Gomaringen
Gomaringen ist eine Gemeinde im Landkreis Tübingen etwa zehn Kilometer südlich von Tübingen und etwa elf Kilometer südwestlich von Reutlingen. Sie gehört zur Region Neckar-Alb und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Tübingen | |
Gemeindeverwaltungsverband: | Steinlach-Wiesaz | |
Höhe: | 474 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,32 km2 | |
Einwohner: | 9129 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 527 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72810 | |
Vorwahl: | 07072 | |
Kfz-Kennzeichen: | TÜ | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 16 015 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Lindenstraße 63 72810 Gomaringen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Steffen Heß | |
Lage der Gemeinde Gomaringen im Landkreis Tübingen | ||
Geographie
Geographische Lage
Gomaringen liegt im Tal der Wiesaz, eines rechten Nebenflusses der Steinlach, die in den Neckar mündet.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Gomaringen besteht aus den beiden Ortsteilen Gomaringen und Stockach. Die Ortsteile sind räumlich identisch mit den früheren Gemeinden gleichen Namens. In der Gemeinde Gomaringen wird der Gemeinderat nach dem System der Unechten Teilortswahl gewählt, dementsprechend bilden die beiden Ortsteile als Wohnbezirke bezeichnete Wahlkreise. Der Ortsteil Stockach bildet zudem eine Ortschaft im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender.[2]
Zum Ortsteil Gomaringen gehören das Dorf Gomaringen, der Weiler Hinterweiler, der baulich mit Gomaringen zusammengewachsen ist, und die Häuser Bahnhof Gomaringen, Hammerwerk, Pomosinwerke, Sägmühle und Schleifmühle. Zum Ortsteil Stockach gehört nur das Dorf Stockach.
Im Ortsteil Gomaringen lagen die abgegangenen Orte Unnothof und Ziegelhausen (oder Ziegelhäuser). Unnothof fiel vor 1893 und Ziegelhausen vor 1492 wüst.[3]
Schutzgebiete
Gomaringen hat Anteil am Landschaftsschutzgebiet Ehrenbachtal mit Kaltem Brunnen sowie am FFH-Gebiet Albvorland bei Mössingen und Reutlingen.[4]
Geschichte
Mittelalter
Die Namensendung auf „-ingen“ belegt die Besiedlung durch die Alemannen. Der Name „Gomaringen“ wurde 1191 erstmals urkundlich in der Chronik des Berthold von Zwiefalten erwähnt. Werner von Gomaringen (ca. 1356–1393) und Peter von Gomaringen (1393–1412) aus dem Hause der Herren von Gomaringen wurden Äbte von Bebenhausen, dem Hauskloster der Pfalzgrafen von Tübingen. Von 1443 bis 1499 besaßen die Remp von Pfullingen fünf Achtel der Vogtei in Gomaringen, zwei Achtel waren noch beim Kloster Bebenhausen und ein Achtel bei Wolf von Tachenhausen. 1499 wurden Gomaringen und seine heutigen Ortsteile Hinterweiler und Stockach vom Spital in Reutlingen erworben. 150 Jahre lang nahmen deren Vögte die Belange des Spitals vor Ort wahr.
Neuzeit
Wegen hoher Kontributionen, die Reutlingen als Reichsstadt nach dem Dreißigjährigen Krieg zu entrichten hatte, musste das Spital die Orte Gomaringen und Hinterweiler 1648 an das Herzogtum Württemberg verkaufen. Sie wurden württembergisches Kammerschreibereigut, also ein Bestandteil des herzoglichen Familienfideikommisses. Von 1708 bis 1723 befanden sich diese Orte im Besitz der Reichsgräfin Wilhelmine von Grävenitz.
Nach der Gründung des Königreichs Württemberg wurde Gomaringen 1807 dem Oberamt Reutlingen zugeschlagen.
Von 1837 bis 1841 lebte der Schriftsteller Gustav Schwab (1792–1850) als Pfarrer in Gomaringen. Dort verfasste er Sagen des klassischen Altertums und seine Schiller-Biografie.
1902 bekam Gomaringen über die privat betriebene Gönninger Bahn von Reutlingen Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Staatseisenbahnen. Die Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg führte zur Zugehörigkeit zum Landkreis Reutlingen, wie er von 1938 bis 1972 strukturiert war. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Gomaringen 1945 in die Französische Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.
Mit der Kreisreform von 1973 wechselte die Gemeinde vom Landkreis Reutlingen zum Landkreis Tübingen. Am 1. Dezember 1973 wurde Stockach eingemeindet.[5]
Die 1952 errichtete Anlage 0704 bestand bis 2011.
Politik
Verwaltungsverband
Gomaringen ist der Sitz des Gemeindeverwaltungsverbandes „Steinlach-Wiesaz“. Weitere Mitgliedsgemeinden sind Dußlingen und Nehren.
