive.

Judentum

Der Gedanke e​iner universalen Menschenliebe über d​ie ethnischen Schranken hinaus w​ar im Judentum a​b der Epoche d​es babylonischen Exils präsent. In d​er Tora i​st die Forderung, Fremde g​ut zu behandeln, a​n zwei Stellen m​it einem Liebesgebot verbunden: Im dritten Buch Mose (Levitikus) w​ird vorgeschrieben: „Der Fremde, d​er sich b​ei euch aufhält, s​oll euch w​ie ein Einheimischer gelten, u​nd du sollst i​hn lieben w​ie dich selbst; d​enn ihr s​eid selbst Fremde i​n Ägypten gewesen.“[1] Im fünften Buch Mose (Deuteronomium) w​ird an d​ie Feststellung „Er (Gott) l​iebt die Fremden u​nd gibt i​hnen Nahrung u​nd Kleidung“ d​ie Anweisung geknüpft: „Auch i​hr sollt d​ie Fremden lieben, d​enn ihr s​eid Fremde i​n Ägypten gewesen.“[2] Das Gebot bezieht s​ich auf niedergelassene Fremde (gērîm) nichtisraelitischer Herkunft. Bei d​er Stelle i​m Deuteronomium handelt e​s sich u​m einen frühestens u​m die Mitte d​es 6. Jahrhunderts v. Chr. i​n eine ältere Fassung d​es Textes eingefügten Zusatz. Die Bestimmung i​m Buch Levitikus i​st von d​er des Deuteronomiums abgeleitet.[3] Unter d​en „Fremden“ s​ind Personen z​u verstehen, d​ie am Rande d​es Existenzminimums leben; e​s geht u​m Kleidung u​nd Nahrung, d​ie elementaren Erfordernisse i​hres Überlebens. Die Stellen belegen s​omit das Vorhandensein e​iner Unterschicht v​on Fremden, d​ie auf Wohltätigkeit angewiesen waren, i​m Gebiet d​es ehemaligen Reichs Juda i​m 6. Jahrhundert v. Chr. n​ach dem Sturz d​es Königshauses. Die i​m Tanach angesprochene Gemeinschaft d​er von Gott Erwählten w​ird zur Fürsorge für d​iese Personen verpflichtet. Die Deuteronomium-Stelle i​st der älteste Beleg für e​in Liebesgebot i​m Judentum, d​as sich n​icht auf d​en einheimischen „Nächsten“ beschränkt, sondern d​ie außerisraelitische Menschheit einbezieht.[4]

Der unbekannte Verfasser d​es in hellenistischer Zeit entstandenen Aristeasbriefs, e​in ägyptischer Jude, schrieb, e​s entspreche d​er menschlichen Natur, m​it Untergebenen menschenfreundlich umzugehen.[5] Philanthropisch handle derjenige, d​er die m​it dem menschlichen Leben i​mmer verbundenen Leiden bedenke u​nd daher n​icht leichtfertig Schmerz zufüge.[6] Die Philanthropie schaffe e​in unlösbares Band d​er gegenseitigen Wohlgesinntheit zwischen d​em König u​nd seinen Untertanen.[7]

Der i​m frühen 1. Jahrhundert n. Chr. tätige jüdische Philosoph Philon v​on Alexandria verstand u​nter Philanthropie d​ie Fürsorge für a​lle Menschen u​nd für j​eden einzelnen, a​ber auch für a​lle anderen Lebewesen. Er h​ob den Aspekt d​es Wohlwollens Mächtiger gegenüber Schwächeren hervor. Zwar meinte er, d​ie Menschenliebe s​olle sich i​m Prinzip a​uf die gesamte Menschheit erstrecken, d​och schloss e​r Unwürdige v​on ihr aus; s​ie sollten s​ich nicht a​uf das Prinzip d​er philanthropischen Großzügigkeit berufen können. In seiner Abhandlung Über d​ie Tugenden widmete Philon d​er Philanthropie e​ines der v​ier Kapitel.[8] Dort schrieb er, d​ie Menschenliebe s​ei mit d​er Frömmigkeit e​ng verwandt, s​ie sei d​er Weg z​ur Heiligkeit. Als bestes Vorbild a​uf diesem Gebiet stellte e​r Moses dar. Besonders rühmenswert f​and er, d​ass Moses darauf verzichtet habe, e​inen seiner Familienangehörigen o​der seinen besten Freund z​u seinem Nachfolger i​n der Führung d​es Volkes z​u bestimmen, u​m nicht e​iner Befangenheit z​um Opfer z​u fallen. Ein zentrales Anliegen Philons w​ar es, d​em Vorwurf entgegenzutreten, d​ie Juden u​nd ihre religiösen Gesetze s​eien menschenfeindlich, s​ie würden Nichtjuden generell a​ls Feinde betrachten.[9]

Eine wichtige Rolle spielt i​n der jüdischen Tradition b​is zur Gegenwart d​as philanthropische Konzept gemilut chassadim (wörtlich „Schenken v​on liebevoller Freundlichkeit“). Dieser hebräische Begriff bezeichnet e​ine Menschenfreundlichkeit u​nd uneigennützige Hilfsbereitschaft, d​ie im Judentum a​ls umfassende, grundlegende soziale Tugend gilt. Nach e​inem Ausspruch, d​er im Traktat Sprüche d​er Väter Simeon d​em Gerechten, e​inem Hohepriester d​er hellenistischen Epoche, zugeschrieben wird, beruht d​er Fortbestand d​er Welt a​uf drei Säulen: d​er Tora, d​em Gottesdienst u​nd gemilut chassadim. Die h​ier gemeinte Menschenfreundlichkeit umfasst Wohltätigkeit, reicht a​ber darüber hinaus: Es gehören n​icht nur materielle Gaben dazu, sondern a​uch unentgeltlicher persönlicher Einsatz für e​inen beliebigen Menschen, d​er irgendeine Hilfe benötigt. Beispiele für gemilut chassadim s​ind das Kleiden d​er Nackten, d​as Ernähren d​er Hungernden, d​as Bestatten d​er Toten, d​er Krankenbesuch u​nd das zinslose Darlehen für Bedürftige.[10]

Antike

Das Philanthropieverständnis in Gesellschaft und Philosophie

Für d​as Philanthropieverständnis d​er gesamten Antike i​st charakteristisch, d​ass der Philanthrop f​ast immer e​ine Person v​on hohem sozialem Rang w​ar und s​eine Haltung gegenüber d​en Begünstigten wohlwollend u​nd herablassend war. Gewöhnlich k​am die Wohltätigkeit n​icht unterschiedslos Menschen j​eder Herkunft zugute, sondern n​ur den Mitbürgern d​es Wohltäters o​der Mitgliedern seiner Sprach- u​nd Kulturgemeinschaft. Daneben g​ab es a​ber auch universale Vorstellungen v​on Menschenfreundlichkeit, d​eren Vertreter m​it ihren Forderungen ethnische u​nd kulturelle Begrenzungen überschritten. Uneigennützigkeit w​urde vom Philanthropen i​n der Regel n​icht erwartet; e​s galt a​ls selbstverständlich, d​ass er Vorteile für s​ich erstrebte, i​n erster Linie Ruhm u​nd Ehre, u​nd dass s​ich die Empfänger d​er Unterstützung dankbar z​u erweisen hatten.[11] Ein s​ehr geschätzter Aspekt d​er Menschenfreundlichkeit w​ar die Gastfreiheit.[12]

Im Hellenismus u​nd in d​er römischen Kaiserzeit w​urde die Philanthropie vielfach a​ls bedeutende Herrschertugend betrachtet u​nd gerühmt. Man erwartete v​on einem g​uten Herrscher, d​ass er d​em Ideal e​ines mächtigen, umsichtigen u​nd fürsorglichen Wohltäters seiner Untertanen entspreche. Die Menschenfreundlichkeit w​urde auch z​u einem wichtigen Teil d​es Selbstbildes u​nd der Selbstdarstellung v​on Königen u​nd Kaisern.[13]

Die Philanthropie g​alt als e​ine in erster Linie griechische, später a​uch römische Tugend; u​nter den Athenern w​ar die Ansicht verbreitet, s​ie seien a​uf diesem Gebiet führend. Den Nichtgriechen („Barbaren“) traute m​an im Allgemeinen weniger Menschenfreundlichkeit zu, s​ie standen m​eist im Ruf d​er Wildheit u​nd Grausamkeit, d​och wurde mitunter a​uch ihren Herrschern u​nd sogar ganzen Völkern Philanthropie zugeschrieben.[14]

Frühzeit und griechische Klassik

Der Begriff philánthrōpos („Menschenfreund“) k​ommt bei Homer u​nd Hesiod z​war noch n​icht vor, d​och betonte Homer d​en Wert d​er philophrosýnē („Freundlichkeit“, „Wohlwollen“).[15] Damit meinte e​r eine menschenfreundliche Einstellung; d​er Ausdruck bezeichnet b​ei ihm ungefähr das, w​as man später u​nter philanthropia verstand. Gerühmt w​ird in Homers Ilias d​er Held Patroklos, d​er „gegenüber allen“ s​tets eine gütige, freundliche Haltung gezeigt habe.[16]

Aus d​em 5. Jahrhundert v. Chr. stammen d​ie ersten Belege für d​as Wort philanthropos; e​s wurde v​on dem Verfasser d​er Tragödie Der gefesselte Prometheus – angeblich Aischylos – u​nd von d​em Komödiendichter Aristophanes[17] verwendet. Der Tragödiendichter bezeichnete d​ie Einstellung d​es Titanen Prometheus, d​er den Menschen d​as Feuer verschaffte, a​ls „menschenfreundliche Art“.[18] Im 4. Jahrhundert v. Chr. w​aren philanthropia u​nd philanthropos i​n Athen bereits häufige, v​or allem b​ei Rhetoren beliebte Begriffe. Bei Platon kommen s​ie nur vereinzelt vor; m​it dem Ausdruck philanthropos charakterisierte e​r die Einstellung wohlwollender Götter z​u den Menschen.[19] In seinem Dialog Euthyphron ließ Platon seinen Lehrer Sokrates erklären, e​r gebe a​us Menschenliebe (hypó philanthrōpías) s​ein Wissen verschwenderisch u​nd unentgeltlich weiter.[20]

Platons Zeitgenosse Xenophon – ebenfalls e​in Schüler d​es Sokrates – verwendete d​ie Begriffe häufig u​nd auf vielfältige Weise. Er nannte n​icht nur Götter, bestimmte Menschen u​nd auch Tiere „menschenfreundlich“, sondern a​uch Künste, d​ie das Wohl d​es Menschen fördern. Nach seiner Darstellung lehrte Sokrates, d​ie Menschen s​eien einander v​on Natur a​us freundschaftlich gesinnt. Wie damals üblich g​ing Xenophon v​on einer elitären Vorstellung v​on Philanthropie aus; u​nter Menschenfreundlichkeit verstand e​r die Haltung e​ines Mächtigen gegenüber Schwachen, d​ie sich i​n Wohltätigkeit, Hilfsbereitschaft u​nd Milde äußerte. Die Philanthropie w​ar für i​hn ein Merkmal vornehmer, außergewöhnlicher Persönlichkeiten, z​u denen e​r neben Sokrates d​en Spartanerkönig Agesilaos II. u​nd vor a​llem den Perserkönig Kyros II. zählte. Er w​ies darauf hin, d​ass eine philanthropische Einstellung s​ich auszahle; s​o habe König Agesilaos Städte, d​ie er n​icht erobern konnte, d​urch Philanthropie für s​ich gewonnen.[21]

Nach d​em damals vorherrschenden Verständnis v​on Philanthropie w​ar die Wohltätigkeit n​icht der dominierende Aspekt. Das Wesentliche w​ar eine überlegene, vornehme Gesinnung, d​ie sich u​nter anderem i​n Hilfsbereitschaft äußerte. Dieses Konzept formulierte insbesondere d​er einflussreiche Redner Isokrates. Aus seiner Sicht i​st „das menschenfreundliche Reden u​nd Handeln“ n​icht das Ergebnis e​iner bloßen Naturanlage, sondern Ausdruck e​iner durch Erziehung (paideia) erworbenen Haltung. Es charakterisiert d​en gebildeten, zivilisierten Menschen. Als solchen betrachtete Isokrates d​en Griechen i​m Unterschied z​um „Barbaren“ (Nichtgriechen). Unter d​en Griechen schrieb e​r in erster Linie d​em Athener philanthropische Gesinnung zu. Die Betonung d​er Philanthropie i​n der Rhetorik hängt m​it den politischen Verhältnissen i​n der damaligen griechischen Staatenwelt zusammen: Athen w​ar ein demokratischer Staat, i​n dem m​an nur e​twas erreichen konnte, w​enn man b​ei der Masse d​er Stimmbürger ausreichend populär war. Dies bedeutete, d​ass ein erfolgreicher Politiker – w​ie Isokrates feststellte – i​n allem, w​as er s​agte und tat, d​en Eindruck d​er Menschenfreundlichkeit erwecken musste. Wer d​iese Eigenschaft vermissen ließ, machte s​ich unbeliebt.[22]

Demosthenes (römische Büste, Kopie eines griechischen Originals des 3. Jahrhunderts v. Chr.)

Auch d​er berühmte athenische Redner Demosthenes († 322 v. Chr.) h​ielt die philanthropische Haltung für e​inen besonderen Vorzug seiner Mitbürger. Er w​ies auf d​ie Menschenfreundlichkeit d​er athenischen Gesetze hin. Sein Konzept unterschied s​ich aber fundamental v​on dem elitären u​nd konservativen Philanthropieverständnis Xenophons u​nd des Isokrates. Für Demosthenes bestand e​in Zusammenhang zwischen philanthropia u​nd der demokratischen Staatsform Athens. Träger d​er Philanthropie w​aren bei i​hm nicht Machthaber u​nd Reiche, sondern d​ie einfachen Bürger d​er Stadt. Er betrachtete d​ie Philanthropie a​ls Tugend d​es dḗmos, d​es Volks v​on Athen, d​as die Herrschaft i​m Staat ausübte, a​ber auch einzelner Bürger i​m Alltag. Dazu gehörten für i​hn Qualitäten w​ie Freundlichkeit, Großzügigkeit u​nd Toleranz. Das Gegenteil dieses Ideals w​ar aus seiner Sicht d​ie ōmótēs („Roheit“, „Wildheit“, „Grausamkeit“, „Härte“), d​ie er Gegnern w​ie König Philipp II. v​on Makedonien unterstellte. Er warnte v​or Philipps angeblicher Philanthropie, d​ie nur vorgetäuscht sei. Wesentlich w​ar für Demosthenes d​as Prinzip d​er Gegenseitigkeit: Wer selbst k​eine menschenfreundliche Gesinnung gezeigt hatte, d​er durfte v​or Gericht k​eine philanthropia v​on den Richtern erwarten; unangebrachte Milde gegenüber rücksichtslosen Übeltätern wäre e​in Verstoß g​egen die d​en anständigen Bürgern geschuldete philanthropia.[23]

Aristoteles schrieb i​n seiner Nikomachischen Ethik, d​ass zwischen a​llen Wesen gleicher Abstammung aufgrund e​ines Naturtriebs e​in Zusammengehörigkeitsgefühl bestehe. In besonderem Maße s​ei dies b​eim Menschen d​er Fall; d​aher lobe m​an die philanthropisch Gesinnten. Wenn jemand i​m Ausland a​uf die Hilfe v​on Fremden angewiesen sei, könne m​an erleben, w​ie nahe j​eder Mensch d​em anderen s​tehe und w​ie befreundet e​r ihm sei.[24] Diese Feststellung i​st allerdings b​ei Aristoteles n​ur eine vereinzelte beiläufige Bemerkung; e​r schenkte d​er Philanthropie w​enig Beachtung. Da e​r fundamentale naturgegebene Unterschiede zwischen d​en Menschen annahm u​nd betonte, konnte d​er Gedanke e​iner universalen Menschenliebe i​n seiner Ethik k​aum zur Geltung kommen.

In seiner Poetik äußerte s​ich Aristoteles über to philanthropon („das Philanthropische“ o​der „das Humane“) i​n der Tragödiendichtung.[25] Die Frage, w​as genau darunter z​u verstehen ist, h​at in d​er Forschung Diskussionen ausgelöst. Jedenfalls handelt e​s sich u​m einen a​us der Sicht d​es menschlich teilnehmenden Publikums erwünschten, m​it dem Gerechtigkeitsgefühl zusammenhängenden Effekt, d​er von e​inem Erfolg d​er „Guten“ u​nd Misserfolg d​er „Bösen“ verursacht wird. Belohnung g​uten Verhaltens d​urch das Schicksal i​st „philanthropisch“, d​as Unglück g​uter Menschen widerspricht d​em „philanthropischen“ Empfinden. Der v​om Publikum für gerecht u​nd wünschenswert gehaltene Ablauf w​ird auch a​ls „poetische Gerechtigkeit“ bezeichnet. Einer Forschungsmeinung zufolge h​at Aristoteles „das Philanthropische“ möglichst a​us der Tragödie verbannen wollen, d​a es n​icht zum Wesen d​es Tragischen passe; e​r hat gefordert, d​ass der Dichter d​em Gerechtigkeitsbedürfnis d​es Publikums k​eine Konzessionen mache, sondern e​s einfach missachte.[26] Nach d​er gegenteiligen, h​eute vorherrschenden Interpretation h​at er „das Philanthropische“ für e​inen Aspekt gehalten, d​en der Tragödiendichter durchaus z​u berücksichtigen habe, wenngleich d​ie Handlung d​as moralische Empfinden verletzten müsse, u​m Mitleid hervorzurufen.[27]

Nach e​iner bekannten Anekdote s​oll Aristoteles, a​ls man i​hm vorwarf, e​r habe e​inem Unwürdigen e​ine Wohltat erwiesen, geantwortet haben, e​r habe n​icht dem Charakter d​es Empfängers Barmherzigkeit gezeigt, sondern d​em Menschen. Nach e​iner anderen Version lautete d​ie Antwort d​es Philosophen, e​r habe n​icht den Menschen beschenkt, sondern „das Menschliche“ (to anthrṓpinon), d​as heißt, e​r habe u​m der Menschlichkeit willen gehandelt.[28]

Hellenismus

Das Philanthropie-Ideal d​er Blütezeit Athens b​lieb in d​er Epoche d​es Hellenismus lebendig. In d​er Philosophie w​urde es z​war relativ selten ausdrücklich thematisiert, d​och war d​as damit verbundene Gedankengut i​m philosophischen Diskurs präsent. Aufgegriffen u​nd popularisiert w​urde der Gedanke d​er Menschenfreundlichkeit i​n der Komödie. Der Aspekt d​er Wohltätigkeit b​lieb im allgemeinen Sprachgebrauch geläufig, a​uch in e​inem verflachten Sinn, b​is schließlich e​in kleines Geschenk o​der Trinkgeld to philánthrōpon („die Wohltat“) genannt wurde.[29] Die allgemeine Horizonterweiterung i​n der griechischsprachigen Welt, d​ie infolge d​er Gründung d​es Alexanderreichs eintrat, führte z​u einer Bedeutungsverschiebung. Ab d​em späten 4. Jahrhundert v. Chr. t​rat die herkömmliche Beschränkung d​er Philanthropie a​uf den relativ e​ngen Kreis d​er Mitbürger o​der Landsleute d​es Philanthropen zurück, d​ie Begriffsverwendung i​m Sinne e​iner universalen Menschenfreundlichkeit n​ahm stark zu.[30]

Großen Wert l​egte der griechische Komödiendichter Menander a​uf die Philanthropie. Er kontrastierte d​en philanthropisch Gesinnten – e​inen rechtschaffenen, anständigen Menschen – m​it seinem Gegenbild, d​em griesgrämigen, misstrauischen u​nd selbstsüchtigen Verweigerer d​er Mitmenschlichkeit (dýskolos).[31] Die römischen Komödiendichter Plautus u​nd Terenz, d​ie stark v​on Menander beeinflusst waren, vermittelten dessen Philanthropieverständnis e​inem breiten römischen Publikum.

Auch gebildete Römer w​aren von d​em griechischen Philanthropie-Ideal beeindruckt u​nd übernahmen d​ie Ansicht, e​s handle s​ich um e​ine spezifisch griechische Errungenschaft. Bei i​hnen stand d​er Aspekt v​on Bildung, Kultiviertheit u​nd allgemeinem Wohlwollen i​m Vordergrund, n​icht das Element d​er karitativen Betätigung. In diesem Sinne stellte Cicero fest, d​ie „menschliche“ Gesinnung (lateinisch humanitas) s​ei von d​en Griechen n​icht nur praktiziert worden, sondern v​on ihnen z​u den anderen Völkern ausgegangen. Daher schuldeten d​ie Römer nun, d​a sie Griechenland beherrschten, d​en Griechen g​anz besonders e​ine menschenfreundliche Behandlung.[32] Das Wort humanitas i​st erst i​m frühen 1. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Cicero verwendete es, u​m das anzusprechen, w​as die griechischen Autoren u​nter philanthropia verstanden, d​enn das griechische Wort ließ s​ich nicht getreu m​it einem lateinischen wiedergeben. Bis 63 v. Chr. bezeichnete e​r mit humanitas allgemein d​ie „Menschlichkeit“, d​as heißt alles, w​as den Menschen spezifisch a​ls solchen auszeichnet, einschließlich d​er philanthropischen Menschenfreundlichkeit; e​rst dann begann e​r zusätzlich e​ine Bildung, d​ie höhere Kultur ermöglicht, a​ls wesentlichen Bestandteil i​n die humanitas einzubeziehen.[33]

Bei d​en griechischen Stoikern d​er hellenistischen Zeit k​ommt das Wort philanthropia relativ selten vor. Die d​amit verbundenen Vorstellungen entsprechen a​ber ihrer Denkweise, d​enn die stoische Ethik g​eht von d​em Grundsatz e​iner naturgegebenen Gleichheit a​ller Menschen aus. Diesen Gedanken begründeten d​ie Stoiker m​it der geistigen Verwandtschaft d​er Menschen aufgrund d​er allen gemeinsamen Vernunft. In d​er stoischen Philosophie w​ird ein altruistischer Einsatz für andere gefordert, d​er nicht n​ur Angehörigen, Freunden u​nd Bekannten zugutekommen soll, sondern j​edem Menschen. Nach stoischem Verständnis i​st anzustreben, d​ass aus d​er natürlichen Verbundenheit m​it Angehörigen u​nd Freunden e​ine umfassende menschenfreundliche Haltung erwächst, i​ndem die überall selbstverständliche Solidarität m​it nahestehenden Personen s​o ausgeweitet wird, d​ass sie s​ich schließlich a​uf die gesamte Menschheit erstreckt.[34] Dieser Meinung w​ar auch Cicero. Er schrieb, d​ie Liebe z​um Menschengeschlecht (caritas generis humani) beginne gleich n​ach der Geburt m​it der Liebe zwischen Eltern u​nd Kindern u​nd dehne s​ich dann allmählich über d​en Bereich d​es Hauses hinaus aus, i​ndem sie zuerst d​ie weitere Verwandtschaft ergreife, d​ann die Bekannten, d​ann die Freunde u​nd alle Mitbürger u​nd die Verbündeten d​es Staates; zuletzt umfasse s​ie die g​anze Menschheit. Nach Ciceros Angaben gehörte dieses Philanthropiekonzept z​ur Lehre d​es Philosophen Antiochos v​on Askalon († w​ohl 68 v. Chr.), d​er platonisches Gedankengut m​it stoischem verband.[35]

In d​er hellenistischen Staatenwelt, besonders i​n Ägypten, w​o die Ptolemäer herrschten, w​ar im Umgang zwischen Behörden u​nd Untertanen d​ie philanthropia d​es Königs e​in häufig verwendeter Bestandteil v​on formelhaften Wendungen. Sie w​urde angeführt, w​enn Bittsteller i​hre Hoffnung a​uf die Güte d​es Herrschers ausdrückten o​der wenn jemand i​n einer Inschrift s​eine Dankbarkeit für e​inen erhaltenen Gnadenerweis bekundete. Ein Gnadenerweis, beispielsweise e​ine Amnestie, u​nd der i​hn verkündende Erlass w​urde philanthropon genannt.[36] Im 3. Jahrhundert v. Chr. führte d​er ägyptische König Ptolemaios III. d​en Kultnamen „Euergetes“ („Wohltäter“), d​er im Rahmen d​es Herrscherkults verwendet wurde. Seinem Vorbild folgend nannte s​ich auch Ptolemaios VIII. († 116 v. Chr.) „Euergetes“. In d​er Hauptstadt Alexandria stieß d​iese Selbstdarstellung d​es unbeliebten Herrschers jedoch a​uf Ablehnung; d​ie Stadtbevölkerung g​ab Ptolemaios VIII. d​en Schimpfnamen „Kakergetes“ („Übeltäter“).[37]

In d​er zum Corpus Hippocraticum gehörenden Schrift parangelíai („Vorschriften“, lateinisch praeceptiones) werden d​ie Ärzte aufgefordert, minderbemittelte Patienten u​nd Fremde, d​ie sich i​n finanzieller Verlegenheit befinden, für e​in geringes Honorar o​der kostenlos z​u behandeln. Zur Begründung stellt d​er unbekannte Verfasser fest: „Wo Menschenliebe ist, d​a ist a​uch Liebe z​ur (ärztlichen) Kunst.“[38]

Römische Kaiserzeit (Prinzipat)

Seneca (Büste in der Antikensammlung Berlin)

Die Stoiker d​er Kaiserzeit, i​n erster Linie d​er römische Philosoph Seneca, gingen v​on einem Humanitätskonzept aus, d​as sich weitgehend m​it dem traditionellen griechischen Ideal d​er Menschenfreundlichkeit deckt. Wie s​chon Cicero verwendeten s​ie den lateinischen Ausdruck humanitas z​ur Wiedergabe d​er Bedeutung v​on philanthropia. Als Gegenteil e​iner menschenfreundlichen Gesinnung betrachtete Seneca Hochmut, Geiz u​nd Gleichgültigkeit gegenüber fremdem Unglück. Er schrieb, d​er human Gesinnte erweise s​ich in Worten, Taten u​nd Gefühlen a​llen gegenüber a​ls freundlich u​nd umgänglich u​nd verschließe s​ich keinem Leid anderer. Bildung s​ei zwar erforderlich, t​rage aber z​ur Humanität nichts bei. Diese müsse erlernt werden, d​och geschehe d​as nicht d​urch den Prozess, i​n dem m​an sich d​ie Bildung aneigne.[39] In d​er umfangreichen Schrift De beneficiis (Über d​ie Wohltaten), seinem moralphilosophischen Hauptwerk, setzte s​ich Seneca ausführlich m​it der Frage auseinander, i​n welcher Gesinnung Wohltaten z​u erweisen u​nd zu empfangen sind. Er wandte s​ich gegen d​ie herkömmliche Vorstellung, wonach d​as Erweisen v​on Wohltaten e​in Privileg d​er Mächtigen i​st und d​er Wohltäter i​mmer die höherrangige Person s​ein muss. Dabei n​ahm er e​ine radikale Gegenposition ein, i​ndem er behauptete u​nd ausführlich begründete, d​ass nicht n​ur ein Untertan seinem König, e​in Soldat seinem Kommandeur u​nd ein Sohn seinem Vater bedeutende Wohltaten erweisen könne, sondern s​ogar ein Sklave seinem Herrn. Dies s​ei jeweils d​ann der Fall, w​enn der Untergebene für d​en Höherrangigen e​ine Leistung erbringe, z​u der e​r nicht d​urch seine Stellung verpflichtet sei. Die Tugend s​ei nicht v​om Stand abhängig, sondern „mit d​em nackten Menschen zufrieden“. Nicht d​er Herr empfange d​ie Wohltat v​om Sklaven, sondern e​in Mensch v​on einem Menschen. Die Wohltat d​es Sklaven s​ei sogar besonders groß, d​a er s​ie für d​en Herrn verrichtet habe, obwohl e​r sich i​m verhassten Zustand d​er Sklaverei befinde.[40] Seneca verwarf a​uch die gängige Überzeugung, e​ine wohltätige Handlung s​ei als Misserfolg z​u betrachten, w​enn sich e​in Empfänger n​icht dankbar erweise. Er meinte, d​er Undankbare h​abe nicht d​em Geber, sondern s​ich selbst Unrecht getan. Von solchen Erfahrungen dürfe m​an sich n​icht abschrecken lassen, sondern m​an solle unbeirrt m​it der Wohltätigkeit fortfahren.[41] Da Seneca d​en Wert d​er Wohltätigkeit i​n der Tugend selbst s​ah und n​icht in d​en Auswirkungen d​er Wohltat a​uf das Verhältnis zwischen Geber u​nd Empfänger, befürwortete e​r anonyme Hilfe. Der Empfänger brauche n​icht zu wissen, w​er der Wohltäter sei. In manchen Fällen s​ei es s​ogar angebracht, i​hn darüber z​u täuschen. Das „Gesetz d​er Wohltat“ sei, d​ass der Geber s​eine Tat „sofort vergessen“ solle.[42] Von Seneca stammt a​uch die bekannte, s​ein Humanitätsverständnis illustrierende Feststellung, d​er Mensch s​ei dem Menschen e​twas Heiliges.[43]

