Callenberg
Callenberg ist eine Gemeinde im Nordosten des Landkreises Zwickau. Der Sitz der Verwaltung befindet sich im Ortsteil Falken.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Zwickau | |
Höhe: | 310 m ü. NHN | |
Fläche: | 39,86 km2 | |
Einwohner: | 4932 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 124 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 09337 | |
Vorwahlen: | 03722; 03723 und 037608 | |
Kfz-Kennzeichen: | Z, GC, HOT, WDA | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 24 020 | |
Gemeindegliederung: | 7 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausstraße 40, Ortsteil Falken 09337 Callenberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Daniel Röthig (CDU) | |
Lage der Gemeinde Callenberg im Landkreis Zwickau | ||
Geografie
Geografische Lage und Verkehr
Callenberg liegt an der B 180 (Altenburg-Stollberg) zwischen den beiden Städten Limbach-Oberfrohna und Glauchau. Beide Städte sind ca. 13 km entfernt. 4 km südlich verläuft die A 4. Diese ist über den Anschluss Hohenstein-Ernstthal zu erreichen. Durch das Gemeindegebiet verlief die Industriebahn der Nickelhütte St. Egidien.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind St. Egidien, die Städte Glauchau, Hohenstein-Ernstthal, Limbach-Oberfrohna und Waldenburg im Landkreis Zwickau sowie die kreisfreie Stadt Chemnitz.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Callenberg, Grumbach, Reichenbach, Obercallenberg, Falken, Langenberg, Langenchursdorf und Meinsdorf. Die Flur der wiederbesiedelten Wüstung Spielsdorf liegt in den Gemarkungen Callenberg und Langenchursdorf.
Geologie
Bei Callenberg befindet sich die größte Nickelerzlagerstätte Mitteleuropas. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts wurden in der Umgebung Callenbergs Erze abgebaut. Seit dem 17. Jahrhundert wurde im Oberwald selber Nickeleisenstein gefördert. Allerdings kam der Bergbau im 18. Jahrhundert zum Erliegen. Ein erneuter Abbau war nach dem Ersten Weltkrieg geplant, kam aber nicht zustande. Als die Wismut nach dem Zweiten Weltkrieg hier nach Pechblende suchte, wurde stattdessen eine große Nickellagerstätte entdeckt. Seit den 1950er Jahren wurde im Raum Callenberg Nickelerz im Tagebau abgebaut und in der Nickelhütte St. Egidien verarbeitet. Diese entstand um 1960 nördlich des Bahnhofs St. Egidien. Sie war mit den Gruben um Callenberg durch eine schmalspurige Erzbahn verbunden. Nach der Einstellung der Erzförderung wurde nach 1990 die Erzbahn eingestellt und die Strecke vollständig abgebaut. Die Restlöcher der Tagebaue wurden nach 1990 saniert. Eines davon ist der heutige Stausee Oberwald. Im Jahr 1977 wurde im Nickeltagebau Callenberg Nord I das sehr seltene Mineral Krokoit oder Rotbleierz (ein Blei(II)-chromat) gefunden.
Geschichte
Alle sieben Ortsteile der heutigen Gemeinde Callenberg wurden im 12. bis 13. Jahrhundert im Zuge des Ausbaus der Herrschaft Waldenburg gegründet. Der namensgebende Hauptort Callenberg wurde 1244 als Kallenberc erstmals urkundlich erwähnt. Der Name bedeutet so viel wie Ort am kahlen Berg, welcher von dem bis um 1840 unbewaldeten Hügel im Unterdorf abgeleitet ist. Bereits um 1150 erfolgte vermutlich der Bau eines Rittersitzes am Böhmischen Steig, einer alten Handelsstraße, auf der Salz aus dem Pleißengau von Altenburg nach Böhmen transportiert wurde. Bis um 1300 waren die adligen Ritter von Callenberg im Besitz des Rittersitzes. Nachdem sich Berthold von Cahlenberg, der letzte Vertreter dieser Familie, in den geistlichen Stand zurückgezogen hatte, übernahm die Familie von Kaufungen die Herrschaft auf Callenberg. Obwohl sie von den Herren von Waldenburg lehnsabhängig waren, übten sie über Callenberg und über folgende Dörfer die Grundherrschaft und die Gerichtsbarkeit aus: Obercallenberg, Langenchursdorf (ein Drittel), Falken (Rittergutsanteil), Langenberg, Oberwinkel (nur die Glänzelmühle), Niederlungwitz (einige Häuser) und Mühlau (Patrimonialgerichtsanteil).[2] Die zum Rittergut Callenberg gehörigen Einwohner von Mühlau unterstanden einem eigenen Patrimonialgericht, welches dem Rittergut Callenberg unterstellt war.