Zensur der Wikipedia
Die Zensur der Wikipedia fand und findet in verschiedenen Staaten statt. Unter diesen sind die Volksrepublik China, Frankreich, Iran, Pakistan, Russland, Saudi-Arabien, Syrien, Thailand, die Türkei, Tunesien, Usbekistan und das Vereinigte Königreich. In einigen Fällen handelt es sich um großflächige Zensur im Internet, die auch Wikipediainhalte betrifft. In anderen Fällen handelt es sich um gezielte Maßnahmen, die den Zugriff auf bestimmte Inhalte, die als anstößig betrachtet werden, verhindern.
Seit 2015 arbeitet die Wikipedia vollständig im HTTPS Protokoll, weswegen Inhalte nur noch blockiert werden können, indem der Zugang zur gesamten Wikipedia vollständig gesperrt wird. Solche Sperrungen der Wikipedia bestehen derzeit in der Volksrepublik China (seit 23. April 2019) und Myanmar (seit 21. Februar 2021).
Nach Staaten
Volksrepublik China
Die chinesischsprachige Wikipedia wurde im Mai 2001 gestartet.[1] Am Anfang des Jahres 2004 erhielt die Wikipedia noch positive Meldungen in der chinesischen Staatspresse. Jedoch wurde die Wikipedia am 3. Juni 2004 am 15. Jahrestag des Tian’anmen-Massaker 1989 geblockt. Es wurden Angebote gemacht, die Seite wieder zugänglich zu machen, nachdem Selbstzensur durchgeführt wurde, jedoch wurden diese durch die chinesische Wikipedia-Community abgelehnt. Ein Artikel in der International Herald Tribune vergleicht die chinesische mit der englischen Wikipedia und stellt fest, dass die Artikel über Mao Zedong und Taiwan von politischen Kontroversen „verwässert und gesäubert“ waren.[2] Am 22. Juni 2004 wurde der Zugriff auf die Wikipedia ohne Erklärung wiederhergestellt. Im September wurde die Wikipedia für eine Dauer von vier Tagen wieder gesperrt, ohne Gründe zu nennen.[3] Wiederum wurde die Wikipedia im Oktober 2005 geblockt. Die Benutzer Shi Zhao und Cui Wei schrieben einen Brief an Behörden, mit dem sie versuchten, die Blockade wieder aufzuheben. Auszüge des Briefes lasen sich wie folgt: „Durch die Blockade von Wikipedia verlieren wir die Chance, Chinas Stimme in der Welt zu präsentieren. Dabei erlauben wir bösen Kulten, den taiwanesischen Unabhängigkeitsbewegungen und Anderen (…) ein verzerrtes Bild von China zu präsentieren.“
Im Oktober 2006 berichtete The New York Times, dass die englische Wikipediaversion in der Volksrepublik China wieder zugänglich, die chinesische Sprachversion jedoch weiter blockiert war. Der Neue Medien-Forscher Andrew Lih bloggte, dass er den englischen Artikel zum Tian’anmen-Massaker von 1989 nicht aufrufen konnte.[4] Lih sagte auch, dass es keine monolithische “Great Firewall of China” gäbe. Je nachdem, welcher Benutzer über welchen Internetanbieter in welcher Region eingeloggt ist, wie China Netcom in Peking, China Telecom in Shanghai oder verschiedene Anbieter in Anhui- die chinesische Wikipedia war nur in Anhui geblockt.[5] Die Beratungsorganisation Reporter ohne Grenzen lobte Wikipedias Vorsitzende dafür, keine Selbstzensur zu betreiben.[6]
Am 10. November 2006 berichtete Lih, dass die chinesische Wikipedia nun wieder vollkommen zugänglich war.[7] Lih bestätigte die Vermutung einige Tage später und basierte die Beobachtung an der Zahl der neuen Benutzerkonten auf der chinesischen Wikipedia, die in den Tagen angelegt wurden. Bevor die Seite wieder zugänglich war, wurden 300 bis 400 neue Benutzerkonten pro Tag angelegt. In den vier Tagen nach dem Ende der Blockade verdreifachte sich die Zahl auf über 1.200 Benutzerkonten täglich, wodurch die chinesische Wikipedia zur am zweitschnellsten wachsenden Sprachversion nach der Englischen wurde. Außerdem wurden 75 % mehr Artikel angelegt bis zum Ende der Woche am 13. November im Vergleich zur vorhergehenden Woche. Diese Woche war diejenige, in der die chinesische Version die 100.000-Artikelmarke überschritt. Lih hatte vorausgesagt, dass diese Marke schnell überschritten werde, aber auch, dass erfahrene Benutzer sehr viel Zeit damit verbringen werden müssen, den neuen Benutzern die Grundregeln und Richtlinien der Wikipedia beizubringen.[8]
