Albtal-Verkehrs-Gesellschaft
Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG) ist ein Verkehrsunternehmen, das Stadtbahn-, Omnibus- und Schienengüterverkehr durchführt, sowie als Eisenbahninfrastrukturunternehmen einen Teil der von ihr befahrenen Eisenbahnstrecken betreibt. Sie gehört zu 94 Prozent der KVVH und zu 6 Prozent der Stadt Karlsruhe und ist insbesondere in der Region Karlsruhe aktiv.
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH | |
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Basisinformationen | |
Unternehmenssitz | Karlsruhe |
Webpräsenz | www.avg.info |
Bezugsjahr | 2020[1] |
Eigentümer | 94 % KVVH, 6 % Stadt Karlsruhe |
Rechtsform | GmbH |
Gründung | 17. April 1957[2] |
Aufsichtsrat | Frank Mentrup (Vorsitzender), Joachim Sahner (stellvertretender Vorsitzender), Johannes Arnold, Elke Ernemann, Oliver Heinzelmann (Arbeitnehmervertreter), Dirk Hofheinz (Arbeitnehmervertreter), Johannes Honné, Karl-Heinz Jooß, Kurt Lackinger (Arbeitnehmervertreter), Sven Maier, Helmut Riegger, Christoph Schnaudigel, Carsten Strähle, Daniel Van Vlem (Arbeitnehmervertreter) |
Geschäftsführung | Alexander Pischon (Vorsitzender), Christian Höglmeier[3] (technischer Geschäftsführer) |
Verkehrsverbund | Karlsruher Verkehrsverbund und benachbarte Verbünde |
Mitarbeiter | 1000 |
Umsatz | 220,5 Mio. EUR |
Linien | |
Spurweite | 1435 mm (Normalspur) |
Stadtbahn | 16 |
Anzahl Fahrzeuge | |
Lokomotiven | 8 |
Triebwagen | 210 |
Omnibusse | 33 |
Sonstige Fahrzeuge | 13 (Arbeits- und Sonderwagen Schiene, historische Fahrzeuge) |
Statistik | |
Fahrgäste | 35,84 Mio. (Nach Umstellung auf automatische Fahrgastzählsysteme. Diese ersetzen die bisherige erlösbasierte Fahrgastzählung.) |
Fahrleistung | 20,7 Mio. km |
Länge Liniennetz | |
Stadtbahnlinien | 544,6 km |
Buslinien | 153,9 km |
Betriebseinrichtungen | |
Länge Gleisanlagen | 288,3 km |
Die AVG ist Mitglied im Tarifverband der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland (TBNE).
Unternehmensentwicklung
Die AVG wurde 1957 als Betreibergesellschaft für die Albtalbahn, die Bahnstrecke Busenbach–Ittersbach und die Ettlinger Seitenbahn gegründet. Seit 1957 betreibt sie diese drei Eisenbahnstrecken, wobei die Albtalbahn zwischen 1957 und 1966 von Schmalspur auf Normalspur umgebaut und mit dem Karlsruher Straßenbahnnetz verknüpft wurde. Seit 1975 konnte die AVG durch den Neubau von Eisenbahnstrecken, die Nutzung vorhandener Eisenbahnstrecken der Deutschen Bahn sowie die Übernahme bestehender Eisenbahnstrecken ihre Aktivitäten weiter ausdehnen und ein Stadtbahnsystem in der Region Karlsruhe aufbauen. Die AVG erbringt in diesem Zusammenhang auch Straßenbahnleistungen in Karlsruhe und Heilbronn. Durch die kontinuierliche Erweiterung des Streckennetzes und Verdichtung der Fahrpläne stiegen auch die Fahrgastzahlen an: von ca. 6 Millionen Fahrgästen im Jahr 1960 über 8,1 Millionen (1985), 19 Millionen (1990), 32,8 Millionen (1996), 70 Millionen (2009) auf 74,9 Millionen im Jahr 2016.[4]
Von Anfang an bestand eine enge Kooperation mit den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK), die sich in einer gemeinsamen Verwaltung, der Nutzung gemeinsamer Werkstätten und einem gemeinsamen Fahrzeugpool ausdrückt. Seit den 1980er Jahren hat sich folgende Arbeitsteilung zwischen beiden Verkehrsunternehmen herausgebildet: während die VBK für den Betrieb der innerstädtischen Straßenbahn- und Busverbindungen in Karlsruhe zuständig ist, betreibt die AVG als Eisenbahnunternehmen den regionalen Schienenverkehr. Im Zuge der Ausdehnung des Streckennetzes ergaben sich darüber hinaus Kooperationen mit der Deutschen Bahn sowie den Stadtwerken Heilbronn. Zum 1. Januar 2018 wurde die AVG, bis dahin zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt, in die KVVH integriert, die nun zu 94 Prozent Eigentümerin ist, 6 Prozent verbleiben bei der Stadt.[5]
