Bachmut
Bachmut (ukrainisch und russisch Бахмут) ist eine Stadt in der Oblast Donezk im Osten der Ukraine am Ufer des Flusses Bachmutka mit etwa 74.000 Einwohnern (Stand: 2019)[1].
Bachmut | |||
Бахмут | |||
| |||
Basisdaten | |||
---|---|---|---|
Oblast: | Oblast Donezk | ||
Rajon: | Kreisfreie Stadt | ||
Höhe: | 200 m | ||
Fläche: | 42,02 km² | ||
Einwohner: | 74.320 (2019) | ||
Bevölkerungsdichte: | 1.769 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 84500 | ||
Vorwahl: | +380 6274 | ||
Geographische Lage: | 48° 36′ N, 38° 0′ O | ||
KOATUU: | 1410300000 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt, 1 Siedlung städtischen Typs | ||
Bürgermeister: | Oleksij Rewa | ||
Adresse: | вул. Артема 44 84500 м. Бахмут | ||
Website: | http://artemrada.gov.ua/ | ||
Statistische Informationen | |||
|
Aufgrund der Entkommunisierungsgesetze wurde die Stadt am 4. Februar 2016 von dem seit 1924 gültigen Namen Artemiwsk (Артемівськ) in den historischen Namen Bachmut umbenannt.[2][3][4]
Bachmut ist Zentrum des gleichnamigen Rajons und gliedert sich neben der eigentlichen Stadt noch in die Siedlung städtischen Typs Krasna Hora (Красна Гора). Bis zum 8. September 2016 waren die Städte Tschassiw Jar und Soledar noch der Stadtgemeinde von Bachmut zugeordnet und wurde dann der Rajonsverwaltung des Rajons Bachmut unterstellt[5].
Bachmut ist ein Zentrum der ukrainischen Salzindustrie.[6]
Verkehr
In der Stadt gibt es mehrere Bahnhöfe an den Bahnstrecken Charkiw–Horliwka und Kramatorsk–Debalzewe. Durch die Stadt führen die Territorialstraßen T-05-13, T-05-04 und T-13-02. Nordöstlich von Bachmut verläuft die Fernstraße M 03.
Geschichte
1703 wurde die Festung Bachmut gegründet. Ab dem 18. Jahrhundert wurde in der Umgebung der Stadt Salz gewonnen und intensiver Salzhandel getrieben. Im 19. Jahrhundert war die Stadt das administrative Zentrum des Ujesd Bachmut im Gouvernement Jekaterinoslaw. 1924 wurde die Stadt zu Ehren des russischen Revolutionärs Artjom in Artemiwsk umbenannt.
Der unter anderem nach Deutschland exportierte Krimsekt wird in Bachmut in einem ehemaligen Kalkbergwerk, und nicht wie oft angenommen auf der Halbinsel Krim produziert, aus Weinen vorwiegend von der Halbinsel. In den umfangreichen unterirdischen Gängen und Höhlen begingen Mitglieder der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg Erschießungen an der Bevölkerung. Zwischen dem 9. und 12. Januar 1942 wurden zudem etwa 3000 Juden aus der Stadt von Mitgliedern der Einsatzgruppe C unter logistischer Mithilfe der 17. Armee in einen Stollen des ehemaligen Gips-Bergwerks verfrachtet und dort 50–70 Meter unter der Erde bei lebendigem Leibe eingemauert. Um die Aktion zu vertuschen, wurden die Wände des Stollens abgesprengt. Im September 1943, nach der Befreiung der Stadt durch die Rote Armee im Rahmen der Donezbecken-Operation, wurden nach einigem Suchen die Leichen entdeckt und geborgen. Da die Leichen aufgrund der ungewöhnlichen Klimaverhältnisse im Stollen (permanente Temperatur von +12°–14° sowie eine Luftfeuchtigkeit von 88–90 %) nicht verwest, sondern mumifiziert waren, konnte eine Reihe von ihnen identifiziert werden.[7] Im Jahre 1950 wurde im selben Bergwerk aufgrund ebendieser spezifischen Klimabedingungen die Bachmuter Sektfabrik (Krimsekt) eingerichtet. An der Stelle, wo im Januar 1941 die Juden der Ortschaft eingemauert wurden, befindet sich heute zum Gedenken die „Mauer der Tränen“.