[3] Kunz von Kauffungen, Anführer des Altenburger Prinzenraubs vom 8. Juli 1455, soll für den Raub aus dem Altenburger Schloss der Überlieferung nach eine Strickleiter verwendet haben, die aus dem Rittersitz Callenberg stammt, das zu dieser Zeit seinem Cousin Dietrich von Kauffungen gehörte. Daran erinnert heute die Brunnenfigur "Kunz von Kaufungen" samt zwei Informationstafeln am ursprünglichen Standort des Ritterguts im Zentrum von Callenberg. Dietrich von Kauffungen soll später aufgrund seiner Mittäterschaft vermutlich in Altenburg hingerichtet worden sein. Der Rittersitz in Callenberg wurde seit 1551 als Rittergut bezeichnet. Nach dem Aussterben der „Jungker von Kauffungen“ wurden im Jahr 1582 die Herren von Schönburg-Waldenburg Besitzer des Ritterguts. Im Jahre 1617 wurde es an Jakob Bellyn verlehnt, danach an die Familie von Dobeneck und bis 1714 an die Familie von der Planitz. Nach dem Brand im Jahre 1799 wurde das Rittergut weiter nördlich an der Waldenburger Straße neu errichtet. Das alte Herrenhaus wurde seitdem bis zu seinem Abriss im Jahr 1996 als Gasthaus genutzt. Die Fronfeste wurde zwischen 1848 und 1887 als Schule genutzt. Heute trägt sie den Namen der Gaststätte "Zur alten Schule".
Bezüglich der Grundherrschaft gehörte Callenberg bis ins 19. Jahrhundert zum Rittergut Callenberg,[4] welches wiederum als Vasallengericht unter der Verwaltung der schönburgischen Herrschaft Waldenburg stand.[5][6] Nachdem auf dem Gebiet der Rezessherrschaften Schönburg im Jahr 1878 eine Verwaltungsreform durchgeführt wurde, kam Callenberg im Jahr 1880 zur neu gegründeten sächsischen Amtshauptmannschaft Glauchau.[7] Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich im Ort eine starke Textilindustrie, besonders die Strumpfwirkerei. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Industrialisierung des Orts. Zwischen 1886 und 1909 entstanden sieben Rundstuhlwirkereien. Ein weiterer großer Erwerbszweig der Callenberger war die Textilindustrie. In dieser Branche sind heute noch drei kleine Unternehmen im Ort ansässig. Callenberg erhielt zwischen 1856 und 1859 die neu erbaute „St. Katharinenkirche“ und 1924 ein neues Rathaus. Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945 wurden die Herren von Schönburg-Waldenburg enteignet. Das Gelände des Ritterguts Callenberg wurde in 19 Neubauernstellen aufgeteilt.
Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam die Gemeinde Callenberg im Jahr 1952 zum Kreis Hohenstein-Ernstthal im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt). Der Gemeindeverband Callenberg wurde 1973 aus den Gemeinden Callenberg, Grumbach, Reichenbach, Langenchursdorf, Falken und Meinsdorf gebildet. Bereits ein Jahr später wurde am 1. März 1974 die Gemeinde Grumbach eingemeindet.[8] Die Schulen der umliegenden Orte Grumbach und Reichenbach wurden zugunsten der Zentralschule in Callenberg aufgelöst. Im Jahr 1952 erfolgte auf den Fluren des aufgelösten Gutes Bochmann in Obercallenberg der Aufschluss des Nickeltagebaus Callenberg Süd I, welcher nach seiner Stilllegung 1977 im Jahr 1982 als Stausee Oberwald eröffnet wurde. Bereits seit 1950 fanden dazu auf Reichenbacher Gebiet erste Bohrungen statt. Zwischen 1959/60 und 1990 war die Industriebahn der Nickelhütte St. Egidien in Betrieb, deren Grubenbahnhof sich am Ortsübergang zwischen Reichenbach und Obercallenberg befand. In der Fortführung verlief die Industriebahn durch den Südteil von Reichenbach und östlich an Callenberg vobei zu den Tagebauen Callenberg Nord I (1973–1988), Erzkörper 7 (1984–1988) und Callenberg Nord II (1978–1990) nordöstlich von Callenberg. Am Südostrand von Reichenbach war zwischen 1980 und 1990 noch der Callenberg Süd II in Betrieb. Im Tagebau Callenberg Nord I wurde das seltene Erz Krokoit gefunden. Nach der Einstellung der Nickelförderung entstand nach 1990 auf dem Areal des Grubenbahnhofs Obercallenberg ein Parkplatz für den Stausee Oberwald. Als Relikt der Erzbahn blieben in der Nähe des Damms des Stausees Oberwald zwei Wagen stehen. Der Bahndamm samt einigen Fundamenten der Oberleitungsmasten, Brückenpfeilern und Signalresten zeugt auf dem Gebiet der Ortsteile Grumbach, Obercallenberg, Reichenbach, Callenberg und Spielsdorf bis heute von der Industriebahn. Die Tagebaurestlöcher wurden nach 1990 saniert.
