Alfred Franke-Gricksch
Alfred Franke-Gricksch (* 30. November 1906 in Berlin; † 18. August 1952 in Moskau) war während der Weimarer Republik ein Parteifunktionär und -publizist des nationalrevolutionären Flügels der NSDAP. Er verließ 1930 die Partei und emigrierte 1933. 1934 zurückgekehrt, wurde er im Deutschen Reich SS-Offizier im Rang SS-Obersturmbannführer. In der frühen Nachkriegszeit war er einer der Organisatoren der rechtsnationalistischen Gruppierung „Bruderschaft“. 1952 wurde er wegen seiner SS-Tätigkeit in der Sowjetunion hingerichtet. In den frühen 1930er-Jahren führte er das Pseudonym Hildebrand.
Leben
Politische Aktivitäten bis 1934
Alfred Franke-Gricksch stammte aus einer Berliner Kaufmannsfamilie, war zunächst in der Jugendbewegung aktiv und begann ein Lehramtsstudium in Berlin. 1926 wurde er Mitglied der NSDAP.[1] Bei seiner Heirat war der NS-Ideologe und Hitler-Rivale Gregor Strasser einer der Trauzeugen. Die in der Literatur mehrfach zu findende Behauptung, Franke-Gricksch habe eine Tochter Gregor Strassers geheiratet, ist dagegen unrichtig. 1933 wurde sein Sohn Ekkehard geboren. Seine laut Aussagen des Sohnes unpolitische Frau Else ließ sich 1936 von ihm scheiden.[2][3]
Franke-Gricksch war Anhänger Otto Strassers, der 1930 die NSDAP im Streit mit Hitler verließ und die nationalbolschewistische Splittergruppe Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten gründete, aus der die von Strasser geführte Schwarze Front hervorging. Franke-Gricksch war Mitunterzeichner des Strasser-Aufrufs Die Sozialisten verlassen die NSDAP[4] und wurde einer der Gründer und Führer der „Nationalsozialistischen Arbeiter- und Bauernjugend“, der Nachwuchsorganisation der „Kampfgemeinschaft“.[5] 1933 folgte er Otto Strasser ins Exil nach Österreich und in die Tschechoslowakei.[1][6] Dort war er als enger Vertrauter Strassers Pressechef und Chefredakteur des Kampfblattes Deutsche Revolution.[7][8] Seinem Sohn Ekkehard zufolge wurde er in dieser Zeit in Deutschland wegen Landesverrats in Abwesenheit zum Tode verurteilt,[2] was sich allerdings durch keine zeitgenössische Quelle belegen lässt.
1934 brach er mit Strasser und kehrte über die Schweiz nach Deutschland zurück. Später wurde Franke-Gricksch vorgeworfen, er sei schon in seiner Emigrationszeit als Gestapo-Spitzel tätig gewesen und habe sich seine eigene Straffreiheit durch den Verrat von zahlreichen Mitgliedern der in Deutschland illegalen Strasser-Organisation erkauft.[9][10] Anfang der 1950er-Jahre eröffnete die Staatsanwaltschaft in Bielefeld wegen dieser Vorwürfe ein Ermittlungsverfahren gegen ihn, das aufgrund des Verschwindens Franke-Grickschs im Jahr Herbst 1951 aber nicht fortgeführt wurde.[11][12]
Als SS-Führer
1935 wurde Franke-Gricksch Mitglied der SS, wo er es in der SS-Verfügungstruppe und ab Oktober 1939 in der Waffen-SS bis 1941 zum SS-Hauptsturmführer brachte, zuletzt als Nachrichtenoffizier (Ic) im Divisionsstab der SS-Division Totenkopf unter SS-Brigadeführer Theodor Eicke, dem ehemaligen „Inspekteur der Konzentrationslager“. Ab März 1941 fand Franke-Gricksch, der sich selbst als Protegé Reinhard Heydrichs sah,[13] Verwendung beim Sicherheitsdienst (SD) im Reichssicherheitshauptamt. Der Versetzung lag keine Verwundung oder Frontuntauglichkeit zugrunde, sondern sie war Teil eines Personalrotationsplans von Heinrich Himmler („Austausch von Führern zwischen Front und Heimat“), durch den leitende SS-Kader umfassende Front-, Sicherheitspolizei- und Verwaltungserfahrungen erwerben sollten.[14]
