Geschichte der Schwarzen Löcher
Dieser Artikel der Schwarzen Löcher befasst sich mit dem historischen Teil der Entdeckung und des Verständnisses der Schwarzen Löcher.
18. Jahrhundert: Newtonsche Vorstellungen vom Schwarzen Loch
Die Geschichte der Schwarzen Löcher steht in direktem Zusammenhang mit der Frage, ob Licht Masse hat oder, mit anderen Worten, ob Licht wie ein Materieteilchen durch die Schwerkraft beeinflusst werden kann. Im 17. Jahrhundert war die Natur des Lichts umstritten. Laut Newton ist es teilchenartig, während es bei Huygens wellenförmig und ohne Masse ist. Da sowohl die endliche Lichtgeschwindigkeit als auch das Konzept der Fluchtgeschwindigkeit (Geschwindigkeitsgrenze, ab der sich ein Objekt von der Schwerkraft eines Körpers löst) bekannt sind, leitet die Vorstellung von teilchenartigem Licht (möglicherweise mit einer Masse ausgestattet) zu einem Körper, der so massiv ist, dass die Fluchtgeschwindigkeit höher als die Lichtgeschwindigkeit ist. In diesem Zusammenhang können Schwarze Löcher als typisches Beispiel für ein Paradoxon angesehen werden, bei dem eine Theorie an ihre Grenzen stößt.
1783 erklärte der Reverend John Michell, ein englischer Geologe und Amateurastronom, in einem der Royal Society übersandten Artikel das Konzept eines Körpers, der so massiv ist, dass selbst Licht nicht entweichen kann. Dann schreibt er in seinem Artikel[1]:
- Wenn der Halbdurchmesser einer Kugel gleicher Dichte der Sonne den der Sonne im Verhältnis von 500 zu 1 überschreiten würde, hätte ein Körper, der von einer unendlichen Höhe zu ihr hinabfällt, an seiner Oberfläche eine größere Geschwindigkeit erreicht als das Licht, und folglich, angenommen Licht würde durch die gleiche Kraft im Verhältnis zu seiner Trägheit von anderen Körpern angezogen, würde alles Licht, das von einem solchen Körper ausgestrahlt wird, durch seine eigene Schwerkraft dazu gebracht, zu ihm zurückzukehren.
Er erklärte, dass diese Körper, obwohl sie unsichtbar sind, nachweisbare Gravitationseffekte hervorrufen müssen:
- Wenn sich aus den Bewegungen dieser rotierenden Körper ein anderer leuchtender Körper um sie dreht, könnten wir vielleicht noch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf die Existenz des Zentralkörpers schließen; dies könnte uns auch einen Hinweis auf einige der Unregelmäßigkeiten der rotierenden Körper geben, die mit keiner anderen Hypothese leicht zu erklären wären.
Michells sehr abstrakte These erhielt damals keinen Widerhall.
Erst 1796 entdeckte der Mathematiker, Philosoph und Astronom Marquis Pierre-Simon de Laplace, der sich für Himmelsmechanik und Gravitation begeisterte, diese Idee wieder. In seinem Buch Exposition du System du Monde schrieb er:[2]
- Ein leuchtender Stern von der gleichen Dichte wie die Erde, dessen Durchmesser 250-mal größer wäre als der der Sonne, würde aufgrund seiner Anziehungskraft keinen seiner Strahlen auf uns ausstrahlen. Es ist daher möglich, dass die größten Leuchtkörper im Universum durch diese Ursache unsichtbar sind.
Er präsentierte seine Dissertation dem Publikum der Akademie der Wissenschaften, aber die Physiker blieben skeptisch, was die Existenz eines solchen Objekts anbelangt. So wurde das Konzept des Schwarzen Lochs geboren, aber Laplace's mathematische Demonstration erschien den Astronomen zu phantasievoll. Darüber hinaus haben die Experimente von Young und Fresnel die Physiker veranlasst, die Teilchennatur des Lichts in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abzulehnen. Laplace hört auf, diesen Begriff des Schwarzen Lochs aus der dritten Ausgabe seines Buches Exposition du system du Monde aufzunehmen.
Um den Begriff des Schwarzen Loches wurde es mehr als ein Jahrhundert lang dunkel. Er tauchte erst im 20. Jahrhundert wieder auf, als Albert Einstein seine allgemeine Relativitätstheorie veröffentlichte.
