Maar (Lauterbach)

Maar ist der größte Stadtteil von Lauterbach (Hessen), der Kreisstadt des mittelhessischen Vogelsbergkreises.

Maar
Wappen von Maar
Höhe: 314 m ü. NHN
Fläche: 21,12 km²[1]
Einwohner: 1519 (31. Dez. 2016)[2]
Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36341
Maar aus der Luft
Maar aus der Luft
Bilskuppe
Gedenkstein zur 750-Jahr-Feier mit dem "Määrer" Wappen

Geographie

Maar liegt ca. 285–413 m über NN. Der Stadtteil wird von mehreren Hügeln eingerahmt. Die höchsten Erhebungen sind der Hälsberg mit 413 m über NN, die Bilskuppe mit 403 m über NN und der Ossenberg mit 394 m über NN.

Die Bilskuppe, im Volksmund nur Bil genannt, sowie der Ossenberg bestehen aus Basaltgestein. Der Kalkberg besteht dagegen aus Kalkstein. An einigen Stellen ist in der Gemarkung Maar Sand zu finden. Diesem Umstand verdanken die „Määrer“ ihren Spitznamen „Sandhasen“.

Geschichte

Maar wird erstmals im Jahr 1253 urkundlich erwähnt. Der Ortsname deutet auf „Mohara“ hin, eine wasserreiche Stelle oder ein Sumpfgebiet. Das Alter der Siedlung kann nicht einwandfrei geklärt werden.

Verschwundene Dörfer

Im Mittelalter wurden in der Gemarkung Maar noch andere Orte erwähnt, die heute nicht mehr existieren. In der Gemarkung Maar gab es im 13. Jahrhundert mindestens noch sechs weitere Siedlungen: Boln, Diemerod, Enzenrod, Epsrod, Immenrod, Meirod.

Unter den Lehnsherren

Das Dorf befand sich zunächst im Besitz der Herren von Wartenberg, gehörte später dem Grafen von Ziegenhain und danach zum Gebiet der Riedesel. 1806 wurde Maar hessisch. Es war das zweitgrößte Dorf im Altkreis Lauterbach und hatte 1854 schon 1142 Einwohner. Sie waren Bauern, Hintersiedler und Kleinbauern, die auch als Handwerker oder Arbeiter tätig waren. Es gab Sandgruben und Kalköfen.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Maar:

„Maar (L. Bez. Lauterbach) evangel. Pfarrdorf; liegt 12 St. von Lauterbach, und gehört dem Freiherrn von Riedesel, hat 157 Häuser und 987 Einwohner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind. Der Ort, welcher der Sitz des Steuer Commissärs für den Bezirk Lauterbach ist, hat eine Kirche, die 1827 geendigt worden ist, ein Schulhaus und im Walde ein unbewohntes Jägerhaus. In der Gemarkung finden sich Brüche von Kalksteinen, die zu Lauterbach gebrannt werden, so wie Gruben die einen weißen Sand liefern.“[3]

Nach den Weltkriegen

Auf der Bilkuppe wurde Basalt abgebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg zu Schotter verarbeitet. Am westlichen Hang dieser Erhebung lernte die Jugend den Segelflug kennen. 1910 zählte Maar 1178 Einwohner, 1991 waren es rund 1650, im Jahre 2007 über 1800. Viele von ihnen arbeiteten als Weber. Durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener stieg die Einwohnerzahl 1948 auf 1805. Neben der großzügig angelegten Hauptstraße mit den vielen Fachwerkhäusern ist die Schulstraße mit ihren Lehrerhäusern im Jugendstil bemerkenswert.

Die Eingemeindung in die Stadt Lauterbach

Infolge der sich abzeichnenden Verwaltungs- und Gebietsreform in Hessen wurde 1971 geplant, die Landkreise Alsfeld und Landkreis Lauterbach zusammenzuschließen und anstelle der vielen Einzelgemeinden neue Großgemeinden zu bilden. Die Gemeinde Maar sollte dabei in die Stadt Lauterbach eingegliedert werden. Um die kommunale Selbstständigkeit zu erhalten, wurden aber in Maar Pläne geschmiedet, eine eigene Großgemeinde mit den Ortschaften Maar, Wallenrod, Wernges und Reuters zu gründen. Nachdem diese Pläne jedoch schließlich am Widerstand einzelner Ortschaften scheiterten, beschloss die Gemeindevertretung von Maar am 10. August 1971 mit 10 gegen 2 Stimmen, sich zum 31. Dezember 1971 freiwillig der Stadt Lauterbach anzuschließen. Mit diesem Datum endete die Selbstverwaltung der Gemeinde Maar und eine neue Epoche an der Seite der Stadt Lauterbach begann.[4] Am 10. September 1971 schließlich wurde der Grenzänderungs- und Auseinandersetzungsvertrag zwischen der Kreisstadt Lauterbach und der Gemeinde Maar unterzeichnet. Für Maar wie für die übrigen durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Maar lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]

