Martin Dulig
Martin Tobias Dulig (* 26. Februar 1974 in Plauen) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er ist seit November 2014 Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Freistaats Sachsen und seit 2019 Zweiter Stellvertreter des Ministerpräsidenten, nachdem er in den vorigen fünf Jahren der Erste Stellvertreter war. Von Oktober 2009 bis Oktober 2021 war er weiterhin Vorsitzender der SPD Sachsen.
Leben
Dulig stammt aus einem kirchlich geprägten Elternhaus, sein Vater Gerhard Dulig war Dozent an einem evangelischen Diakonenhaus.[1] Die ersten Monate seines Lebens verbrachte er in Ruppertsgrün im damaligen Kreis Plauen-Land, wo er getauft wurde.[2] Später wuchs er in Meißen und Moritzburg auf. Er hat drei ältere Brüder. Wie diese nahm er nicht an staatsnahen Massenorganisationen wie Jungpioniere, Jugendweihe oder FDJ teil, sondern engagierte sich in der Jungen Gemeinde. Duligs Brüder durften unter dem SED-Regime kein Abitur machen, auch er selbst wurde zunächst nicht für einen abiturvorbereitenden Bildungsweg zugelassen. Dies änderte sich erst im Zuge der Friedlichen Revolution im Herbst 1989.[1]
Nach seiner Berufsausbildung zum Maurer mit Abitur (1990 bis 1992) arbeitete Dulig bis 1998 als Jugendbildungsreferent im SPD-Landesverband Sachsen und beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Von 1998 bis 2004 studierte er an der Technischen Universität Dresden Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik und schloss dieses Studium als Diplompädagoge ab. Seitdem ist er Abgeordneter der SPD im sächsischen Landtag.
Martin Dulig lebt in Moritzburg, ist seit 1992 verheiratet, Vater von sechs Kindern und Großvater von 4 Enkelkindern.[3] Er ist Mitglied bei ver.di und der AWO.
Politik
Dulig war in der Wendezeit Mitbegründer der Jungen Sozialdemokraten (Jugendorganisation der Sozialdemokratischen Partei in der DDR).[1] Er trat 1992 in die SPD ein und wurde 1999 zum Landesvorsitzenden der Jusos gewählt. Dieses Amt übte er bis 2004 aus. Seit 1999 ist er im Landesvorstand seiner Partei vertreten. Von 2004 bis 2007 übernahm er den Vorsitz des SPD-Unterbezirks Dresden-Elbe-Röder. Nach dessen Aufteilung war er bis 2009 Vorsitzender des Unterbezirks Meißen.
Seit Oktober 2004 ist er Mitglied des sächsischen Landesparlaments und wurde im Januar 2005 in das Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Fraktion gewählt. 2007 übernahm er von Cornelius Weiss den Vorsitz der Landtagsfraktion.
Am 24. Oktober 2009 wurde er auf einem außerordentlichen Landesparteitag zum neuen Vorsitzenden der sächsischen SPD gewählt. Er übernahm damit das Amt von Thomas Jurk. Seit Dezember 2011 ist Dulig Mitglied des SPD-Parteivorstands.[4] Am 12. Oktober 2013 wurde Martin Dulig auf dem Landesparteitag in Annaberg-Buchholz mit 95,4 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten seiner Partei für die Landtagswahl 2014 gewählt.[5]
Neben seiner parteipolitischen Arbeit ist er engagiert im Beirat des Forums Ostdeutschland der Sozialdemokratie e. V., als Bundesvorsitzender des Netzwerks für Demokratie und Courage e. V., im Kuratorium Innovationsforum Ost e. V. in Potsdam, als Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Akademie für Unternehmensführung und Consulting e. V., als Vorsitzender von Impreuna-Brücken nach Osteuropa e. V. und im Beirat der sächsischen Arbeiterwohlfahrt (AWO).
Gemeinsam mit den drei weiteren Fraktionsvorsitzenden Steffen Flath (CDU), Holger Zastrow (FDP) und Antje Hermenau (GRÜNE) erhielt Dulig von Landtagspräsident Matthias Rößler in Würdigung ihres Wirkens um die Aufnahme des Neuverschuldungsverbots in die Sächsische Verfassung im Mai 2014 die Sächsische Verfassungsmedaille.[6]
Martin Dulig wurde im April 2018 zum Ostbeauftragten der SPD gewählt.[7] Im Februar 2020 erfolgte bei der Klausurtagung der SPD seine Wiederwahl.[8]
Im Juni 2021 gab Dulig bekannt, zur Neuwahl des Landesvorstandes beim Landesparteitag der SPD Sachsen nicht mehr für das Amt des Landesparteivorsitzenden und auch sonst für kein anderes Amt im Landesparteivorstand anzutreten.[9] Als seine Nachfolger an der Spitze der sächsischen SPD wurden am 9. Oktober 2021 der bisherige Generalsekretär Henning Homann und die designierte Bundestagsabgeordnete Kathrin Michel gewählt.[10]
Sächsischer Wirtschaftsminister
Bei der Landtagswahl am 31. August 2014 war Dulig Spitzenkandidat der SPD Sachsen. Er wurde über die Landesliste seiner Partei in den Landtag gewählt.[11] Nachdem infolge der Landtagswahl im November 2014 eine schwarz-rote Koalition geschlossen worden war, wurde Dulig am 13. November 2014 von Stanislaw Tillich (CDU) zum Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und stellvertretenden Ministerpräsidenten des Freistaats Sachsen ernannt.[12] Am 24. November 2014 wurde Dirk Panter zu seinem Nachfolger als Fraktionsvorsitzender gewählt.