Um Streckenausbau und Betrieb der Stadtbahnverbindungen möglichst reibungsfrei zu gestalten, versucht die AVG, die von ihr bedienten Strecken zu übernehmen oder langfristig von der Deutschen Bahn zu pachten. So konnte sie 1986 die Betriebsführung auf der Hardtbahn von der Deutschen Bundesbahn übernehmen und die Strecke 2001 erwerben. 1994 erwarb sie die Katzbachbahn und Kraichtalbahn von der SWEG. Langfristig pachten konnte sie die Kraichgaubahn im Jahr 1996, die Enztalbahn und die Murgtalbahn im Jahr 2000. Ferner übernahm die AVG die drei nicht elektrifizierten Stichstrecken Maulbronn Stadt–Maulbronn West (1999), Wintersdorf (Baden)–Rastatt und Hinterweidenthal–Bundenthal-Rumbach (2007). Insgesamt betreibt die AVG als Eisenbahninfrastrukturunternehmen eigene und gepachtete Strecken mit einer Länge von 284,6 Kilometer. Im Auftrag des Landkreises Calw soll die AVG auch die Betriebsführung auf der Hermann-Hesse-Bahn Calw–Weil der Stadt übernehmen.
Wie andere Unternehmen dieser Branche kämpft auch die AVG mit der Schwierigkeit, Triebfahrzeugführer zu gewinnen. Der Personalengpass besteht seit 2009 und konnte trotz ständiger Neueinstellungen und Unterstützung durch Zeitarbeiter bis 2018 nicht behoben werden. Seit Juni 2019 besteht laut eigenen Angaben wieder ein ausgeglichener Personalstand beim Fahrpersonal.
Im März 2019 unterzeichnete die AVG federführend eine Vereinbarung mehrerer Verkehrsunternehmen, welche die Neuentwicklung eines TramTrain-Fahrzeuges vorsieht. Das Projekt "VDV TramTrain" wird von insgesamt fünf Unternehmen unterstützt. Partner sind unter anderem die Saarbahn GmbH und der Verkehrsverbund Mittelsachsen stellvertretend für die Regiobahn Chemnitz. Die ersten neu entwickelten Fahrzeuge sollen ab 2025 im Einsatz sein.[6]
Karlsruher Modell
Die AVG ist vor allem bekannt geworden durch die modellhafte Einführung eines Zweisystem-Stadtbahnverkehrs als bundesweit erstes Unternehmen („Karlsruher Modell“). Die Züge fahren über Eisenbahnstrecken von entfernten Orten nach Karlsruhe, wo sie die Innenstadt auf Straßenbahnstrecken durchqueren, um anschließend wieder das Umland zu bedienen. Dabei erfolgte erstmals der Systemwechsel von einer Eisenbahn zu einer Straßenbahn im gleichen Fahrzeug, das für beide Systeme ausgerüstet werden musste. Die Fahrgäste ersparen sich so das Umsteigen zwischen Zug und Straßenbahn.
1992 wurde die Strecke nach Bretten in das Netz der Stadtbahn integriert. Die Stadtbahnfahrzeuge vom Typ GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M und ET 2010 fahren dabei mit zwei Stromsystemen: im Karlsruher Straßenbahnnetz mit 750 Volt Gleichspannung und nach dem Übergang auf elektrifizierte Eisenbahnstrecken mit 15 kV, 16,7 Hertz Wechselspannung. Neben den unterschiedlichen Stromsystemen sind auch Unterschiede bei der Sicherheitstechnik, Spurkränzen, Funk etc. zu berücksichtigen.
Heute ist das so genannte Karlsruher Modell (auch Tram-Train genannt) wegen des enormen Fahrgastzuwachses Vorbild für viele andere Städte im In- und Ausland, die ein Stadtbahnsystem auf Straßenbahn- und Eisenbahnstrecken planen oder bereits umgesetzt haben (z. B. Saarbrücken und Kassel).
