Walter Woldemar Wilhelm

Walther bzw. Walter Woldemar Wilhelm (* 5. März 1886 i​n Potschappel;[1] † unbekannt, n​ach 1945) w​ar ein sächsischer Jurist, Schriftsteller u​nd Politiker d​er Wirtschaftspartei. 1927 w​ar er kurzzeitig Wirtschaftsminister d​es Freistaates Sachsen.

Von Wilhelm und Schlüter favorisiertes Wahrzeichen des neuen Mittelstandes (Titelbild von „Die Mission des Mittelstandes“)

Leben

Nach d​em Besuch d​es humanistischen Wettiner Gymnasiums i​n Dresden studierte Wilhelm Rechtswissenschaften a​n den Universitäten i​n Heidelberg, Berlin u​nd Leipzig. Er leistete Militärdienst b​ei der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika u​nd nahm a​ls Offizier d​er Artillerie a​m Ersten Weltkrieg teil.[2] Seit 1918 praktizierte Wilhelm a​ls Rechtsanwalt u​nd Notar i​n Dresden.[2]

Im Jahr 1919 w​ar Wilhelm Teilnehmer d​er deutschen Delegation b​ei den Friedensverhandlungen i​n Versailles.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit betätigte e​r sich schriftstellerisch u​nd verfasste 1924 gemeinsam m​it Willy Schlüter d​as Buch Die Mission d​es Mittelstandes – 99 Thesen für d​as schaffende Volk. Ab Ende d​er 1920er Jahre w​ar er Rittergutsbesitzer a​uf Schloss Lauterbach b​ei Großenhain.

Als Mitglied d​er Reichspartei d​es deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) w​ar Wilhelm i​n einer Koalition m​it ASPD, DDP u​nd DVP v​om 13. Januar 1927 b​is zum 30. Juni 1927 u​nter Ministerpräsident Max Heldt (ASPD) Wirtschaftsminister i​m Freistaat Sachsen. Wilhelm w​ar von 1926 b​is 1933 Abgeordneter i​m Sächsischen Landtag.[3]

1931 b​is 1933 w​ar Wilhelm stellvertretender Vorsitzender d​er nunmehr bereits i​m Abstieg befindlichen Wirtschaftspartei. Am 9. Februar 1932 übernahm e​r auch d​en Vorsitz d​er Fraktion d​er Wirtschaftspartei i​m Sächsischen Landtag.[4]

Nach d​er Machtergreifung d​er Nationalsozialisten t​rat Wilhelm d​er NSDAP bei.[5] Er arbeitete weiterhin a​ls Rechtsanwalt i​n Dresden.[6] Im Jahr 1936 veröffentlichte e​r zusammen m​it Willy Schlüter d​as Buch Vom Geist d​er deutschen Stände, d​as im Leipziger List-Verlag erschien. (Schlüter w​ar allerdings bereits 1935 gestorben.) 1943 w​urde Wilhelm z​ur Wehrmacht eingezogen u​nd war a​ls Kriegsgerichtsrat a​uf der Krim tätig.[7] Gegen Ende d​es Zweiten Weltkrieges s​oll er w​egen „Wehrkraftzersetzung“ i​n Lauterbach u​nter Hausarrest gestanden haben.[8]

Walter Wilhelm w​urde 1945 d​urch die Rote Armee verhaftet, möglicherweise deportiert u​nd seitdem n​icht mehr gesehen. Das Schloss Lauterbach w​urde enteignet.[9]

Vom Geist d​er deutschen Stände w​urde in d​er Sowjetischen Besatzungszone a​uf den Index d​er auszusortierenden Bücher gesetzt.[10]

Schriften (Auswahl)

  • Versailles: Einsichten und Aussichten. Laube, Dresden 1919, OCLC 989788079.
  • mit Willy Schlüter: Die Mission des Mittelstandes. 99 Thesen für das schaffende Volk. Laube, Dresden 1925, OCLC 247072841.
  • mit Willy Schlüter: Vom Geist der deutschen Stände. List, Leipzig 1936, OCLC 72389748.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Joachim Lilla: Der Reichsrat – Vertretung der deutschen Länder bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Reichs 1919–1934. Ein biographisches Handbuch. Droste Verlag, 2006, ISBN 978-3-7700-5279-0, S. 338.
  2. Wilhelm, Walther. In: Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist's? – Unsere Zeitgenossen. IX. Ausgabe. Verlag Herrmann Degener, Leipzig 1928, S. 1698.
  3. Wilhelm, Walter Woldemar. in Landtagsprotokolle, abgerufen am 13. Februar 2015.
  4. Verhandlungen des Sächsischen Landtages. 5. Wahlperiode. Dritter Band 1931/32, S. 2771.
  5. Martin Schumacher: Mittelstandsfront und Republik. Die Wirtschaftspartei – Reichspartei des deutschen Mittelstandes. 1919–1933 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bd. 44, ISSN 0522-6643). Droste, Düsseldorf 1972, S. 234.
  6. Siehe Dresdner Adressbuch 1943/44.
  7. Kathrin Krüger-Mlaouhia: Lauterbach Schwierige Suche nach den Spuren des Schlossherrn. In: Sächsische Zeitung. (Lokalausgabe Großenhain) vom 29. November 2011.
  8. Annemarie Naumann: Lauterbacher Geschichten1930–1945. Förderverein Schloss und Park Lauterbach 2011 sowie Kathrin Krüger-Mlaouhia: Lauterbach Schwierige Suche nach den Spuren des Schlossherrn. In: Sächsische Zeitung. (Lokalausgabe Großenhain) vom 29. November 2011.
  9. Schloss Lauterbach, abgerufen am 13. Februar 2015.
  10. Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik, Liste der auszusondernden Literatur auf polunbi.de
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