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: Entstehung der Idee des Schwarzen Lochs in der Allgemeinen Relativitätstheorie
1915 veröffentlichte Albert Einstein eine neue Gravitationstheorie, die allgemeine Relativitätstheorie. In dieser Theorie wird die Gravitation mit Eigenschaften des Raumes identifiziert, dessen Struktur durch die Anwesenheit von Materie verändert wird. Der Raum ist keine absolute Einheit mehr, sondern eine flexible Struktur, die durch Materie deformiert wird. Der Lauf der Zeit wird auch durch die Anwesenheit von Materie beeinflusst.
Die Komplexität der Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie war so hoch, dass Einstein selbst skeptisch war, genaue Lösungen zu finden. Wenige Monate nach Veröffentlichung seiner Theorie fand der deutsche Physiker Karl Schwarzschild jedoch eine Lösung für diese Gleichung, die das äußere Gravitationsfeld einer kugelsymmetrischen Massenverteilung beschreibt.[3] Diese Lösung kann jedoch auch in Abwesenheit von Materie (zumindest formal) erweitert werden. Es ergibt sich ein Gravitationsfeld, das sich ähnlich wie das der Newtonschen Gravitation verhält, aber im Zentrum der Materieverteilung, befand sich eine sogenannte Gravitations-Singularität, in der das Gravitationsfeld unendlich wird. Diese Konfiguration, von der jetzt bekannt ist, dass sie ein Schwarzes Loch beschreibt, wurde von Einstein als nicht physikalisch angesehen. Es umfasste auch ein Gebiet um die Gravitations-Singularität, in dem bestimmte das Gravitationsfeld beschreibende Größen nicht mehr definiert waren (die Raumzeitkoordinaten wurden unter dem Schwarzschild-Radius physikalisch inkohärent). 1921 haben die Physiker Paul Painlevé und Allvar Gullstrand unabhängig voneinander eine neue Interpretation dieser Region angegeben, der sogenannten Painlevé-Gullstrand-Metrik: "es ist ein Ereignishorizont, von dem aus es nicht möglich ist, das Innere zu verlassen, sobald wir es betreten haben."
In den späten 1920er Jahren zeigte der indische Physiker Subrahmanyan Chandrasekhar, dass jenseits einer bestimmten Masse (seither Chandrasekhargrenze genannt) ein astrophysikalisches Objekt, in dem jegliche Kernreaktionen erloschen ist (ein weißer Zwerg), unter seiner eigenen Schwerkraft kollabiert, weil keine Kraft der Wirkung der eigenen Schwerkraft mehr entgegenwirken kann. Das Ergebnis dieses Zusammenbruchs wird von Chandrasekhar nicht genau beschrieben, entspricht aber einem Schwarzen Loch. Arthur Eddington, der überzeugt ist, dass etwas diesen Zusammenbruch unweigerlich aufhält, widerspricht Chandrasekhars Argumenten während einer Kontroverse, die berühmt geblieben ist (siehe Maximale Masse der weißen Zwerge und die Kontroverse mit Eddington). Tatsächlich wissen wir jetzt, dass der Zusammenbruch eines Weißen Zwergs eine Supernova vom Typ Ia hervorbringt, aber Chandrasekhars Argumentation gilt für einen Neutronenstern, dessen Existenz zum damaligen Zeitpunkt nicht bewiesen war.
Nachdem Fritz Zwicky die Existenz von Neutronensternen vorhergesagt hatte, errechnen Robert Oppenheimer und Hartland Snyder 1939, dass es eine maximale Masse von Neutronensternen gibt, ab der sie unter dem Einfluss ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren[4]. Im selben Jahr veröffentlichte Albert Einstein einen Artikel[5], in dem er zeigte, dass die "Schwarzschild-Singularität" für ihn keine physikalische Bedeutung hatte. Er schreibt: "Das wesentliche Ergebnis dieses Artikels ist ein klares Verständnis dafür, warum "Schwarzschild-Singularitäten" in der physischen Realität nicht existieren." Diese Überlegungen wurden später Ende der 1960er Jahre durch ein Werk widerlegt, mit dem die Namen von Stephen Hawking und Roger Penrose in enger Verbindung stehen, dem Singularitäten-Theorem.
