HMS Quilliam

HMS Quilliam w​ar der Flottillenführer d​er Q-Klasse d​er Royal Navy i​m Zweiten Weltkrieg u​nd wurde m​it den Battle Honours Sicily 1943, Salerno 1943, Mediterranean 1943, Sabang 1944 u​nd Okinawa 1945 ausgezeichnet.[1]

HMS Quilliam
als Hr.Ms. Banckert 1950
als Hr.Ms. Banckert 1950
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Niederlande Niederlande
andere Schiffsnamen

Banckert

Schiffstyp Zerstörer
Klasse Q- und R-Klasse
Bauwerft Hawthorn, Leslie & Co, Hebburn
Baunummer 533
Bestellung 2. April 1940
Kiellegung 16. August 1940
Stapellauf 29. November 1941
Indienststellung 22. Oktober 1942
21. November 1945 NL
Verbleib 19. Oktober 1956
außer Dienst
1957 verschrottet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
109,2 m (Lüa)
103,5 m (Lpp)
Breite 10,9 m
Tiefgang max. 4,29 m
Verdrängung Standard: 1705 ts
Maximum: 2.450 ts
 
Besatzung 175–226 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 Admiralitätskessel,
2 × Sätze Parsons-Getriebeturbinen
Maschinen-
leistung
40.000 PS (29.420 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
36,25 kn (67 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung
Sensoren

Radar, Asdic,

Der v​or Okinawa beschädigte Zerstörer w​urde im Herbst 1945 a​n die Niederländische Marine verkauft.[1] Als Hr. Ms. Banckert w​urde der Zerstörer b​is 1951 i​n Niederländisch-Indien u​nd -Neuguinea eingesetzt.
1957 w​urde das inzwischen veraltete Schiff verschrottet.

Geschichte des Schiffs

Der Quilliam wurde mit der „3rd Emergency Flotilla“ (Q- oder Quilliam-Klasse) mit zwei Schwesterschiffen bei R. & W. Hawthorn, Leslie & Co in Hebburn am Tyne bestellt. Der aktive Baubeginn der Zerstörer der Q- und R-Klasse verzögerte sich durch die Kriegsereignisse, da die britische Werften durch die Reparaturen und Umrüstungen der vorhandenen Schiffe nach den Ereignissen in Norwegen und Nordfrankreich stark ausgelastet waren. Die Kiellegung des Neubaus mit der Baunummer 533, der Flottillenführer der neuen Klasse werden sollte, erfolgte am 16. August 1940[1]. Der Stapellauf des nach Captain John Quilliam (1771–1829) benannten Schiffs fand am 29. November 1941 statt[1]. Der Namensgeber war 1805 Erster Leutnant auf dem Flaggschiff Victory in der Schlacht bei Trafalgar gewesen.
Der Flottillenführer unterschied sich kaum von den normalen Zerstörern der Flottille. Er verfügte über eine identische Bewaffnung. Lediglich das hintere Deckshaus war etwas größer. Als drittes Schiff der Klasse vom Stapel gelaufen, kam die erste Quilliam der Royal Navy am 22. Oktober 1942 als fünftes Schiff der Q-Klasse in Dienst und ging zur Ausbildung nach Scapa Flow.[1]

Einsätze

Die in Dienst gestellte Quilliam wurde der Home Fleet zugeteilt und kam bei der „12th Destroyer Flotilla“ in den North Western Approaches zum Einsatz. Ab Mitte Dezember 1942 begleitete das Truppengeleit WS 25 im Atlantik bis Gibraltar, Freetown, Kapstadt und Durban. Die Sicherungsgruppe bestand zusätzlich den Hilfskreuzern Carnarvon Castle (20122 BRT, 1926; bis zum Jahresende und Freetown am Geleit) und Cheshire (10552 BRT, 1927) sowie dem Geleitzerstörer Rockwood. Zusätzlich kamen bei der Passage britischer Stützpunkte lokale Einheiten hinzu. Quilliam verblieb vorerst zur Sicherung weiterer Geleite vor Südafrika, während die Rockwood über das Rote Meer ins Mittelmeer verlegte.
Der Zerstörer begleitete so die Truppengeleite WS27 und WS28 zum Teil schon im Atlantik bis zum Indischen Ozean und arbeitete dabei mit verschiedenen Einheiten der Royal Navy zusammen, darunter mit Racehorse und Rotherham der fast identischen R-Klasse. Ab Mitte April 1943 kehrte der Zerstörer von Durban über Freetown wieder zur Home Fleet zurück, um bei der geplanten alliierten Landung auf Sizilien (Operation Husky) eingesetzt zu werden. Von der 4th Destroyer Flotilla kamen dort auch Queenborough und Quail zum Einsatz.

