Giovanni Trapattoni
Giovanni „Trap“ Trapattoni (* 17. März 1939 in Cusano Milanino bei Mailand) ist ein ehemaliger italienischer Fußballspieler und Fußballtrainer.
Giovanni Trapattoni | ||
Giovanni Trapattoni (2013) | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 17. März 1939 (82 Jahre) | |
Geburtsort | Cusano Milanino, Italien | |
Größe | 175 cm | |
Position | Abwehr, Mittelfeld | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
1953–1959 | AC Mailand | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1957–1971 | AC Mailand | 274 (3) |
1971–1972 | Varese FC | 10 (0) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
1960–1964 | Italien | 17 (1) |
Stationen als Trainer | ||
Jahre | Station | |
1972–1974 | AC Mailand (Jugendtrainer) | |
1974–1976 | AC Mailand | |
1976–1986 | Juventus Turin | |
1986–1991 | Inter Mailand | |
1991–1994 | Juventus Turin | |
1994–1995 | FC Bayern München | |
1995–1996 | Cagliari Calcio | |
1996–1998 | FC Bayern München | |
1998–2000 | AC Florenz | |
2000–2004 | Italien | |
2004–2005 | Benfica Lissabon | |
2005–2006 | VfB Stuttgart | |
2006–2008 | Red Bull Salzburg | |
2008–2013 | Irland | |
2010 | Vatikanstadt[1] | |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Trapattoni war von 1957 bis 1971 als Spieler für die AC Mailand aktiv und gewann dabei unter anderem zwei Meistertitel, zweimal den Europapokal der Landesmeister sowie einmal den Europapokal der Pokalsieger.
Seine Trainerkarriere begann er bei seinem Heimatverein der AC Mailand, bevor er mit Juventus Turin in einer zehn Jahre andauernden Amtszeit erfolgreich war und neben dem Weltpokal, alle drei Europapokale je einmal und den UEFA-Pokal sogar zweimal, welchen er später mit Inter Mailand noch einmal gewann.
Als Spieler und Trainer gelangen ihm acht große Europapokaltriumphe und neun Italienische Meistertitel. Hinzu kommen drei Landesmeisterschaften in Deutschland, Portugal und Österreich. Mit 21 Titeln gilt Trapattoni als einer der erfolgreichsten Trainer weltweit. Sein zuvorkommendes Auftreten brachte ihm den Beinamen Maestro ein. Außerdem trainierte er die italienische und die irische Nationalmannschaft.
Spielerlaufbahn
Als Fußballprofi bestritt Giovanni Trapattoni 367 Partien für die AC Mailand und den Varese FC. Meist spielte er als Außenläufer. Sein Stammverein war Milan, für den er von 1957 bis 1971 spielte. 1962 und 1968 wurde Trapattoni italienischer Meister, 1967 Pokalsieger Italiens. Jeweils im Anschluss an diese Erfolge gewann er 1963 und 1969 den Europapokal der Landesmeister sowie 1968 den Europapokal der Pokalsieger. Von 1971 bis 1972 spielte er für den Varese FC.
Insgesamt lief Trapattoni 17 Mal für die italienische Nationalmannschaft auf, dabei erzielte er einen Treffer als er beim 1:0-Sieg gegen Österreich am 9. Juni 1963 in Wien in der 57. Minute den österreichischen Torhüter Gernot Fraydl mit einer „abgerissenen“ Flanke überraschte. Er nahm an der WM 1962 und an den Olympischen Sommerspielen 1960 teil.
Trainerlaufbahn
Italienische Vereine
1972 begann Giovanni Trapattoni als Jugendtrainer bei der AC Mailand. Im Jahr 1974 wurde er Cheftrainer. Dabei verlor er sein erstes Europapokalfinale gegen die deutsche Mannschaft 1. FC Magdeburg mit 0:2. 1976 wechselte er zu Juventus Turin. Mit Juventus gewann er unter anderem 1985 den Europapokal der Landesmeister und den Europäischen Supercup, 1977 den UEFA-Pokal sowie 1984 den Europapokal der Pokalsieger, außerdem gleich sechsmal die Italienische Meisterschaft.
Im Jahr 1986 ging Trapattoni zu Inter Mailand. 1989 wurde er mit der Mannschaft, in der u. a. die beiden deutschen Spieler Lothar Matthäus und Andreas Brehme unter Vertrag standen, italienischer Meister und italienischer Supercup-Sieger, 1991 gewann er mit dem inzwischen dritten deutschen Spieler und Weltmeister Jürgen Klinsmann den UEFA-Pokal.
1991 wechselte Trapattoni erneut zu Juventus, wo er 1993 als bisher einziger Trainer das dritte Mal den UEFA-Pokal gewann.
Zweimal FC Bayern München und einmal Cagliari Calcio
1994 ging Giovanni Trapattoni erstmals ins Ausland und wurde Trainer des amtierenden deutschen Meisters FC Bayern München. In der Bundesliga enttäuschte man und wurde nur Sechster. In der Champions League scheiterte die Mannschaft im Halbfinale an Ajax Amsterdam, dem späteren Sieger des Turniers.
