Internationale Feuerwehrwettkämpfe
Der Internationale Feuerwehrverband (CTIF) führt seit 1961 alle vier Jahre die Internationalen Feuerwehrwettkämpfe des CTIF (Weltmeisterschaften) an verschiedenen Orten durch. Sie werden auch als Feuerwehrolympiade bezeichnet. Auch für die Jugendfeuerwehr (Feuerwehrjugend) werden regelmäßig Wettkämpfe auf internationaler Ebene durchgeführt. Diese werden allerdings im Zweijahresrhythmus veranstaltet.
Bei den Wettkämpfen im Juli 2017 in Villach/Österreich haben nahezu 2.900 Teilnehmer aus 27 Ländern teilgenommen.[1]
Wettkampfarten
Es gibt drei Wettkampfarten, welche in zeitlichen Abständen eingeführt wurden:
- 1961–1969: Traditionelle Internationale Feuerwehrwettbewerbe
- 1973–1977: Traditionelle Internationale Feuerwehrwettbewerbe und Internationale Feuerwehrsportwettkämpfe
- 1981: Traditionelle Internationale Feuerwehrwettbewerbe, Internationale Feuerwehrsportwettkämpfe (für BF) und Internationale Jugendfeuerwehrwettbewerbe
- ab 1985: Traditionelle Internationale Feuerwehrwettbewerbe, Internationale Feuerwehrsportwettkämpfe (für BF und Freiwillige Feuerwehren) und Internationale Jugendfeuerwehrwettbewerbe[2]
Traditionelle Internationale Feuerwehrwettbewerbe (TIF)
Grundlage für die 1961 eingeführten traditionellen Feuerwehrwettkämpfe sind die Wettkampfvorschriften von 1951 aus Österreich. Sie teilen sich in zwei Disziplinen auf, die von der angetretenen Mannschaft durchgeführt werden müssen.
Löschangriff (trocken)
Beim trockenen Löschangriff wird ein Einsatz mit einer Gruppe (neun Feuerwehrleute) simuliert. Nachdem der Gruppenführer oder Gruppenkommandant den Einsatzbefehl gegeben hat, muss die Mannschaft die Schlauchleitung von der Wasserentnahmestelle bis zu zwei C-Stahlrohren aufbauen. Dabei wird neben der Zeit auch die Durchführung bewertet. Für den Aufbau werden folgende Geräte benutzt:
- 1 Tragkraftspritze oder eine entsprechende Attrappe
- 4 A-Saugschläuche
- 2 B-Druckschläuche
- 6 C-Druckschläuche
- 2 C-Strahlrohre
- 1 Verteiler
- 1 Saugkorb
- 2 Leinen
- 3 Kupplungsschlüssel
- Schlauchbinden und Schlauchhalter
Hindernis-Staffellauf
Der Hindernis-Staffellauf hat eine Länge von 400 Metern und ist in acht gleiche Teilstrecken unterteilt. Jeweils nach 50 Metern wird das mitgeführte Strahlrohr als Staffelstab übergeben. Im dritten Bahnabschnitt steht ein sechs Meter langer und 60 cm hoher Schwebebalken. Im siebten Abschnitt steht eine 150 cm hohe Hinderniswand. Im achten Abschnitt befindet sich eine acht Meter lange Kriechstrecke (Rohr, Durchmesser 70 bis 80 cm). Bei den Frauen wird die Hinderniswand durch einen zweiten Schwebebalken im vierten Abschnitt ersetzt. Auch hier werden neben der benötigten Zeit Bewertungspunkte von den Kampfrichtern vergeben, um einen Vergleich zu ermöglichen.
Internationale Feuerwehrsportwettkämpfe (IFS)
Beim Feuerwehrsport handelt es sich um einen Leistungssport, der von den Sportlern Leistungsbereitschaft, Ausdauer, Geschicklichkeit und Schnelligkeit abfordert. Die wohl interessantesten Disziplinen sind dabei die Zweikampf-Disziplinen des 100-Meter-Hindernislaufs und des Hakenleitersteigens, offiziell: „Aufstieg mit der Hakenleiter“.
Im Feuerwehrsport wird zwischen Mannschafts- und Einzeldisziplinen unterschieden. Einzeldisziplinen sind der 100-Meter-Hindernislauf und das Hakenleitersteigen (nur Männer), Mannschaftsdisziplinen sind die 4×100-Meter-Feuerwehrstafette, der Löschangriff Nass und die Gruppenstafette (nur Frauen).
