Mario Voigt
Mario Voigt (* 8. Februar 1977 in Jena) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er ist seit 2009 Mitglied der Thüringer Landtag, seit dem 2. März 2020 Vorsitzender der thüringischen CDU-Landtagsfraktion sowie seit dem 6. Dezember 2021 Oppositionsführer.
Zuvor war er von 2014 bis 2020 einer von drei stellvertretenden Landesvorsitzenden der CDU Thüringen. Im November schlug der CDU-Landesvorstand ihn als Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Thüringen 2021 vor, die letztlich nicht stattfand. Seit 2017 lehrt er als Professor für Digitale Transformation und Politik an der privaten Fachhochschule Quadriga Hochschule Berlin.[1]
Biografie
Ausbildung und Beruf
Voigt erwarb 1995 sein Abitur am Ernst-Abbe-Gymnasium Jena. Er absolvierte von 1995 bis 1996 seinen Zivildienst am Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Anschließend studierte er von 1997 bis 2003 Politikwissenschaften, Öffentliches Recht und Neuere Geschichte an den Universitäten Jena, Bonn und Charlottesville (USA). Er promovierte 2008 zum Dr. phil. im Fach Politikwissenschaft an der TU Chemnitz bei Eckhard Jesse. Voigt war Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Voigt arbeitete für die politische Repräsentanz von Siemens in Brüssel, die politische Planungsabteilung der CDU in Berlin und die Konrad-Adenauer-Stiftung in Washington. Im Jahr 2004 war er für die Konrad-Adenauer-Stiftung mehrere Monate als Wahlbeobachter in den USA. Ende 2007 übernahm er als Leiter die Unternehmenskommunikation und Investor Relations des Jenaer Konzerns Analytik Jena AG. Diese Tätigkeit beendete er Ende 2009. Als Strategieberater der Werbeagentur McCann-Erickson nahm Voigt an der Bundestagswahlkampagne von Angela Merkel im Jahr 2005 teil. Seitdem engagiert er sich für Public-Affairs-Kampagnen von der lokalen bis zur internationalen Ebene in den Themen Mobilisierung und Digitalem Wahlkampf. Im Bundestagswahlkampf 2017 war er für die CDU Strategieberater für Mobilisierung.
2017 wurde Voigt als Professor für Digitale Transformation und Politik von der Quadriga Hochschule Berlin GmbH eingestellt.
Partei
Voigt wurde 1994 Mitglied der Jungen Union und der CDU. Von 1999 bis 2000 war er der erste ostdeutsche Bundesvorsitzende des Rings Christlich Demokratischer Studenten (RCDS). Er ist seit 2000 Mitglied im Kreisvorstand und seit 2015 Kreisvorsitzender der CDU Saale-Holzland-Kreis. Dem Kreistag des Saale-Holzland-Kreises gehörte er von 2004 bis 2013 an. Von 2009 bis Juni 2011 war er dort Vorsitzender der CDU-Fraktion. Von 2002 bis 2009 war er stellvertretendes Mitglied im Vorstand der Europäischen Volkspartei (EVP). Im Jahr 2004 war er Kandidat für die Europawahlen in Thüringen. Von 2005 bis 2010 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Thüringen. Er ist seit 2009 Mitglied im Thüringer Landtag. In der Legislatur 2009–2014 war er Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie Mitglied im Haushalts- und Finanzausschuss. In der Legislatur 2014–2019 war Voigt Fraktionssprecher für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung sowie Mitglied im Energie und Umweltausschuss.
Voigt wurde am 20. Mai 2010 vom Landesvorstand seiner Partei zum Generalsekretär der CDU Thüringen nominiert und am 13. November 2010 mit 79,0 % sowie am 10. November 2012 mit 65,5 % auf Landesparteitagen im Amt bestätigt. Im Zusammenhang mit dieser Ernennung trat er im Juli 2010 als JU-Landesvorsitzender zurück; zu seinem Nachfolger in diesem Amt wurde im September 2010 Stefan Gruhner gewählt. Auf dem CDU-Landesparteitag am 13. Dezember 2014 wurde Voigt zu einem von drei stellvertretenden Landesvorsitzenden der Thüringer CDU gewählt. Das Amt des Generalsekretärs, das er bisher bekleidet hatte, blieb zunächst unbesetzt. Erst 2017 wurde mit Raymond Walk wieder ein Generalsekretär gewählt.
Nach seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion im März 2020 stellte Voigt sein Amt des stellvertretenden CDU-Landesvorsitzenden auf dem CDU-Landesparteitag im September 2020 zur Verfügung. Am 17. November 2020 schlug der CDU-Landesvorstand um den neuen CDU-Landesvorsitzenden Christian Hirte einstimmig Voigt als Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Thüringen 2021 vor.
