Chemnitzer Modell
Das Chemnitzer Modell[1][2] ist die in der Region Chemnitz angewandte Variante eines Stadtbahnnetzes zur Verknüpfung zwischen Straßenbahn und Eisenbahn.
Die Infrastruktur der betreffenden Eisenbahnstrecken wurde anfangs teilweise so angepasst, dass adaptierte konventionelle Niederflurwagen verwendet werden können. Eine Besonderheit der Pilotstrecke des Chemnitzer Modells nach Stollberg/Erzgeb. ist daher die geringe Bahnsteighöhe von 200 Millimetern über Schienenoberkante, während nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) bei Neu- und Umbauten eigentlich mindestens 380 Millimeter hohe Bahnsteige vorgeschrieben sind.
Die für die erste Stufe bestellten Fahrzeuge der CityLink-Familie besitzen Türen mit verschiedenen Einstiegshöhen, was sowohl innerstädtisch als auch auf den Eisenbahnstrecken einen barrierefreien Fahrgastwechsel an Bahnsteigen ermöglicht, die 380 oder 550 Millimeter hoch sind.[3] 550 mm hohe Bahnsteige finden sich insbesondere im Eisenbahnnetz an den Strecken nach Burgstädt, Aue, Hainichen und Flöha, die zum Teil auch parallel vom Regionalbahn-Verkehr genutzt werden. 380 mm hohe Bahnsteige finden sich im Chemnitzer Straßenbahnnetz (ergänzend zu den straßenbahnspezifischen 200 bzw. 240 mm hohen Bahnsteigen) im Zuge der speziell für das Chemnitzer Modell ausgebauten Streckenabschnitte, d. h. Chemnitz Hauptbahnhof–Zentralhaltestelle–Technopark. Zudem vereinfachen die auf 380 mm ausgerichteten Türen den Ein- und Ausstieg an solchen Bahnsteigen im Eisenbahnnetz, die noch nicht modernisiert sind und teilweise noch Bahnsteighöhen von unter 380 mm aufweisen, beispielsweise im Zuge der Strecke Mittweida–Chemnitz.
Geschichte
Am 16. Dezember 2002 wurde die Eisenbahnstrecke nach Stollberg/Erzgeb. als Pilotstrecke des Chemnitzer Modells eröffnet. Zuständiges Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) ist dabei die City-Bahn Chemnitz, während die Chemnitzer Stadtbahn von der Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft (CVAG) betrieben wird. Die Züge der City-Bahn wechseln dabei in Altchemnitz vom mit 600 Volt Gleichspannung elektrifizierten Straßenbahnnetz auf die mit 750 Volt Gleichspannung elektrifizierte Eisenbahnstrecke. Zum Einsatz kommen sechs Variobahn-Gelenkwagen mit den Betriebsnummern 411 bis 416, die eine Sonderausrüstung nach EBO erhielten. Nach Stollberg verkehrt die Linie C11 (ehemals 522, benannt nach der Kursbuchstrecke 522), sie ergänzt die fünf Chemnitzer Straßenbahnlinien und verkehrt auf dem Stadtnetz durchgehend bis und ab Chemnitz Hauptbahnhof.
Die Eisenbahninfrastruktur zwischen Chemnitz-Zwönitzbrücke und Stollberg wurde durch die City-Bahn Chemnitz von der DB Netz AG gepachtet. Die City-Bahn-Chemnitz hat seit Ende 2002 das Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) Regio Infra Service Sachsen mit der Betriebsführung beauftragt.