1999 wurde bekannt, dass die ukrainische Regierung in Bachmut ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll im Salzbergwerk des Stadtteils Soledar plant. Die örtlichen Umwelt- und Bürgerrechtsgruppen Mama-86 und Bahmat konnten dieses Vorhaben mit der Hilfe der deutschen Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg verhindern.[8][9]
Am 24. April 2014 griffen prorussische Separatisten einen Armeestützpunkt in der Stadt an. Die ukrainische Armee wehrte den Angriff ab.[10]
Wappen
Als Bachmut führte die Stadt ein in Grün und Schwarz geteiltes Wappen mit dem mittig gesetzten Zeichen für Salz. Das ist ein Kreis mit einem waagerechten Faden über den Durchmesser (durchgeschnittener Kreis). Die Stadtfarben sind im Wappen.
Einwohnerentwicklung
1897 | 1923 | 1926 | 1939 | 1959 | 1970 | 1979 | 1989 | 2001 | 2005 | 2015 | 2019 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
19.316 | 28.904 | 37.354 | 55.409 | 60.626 | 82.342 | 87.084 | 90.279 | 82.916 | 80.655 | 77.177 | 74.320 |
Quellen: [11]
Volksgruppe | Einwohner | 2001 (%)[12] |
---|---|---|
Ukrainer | 78.993 | 69,4 |
Russen | 31.301 | 27,5 |
Weißrussen | 705 | 0,6 |
Armenier | 396 | 0,3 |
Roma | 263 | 0,2 |
Juden | 224 | 0,2 |
Söhne und Töchter der Stadt
- Jakiw Chammo (* 1990), Judoka
- Serhij Krymskyj (1930–2010), Philosoph und Kulturwissenschaftler
- Alina Lohwynenko (* 1990), Sprinterin
- Ludwig Christian Karl Alexander Martens (1875–1948), deutsch-russischer Revolutionär und Maschinenbauingenieur
- Menachem Savidor (1917–1988), israelischer Politiker
- Larissa Schepitko (1938–1979), sowjetische Filmregisseurin und Drehbuchautorin
- Sam Spewack (1899–1971), US-amerikanischer Dramaturg, Librettist und Drehbuchautor
- Boris Werlinski (1887–1950), sowjetischer Schachmeister und erster Großmeister der UdSSR
Weblinks
Einzelnachweise
- Сhyselnist Naselennya po mistakh ta rayonakh. Abgerufen am 12. Dezember 2019 (ua).
- Верховна Рада України; Постанова від 04.02.2016 № 984-VIII Про перейменування окремих населених пунктів та районів
- http://artemrada.gov.ua/uk/news/10260
- Umbenennung von Ortschaften auf der Webpräsenz der Werchowna Rada vom 4. Februar 2016, abgerufen am 5. Februar 2016
- Верховна Рада України; Постанова, План від 08.09.2016 № 1519-VIII Про зміни в адміністративно-територіальному устрої Донецької області, зміну і встановлення меж Бахмутського району Донецької області
- Де в Україні видобувають сіль та як її використовують. In: Ukraine IS. 10. November 2018, abgerufen am 5. Dezember 2019 (ukrainisch).
- Die Umstände der Ermordung der Juden in Bachmut waren nach dem Kriege Gegenstand der Nürnberger Prozesse.
- Ein Endlager – dann ist die Stadt tot, Reisebericht der BI vom 22. August 2000, zuletzt gesichtet am 28. April 2014.
- Ukrainer beim Anti-Atom-Camp EJZ-Bericht über den Gegenbesuch, zuletzt gesichtet am 28. April 2014.
- Moskaus Antwort: Manöver an ukrainischer Grenze, tagesspiegel.de berichtet am 24. April 2014.
- Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org
- http://history.org.ua/LiberUA/NatsSklRMDonObl/NatsSklRMDonObl.pdf