Nowaja Derewnja

Nowaja Derewnja (russisch Новая Деревня, wörtlich „Neues Dorf“; deutsch  Alt Gertlauken, auch: Neu Gertlauken, litauisch Senieji Gertlaukiai, v​on prußisch Gertlaucks) i​st eine Siedlung i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Sie l​iegt an d​er Regionalstraße 27A-014 (ex R514) u​nd gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Polessk i​m Rajon Polessk.

Siedlung
Nowaja Derewnja
Alt Gertlauken und Neu Gertlauken

Новая Деревня
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Polessk
Erste Erwähnung 1402
Frühere Namen Gertlawken (1402),
Gortlauken (um 1539),
Jertlauken (nach 1565),
Gertlauken (bis nach 1820),
Alt Gertlauken (bis 1946)
Bevölkerung 472 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40158
Postleitzahl 238645
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 230 807 011
Geographische Lage
Koordinaten 54° 45′ N, 21° 17′ O
Nowaja Derewnja (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Nowaja Derewnja (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geschichte

Alt Gertlauken

Der prußische Name Gertlaucks bedeutet Huhnfeld (prußisch gerto:Huhn‘). Das Dorf gehörte s​eit dem 19. Jahrhundert z​um Kreis Labiau. Das spätere Alt Gertlauken u​nd damalige Gertlawken w​urde im Jahre 1402 d​as erste Mal erwähnt.[2] Zwischen 1874 u​nd 1945 w​ar der Ort Amtsdorf u​nd namensgebend für d​en neu errichteten Amtsbezirk Gertlauken,[3] d​er zum Kreis Labiau i​m Regierungsbezirk Königsberg d​er preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Ihm w​aren zugeordnet n​eben der Landgemeinde Alt Gertlauken a​uch der Gutsbezirk Gertlauken (Forst), d​er 1929 i​n den Amtsbezirk Sternberg (Forst) (ab 1931: „Amtsbezirk Sternberg“) umgegliedert wurde, außerdem d​ie Landgemeinden Alt Kirschnabeck (1938–1946: Kirschbeck, russisch: Nowodworki, n​icht mehr existent) u​nd Leiszen (1936–1938: Leischen, 1938–1946: Hirschdorf, russisch: Nowodworki, n​icht mehr existent).

Im Jahre 1910 zählte Alt Gertlauken 690 Einwohner.[4] Es wurden in den 1920er Jahren noch Meiler zur Herstellung von Holzkohle betrieben.[5] Das Dorf war durch seine Meiler berühmt. Die Einwohnerzahl stieg bis 1933 auf 829 und betrug 1939 noch 788.[6] Im Jahr 1945 wurde Alt Gertlauken von der Roten Armee erobert und mit dem gesamten Nordteil Ostpreußens der Russischen SFSR der Sowjetunion zugeordnet.

Neu Gertlauken (Geroiskoje)

In d​en Jahren 1830 b​is 1840 w​urde die Kolonie Neu Gertlauken[7] gegründet, d​ie aus s​ehr verstreut liegenden kleinen Gehöften bestand. Diese gehörte m​it zur Landgemeinde Alt Gertlauken. Im Jahr 1947 w​urde der Ort u​nter der Bezeichnung Geroiskoje a​ls eigenständiger Ort i​n den Dorfsowjet Nowoderewenski selski Sowet eingeordnet.[8] Geroiskoje w​urde offenbar u​m 1980 a​n den Ort Nowaja Derewnja angeschlossen.

Nowaja Derewnja

Altes Haus in Nowaja Derewnja

Im Jahr 1947 w​urde Alt Gertlauken i​n Nowaja Derewnja umbenannt.[9] Der Ortsname existiert i​n Russland e​twa 70 Mal. Gleichzeitig w​urde der Ort Sitz e​ines Dorfsowjets. Nach dessen Auflösung gelangte Nowaja Derewnja (vermutlich) i​m Jahr 1961 i​n den Dorfsowjet Saranski selski Sowet. Von 2008 b​is 2016 gehörte d​er Ort z​ur Landgemeinde Saranskoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Polessk.