Auf der Pilotstrecke Chemnitz–Stollberg stiegen die Fahrgastzahlen von anfangs etwa 800 auf circa 5000 Fahrgäste täglich (Stand 2011).[4]
Sukzessiver Ausbau
Verknüpfungsstelle Chemnitz Hauptbahnhof
Im Februar 2013 wurde für die Straßenbahn eine Einfahrt in den Hauptbahnhof fertiggestellt, die im Laufe des Jahres mit einer Übergangsstelle auf das Eisenbahnnetz komplettiert wurde. Dazu wurden von der Deutschen Bahn die ersten vier Gleise des Querbahnsteigs sowie Teile des Querbahnsteiggebäudes aufgegeben und vom Verkehrsverbund Mittelsachsen eine Durchfahrt in das Bahnhofsgebäude errichtet. Neu gebaut wurden insgesamt 250 Meter Eisenbahnanschlussgleis sowie 900 Meter zweigleisige Straßenbahnstrecke.[5] Seit dem 18. Februar 2013 fahren die Straßenbahnzüge regulär um die Postgebäude an der Straße der Nationen aus Richtung Norden in die Bahnsteighalle ein.[6] Am 17. Juni 2014 wurde die Verbindung zum Bahnhofsvorplatz in Betrieb genommen, sodass die Züge nun die neue Schleife durch die Bahnhofshalle befahren und planmäßig nicht mehr am Bahnsteig wenden.[7] Dabei wurden auch die Übergangsgleise zum Fernbahnnetz fertiggestellt. Seit dem 10. Oktober 2016 wechseln die Linien aus Burgstädt, Mittweida und Hainichen am Hauptbahnhof in das Chemnitzer Straßenbahnnetz und verkehren weiter bis zur Zentralhaltestelle,[8] seit Mai 2017 darüber hinaus zum Stadlerplatz und seit 10. Dezember 2017 bis zur neuen Straßenbahn-Endhaltestelle Technopark im Süden der Stadt. Die Weiterführung der vorgenannten Linien über die Zentralhaltestelle hinaus ist jedoch Teil der Stufe 2 des Chemnitzer Modells.[9]
Ausbau im Chemnitzer Süden
Mit Stufe 2 des Chemnitzer Modells soll die ÖPNV-Verbindung zwischen der Chemnitzer Innenstadt, dem Chemnitzer Süden und dem südlich gelegenen Umland verbessert werden. Die Stufe 2 besteht aus einem Straßenbahn- und einem Eisenbahnteil, die zugehörige Verknüpfungsstelle soll südwestlich der Technischen Universität zwischen der Straßenbahn-Endhaltestelle Technopark und dem Südkopf des Güterbahnhofs Chemnitz Süd eingerichtet werden. Beabsichtigt ist die umsteigefreie Durchbindung von Fahrten aus der Innenstadt auch ins südliche Umland der Stadt Chemnitz. Insbesondere im Zusammenhang mit der Stufe 1 des Chemnitzer Modells ergibt sich die Möglichkeit von umsteigefreien Direktverbindungen zwischen nördlichem und südlichem Umland der Stadt Chemnitz, wobei innerstädtisch das Straßenbahnnetz genutzt wird.
Teilprojekt Straßenbahn
Abzweigend aus der bestehenden Straßenbahnstrecke in der Bernsdorfer Straße sind über die Turn- und die Reichenhainer Straße der Campus der Technischen Universität und der entstehende Technologiepark erschlossen worden. Es wurden insgesamt 2,2 km neue Straßenbahnstrecke errichtet. Eine Teilinbetriebnahme bis zur Haltestelle Stadlerplatz erfolgte am 2. Mai 2017, die übrige Strecke wurde am 8. Dezember 2017 in Betrieb genommen.