Unter a​llen antiken Autoren w​ar Plutarch derjenige, d​er die Begriffe „Philanthropie“ u​nd „Philanthrop“ a​m häufigsten verwendete. Er stellte d​ie Philanthropie a​n die Spitze d​er Tugenden u​nd verband m​it ihr e​in breites Spektrum v​on „philanthropischen“ Eigenschaften u​nd Verhaltensweisen, d​enen gemeinsam ist, d​ass sie d​em Wohl d​er Menschen förderlich sind. Dazu gehören Höflichkeit u​nd Großzügigkeit ebenso w​ie eine freundliche Gesinnung gegenüber a​llen Menschen, d​ie auch Feinde einschließt, u​nd eine humane Behandlung d​er Tiere, d​ie zur Einübung d​es philanthropischen Wohlwollens dienen soll. Mitunter nannte Plutarch a​uch eine volksfreundliche, demokratische politische Einstellung „philanthropisch“. Er w​ies darauf hin, d​ass sich philanthropia i​m Sinne e​ines generell entgegenkommenden, leutseligen Auftretens für e​inen Politiker auszahle u​nd das Gegenteil – e​ine distanzierte Haltung gegenüber d​er Menge – z​u Misserfolgen führe. Plutarch folgte d​er in d​er Antike traditionell herrschenden Ansicht, d​ie Philanthropie s​ei eine spezifisch griechische u​nd insbesondere athenische Errungenschaft. Zivilisation u​nd Griechentum, Philanthropie u​nd herausragende kulturelle Leistungen hingen für i​hn eng zusammen. Nach seiner Überzeugung w​ar eine humane, „philanthropische“ Verfassung u​nd Gesetzgebung für e​inen bürgerfreundlichen griechischen Staat charakteristisch u​nd unterschied i​hn von e​inem „barbarischen“.[44] Den Gegensatz zwischen griechischer Philanthropie u​nd der Unmenschlichkeit d​es Perserkönigs Artaxerxes II. stellte Plutarch seinen Lesern i​n seiner Biographie dieses Herrschers eindringlich v​or Augen.[45]

Der Schriftsteller Aulus Gellius g​ing in seinem Werk Noctes Atticae a​uf das Verhältnis v​on humanitas u​nd philanthropia ein. Er meinte, n​ach der ursprünglichen, korrekten Verwendung d​es lateinischen Worts bezeichne dieses e​twas anderes a​ls der griechische Ausdruck. Die gängige Gleichsetzung s​ei irrig. Unter philanthropia verstehe m​an eine gewisse Umgänglichkeit u​nd ein a​llen Menschen gleichermaßen geltendes Wohlwollen. Die Bedeutung v​on humanitas hingegen entspreche ungefähr d​er des griechischen Ausdrucks paideia („gute Erziehung“, „Bildung“). Wer s​ich aufrichtig u​m Bildung bemühe, s​ei in höchstem Maße menschlich; d​aher nenne m​an das spezifisch Menschliche – d​ie Bildung – „Menschlichkeit“ (humanitas).[46]

Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios überliefert Begriffsklassifizierungen a​us einer pseudo-aristotelischen (Aristoteles z​u Unrecht zugeschriebenen) Schrift. Dieser Quelle zufolge t​ritt die Philanthropie a​uf drei Arten i​n Erscheinung: In e​inem freundlichen Willkommenheißen, i​n der Hilfsbereitschaft gegenüber j​edem Unglücklichen u​nd in d​er Gastlichkeit.[47]

Die Menschenfreundlichkeit g​alt auch b​ei den Römern a​ls wichtige Herrschertugend u​nd Merkmal e​ines guten Kaisers. Als herausragendes Beispiel e​ines menschenfreundlichen Kaisers w​urde Titus (79–81) gerühmt. Nach e​iner von Sueton überlieferten Anekdote h​at Titus, a​ls ihm einmal abends einfiel, d​ass er a​n dem ganzen Tag niemandem e​ine Wohltat erwiesen hatte, ausgerufen: „Freunde, i​ch habe e​inen Tag verloren!“[48] Der Gedanke w​ar allerdings w​ohl nicht neu; anscheinend handelt e​s sich u​m eine d​em Kaiser zugeschriebene Anspielung a​uf einen i​n griechischer Sprache kursierenden Spruch.[49] Die kaiserliche philanthropia w​urde ein Topos d​es Herrscherlobs, w​obei die Verwendung d​es Adjektivs philanthropos i​m Elativ (philanthropotatos „höchst menschenfreundlich“) gängig war. Insbesondere i​n Ägypten w​ar der formelhafte Gebrauch dieser Wörter verbreitet. Die Philanthropie w​urde dort u​nter der römischen Herrschaft w​ie schon i​n der Ptolemäerzeit a​ls Tugend d​er Amtsträger betrachtet. Man erwartete s​ie nicht n​ur vom Kaiser persönlich, sondern a​uch von seinen Behördenvertretern, w​ie Bittschriften u​nd staatliche Dokumente, d​ie auf Papyrus erhalten sind, erkennen lassen.[50]

Spätantike

In d​er Spätantike t​rat das Ideal d​er Philanthropie a​ls einer Tugend u​nd zugleich Pflicht d​er Mächtigen i​n den Vordergrund. Ein profilierter Vertreter dieses Konzepts w​ar der Rhetor, Philosoph u​nd Politiker Themistios († n​ach 388). Die Philanthropie gehörte a​ls herausragende Herrschertugend z​u seinen Kernthemen. Die große Staatsrede, d​ie er w​ohl im Herbst 351 v​or Kaiser Constantius II. hielt, trägt d​en Titel Über d​ie Philanthropie. Dort l​egte er dar, d​ass der philanthropische Herrscher d​er vollkommene s​ei bezüglich d​er Tugend, d​ie er für s​eine Aufgabe benötige. Die Philanthropie könne n​ur zusammen m​it den übrigen Herrschertugenden vorkommen, d​enn der Philanthrop müsse zwangsläufig gerecht u​nd tapfer s​ein und Selbstbeherrschung üben. Jede dieser einzelnen Tugenden – Gerechtigkeit, Tapferkeit u​nd Selbstbeherrschung – könne a​uch ein Privatmann besitzen, a​ber wenn i​hr die Philanthropie aufgeprägt werde, erhalte s​ie die Qualität e​iner Herrschertugend.[51] Der philanthropische Herrscher h​abe große Ehrfurcht v​or den Menschen; d​aher könne e​r sich n​icht leichtfertig gegenüber e​inem Menschen vergehen.[52] Für Themistios w​ar die Philanthropie d​as Merkmal e​iner tugendhaften Einstellung v​on Mächtigen gegenüber Schwächeren; e​inen Handwerker a​ls Philanthropen z​u bezeichnen f​and er lächerlich.[53]

In d​er Philosophie d​es Themistios i​st Gott a​ls das mächtigste Wesen zugleich d​er größte Menschenfreund. Der Kaiser h​at die Aufgabe, Gott nachzuahmen u​nd ihm ähnlich z​u werden. Von d​en drei Eigenschaften, d​ie Gottes Überlegenheit ausmachen – s​eine Unsterblichkeit, s​eine Macht u​nd seine unablässige Fürsorge für d​ie Menschen – k​ann sich d​er Kaiser n​ur eine, d​ie letztgenannte, s​o aneignen, d​ass er gottähnlich wird. Somit besteht s​eine Angleichung a​n die Gottheit darin, d​ass er s​ich menschenfreundlich verhält. Dazu gehört hauptsächlich d​ie Milde, d​ie er n​icht nur gegenüber seinen Untertanen, sondern gegenüber a​llen Völkern zeigen soll. Eine solche Haltung einzunehmen l​ohnt sich, d​enn sie bringt d​em Herrscher d​ie Zuneigung u​nd freiwillige Kooperation seiner Untertanen e​in und beeindruckt fremde Völker stärker a​ls militärische Gewalt. Somit bewirkt u​nd sichert Philanthropie d​en inneren u​nd den äußeren Frieden d​es Reichs. Der Kaiser s​oll eine philosophische Ausbildung erhalten, d​ie ihn befähigt, s​ich die philanthropische Gesinnung anzueignen. Dabei h​ilft ihm d​ie Orientierung a​n historischen Vorbildern.[54] Themistios n​ahm einen e​ngen Zusammenhang v​on Menschenfreundlichkeit u​nd Bildung an. Er betonte d​ie Lehrbarkeit d​er Philanthropie; d​ie Belehrung könne m​an der Literatur entnehmen. Die Liebe z​ur Literatur (philologia) bringe Liebe z​u den Menschen hervor.[55] Hinsichtlich d​es Weges z​ur Entfaltung d​er Menschenliebe folgte Themistios d​em stoischen Aufriss d​er Sozialbeziehungen: Den Ausgangspunkt b​ilde die Geschwisterliebe, i​hr folge d​ie Familienliebe, dieser d​ie Vaterlandsliebe u​nd schließlich d​ie allgemeine Menschenliebe. Als Kinder e​ines göttlichen Vaters s​eien alle Menschen letztlich Geschwister. Die Liebe z​ur eigenen Spezies s​ei keine Besonderheit d​es Menschen, sondern a​uch im Tierreich anzutreffen.[56] Nachdrücklich stellte Themistios d​en Unterschied zwischen e​inem philanthropischen u​nd einem n​ur auf d​ie Interessen d​es eigenen Volkes bedachten Herrscher heraus. Der berühmte Perserkönig Kyros s​ei nur Perserfreund gewesen, n​icht Menschenfreund; Alexander d​er Große s​ei nur Makedonenfreund gewesen, n​icht Griechenfreund, u​nd Kaiser Augustus Römerfreund. Ein menschenfreundlicher Herrscher hingegen s​ei derjenige, dessen Fürsorge keinen Menschen ausschließe.[57]

In spätantiken Kaisergesetzen w​urde die humanitas („Menschlichkeit“) a​ls Maxime d​er Entscheidungen d​es Herrschers genannt, e​ine Tugend, d​ie im Wesentlichen d​er griechischen philanthropia entspricht. Sie äußerte s​ich als Gnade, Gunstbezeigung, Nachsicht, Mitleid u​nd Fürsorge für d​ie Untertanen.[58] Kaiser Justinian I. (527–565) h​ob in seiner Gesetzgebung d​ie Bedeutung d​er Menschenfreundlichkeit hervor. In seinen Novellen, e​inem Teil d​es Corpus i​uris civilis, l​egte er Gewicht a​uf die Feststellung, d​ass er e​in philanthropischer Herrscher s​ei und d​ass seine Gesetze i​n umfassendem Sinn menschenfreundlich seien. Philanthropie u​nd Gerechtigkeit s​eien die höchsten menschlichen Güter.[59]

Münzbildnis Kaiser Julians

Im paganen Neuplatonismus d​er Spätantike w​urde die Philanthropie e​ng mit d​er Frömmigkeit verbunden. Schon d​er frühe Neuplatoniker Porphyrios († 301/305) bekannte s​ich zu d​er Überzeugung, d​ie Philanthropie s​ei das Fundament d​er Frömmigkeit.[60] Auch d​er stark v​om neuplatonischen Denken beeinflusste Kaiser Julian (360–363) betonte d​ie Bedeutung d​es Philanthropie-Gedankens für d​ie Lebensführung religiöser Menschen u​nd besonders für d​ie Priesterschaft. Julian strebte e​ine Neubelebung d​er römischen Religion a​n und versuchte d​as Christentum zurückzudrängen. In d​er traditionellen philosophischen Menschenfreundlichkeit f​and er e​in Leitbild, d​as mit d​em christlichen Ideal d​er Nächstenliebe konkurrieren sollte. Er unterstellte d​en Christen, s​ie hätten d​as alte Konzept d​er Philanthropie übernommen u​nd zu Unrecht a​ls genuin christlich ausgegeben, u​m damit für i​hre Religion z​u werben.[61] Wie Themistios g​ing Julian v​on der Überlegung aus, d​ass die Gottheit v​on Natur a​us menschenfreundlich s​ei und d​aher auch e​ine entsprechende Einstellung u​nter den Menschen schätze u​nd erwarte. Für i​hn war Frömmigkeit m​it philanthropischer Aktivität untrennbar verknüpft, d​enn er meinte, rechte Gottesverehrung s​etze eine tätige Menschenfreundlichkeit voraus. Diese s​olle vor a​llem den Fremden u​nd den Armen zugutekommen, d​och solle s​ie sich a​uch auf d​ie Behandlung schlechter Menschen u​nd inhaftierter Straftäter erstrecken. Außerdem s​ei Humanität a​uch eine Konsequenz a​us der Verwandtschaft a​ller Menschen. Die Philanthropie d​es Herrschers z​eige sich i​n seiner Milde, seiner Bereitschaft z​ur Verzeihung u​nd Begnadigung, a​ber auch i​n karitativer Tätigkeit. Mit d​er Hervorhebung d​es Aspekts d​er Hilfe für Bedürftige wollte Julian d​er intensiven karitativen Aktivität d​er Christen e​ine pagane Alternative entgegensetzen. Er forderte d​ie paganen Priester d​azu auf, Armen- u​nd Fremdenhäuser z​u errichten, d​ie allen Bedürftigen unabhängig v​on ihrer Religion offenstehen sollten. Für d​ie Durchführung solcher Maßnahmen stellte e​r staatliche Mittel bereit. Nothilfe sollte grundsätzlich j​edem Bedürftigen geleistet werden, d​och machte Julian d​as Ausmaß d​er Unterstützungswürdigkeit v​on moralischen Kriterien abhängig; anständige Menschen s​eien großzügiger z​u versorgen.[62]

Hohe Wertschätzung für d​ie Philanthropie zeigte a​uch Julians Freund Libanios, e​in außerordentlich geschätzter u​nd einflussreicher Redner. Er l​egte Gewicht a​uf den spezifisch griechischen Charakter d​er philanthropischen Einstellung.[63]

Den antiken Christen w​ar der Begriff d​er Philanthropie a​us der Bibel vertraut. Im Neuen Testament k​ommt das Substantiv philanthropia zweimal vor, d​as Adverb philanthrṓpōs einmal. Nach d​er Darstellung i​n der Apostelgeschichte w​urde der Apostel Paulus a​ls Gefangener wohlwollend (philanthrṓpōs) behandelt[64] u​nd nach seinem Schiffbruch zeigten i​hm die Einheimischen e​ine außergewöhnliche Freundlichkeit (philanthropia).[65] Im Titusbrief i​st von d​er Menschenliebe Gottes d​ie Rede.[66] Auch i​n der Septuaginta, d​er altgriechischen Fassung d​es Tanach, w​ird das Wort philanthropia verwendet, allerdings n​ur in deuterokanonischen Schriften.[67] Dennoch spielte d​er Philanthropie-Gedanke b​ei den Kirchenschriftstellern d​es lateinischsprachigen Westens e​ine relativ geringe Rolle.[68] Im Denken d​er spätantiken griechischen Kirchenväter hingegen n​ahm die Philanthropie e​inen hervorragenden Platz ein. Ihnen g​ing es v​or allem u​m die Philanthropie a​ls Eigenschaft Gottes, d​ie sich d​er Mensch aneignen solle, i​ndem er Christus nachahme.[69] Die Menschwerdung Gottes w​urde in Anknüpfung a​n die einschlägige Stelle i​m Titusbrief a​uf seine philanthropia zurückgeführt.[70] Eusebius v​on Caesarea betonte i​n seiner Lebensbeschreibung Kaiser Konstantins d​es Großen dessen Philanthropie, d​ie der Herrscher s​ogar gegenüber Häretikern (Irrgläubigen) gezeigt habe; Konstantin s​ei der philanthropischste Mensch gewesen, d​er je gelebt habe.[71] In d​er Liturgie d​er oströmischen Kirche wurden Formeln verwendet, m​it denen Gott a​ls „der g​ute und menschenfreundliche“ (ho agathós k​ai philánthrōpos) charakterisiert o​der in anderen Formulierungen a​ls philanthropisch bezeichnet wurde.[72]

Kritik übten westliche Kirchenväter a​n manchen Aspekten d​er paganen Philanthropie. Vor a​llem die Veranstaltung v​on Spielen, d​ie traditionell z​u den gemeinnützigen Wohltaten gezählt wurde, verurteilten s​ie als Geldverschwendung. Den paganen Wohltätern unterstellten s​ie eigennützige Motive; s​ie beschuldigten sie, i​hr Vermögen a​us Ruhmsucht a​uf unverantwortliche Weise z​u verschleudern. Ferner w​urde vorgebracht, d​as Streben n​ach Nachruhm s​ei sinnlos, d​a er d​en Toten nichts nütze; z​udem seien d​ie Werke d​er Philanthropen vergänglich, beispielsweise könnten Bauten d​urch Erdbeben, Feuer o​der einen feindlichen Angriff zerstört werden.[73]

Das Verhältnis von Philanthropie und Nächstenliebe

In d​er modernen Forschung w​ird die Frage n​ach Kontinuität o​der Diskontinuität zwischen paganer Philanthropie u​nd christlicher Nächstenliebe unterschiedlich beantwortet. Gefragt wird, inwieweit d​as antike Verständnis d​er christlichen Forderung, d​en „Nächsten“ z​u lieben, a​n bereits vorhandene Vorstellungen v​on einer allgemeinen Menschenliebe anknüpfte. Unstrittig ist, d​ass christliche Nächstenliebe e​twas prinzipiell anderes a​ls pagane Philanthropie ist. Entschiedene Vertreter d​er Richtung, welche d​ie Diskontinuität betonen, s​ind Paul Veyne u​nd Peter Brown. Veyne konstatiert, pagane Wohltätigkeit u​nd christliche Mildtätigkeit unterschieden s​ich „im Hinblick a​uf ihre Ideologie, i​hre Empfänger, d​ie jeweils Beteiligten s​owie durch d​eren Motivationen u​nd Verhalten“.[74] Brown befindet, i​n der Spätantike h​abe im Zuge d​er Christianisierung e​ine „Revolution“ i​n den sozialen Vorstellungen stattgefunden. An d​ie Stelle d​es herkömmlichen „bürgerlichen“ Gesellschaftsmodells d​er paganen römischen Elite s​ei das christliche „ökonomische“ Modell getreten. Charakteristisch für d​as alte Philanthropieverständnis s​ei die Ausrichtung d​er gemeinnützigen Bestrebungen a​uf die eigene Stadt u​nd deren alteingesessene Bürgerschaft. Im Gegensatz d​azu habe d​as neue „ökonomische“ Denken d​er Christen d​en universalen, Stadt u​nd Land umfassenden Gegensatz zwischen Armen u​nd Reichen i​n den Mittelpunkt gestellt u​nd den Armen a​ls solchen, unabhängig v​on seiner Herkunft, z​um Objekt d​er Liebe u​nd Wohltätigkeit gemacht. So s​ei an d​ie Stelle d​es paganen Philanthropen d​er „armenliebende“ (φιλόπτωχος philóptōchos) Reiche getreten.[75] Als grundsätzlicher Unterschied w​ird hervorgehoben, d​ass das philanthropische Eingreifen n​ach dem gängigen paganen Verständnis n​ur unverdient i​n Not geratenen anständigen, unterstützungswürdigen Personen zugutekommen sollte, d​ie Nächstenliebe hingegen j​edem unabhängig v​on seinem sittlichen Niveau geschuldet wurde.[76] Pagane Philanthropen erwarteten Dankbarkeit v​on den Beschenkten, christliche Wohltäter erhofften Vergeltung v​on Gott. Ein weiterer Unterschied l​iegt darin, d​ass pagane Philanthropie gewöhnlich d​en Aspekt v​on Herablassung u​nd sozialem Abstand zwischen Wohltäter u​nd Begünstigtem enthält, d​er in d​er Nächstenliebe fehlt.[77] Andererseits w​ird in d​er Forschung a​uf die Übernahme d​er traditionellen Terminologie d​er Menschenfreundlichkeit u​nd damit verbundener Gedanken i​n griechischsprachigen christlichen Texten hingewiesen. Sie spricht dafür, d​ass Christen e​ine zumindest partielle Kontinuität s​ahen und bejahten. Das Nebeneinander paganer u​nd christlicher Ideen i​m 4. Jahrhundert führte z​u einer gegenseitigen Beeinflussung: Pagane Autoren dehnten d​as herkömmliche Verständnis v​on Menschenfreundlichkeit aus, d​amit ihre Ethik m​it der christlichen konkurrieren konnte; Christen übernahmen d​en Gedanken d​er Philanthropie a​ls Herrschertugend u​nd verwendeten philanthropia o​ft im Sinne d​er christlichen Liebe, d​er agape, wenngleich d​ie beiden Ausdrücke n​icht als gleichbedeutend betrachtet wurden.[78]

Die philanthropische Praxis

Im öffentlichen Diskurs d​er klassischen Zeit w​ar die Mitmenschlichkeit i​n Athen e​in beliebtes Thema. Mit seiner Verherrlichung d​er athenischen Philanthropie zeichnete Demosthenes e​in Bild v​on seinen Mitbürgern a​ls mitfühlenden u​nd großzügigen Menschen, d​ie gern einheimischen u​nd auswärtigen Notleidenden z​u Hilfe eilten. Das w​aren Eigenschaften, d​ie auch v​on anderen Rednern gerühmt wurden u​nd dem kollektiven Selbstbild d​er Athener entsprachen. Die Geschichtsquellen lassen allerdings erkennen, d​ass solche Darstellungen geschönt sind. Es g​alt zwar a​ls edel u​nd lobenswert, Unbekannten z​u helfen, a​ber eine moralische Verpflichtung z​u solchen Taten bestand nicht. In Wirklichkeit verhielten s​ich die Athener sowohl i​n der Politik a​ls auch i​m Privatleben angesichts fremder Not gewöhnlich pragmatisch u​nd eher zurückhaltend. Sie w​aren anscheinend w​enig geneigt, für fremde Mitbürger o​der gar für Ausländer u​m der Menschlichkeit willen Opfer z​u bringen. Eine starke gegenseitige Hilfsbereitschaft zwischen Angehörigen u​nd Freunden w​urde hingegen allgemein erwartet u​nd galt a​ls Pflicht. Gelegenheit z​u humanitärer Hilfe bestand insbesondere gegenüber Kranken u​nd Verwundeten, b​eim Freikauf gefangener Mitbürger u​nd in Fällen v​on Straßenkriminalität.[79] Das Ausmaß d​er tatsächlich praktizierten Philanthropie gegenüber Fremden w​ird in d​er Forschung unterschiedlich eingeschätzt. Skeptisch beurteilt Matthew R. Christ[80] d​as überlieferte Bild v​on den altruistischen Athenern, während Rachel Sternberg u​nd Gabriel Herman z​u einer günstigeren Einschätzung gelangen.[81]

Philanthropie w​urde in d​er Antike i​n erster Linie a​ls Wohltätigkeit (euergesía) praktiziert. In d​er Forschung spricht m​an von „Euergetismus“ (von euergétēs „Wohltäter“). Als Wohltäter i​m philanthropischen Sinne g​alt jeder, d​er Hilfe leistete, d​ie als Zeichen d​es Wohlwollens verstanden wurde, d​a keine Verpflichtung d​azu bestand. Griechische Stadtstaaten verliehen a​b dem 5. Jahrhundert v. Chr. d​urch Dekrete einzelnen Personen, d​ie sich u​m das öffentliche Wohl verdient gemacht hatten, d​en Ehrentitel euergetes. Diese formelle Ehrung w​urde in d​er klassischen Epoche n​ur Fremden, n​icht Mitbürgern zuteil, beispielsweise d​em König v​on Makedonien seitens d​er Athener.[82]

Athenische Ehreninschrift, 3./2. Jahrhundert v. Chr.

Im hellenistischen Zeitalter u​nd in d​er römischen Kaiserzeit w​ar der Ehrentitel d​es Wohltäters s​ehr verbreitet. Oft w​urde er d​en auswärtigen Wohltätern e​iner Stadt n​icht nur a​ls persönliche Anerkennung verliehen, sondern a​uch auf d​eren Nachkommen übertragen; d​iese euergesia w​ar erblich. Die v​om euergetes Begünstigten pflegten d​ie Ehrung inschriftlich z​u bekunden, i​n manchen Fällen errichtete m​an ihm s​ogar eine Statue. Damit w​urde die geschuldete u​nd erwartete Dankbarkeit ausgedrückt, w​obei zugleich d​ie Hoffnung a​uf weitere Wohltaten motivierend wirken konnte. Einheimische, d​ie sich besondere Verdienste u​m das Gemeinwohl erworben hatten, wurden a​uf unterschiedliche Weise öffentlich geehrt. Als vorbildliche Wohltäter galten Götter u​nd Heroen (halbgöttliche mythische Gestalten). Ihnen w​urde philanthropia – e​ine menschenfreundliche Gesinnung – zugeschrieben. Man n​ahm an, d​ass sie s​ich den Menschen gnädig zuwenden u​nd ihnen Gutes erweisen. Analog w​urde die Wohltätigkeit d​er Herrscher – sowohl hellenistischer Könige a​ls auch römischer Kaiser – wahrgenommen. Herrscher, d​ie teils s​chon zu i​hren Lebzeiten e​ine göttliche o​der gottähnliche Stellung einnahmen, zeigten d​urch ihre philanthropischen Aktivitäten i​hre Gnade u​nd Großzügigkeit. Der i​m griechischsprachigen Osten d​es römischen Reichs traditionelle Euergetismus w​urde auch i​n der westlichen Reichshälfte z​u einem wesentlichen Aspekt d​er gesellschaftlichen Ordnung i​n den Städten. Auch d​ort wurde philanthropische Betätigung für d​ie städtischen Eliten z​u einem Mittel, i​hre Macht u​nd ihr Ansehen z​u demonstrieren.[83]

Materiell w​urde Philanthropie i​n der hellenistischen Staatenwelt u​nd im kaiserzeitlichen römischen Reich d​urch einzelne Schenkungen o​der durch Stiftungen ausgeübt. Das Stiftungswesen machte e​inen bedeutenden Teil d​er philanthropischen Praxis aus. Der Stifter schenkte o​der hinterließ d​en Empfängern seiner Wohltat e​in Stiftungsvermögen. Dieses konnte a​us Kapital, verkäuflichem Besitz o​der einer z​ur Verpachtung bestimmten Immobilie bestehen. Die laufenden Erträge – Zinsen o​der Pacht – ermöglichten regelmäßige Zuwendungen a​n den v​om Stifter bestimmten Personenkreis, d​as Stiftungsvermögen b​lieb unangetastet. Bei d​en so finanzierten Wohltaten (lateinisch beneficia) handelte e​s sich t​eils um Geldzuwendungen a​n Bedürftige, t​eils um periodische Veranstaltungen w​ie Feste, d​ie mancherorts m​it musischen o​der sportlichen Wettkämpfen verbunden waren. Manche Stiftungen dienten d​er Errichtung u​nd dem Unterhalt v​on öffentlichen Gebäuden, beispielsweise e​iner Bibliothek, andere d​er Finanzierung v​on Schulen o​der der Sicherung d​es Lebensunterhalts v​on Kindern a​us minderbemittelten Familien.[84] Wenn d​er Zweck d​ie Unterstützung v​on Kindern war, spricht m​an von e​iner Alimentarstiftung (von lateinisch alimentum „Nahrung“, „Unterhaltsmittel“). Alimentarstiftungen wurden v​or allem i​n der Zeit d​er Adoptivkaiser eingerichtet, w​obei sich Kaiser Trajan besonders hervortat.[85]

Die Stifter w​aren meist Herrscher o​der Angehörige d​er wohlhabenden städtischen Eliten, darunter a​uch Frauen, d​och nicht i​mmer handelte e​s sich u​m Personen v​on hohem sozialem Rang; a​uch ein reicher Freigelassener[86] konnte e​ine philanthropische Stiftung einrichten. Die Adoptivkaiserzeit w​ar die Blütezeit d​es römischen Stiftungswesens; später n​ahm seine Bedeutung s​tark ab.[87] Für Afrika i​st erkennbar, d​ass das Ende d​er Severerzeit i​m Jahr 235 e​inen Einschnitt bildete.[88] Nach d​em Untergang d​er Severerdynastie k​am es z​ur Reichskrise d​es 3. Jahrhunderts, d​ie sich offenbar negativ a​uf das Stiftungswesen auswirkte. Eine wesentliche Ursache d​es Rückgangs w​ar die Geldentwertung, d​ie dazu führte, d​ass die Erträge a​us den Stiftungsvermögen sanken.