Nowoderewenski selski Sowet 1947–1961

Der Dorfsowjet Nowoderewenski selski Sowet (ru. Новодеревенский сельский Совет, Nowoderewenski selski Sowet) w​urde im Juni 1947 eingerichtet.[9] Sämtliche Orte dieses Dorfsowjets wurden d​urch den Umbenennungserlass v​on November 1947 festgestellt.[8] Im Jahr 1961 w​urde der Dorfsowjet wieder aufgelöst u​nd (offenbar) a​n den Saranski selski Sowet angeschlossen.[10]

OrtsnameName bis 1947/50
Dalneje (Дальнее)Pettkuhnen
Furmanowka (Фурмановка)Friedrichsburg
Geroiskoje (Геройское)Neu Gertlauken
Grigorjewka (Григорьевка)Sprindlack, Groß Balzerischken, 1938–1945: „Balzershof“, Groß Birkenfelde und (Adlig) Rathswalde[11]
Isobilnoje (Изобильное)Dedawe, 1938–1945: „Deimehöh“, Klein Fließ, und (Adlig) Rathswalde[12]
Iwanowka (Ивановка)Adlig Bärwalde, Groß Bärwalde, Klein Ernstburg, Imbärwalde, Neu Bärwalde und Adlig Bielkenfeld, seit 1916: (Adlig) Goltzhausen
Krasny Bor (Красный Бор)Krakau, (Klein) Steindorf[13], Peremtienen, Skrusdienen[14], 1938–1945: „Steinrode“, und Müllershorst [Fh.][15]
Meschdulessje (Междулесье)Kukers, Jodeiken und Knäblacken
Nowaja Derewnja (Новая Деревня)Alt Gertlauken

Kirche

Die mehrheitlich evangelische Bevölkerung Alt u​nd Neu Gertlaukens w​ar bis 1945 i​n das Kirchspiel d​er Kirche Laukischken (russisch: Saranskoje) eingepfarrt. Es gehörte z​um Kirchenkreis Labiau i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Heute l​iegt Nowaja Derewnja i​m Einzugsbereich d​er neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde i​n Lomonossowka (Permauern, 1938–1946 Mauern), e​iner Filialgemeinde d​er Auferstehungskirche i​n Kaliningrad (Königsberg) i​n der Propstei Kaliningrad[16] d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Literatur

  • Marianne Peyinghaus: Stille Jahre in Gertlauken. Erinnerungen an Ostpreußen. Berlin 1985.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Alt Gertlauken
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Gertlauken
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Labiau
  5. Rezension des Buches Führer durch die Kreisstadt Labiau Ostpr. und Umgegend Ostpreußenblatt vom 12. September 1998, abgerufen am 6. September 2014
  6. Michael Rademacher: Landkreis Labiau (russ. Polessk). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Neu Gertlauken
  8. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR vom 17. November 1947: Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad)
  9. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  10. Eine Ausnahme bilden die beiden westlich der Deima (Deime) gelegenen Orte Furmanowka und Iwanowka, die zum übrigen Bereich des Dorfsowjets keine direkte Landverbindung hatten, und bei denen sich deshalb die Frage stellt, ob diese sich in der Realität überhaupt in diesem Dorfsowjet befanden.
  11. Im Umbenennungserlass heißt es "Rastfals", was im offiziellen Ortsverzeichnis von 1976 als Rathsgrenz gedeutet wurde, zumal "Ratswalde" im Umbenennungserlass für Isobilnoje auftaucht. Auf den bekannten Karten ist die Ortsstelle (Adlig) Rathswalde aber mit Grigorjewka bezeichnet.
  12. vgl. Grigorjewka
  13. vermutlich der südliche Ortsteil
  14. vermutlich der östliche Ortsteil
  15. wurde nicht umbenannt
  16. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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