Nehren (Württemberg)
Nehren ist eine Gemeinde im Landkreis Tübingen, etwa zehn Kilometer südlich von Tübingen. Sie gehört zur Region Neckar-Alb und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Tübingen | |
Gemeindeverwaltungsverband: | Steinlach-Wiesaz | |
Höhe: | 427 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,58 km2 | |
Einwohner: | 4384 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 511 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72147 | |
Vorwahl: | 07473 | |
Kfz-Kennzeichen: | TÜ | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 16 026 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 32 72147 Nehren | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Egon Betz (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Nehren im Landkreis Tübingen | ||
Geographie
Geographische Lage
Nehren liegt am Südrand des Landkreises Tübingen, in dem als Steinlachtal bezeichneten Teil des Mittleren Albvorlandes, am Fuß des Firstberges. Nehren wird vom kleinen Flüsschen (Ob-)Wiesbach umrundet, das im Kirschenfeld entspringt und in die Steinlach mündet.
Nachbargemeinden
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Gemeinde Nehren, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Tübingen:
Gomaringen, Mössingen, Ofterdingen und Dußlingen.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Nehren gehören das Dorf Nehren und das Gehöft Nehrener Mühle.
In Nehren aufgegangen ist die 1092 als Huchelingen erwähnte Ortschaft Hauchlingen.[2]
Schutzgebiete
In Nehren liegt das Landschaftsschutzgebiet Kirschenfeld sowie einige Teilgebiete des FFH-Gebiets Albvorland bei Mössingen und Reutlingen.[3]
Geschichte
Überblick
Die erste urkundliche Erwähnung Nehrens schwankt zwischen Angaben des Jahres 1086, 1092 (sowohl als Nehren wie auch als Hauchlingen)[4] und 1150[5] urkundlich erwähnt. Siedlung und Gemarkung entstanden in der heutigen Form im 15./16. Jahrhundert, als die aneinandergrenzenden Orte Nehren und Hauchlingen zusammengelegt wurden; beide waren schon einige Jahre zuvor „kirchlich vereinigt“ worden.
Seit 1447 gehörte Nehren zu Württemberg und war dem Amt Tübingen unterstellt.
„Bei der Kappel“ wurden im 18. Jahrhundert Reihengräber aufgedeckt. Nordöstlich über der Eisenbahnlinie Tübingen–Hechingen bildet ein Gelände aus der Hallstattzeit (etwa 8. bis 5. Jahrhundert v. Chr.) mit etwa 30 Grabhügeln eines der größten Gräberfelder im Landkreis Tübingen.
Nehren besaß früher auch eine mittelalterliche Burg, die Burg Nehren.
Nehren litt wegen seiner Lage in der Nähe der durch das Steinlachtal führenden Schweizer Straße (heute Bundesstraße 27) in Kriegszeiten ganz erheblich unter dem Durchzug von Truppen wechselnder Herren. Während des Dreißigjährigen Krieges plünderten die Soldaten des Grafen von Fürstenberg im gesamten Steinlachtal, 1634 nach der Schlacht bei Nördlingen waren es die Kaiserlichen. Nach dem Krieg wurden in Nehren 72 zerstörte Häuser und Scheunen gezählt.
Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde die Zuordnung Nehrens zum Oberamt Tübingen bestätigt.
Anschauliche Einblicke in die Geschichte des Ortes und seiner Familien gibt eine Dorfchronik, die als bedeutendes Dokument der Spätaufklärung gilt. Verfasst hat sie 1838 der Pfarrer Friedrich August Köhler (1768–1844), der fast zehn Jahre als Vikar seines Vaters hier tätig war.
Durch die Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Nehren 1938 zum Landkreis Tübingen. 1945 wurde der Ort Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.
Politik
Verwaltungsverband
Nehren ist zusammen mit Dußlingen und Gomaringen Mitglied im Gemeindeverwaltungsverband Steinlach-Wiesaz mit Sitz in Gomaringen.
Hochburg
In der Umgebung ist Nehren wegen der hohen Anzahl von SPD-Wählern auch als „rote Hochburg“ bekannt. Doch bei der Landtagswahl 2006 waren erstmals seit langer Zeit die Christdemokraten stärker als die Sozialdemokraten.
