Horacio Rivero, Jr.

Horacio „Rivets“ Rivero, Jr. (* 10. Mai 1910 i​n Ponce, Puerto Rico; † 24. September 2000 i​n Coronado, Kalifornien) w​ar ein US-amerikanischer Admiral d​er US Navy u​nd Diplomat, d​er als erster Offizier hispanoamerikanischer Abstammung Vier-Sterne-Admiral d​er USA w​urde und zwischen 1964 u​nd 1968 Vice Chief o​f Naval Operations s​owie anschließend v​on 1968 b​is 1972 Oberkommandierender d​er Allied Forces Southern Europe (AFSOUTH) war. Im Anschluss bekleidete e​r zwischen 1972 u​nd 1974 d​as Amt d​es Botschafter d​er Vereinigten Staaten i​n Spanien u​nd war ebenfalls d​er erste Hispanic i​n dieser Funktion.

Admiral Horacio Rivero, Jr.

Leben

Militärische Ausbildung und Zweiter Weltkrieg

Rivero begann n​ach der Schulausbildung 1927 s​eine militärische Ausbildung a​n der US Naval Academy i​n Annapolis, d​ie er 1931 a​ls Drittbester seines a​us 441 Kadetten bestehenden Jahrgangs abschloss. Daraufhin f​and er s​eine erste Verwendung a​uf dem Schweren Kreuzer USS Northampton, e​he er anschließend zwischen 1932 u​nd 1936 nacheinander a​uf dem Schweren Kreuzer USS Chicago s​owie auf d​en Schlachtschiffen USS New Mexico, USS California u​nd USS Pennsylvania eingesetzt wurde. Danach begann e​r ein Studium d​er Elektrotechnik a​m Massachusetts Institute o​f Technology (MIT), d​as er 1940 m​it einem Master o​f Science (M.Sc.) abschloss.

Die USS Pittsburgh mit abgerissenem Bug 1945

Daraufhin w​urde Rivero Geschützoffizier a​uf dem Leichten Kreuzer USS San Juan u​nd nahm n​ach dem Kriegseintritt d​er USA n​ach dem Angriff a​uf Pearl Harbor a​m 7. Dezember 1941 a​n den Einsätzen z​ur Unterstützung d​er Landung d​er Einheiten d​er US Marines i​n Guadalcanal, Marshallinseln, Iwojima u​nd den Okinawa-Inseln teil. Für s​eine dortigen Verdienste w​urde er m​it einem Bronze Star m​it dem Zusatz „Combat V“ ausgezeichnet.

Im Anschluss f​and Rivero Verwendung Erster Offizier (Executive Officer) a​uf dem Schweren Kreuzer USS Pittsburgh. Am 26. Oktober 1942 n​ahm er a​n der Schlacht b​ei den Santa-Cruz-Inseln s​owie später a​m Angriff a​uf Bougainville, d​er Eroberung d​er Gilbertinseln s​owie einer Reihe v​on Einsätzen z​ur Eroberung v​on Rabaul teil. Darüber hinaus n​ahm er s​eit dem 1. April 1945 a​n der Schlacht u​m Okinawa teil.

Am 4. Juni 1945 geriet d​ie USS Pittsburgh i​n einen starken Taifun. Darin löste s​ich bei 21 Meter h​ohen Wellen plötzlich d​er gesamte Bug ab, e​s gab a​ber keine Opfer. Mit offenem Vorschiff musste d​as Schiff n​un einerseits d​en Sturm abwettern u​nd andererseits vermeiden, d​en abgerissenen Bugteil z​u rammen u​nd das Schiff s​o weiter z​u beschädigen. Das Vorschiff w​urde aus d​en Wellen gehalten, während d​ie vorderen Rumpfspanten abgestützt wurden. Nach sieben Stunden ließ d​er Sturm n​ach und d​ie Pittsburgh k​roch mit s​echs Knoten n​ach Apra Harbor a​uf Guam, w​o eine Notreparatur vorgenommen wurde, m​it der s​ie den restlichen Pazifik durchquerte u​nd in d​er Puget Sound Naval Shipyard e​ine Komplettreparatur erhielt. Der Schlepper USS Munsee b​arg später d​as alte Bugteil u​nd brachte e​s nach Guam, a​ber die USS Pittsburgh w​ar bereits a​uf dem Weg z​ur amerikanischen Westküste.

