American Battle Monuments Commission
Die American Battle Monuments Commission (ABMC) ist eine kleine unabhängige Behörde der Exekutive der US-Bundesregierung. Die Verwaltung hat ihren Hauptsitz in Arlington (Virginia). Seit 1923 ist diese Behörde für den Bau, die Verwaltung und Erhaltung von 24 US-amerikanischen Soldatenfriedhöfen und 25 Denkmälern in Europa, Mittelamerika, Nordafrika und im pazifischen Ozean verantwortlich. In den Vereinigten Staaten selbst werden drei Monumente verwaltet.
Auf den von der ABMC betreuten Friedhöfen haben seither 131.096 tote Soldaten aus drei Kriegen ihre letzte Ruhestätte. Deren Monumente beinhalten die Namen von annähernd 94.135 vermissten oder auf See bestatteten Männern und Frauen seit dem Ersten Weltkrieg.[1] Durch Berufung des Kongresses ist die ABMC für die Planung und den Bau neuerer Denkmäler (World War II Memorial in Washington) verantwortlich, für deren zukünftige Verwaltung und Wartung das National Park Service verantwortlich ist.
Geschichte
Mit Ende des Ersten Weltkrieges wurde in Anbetracht der tausenden US-amerikanischen Todesopfer der Ruf nach einer Organisation laut, die die Bestattung und die Ehrung der Gefallenen zur Aufgabe haben sollte. So errichtete der US-Kongress per Gesetz (36. United States Code 121–138c) am 4. März 1923 die American Battle Monuments Commission. Der damalige US-Präsident Warren G. Harding bestellte General John Pershing als ersten Vorsitzenden dieser Behörde, die sich folgende Punkte als Aufgabe nahm:
- Gedenken an die Kriegsopfer der US-Streitkräfte, die seit dem 6. April 1917 (Tag des Kriegseintritts der USA in den Ersten Weltkrieg) ihren Dienst versahen, durch Errichtung angemessener Denkmäler in und außerhalb der Vereinigten Staaten.
- Auslegung, Bau und Erhaltung permanenter Soldatenfriedhöfe im Ausland.
- Förderung bundesstaatlicher und ziviler Organisationen sowie Privatpersonen, die sich dem Bau und der Instandhaltung von Denkmälern und Gedenktafeln auf ausländischen Boden widmen.
Die Mitarbeiter der ABMC arbeiten seither an dem Erhalt von 23 US-amerikanischen Soldatenfriedhöfen auf ausländischem Boden. Mit September 2006 befanden sich dort die sterblichen Überreste von 124.917 US-Soldatinnen und Soldaten, davon entfallen 30.921 auf den Ersten Weltkrieg (1917–1918), 93.242 auf den Zweiten Weltkrieg (1941–1945) und 750 auf den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846–1848). Des Weiteren wird in Panama ein Friedhof betreut, auf dem Opfer aus der Zeit des Baus des Panamakanals beigesetzt sind. Seither sind diese Grabstätten für Beisetzungen von Toten aus anderen Konflikten geschlossen. Lediglich die im Laufe der Zeit auf den ehemaligen Schlachtfeldern beider Weltkriege gefundenen sterblichen Überreste, die als US-Soldaten identifiziert werden konnten, können noch nachträglich auf ihnen beigesetzt werden.
Die letzte Ruhestätte der im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Mitglieder von Armee, Marine und Luftwaffe wurde durch Gesetz 389 des 66. Kongresses (1919) bzw. durch Gesetz 368 des 80. Kongresses (1947) geregelt. Demnach sind die Hinterbliebenen des Verstorbenen berechtigt zu entscheiden, wo dessen sterblichen Überreste begraben werden sollten. Zur Auswahl stand einerseits ein, dem Todesort am nächsten gelegenen und entsprechend konzipierten Soldatenfriedhof im Ausland und andererseits die Überführung des Leichnams in die Vereinigten Staaten und eine Beisetzung in einem Privat- oder Nationalfriedhof (z. B. Arlington National Cemetery). In wenigen Fällen konnten die Angehörigen eines im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten nach Jahren die Überstellung der sterblichen Überreste von einem europäischen ABMC-Soldatenfriedhof in die USA in Auftrag geben. Dies wurde jedoch durch einen 1951 erlassenen Beschluss verboten, wodurch die erstmals beantragte Ruhestätte noch immer gültig ist.