Die Gemeinde Callenberg kam im Jahr 1990 zum sächsischen Landkreis Hohenstein-Ernstthal, der 1994 im Landkreis Chemnitzer Land bzw. 2008 im Landkreis Zwickau aufging. Die Gemeinde Reichenbach wurde am 1. März 1994 eingemeindet.[9] Am 1. Januar 1999 wurde die Gemeinde Chursbachtal in die Gemeinde Callenberg eingegliedert.[10] Sie war am 1. Januar 1994 aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Falken, Langenberg (mit dem am 1. März 1974 eingegliederten Meinsdorf) und Langenchursdorf entstanden.[11] Im Sommer 2012 liefen erste Verhandlungen des Ortsteils Meinsdorf mit der Nachbarstadt Limbach-Oberfrohna über eine Eingemeindung in diese. Grund dafür ist die enge kulturelle Bindung an die Stadt und die Erwartung, dass sich Callenberg künftig mit Hohenstein-Ernstthal zusammenschließen könnte.[12] Am 1. September 2007 wurde die Mittelschule Langenberg in eine Grundschule verwandelt. In diesem Zuge wurden die Grundschulen in Callenberg und Langenchursdorf geschlossen.
Einwohnerentwicklung
Am 3. Oktober 1990 zählte Callenberg 5501 Einwohner. Folgende Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres:
1998 bis 2002
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2003 bis 2007
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2008 bis 2013
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2014 bis 2018
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ab 2019
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- Datenquelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen
Eingemeindungen
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Chursbachtal | 1. Januar 1999 | |
Falken | 1. Januar 1994 | Eingemeindung nach Chursbachtal |
Grumbach | 1. März 1974 | |
Langenberg | 1. Januar 1994 | Eingemeindung nach Chursbachtal |
Langenchursdorf | 1. Januar 1994 | Eingemeindung nach Chursbachtal |
Meinsdorf | 1. März 1974 | Eingemeindung nach Langenberg |
Obercallenberg | ? | liegt in der Gemarkung Callenberg |
Reichenbach | 1. März 1994 | |
Spielsdorf | ? | liegt in den Gemarkungen Callenberg und Langenchursdorf |
Politik
Gemeinderat
Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 16 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen[14]:
Bürgermeister
Im März 2013 wurde Daniel Röthig zum neuen Bürgermeister gewählt. Anfang 2020 wurde er mit 85,8 % im Amt bestätigt.[15]
Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten in der Gemeinde Callenberg
- Landschaftsschutzgebiete Muldental
- Stausee Oberwald
- Hochzeitskapelle Callenberg in Reichenbach
- Mühle Langenchursdorf
- Schulmuseum im Café „Zur Alten Schule“ in Callenberg
- Kulturelle Begegnungsstätte Reichenbach mit einer Ausstellung über den Nickelabbau im Callenberger Raum[16]
Sehenswürdigkeiten im Umkreis
- Rennstrecke Sachsenring
- Karl-May-Höhle
- Sägemühle Wolkenburg
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Wilhelm Gottlieb Becker (* 4. November 1753 in Obercallenberg; † 3. Juni 1813 in Dresden), Belletrist und Kunstschriftsteller
- Carl Ferdinand Wilhelm Walther (* 25. Oktober 1811 in Langenchursdorf; † 7. Mai 1887 in St. Louis, Missouri, USA), deutsch-amerikanischer lutherischer Theologe
Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen
- Friedrich Naumann, 1886–1889 Pfarrer in Langenberg
- Uwe Grüning (* 1942), Schriftsteller und Politiker (CDU, MdL 1990–2004, Medienrat ab 2004), lebte 1944–1951 in Callenberg
Weblinks
- Homepage der Gemeinde
- Chronik von Callenberg
- Callenberg im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Die Grundherrschaf Callenberg im Staatsarchiv des Freistaats Sachsen
- Das Patrimonialgericht Mühlau im Staatsarchiv des Freistaats Sachsen
- Das Rittergut Callenberg auf www.sachsens-schlösser.de
- Handbuch der Geographie, S. 501
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 92 f.
- Die Amtshauptmannschaft Glauchau im Gemeindeverzeichnis 1900
- Grumbach auf gov.genealogy.net
- Reichenbach auf gov.genealogy.net
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
- Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- Meinsdorfer flirten mit dem Nachbarn
- Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - sachsen.de. Abgerufen am 29. September 2020.
- Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse Überblick - sachsen.de. Abgerufen am 29. September 2020.
- Die Kulturelle Begegnungsstätte Reichenbach auf der Webseite der Gemeinde Callenberg