Von August 1942 an war Franke-Gricksch bei der SS-Polizei-Division in Russland im Einsatz. Im Januar 1943 traten bei ihm Nierensteine auf.[14] Er wurde ins SS-Personalhauptamt versetzt, wo er zuletzt als SS-Obersturmbannführer das Persönliche Büro des Personalhauptamtschefs Maximilian von Herff führte sowie Leiter des Amts I (Zentralamt) wurde.[15] Seinem Vorgesetzten galt er bald als „zweitbester“ Mann des Hauptamtes.[14]
Im Mai 1943 nahm Franke-Gricksch an einer Inspektionsreise seines Vorgesetzten Herff im Generalgouvernement teil. Sie besichtigten dabei die Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek, die Zwangsarbeitslager Trawniki, Janowska und Poniatowa sowie die SS-Garnison in Lublin.[16] Franke-Gricksch schrieb nach seiner Rückkehr nach Berlin als Bericht:
„Von Trawniki reisten wir zurück nach Lublin, um das spezielle Unternehmen REINHARD zu besichtigen. Diese Abteilung hatte die Aufgabe, das gesamte bewegliche Vermögen der Juden im Generalgouvernement zu verwerten. Es ist erstaunlich, welch riesiges Vermögen die Juden im Ghetto angesammelt hatten. Sogar zerlumpte und von Ungeziefer befallene, dreckige kleine Juden, die wie Bettler aussahen, tragen (wenn man ihnen die Kleidung auszieht) Devisen, Goldstücke, Diamanten und andere Wertsachen mit sich. Wir gingen durch die Keller dieses ‚Spezialunternehmens’ und wurden an die Märchen von ‚Tausend und einer Nacht’ erinnert.“[17]
Am 15. Mai beobachtete er mit Herff die Niederschlagung des Warschauer Ghetto-Aufstandes. Über seine während dieser Reise vorgenommene Besichtigung der Vernichtungsanlagen im KZ Auschwitz-Birkenau verfasste Franke-Gricksch ein spezielles Memorandum unter dem Titel „Umsiedlungs-Aktion der Juden“, in dem er die Selektion und Vergasungen beschrieb:[18]
„Eine besondere Aufgabe hat das Lager Auschwitz in der Regelung der Judenfrage. Modernste Massnahmen ermöglichen hier in kürzester Zeit und ohne grosses Aufsehen die Durchführung des Führerbefehls.“
Das Dokument, das nur noch in einer auszugsweisen Abschrift der „War Crimes Branch“ der 3. US-Armee existiert, wird von Geschichtsrevisionisten und Holocaustleugnern als Fälschung bezeichnet.[19]
Kurz vor Kriegsende war Franke-Gricksch mit der Entwicklung von „Methoden der Untergrundarbeit nach einer Niederlage“ beschäftigt.[20] Er gilt als Autor oder Initiator eines am 3. April 1945 innerhalb der SS-Führung erstellten Programmentwurfs unter dem Titel „Die deutsche Freiheitsbewegung (Volksgenössische Bewegung)“, in dem eine Säuberung der NSDAP gefordert wurde:
„Getreu ihrem Eid hält sie dem Führer und seinem Werk die Treue und sagt sich los von einer verrotteten Parteibürokratie und einem mancherorts eingerissenen korrupten Bonzentum, von einer jahrelang andere und sich selbst täuschenden regierenden Kaste in Staat, Partei und den Gliederungen, von einem undeutschen einseitigen Führerprinzip in der inneren und einem hohlen Machtdünkel in der äußeren Politik, von einem verantwortungslosen leichtfertigen Vergeuden der deutschen Volkskräfte.“[21]
Für die innerstaatliche „Erneuerung“ wurde der Einklang von „Führung und Gefolgschaft“, „die Mitentscheidung des Volkes“, die Verwirklichung eines „Bruderschafts“-Konzepts, ein auf dem Eliteprinzip beruhender Staatsaufbau und eine außenpolitische Umorientierung hin zu einem germanisch-europäischen Großreich gefordert.[22]
Nach 1945