Bahnbetrieb
Infrastruktur
Neben mehreren Strecken, die von der Stadtbahn Karlsruhe befahren werden, betreibt die AVG die 15 Kilometer lange pfälzische Wieslauterbahn von Hinterweidenthal Ost nach Bundenthal-Rumbach. Dort führt DB Regio saisonal Personenverkehr durch.
Personenverkehr
Die AVG betreibt mit der Stadtbahn Karlsruhe folgende Linien nach dem Karlsruher Modell:
Linie | Linienweg | Fahrzeugeinsatz |
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S 1 | Hochstetten – Eggenstein-Leopoldshafen – Karlsruhe – Ettlingen – Busenbach – Bad Herrenalb | GT8-80C, NET 2012 |
S 11 | Hochstetten – Eggenstein-Leopoldshafen – Karlsruhe – Ettlingen – Busenbach – Reichenbach – Langensteinbach – Ittersbach | GT8-80C, NET 2012 |
S 31 | Odenheim – Bruchsal – Karlsruhe-Durlach Bahnhof – Karlsruhe Hauptbahnhof | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M |
S 32 | Menzingen (Baden) – Bruchsal – Karlsruhe-Durlach Bahnhof – Karlsruhe Hauptbahnhof | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M |
S 4 | Karlsruhe Albtalbahnhof – Karlsruhe Bahnhofsvorplatz – Karlsruhe-Durlach Bahnhof – Bretten – Eppingen – Heilbronn – Öhringen – Öhringen-Cappel | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M, ET 2010 |
S 41 | Heilbronn Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz – Heilbronn Technisches Schulzentrum – Neckarsulm – Bad Friedrichshall – Mosbach-Neckarelz – Mosbach Bahnhof | ET 2010 |
S 42 | Heilbronn Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz – Heilbronn Technisches Schulzentrum – Neckarsulm – Bad Friedrichshall – Bad Rappenau – Sinsheim Hauptbahnhof | ET 2010 |
S 5 | Pforzheim – Remchingen – Pfinztal – Karlsruhe – Wörth Badepark | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M, ET 2010 |
S 51 | Germersheim – Sondernheim – Bellheim – Rülzheim – Rheinzabern – Jockgrim – Wörth am Rhein – Karlsruhe Rheinbergstraße – Karlsruhe Siemens – Karlsruhe Entenfang – Karlsruhe Yorckstraße – Karlsruhe Marktplatz – Karlsruhe Tullastraße – Grötzingen – Söllingen – Wilferdingen-Singen – Pforzheim | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M, ET 2010 |
S 52 | Germersheim – Sondernheim – Bellheim – Rülzheim – Rheinzabern – Jockgrim – Wörth am Rhein – Karlsruhe West – Karlsruhe Albtalbahnhof – Karlsruhe Hbf Vorplatz – Karlsruhe Ostendstraße – Karlsruhe Tullastraße | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M, ET 2010 |
S 6 | Pforzheim – Neuenbürg – Bad Wildbad | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M |
S 7 | Karlsruhe Tullastraße – Karlsruhe Bahnhofsvorplatz – Durmersheim – Rastatt – Baden-Baden – Achern | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M, ET 2010 |
S 71 | Karlsruhe Hbf – Ettlingen West – Rastatt – Baden-Baden – Achern | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M, ET 2010 |
S 8 | Karlsruhe Tullastraße – Karlsruhe Bahnhofsvorplatz – Durmersheim – Rastatt – Gaggenau – Gernsbach – Forbach (Schwarzwald) – Baiersbronn – Freudenstadt – Bondorf (b. Herrenberg) (– Herrenberg) | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M |
S 81 | Karlsruhe Hbf – Ettlingen West – Rastatt – Forbach (Schwarzwald) – Baiersbronn – Freudenstadt (- Bondorf (b. Herrenberg) – Herrenberg) | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M |
S 34 | Bruchsal – Heidelsheim – Gondelsheim – Bretten | GT8-100C/2S, GT8-100D/2S-M, ET 2010 |
Der Betrieb der Stadtbahnlinie S2 wird im Auftrag der AVG durch die Verkehrsbetriebe Karlsruhe durchgeführt. Die AVG ist Eigentümer der Abschnitte Rheinstrandsiedlung – Rheinstetten und Sinsheimer Straße – Stutensee.