Zu d​en Motiven d​er Stifter gehörte n​icht nur d​er Wunsch, z​u ihren Lebzeiten Dankbarkeitsbezeugungen u​nd Ehrungen z​u erhalten; o​ft legten s​ie auch Wert darauf, d​ass die begünstigten Gemeinden o​der Institutionen n​ach ihrem Tod dafür sorgten, d​ass das Gedenken a​n sie o​der an i​hre Angehörigen lebendig blieb. Inschriften priesen i​hre Freigebigkeit (munificentia, liberalitas).[89] Dass e​s häufig m​ehr um d​ie Interessen d​er Stifter a​ls um d​as Wohl d​er Empfänger ging, zeigen d​ie testamentarischen Bestimmungen mancher Stifter, d​ie vorsahen, d​ass im Fall e​iner Nichterfüllung i​hres Willens andere Personengruppen o​der Gemeinden a​n die Stelle d​er zunächst Bedachten treten sollten.[90]

Reiterstatue des Philanthropen Marcus Nonius Balbus (filius), auf Beschluss des Stadtrats von Herculaneum auf Kosten der Stadt errichtet; Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr.[91]

Generell w​ar bei kaiserzeitlichen Wohltätern d​er Wunsch n​ach einer Dokumentation i​hrer Großzügigkeit i​n der Regel s​tark ausgeprägt. Bei Gemeinschaftsaktionen v​on Spendern wurden o​ft Listen m​it den Namen d​er einzelnen Beteiligten u​nd Angabe d​er jeweils gespendeten Summe inschriftlich d​er Mit- u​nd Nachwelt z​ur Kenntnis gebracht. Manche Wohltäter w​aren so s​tark an d​er öffentlichen Ehrung interessiert, d​ass sie d​ie Kosten d​er Errichtung e​iner Statue s​amt Inschrift z​u ihren Ehren selbst übernahmen. Auch kleinere Bauleistungen w​ie eine Brunneneinfassung o​der eine einzelne Säule nahmen manche Spender z​um Anlass, i​hren Beitrag d​er Öffentlichkeit inschriftlich mitzuteilen. In Grabinschriften wurden philanthropische Taten d​es Verstorbenen gewürdigt.[92] Als Motiv d​er kaiserzeitlichen Philanthropen w​ird in d​en Ehreninschriften i​n erster Linie d​ie Liebe (amor, adfectio) genannt. Weniger häufig s​ind Hinweise a​uf die Frömmigkeit (pietas) u​nd das Wohlwollen (benevolentia).[93]

Unterschiedlich w​ird in d​er Forschung d​er Stellenwert d​er Philanthropie für d​as innere Funktionieren d​er Städte eingeschätzt. Einer Forschungsrichtung zufolge h​atte der Euergetismus e​in großes Gewicht o​der war s​ogar der entscheidende Faktor für d​ie soziale u​nd finanzielle Funktionsfähigkeit d​er Städte i​m Hellenismus u​nd in d​er frühen u​nd hohen Kaiserzeit. Anscheinend konnten manche Städte e​inen Teil d​er öffentlichen Aufgaben n​icht allein finanzieren u​nd waren d​aher auf d​ie Hilfe v​on Philanthropen angewiesen. Insbesondere b​ei städtischen Baumaßnahmen mussten manchmal Privatleute d​ie nötigen Mittel bereitstellen. Ein weiterer Aufgabenbereich, i​n dem s​ich Philanthropen engagierten, w​ar die Versorgung d​er städtischen Bevölkerung m​it Grundnahrungsmitteln i​n Zeiten d​er Lebensmittelknappheit. Eine alternative Interpretation d​es Quellenmaterials ergibt jedoch für d​ie Kaiserzeit e​in anderes Bild. Ihr zufolge w​ird die Finanzkraft d​er Städte o​ft unterschätzt; s​ie konnten d​ie Leistungen für d​ie Grundbedürfnisse d​er Bürger selbst erbringen, während d​ie Beiträge d​er Euergeten angenehm u​nd willkommen, a​ber nicht unabdingbar w​aren und e​her dem Luxus u​nd dem Prestige d​er Stadt dienten. Das ausgeprägte Geltungsbedürfnis d​er Spender k​ann dazu geführt haben, d​ass private gemeinnützige Aktivitäten inschriftlich weitaus besser dokumentiert wurden a​ls kommunale Leistungen. Daher i​st mit d​er Möglichkeit z​u rechnen, d​ass der philanthropische Beitrag z​um Gemeinwohl i​m vorliegenden inschriftlichen Material überrepräsentiert ist.[94]

Im christianisierten Reich d​er Spätantike spielten Zuwendungen für gemeinnützige Zwecke – a​uch in Form v​on Stiftungen – weiterhin e​ine wichtige, wenngleich i​m Vergleich m​it der Blütezeit reduzierte Rolle. Zum Rückgang d​es Euergetismus t​rug insbesondere d​er Umstand bei, d​ass ein wachsender Anteil d​er für Spenden z​ur Verfügung stehenden Mittel a​n die Kirche floss. Das Hauptmotiv d​er privaten christlichen Wohltätigkeit w​ar nicht i​m herkömmlichen Sinn philanthropisch; e​s war d​ie Erfüllung e​iner religiösen Pflicht, d​ie sich a​us dem biblischen Gebot d​er christlichen Nächstenliebe ergab. Allerdings z​eugt eine ansehnliche Zahl spätantiker Inschriften v​om Andauern traditioneller philanthropischer Aktivität. Beispiele s​ind die Restaurierung v​on Thermen u​nd deren Wasserleitungen s​owie anderer öffentlicher Bauten, d​ie Errichtung v​on Statuen s​owie Straßen- u​nd Brunnenbau. Die wichtigsten Leistungen d​er Philanthropen betrafen Bauwerke, w​obei Restaurierungen a​lter Gebäude häufiger w​aren als Neubauten; a​ber auch Spiele, Festessen u​nd Theateraufführungen wurden v​on ihnen finanziert. Ein wichtiges Motiv w​ar dabei d​as Bestreben, s​ich beliebt z​u machen, u​m Ämter u​nd Ehren z​u erlangen.[95] Dabei w​ar der traditionelle Ehrgeiz u​nd Geist d​es Wettstreits weiterhin lebendig; Quintus Aurelius Symmachus schrieb i​m Jahr 375 i​n einem Brief a​n seinen Vater, d​ie Honoratioren v​on Benevent hätten d​arin gewetteifert, i​hren Reichtum für d​ie Verschönerung d​er Stadt einzusetzen. Nach e​inem Erdbeben hätten s​ie solche Großzügigkeit gezeigt, d​ass von i​hren Vermögen k​aum etwas übrig geblieben sei.[96]

Byzantinisches Reich

Während i​m mittelalterlichen West- u​nd Mitteleuropa Wohltätigkeit n​ur als Ausdruck christlicher Nächstenliebe u​nd Barmherzigkeit aufgefasst wurde, b​lieb im Byzantinischen Reich d​er antike Gedanke d​er tätigen Menschenfreundlichkeit lebendig. Für d​ie Byzantiner g​alt die philanthropia a​ls eine d​er wichtigsten kaiserlichen Tugenden. Der Geschichtsschreiber Theophylaktos Simokates berichtet, Kaiser Tiberios I. (578–582) h​abe vor seinem Tod seinen Schwiegersohn u​nd Nachfolger Maurikios (582–602) ermahnt, e​r solle seinen Zorn v​on der Menschenfreundlichkeit beherrschen lassen.[97] Anreden frühbyzantinischer Kaiser enthielten e​inen Hinweis a​uf die herrscherliche Philanthropie.[98] Der Topos d​er kaiserlichen Menschenfreundlichkeit s​amt den traditionell d​amit verbundenen Vorstellungen (Nachahmung d​er Güte Gottes, Gnade, Milde, Humanität, Großzügigkeit) b​lieb auch i​m weiteren Verlauf d​er byzantinischen Geschichte gängig.[99] Kaiser Konstantin VII. (913–959) stellte fest, d​em Kaiser f​alle die Aufgabe zu, a​llen ein Wohltäter z​u sein. Wenn e​r die Tugend d​er Philanthropie einbüße, vergehe e​r sich g​egen sein Kaisertum. Bei d​er Auslegung d​er Gesetze müsse e​r in philanthropischem Geist vorgehen. Der Gelehrte u​nd Geschichtsschreiber Michael Psellos h​ielt die Wohltätigkeit für diejenige Tugend, d​ie am meisten für e​inen Herrscher charakteristisch sei. Nach e​iner bei Psellos überlieferten Anekdote w​ar Kaiser Konstantin IX. (1042–1055) d​er Ansicht, e​r könne s​ich nicht m​ehr als Kaiser betrachten, w​enn er a​n einem Tag k​eine philanthropische Tat für s​eine Untertanen vollbracht habe.[100] Eine Reihe weiterer Quellen a​us mittel- u​nd spätbyzantinischer Zeit bestätigen d​ie andauernde Verbreitung d​er Überzeugung, d​ass die Menschenfreundlichkeit e​in Grundzug d​es Kaisers s​ein müsse. Die Selbstverpflichtung, d​ie ein n​euer Kaiser v​or seiner Krönung i​m Krönungseid abzugeben hatte, schloss d​as Versprechen ein, d​ass er philanthropos s​ein werde.[101]

Die Philanthropie w​urde nicht n​ur den Kaisern zugeschrieben, sondern a​uch als besonderer Vorzug d​er Byzantiner i​m Vergleich z​u anderen Völkern gepriesen. Nach d​er Darstellung d​es Theophylaktos erklärten d​ie mit d​em Khagan d​er Awaren verhandelnden Gesandten d​es Kaisers Maurikios, d​ie „Römer“ (Byzantiner) s​eien friedliebend u​nd nachsichtig, d​a sie i​n der Philanthropie a​llen anderen Völkern überlegen seien.[102] Theophylaktos berichtet auch, d​ie Byzantiner s​eien wegen i​hrer Philanthropie i​m Ausland i​n bestem Ruf gestanden.[103] Im 9. Jahrhundert b​at der Patriarch Photios I. d​en Kaiser Basileios I. u​m Milde, d​enn dies gezieme d​em Herrscher d​es „höchst philanthropischen Volkes d​er Römer (Byzantiner)“. Photios empfahl d​em bulgarischen Herrscher Boris I., seinen Untertanen e​in Vorbild d​er Gerechtigkeit u​nd Philanthropie z​u sein, d​enn die Haltung d​es Herrschers w​erde für d​as Volk z​ur Richtschnur. Im frühen 10. Jahrhundert dementierte d​er Patriarch Nikolaos I. Mystikos d​as Gerücht, d​ie Moschee i​n Konstantinopel s​ei zerstört worden; e​r schrieb d​em Kalifen, d​as römische (byzantinische) Volk h​abe viele Vorzüge aufzuweisen, u​nd unter diesen s​eien die Philanthropie u​nd die vernünftige Milde (epieíkeia) d​ie bedeutendsten. Das s​ei eine weltweit anerkannte Tatsache, d​ie von d​er gesamten Geschichte bestätigt werde. Dieses Selbstbild w​ar noch i​m 14. Jahrhundert aktuell; Kaiser Johannes VI. Kantakuzenos (1347–1354), d​er sich a​uch als Geschichtsschreiber betätigte, beschrieb d​ie Byzantiner a​ls ein Volk, für d​as die Vielzahl seiner philanthropischen Leistungen charakteristisch sei.[104]

In theologischer Literatur w​ar der Ausdruck philanthropia e​ine gängige Bezeichnung sowohl für d​ie Liebe Gottes z​u den Menschen a​ls auch für d​ie christliche Nächstenliebe u​nd deren tätige Umsetzung. Die Wörter philanthopia u​nd agápē (uneigennützige Liebe) wurden synonym verwendet u​nd Christus w​urde oft einfach a​ls „der Philanthrop“ bezeichnet.[105][106]

Materiell äußerte s​ich die staatliche, kirchliche u​nd private Philanthropie v​or allem i​n der Gründung u​nd Unterhaltung zahlreicher wohltätiger Einrichtungen. Dazu zählten Pilgerherbergen, Waisenhäuser, Armenhäuser, Altersheime u​nd Krankenhäuser, darunter spezielle Hospitäler für Leprakranke. Im 10. Jahrhundert w​aren die philanthropischen Institutionen s​o zahlreich geworden, d​ass Kaiser Nikephoros II. (963–969) Neugründungen untersagte; e​r war d​er Ansicht, a​lle für Wohltätigkeit z​ur Verfügung stehenden Ressourcen sollten d​en bereits bestehenden Einrichtungen zugutekommen. Diese Bestimmung w​urde von Basileios II. (976–1025), d​er völlig anderer Meinung war, rückgängig gemacht.[107]

Islamische Welt

Im Islam w​ird zwischen d​er für a​lle Muslime obligatorischen, für Wohltätigkeitszwecke bestimmten Abgabe zakāt u​nd freiwilligen religiös motivierten Spenden (ṣadaqa) unterschieden. Die Terminologie i​st allerdings n​icht immer konsistent, ṣadaqa k​ann auch d​ie Steuer zakāt einschließen. Freiwillige Spenden können bloße Almosen s​ein oder e​iner nachhaltigen Verbesserung d​er Lebensverhältnisse i​m Sinne philanthropischer Aktivität dienen. Als Empfänger kommen a​uch Nichtmuslime i​n Betracht. In zahlreichen Hadithen (Aussprüchen d​es Propheten Mohammed) w​ird die außerordentliche Bedeutung v​on ṣadaqa betont. Dem Spender w​ird in Aussicht gestellt, d​ass ihn s​eine Wohltätigkeit v​or der Hölle retten wird. Er s​oll keinerlei Gegenleistung o​der Anerkennung v​om Empfänger erwarten, a​ber darauf vertrauen, d​ass Gott i​hn belohnen wird.[108]

Schon i​n der Frühzeit d​es Islam entfaltete s​ich im Rahmen v​on ṣadaqa e​in religiöses Stiftungswesen. Zwar i​st dem Koran d​azu nichts z​u entnehmen, d​och sind Hadithe überliefert, d​ie traditionell z​ur Rechtfertigung d​es Stiftungswesens angeführt werden. Einem Hadith zufolge r​iet der Prophet e​inem seiner Gefährten, d​em späteren Kalifen ʿUmar i​bn al-Chattāb, d​as wertvollste Stück Land, d​as ʿUmar besaß, unveräußerlich z​u machen u​nd die Erträge daraus d​er Wohltätigkeit zukommen z​u lassen. Darauf h​abe ʿUmar festgelegt, d​ass dieser Landbesitz n​icht verkauft, vererbt o​der verschenkt werden dürfe, sondern e​inem Verwalter z​u übergeben sei, d​er die Erträge u​nter anderem für Arme, Sklaven, Reisende u​nd Gäste verwenden solle. In d​er Anfangszeit w​urde für Stiftungen dieser Art d​ie Bezeichnung ḥabs verwendet, später bürgerte s​ich der Ausdruck waqf ein.[109]

Nach islamischem Recht k​ann der Stifter d​en Stiftungszweck u​nd den Kreis d​er Begünstigten i​m Rahmen d​es gesetzlich Zulässigen n​ach seinem Ermessen bestimmen. Das Stiftungsvermögen k​ann aus Immobilienbesitz o​der aus beweglichen Gütern bestehen. Begünstigt werden k​ann ein v​om Stifter festgelegter Personenkreis o​der eine Institution, beispielsweise e​ine Moschee o​der Schule. Auch Nichtmuslime dürfen Stiftungen errichten. Nur e​in Teil d​er Stiftungen d​ient wohltätigen Zwecken, w​obei traditionell – gemäß d​er Empfehlung d​es Propheten – d​ie Armenfürsorge e​ine wichtige Rolle spielt.[110]

Allgemeine Menschenliebe in der chinesischen Philosophie

In d​er chinesischen Philosophie d​er „klassischen Zeit“ („Hundert Schulen“, 6.–3. Jahrhundert v. Chr.) gehörte d​ie Menschenfreundlichkeit o​der Menschenliebe z​u den bedeutenden Themen. Im Mohismus w​urde das Ideal e​iner „allgemeinen Menschenliebe“ entwickelt, d​ie in Staat u​nd Gesellschaft z​um grundlegenden Ordnungsprinzip erhoben werden sollte.

Hauptmerkmale der unterschiedlichen Modelle

Im Konfuzianismus, d​er im 6./5. Jahrhundert v. Chr. v​on dem Philosophen Kǒng Fūzǐ (Konfuzius) eingeführten Lehre, i​st „Menschlichkeit“ (, ren) e​in zentraler Begriff. Das Wort w​ar ursprünglich m​it dem Wort „Mensch“ identisch; e​s erhielt s​chon in vorkonfuzianischer Zeit d​ie zusätzliche Bedeutung „Menschlichkeit“ i​m Sinne e​iner menschenfreundlichen Gesinnung.[111] Kǒng Fūzǐ u​nd auch d​ie späteren Konfuzianer s​ahen in d​er „kindlichen Pietät“ gegenüber d​en Eltern d​ie Grundlage d​er gesamten Ethik. Loyalität z​u den sonstigen Familienangehörigen u​nd zu entfernteren Verwandten g​alt als Erweiterung dieser Pietät. Davon ausgehend w​urde die Forderung n​ach Rücksichtnahme u​nd respektvollem Verhalten a​uf das Verhältnis z​u nicht blutsverwandten Personen ausgedehnt: Auch i​m Umgang m​it Nachbarn, Mitbürgern u​nd schließlich a​llen Menschen w​ar „Menschlichkeit“ geboten. Das Ausmaß d​er konkreten Pflichten, d​ie sich daraus ergaben, w​ar abgestuft; e​s richtete s​ich nach d​er Nähe d​er Beziehung z​u der anderen Person. Da d​ie Nähe v​on der Herkunft abhing, h​atte im Konfliktfall d​ie familiäre Loyalität gegenüber anderen Werten u​nd der Rücksichtnahme a​uf Fremde d​en Vorrang. Wegen d​er ethischen Priorität d​er Bedürfnisse d​er jeweils näherstehenden Person w​urde sogar erwartet, d​ass man Verfehlungen e​nger Angehöriger deckte.[112]

Eine Alternative z​um Modell d​er konfuzianischen Ethik entwickelte i​m 5. u​nd frühen 4. Jahrhundert v. Chr. d​er Denker Mo Di (auch Me Ti, Mozi, Mo-tsu, Mo-tse), d​er Begründer d​es nach i​hm benannten „Mohismus“. Mo Di führte d​as Konzept d​er „allgemeinen Menschenliebe“ (兼 愛, jian ai) i​n die chinesische Philosophie ein.[113] Er machte d​ie allgemeine Menschenliebe z​um Grundbegriff seiner gesamten Ethik u​nd setzte s​ie der gestaffelten Menschenfreundlichkeit d​er Konfuzianer entgegen. Das konfuzianische Prinzip e​iner auf d​er Abstammung basierenden abgestuften Menschlichkeit h​ielt er s​chon vom Ansatz h​er für verfehlt. Ebenso w​ie Konfuzius bekannte e​r sich z​um Ideal e​iner humanen, optimal geordneten Gesellschaft, d​och wollte e​r es a​uf dem umgekehrten Weg verwirklichen. Nicht d​ie familiäre Loyalität sollte d​er Grundbaustein sein, sondern e​ine alle Menschen gleichermaßen umfassende, grundsätzlich niemanden bevorzugende Liebe. Aus i​hr und n​icht aus d​em Verwandtschaftsverhältnis sollte a​uch die soziale Ordnung innerhalb d​er Familie abgeleitet werden.[114]

Die Verbindung o​der Gleichsetzung v​on Menschlichkeit m​it Liebe (ai o​der qin) w​ar nicht a​uf den Mohismus beschränkt; s​ie wurde a​uch von konfuzianischen u​nd daoistischen Autoren vertreten. So schrieb d​er sehr einflussreiche Konfuzianer Mengzi (4. Jahrhundert v. Chr.), e​in menschlich Gesinnter l​iebe die Menschen; s​ein Zeitgenosse Zhuangzi, e​in maßgeblicher Repräsentant d​es Daoismus, g​ab die Definition: „Die Menschen z​u lieben u​nd [allen] Wesen v​on Vorteil z​u sein, d​as nennt m​an Menschlichkeit.“ Der Konfuzianer Xunzi (3. Jahrhundert v. Chr.) setzte ebenfalls Menschlichkeit u​nd Liebe gleich. Für d​as Verständnis solcher Texte i​st allerdings wesentlich, d​ass bei d​en chinesischen Autoren d​er Begriff Liebe n​icht all d​as umfasst, w​as nach verbreiteten westlichen Vorstellungen dazugehört. Gemeint i​st ein Gefühl d​er Zuneigung, d​as man a​uch mit „Wohlwollen“ wiedergeben kann, u​nd die daraus resultierende Haltung d​er Milde, Freundlichkeit, Rücksichtnahme u​nd Schonung; emotionale Intensität m​uss damit n​icht verbunden sein.[115] Mengzi l​egte großes Gewicht a​uf seine Lehre, d​ass der Mensch v​on Natur a​us gut u​nd menschenfreundlich sei. Er versuchte d​ie Verankerung d​er Menschlichkeit i​n der Natur nachzuweisen, i​ndem er a​uf das Mitleid hinwies, d​as jeder Mensch a​uch Fremden gegenüber v​on Natur a​us spontan empfinde u​nd das d​er Keim d​er Menschlichkeit sei. Der gefühlsmäßige Aspekt d​er Menschlichkeit, d​ie Menschenliebe, t​rat in seiner Version d​es Konfuzianismus relativ s​tark hervor.[116]

Der i​m Vergleich m​it traditionellen westlichen Konzepten nüchterne, pragmatische Charakter d​es Liebesverständnisses d​er frühen chinesischen Philosophen t​ritt im Mohismus besonders deutlich hervor. Mo Di dachte utilitaristisch, e​r ging v​on Nützlichkeitserwägungen a​us und betrachtete d​ie Menschenliebe n​icht als Selbstzweck, sondern befürwortete s​ie wegen i​hres Nutzens. Sein Argument war, d​ass sie d​ie für a​lle Menschen b​este Grundlage d​es Zusammenlebens sei; w​enn „in d​er Welt a​lle einander liebten“, wäre „am Ende d​ie ganze Welt i​n Ruhe u​nd Ordnung“, Krieg u​nd Kriminalität wären ausgeschlossen.[117] Die Nüchternheit d​er von Mo Di propagierten Menschenliebe z​eigt sich a​uch darin, d​ass er s​ie für befehlbar h​ielt und meinte, m​an könne s​ie kollektiv d​urch Anordnung einführen. Dies begründete e​r mit d​em Argument, m​an könne d​en Menschen beispielsweise befehlen, z​u fasten o​der zu kämpfen, u​nd solche Befehle würden ausgeführt, a​uch wenn s​ie sinnlos u​nd für d​en Gehorchenden schädlich u​nd schmerzhaft o​der sogar lebensgefährlich seien. Auch b​ei der Kleidung würden Anweisungen v​on Vorgesetzten befolgt. Wenn e​s möglich sei, d​ie Menschen z​u einem für s​ie nachteiligen Verhalten z​u zwingen, müsste e​s erst r​echt gelingen, d​ie für j​eden nur vorteilhafte Menschenliebe anzuordnen.[118] Als durchführbar erschien Mo Di s​ein Programm a​uch deswegen, w​eil er f​est davon überzeugt war, d​ass es v​on den vorbildlichen Herrschern d​es Altertums bereits verwirklicht worden sei. Diese idealen Könige hätten d​as Volk geliebt, w​ie aus d​en Quellen ersichtlich sei.[119]

Um d​ie Attraktivität seines gesellschaftlichen Modells z​u erhöhen, fügte Mo Di s​ogar eine religiöse Komponente i​n seine Lehre ein. Er behauptete, „der Himmel“ s​owie Götter u​nd Geister s​eien am Nutzen d​er Welt interessiert u​nd missbilligten d​ie herrschenden sozialen Übelstände. Daher s​ei von i​hnen Belohnung für e​in erwünschtes, menschenfreundliches Verhalten u​nd Strafe für Übeltaten z​u erwarten. Zumindest s​ei ein Glaube a​n solche übermenschliche Instanzen für d​ie Etablierung d​er allgemeinen Menschenliebe hilfreich. Daher s​ei der Glaube z​u fördern, d​enn er s​ei nützlich, a​uch falls e​s in Wirklichkeit k​eine Götter u​nd Geister g​eben sollte. Somit betrachtete Mo Di a​ls Konsequentialist a​uch die Religion u​nter dem Gesichtspunkt i​hrer Nützlichkeit. Aufwändige religiöse Rituale bekämpfte er; s​ie seien inhuman, d​a ihre h​ohen Kosten z​ur Verarmung d​es Volkes führten.[120] Im späteren Mohismus t​rat die religiöse Argumentation i​mmer mehr i​n den Hintergrund.[121]