Bei der Landtagswahl in Sachsen am 1. September 2019 war Dulig erneut Spitzenkandidat der SPD und wurde erneut über die Landesliste in den Sächsischen Landtag gewählt. Am 20. Dezember 2019 wurde er erneut zum Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes Sachsen. Darüber hinaus wurde er zweiter Stellvertreter des Ministerpräsidenten. Dieses Amt wurde in Sachsen erstmals geschaffen, weil gemäß Parteienproporz Wolfram Günther (Grüne) der erste Stellvertreter des Ministerpräsidenten ist.
Dulig wurde während der Corona-Pandemie scharf für sein Krisenmanagement als Wirtschaftsminister und zum Teil wegen seiner Äußerungen gegenüber der sächsischen Wirtschaft kritisiert. Ein massives Problem war, dass die Höhe der erforderlichen Soforthilfen, für welche sein Ministerium 120 Millionen Euro bereitstellte, zunächst völlig falsch eingeschätzt wurden, der tatsächliche Bedarf lag nach wenigen Wochen bereits bei über 500 Millionen Euro. Ministerpräsident Kretschmer kritisierte anschließend die Hilfslücke beim Mittelstand, die Duligs Maßnahmen hinterlassen. Darüber hinaus kritisierte die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft, dass Sachsen eines der wenigen Bundesländer ist, welches keine Zuschüsse, sondern nur Kredite bietet.[13] Dulig selbst bewertete seine Maßnahmen als ausreichend und insgesamt erfolgreich, gibt aber eigene Fehler zu, wie den Absturz der Website der Sächsischen Aufbaubank (SAB).
Im Juni 2021 wurde bekannt, dass der sächsische Verfassungsschutz illegal Daten über Dulig sammelte.[14]
Weblinks
- Persönliche Website
- Kurzbiografie. Sächsischer Landtag.
- Profil auf sachsen.de
- Literatur von und über Martin Dulig in der Sächsischen Bibliografie
Einzelnachweise
- Daniel Friedrich Sturm: Kleiner Glücksbringer. Die Welt, 17. November 2013, abgerufen am 4. September 2014.
- Küchentischtour 2014. SPD Sachsen, abgerufen am 4. September 2014.
- SPD-Spitzenkandidat Martin Dulig (SPD) – Jung & Naiv: Folge 432 | Wahl in Sachsen. Abgerufen am 25. August 2019.
- Parteivorstand. SPD, abgerufen am 16. Juli 2014.
- Martin Dulig führt die SPD in den Landtagswahlkampf. MDR, 12. Oktober 2013, archiviert vom Original am 14. Oktober 2013; abgerufen am 21. Dezember 2015.
- Sächsische Verfassungsmedaille 2014 verliehen – Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler ehrte sechs Persönlichkeiten. Pressemitteilung 50/2014. Sächsischer Landtag, 24. Mai 2014, abgerufen am 25. März 2018.
- Beitrag MDR zur Wahl des Ostbeauftragten 2018. Abgerufen am 5. November 2020.
- Beitrag L-IZ zur Wahl des Ostbeauftragten 2020. Abgerufen am 5. November 2020.
- Paukenschlag vor SPD-Parteitag in Sachsen - Dulig tritt nicht mehr als Landesvorsitzender an auf mdr.de, abgerufen am 11. Oktober 2021.
- SPD Sachsen wählt neuen Vorstand: Kathrin Michel und Henning Homann erste Doppelspitze auf spd-sachsen.de, abgerufen am 11. Oktober 2021.
- Vorläufiges amtliches Wahlergebnis
- Pressemitteilung der Sächsischen Staatskanzlei vom 13. November 2014: Tillichs neue Regierung steht, abgerufen am 13. November 2014.
- ÜBERFORDERT IN DER KRISE, Wer rettet Sachsens Wirtschaft vor Dulig?
- Sächsischer Verfassungsschutz sammelte illegal Daten über Vizeministerpräsident , Der Spiegel. 8. Juni 2021