Bei den alle vier Jahre stattfindenden Internationalen Feuerwehrsportwettkämpfen des CTIF werden die jeweils drei erstplatzierten Wettkämpfer, Staffeln und Mannschaften mit der Internationalen Feuerwehrsportwettkampfmedaille ausgezeichnet.[3]
Internationale Jugendfeuerwehrwettbewerbe (IJFW)
Im Jahr 1977 wurde diese Wettkampfart vom CTIF eingeführt, um auch den Kindern und Jugendlichen (12 bis 16 Jahre) der Feuerwehr eine Möglichkeit zu geben, sich international zu vergleichen. Die Wettkämpfe der Jugend finden alle zwei Jahre statt.
Die Wettkampfgruppe (10 Sportler) startet in zwei Disziplinen. In der Feuerwehrhindernisübung (A-Teil) werden von der Gruppe mehrere Aufgaben auf Zeit durchgeführt. Die Bewertung erfolgt nach Zeit und korrekte Erfüllung der Aufgaben. Beim 400-Meter-Staffellauf mit Hindernissen starten neun Jugendliche und nehmen ein C-Strahlrohr als Staffelstab. In sechs der neun Bahnabschnitte sind Hindernisse zu bewältigen.
Austragungsorte
Wettbewerb | Jugend | Jahr | Austragungsort | von – bis | Wettkampfarten |
---|---|---|---|---|---|
I. | – | 1961 | Bad Godesberg, Deutschland | 21.07.–26.07. | TIF |
II. | – | 1963 | Mülhausen, Frankreich | 02.09.–08.09. | TIF |
III. | – | 1966 | Karlovac, im heutigen Kroatien | 03.09.–11.09. | TIF |
IV. | – | 1969 | Krems, Österreich | 01.07.–07.07. | TIF |
V. | – | 1973 | Brünn, im heutigen Tschechien | 09.07.–16.07. | TIF, IFS |
VI. | – | 1977 | Trient, Italien | 31.07.–07.08. | TIF, IFS |
- | I. | 1977 | Ettelbrück, Luxemburg | 20.07.–24.07. | IJFW |
- | II. | 1979 | Perchtoldsdorf, Österreich | 08.08.–12.08. | IJFW |
VII. | III. | 1981 | Böblingen, Deutschland | 19.07.–27.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | IV. | 1983 | Veldhoven, Niederlande | 24.07.–31.07. | IJFW |
VIII. | V. | 1985 | Vöcklabruck, Österreich | 15.07.–21.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | VI. | 1987 | Havlíčkův Brod, heutiges Tschechien | 22.07.–28.07. | IJFW |
IX. | VII. | 1989 | Warschau, Polen | 24.07.–31.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | VIII. | 1991 | Lappeenranta, Finnland | 15.07.–21.07. | IJFW |
X. | IX. | 1993 | Berlin, Deutschland | 11.07.–17.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | X. | 1995 | Arco, Italien | 23.07.–29.07. | IJFW |
XI. | XI. | 1997 | Herning, Dänemark | 06.07.–12.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | XII. | 1999 | Altkirch, Frankreich | 11.07.–17.07. | IJFW |
XII. | XIII. | 2001 | Kuopio, Finnland | 22.07.–28.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | XIV. | 2003 | Kapfenberg, Österreich | 20.07.–26.07. | IJFW |
XIII. | XV. | 2005 | Varaždin, Kroatien | 17.07.–24.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | XVI. | 2007 | Revinge, Schweden | 15.07.–22.07. | IJFW |
XIV. | XVII. | 2009 | Ostrava, Tschechien | 19.07.–26.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | XVIII. | 2011 | Kočevje, Slowenien | 17.07.–24.07. | IJFW |
XV. | XIX. | 2013 | Mülhausen, Frankreich | 14.07.–21.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | XX. | 2015 | Opole, Polen | 19.07.–26.07. | IJFW |
XVI. | XXI. | 2017 | Villach, Österreich | 09.07.–16.07. | TIF, IFS, IJFW |