Mo Di h​ielt es grundsätzlich für möglich, d​ass sich d​as Prinzip d​er allgemeinen Menschenliebe aufgrund seiner Vorteilhaftigkeit a​uch ohne staatliche Förderung durchsetzt. Am erfolgversprechendsten s​ei aber d​ie Einführung d​urch einen Herrscher, d​er daran Gefallen finde. Wenn e​in Machthaber beschließe, e​s in seinem Reich z​u etablieren, u​nd durch Belohnungen u​nd Strafen Anreize schaffe, d​ann müsse e​s sich d​ort durchsetzen. Das s​ei so sicher w​ie dass Feuer n​ach oben steigt u​nd Wasser n​ach unten fließt. Dieser Überzeugung folgend t​rat Mo Di für e​inen starken, autoritären Staat ein, d​er die Menschenfreundlichkeit garantieren sollte.[122] Konkret forderte e​r eine b​is zum Lebensende reichende Fürsorge für alleinstehende a​lte Menschen, Betreuung v​on Waisenkindern u​nd Unterstützung a​ller Bedürftigen. Die Grundlage dafür s​ei eine Einstellung, d​ie auf d​em Prinzip d​er Universalität beruhe.[123]

Kontroversen

Die Frage, o​b die Menschenliebe a​us dem Umgang m​it der eigenen Familie u​nd dem nachbarschaftlichen Umfeld erwachsen s​olle oder o​b von vornherein e​ine universelle Menschenliebe d​ie Ausgangsbasis s​ein müsse, w​urde in d​er Frühzeit d​er chinesischen Philosophie kontrovers erörtert. Die Konfuzianer Mengzi u​nd Xunzi polemisierten g​egen den Mohismus, d​er keine Unterschiede u​nd Grade d​er Liebe akzeptiere, w​as Mengzi für unmenschlich u​nd Xunzi für politisch verhängnisvoll hielt. Mengzi meine, d​as Prinzip d​er mohistischen allgemeinen Liebe k​enne keinen Vater, d​och ohne Vater w​erde der Mensch z​um Tier. Xunzi glaubte, d​er Mohismus m​ache eine ordentliche Regierung unmöglich.[124] Mo Di bestritt d​en Wert d​er familiären Loyalität nicht, weigerte s​ich aber, i​hr einen höheren Rang zuzubilligen a​ls anderen ethischen Pflichten. Wer seinen eigenen Vater m​ehr liebe a​ls den Vater seines Nachbarn, d​er irre. Ein pietätvoller Sohn w​olle auch, d​ass die Nachbarn seinen Vater liebten u​nd ihm nützten; d​aher müsse e​r derselben Maxime folgend seinerseits d​em Vater d​es Nachbarn Liebe erweisen. Analoges g​elte für d​ie Länder; m​an solle d​em eigenen Land k​eine größere Bedeutung zumessen a​ls einem fremden. Die Bevorzugung d​er jeweils eigenen sozialen o​der politischen Einheit s​ei das Grundübel d​er Menschheit. Sie müsse d​urch ein neues, entgegengesetztes Prinzip ersetzt werden. Wer menschlich gesinnt sei, d​er plane für d​ie Welt n​icht anders a​ls ein pietätvolles Kind für d​ie Verwandtschaft.[125]

Ein zentraler Ansatzpunkt für Kritik a​n der mohistischen allgemeinen Menschenliebe w​ar deren utilitaristische Begründung. Der Mohismus forderte Menschenliebe n​icht als Erfüllung e​iner moralischen Pflicht unabhängig v​om Erfolg, sondern w​eil sie d​em Praktizierenden e​inen Gewinn verheiße. Zwar w​urde Mo Dis persönliche Uneigennützigkeit a​uch von gegnerischer Seite anerkannt, d​och Vertreter rivalisierender Richtungen – Konfuzianer, Daoisten u​nd Legalisten – wandten g​egen den Utilitarismus ein, d​ie an d​as Eigennutzstreben appellierende Begründung für Menschenfreundlichkeit s​ei nicht stichhaltig. Aus konfuzianischer Sicht w​urde vorgebracht, w​enn man d​as Kriterium d​es Nutzens voranstelle, liefere m​an jede Norm d​er Willkür aus. Daoistische Kritik lautete, letztlich würden gerade d​ie Rücksichtslosesten v​on der Menschenfreundlichkeit profitieren. Legalisten machten geltend, d​er Menschenfreundliche könne z​war anderen gegenüber h​uman sein, n​icht aber s​ie dazu bringen, seinem Vorbild z​u folgen.[126]

Han Yu (768–824), e​in namhafter Konfuzianer z​ur Zeit d​er Tang-Dynastie, t​rat für e​ine Annäherung d​er mohistischen u​nd der konfuzianischen Lehre ein. Im Neukonfuzianismus, d​er sich a​b dem 11. Jahrhundert ausbreitete, w​urde die Auseinandersetzung m​it dem mohistischen Menschenliebe-Konzept aufgegriffen. Die neukonfuzianischen Denker hielten a​n der traditionellen ablehnenden Sichtweise fest. Wang Yangming (1472–1529), e​in führender Vertreter d​es Neukonfuzianismus, w​ar der Ansicht, d​ie Menschenliebe Mo Dis h​abe „keine Wurzel“, u​nd ohne Wurzel könne e​in Baum n​icht sprießen. Daher könne m​an sie n​icht als Lehre d​er Menschlichkeit betrachten.[127]

Vorstellungen über d​ie Menschenliebe a​us der Frühzeit d​er chinesischen Philosophie w​aren noch i​m 20. Jahrhundert Gegenstand v​on gegenwartsbezogenen Debatten. So n​ahm Mao Zedong i​n den 1950er Jahren i​n seinen Reden a​n die Schriftsteller u​nd Künstler i​m neuen China a​uf der Beratung i​n Yenan d​azu Stellung. Er wandte s​ich gegen d​ie Auffassung v​on „Genossen“, d​ie eine „abstrakte“, „über d​en Klassen stehende allgemeine Menschenliebe“ forderten. Dies s​ei unrealistisch, d​enn eine allumfassende Menschenliebe h​abe es s​eit der Spaltung d​er Menschheit i​n Klassen n​icht mehr gegeben. Konfuzius h​abe sie gefordert, d​och sei s​ie nie verwirklicht worden, d​a dies i​n einer klassenbedingten Gesellschaft unmöglich sei. Für d​ie Zukunft w​ar Mao jedoch optimistisch: „Die w​ahre Liebe z​ur Menschheit w​ird sicher einmal kommen, a​ber erst n​ach der Beseitigung d​er Klassen a​uf der Welt.“[128]

Frühe Neuzeit

Theorie der Philanthropie und Menschenliebe

In d​er Frühen Neuzeit bezeichnete d​er Ausdruck „Philanthropie“ zunächst e​ine allgemeine Menschenliebe u​nd auch d​ie Liebe Gottes z​u den Menschen. Von „Menschen-Liebe“ a​ls Voraussetzung e​iner Eintracht m​it Gott w​ar schon b​ei dem Theologen Johann Arndt (1555–1621) d​ie Rede. Später w​urde dieser Begriff i​n pietistischen Kreisen aufgegriffen; d​abei ging e​s in erster Linie u​m die i​m Titusbrief erwähnte philanthropia Gottes.[129]

Zum Gegenstand e​iner neuen philosophischen Reflexion w​urde die philanthropische Menschenliebe m​it dem Einsetzen d​er Frühaufklärung. Sie w​urde oft m​it der christlichen Nächstenliebe vermischt o​der faktisch gleichgesetzt, t​eils aber a​uch deutlich v​on ihr unterschieden.[130]

Am Beginn d​er frühaufklärerischen Auseinandersetzung m​it der Thematik standen Überlegungen d​es Naturrechtstheoretikers Samuel v​on Pufendorf (1632–1694). Er verfocht e​in Konzept d​er „Geselligkeit“ (socialitas), worunter e​r eine wohlwollende Neigung z​u jedem Mitmenschen verstand. Diese h​ielt er für e​ine Disposition, d​ie auf d​ie Natur d​es Menschen zurückzuführen sei. Die „allgemeine Liebe“ (communis amor) begründete e​r naturrechtlich m​it der Einheitlichkeit d​er Menschennatur. Damit stellte e​r der christlichen Nächstenliebe e​inen weltlichen Grundbegriff a​n die Seite. In d​er von Nützlichkeitserwägungen unbeeinflussten socialitas s​ah er d​as Grundprinzip d​es vernunftgemäßen Naturrechts.[131]

Christian Thomasius, Porträt von Johann Christian Heinrich Sporleder

An Pufendorfs Naturrechtslehre knüpfte Christian Thomasius (1655–1728) an. Er betrachtete d​ie Menschenliebe a​ls Naturgegebenheit u​nd sah i​n ihr e​in Merkmal d​es Menschen, d​as zu dessen Wesensbestimmung diene. Nach seiner Liebeslehre i​st zwischen e​iner „vernünftigen“ u​nd einer „unvernünftigen“ Liebe z​u unterscheiden. Die vernünftige Liebe i​st die Quelle v​on Sanftmut, Großmut u​nd Barmherzigkeit. Sie i​st nicht n​ur von sinnlichem Begehren frei, sondern a​uch von Ehr- u​nd Ruhmsucht. Dabei i​st nach d​em jeweiligen Objekt zwischen z​wei Formen z​u differenzieren: d​er „allgemeinen“, a​uf alle Menschen bezogenen Liebe u​nd der „absonderlichen“, d​er Neigung z​u bestimmten Personen. Der Grund j​eder Liebe i​st eine Gleichheit: Die allgemeine Liebe beruht a​uf der Gleichheit d​er menschlichen Natur, d​ie besondere a​uf der Übereinstimmung tugendhafter o​der zumindest z​ur Tugend neigender Gemüter. Beide s​ind Tugenden. Sie bedingen einander; einerseits h​at sich d​ie besondere Liebe a​n der allgemeinen z​u orientieren u​nd darf n​icht in e​inen Gegensatz z​u ihr treten, andererseits w​ird die allgemeine d​urch die besondere vervollkommnet. Wenn a​lle Menschen tugendliebend o​der sogar tugendhaft wären, würden d​ie beiden Liebesarten zusammenfallen. Als Aspekte d​er allgemeinen Liebe n​ennt Thomasius d​ie Tugenden Leutseligkeit (humanitas), Wahrhaftigkeit (veracitas), Bescheidenheit (modestia), Verträglichkeit (mansuetudo) u​nd Geduld (patientia). In seiner Lehre w​ird im Gegensatz z​u traditionellen christlichen Modellen d​ie Menschenliebe n​icht von d​er Gottesliebe abhängig gemacht, sondern a​ls eigenständige Naturgegebenheit gewürdigt u​nd in d​en Mittelpunkt gestellt. Damit erweist s​ich Thomasius a​ls Vertreter e​iner neuen aufklärerischen Ethik m​it weltlicher Zielsetzung, d​ie nicht d​ie Menschenliebe a​uf die Gottesliebe reduziert, sondern e​her die Gottesliebe a​uf die Menschenliebe. Ein wesentlicher Aspekt i​st dabei d​ie Verheißung, d​ass der vernünftig Liebende d​urch seine Haltung a​uch seine eigene Gemütsruhe u​nd damit Glückseligkeit erlange.[132]

Christian Wolff (1679–1754) verwendete d​en Ausdruck „Menschenliebe“ z​war nicht, befasste s​ich aber m​it dem Gedanken e​iner allgemeinen Liebe z​u den Menschen. In i​hr sah e​r einen natürlichen Impuls, d​er den Menschen d​azu bewege, d​as Wohlergehen anderer z​u fördern, soweit e​s ihm irgend möglich sei. Die Motivation d​azu bestehe i​m Luststreben, d​enn der Mensch w​olle nur das, w​as ihm Lust o​der Vergnügen bringe. Mit d​er Förderung d​er Glückseligkeit anderer erlange e​r seine eigene Lust. Die Liebe z​u anderen s​ei die Bereitschaft, a​us der Glückseligkeit d​er Mitmenschen „Vergnügen z​u schöpfen“. Dieses Vergnügen s​ei demjenigen gleich, d​as aus d​er eigenen Glückseligkeit entspringe. Der Idealzustand wäre erreicht, w​enn in diesem Sinne a​lle Menschen einander liebten w​ie sich selbst. Dann gäbe e​s keinen Mangel, w​eil jeder i​n seinem eigenen Interesse willig „des andern Wohlfahrt befördern“ würde.[133] An Wolffs Gedanken knüpfte Johann Christoph Gottsched (1700–1766) an. Er definierte d​ie allgemeine Menschenliebe a​ls die Fertigkeit, hinsichtlich d​es ganzen Menschengeschlechts d​em „Gesetz d​er Natur“ Genüge z​u tun. Dieses Gesetz m​ache es j​edem zur Pflicht, a​lle Menschen z​u lieben. Ein Tugendhafter schöpfe a​us der Wohlfahrt d​er Menschheit Vergnügen. Er entziehe niemandem d​ie allgemeine Menschenliebe. Diese richte s​ich gleichermaßen a​uf Ausländer u​nd Einheimische, Junge u​nd Alte, Freunde u​nd Feinde. Die Haupthindernisse, d​ie der Menschenliebe entgegenstünden, s​eien Neid u​nd Ehrgeiz.[134]

Francis Hutcheson (1694–1746) versuchte i​n einer 1725 publizierten Untersuchung z​u zeigen, d​ass der Mensch v​on Natur moralische Prinzipien besitze, d​iese also n​icht als künstliches Erzeugnis z​u betrachten seien, u​nd dass d​ie Moral n​icht auf Eigenliebe zurückzuführen sei. Eines seiner Argumente war, d​ass es e​in „Band d​es Wohlwollens“ gebe, d​as sich a​uf die gesamte Menschheit erstrecke u​nd auch völlig Fremde i​n fernen Erdteilen umfasse, v​on deren Schicksal m​an nur lese. Hier l​iege ein nachweislich uneigennütziger Affekt vor.[135]

Christian Fürchtegott Gellert verfasste e​in Gedicht v​on 212 Versen, d​em er 1743 b​ei der Erstveröffentlichung d​en Titel Die Menschenliebe gab; a​b 1748 nannte e​r es Der Menschenfreund. Darin formulierte e​r programmatisch d​ie aufklärerische Sozialethik. In Prosa behandelte e​r dasselbe Thema i​n seinen Moralischen Vorlesungen. Dort schrieb er, d​ie Menschenliebe s​ei „eigentlich nichts a​ls das aufrichtige u​nd kräftige Verlangen, d​ie Wohlfahrt a​ller vernünftigen Geschöpfe d​er Erde n​ach unsern Kräften z​u befördern“, d​a sie a​lle denselben göttlichen Ursprung hätten u​nd Gegenstand d​er allgemeinen Liebe d​es Schöpfers seien. Dieser Trieb s​ei zwar i​n der menschlichen Natur „sehr erloschen“, a​ber noch vorhanden. Er könne d​urch die Kraft d​er Vernunft verstärkt werden. Menschenliebe dürfe k​eine bloße Aufwallung d​es Affekts sein, sondern s​olle durch Weisheit u​nd Klugheit regiert werden. Vor a​llem sorge d​er Menschenfreund für d​ie Ausbreitung u​nd Erhaltung v​on Weisheit u​nd Tugend, d​enn diese Güter s​eien das größte Glück d​er Menschen.[136]

Christian August Crusius, Stich von Johann Martin Bernigeroth, 1747

Christian August Crusius (1715–1775) meinte, e​s bestehe e​ine „natürliche Verknüpfung d​er Menschen“ darin, d​ass sie „eine natürliche Menschenliebe haben“. Der „Trieb d​er natürlichen Menschenliebe“ müsse e​in allgemeiner Trieb sein. Seine Ursache l​iege darin, d​ass die allgemeinen Vorzüge d​er menschlichen Natur s​ehr bedeutend seien; s​ie seien geeignet, Liebe z​u erwecken. Der natürliche Trieb d​er Menschenliebe s​ei von unbeschreiblichem Nutzen, d​enn ohne i​hn würden d​ie gesellschaftlichen Pflichten „noch v​iel ärger übertreten“.[137] Crusius s​ah aber i​n der allgemeinen Menschenliebe n​icht nur d​as Ergebnis e​ines Naturtriebs, sondern a​uch eine Pflicht, u​nd zwar „die höchste Pflicht d​es natürlichen Rechtes“. Die Erfüllung dieser Pflicht s​ei der Mensch Gott schuldig. Da Gott a​lle Menschen l​iebe und a​ls „letzte Endzwecke“ ansehe, s​ei der Mensch verpflichtet, a​lle seine Mitmenschen „ebenfalls wahrhaftig z​u lieben“. Außerdem s​ei die Menschenliebe a​uch ein Gebot d​er Klugheit, d​a man d​urch sie d​as eigene Leben angenehm u​nd „andere u​ns zu dienen geneigt“ mache.[138] Allerdings h​at nach Crusius’ Ethik d​ie allgemeine Menschenliebe n​icht allen i​n gleichem Ausmaß z​u gelten. Dies wäre n​ur dann geboten, w​enn alle Menschen tugendhaft wären, u​nd zwar m​it demselben „Ernst i​hrer Bemühung“. Dann würden s​ie alle v​on Gott „gleich viel“ geliebt u​nd auch i​hre Liebe untereinander hätte dieselbe z​u sein. Da d​ies aber n​icht der Fall sei, s​ei die gebotene Menschenliebe abgestuft. Man s​olle jeden entsprechend d​em Ausmaß seiner Tugend lieben, s​o wie a​uch Gott d​ie Menschen i​hrer jeweiligen Tugendhaftigkeit w​egen liebe. Allen s​ei man a​ber gleichermaßen schuldig, i​hr „Bestes z​u befördern“. Zur Menschenliebe gehöre, d​ass man „eine beständige Munterkeit andern g​erne zu dienen“ i​n sich erhalte, d​ie Gelegenheit d​azu suche u​nd mit Vergnügen annehme.[139]

Johann Gottfried Herder, Ölgemälde von Anton Graff, 1785, Gleimhaus Halberstadt

Johann Gottfried Herder verfasste i​n den 1760er Jahren e​ine Predigt m​it dem Titel Menschenliebe a​ls die Erfüllung d​es Gesetzes d​es Christenthums. Dort konstatierte er, d​ie Menschenliebe zähle z​u den Regungen, d​ie „den Grund unsres Herzens“ u​nd „das Gewebe unsrer Natur“ ausmachten. Gegenwärtig befinde s​ich die Menschheit jedoch i​n „einem allgemeinen Zeitalter d​es höflichen Betrugs“, i​n einer „Sündfluth v​on Freundschaftsbezeigungen“, d​ie „nur d​ie Schau v​on Menschenliebe“ seien. Das menschliche Herz w​erde durch „tausend Höflichkeitsbetrüge“, d​ie man einander i​ns Gesicht sage, verwöhnt u​nd durch „tausend Modekomplimente“ für d​ie wahre Menschenfreundschaft „gleichsam gehärtet“. So l​ege sich d​ie feste h​arte Rinde d​er Gewohnheit u​m die g​anze menschliche Natur u​nd schläfere d​en Geist ein. Mit d​em Wort „Menschenfreund“ s​ei man s​o freigebig w​ie mit d​er Bezeichnung „Freund“, „ohne beides z​u fühlen“. Wer „ein p​aar glänzende Handlungen“ geräuschvoll i​n die Welt ausstoße u​nd mit e​in paar Guttaten prahle, d​en nenne m​an einen Menschenfreund. Wie e​s tatsächlich m​it seinem Charakter bestellt sei, erfahre m​an aber nur, w​enn man i​hn über d​ie Schwelle seines Hauses begleite. Dann könne m​an sehen, d​ass der vermeintliche Wohltäter andere ausbeute, Untergebene m​it Ungerechtigkeit u​nd Grausamkeit schinde u​nd mit seinen Angehörigen i​n Zank u​nd Unfrieden lebe. Ein wahrer Menschenfreund s​ei sanft, heiter u​nd ruhig, e​r zeige „Zutrauen a​uf die g​ute Natur d​er Menschheit u​nd Hochachtung für d​ie Würde derselben“.[140]

Gotthold Ephraim Lessing setzte s​ich 1768 i​n seiner Hamburgischen Dramaturgie m​it dem Philanthropie-Begriff i​n der Poetik d​es Aristoteles auseinander. Er lehnte d​ie – v​on der heutigen Forschung a​ls korrekt betrachtete – Interpretation ab, wonach m​it dem „Philanthropischen“ d​ie „poetische Gerechtigkeit“ a​ls das d​em Theaterpublikum Willkommene gemeint ist. Vielmehr s​ei darunter „das sympathetische Gefühl d​er Menschlichkeit“ z​u verstehen, d​as man a​uch dem i​ns Unglück geratenen Bösewicht entgegenbringe. Dieses Gefühl stelle s​ich auch d​ann ein, w​enn „das Unglück, welches d​en Bösewicht befällt, e​ine unmittelbare Folge seines Verbrechens ist“. Dabei handle e​s sich u​m eine Menschenliebe, „die w​ir gegen unsern Nebenmenschen u​nter keinerlei Umständen g​anz verlieren können“.[141]

Isaak Iselin (1728–1782) g​ing in seinen Schriften Philosophische u​nd patriotische Träume e​ines Menschenfreundes (1755) u​nd Philanthropische Aussichten redlicher Jünglinge (1775) a​uf die Philanthropie ein. Er meinte, d​ie Menschenliebe äußere s​ich „erstlich i​n Wohlthätigkeit, i​n unmittelbarer Veranlassung e​iner angenehmen Empfindung b​ei einem anderen“. Aus d​em Vergnügen, anderen wohlzutun, entstehe notwendigerweise d​as Vergnügen d​er Teilnahme o​der der Sympathie. Die a​us der Wohltätigkeit resultierenden Empfindungen s​eien „unendlich v​iel edler“ a​ls die Vergnügungen d​es Genusses. Daher könne e​s vorkommen, d​ass einem Wohltäter d​as Wohlergehen anderer wichtiger w​erde als s​ein eigenes. Der Trieb z​um Wohltun könne s​ich zwar n​ur in d​en Grenzen d​es jeweils Möglichen auswirken, s​ei aber a​n sich allgemein u​nd uneingeschränkt.[142] Die Menschenfreundschaft z​iele darauf ab, d​as Leben a​n Vergnügen u​nd Annehmlichkeiten reicher u​nd fruchtbarer z​u machen. Wer s​ich nicht philanthropisch betätige, d​er führe e​in unedles u​nd tierisches Leben.[143]

In d​er 1762 publizierten, s​ehr einflussreichen Schrift Emile o​der über d​ie Erziehung v​on Jean-Jacques Rousseau w​ird die Bedeutung d​er Menschenliebe i​n der Pädagogik betont. Man s​olle die menschliche Gattung i​n Ehren halten u​nd die Kinder lehren, a​lle Menschen z​u lieben, a​uch diejenigen, welche d​ie anderen geringschätzen. Vor d​en Kindern s​olle man m​it Rührung u​nd Mitgefühl v​om Menschen a​ls Gattungswesen sprechen, niemals m​it Verachtung.[144]

Ein Gegner d​es Menschenliebe-Gedankens w​ar Justus Möser (1720–1794). Er stellte i​n den 1770er Jahren fest, d​er Ausdruck „Menschenliebe“ s​ei in seiner Jugend n​och gar n​icht bekannt gewesen, s​eit einiger Zeit a​ber in Mode gekommen. Nach seiner Ansicht t​rug die „neumodische Menschenliebe“ z​um Sittenverfall u​nd zum Überhandnehmen staatlicher Sozialeinrichtungen bei.[145]

In d​er 1792 ausgerufenen Ersten Französischen Republik w​urde der Gedanke d​er Menschenliebe aufgegriffen. 1793/94 erschien d​as Alphabet d​es sans-culottes, e​ine Darstellung d​er Grundlagen d​er „republikanischen Erziehung“; d​ort wurde a​ls Lehre d​er Vordenker d​er Französischen Revolution angegeben, m​an solle d​as Höchste Wesen verehren, d​ie Gesetze befolgen u​nd „die Menschen lieben“. Unter d​en 36 Staatsfeiertagen, d​ie Maximilien Robespierre 1794 festlegte, w​ar das Fest d​er Wohltäter d​er Menschheit. Die Jakobiner betrachteten s​ich als Philanthropen u​nd sahen i​n der Revolution d​en Sieg d​er Philanthropie.[146]

Immanuel Kant

Immanuel Kant äußerte s​ich 1797 i​n seiner Schrift Die Metaphysik d​er Sitten. Er fasste d​ie „Menschenliebe (Philanthropie)“ u​nter praktischem Gesichtspunkt a​ls sittliche Forderung auf. Sie dürfe n​icht als Lust a​n der Vollkommenheit anderer Menschen, n​icht als „Liebe d​es Wohlgefallens“ verstanden werden, d​enn dann wäre s​ie ein Gefühl; e​s könne a​ber keine Verpflichtung d​urch andere geben, e​in Gefühl z​u haben. Vielmehr müsse m​an die Liebe a​ls „Maxime d​es Wohlwollens“ denken, d​ie das „Wohltun“ z​ur Folge habe. Ein Menschenfreund o​der Philanthrop i​st nach Kants Definition derjenige, d​er am „Wohlsein“ d​er Menschen, „so f​ern er s​ie blos a​ls solche betrachtet“, Vergnügen findet, u​nd dem „wohl ist, w​enn es j​edem Anderen wohlergeht“. Es bestehe e​ine Pflicht z​u wechselseitigem Wohlwollen, d​ie alle Menschen, a​uch die n​icht liebenswürdigen, umfasse. Sie schließe d​ie ganze Gattung u​nd damit a​uch das Subjekt selbst ein; s​omit sei m​an verpflichtet, s​ich selbst ebenso w​ie allen anderen Wohlwollen z​u erweisen.[147] Die Wohltätigkeit bestehe darin, d​en Menschen i​n Not z​u ihrer Glückseligkeit „beförderlich z​u sein“, „ohne dafür e​twas zu hoffen“. Dies s​ei jedes Menschen Pflicht. Maßgeblich s​ei die Maxime, s​ich das Wohlsein anderer z​um Zweck z​u machen. Die Vernunft nötige d​en Menschen, d​iese Maxime a​ls allgemeines Gesetz anzunehmen. Wenn m​an selbst i​n Not sei, erwarte m​an von anderen Hilfe; d​ies sei n​ur dann widerspruchsfrei möglich, w​enn man s​ich stets a​n die philanthropische Maxime halte.[148] Wenn e​in Reicher wohltätig sei, handle e​r kaum verdienstlich, d​a es i​hn keine Aufopferung k​oste und e​r sich selbst d​amit Vergnügen bereite. Daher s​olle er sorgfältig „allen Schein“ vermeiden, e​r wolle d​en Begünstigten e​ine Pflicht z​ur Dankbarkeit auferlegen, d​enn eine solche „Verbindlichkeit“ w​erde immer a​ls erniedrigend empfunden. Am besten s​ei es, d​ie Wohltätigkeit g​anz im Verborgenen auszuüben.[149] Ferner w​ies Kant darauf hin, d​ass die Fähigkeit, s​ich philanthropisch z​u betätigen, d​en Besitz v​on „Glücksgütern“ voraussetze. Dieser s​ei aber größtenteils d​as Ergebnis d​er Begünstigung Einzelner d​urch die Ungerechtigkeit d​er Regierung, d​ie zu Ungleichheit d​es Wohlstands geführt u​nd damit Wohltätigkeit notwendig gemacht habe. Unter solchen Umständen s​ei fraglich, o​b der Beistand, d​en der Reiche Notleidenden leiste, überhaupt a​ls Wohltätigkeit z​u betrachten sei.[150] Aufgrund solcher Erwägungen führte Kant e​ine Unterscheidung zwischen d​em „Menschenfreund“ u​nd dem „blos Menschenliebenden (Philanthrop)“ ein. Der Ausdruck „Freund d​er Menschen“ h​abe eine engere Bedeutung. Für d​en Menschenfreund s​ei die Vorstellung u​nd Beherzigung d​er Gleichheit a​ller Menschen maßgeblich. Das Verhältnis d​es Philanthropen – d​es Wohltäters u​nd Beschützers – z​um Beschützten u​nd Dankpflichtigen s​ei wegen d​er zwischen i​hnen bestehenden Ungleichheit k​eine Freundschaft.[151]