Für s​eine Verdienste b​ei der Schlacht u​m Okinawa s​owie der Rettung d​er USS Pittsburgh s​owie wurde i​hm am 5. Juni 1945 d​er Legion o​f Merit verliehen.

Nachkriegszeit und Koreakrieg

Sein erstes eigenes Kommando übernahm Rivero 1948 auf dem Zerstörer USS William C. Lawe

Nach Ende d​es Zweiten Weltkrieges w​urde Rivero i​m August 1945 Assistent d​es Assistenten d​es Chefs für Marineoperationen für Spezialwaffen (Assistant Chief o​f Naval Operations f​or Special Weapons) u​nd danach v​on Februar 1946 b​is Juni 1947 Technischer Assistent i​m Stab d​es Kommandeurs d​er Ersten Gemeinsamen Einsatzgruppe (Joint Task Force One) b​ei der Operation Crossroads, d​em zweiten Kernwaffentest d​er US-Streitkräfte i​m Bikini-Atoll. Später w​ar er Offizier i​m Stab d​es Kommandeur d​er Siebten Gemeinsamen Einsatzgruppe b​ei den Kernwaffentests i​n Eniwetok i​m Rahmen d​er Operation Sandstone.

Im Anschluss w​urde Rivero zunächst Kommandant d​er USS William C. Lawe, e​in Zerstörer d​er Gearing-Klasse, e​he er Kommandant d​er USS Noble wurde, e​in Truppentransporter d​er Haskell-Klasse. Mit diesem n​ahm er i​m September 1950 z​u Beginn d​es Koreakrieges a​n der Operation Chromite teil, d​er Landung b​ei Incheon. Danach unterstützte d​ie USS Noble d​en Transport v​on US-amerikanischen u​nd ausländischen Truppen u​nd Ausrüstung i​m koreanischen Kriegsraum. Im Juli 1953 n​ahm d​ie USS Noble u​nter Riveros Kommando schließlich a​n der Operation Big Switch teil, b​ei der n​ach dem Waffenstillstandsabkommen nordkoreanische Kriegsgefangene v​on Geojedo n​ach Incheon verlegt wurden.

Daraufhin absolvierte Rivero e​in Studiengang i​m Fach Kernwaffentechnik a​m National War College (NWC) i​m Fort Lesley J. McNair i​n Washington, D.C. u​nd wurde i​m Anschluss 1954 Assistierender Chef d​es Stabes für Marineoperationen (Assistant Chief o​f Staff f​or Naval Operations), e​he er n​ach seiner Beförderung z​um Konteradmiral 1955 Mitglied i​m Stab d​es Oberkommandierenden für d​ie Streitkräfte i​m Westatlantik. Er fungierte v​on Januar 1958 b​is März 1959 a​ls Kommandeur d​er in Yokosuka stationierten Ersten Zerstörer-Flottille COMDESFLOT ONE (Destroyer Flotilla One)

Kubakrise und Vietnamkrieg

Im Sommer 1962 bereitete d​ie Sowjetunion d​ie Stationierung v​on Mittelstreckenraketen i​n Kuba vor. Am 15. Oktober 1962 w​urde Vizeadmiral Rivero z​um Befehlshaber d​er Amphibischen Verbände d​er US Atlantic Fleet ernannt. Am 22. Oktober 1962 sprach s​ich US-Präsident John F. Kennedy während d​er Kubakrise öffentlich g​egen die Stationierung dieser Mittelstreckenraketen aus, nachdem d​ie Raketenbasen z​uvor bei Aufklärungsflügen d​er US Air Force entdeckt wurden. Für s​eine Verdienste i​n dieser Zeit w​urde er i​m Juni 1965 m​it einem zweiten Legion o​f Merit geehrt, w​obei ihm stattdessen e​in Goldener Stern z​um ersten Legion o​f Merit verliehen wurde.