Die geplante Stadtbahnstrecke auf der Reichenhainer Straße führte vor Baubeginn zu zahlreichen Bürgerprotesten, die sich insbesondere auf die geplante Fällung von 170 Alleebäumen (Linden und Platanen), die Nichtanbindung des Sportforums und des städtischen Friedhofes und die erwartete Abkopplung des Stadtteils Reichenhain (statt der vormaligen direkten Busverbindung ins Stadtzentrum nur noch Busanbindung an die Stadtbahnhaltestelle) bezogen.[10][11]
Teilprojekt Eisenbahn
Mit Stufe 2 des Chemnitzer Modells werden eine zweigleisige, rund 400 Meter lange und nicht elektrifizierte Verknüpfung zwischen dem Straßenbahnnetz und der Bahnstrecke Chemnitz–Adorf geschaffen und die Bahnstrecke im Abschnitt bis Zwönitz ausgebaut. Dazu gehören:
- Ausbau der Betriebsstellen Dittersdorf, Meinersdorf (Erzgeb) und Zwönitz zu Kreuzungsbahnhöfen
- Einrichtung von vier zusätzlichen Haltepunkten, davon zwei in Chemnitz-Einsiedel sowie je einer in Chemnitz-Erfenschlag und Thalheim sowie Verlegung des Haltepunkts Einsiedel Gymnasium
- zweigleisiger Ausbau der Eisenbahnstrecke zwischen der Verknüpfung mit dem Straßenbahnnetz und dem Haltepunkt Chemnitz-Reichenhain
- Ausstattung der Gesamtstrecke bis Aue mit aktueller Leit- und Sicherungstechnik (ESTW)
- Sanierung bzw. Erneuerung von Ingenieurbauwerken
- Modernisierung von Bahnübergangsanlagen
Am 15. September 2018 wurde die Eisenbahnstrecke zwischen den Betriebsstellen Chemnitz Süd und Aue (Sachs) gesperrt und Schienenersatzverkehr eingerichtet.[12] Der ursprüngliche Fertigstellungstermin zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 konnte wegen Verzögerungen in der Planfeststellung nicht eingehalten werden, die Bauarbeiten begannen letztlich erst im Juli 2019[13]. Die Kosten für das Teilprojekt Eisenbahn werden mit 71,3 Mio. € angegeben[14] Nach Abschluss der Baumaßnahmen soll das Verkehrsangebot der Stadtbahnen von Chemnitz bis Thalheim auf einen Halbstundentakt verdichtet werden, weiter bis Aue dann auf einen Stundentakt.[15] Die Wiederinbetriebnahme der ausgebauten Eisenbahnstrecke nach Aue fand am 29. Januar 2022 statt.
Ausbau Richtung Osten
Mit Hilbersdorf soll auch erstmals seit der Umspurung ein nördlicher Stadtteil über die Sachsen-Allee und den früheren Rangierbahnhof an das Stadtbahnnetz angebunden werden. Die neue Linie soll dann über das bisher nur durch das Sächsische Eisenbahnmuseum genutzte dritte Streckengleis nach Niederwiesa und von dort bis nach Hainichen oder ins Erzgebirge bis Olbernhau verkehren.
Weitere Linien und Linienverlängerungen
Für 2018 war die Verlängerung der Pilotstrecke von Stollberg nach Oelsnitz/Erzgeb. geplant, nach Anpassungen der Planungen wird diese mit Stand Juni 2020 nunmehr bis zum Jahr 2025 und weiter bis nach St. Egidien[16] angestrebt.[17][18] Vorgesehen sind dazu u. a. der Neubau einer rund 3,5 km langen, elektrifizierten Strecke von Niederwürschnitz nach Stollberg, die Anlage von vier neuen Verkehrsstationen sowie die Elektrifizierung der Bestandsstrecke, nach ursprünglicher Planung mit 750 V Gleichspannung bis Oelsnitz.[19] Zwischen Stollberg und St. Egidien wird die Einrichtung einer Systemtrennstelle erforderlich, zu deren geplanter Lage gibt es bislang keine Informationen.
