Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen
Die Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen, auch Württembergische Südbahn genannt, ist eine zweigleisige Hauptbahn in Baden-Württemberg. Sie führt von Ulm über Biberach an der Riß, Aulendorf und Ravensburg nach Friedrichshafen.
Ulm Hbf–Friedrichshafen Stadt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckennummer (DB): | 4500 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 751; 306 (1963) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 103,570 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenklasse: | D4 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zweigleisigkeit: | durchgehend | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Sie wurde zwischen 1846 und 1850 errichtet und von 1905 bis 1913 zweigleisig ausgebaut. In diesem Zeitraum entstanden auch zahlreiche Empfangsgebäude der Bahnhöfe neu. Die Südbahn setzt dabei die Kilometrierung der Filstalbahn fort, Nullkilometer ist somit der alte Stuttgarter Zentralbahnhof.
Die Strecke ist Teil des Gesamtnetzes des Transeuropäischen Verkehrsnetzes.[3]
Die Strecke wurde zwischen dem März 2018 und Dezember 2021 für eine Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h – statt zuvor 140 km/h – ausgebaut und elektrifiziert, wozu mehrere Sperrungen mit Schienenersatzverkehr nötig waren.
Geschichte
Bis 1945
Unter der technischen Leitung des Oberbaurates von Gaab untersuchten dessen Referenten Autenrieth und Bühler von 1836 an eine wirtschaftliche Verbindung zwischen Ulm und Friedrichshafen. Als Alternative wurde eine Kanalverbindung unter Nutzung von Riß und Schussen erwogen, der gegenüber eine zweigleisige Eisenbahnverbindung zwar leicht höhere Baukosten aber eine erheblich leichtere Betriebsabwicklung versprach. Mit dem Gesetz Über den Bau von Eisenbahnen vom 18. April 1843 beschloss der württembergische Staat schließlich den Bau mehrerer Eisenbahnstrecken, die sich als Nord-, West-, Ost- und Südbahn zu einem Netz ergänzen sollten, das die dringlichsten Verkehrsbedürfnisse des Königreichs abdecken sollte.
Der Südbahn war dabei Teil einer durchgehenden Eisenbahnverbindung vom schiffbaren Neckar in Heilbronn über Stuttgart und Ulm bis nach Friedrichshafen am Bodensee. Unter verschiedenen Trassenalternativen gewann die gerade Verbindung von Ulm nach Friedrichshafen.[4]
Als erster isolierter Streckenabschnitt wurde am 8. November 1847 das Teilstück Ravensburg–Friedrichshafen eröffnet. Am 26. Mai 1849 folgte der Abschnitt Biberach an der Riß–Ravensburg und am 1. Juni 1850 die Reststrecke ab Ulm. Anfangs verkehrten mit einer auf Fuhrwerken herangeschafften Lokomotive und neun Wagen Güterzüge mit Personenbeförderung als Inselbetrieb, daher hatte Friedrichshafen von Anfang an eine eigene Werkstatt, da noch keine Verbindung zur Eßlinger Werkstatt der Bahn bestand.
Mit dem Lückenschluss der Ostbahn zwischen Stuttgart und Ulm über die Geislinger Steige am 29. Juni 1850 gewannen die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen den Wettlauf an den Bodensee: Die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen erreichten den See drei Jahre später, die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen erst dreizehn Jahre später.
Am 29. November 1905 wurde das zweite Gleis zwischen Meckenbeuren und Friedrichshafen in Betrieb genommen. Bis 1913 erfolgte aus kriegswirtschaftlichen Gründen der zweigleisige Ausbau der Gesamtstrecke.
1945 bis 2000
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Laufe der Jahre mehrere Bahnhöfe, die sich weit abseits von den Ortschaften befanden, stillgelegt. Ebenso wurden mit Ausnahme der Bahnstrecke Herbertingen–Isny sämtliche von der Südbahn abzweigende Strecken im Personenverkehr stillgelegt.
Neben dem Regionalverkehr fuhren auch langlaufende D-Züge über die Strecke, etwa im Sommer 1963 fünf Zugpaare, unter anderem Dortmund–Innsbruck und Kiel–Lindau.
