Ina Brandes
Ina Brandes (* 1977 in Dortmund) ist eine deutsche Baumanagerin und Politikerin (CDU). Sie ist seit dem 28. Oktober 2021 Ministerin für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen im Kabinett Wüst.
Leben und beruflicher Werdegang
Brandes wurde 1977 in Dortmund geboren. Sie ist eine Enkelin des niedersächsischen CDU-Politikers Bruno Brandes.[1] Nach dem Studium der Politikwissenschaften, der Geschichte und der Englischen Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen und der Universität La Sapienza mit dem Abschluss Magister Artium betreute sie als Referentin in der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag die Enquête-Kommission „Demografischer Wandel“. Ab 2006 arbeitete sie für den schwedischen Planungskonzern Sweco, der in Deutschland unter anderem Verkehrsprojekte realisiert. Von 2011 bis 2020 war sie als Sprecherin der Geschäftsführung von Sweco Central Europe tätig und dabei zuständig für die Geschäftstätigkeiten in Deutschland, Polen, Litauen und Tschechien sowie zeitweise für die Türkei und China.[2][3][4][5] Später arbeitete sie als Unternehmensberaterin und Aufsichtsrätin und studierte in einem Fernstudium Schriftstellerei.[3][6]
Brandes ist verheiratet und lebt im Ortsteil Seebergen der Gemeinde Lilienthal bei Bremen in Niedersachsen. Ihr Ehemann Kristian Tangermann (CDU) ist seit 2016 Bürgermeister der Gemeinde Lilienthal.[3]
Politik
Von 2006 bis 2011 war Brandes für die CDU Mitglied des Kreistages des Landkreises Holzminden.[7] Bei der Kommunalwahl in Niedersachsen 2021 kandidierte Brandes für die CDU erfolglos für den Rat der Gemeinde Lilienthal bei Bremen.[8][9][6]
Am 28. Oktober 2021 wurde Brandes durch den neuen NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) in einer Zeremonie im Düsseldorfer Ständehaus zur Verkehrsministerin in dessen Kabinett ernannt. Sie folgte Wüst selbst nach, der zuvor im Kabinett Laschet das Amt innegehabt hatte. Die von Wüst geführte Staatskanzlei beschrieb Brandes als „Infrastruktur-Expertin“. Brandes kündigte an, als Ministerin den aus ihrer Sicht „pragmatischen, ideologiefreien Kurs“ ihres Vorgängers fortführen und besonders „die Chancen der Digitalisierung“ nutzen zu wollen. Als eines ihrer politischen Ziele formulierte sie, die Entwicklung Nordrhein-Westfalens zur „Heimat der Mobilität 4.0“ voranzutreiben.[2][3][10]
Brandes kandidiert bei der Landtagswahl 2022 für die CDU in ihrer Geburtsstadt Dortmund für ein Landtagsmandat.[11]
Kontroversen um Interessenkonflikte
Die Firma Sweco, bei der Brandes als Sprecherin der Geschäftsführung arbeitete, erhielt laut Medienberichten in der Vergangenheit wiederholt Aufträge der Gemeindeverwaltung Lilienthal, die ihr Mann Kristian Tangermann seit 2016 als Bürgermeister leitet. Diese Geschäftsbeziehung Brandes‘ zur Gemeinde Lilienthal wurde im niedersächsischen Kommunalwahlkampf 2016 kritisch thematisiert, da dem damaligen Bürgermeisterkandidaten Tangermann, noch nicht im Amt und als Bundesbeamter tätig, eine zukünftig ungenügende Trennung privater und öffentlicher Interessen vorgeworfen wurde. Die Tätigkeit seiner Ehefrau als Sweco-Managerin wurde erst kurz vor dem zweiten Wahlgang zur Bürgermeisterwahl im Herbst 2016 öffentlich bekannt. Bereits unter der früheren Bezeichnung Grontmij war die von Brandes geführte Firma Sweco von der Gemeinde Lilienthal unter einem anderen Bürgermeister wiederholt für die Erstellung von Gutachten und Planunterlagen beauftragt worden. Brandes' Ehemann Tangermann beharrte dennoch auf der Feststellung, dass das berufliche Engagement seiner Frau weder im Wahlkampf 2016 hätte genannt werden müssen, noch, dass es ihn in seiner künftigen Amtsführung in unzulässiger Weise beeinflussen könne.[12] Tangermann setzte sich in der Stichwahl letztlich als Bürgermeister durch und wurde 2021 in einer Stichwahl wiedergewählt.[13] Das von seiner Frau Brandes geführte Unternehmen Sweco war später auch während der Amtszeit Tangermanns unter anderem als Planungsdienstleister für die Gemeinde Lilienthal tätig.[14][15][16]
Brandes und ihr Ehemann Tangermann kennen den NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst nach dessen Angaben „seit vielen Jahren“ persönlich. Unter Wüst als Verkehrsminister war das von Brandes geführte Unternehmen Sweco „an vielen Stellen in NRW und auch für das Land selber tätig“, so Wüst. Dass sich sowohl aus der persönlichen Bekanntschaft als auch aus Brandes' vorheriger Tätigkeit als Baumanagerin Interessenkonflikte im Amt ergeben könnten, wies Wüst bei der Ernennung seiner Bekannten zur Ministerin zurück. Im Vordergrund stehe ihre Fachexpertise, die sie sich als Planungsmanagerin eines international agierenden Planungskonzerns erworben habe.[3]
Weblinks
- Ina Brandes bei der Landesregierung NRW
Einzelnachweise
- Personen & Positionen. In: Rundblick - Politikjournal für Niedersachsen. Nr. 193, 29. Oktober 2021, S. 8.
- Ina Brandes zur neuen Ministerin für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen ernannt | Das Landesportal Wir in NRW. 28. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Nina Magoley: Neue NRW-Verkehrsministerin: Wer ist Ina Brandes? wdr.de, 28. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Ina Brandes löst Wüst ab: SIE ist die neue NRW-Verkehrsministerin. bild.de, 28. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Maximilian Plück: Kabinett Wüst: Wüst macht Ina Brandes zur NRW-Verkehrsministerin. rp-online.de, 28. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Ina Brandes. 14. Juli 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Ina Brandes – LinkedIn, abgerufen am 30. Oktober 2021
- Lars Fischer: Lilienthalerin Ina Brandes ist neue Verkehrsministerin in NRW - WESER-KURIER. 28. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Lutz Rode: Gemeinderatswahl in Lilienthal: Grüne legen deutlich zu. In: Weser-Kurier. 13. September 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Baumanagerin Ina Brandes ist neue NRW-Verkehrsministerin. In: Neue Westfälische. 28. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- NRW-Wahl: Neue Verkehrsministerin Ina Brandes kandidiert für den Landtag, Rheinische Post, abgerufen am 4. Dezember 2021
- Siegfried Deismann: Fehlende Integrität oder Rufmord? - WESER-KURIER. 22. September 2016, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Lutz Rode: Stichwahl in Lilienthal: Kristian Tangermann bleibt Bürgermeister - WESER-KURIER. 26. September 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Lutz Rode: Fünfte Grundschule für Lilienthal auf der Kippe - WESER-KURIER. 29. April 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Lutz Rode: Zehn Dinge, die 2021 in Lilienthal wichtig werden - WESER-KURIER. 3. Januar 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Lutz Rode: Lilienthal: Ausschuss ebnet Weg für weitere Bebauung in Klostermoor - WESER-KURIER. 28. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.