Von 1945 bis 1947 befand Franke-Gricksch sich in britischer Internierung, wo er einer englischen Veröffentlichung nach für den britischen Geheimdienst MI6 angeworben wurde, mit dessen Hilfe er auch die obligatorische Entnazifizierung umging.[23] Anstatt seinen alten SS-Rang zu benutzen, bezeichnete er sich in der Nachkriegszeit lieber als „Oberst a. D.“[7] und arbeitete als „Wirtschaftsberater“ für ein Textilhaus in Gelsenkirchen.[1]
1948 diktierte Franke-Gricksch seiner zweiten Frau Liselotte eine Rechtfertigungsschrift unter dem Titel „Aus dem Tagebuch eines gefallenen SS-Führers“, in dem er die Probleme und Diskussionen innerhalb der SS-Führung schildert, die sich aus dem Betrieb der Konzentrationslager und der Vernichtung der Juden ergaben. So beschreibt er ein Gespräch mit Heinrich Himmler, in dem dieser die Geheimhaltung der Massentötungen rechtfertigt:
„Wir können heute diesen Schritt selbst dem Führerkorps der SS noch nicht geschichtlich begründen. Sie würden manches nicht verstehen und nur die Tatsachen an sich werten. Erst ein weiter Abstand zu diesen Dingen, vielleicht erst nach Jahrzehnten, vielleicht erst nach einer Zeit der schärfsten Diffamierung dieser Tat wird den Standpunkt gewinnen, der für die Notwendigkeit dieser Aufgabe allein richtig ist.“[24]
Die Aufzeichnungen wurden 1965 von seiner Frau als Zeugin im 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess („Strafsache gegen Mulka u. a.“) und im 2. Treblinka-Prozess gegen Kurt Franz u. a. verlesen.[25][26]
„Bruderschaft“
Ab den späten 1940er-Jahren lag Franke-Grickschs Haupttätigkeit in dem Aufbau und der Führung einer Kaderorganisation unter dem Namen „Bruderschaft“, die ganz programmatisch auch als „Europäische Bruderschaft Deutscher Nation“ auftrat.[10] Diese hatte sich bereits unmittelbar nach Kriegsende gebildet als „Zellen“-Organisation in britischer Kriegsgefangenschaft um ihn und Helmut Beck-Broichsitter (1914–2000),[27] einen ehemaligen Major der Division Großdeutschland.[28] Zunächst reichte der Wirkungsbereich der „Bruderschaft“ kaum über Hamburg hinaus. 1949 erschienen in der Auslandspresse erste Berichte über die Vereinigung, die als „verschworene Generalsclique mit großdeutschen, neofaschistischen Machtbestrebungen“ dargestellt wurde. Deutsche Zeitungen übernahmen die Meldungen und machten die „Bruderschaft“ damit öffentlich bekannt.[29]
Nach außen gab sich die in ihrer Hochzeit nicht mehr als etwa zweihundert Mitglieder und einige tausend Unterstützer zählende Organisation[26] als rein militärpolitisch orientierte Offiziersvereinigung. In der Presse wurde deshalb gemutmaßt, die „Bruderschaft“ habe den Zweck, die Remilitarisierung Deutschlands vorzubereiten.[30] Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass das „Aushängeschild“ der „Bruderschaft“, der Ex-Panzergeneral Hasso von Manteuffel, Kontakte zum Kanzler Konrad Adenauer hatte.[29][31]
In Wahrheit arbeiteten Franke-Gricksch und Beck-Broichsitter aber an einer weltanschaulich untermauerten Konzeption zur Neuordnung Deutschlands und Europas, mit der „Demokratie und Parlamentarismus“ überwunden werden sollten.[32] Erste Aufgabe der „Bruderschaft“ sollte die Konservierung einer „Führungselite“ sein um „die Tradition deutschen Führertums in eine spätere Zeit hinüberzuretten und die Leitung der Geschicke unseres Volkes wieder in die Hand zu nehmen“.[33] Nach Meinung des als „Kanzler“ der Organisation firmierenden Franke-Gricksch würde der Zusammenbruch des „parlamentarischen Systems und die Übernahme der Macht durch die Bruderschaft“ schon im Winter 1952/53 erfolgen.[10]
