Kabinett Ramelow II

Das Kabinett Ramelow II bildet seit dem 4. März 2020 die Landesregierung des Freistaates Thüringen. Das Bündnis der drei Parteien Die Linke, SPD und Bündnis 90/Die Grünen ist die zweite rot-rot-grüne Koalition in Thüringen und die erste Minderheitsregierung des Landes. Die Regierung wurde nach der Wahl zum 7. Thüringer Landtag vom 27. Oktober 2019 sowie der anschließenden Regierungskrise in Thüringen 2020 gebildet und löste den nur einen Monat amtierenden, mit Unterstützung von AfD und CDU gewählten Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) ab. Zusammen verfügen die drei Parteien des Regierungslagers über keine eigene Mehrheit im Thüringer Landtag, sondern lediglich über 42 Stimmen gegenüber 48 Stimmen der Opposition aus AfD, CDU und FDP. Mit der CDU schlossen die Regierungsparteien jedoch einen „Stabilitätspakt“ mit punktueller Zusammenarbeit in Sachfragen „zum Wohle Thüringens“.[1] Zudem einigten sich Linke, SPD, Grüne und CDU darauf, für den 25. April 2021 Neuwahlen anzustreben.

Kabinett Ramelow II
Thüringer Landesregierung
Ministerpräsident Bodo Ramelow
Wahl 2019
Legislaturperiode 7
Bildung 4. März 2020
Dauer 1 Jahr und 360 Tage
Vorgänger Ministerpräsident Kemmerich
Zusammensetzung
Partei(en) Die Linke, SPD und Bündnis 90/Die Grünen (Minderheitsregierung)
Minister 9
Repräsentation
Landtag
42/90
Oppositionsführer Björn Höcke (AfD)
bis 6. Dezember 2021
Mario Voigt (CDU)
ab 6. Dezember 2021

Bodo Ramelow (Die Linke) wurde am 4. März 2020 im Landtag im dritten Wahlgang mit 42 Ja-Stimmen gegen 23 Nein-Stimmen bei 20 Enthaltungen zum Thüringer Ministerpräsidenten gewählt. Die CDU-Fraktion hatte angekündigt, sich der Stimme zu enthalten; die AfD stimmte gegen Ramelow. Die FDP-Fraktion nahm an der Wahl nicht teil, blieb aber entgegen ihrer früheren Ankündigung im Plenarsaal.[2]

Ramelow war zuvor in zwei Wahlgängen an der nötigen absoluten Mehrheit gescheitert – wie auch sein Kontrahent, der Thüringer AfD-Landespartei- und Fraktionschef Björn Höcke. Dieser war zum dritten Wahlgang nicht mehr angetreten. In den beiden ersten Durchgängen hatte Höcke jeweils 22 Stimmen erhalten, für Ramelow stimmten beide Male 42 Abgeordnete. 21 Abgeordnete enthielten sich.[3] Am 23. Juli 2021 überstand Ramelow ein konstruktives Misstrauensvotum, mit welchem die AfD-Fraktion ihren Fraktionschef Björn Höcke für das Amt des Ministerpräsidenten vorgeschlagen hatte.

Ende August 2021 löste der Landesvorsitzende der SPD, Georg Maier, Wolfgang Tiefensee im Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten ab.[4] Anfang September 2021 übernahm die bisherige Staatssekretärin Susanna Karawanskij die Führung des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft, das bis dahin geschäftsführend von Benjamin-Immanuel Hoff geleitet wurde.[5]

Abstimmung im Thüringer Landtag

Erfurt, 4. März 2020 – Gesamtstimmenzahl 90 – absolute Mehrheit 46
Wahlgang Kandidat Stimmenzahl Anteil
(abgegebene Stimmen)
Unterstützer
1. Wahlgang Bodo Ramelow (Linke) 42 46,7 % Linke, SPD, Grüne
Björn Höcke (AfD) 22 24,4 % AfD
Enthaltungen 21 23,3 %
Ungültige Stimmen 0 0,0 %
Nichtteilnahme 5 5,6 %
2. Wahlgang Bodo Ramelow (Linke) 42 46,7 % Linke, SPD, Grüne
Björn Höcke (AfD) 22 24,4 % AfD
Enthaltungen 21 23,3 %
Ungültige Stimmen 0 0,0 %
Nichtteilnahme 5 5,6 %
Wahlgang Kandidat Stimmen Stimmenzahl Anteil
(abgegebene Stimmen)
Unterstützer
3. Wahlgang Bodo Ramelow (Linke) Ja-Stimmen 42 46,7 % Linke, SPD, Grüne
Nein-Stimmen 23 25,6 %
Enthaltungen 20 22,2 %
Ungültige Stimmen 0 0,0 %
Nichtteilnahme 5 5,6 %
Damit war Bodo Ramelow wieder zum Thüringer Ministerpräsident gewählt worden.
Erfurt, 23. Juli 2021 – Gesamtstimmenzahl 90 – absolute Mehrheit 46
Wahlgang Kandidat Stimmen Stimmenzahl Anteil
(abgegebene Stimmen)
Unterstützer
Konstruktives Misstrauensvotum Björn Höcke (AfD) Ja-Stimmen 22 24,4 % AfD
Nein-Stimmen 46 51,1 %
Enthaltungen 0 0,0 %
Ungültige Stimmen 0 0,0 %
Nichtteilnahme 22 24,4 %
Björn Höcke nicht gewählt, Bodo Ramelow bleibt Thüringer Ministerpräsident.