Am 16. November berichtete die Nachrichtenorganisation Reuters, dass man Zugriff auf die Hauptseite der Wikipedia hat, jedoch nicht auf sensible Themen wie die Proteste vom 4. Juni 1989.[9] Es wurde jedoch berichtet, dass sowohl die englische als auch die chinesische Version am 17. November wieder geblockt waren.[10] Am 15. Juni 2007 wurde der Zugriff auf unpolitische Artikel in der englischen Wikipedia wieder hergestellt.[11] Am 6. September 2007 berichtet IDG News, dass die englische Wikipedia wieder geblockt war.[12] Am 2. April 2008 berichtete, dass die Blockade von der englischen und chinesischen Wikipedia wieder aufgehoben wurde.[13][14] Das wurde auch von der BBC bestätigt. Zur gleichen Zeit trafen ausländische Journalisten in Peking ein, um von den olympischen Sommerspielen 2008 zu berichten. Das internationale olympische Komitee hatte Pressefreiheit während der Spiele gefordert.[15] Im September 2008 traf sich Jimmy Wales mit dem Vizedirektor des Informationsbüros des chinesischen Staatsrats, Cai Mingzhao. Obwohl keine Vereinbarungen folgte, glaubte Wales, dass der Kommunikationskanal zwischen der Wikipedia-Community und der chinesischen Regierung wieder geöffnet wurde.[16] Die Blockade der Wikipedia reduzierte nicht nur die Benutzeranzahl, sondern führte auch zu einem Rückgang von Beiträgen der Benutzer um im Durchschnitt 42,8 %, nach einem Bericht von der American Economic Review aus dem Jahre 2011.[17] Seit 2012 waren die chinesische und englische Wikipedia in der Volksrepublik China wieder aufrufbar[18] bis auf politische Artikel. Wenn jemand versuchte, mit einer chinesischen IP-Adresse (auch wenn man nur einen Begriff sucht) einen „sensiblen“ Artikel aufzurufen, wurde die IP für einige Minuten bis zu einer Stunde daran gehindert, die Wikipedia aufzurufen.[19]
Chinesische Regierungsstellen blockierten den Zugriff auf die sichere (HTTPS) Version der Seite am 31. Mai 2013, obwohl die unsichere Version (HTTP) der Seite noch zugänglich war. Die unsichere Version ist anfällig für das Filtern nach Schlüsselwörtern, wodurch einzelne Artikel blockiert werden können. Greatfire[20] rief die Wikipedia und seine Benutzer dazu auf, den Block zu umgehen, indem sie HTTPS-Zugang durch IP-Adressen der Wikipedia erlangen.[21] 2013, nachdem Jimmy Wales sagt, dass Wikipedia „keine fünf Sekunden“ Zensur tolerieren werde, sagte Shen Yi, Internetforscher an der Fudan-Universität in Shanghai: „Während Wikipedia immer hart ins Gericht mit der chinesischen Regierung geht, zeigt es nicht unbedingt die gleiche Stärke, wenn die US-Regierung oder das europäische Gerichtssystem Anforderung stellt, Inhalte zu verändern, Artikel zu löschen oder Informationen herauszugeben.[22]
Seit dem 19. Mai 2015 werden alle Versuche, die HTTP-Version aufzurufen, automatisch an die HTTPS-Adressen weitergeleitet, sodass Datenverschlüsselung für alle Benutzer zwingend ist. Deswegen kann von den Zuständigen der chinesischen Regierung nicht mehr eingesehen werden, welche Seite ein Benutzer versucht aufzurufen oder sich gerade ansieht. Dadurch wurde es unmöglich, Artikel gezielt zu blocken (wie Ai Weiwei oder Tian’anmen-Massaker), wie es in den Jahren zuvor der Fall war. Daraufhin wurde die gesamte chinesischsprachige Wikipedia geblockt.[23] Am 31. August waren die Hauptseiten für wenige Minuten wieder zugänglich.