Die physikalische Bedeutung des Schwarzschild-Radius und der inneren Zone konnte mit der Entdeckung anderer exakter Lösungen (Lemaître-Metrik 1938, Kruskal-Szekeres-Metrik 1960) von Einsteins Gleichungen erhärtet werden; aber es war David Finkelstein, der 1958 die Physikalität dieses Gebiets mit der Eddington-Finkelstein-Metrik erklärte.[6]
Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts: Die Theorie des Schwarzen Lochs nimmt Gestalt an
Das Interesse an Schwarzen Löchern nahm Ende der 1950er Jahre während des sogenannten goldenen Zeitalters der allgemeinen Relativitätstheorie wieder zu.
Der neuseeländische Mathematiker Roy Kerr fand 1963 eine Lösung, die ein rotierendes Schwarzes Loch (bekannt als Kerr-Metrik) beschreibt, dessen Effekt darin besteht, den umgebenden Raum mitrotieren zu lassen.[7]
Die Entdeckung von Pulsaren (beobachtbare Form von Neutronensternen) im Jahr 1967 und der erste Kandidat für ein Schwarzes Loch (Cygnus X-1) im Jahr 1971 brachten schwarze Löcher in die Astronomie. Der Begriff "Schwarzes Loch" wurde 1967 von John Wheeler vorgeschlagen. Der Begriff "Schwarzer Stern" (verwendet in einer der ersten Folgen der Star-Trek-Serie) wurde zu dieser Zeit ebenfalls verwendet. In einigen Ländern setzt sich der Begriff nur langsam durch. In Frankreich stößt der Begriff "Schwarzes Loch" aufgrund seiner sexuellen Konnotation nicht auf große Begeisterung. Der englische Begriff geht letztlich in die Geschichte ein und wird wörtlich in alle Sprachen übersetzt.
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts haben sich Beobachtungen astrophysikalischer Systeme angesammelt, bei denen angenommen wird, dass sie ein Schwarzes Loch enthalten. In unserer Galaxie wurden mehrere Mikroquasare entdeckt: SS 433, GRS 1915 + 105, GRO J1655-40, 1A 0620-00 usw. Bisher sind 20 binäre Systeme bekannt, die ein stellares Schwarzes Loch enthalten. Ihre Existenz wird hauptsächlich dank der Möglichkeit abgeleitet, in einem Doppelstern die Massen der beiden Komponenten zu bestimmen. Überschreitet eine dieser Massen die Tolman-Oppenheimer-Volkoff-Grenze, die die maximale Masse eines Neutronensterns festlegt, während das Objekt unsichtbar ist, wird dieses als Schwarzes Loch betrachtet.
Anfang des 21. Jahrhunderts: Nachweis von Schwarzen Löchern
Mit den LIGO- und Virgo-Detektoren wurden erstmals 2015 Gravitationswellen beobachtet: GW150914. Die beobachteten Signale stimmen mit Berechnungen überein, die von Computern aus Einsteins Feldgleichungen für Fälle von binären Schwarzen Löchern durchgeführt wurden[8].
Wichtige Daten
17. Jahrhundert
- 1676: Ole Rømer zeigt erstmals, dass sich Licht mit endlicher Geschwindigkeit ausbreitet.
18. Jahrhundert
- 1728: Veröffentlichung der Abhandlung über das System der Welt in London, englische Ausgabe der Principia von Isaac Newton, in der zum ersten Mal das als Newton-Kanone bekannte Gedankenexperiment erscheint, in dem die Geschwindigkeitsgrenzen hervorgehoben werden, die heute als minimale Umlaufgeschwindigkeit und Fluchtgeschwindigkeit bekannt sind [6].
- 1783: Im Rahmen der Korpuskulartheorie gibt John Michell den ersten Hinweis eines Newtonschen Schwarzen Lochs an (unter Verwendung der Newtonschen Gravitationsgesetze). Michells Intervention von 1784 vor dem Publikum der Royal Society of Cambridge, abstrakt und sehr theoretisch, blieb jedoch unbeantwortet[9].
- 1794–1796: Pierre-Simon de Laplace schlägt unabhängig von Michell den Begriff des dunklen Sterns vor, der in den ersten beiden Ausgaben seiner Exposition du System du Monde[10] vorkommt.
