Ferberit
Ferberit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung FeWO4[1] und ist damit chemisch gesehen Eisenwolframat.
Ferberit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | FeWO4[1] oder auch Fe2+WO4[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
4.DB.30 (8. Auflage: IV/D.16) 48.01.01.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[3] |
Raumgruppe | P2/c (Nr. 13)[1] |
Gitterparameter | a = 4,72 Å; b = 5,70 Å; c = 4,96 Å β = 90°[1] |
Formeleinheiten | Z = 2[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 bis 4,5[4] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 7,58; berechnet: 7,60[4] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {010}; Absonderungen nach {100} und {102}[4] |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde[4] |
Farbe | schwarz |
Strichfarbe | braunschwarz bis schwarz |
Transparenz | undurchsichtig, nahezu opak |
Glanz | Metallglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 2,255[5] nβ = 2,305[5] nγ = 2,414[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,159[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 66°[5] |
Ferberit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt vorwiegend kurze, prismatische bis tafelige Kristalle, kommt aber auch in Form körniger bis massiger Aggregate vor. Die nahezu undurchsichtigen (opaken) Kristalle sind von schwarzer Farbe mit metallischem Glanz auf den Oberflächen. Auf der Strichtafel hinterlässt das Mineral einen braunschwarzen bis schwarzen Strich.
Ferberit ist eines der Endglieder der Wolframit-Mischreihe, dessen anderes Endglied Hübnerit bildet.
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde das Mineral nach Moritz Rudolph Ferber (1805–1875), einem deutschen Hobbymineralogen aus Gera. Erstmals gefunden und beschrieben wurde es 1863.[5]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ferberit zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo er zusammen mit Hübnerit, Sanmartinit und dem inzwischen diskreditierten Wolframo-Ixiolith die „Wolframit-Reihe“ mit der System-Nr. IV/D.16 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Ferberit ebenfalls in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen; Ketten kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es zusammen mit Heftetjernit, Hübnerit, Krasnoselskit, Magnesiowolframit und Sanmartinit die „Wolframit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.DB.30 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ferberit im Gegensatz zu den Strunz’schen Systematiken in die Klasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Molybdate und Wolframate“ ein. Hier ist er zusammen mit Wolframit, Hübnerit, Sanmartinit und Heftetjernit in der „Wolframit-Reihe“ mit der System-Nr. 48.01.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Molybdate und Wolframate mit A XO4“ zu finden.
Kristallstruktur
Ferberit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P2/c (Raumgruppen-Nr. 13) mit den Gitterparametern a = 4,72 Å, b = 5,70 Å und c = 4,96 Å; β = 90° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Bildung und Fundorte
Ferberit bildet sich entweder durch hydrothermale Vorgänge in Greisen oder in Skarnen oder in magmatischen Gesteinen wie Pegmatiten oder Graniten. Begleitminerale sind Kassiterit, Quarz, Scheelit und verschiedene Sulfide.
Fundorte sind unter anderem Tamanrasset in Algerien; New South Wales, Queensland, South Australia, Tasmanien und Victoria in Australien; verschiedene Provinzen in Bolivien, Brasilien, der Volksrepublik China; Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt in Deutschland; New Brunswick, Nova Scotia und Yukon in Kanada; Maniema in der Demokratischen Republik Kongo; Kärnten und Salzburg in Österreich; Böhmen und Mähren in Tschechien; sowie Arizona, Arkansas, Colorado, Connecticut, Kalifornien und andere Staaten in den USA.[6]
Siehe auch
Literatur
- K. L. Th. Liebe: Ein neuer Wolframit. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 1863, S. 641–653 (PDF 554,2 kB).
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 105.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 210.
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
- Webmineral – Ferberite (englisch)
- Ferberite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,6 kB)
- Mindat - Ferberite (engl.)
- Fundortliste für Ferberit beim Mineralienatlas und bei Mindat