Erster Weltkrieg
Nach dem Krieg errichtete der American Graves Registration Service des US-Kriegsministeriums in Frankreich und Belgien acht Soldatenfriedhöfe. Die Regierungen der beiden Länder gewährten den USA das Recht diese Friedhöfe permanent und ohne Nebenkosten (z. B. Pacht) auf ihren Territorium zu betreiben. Gemäß ihren Statuten zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten der Streitkräfte in diesem Krieg, kümmerte sich die ABMC um die landschaftliche Gestaltung jeder der acht Friedhöfe und errichtete je eine überkonfessionelle Kapelle. Des Weiteren wurden elf separate Denkmäler und zwei Gedenktafeln auf den ehemaligen Schlachtfeldern, auf denen US-Soldaten kämpften gebaut. Das Allied Expeditionary Forces World War I Memorial entstammt ebenfalls der Initiative der ABMC.
1934 wurden auf Anordnung des damaligen US-Präsidenten alle in Europa befindlichen US-Soldatenfriedhöfe endgültig unter die Obhut der ABMC gestellt. Auch für den Bau und die Pflege zukünftiger im Ausland befindlicher Kriegsgrabstätten sollte die ABMC verantwortlich sein.
Zweiter Weltkrieg
Während des Krieges hatte die US Army hunderte kleinerer Friedhöfe für ihre toten Soldaten auf den weltweiten Schlachtfeldern angelegt. 1947 entschied sich die ABMC und der Secretary of the Army für 14 permanente Grabstätten in Europa und auf den Philippinen. Nach der Bestattung aller US-amerikanischen Kriegsopfer durch das American Graves Registration Service wurden diese Soldatenfriedhöfe der ABMC unterstellt, die fortan für deren Erhalt und Verwaltung sorgen sollte. Wie bei den Grabstätten aus dem vorangegangenen Weltkrieg, gewährten die jeweiligen Regierungen permanente Pachtfreiheit. Die Soldatenfriedhöfe wurden neben einer konfessionslosen Gedächtniskapelle auch mit Skulpturen und zahlreichen Informationstafeln ergänzt, die den damaligen Kriegsverlauf beschreiben und auch speziell auf Schlachten hinweisen. Seither wurde durch die ABMC oder durch Privatpersonen zahlreiche Denkmäler auf den ehemaligen Kriegsschauplätzen und in den Vereinigten Staaten selbst errichtet.
Organisation
Das oberste Gremium der ABMC wird von elf US-Staatsbürgern gestellt, die der Präsident der Vereinigten Staaten nominiert. Die Kommissionsmitglieder arbeiten ehrenamtlich für unbestimmte Zeit und treffen sich zweimal im Jahr mit dem permanent arbeitenden Mitarbeiterstab im ABMC-Hauptquartier in Arlington, Virginia.
Weltweit sind rund 400 zivile Arbeitnehmer in Vollzeit bei dieser Behörde beschäftigt, darunter rund 80 US-Staatsbürger, von denen wiederum 50 überwiegend im Ausland tätig sind. Von der Niederlassung in Paris werden die europäischen Friedhöfe und Denkmäler verwaltet, während Objekte in Mexiko, Panama und auf den Philippinen direkt von der Zentrale beaufsichtigt werden.[2]
Vorsitzende
Nr. | Name | Beginn der Berufung | Ende der Berufung |
---|---|---|---|
1. | John J. Pershing | 1923 | 1948 |
2. | George C. Marshall | 1949 | 1959 |
3. | Jacob L. Devers | 1960 | 1969 |
4. | Mark W. Clark | 1969 | 1984 |
5. | Andrew J. Goodpaster | 1985 | 1990 |
6. | Paul X. Kelley | 1990 | 1994 |
7. | Fred F. Woerner | 1994 | 2001 |
8. | Paul X. Kelley | 2001 | 2005 |
9. | Frederick M. Franks, Jr. | 2005 | 2009 |
10. | Merrill A. McPeak | 2011 | 2018 |
11. | David Urban | 2018 |
Wissenswertes
- Jeder Grabstein auf ABMC-Friedhöfen besteht aus reinem weißen Marmor. Die Grabsteine für Opfer des Ersten Weltkrieges wurden ausschließlich in Kreuzform gebaut, während man für Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Bezug auf den Holocaust Unterschiede machte. Angehörige des jüdischen Glaubens bekamen einen Stein in Form eines auf einem Schaft stehenden Davidsterns. Die Steingravur beinhaltet Name, Dienstgrad, Waffengattung (Armee, Luftwaffe, Marine), Geburtstag und, sofern es bekannt war, das Sterbedatum des gefallenen Soldaten. Nicht identifizierbare Leichname tragen nur den Schriftzug „HERE RESTS IN HONORED GLORY AN AMERICAN SOLDIER KNOWN BUT TO GOD“. Bei Toten des Zweiten Weltkriegs wurde die Worte „AMERICAN SOLDIER“ durch „COMRADE IN ARMS“ ersetzt.