19. Jahrhundert
- 1810: In einer Mitteilung an die Akademie der Wissenschaften von 1810, die erst 1853 veröffentlicht wurde, erwähnt François Arago die Unmöglichkeit des Lichts, einem großen Stern zu entkommen.[11]
- 1854: Posthume Veröffentlichung des ersten Bandes der Populären Astronomie von François Arago, in dem der Ausdruck Schwarzes Loch zur Beschreibung des Ringnebels in der Leier verwendet wird.[12][13]
- 1868: In Die Kinder des Kapitän Grant beschreibt Jules Verne mit dem Ausdruck Schwarzes Loch eine Region des südlichen Himmels, die besonders sternenlos ist.[14] In der englischen Ausgabe von 1876 wird trou noir als black hole übersetzt.[15]
1910er Jahre
- 1915: Albert Einstein veröffentlicht erstmals die Feldgleichung, die Grundgleichung der Allgemeinen Relativitätstheorie.[16]
- 1916: Karl Schwarzschild findet die erste exakte Lösung für Einsteins Gleichung. Seine Lösung, die als Schwarzschild-Metrik bekannt ist, weist zwei Singularitäten auf: eine in und die andere in . Es ermöglicht die Beschreibung eines Schwarzschild-Schwarzen Lochs, mit willkürlicher Masse, elektrischer Ladung und kinetischem Moment Null.[17]
- 1916–1918: Hans Reissner und Gunnar Nordström finden die exakte Lösung für Einsteins Gleichung, die ein Schwarzes Loch mit elektrischer Ladung beschreibt, das später als Reissner-Nordström-Schwarzes Loch bezeichnet wird.[18][19]
- 1917: Johannes Droste erhält die gleiche Lösung wie Karl Schwarzschild.[20][21]
1920er Jahre
- 1923: George Birkhoff beweist, dass die Schwarzschild-Metrik eine exakte Lösung der Feldgleichung ist.[22]
- 1924: Arthur Eddington schlägt ein Koordinatensystem vor, das heute als Eddington-Finkelstein-Koordinaten bekannt ist und das die Singularität in von Schwarzschilds Metrik als eine Koordinatensingularität darstellt.[23]
1930er Jahre
- 1930: Subrahmanyan Chandrasekhar berechnet die maximale Masse eines Weißen Zwergs: die Chandrasekhar-Grenze. Es ist das 1,44-fache der Sonnenmasse oder 3 × 1030 kg. Oberhalb dieser Eigenmasse kann das Objekt sein Eigengewicht nicht mehr tragen.[24][25]
- 1932: Georges Lemaître schlägt ein Koordinatensystem vor, das heute als Lemaître-Koordinaten bekannt ist und bestätigt, dass die Singularität bei in Schwarzschilds Metrik eine Koordinatensingularität ist.[26]
- 1939
- Die amerikanischen Physiker Robert Oppenheimer und Hartland Snyder finden eine Lösung für Einsteins Feldgleichung, die den Gravitationskollaps eines massereichen Sterns beschreibt und die Existenz von Gravitationssingularitäten demonstriert: „Wenn alle Quellen thermonuklearer Energie erschöpft sind, bricht ein ausreichend massereicher Stern zusammen“.[27]
- Nach Richard Tolman[28] legen Robert Oppenheimer und George Volkoff die Oppenheimer-Volkoff-Grenze fest (ungefähr gleich drei Sonnenmassen), bei der aus einem kollabierten Neutronenstern ein Schwarzes Loch wird.[29]
- Albert Einstein veröffentlicht einen Artikel, in dem er behauptet, dass die "Schwarzschild-Singularität" keine physikalische Bedeutung habe.[30]
1950er Jahre
- 1950: John Synge veröffentlicht die maximale Erweiterung der Schwarzschild-Metrik.[31]
- 1958: David Finkelstein identifiziert die Schwarzschildoberfläche mit einem absoluten Horizont: dem Ereignishorizont.[32]
1960er Jahre
- 1960: Martin Kruskal entdeckt die Ergebnisse von John Synge wieder.[33]
- 1963: Roy Kerr entdeckt eine Lösung von Einsteins Gleichungen, um die Rotationslöcher zu beschreiben: die rotierenden schwarzen Löcher von Kerr.[34]
- 1964: Die amerikanische Journalistin Ann E. Ewing verwendet den Ausdruck Schwarzes Loch in einem Bericht einer Sitzung der American Association for Advancement of Science, die im Science News Letter vom 18. Januar 1964 veröffentlicht wurde.[35]
- 1965: Ezra Ted Newman entdeckt eine Lösung zur Beschreibung von Schwarzen Löchern in Rotation und mit elektrischer Ladung ungleich Null.[36]
- 1965–1970: Roger Penrose und Stephen Hawking zeigen anhand der allgemeinen Relativitätstheorie, dass es in einem Schwarzen Loch eine Singularität unendlicher Dichte sowie eine unendliche Krümmung der Raum-Zeit geben muss. Andere Forscher haben die Vorstellung, dass ein solches Phänomen unmöglich ist, was bedeutet, dass unbekannte Effekte vor der Entstehung eines Schwarzen Lochs auftreten, folglich seine Existenz hypothetisch ist.