Nach nur einem Jahr wechselte er zu Cagliari Calcio, wo er in derselben Saison zum ersten Mal in seiner Karriere entlassen wurde. Nach dem 21. Spieltag befand man sich nur drei Zähler vor einem Abstiegsplatz und hatte zuletzt mit 1:4 gegen Juventus Turin verloren.
Zur Saison 1996/97 kehrte er zu Bayern München zurück. Dort gewann er je einmal die deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal 1998 sowie den DFB-Liga-Pokal.
AC Florenz und Italienische Nationalmannschaft
Im Jahr 1998 übernahm Trapattoni den Trainerposten bei der AC Florenz. Nach dem Rücktritt von Dino Zoff wurde er 2000 dessen Nachfolger als italienischer Nationaltrainer.[2]
Mit der Nationalmannschaft hatte Trapattoni kein Glück: Er schied bei der WM 2002 im Achtelfinale gegen Südkorea aus. Schiedsrichter Byron Moreno sorgte mit fatalen Fehlentscheidungen für das Ausscheiden der Italiener. Sofort nach dem Spiel wurde er von der FIFA gesperrt. Bei der EM 2004 schied man bereits in der Vorrunde aus. Italien konnte die nächste Runde nur erreichen, wenn es einerseits in seinem letzten Spiel selbst siegte, was auch geschah, und andererseits sich Dänemark und Schweden im letzten Spiel nicht unentschieden mit mindestens jeweils zwei Toren, also mit einem 2:2 trennten. In der 90. Minute unterlief dem dänischen Torwart ein krasser Torwartfehler und das Spiel endete 2:2. Die Äußerung des dänischen Trainers Morten Olsen („Natürlich machen wir einen Deal.“) sorgte in Italien für Aufregung. Daraufhin wurde Trapattonis Vertrag nicht verlängert.
Benfica Lissabon, VfB Stuttgart und RB Salzburg
2004 wechselte Trapattoni zu Benfica Lissabon nach Portugal, wo er die Nachfolge von José Antonio Camacho antrat. In der Saison 2004/05 gewann er mit Benfica die portugiesische Meisterschaft. Um in Zukunft näher bei seiner Familie in Italien zu sein, verließ Trapattoni den portugiesischen Meister nach einem Jahr.
Am 17. Juni 2005 unterschrieb er einen Zweijahresvertrag beim VfB Stuttgart. Dort trat er am 1. Juli 2005 die Nachfolge von Matthias Sammer an. Am 9. Februar 2006 wurde er auf dem 7. Rang stehend und mit zwei Punkten Rückstand auf einen UEFA-Pokal-Platz entlassen.
Im Mai 2006 unterschrieb Trapattoni einen Vertrag als Cheftrainer beim österreichischen Klub Red Bull Salzburg. An seiner Seite arbeitete Lothar Matthäus, der am 12. Juni 2007 aufgrund „unterschiedlicher Auffassungen“ vom Vorstand entlassen wurde. Am Ende der Spielzeit holte Trapattoni auch hier den Meistertitel, den ersten seit dem Einstieg von Red Bull beim davor Austria Salzburg bezeichneten Verein 2006. Damit stieg er zu einem von weltweit vier Trainern auf, die in vier verschiedenen Ländern Meister wurden.
Irische Nationalmannschaft
Ab 2008 trainierte Trapattoni die irische Nationalmannschaft.[3] Die Mannschaft scheiterte unglücklich in der WM-Qualifikation 2010 in den Playoffs durch ein irreguläres Tor an Frankreich – Thierry Henry hatte den Ball mehrmals mit der Hand gespielt.[4] In den Playoffs für die EM 2012 war die irische Mannschaft dagegen erfolgreich und qualifizierte sich erstmals seit 1988 wieder für die EM-Endrunde. Trapattoni verlängerte anschließend seinen ausgelaufenen Vertrag bis zur WM 2014.[5] Mit dem ersten Spiel der Iren bei der EM 2012 gegen Kroatien, das 1:3 verloren wurde, löste Trapattoni Otto Barić als ältesten Trainer bei einer EM-Endrunde ab. Nach drei Niederlagen in der Vorrunde schied Irland aus. Am 11. September 2013 einigten sich der irische Verband und Trapattoni auf eine Vertragsauflösung, nachdem die Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien nur noch theoretisch möglich gewesen war.[6]
Fußballauswahl der Vatikanstadt
Im Jahr 2010 betreute Giovanni Trapattoni als Fußballtrainer die Fußballauswahl der Vatikanstadt.[7]
Juventus Turin
Inter Mailand
FC Bayern München
Benfica Lissabon
FC Red Bull Salzburg
Irische Nationalmannschaft
Persönliche Auszeichnungen
- 2012 Aufnahme in die Hall of Fame des Italienischen Fußballs
Zitate