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Nehren hat 14 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
- Freie Wählervereinigung: 30,5 %, 4 Sitze (2014: 4 Sitze)
- CDU/Bürgerliche: 25,8 %, 4 Sitze (2014: 4 Sitze)
- SPD: 23,9 %, 3 Sitze (2014: 4 Sitze)
- Alternative Liste: 19,9 %, 3 Sitze (2014: 2 Sitze)
Bürgermeister
Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von 8 Jahren gewählt. Seit dem 11. April 2011 ist Egon Betz der Nachfolger von Werner Landenberger. Betz wurde am 30. Januar 2011 bei einer Wahlbeteiligung von 45 % mit 98,2 % der Stimmen gewählt.[7] Dieser arbeitete zuvor schon als Pressesprecher des Landratsamtes Tübingen.[8][9]
- Franz Fecht (1949 bis 1979)
- Wolfgang Ettwein (1979 bis 1995)
- Werner Landenberger (1995 bis 2011)
- Egon Betz (parteilos, seit 2011)
- Stellv. Bürgermeisterin: Tanja Schmidt (SPD)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die L 394 (Nordring) verbindet Nehren mit der Bundesstraße 27. Diese führt nach Stuttgart im Norden und Rottweil im Süden.
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (naldo) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 113. Nehren ist gegenwärtiger Regionalbahn-Haltepunkt auf der Zollernalbbahn (Tübingen–Hechingen–Balingen–Sigmaringen).
Gasversorgung
Das Erdgasnetz wird von der FairEnergie GmbH betrieben, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke Reutlingen GmbH und der EnBW Kommunale Beteiligungen GmbH.[13]
Wasserversorgung
Die Trinkwasserversorgung für die Gemeinde wird vom Zweckverband Steinlach-Wasserversorgung wahrgenommen. Das Trinkwasser stammt zu 60 Prozent aus Eigenwasser vom Wasserwerk Tübingen-Kilchberg und zu 40 Prozent aus Bezug von der Bodensee-Wasserversorgung. Der Zweckverband Steinlach-Wasserversorgung wurde 1919 durch die Gemeinden Dußlingen, Mössingen, Nehren und Ofterdingen, die auch heute noch Verbandsmitglieder sind, gegründet. Die erste Wasserfassung entstand als Galeriebrunnen auf Mössinger Gemarkung und versorgte bis 1947 alle Gemeinden.
Abwasserentsorgung
Die Entsorgung des Abwassers erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Abwasserverband Steinlach-Wiesaz. Dem Verband gehören neben Nehren die Gemeinden Dußlingen, Gomaringen, Sonnenbühl, Ofterdingen sowie die Städte Mössingen und Reutlingen an. Die gemeinsame Kläranlage steht auf Gemarkung Dußlingen.
Nach starken Regenfällen kam es in den vergangenen Jahren in der Wertstraße wiederholt zum Wassereintritt in die Keller der Anwohner. Die Ursache, die Kapazitätsüberschreitung des dortigen Abwasserkanals, soll durch dessen Sanierung behoben werden.[14]
Abfallentsorgung
Die Abfallentsorgung erfolgt durch den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Tübingen.
Bildung
- Kirschenfeldschule (Grundschule)
- Merian-Gemeinschaftsschule (Dußlingen)
- Karl-von-Frisch-Gymnasium (Dußlingen)
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Hans Vaihinger (1852–1933), Professor der Philosophie
- Ernst Wulle (1832–1902), Stuttgarter Brauerei-Besitzer
Prominente Personen, die in der Gemeinde gewirkt haben und wirken
- Karl Hötzer (* 1892 in Balingen; † 1969 in Tübingen), Lehrer in Nehren von 1920 bis 1928[15], Autor des Nehrener Heimatliedes und anderer schwäbischer Mundart, Gründungsmitglied des Nehrener Musikvereins[16]
- Hans von Mangoldt (* 1940 in Tübingen), Völkerrechtler, er lebt in Nehren
- Grit Puchan (* 1960 in Crimmitschau), Tübinger Regierungsvizepräsidentin 2009–2015, seit 1. Juni 2016 Amtschefin mit dem Titel Ministerialdirektorin im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
- Gerd Simon (* 1937 in Hamburg), Linguist an der Universität Tübingen, lebt seit seinem Ruhestand 2002 in Nehren
- Heinrich Wägenbaur (* 1897 in Köln; † 1976 in Heidelberg), deutscher Maler
Literatur
- Nehren. In: Christoph Friedrich von Stälin (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Tübingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 49). H. Lindemann, Stuttgart 1867, S. 438–442 (Volltext [Wikisource]).
