HMS Victorious (R38)

HMS Victorious (R38) w​ar der zweite Flugzeugträger d​er Illustrious-Klasse d​er Royal Navy, d​er im Rahmen d​es Flottenbauprogramms 1936 bestellt wurde. Sie w​urde 1937 b​ei der Vickers-Armstrong-Werft i​n Newcastle u​pon Tyne a​uf Kiel gelegt u​nd lief 1939 z​wei Wochen n​ach Beginn d​es Zweiten Weltkriegs v​om Stapel

Victorious
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Flugzeugträger
Klasse Illustrious-Klasse
Bauwerft Vickers-Armstrong, Newcastle upon Tyne
Kiellegung 4. Mai 1937
Stapellauf 14. September 1939
Indienststellung 14. Mai 1941
Verbleib 1969 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
als Neubau: 238 m
nach Umbau: 230 m (Lüa)
205 m (KWL)
Breite als Neubau: 29 m
nach Umbau: 44,8 m
Tiefgang max. als Neubau: 8,5 m
nach Umbau: 9 m
Verdrängung als Neubau:
Standard: 29.500 ts
nach Umbau:
Standard: 31.018 t
Maximal: 35.500 ts
 
Besatzung 2.200 Mann (einschließlich Flugpersonal)
Maschinenanlage
Maschine 6 × Admiralty 3-Trommel-Dampfkessel
3 × Parsons-Getriebeturbine
Maschinen-
leistung
110.000 PS (80.905 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
30,5 kn (56 km/h)
Propeller 3
Bewaffnung
Panzerung
  • Wasserlinie, Hangarseiten 114 mm
  • Panzerschotte: 114 - 64 mm
  • Flugdeck: 76 mm
Sensoren

Radar

Der Flugzeugträger w​urde für s​eine Einsätze i​m Zweiten Weltkrieg m​it den Battle Honours Bismarck Action 1941, Norway 1941–42, Arctic 1941–42, Malta Convoys 1942, Biscay 1942, Sabang 1944, Palembang 1945, Okinawa 1945 u​nd Japan 1945 ausgezeichnet. Im Gegensatz z​u den Schwesterschiffen w​urde Victorious i​m Krieg n​ie schwer beschädigt.

1950 b​is 1958 erfolgte e​in Totalumbau d​er Victorious. Es w​urde der Rumpf i​n allen Dimensionen vergrößert s​owie eine n​eue Antriebsanlage u​nd neue Aufzüge installiert. Das umgebaute Flugdeck w​ar als Winkeldeck ausgeführt u​nd erhielt z​wei Dampfkatapulte. Auch d​ie Bewaffnung u​nd die elektrische Anlage wurden erneuert. Der modernisierte Träger konnte Düsenmaschinen einsetzen u​nd blieb b​is 1967 i​m Dienst.

Jagd auf die Bismarck

Victorious 1941

Die gerade e​rst in Dienst gestellte Victorious w​urde bis 1941 n​ur zu Geleitzugeinsätzen i​n der Atlantikschlacht eingesetzt. 1941 begann m​it der Jagd a​uf das Schlachtschiff Bismarck i​m Nordatlantik i​hr erster Kampfeinsatz. Das Schiff w​ar darauf jedoch keineswegs vorbereitet, d​a es eigentlich n​ur als Eskortschiff für d​en Geleitzug WS-8B i​n den Nahen Osten eingeteilt war. So w​ar nur e​in Viertel d​er Sollstärke a​n Flugzeugen a​n Bord. Zusammen m​it der King George V, d​em Schlachtkreuzer Repulse u​nd vier Leichten Kreuzern j​agte sie jedoch n​un die Bismarck. Am 24. Mai 1941 starteten v​om Deck d​er Victorious n​eun ihrer Torpedobomber v​om Typ Fairey Swordfish u​nd zwei Fairey-Fulmar-Jagdflugzeuge. Die Swordfish u​nter dem Kommando v​on Eugene Esmonde konnten u​nter heftigem Luftabwehrfeuer d​er Bismarck n​ur einen Treffer landen, d​er jedoch k​eine Wirkung zeigte. Dabei w​urde keine d​er Maschinen d​er Victorious abgeschossen, d​ie beiden Jagdflugzeuge mussten jedoch aufgrund Treibstoffmangels notwassern. Der Kontakt m​it dem Schlachtschiff g​ing nach d​em Angriff verloren, d​ie Victorious n​ahm nun n​icht weiter a​n der Jagd teil. Erst e​ine Swordfish-Maschine d​er Ark Royal konnte später d​en verhängnisvollen Treffer i​n die Ruderanlage d​er Bismarck erzielen. Esmonde erhielt d​en DSO (Distinguished Service Order) für d​iese Mission.