Bei den Einsätzen in der Adria wurden nicht nur deutsche Stellungen an der italienischen Küste beschossen, sondern auch mehrfach feindliche Stellungen in Dalmatien oder Albanien angegriffen. Quilliam hatte am 15. November 1943 Glück, als sie mit Quail ihren Stützpunkt Bari anlief. Quail erlitt einen schweren Minentreffer, der sie völlig außer Gefecht setzte, während Quilliam unbeschädigt den Hafen erreichte.[A 1] In der Adria operierte die Quilliam auch erfolgreich mit der Raider zusammen.

Weitere Einsätze 1944/45

Im Rahmen d​er umfangreichen Verstärkungen d​er British Eastern Fleet 1944 w​urde die „4th Destroyer Flotilla“ m​it den s​echs Zerstörern Quilliam, Quadrant, Quality, Queenborough, Quiberon u​nd Quickmatch d​er Q-Klasse i​n den Indischen Ozean verlegt.[2] Von i​hr waren allerdings d​ie australischen Quiberon u​nd Quickmatch s​chon seit Ende Februar 1943 m​eist dort a​ls Geleitfahrzeuge u​nd die britischen Quadrant u​nd Quality s​eit September 1943 i​m Einsatz.

Während i​hrer Einsatzzeit b​ei der Eastern Fleet n​ahm Quilliam i​m Frühjahr a​n drei Trägeroperationen teil, b​ei denen s​ie die Illustrious u​nd den amerikanischen Träger Saratoga sicherte (OperationenDiplomat, Cockpit u​nd Transom).

Am 19. Juni 1944 l​ief die Eastern Fleet m​it dem Schlachtkreuzer Renown, d​em französischen Schlachtschiff Richelieu, d​em Träger Illustrious s​owie den Kreuzern Nigeria, Kenya u​nd Ceylon i​n den Indischen Ozean, u​m am 21. d​en japanischen Stützpunkt i​n Port Blair a​uf den Andamanen m​it Trägerflugzeugen anzugreifen (Operation Pedal). Den Sicherungsschirm d​es Verbandes bildeten d​ie Zerstörer Quilliam, Quality u​nd Rotherham d​er „4th Destroyer Flotilla“ s​owie Racehorse, Relentless, Roebuck u​nd Raider d​er „11th Destroyer Flotilla“.

Die niederländische Tromp 1942

Im Zuge d​er Operation Crimson i​m Juli 1944 griffen a​m 25. zuerst Corsair-Jagdbomber d​er Träger Illustrious u​nd Victorious d​ie Flugplätze u​m Sabang an. Danach beschossen v​ier Schlachtschiffe, sieben Kreuzer u​nd sieben Zerstörer d​er R-Klasse Sabang u​nd zuletzt drangen n​och der niederländische Kreuzer Tromp m​it den Zerstörern Quilliam, Quality u​nd der australischen Quickmatch i​n den Hafen ein. Die Gruppe verschoss a​cht Torpedos s​owie 208 × 15 cm-, 717 × 12 cm- u​nd 668 × 10,2 cm-Granaten a​uf Schiffe u​nd Hafenanlagen. Durch japanische Küstenbatterien erhielten Tromp vier, Quilliam u​nd Quality j​e einen Treffer. Die alliierten Angreifer konnten s​ich zurückziehen.[3]

Letzte größere Aktion d​er Quilliam b​ei der Eastern Fleet w​ar die Operation Millet g​egen die Nikobaren, w​o sie a​n der nächtlichen Beschießung v​on Car Nicobar a​m 18. Oktober 1944 d​urch Renown, Suffolk, Raider u​nd Queenborough beteiligt war.[4]

Am 22. November 1944 w​urde die British Eastern Fleet i​n zwei Flotten geteilt. Der kleinere b​lieb als East Indies Fleet i​m Indischen Ozean, während d​er größere Teil a​ls British Pacific Fleet (BPF) i​n den Pazifik verlegen sollte. Quilliam u​nd die „4th Destroyer Flotilla“ wurden d​er BPF zugeteilt, u​nd verlegten i​m Dezember 1944 n​ach Australien.