Ab den 1990er Jahren fuhren über die Strecke Interregios der Relation Saarbrücken–Lindau, ab 1999 bis auf ein Zugpaar verkürzt und nurmehr zwischen Stuttgart und Karlsruhe. Ab 1. Juli 1993 verkehrten Dieseltriebwagen des Typs NE81 der am 15. Oktober 1991 gegründeten Bodensee-Oberschwaben-Bahn GmbH (BOB), auch „Geißbockbahn“ genannt, zwischen Friedrichshafen und Ravensburg, die 1997 bis Aulendorf verlängert wurden.
Bereits 1994 musste die BOB aufgrund der hohen Nachfrage zusätzliche Wagen beschaffen, zum Teil lieh sie sich auch Wagen z. B. von der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) aus. Teilweise wurden mit Inbetriebnahme der „Geißbockbahn“ inzwischen bereits stillgelegte Bahnhöfe reaktiviert. Um das mittlerweile weiterhin gestiegene Verkehrsaufkommen zu bewältigen, verkehren auf der Südbahn seit Herbst 1998 auch Triebwagen von Stadler Regio-Shuttle RS1.
Auf dem nördlichen Abschnitt der Südbahn übernahm die DB RAB die Nahverkehrsleistungen. So wurden 1999 die Stichstrecke Laupheim West–Laupheim Stadt, das letzte verbliebene Teilstück der Bahnstrecke Laupheim West–Schwendi, reaktiviert und die Fahrten bis Langenau an der Bahnstrecke Ulm–Aalen durchgebunden.
Seit 2001
2001 wurden die auf der Strecke verkehrenden Interregio bis auf ein Zugpaar auf den Laufweg Karlsruhe–Ulm verkürzt. Mit Abschaffung dieser Zuggattung Ende 2002 wurde das verbliebene Interregio-Zugpaar durch einen Intercity Münster (Westf)/Dortmund–Lindau–Innsbruck ersetzt.
Als Ersatz für die Interregios wurde zum 15. Dezember 2002 die Zuggattung Interregio-Express (IRE) eingeführt.[5]
Im Juli 2008 beschlossen der Landkreis Biberach und die Deutsche Bahn AG außerdem, am Bahnhof Laupheim West eine circa 400 Meter lange Verbindungskurve von der Südbahn (Seite Biberach) zur bestehenden Strecke von Laupheim West nach Laupheim Stadt zu bauen. Damit werden für die Regionalbahnen[6] Direktverbindungen von Biberach über Laupheim Stadt nach Ulm möglich. Die Bauarbeiten hierzu haben im Juni 2009 begonnen und wurden im Juni 2011 abgeschlossen.[7][6] Im Zuge dieser Erweiterung wurde das gesamte Signalsystem im Bahnhof Laupheim West modernisiert.[8]
Es existiert ein Entwurf des Regionalverbands Donau-Iller für die Integration des Teilstücks Ulm – Aulendorf in die Regio-S-Bahn Donau-Iller.
Darüber hinaus wurde im Zuge der Planungen zur Regio-S-Bahn der Neubau einer Verbindung zur Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen zwischen Erbach und Ehingen untersucht, jedoch wieder verworfen.[9]
Zur Kompensation der Fahrplanauswirkungen des Bahnhofs Merklingen – Schwäbische Alb sind auf der Südbahn Maßnahmen im Umfang von drei Millionen Euro vorgesehen.[10] Durch den zusätzlichen Halt verlängert sich die Reisezeit der Regionalzüge zwischen Stuttgart, Ulm und Friedrichshafen um zwei Minuten.
Betrieb
Bis Dezember 2021 verkehrten Dieseltriebwagen der Baureihe 612[11] als Interregio-Express im Zweistundentakt bis Basel (Linie IRE 3) und Wendezüge mit Lokomotiven der Baureihen 218 oder 245 und Doppelstockwagen als Regional-Express (bis 2017 ebenfalls als Interregio-Express klassifiziert) im Stundentakt von Stuttgart aus bis Lindau als RE 5. Ausgenommen hiervon ist eine Fahrplantrasse, die durch das IC-Zugpaar belegt wird. Stündlich verkehrende Regionalbahnen der Linie RB 51a zwischen Ulm und Biberach (Riß) Süd sowie der Linie RB 91 zwischen Aulendorf und Friedrichshafen wurden mit Triebwagen der Baureihe 650 gefahren, die der DB RAB, BOB und HzL gehören. Das einzige Intercity-Paar wurde mit einer Doppeltraktion der Baureihe 218 bespannt.
