Nerchau
Die Stadt Nerchau ist heute ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Grimma im sächsischen Landkreis Leipzig.
Nerchau Stadt Grimma | |
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Höhe: | 140 m ü. NN |
Fläche: | 39,94 km² |
Einwohner: | 3860 (31. Dez. 2010) |
Bevölkerungsdichte: | 97 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2011 |
Postleitzahl: | 04668 |
Vorwahl: | 034382 |
Geographie
Lage
Nerchau liegt im Tal der Vereinigten Mulde zwischen Grimma und Wurzen im Landkreis Leipzig in Sachsen.
Ortsteile
Ortsteile von Nerchau waren:
- Bahren
- Cannewitz
- Deditz
- Denkwitz
- Fremdiswalde
- Gaudichsroda
- Golzern
- Gornewitz
- Grottewitz
- Löbschütz
- Schmorditz
- Serka
- Thümmlitz
- Würschwitz
Geschichte
Die Ersterwähnung geschah durch Thietmar von Merseburg im Jahr 974 als Nirichua, welches König Otto II. dem Hochstift Merseburg überlässt.[1]
Der heutige Nerchauer Kirchberg bot ehedem mit seiner herausgehobene Lage eine gute Möglichkeit in einem Oval von etwa 120 × 70 Metern einen befestigten Platz, einen Burgward, auszubauen, der den Schutz der nahegelegenen Furt durch die Mulde und der über Leisnig und Wurzen verlaufenden Fernstraße ermöglichte. 1232 wurde der Burgward Nerechowe durch das Erzstift Magdeburg an das Hochstift Naumburg verkauft.[2] Somit ging bei der zwischenzeitlichen Auflösung des Merseburger Bistums 981 Nerchau an das Erzbistum und wurde bei der Wiederherstellung des Merseburger Bistums nicht wieder herausgerückt, was Thietmar in seiner Chronik beklagt. Wie üblich wurde auf dem Burgwardterrain auch eine Kapelle erbaut, aus der Anfang des 11. Jahrhunderts die heutige Sankt-Martins-Kirche hervorging und den seltenen Umstand begründet, dass die Nerchauer Kirche nicht in der Ortsmitte, sondern am äußersten Rand steht.[3] Im Laufe des 15. Jahrhunderts hörte der Burgward auf zu bestehen. Dort erweiterte sich dann das Terrain der Kirche.[4]
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 zählte Nerchau nur noch 300 Einwohner, von 60 Häusern waren noch 10 erhalten.
Der Fährmann, der Leute, Tiere und Güter mit seinem Boot über die Mulde beförderte, wohnte bis 1802 auf der Nerchauer Seite in der Kirchstraße 9. Die ältesten Teile dieses Hauses gehen auf das Jahr 1649 zurück. Im Jahr 1803 wurde dann in Wednig ein ufernahes Fährhaus errichtet, wo 1893 auch eine Badeanstalt mit Badehaus entstand. Der Fährbetrieb entlang dem 120 Meter langen Stahlseil über die Mulde wurde 1971 endgültig eingestellt.
Im Jahr 1807 erhielt Nerchau Stadt- und Marktrecht. 1813 lagerten Kosaken auf den Muldenwiesen und in der Stadt. Quartiere und Kontributionen wurden gefordert. Die nahe Muldenfurt wurde zum Weiterritt zur Völkerschlacht nach Leipzig benutzt.
1880 wurde die Feuerwehr und 1882 der Schützenverein in Nerchau gegründet. 1886 erfolgte der Neubau der Schule und 1892 wurde die Beamtenschule Nerchau eröffnet. Die Alte Schule befand sich auf der linken Seite am Aufgang zur Kirche. 1896 erfolgte die Fertigstellung des Clarastift in der Gornewitzer Straße 30 als Kinderbewahranstalt (Kindergarten) – heute Sozialstation. Im Jahre 1905 wurde die Turnhalle errichtet, 1916 das Städtische Wannenbad im Wiesental eröffnet. Im Jahr 1928 bestehen in der Stadt 32 Vereine, von A (Arbeiter-Samariter-Kolonne) bis Z (Züchterverein für Geflügel) und eine Sanitätskolonne. Ferner 10 Fabriken, 9 Bäckereien, 6 Fleischereien, 14 Kolonial- und Materialwarenhandlungen, 11 Töpfereien sowie 11 Gasthöfe, 3 Cafés und 4 Tankstellen.[5] Dazu kamen ein halbes Dutzend Seilerei-Betriebe und mehrere Ziegeleien.