In Deutschland wird Giovanni Trapattoni vor allem mit einer am 10. März 1998, zwei Tage nach einer 0:1-Niederlage gegen den FC Schalke 04, gehaltenen Pressekonferenz verbunden. Als Trainer des FC Bayern München kritisierte er – grammatikalisch falsch, aber äußerst emotional – die Leistung einiger Spieler, insbesondere die Mehmet Scholls und Mario Baslers sowie das verletzungsbedingt häufige Ausfallen von Thomas Strunz. Die in der hitzigen, dreieinhalbminütigen Rede[8][9] entstandenen Satzkonstrukte („Was erlauben Strunz“, „… ware’ schwach wie eine Flasche leer“ und „Ich habe fertig.“) fanden Eingang in den deutschen Sprachgebrauch; insbesondere der Schlusssatz „Ich habe fertig“ wurde zum geflügelten Wort.[10]
So zitierte beispielsweise die SPD Trapattonis „Ich habe fertig“ auf einem Plakat anlässlich der Abwahl Helmut Kohls. Auch in Matze Knops Song Supa Richie ist eine Anspielung auf den Wutausbruch vorhanden („… und fühlst du dich wie Flasche leer, hier ist ’ne volle, bitte sehr.“). Der Wutausbruch brachte Trapattoni so große Sympathien ein, dass er damit Geld verdienen konnte – wie beispielsweise als Werbestar für ein Sprudler-System („nicht Flasche leer …“). Seit 2020 tritt Trapattoni als Werbefigur für das Getränkesortiment eines deutschen Lebensmittelhändlers auf, wobei "Flasche leer" als geflügelter Ausdruck in diesem Kontext für die Pfandrückgabe von Mehrwegflaschen adaptiert wurde.[11]
Während Trapattonis Zeit in Salzburg kam es erneut zu einem Gefühlsausbruch. Nachdem seine Trainingsmethoden von Journalisten als altmodisch und sein Spielsystem als zu defensiv bezeichnet worden war, machte er seinem Unmut Luft und kritisierte, dass die Journalisten nicht kompetent genug seien, dies zu beurteilen: „Wörter sind sehr einfach. Wer kann machen, machen. Wer kann nicht machen, sprechen. Wer kann nicht sprechen, der schreiben“.
Schriften
- Konzeption und Entwicklung der Taktik im Fussball und die taktische Bildung des Spielers von den ersten Anfängen bis zur höchsten Vollendung. bfp-Versand/Lindemann, Leer 1999, ISBN 3-937049-11-8.
- deutsche Ausgabe des italienischen Originals La formazione e l’evoluzione tattica nel calcio dall'avviamento all'alta prestazione.
Literatur
- Elisabeth Schlammerl, Egon Theiner: Trapattoni. Eine Hommage. Egoth, Wien 2006, ISBN 3-902480-31-9.
- Bruno Longhi, Giovanni Trapattoni: Non dire gatto. La mia vita sempre in campo, tra calci e fischi. Rizzoli, Mailand 2015, ISBN 978-8817081092.
Weblinks
- Offizielle Website (italienisch, englisch)
- Giovanni Trapattoni in der Datenbank von weltfussball.de
- Giovanni Trapattoni in der Hall of Fame des italienischen Fußballverbandes
- Profil in der Hall of Fame der AC Milan
- Trapattóni, Giovanni. In: Enciclopedie on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom.
- Literatur von und über Giovanni Trapattoni im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wutrede von Trapattoni im Wortlaut. In: sueddeutsche.de. 17. März 2019.
- Ralf Köttker: „Ich habe fertig“ machte Trapattoni unsterblich. In: Die Welt. 9. März 2008.
- Zum 80. Geburtstag Trapattonis beste Sprüche auf FIFA.com
Einzelnachweise
- Artikel auf www.fussball24.de, abgerufen am 28. April 2011
- Italian National Team Coaches
- „Trapattoni bestätigt Wechsel nach Irland“, diepresse.com (vom 13. Februar 2008)
- Spielbericht Frankreich gegen Irland kicker.de
- dfb.de: Irlands Nationaltrainer Trapattoni verlängert bis zur WM
- http://www.irishtimes.com/sport/soccer/international/o-neill-and-keane-among-contenders-for-ireland-job-1.1523414
- Artikel auf www.fussball24.de, abgerufen am 23. Juni 2011
- Trapattonis flammende Rede (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Giovanni Trapattoni. Pressekonferenz am 10. März 1998. Zitiert nach: Zornrede: Was erlauben Strunz? In: stern.de. 29. Januar 2004, abgerufen am 16. Januar 2015.; Trapattoni – Was erlaube Strunz? Ich habe Fertig auf YouTube, vom 26. Oktober 2009.
- Eine Analyse der sprachlichen Besonderheit von „Ich habe fertig“ (grammatischer Fehler oder rhetorische Figur?) gibt David Martyn: „“ [!]. In: Jürgen Fohrmann (Hrsg.): Rhetorik. Figuration und Performanz. DFG-Symposion 2002. Metzler, Stuttgart/Weimar 2004 (= Germanistische Symposien-Berichtsbände, 25), ISBN 3-476-02009-6, S. 397–419.
- Die Fußball-Legende Giovanni Trapattoni wirbt für Netto. In: Onlineprospekt. Abgerufen am 14. September 2020 (deutsch).