Feldküche
Die Feldküche ist ein Bestandteil der militärischen und zivilen Versorgungsinfrastruktur. Dabei handelt es sich um einen meist provisorischen, oft unter freiem Himmel angelegten Ort, an dem warme Nahrung zubereitet wird. Wichtigstes Gerät von Feldküchen ist der Feldkochherd, auch „Gulaschkanone“ genannt.
Entwicklung
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Erkenntnis beim Militär, dass für Krankheiten bei Soldaten die mangelhafte Zubereitung von Nahrungsmitteln häufig mitverantwortlich war. In verschiedenen Armeen wurden daher Versuche mit Feldküchensystemen gemacht. In der Beilage zum Brief vom 19. Februar 1814 an seinen Landesherrn Herzog Carl August (WA 4.Abt. 24. Band Seite 167) beschreibt Goethe den Bau einer ersten „Feldfuhrküche“. Am 19. Januar 1818 (widersprüchlich 30. Dezember 1813) dokumentierte Goethe in seinem Tagebuch mit Friedrich von Kurkowski-Eichen einen Konstrukteur einer fahrbaren Feldküche,[1] die 243 Thaler und zwei Groschen Preußische Courant kosten sollte.[2]
In der Schweiz gab es bereits in den 1880er Jahren kleinere Feldküchen. In Deutschland stellte der Major Hahn 1889 eine „Feldkochmaschine“ vor, die verschiedene Preise gewann.[3] Kaiser Wilhelm II. widmete sich ebenfalls der Problematik: „Nicht unerwähnt lassen will ich auch die Einführung der fahrbaren Feldküche, die ich zuerst gelegentlich eines Manövers in der russischen Armee gesehen hatte. Sie war für die Erhaltung der Schlagfähigkeit des Heeres von größter Bedeutung, da die Möglichkeit ausreichender Ernährung unsere Mannschaft frisch und gesund erhielt.“[4] In Russland experimentierte man mit solchen Einrichtungen seit den 1890er Jahren mit dem von Stabskapitän Kowalow konstruierten System.[5] In beiden Fällen wurden die Küchen nicht offiziell eingeführt. Die russische Armee setzte daher erstmals während des Russisch-Japanischen Krieges von 1904/05 Feldküchen ein. Noch während des Krieges wurde diese Neuerung von den Japanern übernommen. In Österreich-Ungarn wurde die 1909 von Manfréd Weiss auf dem Druckkochprinzip konstruierte Feldküche M.1909 bei der k.u.k. Armee eingeführt.[6]
Damals hatte jede Kompanie oder Batterie eine Feldküche. Diese war organisatorisch der Gefechtsbagage zugeteilt. Die Feldküche führte auch eine dritte Eiserne Ration für jeden Soldaten mit, die gegebenenfalls während des Einsatzes zubereitet wurde. Damit wurde auch das Marschgepäck der Soldaten entlastet. Ein Nachteil war, dass sich so der Tross vergrößerte.
Ein vor und während des Ersten Weltkrieges gebräuchliches Modell – Hf. 12 – war zweispännig. Große Feldküche Modell Hf. 11 wurde vor Kriegsbeginn mit zwei schweren Zugpferden zwei-, später mit je zwei leichten und zwei schweren Zugpferden vierspännig gefahren. Es wurde vom Bock gefahren und bestand aus einem vorderen Wagen mit Protzkasten und einem hinteren Wagen mit der eigentlichen Kocheinrichtung, Brennstoff und Zubehör. Beide Teile waren halbstarr miteinander verbunden. Im Protzkasten befand sich die dritte Eiserne Portion. Der Hinterwagen verfügte über einen Koch- und einen Kaffeekessel.[7] Beide Feldküchenmodelle wurden unverändert von der Wehrmacht übernommen. Für die motorisierten Einheiten wurden die Feldküchen auf Gummibereifung umgestellt und als Einachsenanhänger angekuppelt. Bei den schnellen Truppen war die Montage der Gulaschkanone auf der Ladefläche eines Lkw oder eines Halbkettenfahrzeugs üblich.[8]
Während des Ersten Weltkrieges fuhren die Feldküchen meist in der Dämmerung oder nachts so nah wie möglich an die Front. Die Feldküchen wurden soziale Treffpunkte zum Austausch von Neuigkeiten unter den Soldaten. Auch die Post wurde dort ausgegeben. Diese ungeschützte Ansammlung von Soldaten machten die Küchen zu einem Ziel der gegnerischen Artillerie. Daher durften teilweise nicht alle Essenholer der Kompanien gleichzeitig die Küche aufsuchen. Während der Schlacht um Verdun hielten sich wegen der Gefährdung erfahrene Soldaten möglichst von den Küchen fern. Häufig war es nicht möglich, dass die Feldküchen nah an die Front herankamen. Daher mussten die Mahlzeiten über recht weite Strecken an die Front gebracht werden. Dort kam das Essen häufig nur noch kalt an.[9]
Bekannte deutsche Hersteller von Feldküchen waren der ehemalige Darmstädter Großküchenhersteller Gebrüder Roeder und das Unternehmen Haas & Sohn (Neuhoffnungshütte) aus Sinn. Feldküchen werden auch im Zivil- und Katastrophenschutz eingesetzt, zum Beispiel im Betreuungsdienst oder eigenständigen verpflegungsdienstlichen Einheiten.
Trivia
Als Chuckwagon wurden historische Feldküche für Cowboys und Landarbeiter in den USA bezeichnet.
Literatur
- Vorschrift H.Dv. 476/3, Die große und die kleine Feldküche, 1937
- Merkblatt 61/1 der Wehrmacht, Merkblatt für den Feldkoch – 1941, ISBN 978-3-75-346024-6
Weblinks
Einzelnachweise
- Abbildung der Feldküche, abgerufen am 19. Mai 2014
- Das Ostpreußenblatt 17. März 1973 / Folge 11 / Seite 5 (Der Dichter notierte die Unbequemlichkeiten des Alltages.), abgerufen am 18. Mai 2014
- Militärwochenblatt Bd. 2 Jg. 1890 S. 2154–2160
- Wilhelm II.: Ereignisse und Gestalten 1878-1918. Verlag K.F. Koehler, Leipzig/Berlin, 1922, S. 192
- Kriegstechnische Zeitschrift Jg. 1898 S. 105–109
- ein Modell davon ist im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum ausgestellt, vgl. Heeresgeschichtliches Museum / Militärhistorisches Institut (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum im Wiener Arsenal. Verlag Militaria, Wien 2016, ISBN 978-3-902551-69-6, S. 20
- Georg von Alten: Handbuch für Heer und Flotte. Bd. 3 Berlin u. a, 1911, S. 535
- Wolfgang Wallenda: Scharfschützen der Waffen-SS an der Ostfront - Im Fadenkreuz der Jäger. Books on Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7347-3984-2.
- Matti Münch: Verdun. Mythos und Alltag einer Schlacht. München, 2006 S. 93–95