Am 7. Februar 2022 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Programm- und Grundsatzkommission der CDU Deutschlands gewählt. Er soll dabei auch die Interessen der ostdeutschen Länder vertreten.[2]
Abgeordneter
Voigt kandidierte bei der Landtagswahl in Thüringen 2009 als Direktbewerber der CDU im Wahlkreis Saale-Holzland-Kreis II. Er zog mit 36,9 % der Stimmen erstmals in den Thüringer Landtag ein. Bei der Landtagswahl in Thüringen 2014 behauptete er sein Direktmandat mit 41,2 %, ebenfalls 2019 mit 34,1 %.
Mike Mohring gab aufgrund der Regierungskrise in Thüringen 2020 seinen Fraktionsvorsitz ab. Daraufhin wurde Voigt am 2. März 2020 von den Abgeordneten der CDU-Landtagsfraktion in Thüringen Voigt mit 15 von 21 Stimmen zum neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt.[3] Nach der Partei- und Fraktionsaustritte von zwei Abgeordneten der thüringischen AfD-Fraktion wurde die thüringischen CDU-Fraktion erst seit dem 6. Dezember 2021 nun die stärksten Oppositionsfraktion.[4] Voigt wurde somit Oppositionsführer.
Kontroverse
Im Zusammenhang mit dem Wahlkampf zur Landtagswahl 2009 ist er als JU-Landesvorsitzender aufgrund seiner „Stoppt-Ramelow“-Kampagne in die Kritik geraten. Das Anliegen der Jungen Union Thüringen war es, gezielt die Auseinandersetzung mit Bodo Ramelow und der Linkspartei aufzunehmen sowie gezielte kontrastierende politische Werbung zu machen. Elemente der Kampagne waren ein Internetblog, zahlreiche Printprodukte (Postkarten, Aufkleber etc.) zum Verteilen und eine Plakatkampagne. Ein weiteres wichtiges Element der Kampagne war das gezielte „Begleiten“ der Wahlkampfauftritte von Ramelow. Hier wollten die Mitglieder der Jungen Union jedoch in „zivil“ auftreten, damit die Aktionen nicht mit der CDU oder dem Team Thüringen in Verbindung gebracht wurde. Der Jungen Union Thüringen wurden die im Zuge dieser Kampagne gemachten Unterstellungen, Ramelow hätte behauptet, die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen und er wolle die DDR-Bezirke wieder einführen und die Gymnasien abschaffen, gerichtlich untersagt.[5] Öffentlich wurden diese Wahlkampfmethoden durch die Publikation eines entsprechenden Rundschreibens auf der Whistleblower-Plattform WikiLeaks.[6]
Mitgliedschaften und Ehrenämter
Voigt ist Mitglied im Kuratorium der Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen. Er sitzt der Suchthilfestiftung Wendepunkt Alternative vor. Er ist weiterhin Mitglied im Bundesvorstand des Rings Christlich-Demokratischer Akademiker. Er ist Herausgeber und Mitglied im Beirat des politischen Magazins Civis mit Sonde.
Publikationen
- Politikberatung als Beruf, mit Florian Busch-Janser und Sandra Gerding, polisphere, Berlin, 2005, ISBN 978-3938456019.
- Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf. George W. Bush gegen John F. Kerry (Band 9 der Reihe Wissenschaftliche Schriften: Politik), polisphere, Berlin, 2010, ISBN 978-3-938456-28-6 (Dissertation).
- Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf 2016, mit Andrea Römmele und Ralf Güldenzopf, Sonderheft der Zeitschrift für Politikberatung, Berlin, 2017.
Weblinks
- Kurzbiografie. Thüringer Landtag.
- Eigene Homepage
Einzelnachweise
- quadriga-hochschule.com: Vita, abgerufen am 4. August 2017
- CDU-Kommission wird breit geführt. In: Die Tageszeitung: taz. 8. Februar 2022, ISSN 0931-9085, S. 6 (taz.de [abgerufen am 26. Februar 2022]).
- Mario Voigt neuer Vorsitzender der CDU-Fraktion, Pressemitteilung der Thüringer CDU-Landtagsfraktion vom 2. März 2020
- AfD-Abgeordnete flieht vor Höcke. Bild.de, abgerufen am 6. Dezember 2021.
- "Berliner Morgenpost: Berliner Gericht stoppt Anti-Ramelow-Kampagne" 5. August 2009
- Netzpolitik: Schmutzkampagne der Jungen Union bei Wikileaks