- 1966: Jakow Seldowitsch und Igor Nowikow haben die Idee, nach Schwarzen Löchern in Doppelsternsystemen zu suchen.
- 1967
- John Wheeler prägte den Begriff "Schwarzes Loch".
- Werner Israel präsentiert das Keine-Haare-Theorem.
- 1969
- Roger Penrose schlägt die Hypothese der kosmischen Zensur und des Penrose-Prozesses vor.[37]
- Stephen Hawking zeigt, dass die Oberfläche eines Schwarzen Lochs nur zunehmen kann.
1970er Jahre
- 1970:
- James Bardeen weist darauf hin, dass die Akkretion in einem Doppelstern wahrscheinlich darauf hindeutet, dass sich typische Schwarze Löcher sehr schnell drehen.
- Stephen Hawking und Roger Penrose stellen das Singularitäten-Theorem in Bezug auf Schwarze Löcher auf.
- Das erste Röntgenteleskop mit dem Namen Uhuru wird in die Umlaufbahn gebracht.
- Martin Kruskal und George Szekeres entdecken unabhängig voneinander das Kruskal-Szekeres-Koordinatensystem, um die Schwarzschild-Metrik zu beschreiben.
- 1971:
- Die Existenz von Schwarzen Löchern im Universum konkretisiert sich durch Beobachtungen von Cygnus X-1.
- Stephen Hawking zeigt, dass sich primordiale Schwarze Mikrolöcher möglicherweise während des Urknalls gebildet haben.[38]
- Donald Lynden-Bell und Martin Rees sagen die Existenz eines supermassiven Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße voraus.[39][40]
- 1972:
- Jacob Bekenstein vermutet, dass die Oberfläche des Horizonts ein Maß für seine Entropie ist. Hawking lehnt diese Theorie entschieden ab.
- Brandon Carter, Stephen Hawking und James M. Bardeen schlagen die vier Gesetze der Thermodynamik von Schwarzen Löchern vor.
- Jakow Seldowitsch prognostiziert "Superradiance", einen Effekt analog zu den Penrose-Prozessen, jedoch in Bezug auf Wellen und nicht auf Teilchen.
- Richard H. Price führt die ersten digitalen Simulationen eines Gravitationskollapses durch.
- Kip Thorne schlägt das Ringkriterium vor.
- 1973: William Press und Saul Teukolsky beweisen, dass die Schwingungen eines rotierenden Schwarzen Lochs stabil sind und zeitlich abnehmen.
- 1974:
- Hawking zeigt, dass alle Schwarzen Löcher strahlen: es ist die Verdampfung von Schwarzen Löchern oder Hawking-Strahlung. Kurz darauf stimmte er der 1972 von Jacob Bekenstein vertretenen Theorie zu, wonach Schwarze Löcher eine Entropie tragen.
- Russell Alan Hulse und Joseph Hooton Taylor entdecken den ersten Doppelpulsar, dessen Existenz dafür sorgt, dass zwei Neutronensterne oder zwei Schwarze Löcher schließlich zu einem größeren Schwarzen Loch zusammenstoßen können.
- 1975: Chandrasekhar und Stephen Detweiler entwickeln eine mathematische Beschreibung der Störungen von Schwarzen Löchern, die als quasi-normale Moden bezeichnet werden.[41]
1990er Jahre
- 1993: Leonard Susskind schlägt die Vermutung der Komplementarität von Schwarzen Löchern vor.