Der dem Regionalverkehr auf der Strecke zu Grunde liegende Große Verkehrsvertrag zwischen Land und DB Regio endete 2016. Der Nachfolgevertrag wurde Ende Dezember 2014 ausgeschrieben[12] und im März 2016 erneut an DB Regio vergeben. Obwohl der bis im 2023 laufende Vertrag bereits im Dezember 2016 in Kraft trat, wurde er erst am 16. Januar 2017 unterzeichnet. Der Teil für das sogenannte Netz 2, die Linie Stuttgart–Ulm–Friedrichshafen–Lindau umfasst 2,6 Millionen Zugkilometer pro Jahr, wovon etwa 94.000 Zugkilometer pro Jahr auf Bayern entfallen. Die Interregio-Express-Linie Stuttgart–Ulm–Friedrichshafen verkehrte fortan stündlich mit renovierten Doppelstockwagen mit Klimaanlage, neuen Sitzen, Steckdosen am Platz und WLAN.[13][14] Im Winter 2017/2018 kam es zur Kritik an DB Regio wegen überfüllten Zügen und Verspätungen.[15]
Verkehrsverbünde
Von Ulm bis Aulendorf verläuft die Strecke innerhalb des Donau-Iller-Nahverkehrsverbunds (DING), von dort bis Friedrichshafen im Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo).
Streckenverlauf
Die Südbahn verlässt den Hauptbahnhof Ulm in einem Rechtsbogen südwärts und verläuft zunächst unmittelbar am Nordufer der Donau. Während der Fluss dann nach Süden abbiegt, hält sich die Trasse an den westlichen Talfuß des Donautals. Bei Erbach wird Letzteres in seiner vollen Breite geradlinig südwärts gequert und die Donau überbrückt. Im Talboden der Riß geht es dann ebenso geradlinig südwärts weiter, Biberach wird tangiert und bei Winterstettenstadt durch die dortige Endmoränentopographie westwärts ins Schussental gewechselt. Auf Höhe des ehemaligen Haltepunktes Wattenweiler überwindet die Strecke die Wasserscheide zwischen Donau und Rhein.
Ab Bad Schussenried wendet sich die Strecke wieder nach Süden und tritt nach Aulendorf mit dem Gewässer in den Schussentobel bis Wolpertswende ein. Südlich davon über Ravensburg geht es wieder im breiten Talboden sehr geradlinig bis Oberzell. Vor Meckenbeuren folgt man dabei einer Talverengung, ab Meckenbeuren geht es geradlinig weiter bis etwa Lochbrücke, wo die Südbahn auf ihren letzten Kilometern aus dem Schussental südwestwärts an den Bodensee abknickt und den Bahnhof Friedrichshafen Stadt erreicht.
Ausbau und Elektrifizierung
Die Württembergische Südbahn zählte bis 2021 zu den letzten nicht elektrifizierten zweigleisigen Hauptbahnen in Süddeutschland.
