Klinker
Klinker sind Ziegelsteine, die unter so hohen Temperaturen gebrannt sind, dass durch den beginnenden Sinterprozess die Poren des Brenngutes geschlossen werden. Klinker nehmen kaum Wasser auf und sind sehr widerstandsfähig. Der Name lässt sich etymologisch darauf zurückführen, dass beim Zusammenschlagen hartgebrannter Ziegelsteine/Klinker ein hoher Klang entsteht. Früher wurden Klinker auch als Hartbrandziegel bezeichnet.
Grundlagen
Klinker bestehen aus Schamotten, Feldspäten und weiß- oder rotbrennenden Tonmineralen. Durch verschiedene Zuschläge zur Rohmasse lassen sich vielfältige Farbnuancen erreichen. Für die Herstellung von Mauersteinen werden die Ausgangsstoffe Ton und Wasser vermengt und mit unterschiedlichen Verfahren hergestellt. Gängige Klinkerherstellungsverfahren sind das industrielle Strangpressverfahren, das Wasserstrich-Verfahren oder das Handform-Verfahren. Für spezielle Anwendungen, zum Beispiel bei der Restaurierung denkmalgeschützter Bauwerke werden, kommen handgeformte Klinker aus dem letztgenannten Verfahren zum Einsatz. Bei der nachfolgenden Trocknung reduziert sich der Wassergehalt auf etwa 3 %, bei „guten Klinkern“ soll er unter 2 % liegen.[1] Danach werden Klinker bei 1100 bis 1300 °C im Tunnelofen (früher in Ringöfen) gebrannt, im Gegensatz zu 800 bis 1000 °C bei normalen Ziegeln.
Klinker sind in Deutschland nach DIN 105 genormt. Unterschieden werden Vollklinker (KMz) mit einer Dichte von 2,0 kg/dm³ bis 2,2 kg/dm³ und Hochlochklinker (KHLz) mit einer Dichte von 1,6 kg/dm³ bis 1,8 kg/dm³. Wegen des geringen Luftporenanteils weisen alle Klinker ein relativ schlechtes Wärmedämmvermögen auf. Kanalklinker sind nach DIN 4051 „Kanalklinker“ genormt. Klinker sind frostbeständig und eignen sich daher besonders für Fassaden. Die Formate der Klinkersteine sind nach DIN 1053 „Mauerwerk“ genormt. Basis für die verschiedenen Formate ist das Normalformat (NF) mit Länge 240 mm, Breite 115 mm und Höhe 71 mm (andere Maße siehe Ziegelstein). Zur Fassadengestaltung lassen Architekten Ziegel mit Sondermaßen und Sonderformen herstellen.
Beim Einsatz für Fassaden lassen sich vielfältige Formelemente aufmauern (z. B. Backsteinexpressionismus, siehe Bild). Klinker wurden früher häufig im Ingenieurbau eingesetzt, zum Beispiel beim Brückenbau, beim Bau von Abwasserkanälen und bei Wasserbauwerken, bei gemauerten Sielen oder Schächten oder beim Wegebau als Pflasterklinker.
Der Bildhauer Ernst Barlach arbeitete mit Klinker, die nach seinem Entwurf hergestellt wurden.
Die Architekten Fritz Schumacher und Fritz Höger waren Förderer der neuzeitlichen Backstein-Bauweise in Norddeutschland.
Sorten
Torfbrandklinker
Eine besondere Färbung, vor allem Grüntöne, bekommt der Klinker, wenn er mit Torf gebrannt wird. Berühmte Bauwerke mit Torfbrandklinker sind das Chilehaus und das Broschek-Haus in Hamburg. Der letzte noch betriebene Ringofen für Torfbrandklinker steht in Nenndorf bei Aurich. Der Klinker wird unter dem Namen Torfbrand Architektur Ringofenklinker aus Nenndorf / Ostfriesland vermarktet.
Greppiner Klinker
Als Greppiner Klinker wird ein hartgebrannter gelber Ziegelstein bezeichnet, der durch die – im Vergleich zum normalen Ziegelstein – deutlich höheren Temperaturen beim Brennen der Klinker eine geschlossene Oberfläche erhält. Derartige Klinker wurden Ende des 19. Jahrhunderts meist für die Verblendung von Bahnbauten, z. B. Hannover Hauptbahnhof, verwendet.
Münsterländer Kohlebrand
Den Münsterländer Kohlebrand charakterisieren klassische Klinkertöne mit markanten Kohlebrandwülsten oder leichten, rußigen Schmauchfahnen auf der Brennhaut. Zur Herstellung werden regional abgebaute Tonerden aus dem Münsterland und Ruhrgebietskohle verwendet. Das Brennverfahren hat sich mit dem Beginn der Industrialisierung durchgesetzt. Der Münsterländer Kohlebrand prägt die Fassaden zahlreicher Industriebauten der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Ein Beispiel ist die Zeche Zollern in Dortmund. Die einstige fürstbischöfliche Residenz „Schloss Münster“ und das ehemalige Staatsarchiv Münster, jetzige Abteilung Westfalen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, sind mit Klinkern des charakteristischen Kohlebrandes verblendet.
Literatur
- Klinker (1), der. In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 2. Leipzig 1796, S. 1632.
- Klinker. In: Pierer’s Universal-Lexikon. Band 9. Altenburg 1860, S. 582.
- Klinker. In: Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Bd. 5. Stuttgart, Leipzig 1907. S. 512.
- Pflasterklinker. In: Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Bd. 7. Stuttgart, Leipzig 1909. S. 99.
- Klinkerstraßen. In: Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Bd. 5. Stuttgart, Leipzig 1907. S. 512–513.
Weblinks
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Einzelnachweise
- Klinker. In: Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907. S. 512.