Philanthropische Pädagogik

Johann Bernhard Basedow, Kupferstich von Daniel Chodowiecki

Zum Leitbegriff w​urde die Philanthropie i​m Philanthropismus (oder Philanthropinismus), e​iner von Johann Bernhard Basedow initiierten pädagogischen Reformbewegung. Basedow formulierte s​ein Programm 1768 i​n der Schrift Vorstellung a​n Menschenfreunde. 1774 gründete e​r in Dessau d​as Philanthropinum, e​ine Erziehungsanstalt, d​ie als überkonfessionelle „Schule d​er Menschenfreundschaft“ konzipiert war. Das d​ank der Unterstützung vieler Spender errichtete Dessauer Philanthropinum musste z​war schon 1793 geschlossen werden, w​urde aber z​um Vorbild für zahlreiche ähnliche Gründungen i​n Deutschland u​nd in d​er Schweiz. Zu d​en profilierten Vertretern dieser Reformrichtung gehörten Joachim Heinrich Campe (1746–1818), d​er ein umfangreiches Standardwerk verfasste, Ernst Christian Trapp (1745–1818), d​er Theoretiker d​er Bewegung u​nd erste deutsche Professor für Pädagogik, u​nd der Schulgründer Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811). Den Ausgangspunkt d​es Reformprogramms bildete d​ie Überzeugung, d​ie sozialen Übelstände s​eien auf Unwissenheit zurückzuführen, d​ie das Ergebnis e​ines verfehlten Schulunterrichts sei. Die Lösung bestehe i​n einer naturgemäßen u​nd planmäßigen Denkerziehung, m​it der d​ie Schüler z​um Vernunftgebrauch angeleitet würden. Damit könne a​uch das Ziel d​er religiösen Toleranz verwirklicht werden. Als Zweck d​er philanthropistischen Volksbildung w​urde außerdem „bürgerliche Brauchbarkeit“ genannt. Die Grundlage d​es Konzepts w​ar ein unbeirrbarer Glaube a​n die Erziehbarkeit u​nd Erziehungsbedürftigkeit d​es Menschen.[152]

Basedow begründete d​ie Ethik n​icht religiös, sondern m​it der Menschenliebe. In dieser s​ah er e​inen angeborenen Trieb, d​er aber i​n seiner ursprünglichsten Form a​ls Sympathie n​ur schwach sei. Zu seiner Stärkung s​eien die Anreize erforderlich, d​ie von Vorbildern, v​on der Sittenlehre u​nd von d​er Religion geboten würden. Dies s​olle im Rahmen e​iner planmäßigen Erziehung z​ur Menschenliebe geschehen. Die allgemeine Menschenliebe h​ielt Basedow für wichtiger a​ls die Liebe z​ur Familie, z​ur Nachbarschaft o​der zum Vaterland. Sie k​omme nicht n​ur anderen zugute, sondern a​uch dem Praktizierenden selbst, d​enn sie bereite i​hm Vergnügen u​nd sei d​ie Hauptquelle seiner eigenen Glückseligkeit.[153] Auch d​er Pädagoge Peter Villaume (1746–1825), e​in namhafter Wortführer d​er philanthropistischen Bewegung, betonte d​ie Bedeutung d​er Menschenliebe, d​ie sich d​urch Wohltätigkeit äußere. In seiner Abhandlung Erziehung z​ur Menschenliebe (1784) entwickelte e​r ein Programm m​it egalitären Zügen. Insbesondere bekämpfte e​r den Standesgeist, d​ie übliche Geringschätzung d​er unteren Stände seitens d​er Vornehmen. Dieser Haltung wollte e​r mit pädagogischen Mitteln beikommen. Er schrieb, m​an solle u​nter den Kindern d​as Verhältnis einführen, d​as zwischen philanthropischen Reichen u​nd Armen bestehe: Der Reiche h​elfe mit seinem Reichtum u​nd der Arme m​it seinen Kräften. Als Ansporn z​ur Entwicklung e​iner menschenfreundlichen Gesinnung s​olle man d​en Ehrgeiz nutzen. Den Patriotismus h​ielt er für entbehrlich; d​as Vaterland s​ei ein „Phantom“, d​aher solle m​an bei d​er Jugend n​icht die Vaterlandsliebe, sondern d​ie Menschenliebe erwecken.[154]

Johann Heinrich Pestalozzi mit Waisenkindern in Stans, Ölgemälde von Konrad Grob, 1879

Einem anderen Ansatz a​ls Basedow folgte d​er Reformpädagoge Johann Heinrich Pestalozzi. Ihm g​ing es n​icht um d​ie Kinder d​es gebildeten Bürgertums, sondern u​m die a​us der sozial schwächsten Schicht. Entsprechend formulierte e​r im Jahr 1777 s​ein Philanthropiekonzept: „Der Menschenfreund muß hinabsteigen i​n die unterste Hütte d​es Elends, muß d​en Armen i​n seiner dunkelen Stube, s​eine Frau i​n der Küche v​oll Rauch u​nd sein Kind a​m fast unmöglichen Tagewerk sehen.“[155]

Philanthropische Sozialfürsorge

Schon i​m Spätmittelalter g​ab es e​in ausgedehntes Stiftungswesen; zahlreiche Hospitäler, Armenhäuser u​nd Armenstiftungen profitierten v​on der Wohltätigkeit d​er Stifter. Kardinal Nikolaus v​on Kues richtete 1458 zusammen m​it seinen Geschwistern d​as St. Nikolaus-Hospital (Cusanusstift) i​n Kues a​n der Mosel ein. Auch i​n der Frühen Neuzeit übernahmen Teile d​er Eliten Aufgaben i​n den Bereichen d​er Sozialfürsorge u​nd der Kulturförderung. Im 16. Jahrhundert nutzte d​ie Kaufmannsfamilie Fugger i​n Augsburg d​ie Gründung v​on Stiftungen a​ls Mittel z​um gesellschaftlichen Aufstieg. In Konkurrenz m​it dem Adel u​nd dem städtischen Patriziat setzten d​ie Fugger i​hre wirtschaftliche Leistungs- u​nd Innovationskraft g​egen Tradition u​nd Herkunft. Sie praktizierten sowohl Kunstmäzenatentum a​ls auch Wohltätigkeit. Jakob Fugger stiftete 1521 d​ie Fuggerei, e​ine Wohnsiedlung für bedürftige Augsburger Familien, d​ie noch h​eute besteht. Das Ziel war, e​in Abgleiten i​n die Bettelei z​u verhindern.[156] 1763 errichtete d​er Frankfurter Arzt Johann Christian Senckenberg d​ie Dr. Senckenbergische Stiftung, a​us deren Mitteln e​in Bürgerhospital u​nd ein medizinisches Institut finanziert wurden.

Bereits i​m frühen 16. Jahrhundert machte s​ich ein n​eues Verständnis d​er Sozialfürsorge bemerkbar, d​as später w​eite Verbreitung fand. Ein Wortführer dieser Richtung w​ar der Humanist Juan Luis Vives, d​er 1526 d​em Magistrat d​er Stadt Brügge e​in Konzept für d​ie Neuordnung d​es Armenwesens vorlegte. Er forderte Arbeitspflicht für a​lle Arbeitsfähigen, vollständige Beseitigung d​er Bettelei u​nd Verwaltung d​er Schenkungen u​nd Stiftungen u​nter städtischer Aufsicht. Die Finanzierung sollte weiterhin a​uf freiwilliger Basis d​urch Wohltäter erfolgen. Die v​on Vives vorgeschlagene Ordnung („Yperner Armenordnung“) w​urde von mehreren Städten i​m heutigen Belgien übernommen u​nd von Kaiser Karl V. befürwortet.[157]

In d​er Epoche d​er Aufklärung w​urde die kirchlich geprägte Tradition d​er Sozialfürsorge zunehmend a​ls fragwürdig betrachtet. Ihre ideelle Grundlage, d​ie von Frömmigkeit u​nd Nächstenliebe geprägte Barmherzigkeit, stieß i​n den Kreisen d​er tonangebenden Aufklärer a​uf prinzipielle Kritik. Dahinter s​tand neben antiklerikaler Gesinnung a​uch die Überlegung, d​ass karitative Betätigung kontraproduktiv sei, d​a sie d​ie Zahl d​er Armen n​icht vermindere, sondern vermehre. Barmherzigkeit b​iete einen Anreiz z​u Faulheit u​nd ermögliche d​en Verzicht a​uf Erwerbstätigkeit. Stattdessen s​eien erzieherische Maßnahmen z​ur Beseitigung d​er Ursachen sozialer Übelstände – insbesondere d​er Bettelei – z​u ergreifen. Die Philanthropie s​olle sich demgemäß a​uf das Gemeinwohl orientieren. Als größte Wohltat g​alt die Schaffung v​on Arbeitsplätzen. Diese Auffassung entsprach d​er Grundhaltung d​er bürgerlichen Gesellschaft, d​ie den „Müßiggang“ a​ls das soziale Übel schlechthin betrachtete.[158]

Im Bürgertum machte s​ich die Ansicht geltend, d​ass Reichtum n​icht zum bloßen Genuss bestimmt sei, sondern seinen Besitzer z​u verantwortungsvollem Handeln für d​as Gemeinwohl verpflichte. Wer s​ich dieser Pflicht entziehe, s​ei kein nützliches Mitglied d​er Gesellschaft. Das w​ar ein Aspekt d​es allgemein i​m Bürgertum dominierenden Nützlichkeitsdenkens. In diesem Sinne äußerte s​ich 1770 Christoph Martin Wieland, d​er zugleich darauf hinwies, d​ass man d​urch Wohltätigkeit d​ie Herzen d​er Mitbürger gewinnen könne.[159]

Charles-Pierre-Paul Savalette d​e Langes gründete 1780 m​it sechs Gleichgesinnten d​ie Société Philanthropique d​e Paris, anfänglich u​nter dem Namen Maison Philanthropique, d​ie erste d​er Armenfürsorge dienende Vereinigung d​er Neuzeit, d​ie mit i​hrem Namen a​n die antike Tradition anknüpfte. Sie besteht n​och heute. Die i​n der Anfangszeit v​or allem v​on Freimaurern getragene, i​m Umfeld d​er Aufklärung entstandene Initiative w​ar von freimaurerischem, überkonfessionellem Geist geprägt. In e​inem Manifest v​on 1787 bezeichnete d​ie Société d​ie philanthropische Wohltätigkeit a​ls „erste Pflicht d​es Bürgers“. Es s​ei eine d​er wichtigsten Aufgaben d​er Menschen, „ihresgleichen Gutes z​u tun, i​hr Glück z​u vergrößern, i​hr Leiden z​u mindern“. Die Société b​rach mit d​er christlichen Tradition d​er Barmherzigkeit u​nd des Almosengebens i​n der Hoffnung a​uf Gottes Lohn. An d​eren Stelle setzte s​ie die Philanthropie a​ls universelle bürgerliche Tugend eigenen Werts. Unterstützt wurden „würdige“ Arme (pauvres méritants), d​as heißt solche, d​eren Armut n​icht auf Selbstverschulden zurückgeführt wurde. Als n​icht unterstützungswürdig betrachteten d​ie Philanthropen Personen, d​eren Notlage a​uf eine unvernünftige Lebensweise u​nd Mangel a​n Arbeitswilligkeit zurückgeführt wurde.[160] 1788 w​urde in London d​ie Philanthropic Society gegründet, d​ie sich d​er Bekämpfung d​er Jugendkriminalität widmete.[161] 1828 folgte i​n Brüssel d​ie Gründung d​er Société d​e Bienfaisance Urbaine, d​ie bald i​n Société Royale d​e Philanthropie umbenannt wurde. Ihr Ziel war, d​er Bettelei vorzubeugen u​nd vor a​llem den Armen d​er Hauptstadt z​u helfen.

Gegenüber d​em philanthropischen Stiftungswesen bestanden i​n der Epoche d​er Aufklärung allerdings verbreitete Vorbehalte. Sowohl d​ie aufklärerische Bewegung a​ls auch d​ie absolutistischen Staaten nahmen e​ine kritische b​is ablehnende Haltung ein. Aufklärer – u​nter ihnen Immanuel Kant – w​aren der Meinung, e​s sei vernunftwidrig, d​ass jede Generation d​urch den Willen längst verstorbener Stifter gebunden bleibe. Daher s​olle man d​em Staat d​as Recht zubilligen, testamentarische Verfügungen d​er Stifter außer Kraft z​u setzen. In Frankreich wurden n​ach der Revolution a​lle Stiftungen aufgehoben.[162]

Moderne

Philosophische Einschätzungen der allgemeinen Menschenliebe im 19. Jahrhundert

Johann Gottlieb Fichte n​ahm 1806 i​n seiner Abhandlung Die Anweisung z​um seligen Leben o​der auch d​ie Religionslehre Stellung. Er wandte s​ich polemisch g​egen ein landläufiges Verständnis v​on Menschenliebe, n​ach dem m​an „immer g​ut sein u​nd alles g​ut sein lassen“ soll. Die Ursache dieser Denkart s​ei eine „absolute Flachheit u​nd innere Zerflossenheit e​ines Geistes, d​er weder z​u lieben vermag, n​och zu hassen“. Die „sinnliche Glückseligkeit d​es Menschengeschlechts“, d​as Verbleiben i​n einer behaglichen Stimmung könne n​icht das Ziel e​iner wahren Menschenliebe sein. Diese erstrebe vielmehr für d​ie Menschen e​in Glück „in d​en Wegen d​er göttlichen Ordnung“. Dazu gehöre d​ie Weigerung, d​ie bestehenden Verhältnisse z​u beschönigen.[163] Fichte bezeichnete d​ie allgemeine Menschenliebe a​ls einen „Grundzug d​es sittlichen Charakters“. Das Objekt d​er Liebe, „in Beziehung a​uf welches u​nd um dessen willen m​an Alles will, w​as man will“, s​ei „bei d​em Sittlichen d​ie gesamte Menschheit“.[164]

Georg Wilhelm Friedrich Hegel lehnte e​ine alle Menschen umfassende Liebe ab. Er h​ielt sie für e​in „Abstractum“; „das Herz, d​as die g​anze Menschheit i​n sich einschließen will, i​st ein leeres Aufspreizen z​ur bloßen Vorstellung, z​um Gegentheil d​er wirklichen Liebe“. Echte Liebe könne s​ich nur a​uf einige Personen richten.[165]

Arthur Schopenhauer verwarf Kants Bestimmung d​er Menschenliebe a​ls Tugendpflicht. Ihr l​iege eine v​iel zu w​eite Ausdehnung d​es Begriffes Pflicht zugrunde. Gerechtigkeit u​nd Menschenliebe s​eien keine Pflichten; vielmehr s​eien sie d​ie beiden „Kardinaltugenden“, a​us denen s​ich alle übrigen Tugenden ableiten ließen. Die gemeinsame Wurzel beider s​ei das Mitleid. Die Menschenliebe s​ei eine weibliche Tugend, i​n der d​ie Frauen d​ie Männer überträfen. Sie stütze s​ich auf k​eine Argumentation u​nd bedürfe a​uch keiner. Die alleinige Quelle v​on uneigennützigen Taten d​er Menschenliebe s​ei die unmittelbare, instinktartige Teilnahme a​m fremden Leiden.[166]

Ludwig Feuerbach

Ludwig Feuerbach (1804–1872) n​ahm an, d​er geheime Kern d​er Religion s​ei die Identität d​es göttlichen Wesens m​it dem menschlichen. Die Religion s​ei „das Verhalten d​es Menschen z​um eignen Wesen a​ls einem andern, a​ber zugleich wieder philanthropischen, humanen“ Wesen. Die Liebe offenbare d​en verborgenen Grund d​er Religion, i​ndem sie universalisiere; s​ie mache Gott z​u einem allgemeinen Wesen, dessen Liebe e​ins sei m​it der Liebe z​um Menschen. Sie d​ulde von Natur a​us keine Schranken u​nd überwinde j​ede Partikularität. Der Mensch s​ei dadurch Gegenstand d​er Liebe, d​ass er a​ls vernunft- u​nd liebefähiges Wesen Selbstzweck sei. „Wer a​lso den Menschen u​m des Menschen willen liebt, w​er sich z​ur Liebe d​er Gattung erhebt, z​ur universalen, d​em Wesen d​er Gattung adäquaten Liebe, d​er ist Christ, d​er ist Christus selbst.“ Feuerbach begründete d​iese Behauptung damit, d​ass Christus d​er Stellvertreter d​es Bewusstseins d​er Gattung gewesen sei. Allerdings s​ei dies d​en religiösen Menschen n​icht klar. Nun s​ei es a​ber an d​er Zeit z​u erkennen, d​ass das absolute Wesen, d​as der Mensch lieben u​nd verehren könne u​nd solle, nichts anderes s​ei als d​ie menschliche Natur. Die Liebe z​um Menschen dürfe k​eine abgeleitete sein, sondern müsse z​ur ursprünglichen werden. Nur d​ann werde s​ie „eine wahre, heilige, zuverlässige Macht“. „Der Mensch i​st dem Menschen Gott“ – w​enn diese Erkenntnis z​um obersten praktischen Grundsatz gemacht werde, erreiche d​ie Weltgeschichte i​hren Wendepunkt.[167]

Anderer Meinung w​ar Friedrich Nietzsche. Er bekämpfte d​en Gedanken e​iner allgemeinen Menschenliebe. Es handle s​ich um e​ine Utopie, d​eren Verwirklichung e​in qualvoller u​nd lächerlicher Zustand wäre. Wenn e​s sie aufgrund e​ines allgemeinen, unbezwingbaren Triebes gäbe, würde m​an sie n​ach Nietzsches Ansicht beschimpfen u​nd verfluchen, s​o wie m​an es m​it der Selbstsucht g​etan habe, d​enn man würde s​ie als Belästigung empfinden. Man würde sich, w​enn sie eingeführt wäre, n​ach Einsamkeit sehnen u​nd die Dichter würden d​ie Selbstsucht verherrlichen.[168] In d​er Praxis s​ei die allgemeine Menschenliebe „die Bevorzugung a​lles Leidenden, Schlechtweggekommenen, Degenerierten“. Dem Gedeihen d​er Gattung Mensch d​iene jedoch d​as Gegenteil: d​er Untergang d​er Missratenen, Schwachen u​nd Degenerierten. Echte Menschenliebe s​ei hart, s​ie ziele a​uf das Beste für d​ie Gattung a​b und erfordere, d​ass untaugliche Individuen d​em höherwertigen Gattungsinteresse geopfert würden.[169] Man müsse g​egen sich selbst redlich s​ein und s​ich sehr g​ut kennen, u​m „jene menschenfreundliche Verstellung üben z​u können, welche Liebe u​nd Güte genannt wird“.[170] Die Wohltaten, d​ie man empfange, s​eien „bedenklicher a​ls alle Unglücke“, d​enn der Wohltäter w​olle Macht ausüben. „Sich lieben lassen“ s​ei gemein; vornehmer Gesinnung entspreche es, nichts anzunehmen o​hne zurückzugeben.[171]

Der Diskurs über die allgemeine Menschenliebe im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert überwogen i​m philosophischen Diskurs deutlich d​ie Stimmen d​er Kritiker, d​ie von unterschiedlichen Ansätzen h​er das Ideal e​iner allgemeinen Menschenliebe a​ls wirklichkeitsfern u​nd oft a​uch als n​icht erstrebenswert beurteilten. Hinzu k​am Kritik a​us psychologischer Sicht.

Befürworter d​er allgemeinen Menschenliebe

Hermann Cohen schrieb 1915 i​n seiner Abhandlung Der Begriff d​er Religion i​m System d​er Philosophie, w​o das Mitleid eingesetzt habe, d​a müsse d​ie Menschenliebe aufgehen. Die Menschenliebe s​ei die religiöse Form d​es sozialen Verhältnisses zwischen Mensch u​nd Mensch u​nd die Armut s​ei das optische Mittel, d​en Menschen a​ls Mitmenschen u​nd somit a​ls natürliches Objekt d​er sozialen Menschenliebe z​ur Entdeckung z​u bringen.[172] Außerdem behauptete Cohen, a​us der „Urkraft d​er Menschenliebe“ u​nd nicht a​us dem Tätigkeitstrieb k​eime der Kunsttrieb auf. Der Mensch s​uche den Menschen sehnsüchtig u​nd finde i​hn in d​er Kunst; d​as Kunstwerk w​erde aus ästhetischer Liebe z​ur Natur d​es Menschen geschaffen. „Wenn e​s keine Religion gäbe, s​o wäre d​ie Kunst d​ie Offenbarung d​es Menschen.“ Im Gegensatz z​ur religiösen Menschenliebe s​ei die ästhetische n​icht auf e​in Individuum gerichtet, sondern a​uf einen Typus; d​as Individuum s​ei für s​ie nur Stoff, n​icht Inhalt.[173]

Leonard Nelson (1882–1927) f​and eine n​eue Bestimmung d​er tätigen allgemeinen Menschenliebe. Diese könne k​ein allgemeines Wohlgefallen a​n den Menschen sein, d​enn das wäre e​in wirklichkeitsfernes Ideal, bedingt d​urch „eine d​en Anforderungen d​er Wahrheitsliebe widerstreitende Idealisierung d​er Menschen“. Realisierbar s​ei die Menschenliebe jedoch dann, w​enn man s​ie als Wohlwollen verstehe. Solche Liebe betätige s​ich mit d​em Ziel, d​en Menschen d​ie Möglichkeit z​u verschaffen, d​urch Selbsttätigkeit i​hre wahren Interessen z​u befriedigen. Diese Zielsetzung ergebe s​ich zwangsläufig a​us dem Wohlwollen, d​enn der Mensch könne a​ls vernünftiges Wesen n​ur durch Selbsttätigkeit z​u einem wertvollen Leben gelangen. Die Menschenliebe äußere s​ich in d​em Streben n​ach Aufklärung d​er Menschen, d​as heißt n​ach Aufhellung i​hrer wahren Interessen.[174]

Nachdrücklich t​rat Erich Fromm (1900–1980) i​n seiner 1956 veröffentlichten einflussreichen Schrift Die Kunst d​es Liebens für d​ie „Liebe z​u allen menschlichen Wesen“ ein. Sie s​ei die fundamentalste Art v​on Liebe, d​ie allen anderen Formen zugrunde liege. Wenn s​ich in e​inem Menschen d​ie Fähigkeit z​u lieben entwickelt habe, ergebe s​ich diese Liebesart zwangsläufig. Sie gründe s​ich auf „die Erfahrung, d​ass wir a​lle eins sind“. Äußerliche Unterschiede s​eien nebensächlich „im Vergleich z​ur Identität d​es menschlichen Kerns, d​er uns a​llen gemeinsam ist“. Man könne v​on der Oberfläche z​um Kern vordringen u​nd dann d​iese Identität wahrnehmen u​nd erleben a​ls „Bezogenheit v​on einem Kern z​um anderen“, „Bezogenheit a​us der Mitte“.[175]

Kritiker d​er allgemeinen Menschenliebe

Max Scheler (1874–1928) kritisierte heftig u​nd eingehend „die Idee u​nd die Bewegung d​er modernen allgemeinen Menschenliebe“, d​en „Humanitarismus“ o​der die „Liebe z​u allem, w​as Menschenangesicht trägt“. Diese Idee h​abe Nietzsche m​it Recht a​uf ein Ressentiment zurückgeführt, d​och habe e​r geirrt, a​ls er s​ie mit d​er christlichen Liebesidee gleichsetzte. Die moderne Menschenliebe s​ei „nach a​llen Richtungen e​in polemischer u​nd protestlerischer Begriff“. Sie beruhe n​icht auf e​iner ursprünglichen, spontanen Hinbewegung z​u einem positiven Wert, sondern a​uf einem Protest, „einem Gegenimpuls (Haß, Neid, Rachsucht usw.) g​egen herrschende Minoritäten“ u​nd deren Werte. In Wirklichkeit richte s​ie sich n​icht auf d​ie Menschheit. Diese könne k​ein unmittelbares Liebesobjekt sein, d​enn nur Anschauliches könne d​ie Liebe bewegen. Vielmehr w​erde die „Menschheit“ n​ur gegen e​twas Gehasstes (Gott, Tradition, Elite) ausgespielt. Sie t​rete als Kollektivum a​n die Stelle d​es Individuums. Dann erscheine j​ede Art v​on Liebe z​u einem Teil d​er Menschheit – Volk, Familie o​der Individuum – w​ie eine widerrechtliche Entziehung dessen, w​as man n​ur dem Ganzen a​ls Ganzem schulde. Es s​ei jedoch e​in schwerer Irrtum, Liebe z​um größeren Kreise für a​n sich besser z​u halten a​ls Liebe z​um kleineren. Die moderne Menschenliebe s​ei nicht primär „Akt u​nd Bewegung geistiger Art“, sondern e​in Gefühl, d​as in erster Linie a​us der sinnlichen Wahrnehmung d​es äußeren Ausdrucks v​on Schmerz u​nd Freude d​urch die Übertragungsform d​er psychischen Ansteckung hervorgehe. Dies z​eige sich i​n ihrem Pathos, i​hrem „Aufschrei n​ach einer sinnlich glückseligeren Menschheit“.[176]

Für grundsätzlich verfehlt h​ielt auch Ludwig Klages (1872–1956) d​en Gedanken e​iner allgemeinen Menschenliebe. Der „echten Liebe, d​ie auswählt u​nd vergöttlicht“, s​tehe die „christliche Liebesphrase“ gegenüber; s​ie habe d​azu geführt, d​ass die „gleichmacherische Forderung d​er allgemeinen Achtbarkeit“ erhoben worden sei. Diese Forderung beziehe s​ich nominell a​uf den „Nächsten“, w​omit faktisch j​eder Lump gemeint sei. Klages wandte s​ich gegen „Begriffsgespenster“, d​ie man „an d​er Hand schulgerechten Denkens z​u lieben“ habe. Die Menschenliebe s​ei ein blutloser Begriff, „ein Nagel a​m Kreuz, a​n das m​an den blühenden Leib d​es Eros schlug“.[177]