- H. Berner: Beschreibung des Dorfes und der Markung Nehren nach dem Stand vom 31. Dezember 1954, um 1955 (im Besitz der Gemeinde)
- W. Böhringer: Das Schultheißen- und Lehrergeschlecht Dürr in Nehren. In: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Tübingen (Beilagen zum Schwäbischen Tagblatt) vom 23. Oktober 1965
- W. Böhringer: Findbuch im Gemeindearchiv Nehren.
- Erika K. Eisleb-Rapp u. a.: 900 Jahre Nehren, Nehren 1986.
- Holger Friesch: Kann man da drin wohnen? Kleinbäuerliches Anwesen Hauptstraße 15 in Nehren mit überraschender Baugeschichte. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 37. Jg. 2008, Heft 2, S. 108–110 (PDF)
- Jürgen Jonas, Gemeinde Nehren (Hrsg.): Nehren und Hauchlingen beinander, Dorfchronik zum 500-jährigen Jubiläum der kirchlichen Vereinigung, Sindlinger-Buchartz, Nürtingen 2004, ISBN 3-928812-36-X.
- Friedrich August Köhler: Nehren. Eine Dorfchronik der Spätaufklärung, hrsg. von Carola Lipp, Tübinger Vereinigung für Volkskunde, Tübingen 1981 (Untersuchungen, Band 52).
- Gemeindeverwaltung Nehren (Hrsg.): Nehren 1086–1986, Dorfchronik zum 900-jährigen Jubiläum
- Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg, Landkreis Tübingen (Hrsg.): Der Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung. Band II. Kohlhammer, Stuttgart 1972, ISBN 3-17-258321-X, S. 431–448
- Wolfgang Thiem: Gesamtanlage „Ortskern Nehren“. Ein Kleinod im Landkreis Tübingen. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 33. Jg. 2004, Heft 3, S. 163–168 (PDF)
- K. Wüst: Die frühere dicke Eiche in Nehren. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins 11, 1899, S. 485 f.
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 126–127
- Daten- und Kartendienst der LUBW
- Monumenta Germaniae Scriptores 15², S. 1016, In: Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg & Landkreis Tübingen 1972: 448
- Königliches Staatsarchiv in Stuttgart (1849–1913): Wirtembergisches Urkundenbuch, Stg. 2, S. 411 (Kl. Reichenbach), In: Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg & Landkreis Tübingen 1972: 448
- Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg & Landkreis Tübingen (Hrsg.) (1972): Der Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung. Band II. Stuttgart: Kohlhammer. ISBN 3-17-258321-X. (Ortsbeschreibung von Nehren S. 431–448)
- Gabi Schweizer (2011): Zum Nehrener Amtsantritt eine Nadel. Egon Betz wurde als neuer Bürgermeister vereidigt. In: Schwäbisches Tagblatt, 12. April 2011. Online verfügbar
- Steffan Heritsch (2011): Verursachern droht hohes Bußgeld. Säckeweise Müll am Kiebinger Baggersee. In: Schwäbisches Tagblatt, 1. April 2011. Online verfügbar
- Kreistagsgeschäftsstelle in der Internetpräsenz des Landratsamts Tübingen (abgerufen am 18. Mai 2011)
- Website des TC Nehren (Memento des Originals vom 16. September 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Württembergischer Tennisbund e. V.Eintrag des TC Nehren
- BDEW (Hrsg.): Karte der Stromnetzbetreiber 2012. Frankfurt 2012.
- BDEW (Hrsg.): Karte der Gasnetzbetreiber 2012. Frankfurt 2012.
- SWR Fernsehen, Sendung Zur Sache (28. Februar 2013, 20:15 Uhr): Streit um Feuerwehrkosten Müssen Anwohner für Einsätze nach Hochwasser zahlen?. (abgerufen am 1. März 2013)
- Heimatkundliche Vereinigung Zollernalb e. V. (2005): Heimatkundliche Blätter Zollernalb, Jahrgang 52, Nr. 1 (pdf, 6MB, abgerufen am 21. März 2018)
- Musikverein Nehren e. V.: Vereinsgeschichte (abgerufen am 26. Oktober 2011)