Bürgermeister
- bis 1946: Karl Beck (kommissarisch)
- 1946 bis 1948: Heinrich Rapp
- 1948 bis 1951: Emil Hartung
- 1951 bis 1981: Heinz Raff
- 1981 bis 2012: Manfred Schmiderer
- seit 2. Juli 2012: Steffen Heß
Gemeinderat
Die Gemeinderatswahl am 7. Juni 2009 führte zu folgender Verteilung der 18 Sitze (−2) im Gemeinderat:
Die Gemeinderatswahl 2014 hatte folgenden Ausgang:
- FW: 6 Sitze
- CDU: 4 Sitze
- SPD: 4 Sitze
- Grüne Liste: 3 Sitze
Die Gemeinderatswahl 2019 hatte folgenden Ausgang:
- FW: 39,5 %, 8 Sitze
- SPD: 24,3 %, 5 Sitze
- Grüne: 19,0 %, 4 Sitze
- CDU: 17,2 %, 3 Sitze
Städtepartnerschaften
- Arcis-sur-Aube in Frankreich, seit 1976
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Gustav-Schwab-Museum im Schloss
Bauwerke
- Gomaringer Schloss, von 1837 bis 1841 Pfarrsitz von Gustav Schwab.
- Evangelische Kirche[7], 1840 vom Reutlinger Stadtbaumeister Johann Georg Rupp klassizistisch im „Finanzkammer- oder Kameralamtsstil“ errichtet und 1961 und 2013–2014 renoviert. Die evangelische Kirchengemeinde gehört zum Kirchenbezirk Tübingen.
Grabhügel
- Eine Gruppe von Grabhügeln aus der Hallstattzeit (8.–7. Jahrhundert v. Chr.) bei Gomaringen-Stockach. Einer der Hügel wurde 1938 bei Wegbauarbeiten gefunden und durch Gustav Riek untersucht. Die Stele ist ein Abguss. Das Original befindet sich im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart.
Aidelberg
Der Aidelberg ist eine mitten in Gomaringen gelegene Grünfläche, die hauptsächlich von Streuobstwiesen geprägt ist.
Veranstaltungen
Das christliche Festival Rock Without Limits fand von 2008 bis 2010 in Gomaringen statt. 2017 finden im Bikepark erstmals die Deutschen Meisterschaften im Mountainbike 4Cross statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
- Die Landesstraße 230 verbindet die Gemeinde mit der Bundesstraße 27 und damit mit Tübingen und Stuttgart.
- Die L 384 führt östlich nach Reutlingen.
- Der Öffentliche Personennahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet.
- Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 113.
- Die Gönninger Bahn zwischen Reutlingen und Gönningen war 1982 endgültig eingestellt worden.
Busverbindungen in Gomaringen
- Linie 7612 Direktbus nach Tübingen.
- Linie 7625 Nach Tübingen über Immenhausen, Mähringen und Wankheim.
- Linie 7613 nach Dußlingen und Mössingen.
- Line 111 nach Reutlingen und Gönningen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Peter von Gomaringen war 1393–1412 Abt im Kloster Bebenhausen
- Georg Heusel (1921–2014), Architekt und Immobilienunternehmer
- Karlheinz Baumann (* 1938), Produzent, Autor, Naturfilmer und Naturfotograf
- Willi Kemmler (* 1941), Unternehmer und Politiker (SPD)
Mit Gomaringen verbunden
- Gustav Schwab, Theologe und Schriftsteller ("Sagen des klassischen Altertums"), war von 1837 bis 1841 evangelischer Pfarrer in Gomaringen
- Peter Beyerhaus, Theologe, lebte in Gomaringen-Stockach
- Gerhard Schnitter, Komponist, lebt in Gomaringen-Stockach
- Rainer Riesner, Theologe, lebt in Gomaringen
Literatur
- Beatrice Burst/Birgit Wallisser-Nuber: Das Glück in der Fremde gesucht – Gomaringer Auswanderer 1679–1957, Gomaringer Verlag, Gomaringen 2015, ISBN 978-3-926969-35-4.
- Beatrice Burst: Ortsfamilienbuch von Gomaringen mit Hinterweiler & Stockach 1604–1908, zwei Bände, Gomaringer Verlag, Gomaringen 2019.
- Willi Kemmler/Wolfgang Sannwald: Gomaringer Heimatbuch, zwei Bände, Gomaringer Verlag, Gomaringen 1987/1988, ISBN 3-926969-00-8.
Weblinks
- Wikisource: Gomaringen in der Beschreibung des Oberamts Reutlingen von 1824
- Offizielle Internetseite der Gemeinde
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Hauptsatzung der Gemeinde Gomaringen vom 10. Oktober 1990, zuletzt geändert am 28. Juni 2006 (Memento des Originals vom 29. September 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 89 kB) abgerufen am 21. März 2009
- Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 124–125
- Daten- und Kartendienst der LUBW
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 539.
- Vorläufiges Ergebnis der Gemeinderatswahlen 2019
- Ev. Kirche auf der offiziellen Website der Kirchengemeinde, abgerufen am 1. September 2018
- Siehe auch Foto des Grabhügels bei Gomaringen-Stockach