1904 wurde die Nerchauer Gasanstalt in Betrieb genommen und 1909 nach Errichtung des Wasserwerks begann das Anschließen der Grundstücke in der Stadt. Das Gebäude des heutigen Kommunalen Kindergartens in der Jahnstraße 12 wurde 1938 nach Entwürfen des Architekten Hugo Koch erbaut, dem Nerchau außer einer von ihm schlicht gestalteten Kriegergedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs im Wiesental (1921) eine Reihe bemerkenswerter Bauten zu verdanken hat[6] – so zum Beispiel die Sparkasse (1930), das Wohnhaus mit Arztpraxis Dr. Fritzsche (1934) in der Gornewitzer Straße 34 (heute Ärztehaus), Doppelwohnhäuser in der Jahnstraße 5/7 bzw. 9/11 (1933) und die Kleinhaussiedlung Am Graben (1934). Koch betreute ebenfalls die Umbauten der Beamten- sowie der Mittelschule (1927–1930 und 1947).[7]
Am 23. Oktober 1943 kam es zu zahlreichen Bränden und Gebäudeschäden nach dem Abwurf anglo-amerikanischer Spreng- und Brandbomben. Die Kartonagenfabrik Rommel & Co. wurde vollständig, die Farbenwerke teilweise ausgebombt, aber auch Güter am Marktplatz erhielten Treffer. Zwischen 15. April und Anfang Mai 1945 ging der Zweite Weltkrieg in der Nerchauer Region zu Ende. Artilleriebeschuss der Amerikaner über die Mulde beschädigte in Nerchau die Kirche mit den bleigefaßten farbigen Glasbildern und das Obergeschoss der Schule. Auf dem Markt in Nerchau detonierte mitten in dem dort auf Einweisung in Quartiere wartenden Flüchtlingstreck eine Panzergranate und tötete zahlreiche Frauen und Kinder. Sie wurden in einem Massengrab auf dem Nerchauer Friedhof (am Wegekreuz) beigesetzt. Nerchau wurde zunächst von amerikanischen und danach von russischen Truppen eingenommen und war kurze Zeit Kommandanturstandort der Sowjetarmee.[8]
Am 1. Januar 1952 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Gornewitz eingegliedert, 1964 die Gemeinde Grottewitz mit den Ortsteilen Zaschwitz und Löbschütz. Im Jahr 1954 erfolgte an der Turnhalle der Anbau einer Kegelbahn, die 1971 baulich erweitert und 1985 technisch modernisiert wurde.
Im Jahr 1974 feierte Nerchau das Jahr seiner Ersterwähnung vor 1000 Jahren. In der Festwoche wurde das rekonstruierte Kulturhaus der Öffentlichkeit übergeben. Im Herbst 1977 erfolgte aus dem Saal des Kulturhauses eine Live-Übertragung der die Stadt porträtierenden Hörfunk-Sendung Alte Liebe roste nicht.
Durch die Eingemeindung von Fremdiswalde mit Gaudichsroda, von Cannewitz mit den Ortsteilen Denkwitz, Thümmlitz und Serka, sowie von Golzern mit Bahren und Deditz im Jahr 1994 betrug die Einwohnerzahl 4400.[9] Am 21. Januar 1998 wurde das Haus der Jugend und des Sports, Jahnstraße 12a, eingeweiht und am 21. Oktober 2000 im Rahmen der Neugestaltung des Marktes der Gänsebrunnen. Im Jahr 2003 wurde das neu erbaute Bürgerzentrum der Öffentlichkeit übergeben.