Laut der Standardisierten Bewertung waren zunächst ein gesamtwirtschaftliches Nutzen-Kosten-Verhältnis durch Reisezeitverkürzungen und verringerte Luftverschmutzung von je nach Variante zwischen 1,8 und 2,4 ermittelt worden. Die Kosten wurden schon früh auf deutlich über 100 Millionen Euro veranschlagt.[16] Im Bundesverkehrswegeplan 2030 wurde für diese Maßnahme ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 2,7 angegeben.[17] Es ist im vordringlichen Bedarf enthalten.[18]
Am 30. Juni 2009 schlossen das Land Baden-Württemberg und die Deutsche Bahn eine Planungsvereinbarung. Das Ergebnis sollte Ende 2012 vorliegen.[19] Nach einem Grundsatzbeschluss von 2008 wurden die Kosten der Vorplanung in Höhe von 1,24 Millionen Euro vom Interessenverband Südbahn vorfinanziert, in dem sich 24 Städte und Gemeinden entlang der Strecke zusammengeschlossen haben.[20][21][22] Im Dezember 2010 beauftragte die Deutsche Bahn die Umweltplanung des Projekts,[23] die zwischen Ende 2010 und Ende 2013 durchgeführt werden sollte.[24]
Am 18. August 2011 wurden die Planfeststellungsunterlagen für den ersten von fünf Abschnitten beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht. Bis Frühjahr 2012 sollten für alle fünf Abschnitte die Unterlagen eingereicht sein. Mit dem Baubeginn wurde im Herbst 2011 ab 2013 gerechnet. Abschnittsweise soll die Streckengeschwindigkeit auf 160 km/h angehoben werden.[20] Die geschätzten Baukosten für die Elektrifizierung der insgesamt 253 Gleiskilometer betrugen im September 2011 rund 140 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg finanzierte die Kosten der Entwurfs- und Genehmigungsplanung in Höhe von acht Millionen Euro. Darüber hinaus will das Land Baden-Württemberg die Hälfte der Baukosten übernehmen.[20] Die Inbetriebnahme war für 2015 vorgesehen.[25]
Im Frühjahr 2012 schätzte man Kosten von 140 Millionen Euro. Vorsichtshalber wurden 180 Millionen Euro angenommen.[26] Bund und Land vereinbarten, die Finanzierung der geschätzten Kosten von 180 Millionen Euro zu teilen.[27] Das Land Baden-Württemberg stellte in den Doppelhaushalt 2013/14 seinen Finanzierungsanteil von 90 Millionen Euro ein.[26] Im Herbst 2012 wurde die Kostenschätzung von 180 auf 226 Millionen Euro angehoben. Die Steigerung wurde mit moorigem Baugrund, der Ertüchtigung von Kabeltrassen und zusätzlichen Stützmauern begründet. Mit den gestiegenen Baukosten ging eine Anhebung der Planungskosten um 8,28 Millionen Euro einher, die im März 2013 bekannt wurde. Die geschätzten Kosten des Gesamtvorhabens beliefen sich damit nunmehr auf 234,3 Millionen Euro.[27] Dabei war geplant, die Elektrifizierung Ende 2017 abzuschließen.[28]
Ende Mai 2013 wurden für die letzten beiden der fünf Abschnitte die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren eingereicht.[29] Mitte 2014 erwartete die Deutsche Bahn, dass Ende März 2015 alle Genehmigungen für alle Abschnitte vorlägen.[30]
Anfang Juni 2013 vereinbarten der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Rüdiger Grube die Gründung einer Arbeitsgruppe für die Elektrifizierung der Strecke.[31] Im gleichen Monat wurde eine weitere Verzögerung bekannt. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums könne die Finanzierungsvereinbarung nunmehr frühestens 2014 unterzeichnet werden. Als Grund wurden zusätzliche Untersuchungen des Untergrundes genannt.[29]