Mitglieder der Landesregierung

Kabinett Ramelow II
(seit dem 4. März 2020)
Amt[6] Bild Name Partei
Ministerpräsident
Bodo Ramelow Die Linke
Erster Stellvertreter des Ministerpräsidenten
Wolfgang Tiefensee
(bis 31. August 2021)
SPD
Georg Maier
(ab 31. August 2021)
Minister für Inneres und Kommunales Georg Maier
Zweite Stellvertreterin des Ministerpräsidenten[7]
Anja Siegesmund Bündnis 90/Die Grünen
Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz
Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei
Benjamin-Immanuel Hoff Die Linke
Minister(in) für Infrastruktur und Landwirtschaft Benjamin-Immanuel Hoff
(vertretungsweise, bis 9. September 2021)
Susanna Karawanskij
(ab 9. September 2021)
Finanzministerin
Heike Taubert SPD
Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft
Wolfgang Tiefensee SPD
Minister für Bildung, Jugend und Sport
Helmut Holter Die Linke
Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz
Dirk Adams Bündnis 90/Die Grünen
Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie
Heike Werner Die Linke

Thüringer Ministerien und Staatssekretäre

Die Staatssekretäre sind die obersten Beamten des Freistaates Thüringen. Sie fungieren als Amtschefs der Ministerien, leiten einzelne Geschäftsbereiche oder übernehmen Sonderaufgaben.

Staatskanzlei und Ministerien Staatssekretär[8]
Thüringer Staatskanzlei Malte Krückels
Medien und Europa; Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund
Tina Beer
Kultur
Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales Udo Götze
Inneres
Katharina Schenk
Kommunales
Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Julia Heesen (bis 15. Dezember 2021)
Winfried Speitkamp (ab 22. Februar 2022)
Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz Sebastian von Ammon
Thüringer Finanzministerium Hartmut Schubert
Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft Carsten Feller
Amtschef; Wissenschaft und Hochschulen, ab Oktober 2021 auch Wirtschaft
Valentina Kerst (bis 30. September 2021)[9]
Wirtschaft und Digitale Gesellschaft
Katja Böhler (ab Dezember 2021)
Forschung, Innovation und Wirtschaftsförderung
Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie Ines Feierabend
Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Olaf Möller
Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Susanna Karawanskij (bis 9. September 2021)[10]
Barbara Schönig (ab 14. Dezember 2021)
Torsten Weil

Bild der Thüringer Landesregierung

Kabinett Ramelow II, am 4. März 2020
Commons: Ministerpräsidentenwahl 2020 in Thüringen II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Verhandlungsteam der CDU-Fraktion zum heutigen Verhandlungsergebnis. CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, 21. Februar 2020, abgerufen am 5. März 2020.
  2. Live-Ticker zur MP-Wahl: Ramelow ist wieder Thüringens Ministerpräsident, Mitteldeutscher Rundfunk, abgerufen am 4. März 2020
  3. Ramelow zum Ministerpräsidenten gewählt. In: Pressemitteilung. Thüringer Landtag, 4. März 2020, abgerufen am 5. März 2020.
  4. Georg Maier wird stellvertretender Ministerpräsident von Thüringen. In: MDR.DE. 23. Juli 2021, abgerufen am 9. September 2021.
  5. Susanna Karawanskij als neue Thüringer Ministerin vereidigt. In: MDR.DE. 9. September 2021, abgerufen am 9. September 2021.
  6. Heute im Thüringer Landtag: Ministerpräsident Bodo Ramelow ernennt Ministerinnen und Minister. In: Medieninformation 18/2020. Thüringer Staatskanzlei, 4. März 2020, abgerufen am 5. März 2020.
  7. Lebenslauf der Ministerin Siegesmund, Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, abgerufen am 7. März 2020
  8. Nach der ersten Kabinettsitzung: Ministerpräsident Bodo Ramelow ernennt neue Staatssekretärinnen und Staatssekretäre. In: Medieninformation 19/2020. Thüringer Staatskanzlei, 4. März 2020, abgerufen am 5. März 2020.
  9. Stephan Krauß: Struktur- und Personalveränderungen im Thüringer Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium. In: wirtschaft.thueringen.de. Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und digitale Gesellschaft, 23. Juli 2021, abgerufen am 27. November 2021.
  10. Ministerin Susanna Karawanskij | Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Abgerufen am 10. September 2021.
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