Zusammen mit dem Forstwirtschaftsprofessor Franz Losimfeldt Heske entwickelte Franke-Gricksch darüber hinaus ein ideologisches Modell der „gestuften Ordnung“. Danach sollte es keine demokratische Volksvertretung mehr geben, sondern ein ständisch gegliedertes Parlament. Geführt werden sollte der Staat durch einen nach Begabung und Leistung in Rangstufen unterteilten Eliteorden. Die westlich-demokratische Ordnung mit dem Prinzip der Gleichheit aller Menschen lehnte die Gruppe ab. Ferner forderte man die Überwindung des nationalstaatlichen Denkens und die Schaffung einer „Nation Europa“ als eigenständige politische Kraft.[26][29] Dazu nahm Franke-Gricksch auch Kontakte zu Otto Skorzeny, dem englischen Faschistenführer Oswald Mosley und dem amerikanischen Kulturphilosophen Francis Parker Yockey auf.[34]
Ideologische Auseinandersetzungen
Einer Neutralisierung Deutschlands oder einer Remilitarisierung unter der Kuratel der Besatzungsmächte stand die „Bruderschaft“ ablehnend gegenüber. Man werde sich „nicht zum Söldner- oder Hiwi-Dienst für Ost oder West bereitstellen“, verkündete Beck-Broichsitter.[29] Darüber, wie eine Wiederbewaffnung stattdessen erfolgen könnte, herrschten in der Gruppe aber unterschiedliche Vorstellungen: Die Masse der Ex-Militärs favorisierte ein atlantisch ausgerichtetes europäisches Militärbündnis, da die „drohende Haltung des Bolschewismus […] Deutschland an die Seite des Westens“ zwinge.[26] Franke-Gricksch dagegen erklärte: „Unsere deutsche Chance ist die Mittler-Rolle zwischen Ost und West. Unsere Gesprächspartner können allerdings weder Kommunisten noch SED-Satelliten sein. Wenn schon, dann nur bevollmächtigte Russen.“[32]
Mit seiner Konzeption hatte Franke-Gricksch einige ideologische Eckpunkte der „Schwarzen Front“ und anderer nationalrevolutionärer Gruppen der Weimarer Zeit wiederbelebt, so die „Nation Europa“-Idee und die schon von Arthur Moeller van den Bruck propagierte Ostorientierung,[31][35] und diese mit dem Elitekonzept der SS verbunden, das er 1941 für Heinrich Himmler in einer „Denkschrift über die weltanschauliche Führung in der SS“ und bei seinen Vorträgen an der SS-Junkerschule Tölz umrissen hatte.[13][36] Aber obwohl Franke-Gricksch seine Konzeption innerhalb der „Bruderschaft“ geschickt mit dem Tauroggen-Mythos und der Reichswehrpolitik der Ära Seeckt zu verbinden suchte,[37] stießen seine als „Rapallo-Tendenzen“[32] verschrienen Pläne auf Widerstand bei den Ex-Offizieren der Vereinigung, deren politisches Hauptanliegen es war, „mit allen Mitteln bolschewistische Tendenzen zu bekämpfen, seien sie noch so national getarnt“.[26]
Dennoch nahm Franke-Gricksch eine vom ehemaligen Wehrmachtsgeneral und damaligen Vizevorsitzenden der ostdeutschen NDPD Vincenz Müller ausgesprochene Einladung nach Ost-Berlin an, an die sich weitere Gespräche zur Überwindung der deutschen Teilung anschlossen. Dabei ergaben sich für ihn auch erste Kontakte zur sowjetischen Besatzungsmacht.[38] Offiziell blieben Franke-Gricksch und die „Bruderschaft“ für die DDR-Führung „eine Agentenzentrale der Westalliierten“.[39] Inoffiziell dagegen versuchte die östliche Seite ihn als „Meinungsmacher“ für ihre eigene neutralistische Wiedervereinigungsinitiative zu instrumentalisieren, die von DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl im Herbst 1950 begonnen wurde („Deutsche an einen Tisch!“)[40] und die 1952 mit den Stalin-Noten ihren Höhepunkt erreichte.