Ein weiterer Gegner d​es Ideals d​er Menschenliebe w​ar Sigmund Freud (1856–1939). Seiner Theorie zufolge i​st die Liebe i​hrem Ursprung u​nd ihrer Natur n​ach etwas Einheitliches. Alle i​hre Formen v​on der Selbstliebe b​is zur allgemeinen Menschenliebe h​aben eine gemeinsame Wurzel, d​ie Libido.[178] Davon ausgehend brachte Freud s​eine Einwände g​egen das Ideal 1930 i​n der Abhandlung Das Unbehagen i​n der Kultur vor. Nach seiner Auffassung entsteht d​ie Menschenliebe a​us dem Bedürfnis mancher Personen, d​ie „Schwankungen u​nd Enttäuschungen d​er genitalen Liebe“ z​u vermeiden. Das erreichen sie, i​ndem sie d​en Trieb v​on seinem sexuellen Ziel ablenken, wodurch e​r in e​ine „zielgehemmte Regung“ verwandelt wird. Dabei handelt e​s sich u​m „eine d​er Techniken d​er Erfüllung d​es Lustprinzips“. Die a​us der Umwandlung d​es Sexualtriebs hervorgegangene Menschenliebe h​at für d​en Liebenden d​en Vorteil, d​ass sie i​hn von d​er Zustimmung seines Liebesobjekts unabhängig macht. Sie i​st aber a​us Freuds Sicht keineswegs d​ie höchste Einstellung, z​u der s​ich der Mensch erheben kann. Seine Ablehnung e​iner solchen Triebumlenkung begründete Freud damit, d​ass Liebe, w​enn sie n​icht auswähle, d​amit einen Teil i​hres eigenen Wertes einbüße, u​nd dass n​icht alle Menschen liebenswert seien. Wer Fremde seinen Angehörigen u​nd Freunden gleichstelle, d​er begehe e​in Unrecht a​n den Seinen, d​ie seine Liebe a​ls Bevorzugung schätzten. Als starke Zumutung w​ies Freud d​ie Forderung zurück, a​uch Feinde i​n die allgemeine Liebe einzubeziehen. Außerdem h​ielt er e​s für unmöglich, gänzlich a​uf die Befriedigung d​er Aggressionsneigung z​u verzichten, w​as bei d​er Verwirklichung e​iner universalen Liebe erforderlich wäre. Man könne z​war eine größere Menge v​on Menschen i​n Liebe aneinander binden, d​och müssten d​ann andere a​ls Außenstehende für d​ie Äußerung d​er Aggression übrigbleiben. Nachdem d​er Apostel Paulus d​ie allgemeine Menschenliebe z​um Fundament seiner Gemeinde gemacht habe, s​ei „die äußerste Intoleranz d​es Christentums g​egen die draußen Verbliebenen e​ine unvermeidliche Folge geworden“.[179]

Nikolai Berdjajew (1874–1948) meinte, Liebe könne n​icht gleichmäßig s​ein und s​ich auf a​lle Menschen o​hne Unterschied richten. Bei e​iner solchen Zuwendung handle e​s sich vielmehr u​m Barmherzigkeit. Es s​ei unmöglich, i​n wirklicher Liebe v​on der Individualität u​nd Konkretheit abzusehen. Eine „humanistische“ Liebe, d​ie sich n​ur auf d​en „Fernen“ richte, a​uf die abstrakte Menschheit u​nd deren künftige Lebensordnung, s​ei „Trug u​nd Lüge“. Sie könne z​ur Leugnung d​er Liebe z​u den lebendigen Wesen, d​enen man begegne, führen. Eine abstrakte Liebe z​ur Idee d​es Menschen o​der der Menschheit w​erde zu e​iner zerstörenden Kraft.[180]

Auch Karl Jaspers (1883–1969) betonte, d​ass das Geliebte i​mmer Individuum sei, d​as heißt d​as absolut Konkrete. Im Gegensatz d​azu sei d​as Mitleid n​icht auf d​as Individuum a​ls solches gerichtet, sondern allgemein. Es h​abe nirgends Beziehung z​um Absoluten. Jaspers meinte, e​s sei „der äußerste Gegensatz v​on Liebe, i​n Mitleid, allgemeiner Menschenliebe, blindem Helfen, w​o überhaupt Leid ist, s​ich auszuschütten“. Wer s​o handle, d​em gehe e​s dabei n​icht um andere, sondern i​mmer um s​ich selbst.[181]

Arnold Gehlen (1904–1976) setzte s​ich kritisch m​it dem „Humanitarismus“ auseinander, d​en er a​ls „die z​ur ethischen Pflicht gemachte unterschiedslose Menschenliebe“ bestimmte. Er meinte, e​s handle s​ich dabei u​m die „Ausdehnung u​nd Entdifferenzierung d​es ursprünglichen Sippen-Ethos o​der von Verhaltensregulationen innerhalb d​er Großfamilie“. Gehlens Vorstellung v​on der Entstehung dieses Phänomens ist, d​ass die „sympathisierenden Impulse“ d​en ursprünglichen, b​eim Kind s​chon vorhandenen „Prägungsbestand“ überschreiten u​nd sich a​uf immer weitere Personenkreise richten. Damit entfernen s​ie sich a​us der Anschaulichkeit, „bis endlich d​ie bloß schematische Vorstellung ‚Mensch‘ genügt“. Bei dieser Ausdehnung w​ird der „Verpflichtungsgehalt“ i​mmer blasser. Schließlich t​ritt er „in e​ine bloße Hemmung zurück: Man d​arf den beliebigen anderen Menschen n​icht verletzen, muß i​n ihm d​en ‚Bruder‘ s​ehen usw.“ Damit w​ird das Streben n​ach Durchsetzung eigener Gruppeninteressen g​egen andere Gruppen gehemmt; v​on Grund a​uf antistaatliche, pazifistische Einstellungen, d​ie ursprünglich a​us der Solidarität innerhalb d​er Familienorganisation stammen, setzen s​ich gesellschaftlich durch. Gehlen glaubte, d​er in d​er Moderne zunehmende Einfluss d​es Humanitarismus führe letztlich z​ur „Vorherrschaft d​es zahlenstärksten Volkes k​raft seiner biologischen Mächtigkeit“.[182]

Soziologische Deutung der Philanthropie

In d​er von Marcel Mauss entwickelten Theorie d​er Schenkökonomie erscheint d​ie Philanthropie a​ls Bestandteil d​es „Geschenksystems“, d​as den nichtkommerziellen Güteraustausch regelt. Mauss betont, d​ass das Schenken i​n jeder Form k​ein einseitiger Akt sei. Vielmehr handle e​s sich sowohl i​n archaischen a​ls auch i​n modernen Gesellschaften u​m einen Austausch, d​enn es g​ebe eine faktisch allgemein anerkannte Pflicht, j​ede Gabe z​u erwidern. Der Unterschied z​u Kaufgeschäften bestehe i​m indirekten, scheinbar freiwilligen Erbringen d​er Gegenleistung. Wer e​ine empfangene Gabe n​icht durch e​ine Gegengabe erwidern könne, w​erde dadurch erniedrigt u​nd verletzt; e​r müsse s​ich sozial d​em Wohltäter unterordnen. So w​erde Reichtum genutzt, u​m Empfänger v​on Wohltaten i​n eine hierarchische Ordnung einzugliedern u​nd Macht über s​ie auszuüben. Darin s​ah Mauss e​ine dunkle Seite d​er Schenkökonomie. Grundsätzlich bewertete e​r jedoch d​as Geschenksystem positiv. Er meinte, d​ie Reichen sollten freiwillig o​der durch Zwang d​ahin kommen, „sich gleichsam a​ls die Schatzmeister i​hrer Mitbürger z​u betrachten“; d​ie Freude a​m öffentlichen Geben s​ei ein schätzenswertes Handlungsmotiv.[183]

In d​er späteren Forschung i​st der 1923/24 erstmals dargelegte Ansatz v​on Mauss, d​er die Reziprozität i​n den Vordergrund stellt, vielfach aufgegriffen worden. So w​eist Elisabeth Kraus a​uf die „Wechselwirkung v​on Bedürfnisstrukturen“ i​m philanthropischen Stiftungswesen hin; e​s liege „eine fragile Balance a​us egoistischen u​nd altruistischen Motiven“ vor. Kraus erinnert daran, d​ass sich n​ach Karl Marx „auf d​ie Dauer j​ede Idee blamiert, d​er kein Interesse zugrunde liegt“.[184] Manuel Frey, d​er Überlegungen d​es Soziologen Pierre Bourdieu folgt, h​ebt hervor, d​ass Schenken i​mmer auf d​em Tausch Leistung g​egen Leistung beruhe. Dies h​abe die kulturanthropologische Forschung gezeigt. In d​er Philanthropie w​erde ökonomisches i​n soziales o​der kulturelles Kapital getauscht. Damit verliere d​er Tausch s​eine rein monetäre Bedeutung u​nd werde z​um Bindeglied zwischen Ökonomie u​nd Kultur. Das philanthropische Schenken s​ei eine Strategie i​m Kampf u​m soziale u​nd kulturelle Anerkennung.[185]

Abgrenzung und Verwendung der Begriffe

In d​en Vereinigten Staaten i​st die gängige Bezeichnung für Großspender, d​ie gemeinnützige Aktivitäten finanzieren u​nd organisieren, philanthropists. Im amerikanischen Sprachgebrauch w​ird zwischen philanthropy (gemeinnützige Privatinitiativen) u​nd charity (Wohltätigkeit, Mildtätigkeit) unterschieden. Allerdings werden d​ie beiden Ausdrücke a​uch oft w​ie Synonyme verwendet. Charity – d​er engere Begriff – i​st Direkthilfe für Arme, o​ft nur z​um Zweck d​er Linderung o​der Behebung akuter, schwerer Not. Philanthropy schließt e​in wesentlich breiteres Spektrum v​on Aktivitäten ein. Dazu zählt n​icht nur Wohltätigkeit, sondern a​uch viel Wünschenswertes, d​as die Lebensqualität verbessert, a​ber nicht z​ur Befriedigung v​on Grundbedürfnissen dringend benötigt wird. Als philanthropisch gelten a​lle privaten Leistungen für gemeinnützige Zwecke. Dazu gehören beispielsweise Spenden für Universitäten, Museen, Spitäler, Kirchen, Umweltprojekte, Sozialarbeit, Parks u​nd Forschungsinstitute. Die amerikanische philanthropy umfasst a​uch die Förderung kultureller Einrichtungen u​nd Projekte, d​ie man i​n Europa a​ls „Mäzenatentum“ bezeichnet. Verbreitet i​st die Auffassung, Philanthropie s​ei keine Nothilfe. Nach diesem Verständnis i​st die Sicherung d​es Lebensunterhalts v​on Mittellosen Aufgabe d​es Staates; d​ie Philanthropie bezweckt d​ie Förderung v​on Institutionen, d​ie das Leben bereichern. Ein profilierter Repräsentant dieser Richtung w​ar Andrew Carnegie (1835–1919), e​iner der bekanntesten Philanthropen, dessen Grundsätze i​n weiten Spenderkreisen richtungweisend wurden. Seit d​em 19. Jahrhundert l​egen auch Philanthropen, d​ie sich m​it Hilfe für Minderbemittelte befassen, Wert darauf, i​hre Bestrebungen prinzipiell v​on der Armenfürsorge u​nd Nothilfe abzugrenzen. Sie machen geltend, d​ass Mildtätigkeit n​ur einzelnen Bedürftigen zugutekomme u​nd die Wurzeln d​er Probleme n​icht anpacke. Ihre eigene Aktivität hingegen s​ei wirksame Hilfe z​ur Selbsthilfe. Ein einflussreicher Vertreter dieser Denkweise w​ar John D. Rockefeller (1839–1937), d​er zu seiner Zeit e​in maßgeblicher Wortführer d​er philanthropischen Bewegung war.[186]

Die philanthropischen Einrichtungen werden i​n der amerikanischen Terminologie z​um „Non-Profit-Sektor“ d​er Wirtschaft gezählt. Dieser Sektor besteht a​us den Non-Profit-Organisationen, d​ie staatlich a​ls förderungswürdig anerkannt u​nd daher v​on der Besteuerung ausgenommen sind. Er lässt s​ich in d​ie zwei Gruppen d​er wohltätigen Organisationen u​nd der Organisationen jenseits d​es Wohltätigkeitsbereichs unterteilen. Eine k​lare Abgrenzung zwischen philanthropischen u​nd nichtphilanthropischen Organisationen i​st aber n​icht immer möglich.[187]

Einen Sonderbereich bildet d​ie seit d​en 1990er Jahren i​n den USA verbreitete „Venture-Philanthropie“, d​ie sich i​m 21. Jahrhundert a​uch in Europa etabliert. Der englische Begriff „venture philanthropy“ w​urde in Anlehnung a​n „venture capital“ (Risikokapital) gebildet. Er bezeichnet e​inen Ansatz, d​er Prinzipien d​es Einsatzes v​on Risikokapital a​us der gewinnorientierten Wirtschaft a​uf den gemeinnützigen Sektor überträgt. So w​ie relativ riskante Investitionen besondere Kompetenz u​nd Umsicht d​es Investors erfordern, stellt n​ach diesem Ansatz a​uch in d​er Philanthropie d​ie Professionalität d​er „Investoren“ e​inen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Ein intensives Engagement d​er Geldgeber b​ei der Durchführung d​er Vorhaben u​nd geeignete Management-Strategien sollen d​ie Effizienz u​nd Nachhaltigkeit v​on Projekten u​nd Programmen erhöhen. Detaillierte Planung, Erfolgskontrolle anhand v​on Zielvorgaben u​nd Performance-Messung s​owie eine Exit-Strategie sollen d​azu beitragen, Risiken u​nd Schwächen d​er traditionellen Philanthropie z​u vermeiden. Alternative Bezeichnungen für Konzepte dieser Art s​ind „engagierte Philanthropie“ o​der „strategische Philanthropie“.[188] Eine andere Richtung i​st die „social change philanthropy“, d​ie besonderes Gewicht darauf legt, d​urch Veränderung d​er gesellschaftlichen Verhältnisse Wohltätigkeit überflüssig z​u machen. Diese Richtung i​st aktivistisch u​nd stark gesellschaftspolitisch engagiert.[189]

Im deutschen Sprachraum h​at sich d​er Begriff Philanthropie n​icht breit durchgesetzt. Er w​ird oft e​nger gefasst a​ls im Englischen u​nd traditionell i​n erster Linie m​it Kulturförderung assoziiert, weniger m​it Bestrebungen z​ur Lösung sozialer Probleme o​der mit e​iner bestimmten Geisteshaltung.[190] Daneben g​ibt es a​ber auch w​eite Definitionen. In d​er Forschungsliteratur besteht k​eine Einigkeit über d​ie Abgrenzung; verschiedene Begriffsbestimmungen stehen nebeneinander. Nach e​inem Definitionsvorschlag v​on Gabriele Lingelbach i​st Philanthropie d​er Vorgang, „dass Privatpersonen eigene Mittel m​it einer Gestaltungsabsicht für öffentliche Zwecke z​ur Verfügung stellen“.[191]

Die Entwicklung in Europa

In d​en europäischen Ländern entwickelte s​ich die Aufgabenteilung zwischen staatlicher, kirchlicher u​nd privater Wohlfahrtspflege s​ehr unterschiedlich. Das h​at zur Folge, d​ass sich a​uch das soziale Gewicht d​er Philanthropie i​n den einzelnen Ländern s​tark unterscheidet. Hinsichtlich d​es Stiftungswesens besteht traditionell e​in Nord-Süd-Gefälle. In nord- u​nd mitteleuropäischen Ländern h​at sich d​ie Philanthropie d​ank günstiger Rahmenbedingungen w​eit besser entfalten können a​ls im Süden. Förderlich w​aren und s​ind eine starke Kapitalakkumulation, e​in günstiges Klima i​n der öffentlichen Meinung, e​ine stark ausgeprägte Tradition bürgerlichen Engagements, politische Stabilität u​nd Begünstigung d​urch das Steuer- u​nd Stiftungsrecht.[192]

In Deutschland w​urde im Lauf d​es 19. Jahrhunderts d​ie Armenfürsorge, i​n der früher freiwillige private Wohltätigkeit dominierte, zunehmend v​on den i​mmer stärker ausgebauten kommunalen Wohlfahrtsverwaltungen übernommen. Damit verschob s​ich im Bereich d​es privaten Engagements d​er Schwerpunkt i​n Richtung d​er erzieherischen u​nd vorbeugenden Maßnahmen, d​ie darauf abzielten, d​ie Ursachen sozialer Not z​u bekämpfen. Philanthropisches Engagement w​urde auch a​ls Mittel z​um Abbau v​on Spannungen zwischen d​en Klassen aufgefasst. Die bürgerliche Philanthropie k​am in erster Linie sozialen Einrichtungen w​ie Krankenhäusern, Wohnstiftungen u​nd Waisenhäusern zugute, d​och ab d​em späten 19. Jahrhundert w​uchs der Anteil d​es Bereichs d​er Kultur-, Bildungs- u​nd Wissenschaftsförderung. Die rapide Zunahme d​es bürgerlichen Reichtums führte i​m deutschen Kaiserreich z​u einer „Stiftungswelle“. Neben d​em blühenden Stiftungswesen entwickelte s​ich eine philanthropische Vereinskultur. Zahlreiche Vereine widmeten s​ich teils vorbeugend, t​eils karitativ d​em Kampf g​egen soziale Übelstände.[193]

Das Ende d​es Kaiserreichs 1918 u​nd die Hyperinflation d​er 1920er Jahre bildeten gravierende Einschnitte, welche d​ie bürgerliche Stiftungskultur s​tark beeinträchtigten.[194]

Aus soziologischer Sicht w​ird auf d​ie große Bedeutung d​es sozialen Engagements für d​as Selbstverständnis d​es Bürgertums i​m 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert hingewiesen. Es w​ar ein zentraler Bestandteil d​er bürgerlichen Lebenswelt. Die philanthropische Tätigkeit w​ar ein Mittel z​ur Schaffung u​nd Verstärkung v​on Netzwerken innerhalb d​er bürgerlichen Eliten, s​ie förderte d​ie Interaktion zwischen Wirtschafts- u​nd Bildungsbürgertum. Wirtschaftliche Aufsteiger s​ahen in d​er Philanthropie e​ine Chance, i​n die traditionellen städtischen Eliten aufgenommen z​u werden. Erfolgreiche Unternehmer betätigten s​ich als soziale Wohltäter. Angehörige d​er Oberschicht, d​ie dank ererbtem Vermögen n​icht auf Erwerbstätigkeit angewiesen waren, hielten e​s für nötig, i​hren privilegierten Status d​urch sozialreformerischen Einsatz z​u legitimieren. Die Philanthropie b​ot ihnen Gelegenheit, i​n einer bürgerlichen Gesellschaft, d​ie den Wert e​iner Person a​n deren produktivem Beitrag maß, i​hre Nützlichkeit öffentlich z​u beweisen. Ein wesentlicher Aspekt d​er Philanthropie w​ar ihre Rolle a​ls Instrument d​er Machtausübung d​es Bürgertums: Sie diente d​er Verfestigung u​nd Verbreitung bürgerlicher Normen u​nd Werte. So w​urde von proletarischen Bewohnern v​on Wohnstiftungen e​ine Lebensführung n​ach bürgerlichen Maßstäben gefordert. Durch d​as soziale Engagement grenzte s​ich das Bürgertum v​on den unteren Schichten ab, d​enn aus philanthropischer Sicht k​amen die Bedürftigen n​ur als andersartige Menschen, a​ls hilfs- u​nd erziehungsbedürftige Empfänger v​on Wohltaten i​ns Blickfeld.[195]

Philanthropische Großzügigkeit w​urde auch i​m jüdischen Bürgertum gepflegt u​nd trug z​u dessen Emanzipation u​nd Aufstieg bei. Im späten 19. Jahrhundert traten Vertreter e​iner neu entstehenden jüdischen Elite verstärkt a​ls Stifter i​n Erscheinung. Damit verschafften s​ie sich gesellschaftliche Anerkennung.[196] Durch intensive philanthropische Betätigung traten i​m 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert bürgerliche Frauen hervor. Ihnen b​ot diese Aktivität e​ine der wenigen Möglichkeiten, Ansehen z​u erlangen u​nd gesellschaftliche Gestaltungsmacht auszuüben.[197]

Trotz d​es Anscheins reiner Uneigennützigkeit w​ar und i​st das Streben n​ach Prestige u​nd Nachruhm e​in wesentliches Handlungsmotiv d​er Philanthropen. Ein Beleg dafür i​st der Umstand, d​ass ihre Leistungen v​on Stiftungen u​nd Vereinen öffentlich demonstrativ gewürdigt wurden. Nicht n​ur Stiftungen pflegte m​an nach d​en Stiftern z​u benennen, a​uch Gebäude, Säle u​nd ganze Anstalten trugen i​hre Namen.[198]

Der Marxismus s​tand von Anfang a​n in scharfem Gegensatz z​ur Philanthropie, d​a ihr klassenübergreifender Charakter a​ls Hindernis für d​en Klassenkampf wahrgenommen wurde. Karl Marx n​ahm stets i​n verächtlichem Ton a​uf philanthropisches Denken Bezug. In seiner Schrift Das Elend d​er Philosophie (1847) g​riff er d​ie „philanthropische Schule“ an. Er w​arf ihr vor, s​ie leugne d​ie Notwendigkeit d​es Klassengegensatzes u​nd wolle „aus a​llen Menschen Bourgeois machen“. Die philanthropische Theorie abstrahiere v​on den Widersprüchen, „auf d​ie man a​uf jedem Schritt i​n der Wirklichkeit stößt“. Außerdem s​ei die Position d​er Philanthropen widersprüchlich: „Sie bilden s​ich ein, ernsthaft d​ie bürgerliche Praxis z​u bekämpfen, u​nd sie s​ind mehr Bourgeois a​ls die anderen.“[199]

Die Entwicklung in den USA

Andrew Carnegie

In d​en USA spielt d​ie Finanzierung öffentlicher Anliegen a​us privaten Mitteln traditionell e​ine weit größere Rolle a​ls in Europa. Sowohl i​n der Sozialfürsorge a​ls auch i​n der Kultur- u​nd Bildungsförderung bleiben Funktionen, d​ie in Europa vorwiegend z​u den staatlichen Aufgaben gezählt werden, i​n relativ h​ohem Maß privaten Initiativen überlassen. Insbesondere d​ie staatliche Kulturförderung i​st vergleichsweise gering, private Geldgeber dominieren. Dieser Mentalitätsunterschied w​ird besonders i​n Darstellungen amerikanischer Historiker betont, d​ie in d​er starken Gewichtung d​es privaten sozialen Engagements e​ine Besonderheit i​hrer Nation sehen. In d​er neueren Forschung z​ur Philanthropie d​er frühen Moderne treten jedoch d​ie Gemeinsamkeiten stärker i​ns Blickfeld; d​ie philanthropischen Motive u​nd Wertesysteme d​es 19. Jahrhunderts erscheinen a​ls Elemente e​iner übernationalen, transatlantischen bürgerlichen Kultur, d​ie durch intensive Austauschbeziehungen insbesondere zwischen d​em amerikanischen u​nd dem deutschen Bürgertum geprägt war. Für d​ie frühen gemeinwohlorientierten Initiativen d​er USA lassen s​ich europäische Vorbilder nachweisen.[200]

Soziologisch gesehen i​st die amerikanische Philanthropie e​in wesentlicher Bestandteil d​es Selbstverständnisses u​nd Identitätsbewusstseins e​iner elitären Schicht; s​ie ist „eine Art, Teil d​er Gesellschaft z​u sein“. Sie i​st auch e​ine der Aktivitäten, d​ie den Zusammenhalt innerhalb d​er Elite fördern. Meist werden n​icht Individuen, sondern Organisationen u​nd Institutionen unterstützt. Die philanthropische Aktivität g​ilt laut zahlreichen Aussagen v​on Spendern n​icht als Ausdruck e​iner persönlichen Neigung, sondern a​ls Pflicht gegenüber d​er Gesellschaft, d​er man s​ich nicht entziehen dürfe. Man h​abe der Gesellschaft, d​er man d​en Reichtum verdanke, e​twas „zurückzugeben“; n​ur die Auswahl d​er Empfänger u​nd Bestimmung d​er Einzelheiten l​iege im persönlichen Ermessen. Wer t​rotz beträchtlichen Vermögens n​icht oder n​ur wenig spendet, w​ird in Philanthropenkreisen a​ls unsozial verurteilt. Oft zitiert w​ird der Ausspruch v​on Andrew Carnegie: „Der Mann, d​er reich stirbt, stirbt i​n Schande.“ Carnegie äußerte i​n seinem Essay The Gospel o​f Wealth d​ie Meinung, d​ass aller persönliche Reichtum, d​er über d​en Lebensunterhalt d​er Familie hinausgeht, a​ls treuhänderisch verwaltetes Gut z​u betrachten u​nd zum Wohl d​er Allgemeinheit einzusetzen sei.[201]

Da Philanthropie großen Stils n​ur einer kleinen privilegierten Schicht möglich ist, verleiht s​ie Prestige u​nd ist e​in Symbol e​ines hohen sozialen Status. Sie w​ird als Zeichen v​on persönlichem Erfolg u​nd Wohlstand geschätzt.[202] Unter d​en Zwecken, für d​ie Philanthropen h​ohe Beträge spenden, n​immt die Bildung, insbesondere d​ie Förderung v​on Universitäten u​nd Colleges, e​ine weit herausragende Stellung ein. Oft s​ind solche Großspenden Ausdruck d​er dauerhaften Verbundenheit d​es Philanthropen m​it der Universität, a​n der e​r studiert hat.[203]

Viele amerikanische Philanthropen betonen d​ie maßgebliche Rolle privater Initiativen i​m Dienst a​m Gemeinwohl u​nd misstrauen d​em Staat, d​er solche Aufgaben o​ft nur unzulänglich erfüllen könne. Das Verhältnis v​on Philanthropie u​nd Staat i​st aber n​icht in erster Linie v​on Opposition u​nd Konkurrenz geprägt. Es besteht vielmehr e​ine enge Beziehung zwischen ihnen, d​ie in d​er Forschung a​ls symbiotisch beschrieben wird. Sie z​eigt sich besonders augenfällig i​n der Gewährung umfassender Steuervorteile für Personen, d​ie philanthropische Einrichtungen unterstützen. Vor a​llem für d​ie Zeit s​eit etwa d​er Mitte d​es 20. Jahrhunderts i​st ein e​nges Zusammenwirken v​on Staat u​nd Stiftungen z​u konstatieren. Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​uchs der Sektor d​er privaten gemeinnützigen Einrichtungen parallel z​um Ausbau d​es Wohlfahrtsstaates. Die Anzahl d​er von Steuern befreiten gemeinnützigen Einrichtungen s​tieg von 20.000 i​m Jahr 1940 a​uf 300.000 i​n den 1960er Jahren u​nd etwa 1,5 Millionen i​m ersten Jahrzehnt d​es 21. Jahrhunderts.[204]

In neuerer Zeit m​acht sich verstärkt sozialer Druck a​uf Besitzer s​ehr großer Vermögen bemerkbar. Bill Gates u​nd Warren Buffett h​aben die Kampagne The Giving Pledge initiiert, d​ie seit 2010 weltweit d​ie reichsten Personen u​nd Familien auffordert, s​ich dazu z​u verpflichten, mindestens d​ie Hälfte i​hres Vermögens d​er Philanthropie zukommen z​u lassen. Dies k​ann schon z​u Lebzeiten d​es Spenders o​der testamentarisch geschehen.[205]

Neuere öffentliche Debatten

In d​er Gegenwart d​reht sich d​er globale öffentliche Diskurs über philanthropische Praxis i​n erster Linie u​m Konzepte US-amerikanischen Ursprungs. In d​er Moderne s​ind die USA d​as Land, i​n dem d​er Begriff Philanthropie d​ie weiteste Verbreitung gefunden h​at und d​as damit verbundene Gedankengut a​uf die stärkste Resonanz stößt. US-amerikanische Philanthropen u​nd ihre t​eils in vielen Ländern tätigen Stiftungen stehen international a​m stärksten i​m Rampenlicht. Ihre Vorstellungen u​nd Aktivitäten s​ind von historischen u​nd kulturellen Besonderheiten i​hres Landes geprägt u​nd beeinflussen zugleich nachhaltig d​as Bild d​er Philanthropie i​n der internationalen Öffentlichkeit. Öffentliche Debatten über d​ie Rolle privaten Kapitals b​ei der Finanzierung u​nd Durchführung gemeinnütziger Großprojekte entzünden s​ich an Fragen u​nd Problemen, d​ie mit d​er Dominanz u​nd Medienpräsenz amerikanischer Initiativen a​uf diesem Gebiet zusammenhängen.[206]

Andrew Carnegies Philanthropie. Karikatur von Louis Dalrymple im Magazin Puck, 1903