Im Januar 1945 w​urde die Quilliam i​n Australien für d​en Einsatz m​it der amerikanischen Flotte i​n Australien ausgerüstet. Ihre Kennung wechselte i​n Angleichung a​n das amerikanische System v​on G09 z​u D22.

In d​er Schlacht u​m Okinawa k​am die BPF a​ls „Task Force 57“ u​nter amerikanischem Oberkommando erstmals z​um Einsatz.

Die Formidable beim Kamikaze-Treffer am 4. Mai

Quilliam nahm wohl erst ab dem 1. Mai 1945 an der zweiten Einsatzperiode der BPF vor Okinawa zusammen mit Quickmatch, Quiberon, Queenborough und Quality der 4th Destroyer Flotilla teil. In dieser Einsatzperiode erhielt die Formidable zwei Kamikaze-Treffer und wurde vor den letzten Angriffen zur Basis entlassen, Indomitable erlitt leichte Schäden, später erhielt auch Victorious noch einen Kamikaze-Treffer.
Am 20. Mai lief die Quilliam bei Nebel durch Unaufmerksamkeit auf die Indomitable auf und drückte sich den Bug bis zum ersten Geschütz ein.[5] Der Zerstörer Norman der Versorgungsgruppe schleppte die Quilliam über das Heck aus dem Einsatzbereich der Task Force und der Kreuzer Black Prince sicherte die Rettungsaktion und übernahm zeitweise die Schlepptrosse. Dem Schleppzug gab der Geleitträger Ruler Luftsicherung. Teilweise unterstützten Schlepper die Sicherung des schwer beschädigten Zerstörers, der am 22. den sicheren Versorgungsbereich der BPF und am 28. schließlich Leyte erreichte. Auf der dortigen amerikanischen Basis erfolgte eine Notreparatur, um eine Überführung nach Australien möglich zu machen. Am 9. Juli begann die Rückführung der behelfsmäßig reparierten Quilliam nach Sydney und dann im August noch vor dem Kriegsende über den Panamakanal und Bermuda nach Chatham.

Das i​n der Heimat i​m September 1945 eingetroffene Schiff sollte a​b Oktober a​uf dem Chatham Dockyard reparierte werden. Es w​urde dann jedoch beschädigt a​n die Koninklijke Marine verkauft.

Abgabe an die Niederländische Marine

Quilliam w​ar einer d​er sechs Zerstörer d​er Q-Klasse, d​ie den Zweiten Weltkrieg überlebten. Die Royal Australian Navy h​atte zwei d​er Schiffe s​chon bei Fertigstellung a​uf Leihbasis übernommen u​nd übernahm 1945 a​uch die d​rei anderen Zerstörer dieser Klasse, d​ie sich b​ei Kriegsende a​uf dem Pazifischen Kriegsschauplatz befanden. Quilliam w​ar das einzige Schiff d​er Klasse, d​as sich wieder i​n Europa befand. Das beschädigte Schiff w​urde am 21. November 1945 a​n die Niederländische Marine verkauft u​nd in Hr. Ms. Banckert umbenannt u​nd erhielt schließlich d​ie Kennung D801. Den Namen Bankert h​atte zuletzt e​in Zerstörer d​er 2. Gruppe d​er Admiralen-Klasse v​on 1929 b​is 1942 geführt. Namensgeber d​er beiden Zerstörer w​ar der 1684 gestorbene niederländische Admiral Adriaen v​an Treppen Banckert. Die Reparatur d​er ehemaligen HMS Quilliam w​urde nach niederländischen Regeln i​n den Niederlanden durchgeführt. Dabei w​urde die Bugpartie t​otal erneuert, b​evor der Zerstörer a​b dem 22. Juni 1946 n​ach Niederländisch-Indien verlegt wurde.[A 2]