Anfang 1951 kamen die unterschiedlichen ideologischen Ansätze zwischen Beck-Broichsitter und Franke-Gricksch offen zum Ausbruch und die „Bruderschaft“ zerbrach in zwei Gruppen. Während Franke-Gricksch seinem Bundesbruder Beck-Broichsitter zu enge Kontakte zu den Amerikanern und Verbindungen zum Verfassungsschutz[26] vorwarf, wurden ihm im Gegenzug „eine prosowjetische Politik“ und seine Verbindungen zu „Karlshorst“, also der sowjetischen Militäradministration, vorgehalten.[41]
Beck-Broichsitter probierte sein Glück bei der schon vorher mit der „Bruderschaft“ verbundenen Deutschen Union[29][42] und anschließend in der rechtsextremen Sozialistischen Reichspartei.[27] Der als „roter Missionar“[37] verdächtigte Franke-Gricksch versuchte das Konzept der Ostorientierung mit seiner geschmolzenen Anhängerschar weiterzuführen. Anfang 1951 erklärte er, der Rassenkampf „Gelb“ gegen „Weiß“ werde bald die Gegensatzgruppen „Ost“ und „West“ ablösen und die Sowjetunion dazu bringen, sich „auf die weiße Seite zu schlagen“.[43]
Ende
Im Herbst 1951 kamen Gerüchte auf, Franke-Gricksch sei in den Osten geflohen, später galt er als „verschollen“.[11][26][28] In Wirklichkeit war sein Wert für die Sowjetunion damals so weit gesunken, dass er im September 1951 in Ost-Berlin gemeinsam mit seiner Ehefrau vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet wurde.[1]
Am 17. Mai 1952 verurteilte das Sowjetische Militärtribunal Nr. 48240 Franke-Gricksch für seinen Russlandeinsatz bei der Waffen-SS im Jahr 1942 zum Tode. Grundlage des Verfahrens bildeten das Kontrollratsgesetz Nr. 10, das die Verfolgung von Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen den Frieden und die Menschlichkeit regelte. Verurteilt wurde er nach Artikel 58 des Strafgesetzbuches der UdSSR wegen Unterstützung der internationalen Bourgeoisie (Abs. 4), Spionage (Abs. 6), Propaganda gegen die Sowjetunion (Abs. 10) sowie Vorbereitung und Begehung konterrevolutionärer Verbrechen (Abs. 11).[44] Ein Gnadengesuch wurde am 15. August 1952 abgelehnt. Drei Tage später wurde Franke-Gricksch in Moskau hingerichtet.[1] Seine Ehefrau wurde zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Sie kehrte im Oktober 1955 aus dem Arbeitslager Workuta in die Bundesrepublik zurück.[45] 1995 wurde Franke-Gricksch von den russischen Behörden rehabilitiert und das Urteil rückwirkend aufgehoben.[1]
Sein Sohn Ekkehard Franke-Gricksch (* 1933) war bis 1972 einer von zwei Geschäftsführern der Kurbetrieb Menzenschwand GmbH, von 1972 bis 1973 der erste Chefredakteur der im Burda-Verlag erscheinenden Zeitschrift Mein schöner Garten und ist heute Autor und Inhaber des auf rechtsradikale Verschwörungstheorien spezialisierten Verlags „Diagnosen“.[46]
Schriften
- Und nun erst Recht Schwarze Front!. In: Schwarze Front, 5. Februar 1933, S. 2. (unter dem Pseudonym Hildebrand)
Literatur
- Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik 1945–1956. Bd. 1. München/Wien: R. Oldenbourg Verlag 1982. ISBN 3-486-50881-4
- Arsenij Roginskij, Jörg Rudolph, Frank Drauschke, Anne Kaminsky (Hrsg.): „Erschossen in Moskau …“ Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953. 2. Auflage. Metropol Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-938690-14-3.
- Charles W. Sydnor: Soldiers of Destruction. The SS Death’s Head Division 1933–1945. Princeton University Press, Princeton NJ 1990, ISBN 0-691-00853-1.
- Alfred Franke-Gricksch, in: Internationales Biographisches Archiv 47/1958 vom 10. November 1958, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Einzelnachweise
- Arsenij Roginskij u. a. (Hrsg.): „Erschossen in Moskau …“ Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953. Berlin 2006, S. 158f.
- Ekkehard Franke-Gricksch: Richtigstellungen … auf memopress.ch; abgerufen am 27. Juni 2012. Ekkehard Franke-Grickschs Aussagen über seinen Vater sind allerdings stark tendenziös und insbesondere bei der Schilderung politischer Ereignisse nur unter Vorbehalt verwendbar.