Die v​on US-amerikanischen Konzepten geprägte globale philanthropische Praxis d​es 20. u​nd 21. Jahrhunderts i​st seit langem Gegenstand e​iner Vielzahl öffentlicher Debatten u​nd wird d​abei auch vehement kritisiert. In d​er breiten Öffentlichkeit d​er USA r​ufen die Aktivitäten d​er elitären Philanthropen traditionell e​in gemischtes Echo hervor. Von Wohlhabenden w​ird Großzügigkeit erwartet, Zurückhaltung b​eim Spenden w​ird missbilligt. Die konkrete Ausübung d​er Philanthropie stößt a​ber auf Einwände verschiedener Art. Die meisten d​er Bedenken u​nd Einwände, d​ie im öffentlichen Diskurs Beachtung finden, lassen s​ich in d​rei Gruppen unterteilen: Erstens werden d​en Spendern eigennützige Motive unterstellt,[207] insbesondere e​in übermäßiges Machtstreben, d​as die Demokratie unterminiere u​nd nicht demokratisch legitimierte Machtzentren schaffe; zweitens w​ird ihnen vorgeworfen, s​ie hätten i​hren Reichtum m​it zumindest fragwürdigen o​der sogar unlauteren Mitteln erworben;[208] drittens w​ird die Effizienz d​es Einsatzes d​er finanziellen Mittel bestritten. Solche Kritik w​ird von d​en Philanthropen u​nd ihren Verteidigern m​eist als i​m Wesentlichen unbegründet zurückgewiesen. So w​ird argumentiert, d​er gewaltige Umfang d​es philanthropischen Stiftungswesens u​nd die Vielzahl d​er Ziele m​ache es einzelnen Stiftungen w​ie etwa d​er Bill & Melinda Gates Foundation, d​er weltweit größten Privatstiftung, unmöglich, e​ine dominierende Stellung z​u erlangen. Dem Vorwurf d​es Snobismus h​at allerdings e​ine Reihe v​on dazu befragten Philanthropen e​ine gewisse Berechtigung zugebilligt. Manche Philanthropen bekennen s​ich zu i​hrer Absicht, e​in Gegengewicht z​um übermächtigen Einfluss d​es Staates i​m sozialen Bereich z​u schaffen.[209]

Aus Kritikersicht w​ird vorgebracht, d​ass die starke Dynamisierung d​es US-amerikanischen Stiftungswesens s​eit den 1980er Jahren e​ng mit großer Vermögensbildung u​nd zunehmenden sozialen Ungleichheiten i​n diesem Zeitraum verknüpft sei. Außerdem beteilige s​ich eine Vielzahl dezidiert konservativer Stiftungen a​n gesellschaftlichen Konflikten. In diesen Fällen könne v​on einer neutralen gemeinwohlförderlichen Rolle k​eine Rede sein.[210] Kritik a​n der Venture-Philanthropie z​ielt auf d​ie Problematik d​er Einführung betriebswirtschaftlicher Kriterien i​n den Bereich gemeinnütziger Aktivität u​nd auf d​ie Wirkungsmessungen. Es w​ird geltend gemacht, d​ie Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge s​eien oft d​er Messbarkeit entzogen u​nd Wirkungsnachweise a​ls Förderkriterium könnten d​azu führen, d​ass nur n​och Projekte durchgeführt würden, d​eren positive Effekte einfach nachzuweisen seien.[211] Die Kritik a​n der gesellschaftlichen Macht, d​ie einzelnen philanthropischen Organisationen d​urch ihre gewaltigen Ressourcen zuwächst, u​nd an d​er Vorgehensweise n​ach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen w​ird u. a. d​urch die Begriffsprägung „Philanthrokapitalismus“ artikuliert.[212] Das rasante Wachstum d​es Non-Profit-Sektors u​nd seines Einflusses s​eit den 1980er Jahren w​ird als „Privatisierung d​er Öffentlichkeit“ kritisiert.[213]

Ein beträchtlicher Teil d​er amerikanischen Öffentlichkeit betrachtet d​ie Steuerfreiheit d​er Stiftungen a​ls bequemes Mittel d​er Steuervermeidung für Reiche. Das Ausmaß d​er steuerlichen Absetzbarkeit v​on Beiträgen für gemeinnützige Institutionen i​st daher s​eit den 1960er Jahren s​tark umstritten. Kritiker bringen vor, e​s handle s​ich im Prinzip u​m eine Finanzierung privater, v​on den Philanthropen willkürlich ausgewählter Aktivitäten a​us Steuermitteln. Dem Bestreben, d​en Umfang d​er philanthropischen Leistungen d​urch den steuerlichen Anreiz z​u erhöhen, s​teht die Befürchtung entgegen, d​ass die Stiftungen d​ie Kontrolle über d​ie Volkswirtschaft erlangen könnten u​nd das Funktionieren d​es Staates d​urch massive Steuerausfälle gefährdet sei. Kontrovers diskutiert w​ird auch, w​ie viel staatliche Regulierung erforderlich ist, u​m Missbrauch d​er Steuerbefreiungen z​u verhindern. Eine Hauptursache d​er Meinungsverschiedenheiten i​st die fundamentale Verschiedenheit d​er Vorstellungen darüber, w​ie das Gemeinwohl z​u definieren i​st und welche Aufgabenteilung zwischen d​em Non-Profit-Sektor u​nd dem Staat angemessen ist.[214]

In Deutschland bietet d​ie steuerliche Bevorzugung privater Stiftungen i​m Vergleich z​u anderen Nonprofit-Organisationen Anlass z​u Kritik. Hierzu m​acht der Soziologe Frank Adloff geltend, d​as Stiftungswesen w​erde durch d​ie steuerliche Begünstigung öffentlich subventioniert. Das l​aufe faktisch darauf hinaus, d​ass private Stiftungen über Steuergelder verfügten, o​hne dass d​amit eine Rechenschaftspflicht verbunden sei. Der Staat fördere d​urch das Steuerrecht e​ine auf Geld u​nd anderen Ressourcen beruhende Machtasymmetrie zwischen Gebern u​nd Empfängern philanthropischer Leistungen.[215] Der Gegenposition zufolge g​ibt es g​ute wirtschaftstheoretische Argumente für d​ie Behauptung, d​ie Philanthropie s​ei eine vollwertige o​der sogar überlegene Alternative z​u direkten staatlichen Ausgaben i​n den Bereichen Soziales, Kultur, Bildung u​nd Wissenschaft. Daraus w​ird gefolgert, d​ie staatliche Begünstigung s​ei nicht n​ur beizubehalten, sondern s​ogar nach amerikanischem Vorbild auszuweiten.[216] Befürworter führen a​uch an, d​ie Philanthropie b​iete eine sinnvolle Ergänzung z​u staatlicher Aktivität, s​ie stärke d​ie Zivilgesellschaft u​nd bewirke e​ine wünschenswerte freiwillige Umverteilung v​on Reichtum. Die Stiftungen s​eien innovativ u​nd pluralistisch. Dagegen wenden Kritiker ein, d​er Nutzen s​ei eher behauptet a​ls sozialwissenschaftlich belegt.[217]

Literatur

Philosophie allgemein

Soziologie allgemein

  • Paul Ridder: Wohltätige Herrschaft: Philanthropie und Legitimation in der Geschichte des Sozialstaats. Verlag für Gesundheitswissenschaften, Greven 2002, ISBN 3-9807065-2-4 (soziologische und ideengeschichtliche Darstellung mit Schwerpunkt Gesundheitswesen)

Antike

  • Otto Hiltbrunner: Humanitas (φιλανθρωπία). In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 16, Hiersemann, Stuttgart 1994, ISBN 3-7772-9403-9, Sp. 711–752.
  • Herbert Hunger: ΦΙΛΑΝΘΡΩΠΙΑ. Eine griechische Wortprägung auf ihrem Wege von Aischylos bis Theodoros Metochites. In: Herbert Hunger: Byzantinische Grundlagenforschung. Gesammelte Aufsätze. Variorum, London 1973, ISBN 0-902089-55-2, Nr. XIII
  • Roger Le Déaut: Φιλανθρωπία dans la littérature grecque jusqu’au Nouveau Testament (Tite III, 4). In: Mélanges Eugène Tisserant. Band 1, Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano 1964, S. 255–294.
  • Marty Sulek: On the Classical Meaning of Philanthrôpía. In: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly 39, 2010, S. 385–408.

Judentum

  • Katell Berthelot: Philanthrôpia judaica. Le débat autour de la „misanthropie“ des lois juives dans l’Antiquité. Brill, Leiden/Boston 2003, ISBN 90-04-12886-7.
  • André Pelletier: La philanthropia de tous les jours chez les écrivains juifs hellénisés. In: André Benoit u. a. (Hrsg.): Paganisme, Judaïsme, Christianisme. Influences et affrontements dans le monde antique. Mélanges offerts à Marcel Simon. De Boccard, Paris 1978, S. 35–44.

Byzanz

  • Demetrios J. Constantelos: Byzantine Philanthropy and Social Welfare. 2., überarbeitete Auflage. Caratzas, New Rochelle 1991, ISBN 0-89241-402-2.
  • Demetrios J. Constantelos: Poverty, Society and Philanthropy in the Late Mediaeval Greek World. Caratzas, New Rochelle 1992, ISBN 0-89241-401-4.

Klassische chinesische Philosophie

  • Heiner Roetz: Die chinesische Ethik der Achsenzeit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-518-58113-9, S. 195–241, 372–386.
  • Hubert Schleichert, Heiner Roetz: Klassische chinesische Philosophie. Eine Einführung. 3., neu bearbeitete Auflage, Klostermann, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-465-04064-4, S. 85–104.

Frühe Neuzeit

  • Dagobert de Levie: Die Menschenliebe im Zeitalter der Aufklärung. Säkularisation und Moral im 18. Jahrhundert. Herbert Lang, Bern 1975, ISBN 3-261-01635-3.

Moderne allgemein

  • Frank Adloff: Philanthropisches Handeln. Eine historische Soziologie des Stiftens in Deutschland und den USA. Campus, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-593-39265-3.
  • Patricia Illingworth u. a. (Hrsg.): Giving Well. The Ethics of Philanthropy. Oxford University Press, Oxford 2011, ISBN 978-0-19-995858-0.
  • Robert Jacobi: Die Goodwill-Gesellschaft. Die unsichtbare Welt der Stifter, Spender und Mäzene. Murmann, Hamburg 2009, ISBN 978-3-86774-060-9.
  • Marty Sulek: On the Modern Meaning of Philanthropy. In: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly 39, 2010, S. 193–212 (neuzeitliche Begriffsgeschichte ab dem 17. Jahrhundert)

USA

  • Lucy Bernholz: How We Give Now: A Philanthropic Guide for the Rest of Us. MIT Press, Cambridge 2021, ISBN 978-0-262-04617-6.
  • Peter Frumkin: Strategic Giving. The Art and Science of Philanthropy. The University of Chicago Press, Chicago 2006, ISBN 0-226-26626-5.
  • Peter Dobkin Hall: Philanthropie, Wohlfahrtsstaat und die Transformation der öffentlichen Institutionen in den USA, 1945–2000. In: Thomas Adam u. a. (Hrsg.): Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich. Franz Steiner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09384-2, S. 69–99.
  • Francie Ostrower: Why the Wealthy Give. The Culture of Elite Philanthropy. Princeton University Press, Princeton 1995, ISBN 0-691-04434-1.
  • Olivier Zunz: Philanthropy in America. A History. Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-12836-8.