Das langfristige Ziel des Projektes schließt auch die Wiederanbindung von Limbach-Oberfrohna an das Bahnnetz ein. Der erste Schritt auf diesem Weg wird eine Straßenbahnlinie von der Innenstadt bis hin zum Einkaufszentrum Chemnitz-Center sein, die dann im weiteren Verlauf über Röhrsdorf und Kändler nach Limbach-Oberfrohna verlängert werden soll. Genutzt werden sollen Teile der vormaligen Bahnstrecken Limbach–Wüstenbrand und Limbach–Oberfrohna. Mit der Gesamtinbetriebnahme dieser Teilstrecke ist vor 2030 nicht zu rechnen.[20]
Überblick
Stufe 0: Fertigstellung 2002
- Pilotstrecke Chemnitz Hbf – Zentralhaltestelle – Altchemnitz – Stollberg
Stufe 1: Fertigstellung 2015
- Verknüpfung zwischen Stadtbahn und Eisenbahn im Bereich Hauptbahnhof
- Durchbindung der Linien aus Burgstädt, Mittweida und Hainichen bis Zentralhaltestelle
Stufe 2: Inbetriebnahme am 29. Januar 2022
- Bau einer Straßenbahnstrecke über die Reichenhainer Straße bis zur Technischen Universität und Technopark, anschließend Bau einer zweigleisigen Gleisbogens zur Eisenbahnstrecke nach Thalheim (Erzgeb.) und Aue
- Neubau einer 2,2 km langen zweigleisigen Straßenbahnstrecke und einer rund 400 m langen zweigleisigen Verbindung zum Eisenbahnnetz
- direkte Anbindung des Campus der TU Chemnitz an das Straßenbahnnetz mit mehreren Haltestellen, Inbetriebnahme der Straßenbahnstrecke bis Technopark im Dezember 2017 erfolgt
- bauvorbereitende Maßnahmen an der Eisenbahnstrecke im Herbst 2018, Inbetriebnahme des Teilprojekts Eisenbahnstrecke am 29. Januar 2022
- Kapazitätserweiterungen in Bahnhöfen, vier zusätzliche Haltepunkte im Eisenbahnnetz und Streckenmodernisierung
Stufe 3:
- Bau einer Straßenbahn-/Eisenbahnstrecke am Einkaufszentrum Sachsen-Allee vorbei
- Weiterführung Richtung Niederwiesa unter Umgehung der Bahnstrecke Dresden–Werdau über das abgeräumte Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Hilbersdorf (unter anderem mit einem neuen Haltepunkt am Sächsischen Eisenbahnmuseum)
- Nutzung des vorhandenen dritten Gleises bis Niederwiesa
- Neubau einer 1,3 km langen zweigleisigen Straßenbahnstrecke und einer 6,8 km langen eingleisigen Eisenbahnstrecke
- Linienbündelung Hainichen/Olbernhau/Annaberg – Niederwiesa – Sachsen-Allee – Hauptbahnhof – Zentralhaltestelle – TU – Thalheim
Stufe 4: mögliche Gesamtinbetriebnahme 2030
- Bau einer Straßenbahnstrecke über Hartmann- und Leipziger Straße bis zum Chemnitz-Center
- Fortführung als Eisenbahnstrecke nach Limbach-Oberfrohna unter Nutzung des Abschnitts Kändler–Limbach der Bahnstrecke Limbach–Wüstenbrand und der innerstädtischen Bahnstrecke Limbach–Oberfrohna
- Neubau einer 6,1 km langen zweigleisigen Straßenbahnstrecke sowie Neu- und Ausbau einer 9,6 km langen eingleisigen Eisenbahnstrecke
- Planungsleistungen für erste innerstädtische Teilstrecke (Innenstadtring von Brückenstraße über Theaterstraße zum Falkeplatz sowie entlang der Hartmannstraße bis zur Ermafa-Passage; insgesamt 2,3 km) im September 2020 vergeben; bauliche Fertigstellung bis 2025 angestrebt; schrittweiser Planungsbeginn für weitere Teilstrecken[20]
- Gesamtfertigstellung bis 2030 wird als möglich eingeschätzt, Gesamtkosten dieser Baustufe vsl. 120 Mio. € in Preisen von 2020[20]