- Who’s who in Germany. München 1972, S. 300.
- Als Grieksch-Franke, s. Aufruf v. 4. Juli 1930.
- Siehe Otto-Ernst Schüddekopf: Nationalbolschewismus in Deutschland 1918–1933. Frankfurt/M. u. a. 1972, S. 329 u. 516 Anm. 25.
- Otto Strasser: Mein Kampf. Eine politische Biografie. Frankfurt/M. 1969, S. 89f.
- „Verräter Hildebrand“ schult die „Bruderschaft“. (PDF; 211 kB) In: Sozialdemokratischer Pressedienst, 27. März 1950, S. 1 f.
- Siehe auch Lieselotte Maas: Handbuch der deutschen Exilpresse 1933–1945. München 1976, S. 176.
- Vergleiche Friedrich Beer-Grunov: Über die Gründe meiner Trennung von Dr. Otto Strasser, dem bisherigen Führer der Schwarzen Front. [Paris 1938].
- Ein „Kanzler“ prophezeit Machtübernahme 1953. (PDF; 231 kB) In: Sozialdemokratischer Pressedienst, 11. Oktober 1950, S. 6.
- Karl Otto Paetel: Versuchung oder Chance? Zur Geschichte des deutschen Nationalbolschewismus. Göttingen 1965, S. 223.
- Die entschleierte „Bruderschaft“. (PDF; 253 kB) In: Sozialdemokratischer Pressedienst, 26. Februar 1951, S. 6 f.
- Charles W. Sydnor: Soldiers of Destruction. The SS Death’s Head Division, 1933–1945. Princeton NJ 1990, S. 81 Anm. 28.
- Charles W. Sydnor: Soldiers of Destruction. The SS Death’s Head Division, 1933–1945. Princeton NJ 1990, S. 337 f.
- s. Findmittelinfo (Memento vom 28. Februar 2009 im Internet Archive) des Bundesarchivs.
- Alfred Franke-Gricksch: A Report on the Duty Journey through Poland from the 4th–16th May 1943. Original in: National Archives Kew – WO 309/2241.
- Zitiert im Artikel Georg Wippern auf deathcamps.org.
- Umsiedlungs-Aktion der Juden. Faksimile Seite 1 u. Seite 2; Erstdruck in: Jean-Claude Pressac: Auschwitz. Technique and Operation of the Gas Chambers. New York 1989, S. 236–239 / vollständig abgedruckt in: * Gerald Fleming: Hitler und die Endlösung : "es ist d. Führers Wunsch ..." Ullstein TB 33083, Frankfurt/M., Berlin 1987, ISBN 3-548-33083-5; S. 155–158.
- Siehe zum Beispiel Brian A. Renk: The Franke-Gricksch ‘Resettlement Action Report’: Anatomy of a Fabrication. In: The Journal of Historical Review 11 (3) 1991, S. 261–279.
- Margret Chatwin: Falsche Fuffzger. Verschwörungsthesen, Zahlenmystik und Außerirdische. In: Informationsdienst gegen Rechtsextremismus (IDGR), 2000, Anm. 2.
- Zitiert nach Gerhard Förster, Richard Lakowski: 1945: Das Jahr der endgültigen Niederlage der faschistischen Wehrmacht. Dokumente. 2. Auflage, Berlin (Ost) 1985, S. 239.
- Siehe auch Marlis G. Steinert: Die 23 Tage der Regierung Dönitz. Düsseldorf/Wien 1967, S. 19. Claus Wolfschlag: Hitlers rechte Gegner: Gedanken zum nationalsozialistischen Widerstand. Engerda 1995 S. 14.
- Stephen Dorril: MI6. Inside the Covert World of Her Majesty’s Secret Intelligence Service. London 2002, S. 103.
- Zitiert nach Alfred de Zayas: Die Wehrmacht und die Nürnberger Prozesse. (RTF; 172 kB) In: Hans Poeppel, Wilhelm-Karl Prinz von Preußen, Karl-Günther v. Hase (Hrsg.): Die Soldaten der Wehrmacht. München 1998, S. 461–499.
- Siehe Der 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess. (PDF) Fritz Bauer Institut, Frankfurt/M. Juli 2002, S. 15, Nr. 88. Sie nannten ihn den „Todesengel“. In: Die Zeit, Nr. 26/1965.