- | XXII. | 2019 | Martigny, Schweiz | 14.07.–21.07. | IJFW |
XVII. | XXIII. | 2021 | Celje, Slowenien | 18.07.- 25.07. | TIF, IFS, IJFW |
Teilnehmende Gruppen
Die 39 Mitgliedsländer des CTIF dürfen jeweils eine begrenzte Anzahl von Gruppen zu den Wettkämpfen entsenden. Dabei gibt es die Unterteilung in Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehr und Frauengruppen.[4]
Deutschland
Für die Qualifikation der deutschen Wettkampfgruppen gibt es die Deutsche Meisterschaft im Feuerwehrsport (ehemals Bundesausscheid). Diese findet alle vier Jahre statt. Im Jahr 2008 qualifizierten sich insgesamt 20 Gruppen für die Teilnahme an der XIV. Feuerwehrolympiade des CTIF in Ostrava.[6]
Wettbewerb | Jahr | Austragungsort | von – bis | Wettkampfarten |
---|---|---|---|---|
1. | 1972 | Frankfurt am Main | 24.06.–02.07. | TIF |
2. | 1976 | Holzminden | 17.09.–18.09. | TIF |
3. | 1980 | Hannover | 13.06.–14.06. | TIF |
4. | 1984 | Holzminden | 01.06.–02.06. | TIF |
5. | 1988 | Hannover | 27.05.–28.05. | TIF, IJFW |
6. | 1992 | Olpe | 19.06.–20.06. | TIF, IJFW |
7. | 1996 | Böblingen | 25.07.–27.07. | TIF, IFS, IJFW |
8. | 2000 | Augsburg | 21.06.–24.06. | TIF, IFS, IJFW |
9. | 2004 | Halle (Saale) | 14.07.–18.07. | TIF, IFS, IJFW |
10. | 2008 | Böblingen | 23.07.–26.07. | TIF, IFS, IJFW |
11. | 2012 | Cottbus | 25.07.–29.07. | TIF, IFS, IJFW |
12. | 2016 | Rostock | 28.07.–30.07. | TIF, IFS, IJFW |
13. | 2020 | Bad Frankenhausen | 29.07.–02.08. | TIF, IFS, IJFW |
Österreich
Aus Österreich nahmen an den traditionellen Wettbewerben zwischen 1961 und 2009 insgesamt 88 Gruppen teil. 2013 kamen die Gruppen 89 (Kirnberg NÖ), 90 (Niederabsdorf, NÖ), 91 (Königschlag – Gemeinde Schenkenfelden OÖ) und 92 (Ludesch, Vlbg) hinzu. Erfolgreich waren beispielsweise Gruppen aus Sankt Martin im Mühlkreis, Eichhorn, St. Pölten, Mistelbach, Grafenbach, Oberkreuzstetten, Kürnberg, Palterndorf, Zillingdorf, Zillingtal, Furth, Leopoldsdorf, Gloggnitz, Wiesenfeld, Ossarn, Ebersegg – Gemeinde St. Ulrich bei Steyr (Sieger 1989, 2013), Weeg (5-facher Sieger 1997, 2001, 2005, 2009, 2013), Au im Bregenzerwald (Weltrekord in Kuopio Finnland im Löschangriff), Neufeld an der Leitha (inges. 4 ×; 1993: Weltrekordhalter der Freiwilligen Feuerwehren beim Hindernis-Staffellauf (9 × 50 m)-trad. Bewerb), Ainet.
Der Modus für die erfolgreiche Qualifikation ist unterschiedlich in den Bundesländern, beispielsweise in Oberösterreich dürfen die zwei Gruppen die, in aufeinanderfolgenden Jahren zusammengerechnet die meisten Punkte erreichen in der Wertungsklasse A ohne Alterspunkte.
Von den Jugendgruppen nahmen zwischen 1977 und 2009 20 Gruppen teil, wie Tragwein (9-fache Teilnahme 1995, 1997, 1999, 2001, 2005, 2007, 2009, 2011, 2015), Winden-Windegg (5-fache Teilnahme 2005, 2009, 2011, 2013, 2015), Erdleiten, Weeg, Pöndorf, Perchtoldsdorf (2003), Kürnberg, Sankt Martin im Mühlkreis (4-fache Teilnahme), Ruprechtshofen, Dirnbach (2003) und Hainfeld. Die Jugendgruppen aus Österreich konnte auch schon einige Weltmeister stellen so beispielsweise Tragwein (4-facher Sieger 1995, 1997, 2005, 2007), Kürnberg (2003), Weeg (2013) und Bad Mühllacken (2017, 2019).