Stufe 5: angestrebte Realisierung bis Ende 2024[21][22] bzw. 2025.[16]
- Westliche Verlängerung der Pilotstrecke (Stufe 0) ab Stollberg (Sachs) über Oelsnitz nach St. Egidien
- Neubau einer 3,5 km langen eingleisigen Eisenbahnstrecke, beginnend auf der alten Trasse Richtung Zwönitz über das Gewerbegebiet Stollberger Tor und die A 72 mit einem dortigen Anschluss an die bisherige Strecke nach St. Egidien
- Neubau eines Kreuzungsbahnhofs und drei weiterer Zugangsstellen im Zuge der Neubaustrecke
- Elektrifizierung der Bestandsstrecke Stollberg–St. Egidien, weitere Modernisierung der Bestandsstrecke inkl. Bau eines elektronischen Stellwerkes und des zusätzlichen Haltepunktes Mitteloelsnitz
- Die Systemtrennstelle zwischen 750 Volt Gleichspannung und 15 Kilovolt Wechselspannung soll sich nahe der Ortslage Niederwürschnitz unmittelbar an der Einbindung der Neubaustrecke von Stollberg in die Bestandsstrecke befinden.[23]
- Eingesetzt werden sollen elektrische Zweisystemfahrzeuge für 750 V Gleich- und 15 kV Wechselspannung.[16]
- Durchmesserlinie Oelsnitz – Stollberg (Sachs) – Altchemnitz – Zentralhaltestelle – Chemnitz-Center – Röhrsdorf – Limbach-Oberfrohna im Zielzustand, anfangs (St. Egidien –) Oelsnitz – Stollberg (Sachs) – Altchemnitz – Chemnitz Zentralhaltestelle – Chemnitz Hauptbahnhof
Fahrgastzahlen
Die Anbindung des Umlandes mit dem Chemnitzer Modell wird von den Fahrgästen gut angenommen. Die Allianz pro Schiene testierte im Jahr 2009 der Pilotstrecke Chemnitz–Stollberg von 1998 bis 2008 ein Fahrgästeplus von 886 Prozent und ordnet damit das Chemnitzer Modell als eine der erfolgreichsten 15 Regionalbahnen in Deutschland ein.[24]
Fahrzeuge
Die City-Bahn Chemnitz besitzt sechs Variobahn-Wagen vom Typ NGT6-LDZ (Nr. 411–416). Die Wagen der City-Bahn sind mit Kompromissradreifen für den Betrieb auf Straßenbahn- und Eisenbahnoberbau, Zugbeeinflussung (PZB I60R), Zugfunk und einem Signalhorn ausgestattet. Außerdem erreichen sie mit 80 km/h eine im Vergleich zu den normalen Stadtbahnwagen um 10 km/h höhere Geschwindigkeit. Sie werden seit 2002 auf der heutigen Linie C11 (ehemals 522) Chemnitz Hbf–Altchemnitz–Stollberg eingesetzt. Die Einstiegshöhe liegt bei 300 mm über Schienenoberkante,[25] die Fahrzeuge sind damit barrierearm an den in Chemnitz üblichen Straßenbahnbahnsteigen mit einer Höhe von 200 bzw. 240 mm sowie an der Pilotstrecke nach Stollberg mit der dort angepassten Bahnsteighöhe von 200 mm.
Die Fahrzeuge zum Einsatz im Eisenbahn- und im Straßenbahnnetz unter Nutzung der bis 2016 geschaffenen Verknüpfungsstelle im Chemnitzer Hauptbahnhof wurden von den Firmen Vossloh Kiepe GmbH und Vossloh España S. A. gebaut (beide Konzern Vossloh). Zunächst wurden acht Triebwagen zum Preis von 42,3 Millionen Euro bestellt und ein Optionsrecht vereinbart. Die achtachsigen Gelenkwagen sollten auf den Strecken der Stufe 1 eingesetzt werden, wurden jedoch erst 2015 geliefert. Die Zweirichtungsfahrzeuge stammen aus der CityLink-Familie, sind barrierefrei, 37 m lang, bis zu 100 km/h schnell, haben 87 Sitzplätze und sind luftgefedert. Sie laufen auf vier Drehgestellen. Auf den mit Gleichspannung elektrifizierten Strecken fahren die Zweikraftwagen elektrisch, auf den Eisenbahnstrecken mit Diesel.