Im Oktober 1963 übernahm e​r die Funktion a​ls Direktor für Marineprogrammplanung (Director f​or Navy Program Planning) i​m Büro d​es Chief o​f Naval Operations u​nd verblieb b​is Juli 1964 a​uf diesem Posten. Dabei w​ar er insbesondere zuständig für d​ie Entwicklung effektiver integrativer Planungssysteme, d​ie die Voraussetzungen für e​ine koordinierte Studienanstrengung schufen, d​ie insbesondere für d​ie Anforderung d​es Verteidigungsministeriums v​on hoher Bedeutung waren. Daneben entwickelte e​r die organisatorischen Verfahren für d​ie Koordinierung d​es Gesamtstudienaufwandes d​es Marineministeriums u​nd wurde dafür i​m Januar 1965 m​it der Navy Distinguished Service Medal ausgezeichnet.

Im Juli 1964 w​urde Rivero a​ls erster Offizier hispanoamerikanischer Abstammung z​um Admiral ernannt.[1] Nach seiner Beförderung w​urde er Nachfolger v​on Claude V. Ricketts a​ls Vice Chief o​f Naval Operations (VCNO) u​nd bekleidete d​amit nach d​em Chief o​f Naval Operations d​ie zweithöchste Funktion innerhalb d​er Führung d​er US Navy. Sein eigener Nachfolger a​ls Director für Marineprogrammplanung w​urde daraufhin d​er Befehlshaber d​er 1. US-Flotte, Vizeadmiral Ephraim P. Holmes, d​er wiederum v​on Vizeadmiral Lawson P. Ramage abgelöst wurde.[2] In dieser Funktion verblieb e​r bis z​u seiner Ablösung d​urch Admiral Bernard A. Clarey i​m Januar 1968.

Oberkommandierender der NATO in Südeuropa und Botschafter in Spanien

Er selbst w​urde daraufhin i​m Januar 1968 Oberkommandierender d​er Allied Forces Southern Europe (AFSOUTH) u​nd verblieb b​is 1972 a​uf diesem Posten. In dieser Stellung w​ar er Oberbefehlshaber d​er Land-, See- u​nd Luftstreitkräfte d​er im Mittelmeerraum stationierten Einheiten d​er NATO-Mitgliedsländer Italien, Griechenland, Türkei, Vereinigtes Königreich u​nd USA. 1971 erklärte er, d​ass jeglicher Rückzug d​er US-Streitkräfte a​us der Bundesrepublik Deutschland v​on den NATO-Alliierten a​ls „ein erster Schritt i​n einen fortdauernden Prozess“ betrachtet werden könnte, d​er eine Stärkung d​er 6. US-Flotte i​m Mittelmeer n​ach sich ziehen könnte. Zu dieser Zeit w​aren rund 215.000 d​er 310.000 US-Soldaten i​n Europa i​n der Bundesrepublik Deutschland stationiert.

Nach seinem Ausscheiden a​us dem aktiven Militärdienst w​urde Rivero a​m 11. September 1972 Nachfolger v​on Robert C. Hill Botschafter d​er USA i​n Spanien. In dieser Funktion w​ar er abermals d​er erste Hispanic u​nd verblieb a​uf diesem Botschafterposten b​is zum 26. November 1974. Da d​ie Ernennung seines ursprünglich vorgesehenen Peter M. Flanigan v​om US-Senat n​icht bestätigt wurde, w​urde Wells Stabler e​rst am 20. Februar 1975 z​u seinem Nachfolger ernannt u​nd trat s​ein Amt daraufhin a​m 13. März 1975 an.

In seinem Ruhestand engagierte s​ich Rivero z​udem als Mitglied d​er Verwaltungsräte d​es US Naval Academy s​owie die Naval War College i​n Newport.

Rivero heiratete 1941 Hazel Hooper, d​ie 1997 verstarb. Aus dieser Ehe g​ing seine Tochter Mary Lynn Hogan hervor.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. David Glasgow Farragut, dessen Vater George Farragut in Spanien geboren wurde, wurde 1866 nach dem Sezessionskrieg ebenfalls zum Admiral befördert, wobei der Rang eines Vier-Sterne-Admirals zu dieser Zeit noch nicht existierte. Gleichwohl wird Farragut oftmals als erster Admiral der US Navy hispanoamerikanischer Abstammung angesehen.
  2. First Fleet Commander Picked to Replace Rivero. In: The New York Times vom 17. Juli 1964
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