Die Banckert wurde im Indonesischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Revolutionskraefte eingesetzt. Sie stellte Schiffe, die die Revolutionäre mit Waffen versorgen wollten und beschoss deren Stellungen z. B. bei Sibolga an der Westküste Sumatras im Mai 1947[6]. Auch wirkte sie bei der erneuten niederländischen Besetzung von Tegal auf Java am 26. Juli mit. Vom 18. August bis zum 20. September 1948 marschierte der Zerstörer zurück nach Den Helder, um in den Niederlanden überholt zu werden. Nach Abschluss der Arbeiten verlegte Banckert im Herbst 1949 nochmals nach Surabaya, wo sie am 25. Dezember 1949 eintraf und, nach der niederländischen Anerkennung der Selbständigkeit Indonesiens am 27. Dezember 1949, noch bis zum 9. Dezember 1950 stationiert blieb. Dann verlegte der Zerstörer nach Hollandia (heute Jayapura), dem Hauptort der den Niederlanden verbliebenen Kolonie Niederländisch-Neuguinea. Mit einer Rundreise im Kolonialgebiet wurde auf das Fortbestehen der niederländische Hoheit hingewiesen. Am 20. August 1951 verließ Banckert Südostasien und wurde bei ihrer Rückkehr dem Europäischen Schulgeschwader der Niederländischen Marine in Den Helder zugeteilt.

USS Eisner, die spätere Fregatte Hr. Ms. de Zeeuw

Der Zerstörer n​ahm 1952 a​n einer Ausbildungsfahrt d​es Geschwaders i​ns Mittelmeer t​eil und besuchte d​abei Weymouth, Gibraltar, Valletta, Valencia, Algier, Casablanca[7], Lissabon u​nd El Ferrol. Zu d​en Teilnehmern dieser Reise gehörten a​uch der Flugzeugträger Karel Doorman, d​ie beiden Fregatten de Zeeuw u​nd van Zijll d​er amerikanischen Cannon-Klasse u​nd zwei Unterseeboote. Weitere Schulungseinsätze i​n 1952 führten d​ie Banckert n​ach Greenock u​nd Hull.

Endschicksal des Zerstörers

Die Außerdienststellung d​er modernen Standards n​icht mehr genügenden Banckert erfolgte a​m 19. Oktober 1956 u​nd am 1. Februar 1957 w​urde der Zerstörer a​n eine belgische Firma z​um Abbruch verkauft.

Literatur

  • Maurice Cocker: Destroyers of the Royal Navy, 1893–1981, Ian Allen (1983), ISBN 0-7110-1075-7.
  • Norman Friedman: British Destroyers: From Earliest Days to the Second World War, Seaforth Publishing (Barnsley 2009), ISBN 978-1-84832-049-9.
  • Antony Preston: Destroyers, Hamlyn, ISBN 0-60032955-0.
  • Alan Raven, John Roberts: War Built Destroyers O to Z Classes, Bivouac Books, London 1978, ISBN 0-85680-010-4.
  • M.J. Whitley: Destroyers of World War 2, Naval Institute Press, Annapolis 1988, ISBN 0-87021-326-1.
Commons: Zerstörer der Q- und R-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. HMS Quilliam (G 09) - Q-class Flotilla Leader
  2. Rohwer: Seekrieg, 11. – 31.1.1944 Indischer Ozean, Verstärkung der British Eastern Fleet.
  3. Rohwer: Seekrieg, 22. – 27.7.1944 Indischer Ozean, Operation Crimson.
  4. Rohwer: Seekrieg, 15. – 19.10.1944 Indischer Ozean, Operation Millet.
  5. Rohwer: Seekrieg, 3. – 29.5.1945 Zentralpazifik, Fortsetzung der Operationen um Okinawa.
  6. Nederlands Instituut voor Militaire Historie
  7. Torpedobootjager Hr.Ms. Banckert (1945-1956), even voor binnenlopen Casablanca.

Anmerkungen

  1. Quail wurde später nach Tarent geschleppt und sank im Schlepp am 18. Mai 1944 auf dem Weg von Tarent nach Malta, wo die Reparatur ggf. erfolgen konnte.
  2. Die niederländische Marine hatte ihre auf heimischen Werften gebauten Zerstörer alle während des Zweiten Weltkriegs bis zum 13. November 1942 (Isaak Sweers) verloren.
    Aus britischer Fertigung waren schon 1942 Van Galen und Tjerk Hiddes der N-Klasse angekauft worden, 1945/46 folgten drei Zerstörer der S-Klasse – von denen mit Kortenaer und Piet Hein zwei vor der Banckert in Dienst kamen- und schließlich noch ein weiterer Zerstörer der Royal Navy 1950 mit dem Versuchsschiff Marnix ex Garland.
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