- 1994
- Entdeckung von superluminalen Jets im Radiobereich unserer Galaxie in der Nähe des Objekts GRS 1915 + 105. Diese Jets sind die Mikroversion der in Quasaren beobachteten Jets und sind die Folge von Materie, die auf ein Schwarzes Loch fällt.
- Entdeckung eines weiteren Systems mit potentiell superluminalen Jets: GRO J1655-40.
2000er Jahre
- 2002: Das im Oktober in die Umlaufbahn gebrachte Weltraumteleskop INTEGRAL überwacht den Gammastrahlenbereich auf der Suche nach großen Schwarzen Löchern.
- 2004: Stephen Hawking gibt zu, dass er glaubt, in Bezug auf das Informationsparadoxon der Schwarzen Löcher falsch gelegen zu haben: Nach einer unermesslich langen Zeit geben die Schwarzen Löcher endlich die Informationen frei, die sie gefangen gehalten haben.[42]
- 2009: Nachweis von HLX-1 in der Galaxie ESO 243-49, das als mittleres Schwarzes Loch angesehen wird.[43]
2010er Jahre
- 2012:
- erster visueller Beweis für die Existenz von Schwarzen Löchern. Das Team von Suvi Gezari von der Johns Hopkins University veröffentlicht mit dem Pan-STARRS 1 Hawaii-Teleskop die Bilder eines supermassiven Schwarzen Lochs, das in 2,7 Millionen Lichtjahre Entfernung einen roten Riesen akkretiert.
- Joseph Polchinski vermutet eine Feuerwand um den Ereignishorizont von Schwarzen Löchern.[44]
- 2014: Stephen Hawking schlägt vor, das Schwarze Loch neu zu definieren, indem der absolute Horizont, der der Ereignishorizont ist, durch einen scheinbaren Horizont ersetzt wird.[45][46][47]
- 2015: Erster Nachweis von Schwarzen Löchern durch ihre Gravitationswellen (GW150914).
- 2019: Erstmals wird ein Schwarzes Loch im Zentrum der Riesengalaxie M87 fotografiert.[48][49]
Einzelnachweise
- John Michell: VII. On the means of discovering the distance, magnitude, &c. of the fixed stars, in consequence of the diminution of the velocity of their light, in case such a diminution should be found to take place in any of them, and such other data should be procured from observations, as would be farther necessary for that purpose. By the Rev. John Michell, B.D. F.R.S. In a letter to Henry Cavendish, Esq. F.R.S. and A.S. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Band 74, 1. Januar 1784, S. 35–57, doi:10.1098/rstl.1784.0008.
- Pierre-Simon Laplace: Exposition du système du monde. Cercle-Social, Paris 1796. (Digitalisat auf Gallica)
- Landau, L. D., and E. M. Lifschitz. "Klassische Feldtheorie (Lehrbuch der theoretischen Physik), Bd. II." (1989) §100
- J. R. Oppenheimer, H. Snyder: On Continued Gravitational Contraction. In: General Theory of Relativity. Elsevier, 1973, ISBN 978-0-08-017639-0, S. 308–317, doi:10.1016/b978-0-08-017639-0.50016-9.
- Albert Einstein: On a Stationary System With Spherical Symmetry Consisting of Many Gravitating Masses. In: The Annals of Mathematics. Band 40, Nr. 4, Oktober 1939, ISSN 0003-486X, S. 922, doi:10.2307/1968902 (semanticscholar.org [PDF; abgerufen am 30. Dezember 2019]).
- Lev Davidovič Landau, Evgenij M. Lifšic: Lehrbuch der theoretischen Physik / von L. D. Landau; E. M. Lifschitz. In dt. Sprache hrsg. von Gerhard Heber ; Bd. 2: Klassische Feldtheorie. 12., überarb. Auflage. Akad.-Verl., Berlin 1992, ISBN 978-3-05-501550-2, XII. § 102 " Der Gravitationskollaps kugelsymmetrischer Körper" (tib.eu [abgerufen am 5. Januar 2020]).
- Roy P. Kerr: Gravitational Field of a Spinning Mass as an Example of Algebraically Special Metrics. In: Physical Review Letters. Band 11, Nr. 5, 1. September 1963, ISSN 0031-9007, S. 237–238, doi:10.1103/physrevlett.11.237.