Einwohnerentwicklung

 1795:796 Einwohner[11]
 1800:796 Einwohner[12]
 1806:870 Einwohner, 142 Häuser[10]
 1829:987 Einwohner, 157 Häuser[3]
 1867:1083 Einwohner, 162 Häuser[13]
Maar: Einwohnerzahlen von 1785 bis 2015
Jahr  Einwohner
1785
 
796
1800
 
796
1806
 
870
1829
 
987
1834
 
995
1840
 
1.031
1846
 
1.118
1852
 
1.142
1858
 
1.145
1864
 
1.095
1871
 
1.121
1875
 
1.100
1885
 
1.142
1895
 
1.126
1905
 
1.175
1910
 
1.175
1925
 
1.150
1939
 
1.289
1946
 
1.758
1950
 
1.864
1956
 
1.659
1961
 
1.630
1967
 
1.596
1970
 
1.602
1980
 
?
1990
 
?
2003
 
1.732
2005
 
1.695
2010
 
1.641
2011
 
1.623
2015
 
1.561
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][2]; Zensus 2011[14]

Religionszugehörigkeit

 1829:986 evangelische und ein katholischer Einwohner[3]
 1961:1384 evangelische (= 84,91 %), 208 katholische (= 12,76 %) Einwohner[1]

Politik

Ortsvorsteher ist Herbert Feick (Stand: November 2016).[15]

Städtepartnerschaften

Im Jahre 1968 beschloss die Gemeindevertretung Maar, eine Partnerschaft mit einer französischen Gemeinde anzustreben. Er ergaben sich Kontakte zu Cahuzac-sur-Vère, einer 1100 Einwohner großen Gemeinde inmitten eines großen Weinanbaugebietes, ca. 70 km von Toulouse entfernt. Nach gegenseitigen Besuchen wurde beschlossen, den Beziehungen auch dokumentarisches Gewicht zu geben. Schließlich wurde am 21. November 1971 in einer Feierstunde im Rathaus von Cahuzac die Verschwisterungsurkunde von beiden Bürgermeistern unterzeichnet. Diese Partnerschaft hat bis heute Bestand und wird regelmäßigen Besuchen am Leben gehalten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Feldherr Tilly am Rathaus in Maar

Michaelskirche

Im Mittelalter ist in Maar eine steinerne Kirche errichtet worden, in der die Lauterbacher Pfarrer oder Kapläne sonntäglich eine Frühmesse hielten. Die Kirche musste 1585 bedeutend vergrößert werden, aber nach 200 Jahren war sie baufällig geworden. 1827 wurde die beeindruckende Michaelskirche nach fast 45-jähriger Bauzeit eingeweiht. Die älteste Glocke Maars, versehen mit der Inschrift der vier Evangelisten, hat alle Kriege überstanden und soll aus dem 14. Jahrhundert stammen. Andere ältere Glocken wurden immer wieder zu Kriegszwecken (Bau von Kanonen) eingeschmolzen.

Gemeindewirtshaus

Das Maarer Gemeindewirtshaus existiert seit etwa 1500. Dies geht aus einem Schreiben des Erzbischofs Jakob von Mainz an die Gebrüder Hermann und Theodor Riedesel hervor. Der Wirt des Gemeindewirtshauses hatte das Recht, die Kirmes alleine zu halten. Er hatte dabei aber hohe Ausgaben, musste er doch an Pfarrer, Schultheiß und Lehrer je zwei Maß Wein, Dorfwächter und Hirten je ein Maß Bier und an die Burschen zwei Maß Branntwein ausschenken. Bis 1870 diente das Gemeindewirtshaus dem geselligen Beisammensein und dem Durstlöschen der Maarer. Von da an bis in das Jahr 1968 diente es erst als Schulhaus und dann als Rathaus. Die geschnitzte Figur über der Schultüre soll einen Soldaten darstellen, der vor dem Wirtshaus im Dreißigjährigen Krieg einen Maarer Bauern erschoss und dann auf Befehl des Feldherren Tilly aufgehängt wurde. An der Ecke des Schulhauses ist eine weitere Figur zu sehen, die Tilly selbst darstellen soll.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Maar liegt direkt an der Bundesstraße 254. Die nächste Autobahnauffahrt befindet sich in Alsfeld (A5).

Bildung

Einzelnachweise

  1. Maar, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen nach Ortsteilen. (PDF; 55 kB) In: Internatauftritt. Stadt Lauterbach, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  3. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 169 (Online bei google books).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 368.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 30 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Lauterbach, abgerufen im März 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  8. Die Zugehörigkeit der Zent Lauterbach anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 24 Punkt d) XI. A. (google books).
  10. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 234 (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1795, S. 194 (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 192 (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 56 (Online bei google books).
  14. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  15. Ortsvorsteher in den Stadtteilen. In: Internetauftritt. Stadt Lauterbach, abgerufen am 22. Mai 2018.
Commons: Maar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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