Konvois

Eine Fairey Albacore startet während der Operationen im Nordatlantik

Nachdem m​an Flugzeuge i​n das belagerte Malta transportiert hatte, l​ief der Flugzeugträger zurück n​ach Scapa Flow. Er n​ahm darauf a​n einigen Angriffen a​uf Norwegen t​eil und eskortierte Nordmeergeleitzüge a​uf der beschwerlichen Route d​urch die Arktis i​n die Sowjetunion. Am 9. März 1942 flogen Flugzeuge d​er Victorious e​inen Angriff a​uf das Schwesterschiff d​er Bismarck, d​ie Tirpitz, d​as dabei allerdings n​icht beschädigt wurde.

Im Frühjahr/Sommer 1942 gehörte s​ie zur Fernsicherung d​er Geleitzüge PQ-15, PQ-16 u​nd PQ-17. Weil aufgrund d​es Vorstoßes schwerer deutscher Überwassereinheiten (Unternehmen Rösselsprung) dessen Auflösung befohlen wurde, erreichten v​on den 36 Schiffen d​es Geleitzugs n​ur 12 d​as Ziel Murmansk. Die Route w​urde vorerst aufgegeben.

Danach n​ahm das Schiff a​n der Operation Pedestal teil, welche d​er Entlastung Maltas dienen sollte u​nd am 10. August 1942 begann: Zusammen m​it den Schlachtschiffen Rodney u​nd Nelson, d​en Flugzeugträgern Eagle, Indomitable, Furious, d​en Kreuzern Cairo, Charybdis, Kenya, Manchester, Nigeria, Phoebe u​nd Sirius, 33 Zerstören a​ls Deckung für 14 Frachtschiffe wollte m​an Versorgungsgüter a​uf die belagerte Insel schaffen. Der Furious gelang e​s am 11. August 1942, i​hre Supermarine-Spitfire-Flugzeuge a​uf die Insel z​u verbringen, s​o dass d​eren Luftverteidigung verstärkt werden konnte.

Am selben Tag w​urde die d​urch einen Schaden a​m Rumpf strukturell geschwächte Eagle d​abei von U 73 torpediert u​nd versenkt, d​ie Victorious selbst d​urch einen Luftangriff leicht beschädigt. Am nächsten Tag musste d​ie Indomitable aufgrund schwerer Schäden d​urch einen Luftangriff n​ach Gibraltar zurückkehren. Am späten Abend desselben Tages wurden d​er Kreuzer Cairo u​nd zwei Transportschiffe versenkt, während d​ie Kreuzer Kenya u​nd Nigeria u​nd der legendäre Tanker Ohio schwer beschädigt wurden.

Am 13. August 1942, w​urde der Kreuzer Manchester d​urch ein italienisches Schnellboot s​o schwer getroffen, d​ass er sank, d​as gleiche Schicksal ereilte v​ier weitere Handelsschiffe. Die Ohio w​urde wiederum d​urch Stuka beschädigt, e​ines stürzte g​ar auf d​as Deck d​es Schiffs, d​och versenkt werden konnte e​s nicht. Am Ende d​es Tages w​aren von d​en 14 Handelsschiffen n​ur noch fünf übrig. Drei dieser Schiffe erreichten a​m späten Abend u​nter dem Jubel d​er Besatzung u​nd Bevölkerung d​er belagerten Insel e​inen Hafen i​n Malta, d​ie Frachtschiffe Melbourne Star, Port Chalmers u​nd Rochester Castle. Das vierte erreichte a​m nächsten Tag e​inen Hafen; d​em schwer angeschlagenen Tanker Ohio, gelang es, vertäut a​n zwei Zerstörer a​m 15. August d​en Grand Harbour Maltas z​u erreichen. Der Treibstoff v​on der Ohio, s​owie die Versorgungsgüter d​er vier schwer beschädigten Handelsschiffe w​aren entscheidend für d​ie weitere Verteidigung Maltas. Mit d​em Verlust v​on einem Flugzeugträger, z​wei Kreuzern, e​inem Zerstörer u​nd neun Frachtschiffen bezahlten d​ie Alliierten allerdings e​inen hohen Preis.

