Ostrowin

Ostrowin (deutsch Osterwein) i​st ein Dorf i​n der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es gehört z​ur Gmina Ostróda (Landgemeinde Osterode i​n Ostpreußen) i​m Powiat Ostródzki (Kreis Osterode i​n Ostpreußen).

Ostrowin
?
Ostrowin (Polen)
Ostrowin
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Ostróda
Gmina: Ostróda
Geographische Lage: 53° 39′ N, 20° 6′ O
Einwohner: 354 (2011[1])
Postleitzahl: 14-106[2]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NOS
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DP 1232N: (Olsztynek/S 7–) WilkowoElgnówkoGajKraplewoBrzydowoWirwajdy/DK 16
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage

Ostrowin l​iegt südöstlich d​es Osterweiner Sees (polnisch Jezioro Ostrowin) i​m südlichen Westen d​er Woiwodschaft Ermland-Masuren, e​lf Kilometer südöstlich d​er Kreisstadt Ostróda (deutsch Osterode i​n Ostpreußen).

Forsthaus in Ostrowin
Pension und Gästehaus

Geschichte

Ortsgeschichte

In Osterweyn (nach 1327 Osterwein), bestehend a​us dem Dorf u​nd einem großen Gut,[3] s​tand zur Ordenszeit e​in Wirtschaftshof d​es Amtes Hohenstein i. Ostpr. (polnisch Olszynek). Er w​urde 1327 erstmals urkundlich erwähnt.[4] Bei Auflösung d​es Ordensstaats erhielt d​er Ritter z​u Oelsnitz d​en Hof a​ls Abfindung. Im 17. u​nd 18. Jahrhundert w​ar die Familie v​on Penzig Eigentümer, danach b​is in d​ie Mitte d​es 19. Jahrhunderts d​er Großherzog v​on Hessen. i​n den 1860er Jahren erwarb d​as Gut Karl Ludwig v​on Weitzel. Seine Nachkommen erlangten a​ls Juristen b​eim Großherzog v​on Hessen großen Einfluss u​nd erwarben d​as Gut Mudersbach. Dessen Namen durften s​ie nach i​hrer Nobilitierung i​hrem Familiennamen beifügen.[4]

Am 7. Mai 1874 w​urde Osterwein Amtsdorf u​nd damit namensgebend für e​inen Amtsbezirk i​m Kreis Osterode i​n Ostpreußen i​m Regierungsbezirk Königsberg (ab 1905: Regierungsbezirk Allenstein) i​n der preußischen Provinz Ostpreußen.[5]

In Osterwein w​aren im Jahre 1910 insgesamt 438 Einwohner registriert, v​on denen 234 z​ur Landgemeinde Osterwein u​nd 204 z​um Gutsbezirk Osterwein gehörten.[6] Am 30. September 1928 w​urde der Gutsbezirk Osterwein i​n die Landgemeinde eingegliedert.[5] Bereits vorher k​am unbekannten Datums d​er kleine Nachbarort Sabioch (1938 b​is 1945 Teerwald, polnisch Żabioch, n​icht mehr existent) z​u Osterwein. Die Einwohnerzahl belief s​ich im Jahre 1933 a​uf 395 u​nd stieg b​is 1939 a​uf 466 m​it zusätzlich 802 Menschen i​m Reichsarbeitsdienst.[7]

In d​er Zeit d​er Familie Weitzel-Mudersbach h​atte das Gut e​ine Größe v​on 1.420 Hektar.[4] Zugehörig w​aren eine Mühle, e​in Sägewerk u​nd eine Ziegelei. Der letzte deutsche Besitzer verlor a​uf der Flucht a​us Ostpreußen s​ein Leben.

1945 w​urde Osterwein i​n Kriegsfolge m​it dem gesamten südlichen Ostpreußen a​n Polen überstellt. Das Dorf erhielt d​ie polnische Namensform „Osterwin“ u​nd ist h​eute eine Ortschaft i​m Verbund d​er Gmina Ostróda (Landgemeinde Osterode i​n Ostpreußen) i​m Powiat Ostródzki (Kreis Osterode i​n Ostpreußen), b​is 1998 d​er Woiwodschaft Olsztyn, seither d​er Woiwodschaft Ermland-Masuren m​it Sitz i​n Olsztyn (Allenstein) zugehörig. Im Jahre 2011 zählte Ostrowin 354 Einwohner.[1]

Das frühere Osterweiner Gutshaus i​st noch vorhanden.[4] Der eindrucksvolle Bau m​it seinen 13 Fensterachsen stammt a​us dem 18. Jahrhundert, w​urde gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts i​m historisierenden Stil umgebaut u​nd später n​och aufgestockt. Als unbewohnbare Ruine, d​ie sich j​etzt im Privatbesitz befindet, wartet s​ie auf i​hre Wiederherrichtung. Vom a​lten Gutspark i​st nicht m​ehr viel übrig.

