HMAS Australia (1911)
HMAS Australia war ein Schlachtkreuzer der Indefatigable-Klasse der Royal Australian Navy während des Ersten Weltkriegs. Sie wurde 1910 bei der Werft John Brown Shipbuilding & Engineering Ltd. in Schottland in Auftrag gegeben und war nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1913 sowohl das Flaggschiff als auch das Kernstück der neu gegründeten australischen Marine.
HMAS Australia | |
Übersicht | |
Typ | Schlachtkreuzer |
Bauwerft |
John Brown Shipbuilding & Engineering Ltd. |
Kiellegung | 26. Juni 1910 |
Stapellauf | 25. Oktober 1911 |
Auslieferung | 21. Juni 1913 |
Dienstzeit |
1913–1921 |
Außerdienststellung | 12. Dezember 1921 |
Verbleib | 12. April 1924 vor Sydney gesprengt |
Technische Daten | |
Verdrängung |
19.100 ts, max. 22.800 ts |
Länge |
179,8 m |
Breite |
24,4 m |
Tiefgang |
8,2 m |
Besatzung |
820–1017 Mann |
Antrieb |
31 Babcock & Wilcox -Kessel |
Geschwindigkeit |
25,8 kn |
Reichweite |
6300 sm bei 10 kn |
Bewaffnung |
ab 1915:
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Panzerung | |
Gürtelpanzer |
4–6 in (102–152 mm) |
Türme |
7 in (178 mm) |
Panzerdeck |
1–2 in (25–51 mm) |
Kommandoturm |
10 in (254 mm) |
Barbetten |
7 in (178 mm) |
Schwesterschiffe |
Vorkriegszeit
Zusammen mit dem ebenfalls neu gebauten Kreuzer HMAS Sydney verließ die Australia am 21. Juli 1913 Portsmouth und lief nach einem Zwischenstopp in Kapstadt am Morgen des 4. Oktober 1913 in Begleitung der gesamten australischen Flotte (neben der Sydney der Kreuzer HMAS Melbourne sowie die Zerstörer HMAS Parramatta, HMAS Warrego und HMAS Yarra) in den Hafen von Sydney ein. Von nun an verfügte die australische Marine mit der Australia über ein Schiff, das stärker war als alle anderen Kriegsschiffe europäischer Mächte in der Region. Da man die neue Marine möglichst vielen Australiern zeigen wollte, lief der Schlachtkreuzer im folgenden Jahr zahlreiche australische Häfen an und spielte die Hauptrolle in dem Film Sea Dogs of Australia, der im August 1914 in die Kinos kam.
Erster Weltkrieg
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 operierte die Australia unter dem britischen Vizeadmiral Patey[1] im Pazifik. Dort diente sie als Gegengewicht gegen mögliche Angriffe des deutschen Ostasiengeschwaders. Sie nahm dabei zusammen mit der restlichen australischen Flotte an den Operationen zur Besetzung der deutschen Kolonien im Zentral- und Südpazifik teil. Dabei gelang es, den deutschen Dampfer Sumatra aufzubringen.
Am 22. November 1914 bildete Patey mit der Australia und dem Kreuzer Newcastle sowie dem japanischen Linienschiff Hizen (der ehemals russischen Retwisan), sowie den Panzerkreuzern Izumo und Asama in der mexikanischen Magdalena Bay, Baja California Sur, ein neues Geschwader,[2] um dem deutschen Kreuzergeschwader den Weg nach Norden in kanadische Gewässer zu versperren und den Panamakanal zu schützen. Befehlshaber des japanischen Amerikaverbandes wurde Konteradmiral Moriyama Keizaburo.
Vom 4. bis 6. Dezember durchsuchte der Verband die Galápagos-Inseln.[3] Danach sollte die Überprüfung des südamerikanischen Küstenbereichs von den Perleninseln vor Panama bis zum Golf von Guayaquil folgen. Das deutsche Geschwader war allerdings auf dem Weg in den Atlantik um das Kap Hoorn und wurde am 8. Dezember bei den Falklandinseln vernichtet. Dies erfuhr Patey's Geschwader am 10. Dezember im Golf von Panama. Am 11. trennten sich die britischen und die japanischen Schiffe vor der Küste Ecuadors. Patey ging, da die Australia nicht den neuen Panamakanal passieren durfte, durch die Magellanstrasse zu seiner neuen Station in Westindien. Er sollte weiterhin nach den verbliebenen deutschen Handelstörern (die Kreuzer Dresden und Karlsruhe, deren Untergang den Alliierten unbekannt war, sowie die Hilfskreuzer Kronprinz Wilhelm und Prinz Eitel Friedrich) suchen.