- Vitor Cardoso, Paolo Pani: Testing the nature of dark compact objects: a status report. In: Living Reviews in Relativity. Band 22, Nr. 1, 8. Juli 2019, ISSN 2367-3613, doi:10.1007/s41114-019-0020-4.
- MICHELL, John, F.R.S.: On the means of discovering the distance, magnitude, &c. of the fixed stars ... Read at the Royal Society, Nov. 27, 1783. Printed by J. Nichols, 1784, OCLC 951218080.
- Pierre Simon Laplace: EXPOSITION DU SYSTÊME DU MONDE. In: Exposition du systeme du monde. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge, ISBN 978-0-511-69333-5, S. 1.
- Arago, François. "Mémoire sur la vitesse de la lumière, lu à la première classe de l'Institut, le 10 décembre 1810." Académie des sciences (Paris). Comptes rendus 36 (1853): 38–49.
- François Arago (Jean-Augustin Barral (Hrsg.)), Populäre Astronomie: Posthume Arbeit, vol. 1, Paris und Leipzig, Gide und T. O. Weigel, 1854 (Bekanntmachung BnF no FRBNF30024347), p. 509: „William Herschel klassifizierte unter den Kuriositäten des Firmaments einen Nebel, der im alten Katalog des Wissens der Zeit unter Nr. 57 eingetragen ist. Um fair zu sein, beeilen wir uns hinzuzufügen, dass Messier und Méchain mit ihrer schwachen Brille weder einen Stern im Nebel gesehen noch dessen wahre Form erkannt hatten. Dieser Nebel (Abb. 118) ist unten ein etwas elliptischer Sternring. Es liegt zwischen β und γ der Lyra; es wurde 1779 in Toulouse von Darquier entdeckt. Wir sehen in der Mitte einen schwarzen Turm oder zumindest schwach beleuchtet. Die beiden Achsen stehen im Verhältnis 83 zu 100. Das Dunkle Loch nimmt ungefähr den halben Durchmesser des Nebels ein.“
- Pierre Laszlo, Brève préhistoire littéraire du trou noir, Alliage, Nr. 66, April 2010, 79–83
- Jules Verne,Les Enfants du capitaine Grant (1868), le trou noir de Paganel et le point en mer, 1876, p. 290
- Jules Verne: A voyage round the world. 1876, S. 290, abgerufen am 5. Januar 2020.
- Albert Einstein, Die Feldgleichungen der Gravitation, Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1915, p. 844–847
- Karl Schwarzschild, Über das Gravitationsfeld eines Massenpunktes nach der Einsteinschen Theorie, Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften, vol. 7, 1916, p. 189–196
- H. Reissner: Über die Eigengravitation des elektrischen Feldes nach der Einsteinschen Theorie. In: Annalen der Physik. Band 355, Nr. 9, 1916, S. 106–120, doi:10.1002/andp.19163550905.
- Gunnar Nordström, On the Energy of the Gravitational Field in Einstein's Theory, Verhandl. der Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen, Afdel. Natuurk., vol. 26, 1918, p. 1201–1208
- Johannes Droste, « The field of a single centre in Einstein's theory of gravitation, and the motion of a particle in that field », Proceedings of the Royal Netherlands Academy of Arts and Science, vol. 19, no 1, 1917, p. 197–215
- Eisenstaedt, Jean, 1940-, Kox, Anne J.: Studies in the history of general relativity : based on the proceedings of the 2nd International Conference on the History of General Relativity, Luminy, France, 1988. Birkhäuser, Boston 1992, ISBN 0-8176-3479-7.
- George D. Birkhoff, Relativity and Modern Physics, Cambridge, Harvard University Press, 1923
- A. S. Eddington: A Comparison of Whitehead's and Einstein's Formulæ. In: Nature. Band 113, Nr. 2832, Februar 1924, ISSN 1476-4687, S. 192–192, doi:10.1038/113192a0.
- S. Chandrasekhar: XLVIII.The density of white dwarf stars. In: The London, Edinburgh, and Dublin Philosophical Magazine and Journal of Science. Band 11, Nr. 70, Februar 1931, ISSN 1941-5982, S. 592–596, doi:10.1080/14786443109461710.
- S. Chandrasekhar: The Maximum Mass of Ideal White Dwarfs. In: The Astrophysical Journal. Band 74, Juli 1931, ISSN 0004-637X, S. 81, doi:10.1086/143324.