- Georg Meyer: Zur Situation der deutschen militärischen Führungsschicht im Vorfeld des westdeutschen Verteidigungsbeitrages 1945–1950/51. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik 1945–1956. Band 1. München/Wien 1982, S. 714 ff.
- vgl. Kabinettssitzung der Bundesregierung v. 29. Juli 1952.
- Krafft Freiherr Schenck zu Schweinsberg: Die Soldatenverbände in der Bundesrepublik. In: Georg Picht (Hrsg.): Studien zur politischen und gesellschaftlichen Situation der Bundeswehr. Bd. 1. Witten/Berlin 1965, S. 149ff.; s. a. Profil: Bruderschaft; Naumann-Kreis auf apabiz.de.
- Ergebenster v. Manteuffel. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1950, S. 5–8 (online).
- Jens Daniel [d. i. Rudolf Augstein]: Waffen für den Butzemann. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1950, S. 6 (online).
- Wilma Ruth Albrecht: Liberalismus und Entnazifizierung. München/Ravensburg 2008, S. 30ff.
- Demokratie überwinden. In: Der Spiegel. Nr. 46, 1950, S. 10 (online).
- „Bruderschaft“, „Odessa“ u. a. (PDF; 181 kB) In: Sozialdemokratischer Pressedienst, 24. Februar 1950, S. 1 f.
- Graham Macklin: Very Deeply Dyed in Black. London 2007, S. 91 ff. Martin A. Lee: The Beast Reawakens. New York 1997, S. 76 u. 98.
- Fritz Stern: Kulturpessimismus als politische Gefahr. München 1986, S. 293ff.; Otto-Ernst Schüddekopf: Nationalbolschewismus in Deutschland 1918–1933. Frankfurt/M. u. a. 1972.
- Vergleiche Bundesarchiv NS 34/15 u. NS 34/42.
- Infiltration der Soldatenbünde. In: Die Zeit, Nr. 48/1953
Vergleiche Hans W. Gatzke: Russo-German Military Collaboration during the Weimar Republic. In: American Historical Review 63 (1958), S. 565–597. - Martin A. Lee: The Beast Reawakens. New York 1997, S. 76.
- Nationale Front des Demokratischen Deutschland (Hrsg.): Weissbuch über die amerikanisch-englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus. Leipzig, 2. Aufl. [1951], S. 112.
- Ernst Deuerlein (Hrsg.): DDR 1945–1970. Geschichte und Bestandsaufnahme. 4. Auflage. München 1972, S. 88 f.
- Siehe Angriff auf die Bruderschaft. (PDF; 1,9 MB) In: Hamburger Abendblatt, 5. Januar 1951, S. 1. Krieg in der Bruderschaft. (PDF; 2,0 MB) In: Hamburger Abendblatt, 13. Februar 1951, S. 1. Brüder. In: Der Spiegel. Nr. 8, 1951, S. 4 (online). Sozialdemokratischer Pressedienst,. 22. Februar 1951 (PDF; 179 kB),26. Februar 1951 (PDF; 253 kB) und 4. August 1951 (PDF; 148 kB).
- Kurzprofil der deutschen Union.
- Fehler. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1951, S. 3 (online).
- Andreas Hilger: Strafjustiz im Verfolgungswahn. Todesurteile sowjetischer Gerichte in Deutschland. In: Ders. (Hrsg.): „Tod den Spionen!“ Todesurteile sowjetischer Gerichte in der SBZ/DDR und in der Sowjetunion bis 1953. Göttingen 2006, S. 137 Anm. 178; siehe auch Friedrich-Christian Schroeder: Rechtsgrundlagen der Verfolgung deutscher Zivilisten durch Sowjetische Militärtribunale. (PDF; 122 kB) In: Andreas Hilger, Mike Schmeitzner, Ute Schmidt (Hrsg.): Sowjetische Militärtribunale. Band 2: Die Verurteilung deutscher Zivilisten 1945–1955. Köln/Weimar 2003, S. 37–58.
- Gerald Fleming: Hitler und die Endlösung. „Es ist des Führers Wunsch …“. Wiesbaden 1982, S. 157.
- So wurde Hitler finanziert, Verlag Diagnosen, Leonberg 1983, ISBN 3-923864-00-0