[26][27][28] Im Juni 2015 wurde bekannt, dass die Option über vier weitere Fahrzeuge im Wert von 23,7 Millionen Euro, durch den Freistaat Sachsen mit rund 75 Prozent gefördert, eingelöst werden konnte. Diese Fahrzeuge sind somit schon als Vorleistung für die zweite Stufe zu sehen, bei der diese zusätzlichen Fahrzeuge zum Einsatz kommen sollen. Durch die Bestätigung des Freistaats und der damit verbundenen zeitigeren Optionseinlösung konnte eine Fertigungsunterbrechung mit vermutlich höheren Folgekosten vermieden werden. Mit der vorzeitigen Einlösung und der vereinbarten Lieferung bis zum 31. Oktober 2017 war somit ein ausreichender Zeitpuffer geschaffen worden, um Liefer- oder Zulassungsverzögerungen, wie bei den Fahrzeugen der Stufe 1, zu begegnen.[29] Die Citylink-Fahrzeuge verfügen über Einstiegshöhen von 435 mm (jeweils erste und letzte Tür, außen weiß und innen grün) und 600 mm (mittlere Türen, außen und innen jeweils rot),[30] und sind damit auf Bahnsteighöhen von 380 mm (Ausbaustandard im Straßenbahnnetz sowie noch nicht ausgebaute Zugangsstellen im Eisenbahnnetz) und 550 mm (Ausbaustandard im Eisenbahnnetz) angepasst. Alle Türen sind als Doppeltüren ausgebildet und mit ausfahrbaren Schiebetritten zur Spaltüberbrückung ausgestattet. Die Wagen sind ebenfalls im gesamten Chemnitzer Straßenbahnnetz zugelassen, jedoch wird der Einsatz auf nicht darauf angepassten Streckenabschnitten wegen der dann nicht bestehenden Barrierefreiheit vermieden.
Zur Anpassung an die unterschiedlichen Einstiegsverhältnisse erhalten die Haltestellen im Straßenbahnnetz, die von beiden Wagenbauarten bedient werden, verlängerte Bahnsteige mit unterschiedlichen Höhen. Die in Fahrtrichtung vordere Hälfte erhält eine Höhe von 380, die hintere nur von 240 mm. Die Züge halten im jeweils passenden Abschnitt, die Zugzielanzeiger weisen darauf hin. Sollte es zum bisher nicht vorgesehenen Einsatz der „Citylink“-Wagen in Doppeltraktion kommen, dann wäre der jeweils hintere Triebwagen nicht barrierefrei erreichbar.
Beide Fahrzeugtypen werden von der City-Bahn Chemnitz betrieben und von der CVAG in deren Betriebshof in Chemnitz-Adelsberg gewartet.
Weblinks
- Das Chemnitzer Modell, Informationsseite des VMS zum Projekt
- City-Bahn Chemnitz GmbH
- Das Chemnitzer Modell auf der Website der City-Bahn Chemnitz
Einzelnachweise
- Heiner Matthes: Die Chemnitzer Straßenbahn – Nahverkehr in Sachsens Industrie-Metropole, GeraMond Verlag, München 1998, ISBN 3-932785-01-0, S. 107
- Das Chemnitzer Modell. In: city-bahn.de. City-Bahn Chemnitz GmbH, abgerufen am 12. März 2019.
- neue Fahrzeuge für das Chemnitzer Modell
- Chemnitzer Straßenbahn könnte bis nach Aue fahren. Freiepresse.de. 24. Mai 2011. Abgerufen am 25. Mai 2011.
- Chemnitzer Modell: Wir sind (ab Freitag) drin… Verkehrsverbund Mittelsachsen, 12. Februar 2013, abgerufen am 22. November 2017.
- chemnitzer-modell.de: Chemnitzer Modell: Wir sind (ab Freitag) drin… Abgerufen am 15. Februar 2013.
- Die Straßenbahn erobert sich den Hauptbahnhof. In: Freiepresse.de. 17. Juni 2014, abgerufen am 17. Juni 2014.
- Citylink-Bahn fährt erstmals ins Zentrum. In: Freiepresse.de. 10. Oktober 2016, abgerufen am 11. Oktober 2016.