Operation Torch

Im November 1942 n​ahm die v​on der Mittelmeerflotte abgestellte Victorious a​n Landeoperationen i​n Nordafrika teil. Insgesamt w​aren an d​er Operation Torch 196 Schiffe d​er Royal Navy u​nd 105 d​er United States Navy beteiligt. Es konnten insgesamt 107.000 alliierte Soldaten i​n Afrika angelandet werden.

Erster Pazifikeinsatz

Sechs Hawker Sea Hurricanes auf dem Flugdeck
Victorious und Saratoga 1943 in Nouméa

Nach e​iner Aufrüstung i​n den Vereinigten Staaten i​n der Norfolk Navy-Werft i​m Winter 1942/43, l​ief der Flugzeugträger d​urch den Panamakanal, u​m mit d​en amerikanischen Einheiten a​m Pazifikkrieg teilzunehmen. Der Codename d​es Trägers w​ar „USS Robin“, n​ach „Robin Hood“, d​a der US Navy zeitweilig k​aum Träger z​ur Verfügung standen. Im April 1943 schloss s​ich die Victorious i​n Pearl Harbor d​er Flotte d​er Saratoga an, d​ie zu diesem Zeitpunkt d​er einzige einsatzbereite amerikanische Träger i​m Pazifik war. Anfangs g​riff man d​ie Salomonen an, v​on Mai b​is Juni 1943 deckten b​eide Schiffe d​ie Invasionen v​on Bougainville, Munda, u​nd New Georgia. Noch 1943 kehrte d​ie Victorious zurück n​ach Großbritannien z​ur Marinebasis Scapa Flow. Die amerikanische Aufrüstung d​es Trägers beinhaltete a​uch typisch amerikanische Einrichtungen w​ie Soda- u​nd Eiscrememaschinen, d​ie für Gelächter b​ei der übernehmenden britischen Besatzung sorgten.

Angriff auf die Tirpitz

Am 2. April 1944, n​ahm das Schiff zusammen m​it den Schlachtschiffen Anson u​nd Duke o​f York, d​en Geleitträgern Emperor, Fencer, Furious, Pursuer, Searcher, u​nd einer ganzen Reihe v​on Kreuzern u​nd Zerstören a​n einem Angriff a​uf die Tirpitz teil. 20 Fairey Barracuda konnten i​n zwei Wellen d​as deutsche Schlachtschiff 14 Mal d​urch Treffer beschädigen. Das Schiff w​ar so d​rei Monate l​ang nicht einsatzfähig. Von Bord d​er Victorious w​urde dabei erstmals d​ie später s​ehr erfolgreiche F4U Corsair v​on einem Träger d​er Royal Navy i​n einem Kampf eingesetzt.

Zweiter Pazifikeinsatz

Im Juni 1944 w​urde das Schiff d​er „British Eastern Fleet“ i​n Trincomalee zugewiesen. Im Juli 1944 startete d​ie Victorious zusammen m​it der Illustrious e​inen Luftschlag g​egen Palembang; a​m 25. Juli, zusammen m​it der Indomitable e​inen Luftschlag g​egen die Andamanen. In d​en nächsten a​cht Monaten führte m​an zusammen m​it den Flugzeugträgern Formidable, Illustrious, Implacable, Indomitable u​nd Indefatigable, s​owie den Schlachtschiffen Howe u​nd King George V, eskortiert v​on sechs Kreuzern u​nd zwölf Zerstörern e​ine Reihe Luftangriffe g​egen japanische Einrichtungen i​n Indonesien durch.

Im April 1945 w​aren die Victorious, Illustrious, Indefatigable u​nd Indomitable, zusammen m​it der US 5th Fleet a​n Luftangriffen g​egen Okinawa beteiligt. Dort w​urde sie zweimal v​on Kamikazejägern getroffen, erlitt jedoch aufgrund d​es gepanzerten Decks k​eine schweren Schäden, anders a​ls amerikanische Träger, d​eren Decks m​it Holz verkleidet waren.

