Glaznoty
Glaznoty (Marienfelde, Kreis Osterode in Ostpreußen) ist ein Dorf in Nordpolen.
Lage
Glaznoty liegt 17 km südlich von Ostróda (Osterode in Ostpreußen) und 47 km südwestlich von Olsztyn (Allenstein).
Geschichte
Das Dorf wurde 1324 gegründet, vermutlich von einem Ritter von Hasendamerau, der in Haasenberg saß.[1] 1397 kaufte Johann von Schönfeld, Osteroder Komtur des Deutschen Ordens, die Siedlung Marienfelde. Wahrscheinlich wollte er die Wüstung verhindern. 1410 – zur Zeit der Schlacht bei Tannenberg – wurden die Kirche, der Krug und Bauerngehöfte durch Kriegseinwirkung beschädigt. Nachdem der Krug von Marienfelde 1437 wüst gefallen war, belebte sich die Ansiedlung wieder; denn 1480 verlieh der Komtur Merten Truchseß Marienfelde dem Hans Birkhahn als Entgeltung seiner treuen Dienste für den Deutschen Orden. Zu dem Dorf gehörten 60 Hufen mitsamt den Pfarr- und Schulzenhufen und der Mühle.[2]
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Marienfelde gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Marienfelde stimmten 300 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen 60 Stimmen.[3]
Religionen
Evangelische Kirche
Die Kirche war 1386/87 im Deutschordensstaat als Feldsteinbau ohne Chorraum errichtet worden. Sie überstand den Dreizehnjährigen Krieg. Man wollte die Kirchspiele Leip und Marienfelde zusammenschließen. Vermutlich gab es zeitweilig einen gemeinsamen Pfarrer mit Sitz in Leip. Ohne Abstimmung mit dem Bischof stellten die Marienfelder 1577 einen eigenen Pfarrer an, was die Einkünfte des Pfarrers in Leip minderte. Der Landesherr machte dieser Eigenmächtigkeit sehr schnell ein Ende.[A 1] Marienfelde war ab 1817 eine Filialkirche von Marwalde und wurde 1925 eigenständig. Der letzte deutsche Pfarrer war bis 1945 der Königsberger Fritz Kollhoff.[2]
Das Kirchengebäude wurde 1899 gründlich renoviert. Im Innern hatte es eine trapezförmige Holzdecke. Zur Ausstattung gehörten ein Altar von 1860 und eine Orgel von 1850. Die Glocken wurden 1774 gegossen. Eine davon musste im Ersten Weltkrieg zum Einschmelzen abgeliefert werden. Nach dem Krieg wurde sie durch eine Stahlglocke ersetzt. Drei Weihwassersteine aus Granit stammten aus dem 15. Jahrhundert. Nachdem 1982 ein Sturm die Kirche schwer beschädigt hatte, verfiel sie rasch. Das Dach fiel ein. 1989 veranlasste Pfarrer Jan Reichelt aus Kraplau, dass die 1923 installierte Glocke mit der Inschrift NACH DEM KRIEGSLEID IN SCHWERER ZEIT DEM HERRN GEWEIHT geborgen wurde. Die deutsche Minderheit in Ostróda und die Kreisgemeinschaft Osterode mit Sitz in Osterode am Harz sammelten genug Geld für den Wiederaufbau.[2]
Katholische Kirche
Im Südwesten des Dorfes wurde 1900 eine katholische Kirche mit Pfarrhaus gebaut.[4] Für die Katholiken in Marienfelde und Umgebung stand eine 1903 gebaute Kapelle zur Verfügung, für die 1904 ein Vikar eingesetzt wurde. Durch den Friedensvertrag von Versailles wurde der Kreis Osterode zum Grenzkreis am Polnischen Korridor. Die Zahl der Katholiken sank erheblich, sodass Marienfelde zeitweise zu den kleinsten Gemeinden im Erzbistum Ermland zählte.[2]
Einzelnachweise
- Osteroder Zeitung, Mai 2016, S. 53.
- Glasnoty – Marienfelde (ostpreussen.net)
- Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 103.
- Osteroder Zeitung, Mai 2016, S. 56.
Anmerkungen
- Einen eigentlichen Landesherrn gab in jener Zeit nicht. Ab 1577 hatte das Herzogtum Preußen in Georg Friedrich I. einen Administrator, der vom polnischen König und Lehnsherrn Stephan Báthory eingesetzt worden war.