Mit dem 1. Januar 2011 erfolgte die Fusion mit Grimma.[10][11]
Regelmäßige Veranstaltungen
- Mulde-Regatta (August)
- Muldentalhalbmarathon Wurzen–Grimma (April)
- Gänsefest (November)
- Airlebnistage (September/Oktober)
Wirtschaft und Verkehr
Ursprünglich hatte Nerchau eine zweifache Anbindung an die Eisenbahn: Einerseits mit der 1877 eingeweihten und 1969 für den Personenverkehr stillgelegten Teilstrecke Golzern-Wurzen der ehemaligen Bahnstrecke Glauchau–Wurzen (Muldentalbahn) und andererseits mit einem Haltepunkt für den Ortsteil Gornewitz an der von 1888 bis 1967 existierenden Schmalspurbahn Mügeln–Neichen. Zur Zeit der Eröffnung der Muldentalbahn besaß Nerchau ab 1878 zunächst nur eine Station für Personen- und Güterverkehr in Neichen, die 1879 die Bezeichnung Nerchau-Trebsen erhielt. Erst 1903 wurde ein eigener, am westlichen Stadtrand gelegener Haltepunkt errichtet, der im Mai 1908 als vollwertiger Bahnhof eröffnet wurde und dessen Anlagen auch dem unbeschränkten Güterverkehr dienten.[12] In den Jahren 1956 bis 1958 erhielt die Farbenfabrik Nerchau ein von der Muldentalbahn abgezweigtes Anschlussgleis, welches 40 Jahre später wieder zurückgebaut wurde. Das Kursbuch der Deutschen Reichsbahn vom Sommer 1966 verzeichnete für die Strecke 146b Grimma unterer Bahnhof – Wurzen zum Nerchauer Bahnhof zwischen 4.11 Uhr und 20.14 Uhr zehn Ankünfte und Abfahrten von Personenzügen pro Tag – für die Schmalspurbahn-Strecke 164f Neichen – Mügeln – Oschatz zum Haltepunkt Nerchau-Gornewitz zwischen 7.26 Uhr und 19.51 Uhr 14 An- und Abfahrten im Personenverkehr.[13]
Südlich von Nerchau verläuft die Autobahn 14, die nächstgelegenen Anschlussstellen sind Grimma und Mutzschen. 1968 begann der Autobahnneubau mit der 30 m hohen Muldenbrücke Nerchau Gestalt anzunehmen. Am 5. Oktober 1971 wurde die 342 m lange Autobahnbrücke übergeben.[14]
Jahrhunderte lang bis heute haben Ackerbau und Viehwirtschaft den Erwerb vieler Nerchauer Bewohner und damit das Gepräge einer Ackerbürgerstadt bestimmt. Viele Güter befanden sich unmittelbar am Marktplatz, wo heute der Gänse-Brunnen an Gänse-Nerche – den sächsischen Spottnamen der Stadt – erinnert, der in Unterscheidung zur Kuhmutzschen genannten Nachbarstadt Mutzschen von Bedeutung war. Zu Nerchau gehörte früher ein gemeindeeigener Gänsehirt, der große Scharen des Federviehs am Communeteich auf den Muldenwiesen hütete und sie vor Weihnachten zur Vermarktung bis nach Leipzig trieb.
Nerchau ist aber vor allem durch die 1834 von den Gebrüdern Hessel gegründete Farbenfabrik überregional bekannt, die zu den Deutschen Amphibolin-Werken Dr. Murjahn (DAW-SE), Ober-Ramstadt gehört und davor bis 1990 zuletzt als VEB Kali-Chemie Farbenfabrik Nerchau mit ca. 250 Beschäftigten einer der Hauptarbeitgeber der Region war.[15] Ihren Ausgang hatte die Farben- und Pigmentfabrikation mit dem von Friedrich Carl Hessel betriebenen Handel von Ocker- und Grünerden genommen, die in umliegenden Sand- und Tongruben abgebaut wurden. Um 1880 wurde eine Grünerde-Grube in der Nähe von Döbeln dazugekauft. 1886 erfolgte die Gründung der Lackfabrik Hessel, Foll & Co. als verwandtschaftliches Zweigunternehmen zur Herstellung von Lackfarben durch die Herren Hermann Hessel, Ferdinand Foll und Wilhelm Eidemüller.[16] Die Fabrik produzierte Öllackfarben; das Nerchauer Weiß wurde bald zu einem Begriff unter Fachleuten. 1891 erfolgte die Umwandlung der zuerst gegründeten offenen Handelsgesellschaft Friedrich & Carl Hessel in eine Aktiengesellschaft. 1906 zerstörte ein Großfeuer große Teile der Hessel AG-Farbenwerke. Die Firma beschäftigte mehr als 150 Beschäftigte und war die größte Farbenproduktion Sachsens sowie einer der führenden Farbenhersteller Deutschlands. Man produzierte Farben für Tapeten-, Wachstuch-, Leder- und Seifenfabriken, später folgten Künstlerfarben. Der Volksentscheid in Sachsen 1946 führte 1947 zur Enteignung der Farbenwerke Friedrich & Carl Hessel AG, sowie der Lackfabrik Hessel, Foll & Co, die zu Volkseigentum erklärt wurden. Es entstanden die Vereinigte Farben- und Lackfabriken Nerchau.