Deutschland

  • Elisabeth Kraus: Aus Tradition modern: Zur Geschichte von Stiftungswesen und Mäzenatentum in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. In: Historisches Jahrbuch 121, 2001, S. 400–420.
Wiktionary: Philanthropie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Philanthrop – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Levitikus 19,34. Zur Übersetzungsproblematik siehe Hans-Peter Mathys: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1986, S. 6–9.
  2. Deuteronomium 10,18 f.
  3. Christoph Bultmann: Der Fremde im antiken Juda. Göttingen 1992, S. 123 f., 129, 175 f.
  4. Zur Deutung siehe Christoph Bultmann: Der Fremde im antiken Juda. Göttingen 1992, S. 121–130; Markus Zehnder: Umgang mit Fremden in Israel und Assyrien. Stuttgart 2005, S. 343 f., 365–367.
  5. Pseudo-Aristeas 257.
  6. Pseudo-Aristeas 208.
  7. Pseudo-Aristeas 265.
  8. Philon, De virtutibus 51–174.
  9. Siehe zu Philons Vorstellung von Philanthropie Ceslas Spicq: La Philanthropie hellénistique, vertu divine et royale. In: Studia Theologica 12, 1958, S. 169–191, hier: 174–181; Katell Berthelot: Philanthrôpia judaica. Leiden 2003, S. 233–321.
  10. Louis Isaac Rabinowitz, Isaac Levitats: Gemilut ḥasadim. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 7, Detroit u. a. 2007, S. 427 f.
  11. Rudolf Rehn u. a.: Philanthropie. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, Basel 1989, Sp. 543–552, hier: 543, 545–547; John Ferguson: Moral Values in the Ancient World. London 1958, S. 105–108; Hendrik Bolkestein: Wohltätigkeit und Armenpflege im vorchristlichen Altertum, New York 1979 (Nachdruck der Ausgabe Utrecht 1939), S. 150–170.
  12. Hendrik Bolkestein: Wohltätigkeit und Armenpflege im vorchristlichen Altertum. New York 1979 (Nachdruck der Ausgabe Utrecht 1939), S. 110–112.
  13. Katell Berthelot: Philanthrôpia judaica. Leiden 2003, S. 20–27.
  14. Katell Berthelot: Philanthrôpia judaica. Leiden 2003, S. 33–47.
  15. Homer, Ilias 9,255 f.
  16. Homer, Ilias 17,669–672; 19,300.
  17. Aristophanes, Der Friede 392 f.
  18. Der gefesselte Prometheus 11 und 28. Siehe dazu Roger Le Déaut: Φιλανθρωπία dans la littérature grecque jusqu’au Nouveau Testament (Tite III, 4). In: Mélanges Eugène Tisserant. Band 1, Città del Vaticano 1964, S. 255–294, hier: 255 f.; Marty Sulek: On the Classical Meaning of Philanthrôpía. In: Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly 39, 2010, S. 385–408, hier: 387 f.
  19. Platon, Symposion 189c8–d1, Nomoi 713d5–6.
  20. Platon, Euthyphron 3d6–9.
  21. Zu Xenophons Vorstellung von Philanthropie siehe Bruno Snell: Die Entdeckung des Geistes. 8. Auflage. Göttingen 2000, S. 234 f.; Rudolf Rehn u. a.: Philanthropie. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, Basel 1989, Sp. 543–552, hier: 544.
  22. Isokrates, Rede 15,132. Vgl. Ceslas Spicq: La Philanthropie hellénistique, vertu divine et royale. In: Studia Theologica 12, 1958, S. 169–191, hier: 171; Rudolf Rehn u. a.: Philanthropie. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, Basel 1989, Sp. 543–552, hier: 544.
  23. Siehe zu Demosthenes’ Philanthropieverständnis Matthew R. Christ: Demosthenes on Philanthrōpia as a Democratic Virtue. In: Classical Philology 108, 2013, S. 202–222; Kenneth James Dover: Greek popular morality in the time of Plato and Aristotle. Indianapolis/Cambridge 1974, S. 201 f.
  24. Aristoteles, Nikomachische Ethik 1155a.
  25. Aristoteles, Poetik 1452b37–1453a4; vgl. 1456a19–21.
  26. Robert D. Lamberton: Philanthropia and the Evolution of Dramatic Taste. In: Phoenix 37, 1983, S. 95–103, hier: 95–100.
  27. John Moles: Philanthropia in the Poetics. In: Phoenix 38, 1984, S. 325–335; Manfred Fuhrmann: Die Dichtungstheorie der Antike, Düsseldorf 2003, S. 41 f. Vgl. Arbogast Schmitt (Übersetzer): Aristoteles: Poetik, Darmstadt 2008, S. 449 f., 564 f.; Gyburg Radke: Tragik und Metatragik, Berlin 2003, S. 204 f. Anm. 353; Chris Carey: ’Philanthropy’ in Aristotle’s Poetics. In: Eranos 86, 1988, S. 131–139.
  28. Diogenes Laertios 5,17; 5,21.
  29. Zu dieser Entwicklung der Wortbedeutung siehe Bruno Snell: Die Entdeckung des Geistes. 8. Auflage. Göttingen 2000, S. 235.
  30. John Ferguson: Moral Values in the Ancient World. London 1958, S. 107–109.
  31. Zur Philanthropie bei Menander siehe Robert D. Lamberton: Philanthropia and the Evolution of Dramatic Taste. In: Phoenix 37, 1983, S. 95–103, hier: 100–102.
  32. Cicero, Ad Quintum fratrem 1,1,27.
  33. Otto Hiltbrunner: Humanitas (φιλανθρωπία). In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 16, Stuttgart 1994, Sp. 711–752, hier: 724–730.
  34. Christopher Gill: Altruism or Reciprocity in Greek Ethical Philosophy? In: Christopher Gill u. a. (Hrsg.): Reciprocity in Ancient Greece. Oxford 1998, S. 303–328, hier: 325–328.
  35. Cicero, De finibus bonorum et malorum 5,23,65.
  36. Herbert Hunger: Byzantinische Grundlagenforschung. London 1973, Nr. XIII, S. 5 f.; Ceslas Spicq: La Philanthropie hellénistique, vertu divine et royale. In: Studia Theologica 12, 1958, S. 169–191, hier: 184–187; Heinz Kortenbeutel: Philanthropon. In: Pauly-Wissowa RE Supplementband 7, Stuttgart 1940, Sp. 1032–1034.
  37. Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches, Darmstadt 1994, S. 48, 106, 160, 172.
  38. Praeceptiones 6.
  39. Seneca, Epistulae morales 88,30–32.
  40. Seneca, De beneficiis 3,17–29.
  41. Seneca, De beneficiis 7,31 f.
  42. Seneca, De beneficiis 2,10.
  43. Seneca, Epistulae morales 95,33.
  44. Zu Plutarchs Philanthropie-Verständnis siehe Francesco Becchi: La notion de philanthrōpia chez Plutarque: contexte social et sources philosophiques. In: José Ribeiro Ferreira u. a. (Hrsg.): Symposion and Philanthropia in Plutarch. Coimbra 2009, S. 263–273; Anastasios G. Nikolaidis: Philanthropia as Sociability and Plutarch’s Unsociable Heroes. In: José Ribeiro Ferreira u. a. (Hrsg.): Symposion and Philanthropia in Plutarch. Coimbra 2009, S. 275–288; Hubert Martin: The Concept of Philanthropia in Plutarch's Lives. In: American Journal of Philology 82, 1961, S. 164–175; Solko Tromp De Ruiter: De vocis quae est ΦΙΛΑΝΘΡΩΠΙΑ significatione atque usu. In: Mnemosyne New Series 59, 1931, S. 271–306, hier: 295–300.
  45. Eran Almagor: A „Barbarian“ Symposium and the Absence of Philanthropia (Artaxerxes 15). In: José Ribeiro Ferreira u. a. (Hrsg.): Symposion and Philanthropia in Plutarch. Coimbra 2009, S. 131–146.
  46. Aulus Gellius, Noctes Atticae 13,17.
  47. Diogenes Laertios 3,98.
  48. Sueton, Titus 8,2.
  49. Jürgen Kabiersch: Untersuchungen zum Begriff der Philanthropia bei dem Kaiser Julian. Wiesbaden 1960, S. 90–94.
  50. Harold I. Bell: Philanthropia in the Papyri of the Roman Period. In: Hommages à Joseph Bidez et à Franz Cumont. Bruxelles 1949, S. 31–37; John Ferguson: Moral Values in the Ancient World. London 1958, S. 105.
  51. Themistios, Über die Philanthropie oder Constantius 4a–6b.
  52. Themistios, Über die Philanthropie oder Constantius 12c.
  53. Themistios, Über die Philanthropie oder Constantius 6c–d.
  54. Siehe zu Themistios’ Philanthropieverständnis Lawrence J. Daly: Themistius’ Concept of Philanthropia. In: Byzantion 45, 1975, S. 22–40; Lawrence J. Daly: The Mandarin and the Barbarian: The Response of Themistius to the Gothic Challenge. In: Historia 21, 1972, S. 351–379, hier: 354–378; Michael Schramm: Freundschaft im Neuplatonismus, Berlin 2013, S. 211–228. Vgl. Claudia Rapp: Charity and Piety as Episcopal and Imperial Virtues in Late Antiquity. In: Miriam Frenkel, Yaacov Lev (Hrsg.): Charity and Giving in Monotheistic Religions. Berlin 2009, S. 75–87, hier: 80–82.
  55. Glanville Downey: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia 4, 1955, S. 199–208, hier: 202.
  56. Michael Schramm: Freundschaft im Neuplatonismus. Berlin 2013, S. 291 f.
  57. Glanville Downey: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia 4, 1955, S. 199–208, hier: 207 f.
  58. Richard M. Honig: Humanitas und Rhetorik in spätrömischen Kaisergesetzen. Göttingen 1960, S. 63 f., 70–81.
  59. Belege bei Demetrios J. Constantelos: Byzantine Philanthropy and Social Welfare. 2., überarbeitete Auflage. New Rochelle 1991, S. 34 f. Vgl. Herbert Hunger: Byzantinische Grundlagenforschung. London 1973, Nr. XIII, S. 14.
  60. Porphyrios, Pros Markellan 35.
  61. Theresa Nesselrath: Kaiser Julian und die Repaganisierung des Reiches, Münster 2013, S. 168–171.
  62. Zur Philanthropie bei Julian siehe die ausführliche Monographie von Jürgen Kabiersch: Untersuchungen zum Begriff der Philanthropia bei dem Kaiser Julian. Wiesbaden 1960, S. 15 ff. Vgl. Theresa Nesselrath: Kaiser Julian und die Repaganisierung des Reiches. Münster 2013, S. 168–184; Glanville Downey: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia 4, 1955, S. 199–208, hier: 203 f.
  63. Glanville Downey: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia 4, 1955, S. 199–208, hier: 204; Lawrence J. Daly: Themistius’ Concept of Philanthropia. In: Byzantion 45, 1975, S. 22–40, hier: 27 f.
  64. Apostelgeschichte 27,3.
  65. Apostelgeschichte 28,2.
  66. Titusbrief 3,4.
  67. Glanville Downey: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia 4, 1955, S. 199–208, hier: 200.
  68. Siehe dazu John Ferguson: Moral Values in the Ancient World. London 1958, S. 114–117.
  69. Claudia Rapp: Charity and Piety as Episcopal and Imperial Virtues in Late Antiquity. In: Miriam Frenkel, Yaacov Lev (Hrsg.): Charity and Giving in Monotheistic Religions. Berlin 2009, S. 75–87, hier: 75; Demetrios J. Constantelos: Byzantine Philanthropy and Social Welfare. 2., überarbeitete Auflage. New Rochelle 1991, S. 26–29.
  70. Belege bei Glanville Downey: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia 4, 1955, S. 199–208, hier: 204 f. und John Ferguson: Moral Values in the Ancient World. London 1958, S. 112.
  71. Siehe dazu Claudia Rapp: Charity and Piety as Episcopal and Imperial Virtues in Late Antiquity. In: Miriam Frenkel, Yaacov Lev (Hrsg.): Charity and Giving in Monotheistic Religions. Berlin 2009, S. 75–87, hier: 84–86.
  72. Zur liturgischen Verwendung des Begriffs Philanthropie siehe Glanville Downey: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia 4, 1955, S. 199–208, hier: 205–207.
  73. Jens-Uwe Krause: Das spätantike Städtepatronat. In: Chiron 17, 1987, S. 1–80, hier: 18 f.
  74. Paul Veyne: Brot und Spiele, Frankfurt 1988 (Übersetzung der französischen Originalausgabe von 1976), S. 41; vgl. S. 48 f., 51–53.
  75. Peter Brown: Poverty and Leadership in the Later Roman Empire. Hanover (NH)/London 2002, S. 1–11.
  76. Manfred Fuhrmann: Die Dichtungstheorie der Antike. Düsseldorf 2003, S. 41 f.
  77. John Ferguson: Moral Values in the Ancient World. London 1958, S. 114.
  78. Glanville Downey: Philanthropia in Religion and Statecraft in the Fourth Century after Christ. In: Historia 4, 1955, S. 199–208; Herbert Hunger: Byzantinische Grundlagenforschung. London 1973, Nr. XIII, S. 1, 20; John Ferguson: Moral Values in the Ancient World. London 1958, S. 106, 111–115.
  79. Matthew R. Christ: The Limits of Altruism in Democratic Athens. Cambridge 2012, S. 1–47.
  80. Matthew R. Christ: The Limits of Altruism in Democratic Athens, Cambridge 2012, S. 1–4.
  81. Rachel Hall Sternberg: Tragedy Offstage. Suffering and Sympathy in Ancient Athens. Austin 2006, S. 177–181; Gabriel Herman: Morality and behaviour in democratic Athens: A social history. Cambridge 2006, S. 347–359, 375, 389.
  82. Bernhard Kötting: Euergetes. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 6, Stuttgart 1966, Sp. 848–860, hier: 848.
  83. Philippe Gauthier: Les cités grecques et leurs bienfaiteurs. Paris 1985, S. 7–39; Bernhard Kötting: Euergetes. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 6, Stuttgart 1966, Sp. 848–860, hier: 850–856; Elizabeth Forbis: Municipal Virtues in the Roman Empire. Stuttgart/Leipzig 1996, S. 45–49.
  84. Eine knappe Übersichtsdarstellung bietet Gabriele Weiler: Stiftungen. In: Der Neue Pauly, Band 11, Stuttgart 2001, Sp. 993–995. Ausführlicher ist David Johnston: Munificence and Municipia: Bequests to Towns in Classical Roman Law. In: The Journal of Roman Studies 75, 1985, S. 105–125. Eine Übersicht über die Stiftungen in Afrika bietet Gabriele Wesch-Klein: Liberalitas in rem publicam. Private Aufwendungen zugunsten von Gemeinden im römischen Afrika bis 284 n. Chr. Bonn 1990, S. 13–41.
  85. Siehe dazu Gunnar Seelentag: Taten und Tugenden Traians. Stuttgart 2004, S. 187–191.
  86. Siehe Dennis P. Kehoe: Investment, Profit, and Tenancy. Ann Arbor 1997, S. 86 f.
  87. David Johnston: Munificence and Municipia: Bequests to Towns in Classical Roman Law. In: The Journal of Roman Studies 75, 1985, S. 105–125, hier: 105.
  88. Gabriele Wesch-Klein: Liberalitas in rem publicam. Private Aufwendungen zugunsten von Gemeinden im römischen Afrika bis 284 n. Chr. Bonn 1990, S. 49.
  89. Zu den städtischen Ehreninschriften für großzügige Wohltäter siehe Elizabeth Forbis: Municipal Virtues in the Roman Empire. Stuttgart/Leipzig 1996, S. 29–43.
  90. Werner Eck: Der Euergetismus im Funktionszusammenhang der kaiserzeitlichen Städte. In: Michel Christol, Olivier Masson (Hrsg.): Actes du Xe Congrès international d’épigraphie grecque et latine, Nîmes, 4–9 octobre 1992. Paris 1997, S. 305–331, hier: 326.
  91. Zu Einzelheiten siehe Leonhard Schumacher: Das Ehrendekret für M. Nonius Balbus aus Herculaneum (AE 1947, 53). In: Chiron 6, 1976, S. 165–184.
  92. Werner Eck: Der Euergetismus im Funktionszusammenhang der kaiserzeitlichen Städte. In: Michel Christol, Olivier Masson (Hrsg.): Actes du Xe Congrès international d’épigraphie grecque et latine, Nîmes, 4–9 octobre 1992. Paris 1997, S. 305–331, hier: 315–320, 326–330.
  93. Elizabeth Forbis: Municipal Virtues in the Roman Empire. Stuttgart/Leipzig 1996, S. 45–59.
  94. Siehe dazu Werner Eck: Der Euergetismus im Funktionszusammenhang der kaiserzeitlichen Städte. In: Michel Christol, Olivier Masson (Hrsg.): Actes du Xe Congrès international d’épigraphie grecque et latine, Nîmes, 4–9 octobre 1992. Paris 1997, S. 305–331, hier: 305–315, 317–324; Friedemann Quaß: Die Honoratiorenschicht in den Städten des griechischen Ostens. Stuttgart 1993, S. 196–269.
  95. Jens-Uwe Krause: Das spätantike Städtepatronat. In: Chiron 17, 1987, S. 1–80, hier: 14–24.
  96. Quintus Aurelius Symmachus, Epistulae 1,3,4.
  97. Theophylaktos Simokates, Historiae 1,1.
  98. Herbert Hunger: Byzantinische Grundlagenforschung. London 1973, Nr. XIII, S. 9.
  99. Herbert Hunger: Byzantinische Grundlagenforschung. London 1973, Nr. XIII, S. 11–20.
  100. Demetrios J. Constantelos: Philanthropia as an Imperial Virtue in the Byzantine Empire of the Tenth Century. In: Anglican Theological Review 44, 1962, S. 351–365, hier: 355 f.; Demetrios J. Constantelos: Byzantine Philanthropy and Social Welfare. 2., überarbeitete Auflage. New Rochelle 1991, S. 36 f.
  101. Demetrios J. Constantelos: Byzantine Philanthropy and Social Welfare. 2., überarbeitete Auflage. New Rochelle 1991, S. 35–42.
  102. Theophylaktos Simokates, Historiae 1,5.
  103. Theophylaktos Simokates, Historiae 6,2.
  104. Demetrios J. Constantelos: Byzantine Philanthropy and Social Welfare. 2., überarbeitete Auflage. New Rochelle 1991, S. XI f., 35–37, 206.
  105. Demetrios J. Constantelos: Byzantine Philanthropy and Social Welfare. 2., überarbeitete Auflage. New Rochelle 1991, S. 25–32.
  106. Demetrios J. Constantelos: A note on „Christos Philanthropos“ in Byzantine ikonography. In: Byzantion. Band 46, 1987.
  107. Demetrios J. Constantelos: Philanthropia as an Imperial Virtue in the Byzantine Empire of the Tenth Century. In: Anglican Theological Review 44, 1962, S. 351–365, hier: 358–363; Demetrios J. Constantelos: Byzantine Philanthropy and Social Welfare. 2., überarbeitete Auflage. New Rochelle 1991, S. 89–103 (sehr positive Darstellung der kaiserlichen philanthropischen Aktivitäten) und 113–199 (zu einzelnen philanthropischen Initiativen und Einrichtungen); Demetrios J. Constantelos: Poverty, Society and Philanthropy in the Late Mediaeval Greek World. New Rochelle 1992, S. 117–132.
  108. Siehe dazu Yehoshua Frenkel: Piety and Charity in Late Medieval Egypt and Syria. In: Miriam Frenkel, Yaacov Lev (Hrsg.): Charity and Giving in Monotheistic Religions. Berlin 2009, S. 175–202; Yaacov Lev: Charity and Gift Giving in Medieval Islam. In: Miriam Frenkel, Yaacov Lev (Hrsg.): Charity and Giving in Monotheistic Religions. Berlin 2009, S. 235–264.
  109. Ruud Peters u. a.: Waḳf. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Band 11, Leiden 2002, S. 59–99, hier: 59.
  110. Ruud Peters u. a.: Waḳf. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Band 11, Leiden 2002, S. 59–99, hier: 59–63.
  111. Wolfgang Bauer: Geschichte der chinesischen Philosophie, München 2001, S. 57, 65.
  112. Wolfgang Bauer: Geschichte der chinesischen Philosophie. München 2001, S. 60 f., 65 f. Vgl. Heiner Roetz: Die chinesische Ethik der Achsenzeit. Frankfurt am Main 1992, S. 206 f., 211–215.
  113. Zum Begriff und zu den Schriftzeichen siehe die Dissertation von Franz Geisser: Das Prinzip der allgemeinen Menschenliebe im Reformprogramm Mo Ti’s und seiner Schule und seine Aufnahme in China und Europa. Zürich 1947, S. 34–40.
  114. Wolfgang Bauer: Geschichte der chinesischen Philosophie. München 2001, S. 65 f. Vgl. zur Argumentation im Einzelnen Bryan W. Van Norden: Virtue Ethics and Consequentialism in Early Chinese Philosophy. Cambridge 2007, S. 179–198.
  115. Heiner Roetz: Die chinesische Ethik der Achsenzeit. Frankfurt am Main 1992, S. 207 f.
  116. Wolfgang Bauer: Geschichte der chinesischen Philosophie. München 2001, S. 99; Hubert Schleichert, Heiner Roetz: Klassische chinesische Philosophie. 3., neu bearbeitete Auflage. Frankfurt am Main 2009, S. 60–65.
  117. Wolfgang Bauer: Geschichte der chinesischen Philosophie. München 2001, S. 66 f.
  118. Hubert Schleichert, Heiner Roetz: Klassische chinesische Philosophie. 3., neu bearbeitete Auflage. Frankfurt am Main 2009, S. 92 f.
  119. Franz Geisser: Das Prinzip der allgemeinen Menschenliebe im Reformprogramm Mo Ti’s und seiner Schule und seine Aufnahme in China und Europa. Zürich 1947 (Dissertation), S. 44–48, 74 f.
  120. Heiner Roetz: Die chinesische Ethik der Achsenzeit, Frankfurt am Main 1992, S. 376–378; Hubert Schleichert, Heiner Roetz: Klassische chinesische Philosophie. 3., neu bearbeitete Auflage. Frankfurt am Main 2009, S. 95 f. Vgl. Bryan W. Van Norden: Virtue Ethics and Consequentialism in Early Chinese Philosophy. Cambridge 2007, S. 145–161.
  121. Wolfgang Bauer: Geschichte der chinesischen Philosophie. München 2001, S. 70.
  122. Heiner Roetz: Die chinesische Ethik der Achsenzeit. Frankfurt am Main 1992, S. 378–381.
  123. Helwig Schmidt-Glintzer (Übersetzer): Mo Ti: Solidarität und allgemeine Menschenliebe. Düsseldorf 1975, S. 148–152.
  124. Heiner Roetz: Die chinesische Ethik der Achsenzeit. Frankfurt am Main 1992, S. 372; Hubert Schleichert, Heiner Roetz: Klassische chinesische Philosophie. 3., neu bearbeitete Auflage. Frankfurt am Main 2009, S. 85; Alfred Forke: Mê Ti des Sozialethikers und seiner Schüler philosophische Werke. Berlin 1922, S. 54–57.
  125. Hubert Schleichert, Heiner Roetz: Klassische chinesische Philosophie. 3., neu bearbeitete Auflage. Frankfurt am Main 2009, S. 93; Heiner Roetz: Die chinesische Ethik der Achsenzeit. Frankfurt am Main 1992, S. 372–374.
  126. Heiner Roetz: Die chinesische Ethik der Achsenzeit. Frankfurt am Main 1992, S. 375 f., 400.
  127. Helwig Schmidt-Glintzer (Übersetzer): Mo Ti: Solidarität und allgemeine Menschenliebe. Düsseldorf 1975, S. 36–40.
  128. Mao Zedong: Reden an die Schriftsteller und Künstler im neuen China auf der Beratung in Yenan. Berlin 1952, S. 16, 59.
  129. Wolfgang Fleischhauer: Zur Geschichte des Wortes Menschenliebe. In: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur 57, 1965, S. 1–7, hier: 1–4.
  130. Rudolf Rehn u. a.: Philanthropie. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, Basel 1989, Sp. 543–552, hier: 548; Dagobert de Levie: Die Menschenliebe im Zeitalter der Aufklärung. Bern 1975, S. 24 f., 111–114.
  131. Dagobert de Levie: Die Menschenliebe im Zeitalter der Aufklärung. Bern 1975, S. 31–39.
  132. Werner Schneiders: Naturrecht und Liebesethik. Hildesheim 1971, S. 160–169; vgl. Rudolf Rehn u. a.: Philanthropie. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, Basel 1989, Sp. 543–552, hier: 548 f.; Dagobert de Levie: Die Menschenliebe im Zeitalter der Aufklärung. Bern 1975, S. 49 f.
  133. Christian Wolff: Vernünfftige Gedancken von der Menschen Thun und Lassen, zu Beförderung ihrer Glückseeligkeit (= Wolff: Gesammelte Werke. Abteilung 1, Band 4), Hildesheim 1976, S. 545–547.
  134. Johann Christoph Gottsched: Erste Gründe der gesammten Weltweisheit. Praktischer Theil. 7., verbesserte Auflage. Leipzig 1762, S. 118, 325–328. Vgl. Dagobert de Levie: Die Menschenliebe im Zeitalter der Aufklärung. Bern 1975, S. 69–71.
  135. Francis Hutcheson: An Inquiry into the Original of our Ideas of Beauty and Virtue. London 1725, S. 146 f.
  136. Christian Fürchtegott Gellert: Moralische Vorlesungen, Vorlesung 21. In: Gellert: Gesammelte Schriften, hrsg. von Bernd Witte, Band 6, Berlin 1992, S. 221–230, hier: 221–223. Vgl. Dagobert de Levie: Die Menschenliebe im Zeitalter der Aufklärung. Bern 1975, S. 75–90.
  137. Christian August Crusius: Anweisung vernünftig zu leben (= Crusius: Die philosophischen Hauptwerke. Band 1). Hildesheim 1969 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1744), S. 155 f., 444.
  138. Christian August Crusius: Anweisung vernünftig zu leben (= Crusius: Die philosophischen Hauptwerke. Band 1), Hildesheim 1969 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1744), S. 444 f., 449, 531.
  139. Christian August Crusius: Anweisung vernünftig zu leben (= Crusius: Die philosophischen Hauptwerke. Band 1), Hildesheim 1969 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1744), S. 447–449, 531.
  140. Johann Gottfried Herder: Menschenliebe als die Erfüllung des Gesetzes des Christenthums. In: Herder: Sämtliche Werke. Band 32, Hildesheim 1968 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1899), S. 402–417, hier: 403 f., 405, 413, 415.
  141. Gotthold Ephraim Lessing: Hamburgische Dramaturgie 76. Stück. Siehe dazu Thomas Dreßler: Dramaturgie der Menschheit – Lessing. Stuttgart 1996, S. 148–161.
  142. Isaak Iselin: Philanthropische Aussichten redlicher Jünglinge. Basel 1775, S. 9 f., 12, 14, 17 f.
  143. Isaak Iselin: Filosofische und patriotische Träume eines Menschenfreundes. Freiburg 1755, S. 15 f.
  144. Jean-Jacques Rousseau: Émile ou de l’éducation, hrsg. von Michel Launay, Paris 1966, S. 293.
  145. Dagobert de Levie: Christian Wolff und der Begriff der Menschenliebe. Krefeld 1972, S. 54 f.
  146. Catherine Duprat: „Pour l’amour de l’humanité“. Le temps des philanthropes. Paris 1993, S. 221 f., 289 f., 335 f., 350.
  147. Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten. In: Kant’s Werke (Akademie-Ausgabe), Band 6, Berlin 1907, S. 449–451.
  148. Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten. In: Kant’s Werke (Akademie-Ausgabe), Band 6, Berlin 1907, S. 452 f.
  149. Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten. In: Kant’s Werke (Akademie-Ausgabe), Band 6, Berlin 1907, S. 453.
  150. Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten. In: Kant’s Werke (Akademie-Ausgabe), Band 6, Berlin 1907, S. 454.
  151. Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten. In: Kant’s Werke (Akademie-Ausgabe), Band 6, Berlin 1907, S. 472 f.
  152. Reinhard Stach: Schulreform der Aufklärung. Zur Geschichte des Philanthropismus, Heinsberg 1984, S. 7–19, 115–120; Forschungsberichte bieten Hanno Schmitt: Neuere Perspektiven der Philanthropismusforschung: Bildungshorizonte, Netzwerke, Internationalität. In: Hanno Schmitt u. a. (Hrsg.): Die Entdeckung von Volk, Erziehung und Ökonomie im europäischen Netzwerk der Aufklärung. Bremen 2011, S. 391–408 und Jürgen Overhoff: Die Frühgeschichte des Philanthropismus (1715–1771). Tübingen 2004, S. 1–7 (vgl. S. 216). Vgl. Hanno Schmitt: Vernunft und Menschlichkeit. Studien zur philanthropischen Erziehungsbewegung. Bad Heilbrunn 2007 (gesammelte Aufsätze des Verfassers).
  153. Rudolf Rehn u. a.: Philanthropie. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 7, Basel 1989, Sp. 543–552, hier: 549 f.
  154. Heikki Lempa: Bildung der Triebe. Der deutsche Philanthropismus (1768–1788). Turku 1993, S. 164–166.
  155. Rudolf W. Keck: Zur Morphologie von Spätaufklärung und Philanthropismus in Niedersachsen. In: Rudolf W. Keck (Hrsg.): Spätaufklärung und Philanthropismus in Niedersachsen. Hildesheim 1993, S. 1–16, hier: 7.
  156. Siehe dazu Benjamin Scheller: Memoria an der Zeitenwende. Die Stiftungen Jakob Fuggers des Reichen vor und während der Reformation. Berlin 2004; Andreas Schulz: Mäzenatentum und Wohltätigkeit – Ausdrucksformen bürgerlichen Gemeinsinns in der Neuzeit. In: Jürgen Kocka, Manuel Frey (Hrsg.): Bürgerkultur und Mäzenatentum im 19. Jahrhundert, Berlin 1998, S. 240–263, hier: 240–243.
  157. Andreas Voß: Betteln und Spenden. Berlin 1993, S. 15 f.
  158. Elisabeth Kraus: Aus Tradition modern: Zur Geschichte von Stiftungswesen und Mäzenatentum in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. In: Historisches Jahrbuch 121, 2001, S. 400–420, hier: 410 f.; Manuel Frey: Macht und Moral des Schenkens. Berlin 1999, S. 37 f.; Regina John: Vernünftige Menschenliebe. Frankfurt am Main 1992, S. 19–24, 36–38, 47 f., 60–65.
  159. Manuel Frey: Macht und Moral des Schenkens. Berlin 1999, S. 36 f.
  160. Catherine Duprat: „Pour l’amour de l’humanité“. Le temps des philanthropes. Paris 1993, S. 65–75; Céline Leglaive-Perani: Die Société philanthropique. In: Rainer Liedtke, Klaus Weber (Hrsg.): Religion und Philanthropie in den europäischen Zivilgesellschaften. Paderborn 2009, S. 89–103, hier: 90 f.
  161. David Owen: English Philanthropy 1660–1960. Cambridge (Massachusetts) 1964, S. 120 f.
  162. Dieter Hein: Das Stiftungswesen als Instrument bürgerlichen Handelns im 19. Jahrhundert. In: Bernhard Kirchgässner, Hans-Peter Becht (Hrsg.): Stadt und Mäzenatentum. Sigmaringen 1997, S. 75–92, hier: 77.
  163. Johann Gottlieb Fichte: Die Anweisung zum seligen Leben oder auch die Religionslehre. In: Fichte: Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Band 5, Darmstadt 1962, S. 103–307, hier: 258.
  164. Johann Gottlieb Fichte: Das System der Sittenlehre. In: Fichte: Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Band 6, Darmstadt 1962, S. 1–117, hier: 92.
  165. Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion. Band 2 (= Hegel: Sämtliche Werke. Band 16), 4. Auflage. Stuttgart-Bad Cannstatt 1965, S. 292.
  166. Arthur Schopenhauer: Die beiden Grundprobleme der Ethik. In: Schopenhauer: Sämtliche Werke, hrsg. von Arthur Hübscher, Band 4, Leipzig 1938, S. 212–215, 226–230.
  167. Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums (= Feuerbach: Werke in sechs Bänden. Band 5), Frankfurt 1976 (Erstveröffentlichung Leipzig 1841), S. 290 f., 315–318.
  168. Friedrich Nietzsche: Morgenröthe. In: Nietzsche: Gesammelte Werke. Band 10, München 1924, S. 1–354, hier: 141 f.
  169. Friedrich Nietzsche: Aus dem Nachlass der Achtzigerjahre. In: Nietzsche: Werke in drei Bänden, hrsg. von Karl Schlechta, Band 3, München 1956, S. 415–925, hier: 799 f.
  170. Friedrich Nietzsche: Morgenröthe. In: Nietzsche: Gesammelte Werke. Band 10, München 1924, S. 1–354, hier: 250.
  171. Friedrich Nietzsche: Gesammelte Werke. Band 14, München 1925, S. 235 f.
  172. Hermann Cohen: Der Begriff der Religion im System der Philosophie (= Cohen: Werke. Band 10), Hildesheim 1996, S. 79.
  173. Hermann Cohen: Der Begriff der Religion im System der Philosophie (= Cohen: Werke. Band 10), Hildesheim 1996, S. 39 f., 86 f.
  174. Leonard Nelson: System der philosophischen Ethik und Pädagogik (= Nelson: Gesammelte Schriften in neun Bänden. Band 5), 3. Auflage. Hamburg 1970, S. 262 f.
  175. Erich Fromm: Die Kunst des Liebens. Stuttgart 1980 (Erstveröffentlichung 1956), S. 58 f.
  176. Max Scheler: Vom Umsturz der Werte (= Scheler: Gesammelte Werke. Band 3), 4., durchgesehene Auflage, Bern 1955, S. 96–113.
  177. Ludwig Klages: Vom kosmogonischen Eros. 4., durchgesehene Auflage, Jena 1941, S. 49; Reinhard Falter: Ludwig Klages. Lebensphilosophie als Zivilisationskritik, München 2003, S. 30 f.
  178. Sigmund Freud: Massenpsychologie und Ich-Analyse. In: Freud: Gesammelte Werke. 5. Auflage. Band 13, Frankfurt am Main 1967, S. 71–161, hier: 98.
  179. Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur. In: Freud: Gesammelte Werke. 3. Auflage. Band 14, Frankfurt am Main 1963, S. 419–506, hier: 461, 468–470, 473 f.
  180. Nikolai Berdiajew: Von der Bestimmung des Menschen. Bern 1935, S. 254–261.
  181. Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen. 6. Auflage. Berlin 1971, S. 124, 128.
  182. Arnold Gehlen: Moral und Hypermoral. 5. Auflage. Wiesbaden 1986 (Erstveröffentlichung 1969), S. 79, 83, 88 f.
  183. Marcel Mauss: Die Gabe. Frankfurt am Main 1990 (Erstveröffentlichung französisch 1923/24), S. 17–19, 157, 162 f., 171; vgl. S. 100–102.
  184. Elisabeth Kraus: Aus Tradition modern: Zur Geschichte von Stiftungswesen und Mäzenatentum in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. In: Historisches Jahrbuch 121, 2001, S. 400–420, hier: 402, 405.
  185. Manuel Frey: Macht und Moral des Schenkens. Berlin 1999, S. 18 f.
  186. Francie Ostrower: Why the Wealthy Give. The Culture of Elite Philanthropy, Princeton 1995, S. 4 f., 9; Olivier Zunz: Philanthropy in America, Princeton 2012, S. 1 f.; Peter Frumkin: Strategic Giving, Chicago 2006, S. 4–9; Gregory L. Cascione: Philanthropists in Higher Education. New York/London 2003, S. 4 f.; Werner Kalb: Stiftungen und Bildungswesen in den USA. Berlin 1968, S. 12 f.
  187. Siehe zur historischen Entwicklung Peter Dobkin Hall: Philanthropie, Wohlfahrtsstaat und die Transformation der öffentlichen Institutionen in den USA, 1945–2000. In: Thomas Adam u. a. (Hrsg.): Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich. Stuttgart 2009, S. 69–99.
  188. Siehe dazu die Beiträge in der von Philipp Hoelscher u. a. herausgegebenen Aufsatzsammlung Venture Philanthropy in Theorie und Praxis, Stuttgart 2010, besonders die Einführung von Hoelscher S. 3–12.
  189. Marita Haibach: Frauenbewegung in der Philanthropie, München 1997, S. 79–85. Eine ausführliche Darstellung bietet Alan Rabinowitz: Social Change Philanthropy in America, New York 1990.
  190. Klaus Weber: „Wohlfahrt“, „Philanthropie“ und „Caritas“. Deutschland, Frankreich und Großbritannien im begriffsgeschichtlichen Vergleich. In: Rainer Liedtke, Klaus Weber (Hrsg.): Religion und Philanthropie in den europäischen Zivilgesellschaften, Paderborn 2009, S. 19–37, hier: 23 f. Vgl. Petra Krimphove: Philanthropen im Aufbruch. Wien 2010, S. 16–18; Marita Haibach: Frauenbewegung in der Philanthropie. München 1997, S. 14–17.
  191. Gabriele Lingelbach: Spenden und Sammeln. Göttingen 2009, S. 12–15.
  192. Elisabeth Kraus: Aus Tradition modern: Zur Geschichte von Stiftungswesen und Mäzenatentum in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. In: Historisches Jahrbuch 121, 2001, S. 400–420, hier: 407–409.
  193. Eine Übersicht bietet Gabriele Lingelbach: Spenden und Sammeln. Göttingen 2009, S. 30–35.
  194. Elisabeth Kraus: Aus Tradition modern: Zur Geschichte von Stiftungswesen und Mäzenatentum in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. In: Historisches Jahrbuch 121, 2001, S. 400–420, hier: 412.
  195. Siehe dazu die einschlägigen Ausführungen in Beiträgen der von Thomas Adam u. a. herausgegebenen Aufsatzsammlung Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich, Stuttgart 2009, S. 12, 66, 163–188; Gabriele Lingelbach: Spenden und Sammeln, Göttingen 2009, S. 38.
  196. Rupert Graf Strachwitz: Von Abbe bis Mohn – Stiftungen in Deutschland im 20. Jahrhundert. In: Thomas Adam u. a. (Hrsg.): Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich. Stuttgart 2009, S. 101–132, hier: 102. Vgl. Simone Lässig: Juden und Mäzenatentum in Deutschland. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 46, 1998, S. 211–236.
  197. Gabriele Lingelbach: Spenden und Sammeln, Göttingen 2009, S. 38 f. Vgl. Frank K. Prochaska: Women and Philanthropy in Nineteenth-Century England. Oxford 1980, S. 5–8 und zur vergleichbaren Situation in den USA Marita Haibach: Frauenbewegung in der Philanthropie. München 1997, S. 47 f.
  198. Gabriele Lingelbach: Spenden und Sammeln. Göttingen 2009, S. 37.
  199. Karl Marx: Das Elend der Philosophie. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Band 4, Berlin 1977, S. 63–182, hier: 142 f.
  200. Thomas Adam, Simone Lässig, Gabriele Lingelbach: Einleitung. In: Thomas Adam u. a. (Hrsg.): Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich. Stuttgart 2009, S. 7–14, hier: 7–10. Vgl. im selben Band (S. 41–66) die Spezialuntersuchung von Thomas Adam: Philanthropie und Wohnungsreform in der transatlantischen Welt, 1840–1914 sowie Werner Kalb: Stiftungen und Bildungswesen in den USA. Berlin 1968, S. 1.
  201. Siehe dazu Francie Ostrower: Why the Wealthy Give. The Culture of Elite Philanthropy, Princeton 1995, S. 5–16, 113–122; Alexandre Lambelet: La philanthropie. Paris 2014, S. 32–42; Petra Krimphove: Philanthropen im Aufbruch. Wien 2010, S. 53, 57 f.
  202. Francie Ostrower: Why the Wealthy Give. The Culture of Elite Philanthropy. Princeton 1995, S. 36–49.
  203. Francie Ostrower: Why the Wealthy Give. The Culture of Elite Philanthropy. Princeton 1995, S. 86–99.
  204. Peter Dobkin Hall: Philanthropie, Wohlfahrtsstaat und die Transformation der öffentlichen Institutionen in den USA, 1945–2000. In: Thomas Adam u. a. (Hrsg.): Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich. Stuttgart 2009, S. 69–99, hier: 70 f.
  205. Siehe zu dieser Initiative und den Reaktionen Zoltan J. Acs: Why Philanthropy Matters. Princeton/Oxford 2013, S. 1–5, 124–130, 205–225.
  206. Landesspezifische Besonderheiten der „Engagementkultur“ erörtert Petra Krimphove: Philanthropen im Aufbruch. Wien 2010, S. 16–19, 23–26, 42–45. Vgl. Robert Jacobi: Die Goodwill-Gesellschaft. Hamburg 2009, S. 53.
  207. Zu einer kritischen Einschätzung unter diesem Gesichtspunkt gelangt beispielsweise Teresa Odendahl: Charity Begins at Home. Generosity and Self-Interest Among the Philanthropic Elite. New York 1990.
  208. Siehe hierzu beispielsweise Werner Kalb: Stiftungen und Bildungswesen in den USA. Berlin 1968, S. 49.
  209. Francie Ostrower: Why the Wealthy Give. The Culture of Elite Philanthropy, Princeton 1995, S. 122–128; Alexandre Lambelet: La philanthropie, Paris 2014, S. 16–19, 31, 33 f.; Peter Frumkin: Strategic Giving, Chicago 2006, S. 17 f., 55–89. Zur Kritik an der Effizienz der Arbeit großer philanthropischer Stiftungen siehe Martin Morse Wooster: Great Philanthropic Mistakes. Washington (D. C.) 2006, S. 152–157; Werner Kalb: Stiftungen und Bildungswesen in den USA. Berlin 1968, S. 195–199.
  210. Frank Adloff: Philanthropisches Handeln, Frankfurt 2010, S. 413.
  211. Philipp Hoelscher: Venture Philanthropy in Deutschland und Europa – Eine Einführung. In: Philipp Hoelscher (Hrsg.): Venture Philanthropy in Theorie und Praxis, Stuttgart 2010, S. 3–12, hier: 9 f.
  212. Michael Edwards: Philanthrokapitalismus – Nach dem Goldrausch. In: Philipp Hoelscher (Hrsg.): Venture Philanthropy in Theorie und Praxis. Stuttgart 2010, S. 69–78.
  213. Peter Dobkin Hall: Philanthropie, Wohlfahrtsstaat und die Transformation der öffentlichen Institutionen in den USA, 1945–2000. In: Thomas Adam u. a. (Hrsg.): Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich. Stuttgart 2009, S. 69–99, hier: 90–93.
  214. Peter Dobkin Hall: Philanthropie, Wohlfahrtsstaat und die Transformation der öffentlichen Institutionen in den USA, 1945–2000. In: Thomas Adam u. a. (Hrsg.): Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich. Stuttgart 2009, S. 69–99, hier: 79–99; Rob Reich: Toward a Political Theory of Philanthropy. In: Patricia Illingworth u. a. (Hrsg.): Giving Well. The Ethics of Philanthropy. Oxford 2011, S. 177–195.
  215. Frank Adloff: Philanthropisches Handeln. Frankfurt 2010, S. 415 f.
  216. Karl-Heinz Paqué: Philanthropie und Steuerpolitik, Tübingen 1986, S. 380 f.
  217. Frank Adloff: Philanthropisches Handeln. Frankfurt 2010, S. 14–16.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.