Die Linie S5 wird seit dem Fahrplanwechsel zum 9. Juni 2019 nur noch bis Pforzheim Hbf betrieben. Die Linie S34 nur noch mit einzelnen Fahrten morgens und nachts zwischen Bretten und Bruchsal. Der Abschnitt Bretten – Mühlacker entfällt. Diese Abschnitte waren Teil der Ausschreibung der Stuttgarter Netze Los 1.[7]
Güterverkehr
Im Schienengüterverkehr steht die Bedienung der eigenen Strecken (Albtalbahn, Murgtalbahn, Kraichtalbahn, Kraichgaubahn) sowie verschiedener Gleisanschlüsse im Raum Karlsruhe im Vordergrund, ferner betreibt die AVG Müllzüge zwischen Bruchsal und Mannheim. Im Jahr 2009 wurden 410.000 Tonnen Frachtgut befördert.
Omnibusbetrieb
Die AVG betreibt weiterhin mehrere Überlandbuslinien im Albtal, Pfinztal, Ettlingen, Kraichgau und Hardt in der Region Karlsruhe:
Linie | Linienweg | Bemerkung |
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103 | Malsch – Völkersbach | |
104 | Waldprechtsweier – Malsch – Ettlingen Stadtbahnhof | |
105 | Ettlingen Erbprinz/Schloss – Ettlingen West | AVG fährt im Auftrag der NVW |
107 | Bahnhof Karlsruhe-Durlach – Ettlingen Stadtbahnhof | |
110 | Waldprechtsweier – Ettlingen Erbprinz | |
112 | Ettlingen Stadt – Friedhof – Ettlingen Stadt | Linie wird von der NVW gefahren |
114 | Marxzell – Pfaffenrot – Marxzell – Burbach – Schielberg – Marxzell | |
115 | Busenbach – Reichenbach – Etzenrot | |
117 | Grünwettersbach – Busenbach | Wurde 2018 nach einem Jahr Probebetrieb eingestellt |
118 | Durlach (Zündhütle) – Grünwettersbach – Langensteinbach | |
124 | Graben-Neudorf – Hochstetten | |
132 | Östringen – Ubstadt – Bruchsal | gemeinsam mit SWEG |
134 | Östringen – Elsenz – Eppingen | |
135 | Neuenbürg – Oberöwisheim | |
136 | Münzesheim – Oberacker | |
137 | Bahnbrücken Bahnhof – Bahnbrücken Ort | |
138 | Menzingen – Landshausen | |
135 | Landshausen – Unteröwisheim | |
151 | Berghausen – Wöschbach | |
152 | Kleinsteinbach – Mutschelbach – Langensteinbach | |
153 | Langensteinbach – Auerbach | |
159 | Wössingen – Berghausen | |
192 | Philippsburg – Hochstetten | |
193 | Rheinsheim – Philippsburg – Kirrlach | |
195 | Blankenloch – Leopoldshafen | |
198 | Dettenheim – Graben-Neudorf |
Galerie
- Stadtbahnwagen 923 des Typs ET 2010
- Stadtbahnwagen 910 vom Typ GT8-100D/2S-M
- Diesellok 461
- Turmtriebwagen 480
Literatur
- Klaus Bindewald: Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft. Weltweit vorbildliches Nahverkehrssystem. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2007, ISBN 978-3-89735-475-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Nicolas Lutterbach, Michael Krauth: Die AVG in Zahlen. Geschäftsbericht 2020 der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH. (PDF) In: avg.info. AVG – Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH, 2021, abgerufen am 24. August 2021.
- Historie: eine Idee schreibt Geschichte. In: avg.info. Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH, abgerufen am 24. August 2021.
- VBK und AVG: Spitze neu aufgestellt. In: StadtZeitung - Amtsblatt der Stadt Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, 5. November 2021, abgerufen am 5. November 2021.
- Unterwegs mehr erleben: Geschäftsbericht 2016. (PDF; 10,2 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Albtal-Verkehrs-Gesellschaft, archiviert vom Original am 18. August 2017; abgerufen am 17. August 2017.
- KVVH-Geschäftsbericht 2018, Aufbau der KVVH, Gemeinderat: AVG kommt zum Verbund der KVVH
- Fünf Verkehrsunternehmen wollen gemeinsam TramTrains bestellen. Abgerufen am 17. März 2019.
- Verträge für Stuttgarter Netze unterzeichnet. Abgerufen am 22. Juni 2019.