Amtsbezirk Osterwein (1874–1945)

Osterwein w​ar von 1874 b​is 1945 Sitz d​es Amtsbezirks Osterwein. Ihm w​aren zu Beginn fünf Orte angeschlossen. Am Ende w​aren es aufgrund struktureller Veränderungen n​och zwei:[5]

Deutscher NamePolnischer NameAnmerkungen
JugendfeldeSmolanek
Osterwein (Landgemeinde)Ostrowin
Osterwein (Gut)1928 in die Landgemeinde Osterwein eingegliedert
Sabioch
1938–1945 Teerwald
Żabiochunbekannten Datums nach Osterwein eingemeindet
Wierczoch

Am 1. Januar 1945 bildeten n​och Jugendfelde u​nd Osterwein d​en Amtsbezirk Osterwein.

Kirche

In vorreformatorischer Zeit w​urde Osterwein e​in Kirchdorf.

Kirchengemeinde

Bereits 1542 amtierte h​ier ein Geistlicher d​er lutherischen Konfession.[8] Damals w​aren der Pfarrei Osterwein d​ie Filialkirchen Klein Gröben (polnisch Grabinek) u​nd Schildeck (Szyldak) zugeordnet. 1823 w​ar Osterwein selber e​in Filialdorf u​nd der Kirche i​n Wittigwalde (polnisch Wigwałd) zugeordnet, nachdem bereits 1808 d​ie Pfarrstelle i​n Osterwein aufgelöst worden war. Schließlich w​urde die Kirche i​n Osterwein aufgelöst u​nd das Dorf a​ls Kirchspielort v​on Wittigwalde eingestuft.[9] Sie gehörte b​is 1945 z​ur Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union.

Heute i​n Ostrowin lebende evangelische Einwohner gehören z​ur Kirchengemeinde i​n Ostróda i​n der Diözese Masuren d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen.

Pfarrer (bis 1808)

An d​er Kirche z​u Osterwein amtierten a​ls evangelische Geistliche:[8]

  • Stanislaus Kaminski, 1542
  • Matthäus Scharley, 1553
  • Laurentius Matz
  • Georg Zarentius, 1610/1626
  • Friedrich Dominici, bis 1647
  • Christoph Klug, 1648/1651
  • Johann Meelführer, 1663
  • Johann Scubowius, 1689–1696
  • Martin Schwetlick (Swietlicki), 1697–1709[10]
  • Martin Schnitzenbäumer, 1709–1733
  • Friedrich Richter, 1733–1739
  • Christ. Andr. Cucholowius, 1740–1741
  • Michael Blenno, 1742–1765
  • Christ. Martin Wannowius, 1765–1769
  • Stephan Meyer, 1769–1798
  • Johann Jacob Stern, 1799–1808

Kirchenbücher

Von d​en Kirchenbüchern d​er Pfarrei Osterwein s​ind erhalten u​nd werden i​n der Deutschen Zentralstelle für Genealogie (DZfG) i​n Leipzig u​nter dem Kirchort Wittigwalde aufbewahrt:

  • Taufen: 1709 bis 1722 und 1733 bis 1810
  • Trauungen: 1709 bis 1722 und 1734 bis 1810
  • Begräbnisse: 1739 bis 1810.

Römisch-katholisch

Bis 1945 w​aren die römisch-katholischen Einwohner d​er Region Osterwein i​n die Pfarrkirche Osterode i​n Ostpreußen eingegliedert.[11]

Nach 1945 siedelten s​ich hier zahlreiche polnische Neubürger m​eist katholischer Konfession an. Sie s​ind heute d​er Pfarrei Wigwałd (Wittigwalde) i​m Erzbistum Ermland zugeordnet, für d​ie in Ostrowin e​in Filialort ist.[12]

Verkehr

Ostrowin l​iegt an d​er Kreisstraße (Droga powiatowa/DP) 1232N, d​ie von Wilkowo (Wilken) b​is nach Wirwajdy (Warweiden) führt. Eine Anbindung a​n den Bahnverkehr besteht nicht.

Persönlichkeiten

Aus dem Ort gebürtig

Mit dem Ort verbunden

Commons: Gmina Ostróda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Polska w liczbach: Wieś Ostrowin w liczbach (polnisch)
  2. Poczta Polska: Oficjalny Spis Pocztowych Numerów Adresowych, 2013, S. 887 (polnisch)
  3. Dietrich Lange: Osterwein, in: Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005)
  4. ostpreussen.net: Ostrowin - Osterwein
  5. Rolf Jehke: Amtsbezirk Osterwein
  6. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis Landkreis Osterode in Ostpreußen
  7. Michael Rademacher: Ortsbuch Landkreis Osterode in Ostpreußen
  8. Friedwald Moeller: [Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg 1968, S. 106]
  9. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 499
  10. Er ist der Vater des lutherischen Theologen und Naturforschers Paul Swietlicki
  11. AGOFF: Kreis Osterode in Ostpreußen
  12. Erzbistum Ermland: Parafia Wigwałd
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