1949 bis 1952 wurden im in der Ortsmitte befindlichen Werk 1 Anlagen zur Produktion von Eisenoxidrot- und Eisenoxidgelb-Pigmenten sowie 1965 auch für Eisenoxidschwarz errichtet. Zur Herstellung brachte man Eisen- bzw. Stahldrehspäne durch Salzsäure- und Dampf-Einwirkung forciert zur Oxidation. Zusammen mit der zur Neutralisation nötigen Natronlauge und der Braunkohle für das Kesselhaus gingen von diesem Betrieb starke Beeinträchtigungen der Umwelt aus, die ihren Gipfel in 1959 errichteten, ausgedehnten, mit rotem Eisenoxidschlamm gefüllten Rückhalte-Becken/ Klär-Teichen am Muldenufer fanden. Der im Werk beim Oxidationsprozess entweichende Wasserstoff ergab zusammen mit der Außenluft ein explosives Knallgas-Gemisch. Deshalb galt im Betriebsgelände absolutes Rauchverbot. Dennoch kam es 1958 zu einer Explosion mit Großbrand in der Eisenoxidrotanlage. 1967 wurde das Gebäude des Pigmenttechnikums errichtet, in dem zu Forschungszwecken über mehrere Etagen reichende Versuchsanlagen entwickelt werden konnten. 1969 wurde nach einer Kesselhavarie das Braunkohle-Heizwerk rekonstruiert, an das mit Fernwärmeleitungen nicht nur das Werk 2 in der Nordstraße, sondern auch die Abziehbilderwerke und kommunale Einrichtungen wie Turnhalle/Kegelbahn sowie die Saalheizung im Gasthof Goldener Stern angeschlossen wurden. Der damals erbaute 60 Meter hohe Schornstein mit einem Hochwasserbehälter von 200 Kubikmetern prägte weithin sichtbar die Stadtsilhouette. Bis auf das ehemalige Sozial- und Werkleitungsgebäude und den Bau des Pigmenttechnikums wurden von 1994 bis 1996 die gesamten Anlagen des Werk 1 demontiert, gesprengt und dem Erdboden gleichgemacht. Die Erzeugnisbreite des Werk 2 in der 1886 gegründeten Lackfabrik war ab 1950 stark erweitert worden und reichte bis 1990 von Künstlermalfarben in Öl, Gouache und Aquarell über Plakatfarben, Abtönpasten, Kunststoffeinfärbepasten bis zu Schulmal- und Trickfilmfarben in insgesamt über 70 Farbtönen.[17] Anfang 2013 wurde die Lukas Nerchau Farben GmbH vom britischen Unternehmen Daler-Rowney übernommen und ist seit 2016 ein Teil der italienischen F.I.L.A. Group. Die Produktpalette des heutigen DAW Werks in der Neichener Straße gliedert sich in Bautenfarben, (u. a. Farben für den Denkmalschutz, Vollton- und Abtönfarben etc.) und Industriefarbkonzentrate.[18]
Neben der Farbenfabrikation spielte die mit 120 Beschäftigten seit 1899 tätige Firma Ferdinand Foll – Kunstanstalt für keramischen Buntdruck eine wesentliche Rolle unter den Nerchauer Industriebetrieben. Hier wurden Schiebe- und Abziehbilder für Dekors der Keramik-, Glas- und Emailleindustrie zunächst im Lithografie – später im Offsetdruck- und Siebdruckverfahren gefertigt. Von 1951 bis 1966 hieß der Betrieb Vereinigte Abziehbilderwerke Leipzig-Nerchau-Saalfeld und danach VEB Technodruck. Die im Juli 1990 gegründete GmbH wurde im März 1996 aufgelöst.