- Georges Lemaître: L'Univers en expansion. In: ASSB. Band 53, 1933, S. 51, bibcode:1933ASSB...53...51L.
- J. R. Oppenheimer, H. Snyder: On Continued Gravitational Contraction. In: Physical Review. Band 56, Nr. 5, 1. September 1939, ISSN 0031-899X, S. 455–459, doi:10.1103/physrev.56.455.
- Richard C. Tolman: Static Solutions of Einstein's Field Equations for Spheres of Fluid. In: Physical Review. Band 55, Nr. 4, 15. Februar 1939, ISSN 0031-899X, S. 364–373, doi:10.1103/physrev.55.364.
- J. R. Oppenheimer, G. M. Volkoff: On Massive Neutron Cores. In: Physical Review. Band 55, Nr. 4, 15. Februar 1939, ISSN 0031-899X, S. 374–381, doi:10.1103/physrev.55.374.
- Albert Einstein: On a Stationary System With Spherical Symmetry Consisting of Many Gravitating Masses. In: The Annals of Mathematics. Band 40, Nr. 4, Oktober 1939, ISSN 0003-486X, S. 922, doi:10.2307/1968902.
- Synge, John Lighton.: The gravitational field of a particle. 1950, OCLC 65137863.
- David Finkelstein: Past-Future Asymmetry of the Gravitational Field of a Point Particle. In: Physical Review. Band 110, Nr. 4, 15. Mai 1958, S. 965–967, doi:10.1103/PhysRev.110.965.
- M. D. Kruskal: Maximal Extension of Schwarzschild Metric. In: Physical Review. Band 119, Nr. 5, 1. September 1960, ISSN 0031-899X, S. 1743–1745, doi:10.1103/physrev.119.1743.
- Roy P. Kerr: Gravitational Field of a Spinning Mass as an Example of Algebraically Special Metrics. In: Physical Review Letters. Band 11, Nr. 5, 1. September 1963, ISSN 0031-9007, S. 237–238, doi:10.1103/physrevlett.11.237.
- Emma Brown, Ann E. Ewing dies: science journalist turned nation's eyes to black holes, The Washington Post, 1.8.2010 https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/07/31/AR2010073102772.html
- E. T. Newman, A. I. Janis: Note on the Kerr Spinning‐Particle Metric. In: Journal of Mathematical Physics. Band 6, Nr. 6, Juni 1965, ISSN 0022-2488, S. 915–917, doi:10.1063/1.1704350.
- Penrose, R. "Gravitational collapse: The role of general relativity." Riv. Nuovo Cim. 1 (1969): 1141–1165
- S. Hawking: Gravitationally Collapsed Objects of Very Low Mass. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Band 152, Nr. 1, 1. April 1971, ISSN 0035-8711, S. 75–78, doi:10.1093/mnras/152.1.75.
- D. Lynden-Bell, M. J. Rees: On Quasars, Dust and the Galactic Centre. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Band 152, Nr. 4, 1. Juli 1971, ISSN 0035-8711, S. 461–475, doi:10.1093/mnras/152.4.461.
- siehe auch Fulvio Melia, Heino Falcke: The Supermassive Black Hole at the Galactic Center. In: Annual Review of Astronomy and Astrophysics. Band 39, Nr. 1, September 2001, ISSN 0066-4146, S. 309–352, doi:10.1146/annurev.astro.39.1.309.
- S. Chandrasekhar, S. Detweiler: The Quasi-Normal Modes of the Schwarzschild Black Hole. In: Proceedings of the Royal Society of London. Series A, Mathematical and Physical Sciences. Band 344, Nr. 1639, 1975, ISSN 0080-4630, S. 441–452.
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- Ahmed Almheiri, Donald Marolf, Joseph Polchinski, James Sully: Black holes: complementarity or firewalls? In: Journal of High Energy Physics. Band 2013, Nr. 2, 11. Februar 2013, ISSN 1029-8479, S. 62, doi:10.1007/JHEP02(2013)062.
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- La première photo d’un trou noir publiée par un consortium scientifique international. 10. April 2019 (lemonde.fr [abgerufen am 5. Januar 2020]).
- information@eso.org: Das erste Bild eines schwarzen Lochs. Abgerufen am 5. Januar 2020.