Laut Angaben der Bundesregierung von Dezember 2013 sollte das Vorhaben im Jahr 2018 fertiggestellt werden.[32] Zwischen Bund und Land liefen Anfang 2014 Verhandlungen zum Abschluss einer Finanzierungsvereinbarung. Das Land drängte auf eine Unterzeichnung im Jahr 2014. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg ging Anfang Februar 2014 intern von Kosten in Höhe von 206 Millionen Euro aus. Die Offenlegung der Planunterlagen in den beiden noch ausstehenden Abschnitten war für April und Mai 2014 geplant (Stand: Februar 2014).[33] Mitte 2014 kündigte das Bundesverkehrsministerium an, dass die „haushaltsrechtlichen Voraussetzungen für den Baubeginn bei der Südbahn gegenwärtig nicht gegeben“ seien. Das Projekt werde im Übrigen im Zuge des Bundesverkehrswegeplans 2030 neu bewertet.[30]
Die Deutsche Bahn rechnete Ende 2014 mit dem Planfeststellungsbeschluss im Frühjahr 2015, mit den Finanzierungsvertrag im Spätsommer 2015 und mit dem Baubeginn im Jahr 2016 (Stand: Dezember 2014). Es waren drei Jahre Bauzeit vorgesehen.[34] Im November 2014 vereinbarten Land und Bund, im Frühjahr 2015 in Berlin über die Finanzierung des Projekts abschließend zu verhandeln.[35] Das Land Baden-Württemberg bekräftigte im April 2015, mit Vorarbeiten möglichst noch 2015 beginnen zu wollen. Mit den Planfeststellungsbeschlüssen rechnete das Land dabei binnen zwei bis drei Monaten.[36]
Das Bundesverkehrsministerium teilte im Januar 2015 mit, dass im Jahr 2015 aufgrund fehlender Mittel keine Finanzierungsvereinbarung abgeschlossen werden könne.[37] Die Regierung von Baden-Württemberg ging im April 2015 davon aus, dass die Planfeststellungsbeschlüsse bis zur Jahresmitte 2015 vorliegen würden. Der Bund weigerte sich, vor dem Vorliegen der Baureife, die mit dem Vorliegen der Planfeststellungsbeschlüsse gegeben wäre, über eine Finanzierungsvereinbarung zu verhandeln.[38] Die Finanzierung ist im Landeshaushalt abgesichert. Im Bundeshaushalt ist die Finanzierung dagegen noch nicht hinterlegt.[39] Die wirtschaftliche Bewertung, für den Bundesverkehrswegeplan 2030, stand Ende September 2015 vor dem Abschluss mit positivem Ergebnis. Das Land Baden-Württemberg sagte im November 2015 zu, bis zu 112,5 Millionen Euro für die Elektrifizierung bereitzustellen.[40] Anfang Dezember 2015 gab der Bund Mittel aus dem Haushalt 2015 für die Elektrifizierung der Südbahn frei.[41]
Kurz vor Weihnachten 2015 wurde die Finanzierungsvereinbarung zwischen Land und Bahn unterzeichnet. Das Land übernimmt demnach die Hälfte der zuwendungsfähigen Kosten – maximal 112,5 Millionen von 225 Millionen Euro. Die Elektrifizierung soll bis Ende 2021[veraltet] abgeschlossen werden.[42] Ein entsprechender Vertrag zwischen Land und Bund wird folgen.[43] Nach Angaben der Deutschen Bahn seien bei Baubeginn 2018 Kostensteigerungen auf über 300 Millionen Euro aufgrund von Marktpreisentwicklungen absehbar gewesen. Die tatsächlichen Gesamtkosten waren Ende 2020 noch nicht absehbar.[44] Zur Inbetriebnahme, im Dezember 2021, wurden die Kosten mit nunmehr 370 Millionen Euro angegeben.[45]
Im November 2016 lagen alle Planfeststellungsbeschlüsse vor.[46] Die Abschnitte und Planungstände waren im Einzelnen:
- Im PFA 1 (Stadtkreis Ulm und Alb-Donau-Kreis) wurde der Anhörungsbericht im März 2014 dem Eisenbahn-Bundesamt übergeben.[38] Der Antrag auf Planfeststellung wurde am 18. August 2011 beantragt. Das Anhörungsverfahren wurde am 14. Dezember 2011 eingeleitet, die Pläne im Januar und Februar 2012 öffentlich ausgelegt. Der Planfeststellungsbeschluss wurde am 27. Mai 2015 erlassen.[47]
- Im PFA 2 (Landkreis Biberach) lagen die Planunterlagen im Oktober/November 2012 öffentlich aus. 2013 reichte die Deutsche Bahn eine neue Lärmbetrachtung ein, die an einem separaten Erörterungstermin am 29. April 2014 erörtert werden sollte.[48] Der Anhörungsbericht wurde im August 2014 dem Eisenbahn-Bundesamt übergeben.[38] Der Planfeststellungsbeschluss erging am 15. Oktober 2015[49]