Zu weiteren Industriebetrieben Nerchaus gehörten die 1887 gegründete Buntpapier- und Kartonagenfabrik OROCO – Oscar Rommel & Co mit 110 Beschäftigten, die 1893 erbaute, Ofenkacheln produzierende Ofen- und Tonwarenfabrik Nerchau sowie die Buchbinder und Goldschnittmacher Pönisch & Drechsler – Fabrik für Kartonpapier und Fotografiekarton, eine Klemmmappen- und eine Knochenleimfabrik.[19] Von den zwischen 1920 und 1990 existierenden 700 Arbeitsplätzen der Nerchauer Industriebetriebe sind nach der Jahrtausendwende lediglich noch etwa 40 vorhanden.
Seit 2011 ist in Nerchau die Brauerei Nerchauer Brauhaus aktiv. Neben anderen Sorten wird hier die seit dem 16. Jahrhundert bekannte regionale Spezialität Nerchauer Pumpernickel gebraut.
Sehenswürdigkeiten
- die frühgotische Chorturmkirche Kirche Nerchau
Söhne und Töchter Nerchaus bzw. Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Johann Winckler (1642–1705), lutherischer Theologe, Hauptpastor der Hauptkirche Sankt Michaelis (Hamburg)
- Christian Gottlieb Kluge der Ältere (1699–1759), evangelischer Theologe
- Friedrich Gerstäcker (1816–1872), in Hamburg geborener Schriftsteller, verkehrte im ehemaligen Gasthof Gambrinus am Saumarkt
- Theodor Kösser (1854–1929), Architekt
- Paul Eduard Freygang (1863–1924), Architekt und kommunaler Baubeamter
- Curt Grottewitz (1866–1905), Naturwissenschaftler, Schriftsteller und Germanist; Begründer der Arbeiter-Wanderbewegung
- Hugo Koch (1883–1964), in Glauchau geborener Architekt, Autor von Werken zur Gartenkunst
- Curt Winkler (1903–1974), Maler und Grafiker
- Friedhelm Döhler (1908–1968), Hornist
- Bruno Pfütze (1912–1945), SS-Führer im KZ Auschwitz
- Werner Arnold (1920–2000), Bergbauingenieur und Hochschullehrer
- Kessler-Zwillinge: Alice und Ellen Kessler (* 20. August 1936 in Nerchau, Jahnstr.11; bürgerlich Kaessler), Tänzerinnen und Schauspielerinnen; Ehrenbürger von Nerchau
- Ekkehard Göpelt (1945–2016), Schlagersänger und Moderator
- Rosmarie Poldrack (* 1955), Ärztin und Umweltschützerin
Varia
- Im Dezember 2004 erfolgte nach 4-monatiger Bauzeit die Verkehrsfreigabe des überwiegend die alte Bahntrasse nutzenden Muldentalbahn-Radweges zwischen Grimma und Wurzen.[20] Nerchau und die Kirche Nerchau sind eine Station auf dem Muldentalradweg und dem Muldentalbahnradweg.[21]
Zitat – Humoristische Namensdeutung
„Es war wie immer vor langer, langer Zeit, da lebten hier Mensch und Tier noch unter einem Dach. Jeder kannte seine Viecher wie seine eignen Kinder. Hatte mal eens ä kleenes Wehwehchen oder 'ne Kuh wollte nicht kalben, brauchten se keen Tierarzt, nee, das machten se alles selber. Natürlich wollten nun de studierten Veterinärmediziner aus Leib'zch gerne mal sehen, wie sowas funktiioniert. Also wurde ä großes Treffen an der Mulde vereinbart. Tagsüber ham se gefachsimpelt und am Abend wurde in der Sonne tücht'ch gefeiert. Gegen Mitternacht war'n se sich alle einig: Das war seit langer Zeit de scheenste Veterinärschau! Seit der Zeit heißt Nerchau Nerchau!“
Literatur
- Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Nerchau. Nerchau 1890ff. (Digitalisat)
- Karlheinz Blaschke: Zur Geschichte der Stadt Nerchau bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Der Rundblick 22, 1975, S. 21–29. Wiederabdruck in: Peter Johanek (Hrsg.) unter Mitarbeit von Uwe John: Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze von Karlheinz Blaschke (= Städteforschung : Reihe A, Darstellungen Bd. 44). Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1997, S. 245–256. ISBN 3-412-06897-7 . 2., unveränderte Auflage ebd. 2001. ISBN 3-412-02601-8 .