- Chemnitzer Modell – Aktuelles: Straßenbahn erreicht erstmalig Uni-Campus: Erfolgreiche „Bügelfahrt“ auf Reichenhainer Straße. Verkehrsverbund Mittelsachsen, 21. November 2017, abgerufen am 22. November 2017.
- Widerstand gegen Bahntrasse auf der Reichenhainer Straße in Chemnitz. Freiepresse.de. 3. Januar 2013. Abgerufen am 3. Januar 2013.
- Stadt Chemnitz entfernt Protestsymbole an Reichenhainer Straße. Freiepresse.de. 3. Januar 2013. Abgerufen am 3. Januar 2013.
- Schienenersatzverkehr Chemnitz – Aue. Verkehrsverbund Mittelsachsen, 20. August 2018, abgerufen am 8. September 2018.
- STRABAG mit 2. Ausbaustufe der Bahnstrecke Chemnitz – Aue beauftragt. STRABAG AG, Köln, 19. August 2019, abgerufen am 18. April 2020.
- Andreas Bauer: Im Gegensatz zum Bauablauf sollen die Züge pünktlich sein. In: Freie Presse. 25. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
- Chemnitzer Modell Stufe 2: Ausbau Chemnitz – Aue. Verkehrsverbund Mittelsachsen, abgerufen am 19. November 2017.
- Chemnitzer Modell wird noch größer. Verkehrsverbund Mittelsachsen, 26. Juni 2020, abgerufen am 26. Juni 2020.
- Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für den Raum Chemnitz/Zwickau geht in die Trägerbeteiligung. vms.de. 8. Dezember 2015. Abgerufen am 8. Dezember 2015.
- Stufe 5: Ausbau Stollberg – Oelsnitz. chemnitzer-modell.de. 8. Dezember 2015. Abgerufen am 8. Dezember 2015.
- Chemnitzer Modell Stufe 5: Ausbau Stollberg – Oelsnitz Variantenuntersuchung und Vorplanung. (PDF; 7,2 MB) Bürgerinformationsveranstaltung. Verkehrsverbund Mittelsachsen, 24. August 2015, abgerufen am 23. Oktober 2016.
- Planungsstart für Chemnitz Bahn nach Limbach-Oberfrohna. Verkehrsverbund Mittelsachsen, 1. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
- Stufe 5: Ausbau Stollberg – Oelsnitz. Ziel und Ausblick. Verkehrsverbund Mittelsachsen, abgerufen am 7. Mai 2020.
- Stufe 5: Ausbau Stollberg – Oelsnitz. Aktueller Stand. Verkehrsverbund Mittelsachsen, abgerufen am 7. Mai 2020.
- Ausblick: Beschaffung vollelektrischer Regionalstadtbahnen. Verkehrsverbund Mittelsachsen, abgerufen am 21. Februar 2021.
- Regionalbahnen brechen alle Rekorde. Pressemitteilung. Allianz pro Schiene e. V., 10. September 2009, abgerufen am 1. März 2016.
- Die Variobahn NGT6-LDZ. City-Bahn Chemnitz, abgerufen am 9. September 2018.
- Zuschlag für Zweisystemfahrzeuge konnte erteilt werden. In: chemnitzer-modell.de. Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH, 15. August 2012, abgerufen am 23. August 2012.
- Chemnitzer Modell: Zuschlag für Hybridfahrzeuge erteilt. In: Freie Presse. 15. August 2012, abgerufen am 23. August 2012.
- Acht Citylink-Fahrzeuge für Verkehrsverbund Mittelsachsen. In: Pressemitteilung Vossloh. August 2012, abgerufen am 23. August 2012.
- Zusage des Freistaates Sachsen sichert Anschaffung von weiteren Fahrzeugen für Chemnitzer Modell Stufe 2, Citylink-Bahnen für Stufe 1 kommen ab August 2015 nach Chemnitz. In: chemnitzer-modell.de. Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH, 26. Juni 2015, abgerufen am 10. November 2015.
- Citylink - Zweisystemfahrzeug. City-Bahn Chemnitz, abgerufen am 9. September 2018.