- Im PFA 3 (Landkreis Ravensburg) lagen die Planunterlagen ab 24. Februar 2014 aus.[48] Der Anhörungsbericht des Regierungspräsidiums Tübingen wurde am 30. Dezember 2014 dem Eisenbahn-Bundesamt übersandt.[38] Der Planfeststellungsbeschluss erging am 15. Oktober 2015[50]
- Der PFA 4 (Bodenseekreis) beginnt im Norden an der Landkreisgrenze Ravensburg/Bodenseekreis verläuft über den Bahnhof Friedrichshafen bis zur Querung der Schlossstraße in Friedrichshafen. Das Anhörungsverfahren wurde im Dezember 2014 abgeschlossen. Der Anhörungsbericht wurde am 9. Dezember 2014 dem Eisenbahn-Bundesamt übersandt.[51] Der Planfeststellungsbeschluss erging am 29. Oktober 2015[52]
Der Spatenstich für die Elektrifizierung erfolgte am 23. März 2018 bei Niederbiegen, wo ein Umspannwerk gebaut wurde. Für den Bau der Fundamente der Oberleitungsmasten waren folgende Sperrungen erforderlich:[53][54]
Beginn | Ende | Abschnitt |
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10. September 2018 | 8. Dezember 2018 | Ulm–Laupheim West |
11. März 2019 | 15. Juli 2019 | Biberach–Aulendorf |
16. September 2019 | 3. November 2019 | Ulm–Laupheim West |
4. November 2019 | 14. Dezember 2019 | Biberach–Aulendorf |
2. März 2020 | 12. Juli 2020 | Aulendorf–Ravensburg |
24. September 2020 | 17. Dezember 2020 | Ravensburg–Friedrichshafen |
7. März 2021 | 1. April 2021 | Aulendorf–Ravensburg |
6. April 2021 | 30. April 2021 | Ravensburg–Friedrichshafen |
Am 6. Dezember 2021 wurde die Elektrifizierung symbolisch in Betrieb genommen. Im Zeppelinhanger Friedrichshafen legten Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Verkehrsminister Winfried Hermann, DB-Infrastrukturvorand Ronald Pofalla sowie der Bodensee-Landrat Lothar Wölfle symbolisch Hebel um.[55]
Betrieb
Seit Dezember 2021 ist die Strecke abschnittsweise mit 160 km/h statt 140 km/h befahrbar. Die Reisezeit zwischen Ulm und Friedrichshafen reduzierte sich damit von 72 Minuten im Jahr 2017 auf 64 Minuten.
Mit Regional-Express-Zügen wird zwischen Ulm und Friedrichshafen ein annähernder Halbstundentakt angeboten. Die mit Diesel-Neigetechniktriebzügen bediente Linie Basel – Ulm endet seit der Elektrifizierung in Friedrichshafen.[56] Mit der Elektrifizierung wurde das Regionalverkehrsangebot (in Zugkilometern) um rund 30 Prozent ausgeweitet. Mit wenigen Ausnahmen fahren seither nur noch elektrische Züge auf der Strecke. Dieselfahrzeuge verkehren nur noch im Rahmen von Überführungsfahrten in die Werkstatt nach Ulm.[57][55]
Die durchgehende Regional-Express-Linie von Stuttgart über Ulm und Friedrichshafen endet in Lindau-Reutin, wo Anschlüsse nach Vorarlberg und an den EuroCity-Express (ECE) nach München bestehen.[57] Je ein Railjet- und Intercity-Zugpaar führen über Vorarlberg nach Tirol. Laut Verkehrsprognose soll sich der Güterverkehr auf der Strecke zwischen 2016 und 2030 mehr als verdoppeln.[58]
Kulturgeschichte der Strecke
Der Abschnitt zwischen Erbach und Biberach verläuft schnurgerade, vorbei an Ortschaften. Das Königreich Württemberg, das keine Kohlevorkommen besaß, wollte seine Züge auf dem denkbar kürzesten Weg zum Bodensee führen; kurzfristig drohte sogar die Umfahrung von Biberach.[59]
Im Lied Auf de schwäbsche Eisebahne werden die Stationen der Strecke erwähnt („Stuttgart, Ulm und Biberach, Meckenbeuren, Durlesbach“). Auf der Strecke kommt Durlesbach vor Meckenbeuren; die abweichende Reihenfolge im Liedtext ist dem Reim geschuldet, entspricht aber der Bedeutung dieser Stationen in abnehmender Folge.