Da nach der Vernichtung des Ostasiengeschwaders bei den Falklandinseln die Mittelmächte nicht mehr über größere Kriegsschiffe im Pazifik oder Atlantik verfügten, welche die Anwesenheit eines Schlachtkreuzers erforderlich machten, verlegte die Australia Anfang 1915 nach Rosyth zur Grand Fleet. Dort wurde sie das Flaggschiff des 2. Schlachtkreuzergeschwaders, das aus der Australia sowie ihren beiden Schwesterschiffen New Zealand und Indefatigable bestand. Auf dem Weg nach Europa versenkte sie am 6. Januar 1915 vor der argentinischen Küste den deutschen Frachter Eleonore Woermann, 4624 BRT, der dem deutschen Ostasiengeschwader als Versorgungsschiff dienen sollte und jetzt zur allein verbliebenen Dresden unterwegs war. Dies war der letzte Feindkontakt des Schlachtkreuzers, trotz Teilnahme an zahlreichen Operationen kam es nie zu Begegnungen mit deutschen Schiffen.
Am 22. April 1916 kollidierte sie in dichtem Nebel mit der New Zealand und musste zur Behebung der Schäden in die Werft. Die Reparaturen waren erst am 9. Juni 1916 abgeschlossen, wodurch die Australia die Skagerrakschlacht verpasste. Am 12. Dezember 1917 führte eine weitere Kollision, diesmal mit dem Schlachtkreuzer Repulse, zu einem erneuten dreiwöchigen Werftaufenthalt. Anfang 1918 wurde unter der Besatzung des Schiffes Freiwillige für einen Spezialauftrag gesucht, mehrere Besatzungsmitglieder meldeten sich, von denen 11 schließlich im Februar 1918 am Überfall auf Zeebrügge und Ostende teilnahmen. In den letzten Monaten des Krieges wurden auf dem Schiff Experimente mit Bordflugzeugen durchgeführt, so gelang es im März 1918 eine Sopwith 1 ½ Strutter erfolgreich von einer auf einem Geschützturm errichteten Plattform zu starten.
Nach dem Ende des Krieges war die Australia Teil der Flotte, welche die deutsche Hochseeflotte zur Internierung nach Scapa Flow eskortierte. Während der Internierung wurde jedem deutschen Schiff ein alliiertes Schiff zur Bewachung zugeteilt, die Australia war bis zum April 1919 das Wachschiff für den Schlachtkreuzer Hindenburg.
Nachkriegszeit
Am 23. April 1919 verließ der Schlachtkreuzer Europa und kehrte nach Australien zurück, wo er am 28. Mai in Fremantle einlief. Dort kam es zu einem Zwischenfall, als das Schiff nach vier Tagen den Hafen wieder verlassen sollte. Mehr als 80 Besatzungsmitglieder versammelten sich auf dem Achterschiff und baten den Kommandanten Captain C. Cumberlege, den Aufenthalt zu verlängern, damit sie mehr Zeit mit ihren Familien und Freunden vor Ort verbringen konnten. Nachdem der Kommandant ihnen gesagt hatte, dass dies unmöglich sei, zerstreuten sich die Matrosen wieder, doch als das Schiff auslaufen sollte, waren die Heizer nicht auf ihren Posten. Die Australia verließ Fremantle deshalb erst mit einstündiger Verspätung. 32 Matrosen wurden deshalb zu 90-tägigen Arrest verurteilt, fünf weitere von einem Kriegsgericht wegen Meuterei zu Haftstrafen zwischen einem und zwei Jahren. Nach einem Aufschrei in der Öffentlichkeit wurden alle fünf jedoch bereits im Dezember des gleichen Jahres wieder freigelassen.
Für die nächsten zwei Jahre übernahm die Australia wieder die Aufgaben des Flaggschiffs der australischen Flotte. Der Unterhalt des trotz seines Alters von nicht einmal neun Jahren bereits veralteten Schlachtkreuzers verschlang jedoch einen Großteil des Marinebudgets. Daher wurde das Schiff zuerst zum Ausbildungsschiff erklärt und mit einer Rumpfbesatzung im Flinders Naval Depot stationiert.
Am 12. Dezember 1921 wurde sie jedoch endgültig außer Dienst gestellt und schließlich am 12. April 1924 24 Seemeilen vor Sydney durch Sprengladungen versenkt. Offiziell wurde dies mit dem Washingtoner Marineabkommen begründet, welches der Royal Navy (im Sinne des Vertrages zählten die Schiffe der Royal Australian Navy dazu) nur 15 Großkampfschiffe erlaubte, weshalb die älteren Schiffe wie die Australia verschrottet werden mussten. Es wäre vermutlich jedoch möglich gewesen die Australia davon auszunehmen, da sie zu schwach war, um noch als echtes Großkampfschiff zu gelten. Mehrere Parteien des Vertrages erwirkten eine solche Ausnahme für einige ältere Schiffe. Vermutlich unterließ die australische Regierung dies, weil die Geldmittel, die der Unterhalt des Schlachtkreuzers verursachte, an anderen Stellen dringender benötigt wurden und die Verschrottung des Schiffes so ohne größere Widerstände zu erreichen war.
Literatur
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlag, München 1970, ISBN 3-88199-474-2.
- Arthur W. Jose: The Royal Australian Navy 1914–1918 The Official History of Australia in the War of 1914–1918, 9. Ausgabe, Sydney 1941
Weblinks
Fußnoten
- Biographie Rear Admiral George Edwin Patey. Royal Australian Navy, abgerufen am 20. Oktober 2021.
- Jose, S. 125.
- Jose, S. 126.