Jugend | Jahr | Austragungsort | Weltmeister | Österreichische Teilnehmer |
---|---|---|---|---|
I. | 1977 | Ettelbrück, Luxemburg | Negenborn (DE) | Girm, Kalsdorf |
II. | 1979 | Perchtoldsdorf, Österreich | Kalsdorf (AUT) | Kalsdorf, ? |
III. | 1981 | Böblingen, Deutschland | Neckenmarkt (AUT) | Neckenmarkt, St. Peter am Hart |
IV. | 1983 | Veldhoven, Niederlande | Spišská Nová Ves (CSR) | Pöndorf, St. Peter am Hart |
V. | 1985 | Vöcklabruck, Österreich | Erdmannsdorf (AUT) | Erdmannsdorf, Pinkafeld |
VI. | 1987 | Havlíčkův Brod, heutiges Tschechien | Veľká Hradná (CSR) | Ruprechtshofen,? |
VII. | 1989 | Warschau, Polen | Neckenmarkt (AUT) | Neckenmarkt, Oberbairing |
VIII. | 1991 | Lappeenranta, Finnland | Bratislava Petrzalka (SVK) | Neckenmarkt, Pöndorf, Summerau |
IX. | 1993 | Berlin, Deutschland | Erdmannsdorf (AUT) | Erdmannsdorf, Summerau |
X. | 1995 | Arco, Italien | Tragwein (AUT) | St. Martin im Mühlkreis, Tragwein, Erdmannsdorf |
XI. | 1997 | Herning, Dänemark | Tragwein (AUT) | St. Martin im Mühlkreis, Tragwein, Erdmannsdorf |
XII. | 1999 | Altkirch, Frankreich | Hinterberg (AUT) | Hinterberg, St. Martin im Mühlkreis, Tragwein |
XIII. | 2001 | Kuopio, Finnland | Brand (RUS) | Hinterberg, Perchtoldsdorf, Tragwein |
XIV. | 2003 | Kapfenberg, Österreich | Kürnberg (AUT) | Kürnberg, Dirnbach, Perchtoldsdorf |
XV. | 2005 | Varaždin, Kroatien | Tragwein (AUT) | Kürnberg, Tragwein, Winden-Windegg, |
XVI. | 2007 | Revinge, Schweden | Tragwein (AUT) | Hinterberg, Tragwein, Wagenhub |
XVII. | 2009 | Ostrava, Tschechien | SDH Chlumec nad Cidlinou (CZE) | Erdleiten, Tragwein, Winden-Windegg |
XVIII. | 2011 | Kočevje, Slowenien | SDH Chlumec nad Cidlinou (CZE) | Tragwein, Winden-Windegg |
XIX. | 2013 | Mülhausen, Frankreich | Weeg (AUT) | Weeg, Winden-Windegg |
XX. | 2015 | Opole, Polen | MDP Gluchow /wlkp./ (POL) | Tragwein, Winden-Windegg, Weeg |
XXI. | 2017 | Villach, Österreich | Bad Mühllacken (AUT) | Bad Mühllacken, Guggenberg, St. Martin im Mühlkreis, Mitteregg-Haagen-Sand (weibl.) |
XXII. | 2019 | Martigny, Schweiz | Bad Mühllacken (AUT) | Bad Mühllacken, St. Martin im Mühlkreis, Waldneukirchen, Mitteregg-Haagen-Sand (weibl.) |
Bei den Jugendgruppen erfolgt die Qualifikation im Zuge des Bundesfeuerwehrjugendleistungsbewerbs.
Medaillenränge
Jugend
Literatur
- Leistungsbewerbe bei der Feuerwehr, 2017, Tagungsband der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte im CTIF
- 50 Jahre Internationale Feuerwehrwettbewerbe des CTIF – Zahlen und Fakten (1961-2011), 2013, Dipl.-Ing. Wilhelm Bohlmann, Selbstverlag
Siehe auch
Weblinks
- Ergebnisliste Jugend 2007 Revinge (PDF-Datei; 297 kB)
- Ergebnisliste 2009 Ostrava (PDF-Datei; 322 kB)
- Ergebnisliste Jugend 2011 Kocevje (PDF-Datei; 3 MB)
- Ergebnisliste 2013 Mulhouse (PDF-Datei; 896 kB)
Einzelnachweise
- Höchstleistungen in Feuerwehruniform / Großes Lob an Gastgeber Österreich. Deutscher Feuerwehrverband, abgerufen am 27. Februar 2018.
- Franz-Josef Sehr: CTIF-Weltmeisterschaften in Österreich. In: Florian Hessen 9/1985. Munkelt Verlag, 1985, ISSN 0936-5370, S. 1–2.
- Franz-Josef Sehr: X. Feuerwehr-Olympiade 1993 in Berlin. In: Florian Hessen 9/1993. Munkelt Verlag, 1993, ISSN 0936-5370, S. 24–26.
- CTIF-Mitgliedsländer aufgerufen am 9. Mai 2012
- Franz-Josef Sehr: Feuerwehr-Freundschaft begann zuvor – Beselich und Nationalmannschaft der DDR bei CTIF. In: Florian Hessen 7/2015. Henrich Druck+Medien, 2015, ISSN 0936-5370, S. 22–23.
- Wilhelm Bohlmann: Internationale Feuerwehrwettbewerbe des CTIF. W. Bohlmann, Rostock 2009, ISBN 978-3-00-029246-0.