- Für die Grabkreuze und Grabsteine mit Davidsternen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen amerikanischen Soldaten wurde ausschließlich rein weißer Laaser Marmor verwendet.[4]
- Das vom ABMC-Personal zu pflegende Areal umfasst 647 ha, davon etwa 370 ha Wiesen und Blumenbeete, ca. 279.000 m² Hecken und Büsche, 108 km Straßen und Gehwege sowie annähernd 11.000 Zierbäume.[5]
- Es gibt keinen amerikanischen Soldatenfriedhof auf deutschem Boden. Bis heute wird kein amerikanischer Soldat in Deutschland beigesetzt, es sei denn auf ausdrücklichen eigenen Wunsch. Die Toten werden ausnahmslos in die Vereinigten Staaten überführt. Suchtrupps sind bemüht, auf den damaligen Kriegsschauplätzen und anhand von zeitgenössischen Aussagen und Dokumenten die nicht bestatteten Soldaten aufzufinden, zu exhumieren und in die USA zu überführen. Noch heute werden jedes Jahr durchschnittlich sieben gefallene Soldaten aus dem Boden des einstigen Schlachtfeldes geborgen. Zuletzt wurden am 26. September 2008 die sterblichen Überreste von John Farrell jr. und Edward T. Jones in Schmidt gefunden. Sie gehörten der 28. US-Infanteriedivision an. Ihre sterblichen Überreste werden zum amerikanischen Ermittlungsdienst nach Hawaii überführt, der die Nachfahren benachrichtigt.
Listen
Friedhöfe der ABMC
- 1 auf dem jeweiligen Friedhof begrabene Soldaten
- 2 auf Gedenktafeln vermerkte Namen im Krieg vermisster Soldaten
Denkmale der ABMC
Siehe auch
Literatur
- Thomas H. Conner: War Remembrance. The Story of the American Battle Monuments Commission, Lexington, Kentucky: University Press of Kentucky 2018, ISBN 978-0-8131-7631-4.
Weblinks
- Offizielle Homepage der ABMC (englisch)
- Karte aller Friedhöfe (englisch)
Einzelnachweise
- American Battle Monuments Commission: Fiscal Year 2008 Annual Report. Washington 2008, S. 31 (abmc.gov [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 24. August 2009]). PDF, 1,5 MB (Memento vom 27. Mai 2010 im Internet Archive)
- Commission Structure. In: American Battle Monuments Commission. Abgerufen am 13. Mai 2021.
- Chairmen. In: American Battle Monuments Commission. Abgerufen am 13. Mai 2021.
- Crosses for US military cemeteries (Second World War). Lasa Marmo. Abgerufen am 13. Mai 2020.
- American Battle Monuments Commission: Fiscal Year 2005 Annual Report. Washington, D.C. 2005, S. 9 (abmc.gov [PDF; 4,0 MB; abgerufen am 12. Juli 2007]). PDF, 4 MB (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
- American Battle Monuments Commission: Fiscal Year 2008 Annual Report. Washington 2008, S. 30 (abmc.gov [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 24. August 2009]). PDF, 1,5 MB (Memento vom 27. Mai 2010 im Internet Archive)