Iwojima
Iwojima (japanisch 硫黄島, Iōtō [ioːtoː], auch Iōjima [ioːʑima], wörtlich: „Schwefelinsel“) () ist eine 23,73 km²[1] große Vulkaninsel im Pazifik, etwa 1200 Kilometer südlich von Tokio. Sie gehört zur Kazan-rettō der Ogasawara-Inseln.
Iwojima | ||
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Gewässer | Pazifischer Ozean | |
Inselgruppe | Kazan-rettō | |
Geographische Lage | 24° 46′ 40″ N, 141° 18′ 52″ O | |
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Fläche | 23,73 km² | |
Höchste Erhebung | Suribachi 170 m | |
Einwohner | 400 Soldaten 17 Einw./km² | |
Hauptort | Iōtō (historisch) | |
Die Insel ist für Zivilisten nicht zugänglich, heute sind rund 400 japanische Soldaten auf ihr stationiert. Auf Wunsch der früheren Bewohner wurde die Insel im Juni 2007 von der japanischen Regierung wieder zu ihrer ursprünglichen Bezeichnung Iōtō (veraltet Iwōtō) umbenannt, unter der sie vor dem Zweiten Weltkrieg bekannt war. Japanische Marineoffiziere, die vor der Schlacht um Iwojima zur Befestigung der Insel dorthin verlegt worden waren, hatten die Aussprache des Kanji für Insel (島) als -jima (Kun-Lesung) statt -tō (On-Lesung) interpretiert.[2]
Geologie
Der 170 Meter hohe Vulkan Suribachi bildet die höchste Stelle der Insel.
Iwojima liegt innerhalb einer Caldera mit rund neun Kilometer Durchmesser, die bei einem Vulkanausbruch vor vermutlich 3000 Jahren entstand. Nach der Eruption führte die Wiederauffüllung der Magmakammer zur Hebung des Calderabodens; zwischen den Jahren 1600 und 2000 hob sich die Insel um rund 120 Meter. Dabei treten Erdbebenschwärme auf.[3] Auf Iwojima sind Fumarolen aktiv. In den Jahren 1982, 1994, 1999, 2004, 2009 und 2012 kam es zu kleineren Ausbrüchen; dabei handelte es sich oft um phreatische Explosionen. Im September 2001 ereignete sich eine submarine Eruption etwa 150 bis 200 Meter vor der Südostküste der Insel.[4]
Geschichte
Besiedlung
Die Insel war bis 1889 unbewohnt, wurde dann aber besiedelt, 1891 in den japanischen Staatsverband eingegliedert und als Stützpunkt im Pazifik ausgebaut.
Im Jahr 1943 betrug die Einwohnerzahl 1018 Personen in 192 Haushalten verteilt auf Motoyama (元山, dt. „Ursprungsberg“, die zentrale Erhebung der Insel) und darum Higashi (東, dt. „Osten“), Minami (南, dt. „Süden“), Nishi (西, dt. „Westen“) und Kita (北, dt. „Norden“). Die Gemeindeverwaltung, die bis 1940 existierte (als die Gemeinde nach Ogasawara eingemeindet wurde), war für die gesamte Inselkette Kazan-rettō zuständig und damit auch für die Orte Ishinomura und Nishimura auf Kita-Iwojima. Sie hatte ihren Sitz im Ort Higashi im Osten der Insel. Im Jahr 1944 wurde die Zivilbevölkerung auf die japanischen Hauptinseln evakuiert.[5]
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg gehörte Iwojima zu Japans pazifischen Stützpunkten. Sie besaß drei Flugplätze.
Die wirtschaftlich unwichtige Insel hatte eine sehr große strategische Bedeutung sowohl für die Japaner als auch für die Amerikaner: Die Japaner konnten amerikanische Bomberflotten, die von Saipan aus in Richtung Tokio starteten, bereits sehr früh ausmachen und die Hauptinsel warnen. Für die Amerikaner war es nach der Eroberung dieser Insel wesentlich leichter, die japanische Hauptinsel zu bombardieren, da nun auch Jagdflugzeuge als Geleitschutz die Bomber begleiten konnten, was vorher wegen der zu geringen Reichweite nicht möglich war. Außerdem hätte Iwojima bei einer Invasion auf die japanische Hauptinsel eine wichtige Rolle gespielt, zu der es aufgrund der Kapitulation Japans nicht gekommen ist.
Nach über 50-stündiger Bombardierung landeten am 19. Februar 1945 schließlich US-Truppen auf der Insel. Die Schlacht um Iwojima wurde eine der blutigsten des Pazifikkriegs. Laut dem Historiker Samuel Eliot Morison beklagte man auf amerikanischer Seite 6825 Tote und 27.909 Verwundete, während 20.703 japanische Gefallene registriert wurden. Lediglich 216 japanische Soldaten überlebten das Inferno.