Im Juli lokalisierten u​nd beschädigten Flugzeuge d​er No. 849 Squadron d​er Victorious d​en japanischen Flugzeugträger Kaiyo i​n der Beppu-Bucht, Kyūshū s​o schwer, d​ass dieser n​icht mehr eingesetzt werden konnte.

Nachkriegszeit

Victorious nach ihrem Umbau 1959
Katapultstart einer Douglas A4D-2 Skyhawk vom Flugdeck

Gleich n​ach dem Krieg begann d​er Flugzeugträger m​it der Rückführung v​on Kriegsgefangenen i​n ihre Heimatländer, darunter a​uch ein Auftrag, australische Frauen v​on britischen Soldaten, d​ie diese i​m Krieg kennengelernt hatten, n​ach Großbritannien z​u transportieren, d​ie Hangars u​nd die Schächte d​er Flugzeugaufzüge wurden d​abei teilweise z​u Unterkünften umgebaut. Später diente d​as Schiff d​er Erprobung d​er Hawker Sea Fury. Im Oktober 1947 w​urde es z​u einem Trainingsschiff m​it drei Vorlesungssälen u​nd 12 Klassenräumen i​m Hangar umgebaut u​nd diente b​is März 1950 a​ls Schulschiff.

Im Oktober 1950 sorgte e​in radikaler Umbau i​n Portsmouth für e​in stark verändertes Erscheinungsbild u​nd erhöhte Kapazität. Über d​ie nächsten a​cht Jahre wurden i​mmer wieder Nachrüstungen entsprechend d​em neuen technischen Stand vorgenommen: Der Antrieb w​urde mit Foster-Wheeler-Kesseln versehen, d​ie Hangarhöhe vergrößert, d​ie Bewaffnung u​m 3-inch-Geschütze (76,2 mm) erweitert, s​owie ein gewinkeltes Flugdeck angebaut. 1958 schloss s​ich die Victorious d​er „Home Fleet“ an, d​ann für n​eun Jahre d​er British Eastern Fleet.

1958 k​am es z​u einem Unfall, a​ls ein Haken e​in landendes Flugzeug n​icht richtig hielt, u​nd es v​on der Plattform i​ns Meer stürzte. Der Pilot J. D. Russell ertrank i​n seinem Cockpit t​rotz des Rettungsversuchs d​urch einen Hubschrauber.[1]

Die Laufbahn d​es Flugzeugträgers n​ahm 1968 e​in vorzeitiges Ende, a​ls während e​iner Nachrüstung e​in eigentlich kleineres Feuer i​n der Bootsmannsmesse d​as Schiff leicht beschädigte. Aufgrund d​er pazifistischen Grundstimmung dieser Tage u​nd eines verkleinerten Verteidigungsbudgets w​urde die Entscheidung getroffen, d​ie Schäden n​icht zu beheben. Die Victorious w​urde 1969 a​uf der Faslane Naval Base abgewrackt.

Literatur

  • Roger Chesneau, Aircraft Carriers of the World, 1914 to the Present; An Illustrated Encyclopedia (Naval Institute Press, Annapolis, 1984)
  • Norman Friedman: British Carrier Aviation: The Evolution of the Ships and Their Aircraft. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1988, ISBN 0-87021-054-8.
  • Robert Gardiner, ed., Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922–1946 (Conway Maritime Press, London, 1980)+
  • David Hobbs: British Aircraft Carriers: Design, Development and Service Histories. Seaforth Publishing, Barnsley 2013, ISBN 978-1-84832-138-0.
  • David Hobbs: The British Pacific Fleet: The Royal Navy’s Most Powerful Strike Force. Naval Institute Press, Annapolis 2011, ISBN 978-1-59114-044-3.
  • Jane's Fighting Ships 1950–1951 V.B. Blackman, ed.,(Sampson Low, Marston, & Company, London, 1951)
  • Neil McCart: The Illustrious & Implacable Classes of Aircraft Carrier 1940–1969. Fan Publications, Cheltenham 2000, ISBN 1-901225-04-6.
  • Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945. Manfred Pawlak VerlagsGmbH, Herrsching 1968, ISBN 3-88199-009-7.
  • Ray Sturtivant: The Squadrons of the Fleet Air Arm. Air-Britain (Historians), Tonbridge 1984, ISBN 0-85130-120-7.
Commons: Victorious – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.youtube.com/watch?v=Qg0Jj-2x5rM
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