Da der Bahnhof Durlesbach abseits der Siedlungen im Schussental liegt, wurde er nach dem dort mündenden Bach[60] benannt. Dieser Bahnhof diente[61] ursprünglich der Anbindung der sieben Kilometer nordöstlich gelegenen Stadt Bad Waldsee, verlor diese Funktion jedoch mit der Eröffnung des ersten Abschnitts der Strecke Herbertingen–Isny am 25. Juli 1869. Im gleichen Jahr wurden im Bahnhof Durlesbach die Gleisanlagen erweitert, um ihn stattdessen für die Holzverladung (auch zum Export in die Schweiz) zu nutzen. Nach der Wiederbelebung (1870) des zwei Kilometer östlich gelegenen Klosters Reute gewann der Bahnhof neue Relevanz für die zahlreichen Besucher. Seit dem Aufkommen des Automobils allerdings verlor Durlesbach stetig an Bedeutung, bis die Station, zuletzt nur noch ein Haltepunkt mit „Halt auf Antrag für Wandergruppen“, 1984 endgültig aufgelassen wurde.
Heute beherbergt das Empfangsgebäude als „Kultur-Bahnhof Durlesbach“ eine Kunstgalerie mit Café. Ein Denkmalzug mit Geißbock, Bauer, Weible und Kondukteur (René Auer,[62] 1991) erinnert an das bekannte Lied mit dem traurigen Ende des Geißbocks, der von seinem Besitzer ans Zugende gebunden worden war – wie er das von seinen Reisen mit der Postkutsche gewohnt war.
Vom 22. Juni 2013 bis 19. Januar 2014 fand im Museum Biberach eine Sonderausstellung zur Geschichte der Südbahn statt.[63]
2020 wurde auf der Internationalen Bodenseekonferenz beschlossen, die Bodensee-S-Bahn zu realisieren. Es soll dazu eine neue Studie „Bodanrail 2040“ aufgelegt werden, nachdem das alte Konzept „Bodan-Rail 2020“ ab 2010 nicht weiter verfolgt wurde.[64] Die Strecke Ulm–Friedrichshafen wäre ein Teil dieses Vorhabens.
Galerie
- Ehemaliges Empfangsgebäude von Warthausen, bis 2018 Knopfmuseum
- Züge im Bahnhof Ravensburg
- Bahnhof Meckenbeuren
- Drehscheibe am Bahnhof Biberach (Riß) um 1904 (vor der Post)
Literatur
- Uwe Schmidt: Die Südbahn. Eisenbahn und Industrialisierung in Ulm und Oberschwaben. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2004, ISBN 3-88294-342-4.
- Otto Supper: Die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Königreich Württemberg. Nachdruck der Ausgabe von 1895. Kohlhammer, Stuttgart 1981, ISBN 3-17-005976-9.
- Thomas Scherer: Der Bahnknotenpunkt Aulendorf: die Verkehrsgeschichte des Bahnhofs und des Bahnbetriebswerkes Aulendorf. 1. Auflage. Spurkranz-Verlag, Ulm 1982, ISBN 3-88255-791-5 (Eisenbahnen in Württemberg; Band 2).
Weblinks
- Albrecht Schäffer: Die Südbahn – KBS 751. 15. April 2014, abgerufen am 22. April 2016.
- Verlauf und zulässige Geschwindigkeiten der Strecke auf der OpenRailwayMap
- Bild Fahrplan aus Kursbuch 1944
- Ludwig Zimmermann & Uwe Schmidt: Die Südbahn. Gemeindeverwaltungsverband Fronreute-Wolpertswende, 2. November 2012, abgerufen am 22. April 2016 (Geschichte 1846–1913, mit 3 Bildern).