Am 23. Februar 1945 nahm der Associated-Press-Fotograf Joe Rosenthal das Foto Raising the Flag on Iwo Jima auf, das zeigt, wie eine Gruppe von sechs Soldaten eine US-Flagge auf dem höchsten Punkt der Insel hisst, dem Vulkan Suribachi. Das preisgekrönte Foto ging um die Welt und nimmt einen Platz im kollektiven Gedächtnis der USA ein.
Nachkriegszeit
Auf Iwojima befand sich eine Sendestation des Funknavigationssystems LORAN-C der Senderkette Grid 9970 (24° 48′ 6″ N, 141° 19′ 30″ O ). Der Sender verfügte über eine Sendeleistung von 4000 kW und war damit einer der stärksten Sender der Welt. Im Jahr 1965 stürzte der 411,5 m hohe Sendemast der Station bei Wartungsarbeiten um und zerstörte dabei auch das Sendergebäude mitsamt allen technischen Geräten. Die Anlage wurde wiederaufgebaut und erhielt wieder einen ebenfalls 411,5 m hohen Sendemast. Im September 1993 wurde sie stillgelegt und der Antennenmast abgebaut.
Politische Situation
Iwojima wurde 1877 von Japan annektiert und war nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1968 von den USA besetzt. Anschließend wurde sie an Japan zurückgegeben. Heute ist die Insel nicht permanent bewohnt und dient als Militärstützpunkt Japans. Für den Zutritt ist eine besondere Erlaubnis erforderlich.
Wirtschaft
Im Norden der Insel wurde bis 1944 Zuckerrohranbau betrieben. Auf der „Schwefelinsel“ wurde auch Schwefel abgebaut.
Verfilmungen
Clint Eastwood verfilmte 2006 die Schlacht um Iwojima von 1945. Da er für die Insel nur eine eingeschränkte Drehgenehmigung erhielt, musste er in Island sowie Barstow (Kalifornien) drehen. Bemerkenswert war, dass Eastwood zwei Filme parallel drehte: Flags of our Fathers aus Perspektive der Amerikaner und Letters from Iwo Jima aus Perspektive der Japaner. Flags of our Fathers basiert auf dem gleichnamigen Buch James Bradleys.
Bereits 2004 behandelte die Episode Der Held von Iwo Jima der Fernsehserie Navy CIS Iwojima, erwähnt den 1940er Film Sands of Iwo Jima mit John Wayne und nimmt Eastwoods Parallelisierung in Teilen vorweg.
Die achte Folge der 2010 erschienenen HBO-Miniserie The Pacific behandelt teilweise die Schlacht um Iwojima und insbesondere den Tod des amerikanischen Kriegshelden John Basilone während selbiger.
Galerie
- Karte mit Ortsteilen 1945
- Detailkarte vom 2. September 1944
- Satellitenbild, Falschfarben
- Suribachi
- Ort der Invasion vom Suribachi-Gipfel
- Hissen der ersten Flagge
- Das Denkmal für die Schlacht auf Iwojima
- Schiffe vor dem Vulkan Suribachi der Insel Iwojima. Im Vordergrund die USS Carl Vinson
Weblinks
- Iwojima im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
- National Archives: Flag Raising-Foto von Rosenthal (Memento vom 8. Dezember 2007 im Internet Archive)
- ap-Seite zur Geschichte des Iwojima-Fotos von Joe Rosenthal (Memento vom 3. März 2012 im Internet Archive)
- National Park Service: U.S. Marine Corps War Memorial (offizielle Seite; englisch)
- Andreas Spinrath: Schlacht von Iwojima: Insel aus Blut und Asche. In: einestages. 17. Februar 2015, abgerufen am 17. Februar 2015.
- Flags of our Fathers – der Film
- Spurensuche auf Iwo Jima (am 12. Januar 2007 in der NZZ erschienener Artikel)
Einzelnachweise
- 島面積. (PDF; 144 KiB) Kokudo Chiriin, 1. Oktober 2014, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 28. Juli 2016 (japanisch).
- Japan changes name of Iwo Jima. USA Today, 20. Juni 2007, abgerufen am 19. Juni 2009 (englisch).
- Jacob B. Lowenstern, Robert B. Smith, David P. Hill: Monitoring super-volcanoes: geophysical and geochemical signals at Yellowstone and other large caldera systems. In: Philosophical transactions of the Royal Society, (2006) 364, S. 2055–2072, hier S. 2066–2068 (englisch; PDF: 999 KiB)
- In September, a submarine eruption; in October, a phreatic eruption pierces beach. Monatsbericht 09/2001 im Global Volcanism Program (englisch, abgerufen am 3. März 2013)
- Ein Brückenkopf für die Eroberung Japans, NZZ, 18. Februar 2015