- Cornelius Gurlitt: Nerchau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 20. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (2. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1898, S. 190.
- Eine umfangreiche Überlieferung der Stadt Nerchau für den Zeitraum 1718–1951 zu Reichs-, Verfassungs- und Gemeindeangelegenheiten, Finanzen, Militär- und Kriegsangelegenheiten, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Gewerbe, Industrie, Landwirtschaft, Ordnungs- und Sicherheitspolizei, Brandschutz, Statistik, Wahlen, Schule, Kirche, Bauverwaltung, Vereinen und dem Standesamt befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20616 Stadt Nerchau.[23]
Weblinks
- Nerchau innerhalb der Website von Grimma
- Nerchau im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Heimatverein Nerchau
- Zur Nerchauer Filiale im Sparkassenmuseum Muldental
Einzelnachweise
- Thietmar von Merseburg: Chronik. Hrsg.: Robert Holtzmann. Halle 2007, S. 50.
- Hans Patze und Josef Dolle: Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg. Hrsg.: Hans K. Schulze. Band 2. Köln,Weimar, Wien 2000, S. 137.
- Horst Weber: Vom Burgward zur Stadtkirche - Betrachtungen zum ältesten Nerchauer Stadtteil, in: Rundblick-Jahrbuch 1995, Sax-Verlag Beucha 1995, Seite 102–104
- Rudolf Priemer: Zur Stadtgeschichte von Nerchau, in: Rundblick-Information 11: Nerchau-Trebsen, Wurzen 1987, Seite 12
- Uwe Cieslack (Hg.): Stadt Nerchau - Info über die Stadt, WEKA Informationsschriften, Mering 1999, Seite 7
- Rudolf Priemer und Eberhard Fritzsche: Dr. Hugo Koch, 1883-1964 – Lebensbild eines bedeutenden Architekten, Geschichts- und Altertumsverein zu Grimma e.V., Grimma-Nerchau 2011
- Köbernick, Solveig: Großstadtgrün und Hausgarten - Hugo Kochs Beiträge zur Gartengeschichte und zur Theorie der modernen Garten- und Parkgestaltung 1910-1933, Hochschulschrift Leipzig, Univ., Diss., 2008, Bd. 2, Abbildungs- und Werkverzeichnis, S. 91–344
- Heimatverein Nerchau: Die Endphase des zweiten Weltkriegs in Nerchau
- Uwe Cieslack (Hg.): Nerchau und Umgebung, Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1994, Seite 8–10
- Grimma: Nerchau für Eingemeindung. Abgerufen am 16. September 2017 (deutsch).
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011
- Manfred Berger: Die Muldentalbahn, transpress-Verlag Berlin 1981, Seite 149
- Kursbuch der Deutschen Reichsbahn: Sommerfahrplan 1966, Reprint Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2020, ISBN 9783959665148
- Rudolf Priemer und Horst Weber: Nerchau und Trebsen, RUNDBLICK-Information, Heft 11, Wurzen 1987, Seite 16–17
- VEB Kali-Chemie Farbenfabrik Nerchau bei archiv.sachsen.de, abgerufen am 6. März 2015.
- Caparol Industrial Solutions GmbH
- Manfred Müller: Das war der Rundblick - Heimat zwischen Collm und Mulde (1954-1990), Sax-Verlag Beucha 2009, Seite 198–199
- Daler Rowney übernimmt Lukas Nerchau Farben
- Rudolf Priemer und Horst Weber: Nerchau und Trebsen, RUNDBLICK-Information, Heft 11, Wurzen 1987, Seite 14–15
- Muldentalbahn-Radweg auf grimma.de, abgerufen am 20. Mai 2013.
- Muldental-Radweg Vereinte Mulde. Abgerufen am 16. September 2017.
- Städtenamen verrückt, Weltbuch Verlag Dresden 2014, Seite 134 f.
- 20616 Stadt Nerchau. In: Staatsarchiv Leipzig. Abgerufen am 27. März 2020. (Infotext unter „Einleitung“)