- Bauprojekt der Deutschen Bahn: Ulm – Friedrichshafen – Lindau-Aeschach
Einzelnachweise
- DB Netze - Infrastrukturregister
- Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- Verordnung (EU) Nr. 1315/2013 über Leitlinien der Union für den Aufbau eines transeuropäischen Verkehrsnetzes und zur Aufhebung des Beschlusses Nr. 661/2010/EU (PDF; 119 MB), S. 49
- Hans Wolfgang Scharf, Burkhard Wollny: Die Eisenbahn am Bodensee, EK Freiburg, 1993 ISBN 3-88255-758-3 S. 86
- Meldung Neues Konzept für die Südbahn. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 2/2003, ISSN 1421-2811, S. 52.
- DB Mobility Logistics AG: Feierliche Eröffnung der neuen Bahnlinie Laupheim Stadt–(Südkurve)–Biberach (Riß) am 11. Juni 2011. Presseinformation vom Juni 2011.
- Bahn-Report, 5/2008, S. 76.
- Baubeginn der Südkurve Laupheim mit Spatenstich eingeläutet.
- SMA/Intraplan: Regio-S-Bahn Donau-Iller Ergebnisse der Hauptstudie (PDF; 2,4 MB), 27. November 2012, abgerufen am 19. November 2013
- Bahnhof Merklingen volkswirtschaftlich sinnvoll. In: vm.baden-wuerttemberg.de. Ministerium für Verkehr, 27. Juli 2016, abgerufen am 30. Juli 2016.
- Pressemitteilung des Verkehrsministeriums vom 4. März 2016, abgerufen am 16. Juni 2017
- Land schreibt Betrieb für weitere Zugstrecken aus. In: Stuttgarter Nachrichten. Nr. 1, 2. Januar 2015, S. 17.
- Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (Hrsg.): Bahnstrecke Stuttgart – Lindau: DB Regio erhält Zuschlag. (Online [abgerufen am 25. Februar 2018]).
- Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (Hrsg.): Verkehrsverträge für das Netz Stuttgart-Ulm-Bodensee und Donau-Ostalb unter Dach und Fach. (Online [abgerufen am 25. Februar 2018]).
- Bahn soll Kunden in Südwürttemberg entschädigen. In: Schwäbische. (Online [abgerufen am 25. Februar 2018]).
- [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.suedkurier.de/nachrichten/bawue/art1070,2061487.html Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: [http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.suedkurier.de/nachrichten/bawue/art1070,2061487.html Artikel des Südkurier]
- BMVI - Publikationen-Bundesverkehrswegeplan 2030 – Gesamtplan. (PDF) In: www.bmvi.de. Abgerufen am 5. November 2016.
- Bundesgesetzblatt. (PDF) Abgerufen am 3. Dezember 2017.
- Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Agnes Malczak, Dr. Anton Hofreiter, Bettina Herlitzius,weiterer Abgeordneterund der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 17/7096 – (PDF; 83 kB). Drucksache 17/7115 vom 11. Oktober 2011.
- Deutsche Bahn AG (Hrsg.): Planungen zu Elektrifizierung und Ausbau der Südbahn im Zeitplan. Presseinformation vom 28. September 2011.
- Thomas Steibadler: Nur teilweise freie Fahrt. In: Südwest Presse. 22. Oktober 2015, ZDB-ID 1360527-6, S. 31 ([unter anderem Titel online Online]).
- Rüdiger Baßler: Neue Hindernisse für die Südbahn. In: Stuttgarter Zeitung. Nr. 264, 14. November 2015, S. 28 (online).
- D-Karlsruhe: Umweltfolgenabschätzung im Bau. Dokument '2011/S 19-030017 vom 28. Januar 2011 im Elektronischen Amtsblatt der Europäischen Union.
- D-Stuttgart: Umweltplanung. Dokument 2010/S 173-264963 vom 7. September 2010 im Elektronischen Amtsblatt der Europäischen Union.
- Planverfahren für Südbahn läuft bald an, SWP am 28. Juli 2011 (Memento vom 3. Mai 2012 im Internet Archive)
- Wer die Mehrkosten bezahlt, ist unklar. In: Schwäbische Zeitung. 9. April 2013, S. 1.
- Elektrifizierung wird noch teurer. In: Schwäbische Zeitung. 16. März 2013, S. 2.
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- Museum Biberach: Sonderausstellung
- Bodanrail 2040 (ABH094)