Der Wikipediagründer Jimmy Wales sagte anlässlich des Leadership Energy Summit Asia 2015 in Kuala Lumpur am 2. Dezember 2015, er werde in die Volksrepublik China fliegen, um die chinesische Regierung davon zu überzeugen, die Zensur aufzuheben. Zwei Tage später wurden alle Sprachversionen geblockt, diese Blockade dauerte zwei Tage, bis zum 6. Dezember.[24][25] In einheimischen sozialen Netzwerken wurde über diese Blockade beschwert, viele dieser wurden aber nach einer kurzen Zeit gelöscht.[26] Jimmy Wales traf am 17. Dezember anlässlich der Welt-Internet-Konferenz in Wuzhen, Zhejiang Lu Wei, den Direktor der Cyberspace-Behörde. Wales sagte, dass es keinen Konsens gäbe, aber man „sich traf und kennenlernte“. Wales erklärte ihm nach Lu Wei, wie die Wikipedia und das Wikimedia-Netzwerk global funktionieren und sagte, er hoffe, die chinesische Cyberspace-Behörde regelmäßig zu treffen. Ein Reporter fragte, ob er bereit wäre, einige Informationen auf der Wikipedia zu unterdrücken, um einen stabilen Zugriff in der Volksrepublik China zu gewährleisten, was Wales verneinte.[27] Aber selbst Jimmy Wales’ Aussagen wurden anders wiedergegeben. Er sagte, dass die Verbesserungen in Maschinenübersetzungen es in Zukunft eventuell nicht länger für Behörden möglich machten, den Informationsfluss zu kontrollieren. In der offiziellen Übersetzung wurde jedoch gesagt, dass die Verbesserungen dazu führen würden, dass es Regierungen besser möglich ist, Online-Kommunikation zu analysieren.[28]
Frankreich
Im April 2013 wurde die französische Generaldirektion für innere Sicherheit (DGSI) auf einen Artikel zur militärischen Funkstation Pierre-sur-Haute aufmerksam. Der Nachrichtendienst versuchte, den Artikel aus der französischen Wikipedia löschen zu lassen. Der Geheimdienst zwang den Administrator der französischen Wikipedia Rémi Mathis, den Artikel zu löschen.[29][30][31][32] Wikimedia fragte den DGSI, welche Teile des Artikels das Problem verursachen würden, da der Artikel zum größten Teil nur Informationen aus einem 2004 ausgestrahlten Dokumentarfilm des Fernsehsenders Télévision Loire 7 wiedergebe. Das sei ein lokaler Sender, und der Dokumentarfilm sei online frei zugänglich.[33] Der DGSI beantwortete die Anfrage nicht und bestand darauf, den Artikel zu löschen. Eine Stellungnahme von Wikimedia Frankreich vom 6. April las sich folgendermaßen:
„Der DGSI lud einen freiwilligen Mitarbeiter der Wikipedia am 4. April 2013 in die Behörde vor. Der Freiwillige gehörte zu der Gruppe von Personen, die Seiten löschen können. Er wurde gezwungen, den Artikel vor den Augen der Beamten zu löschen, mit der Drohung, dass man ihn festnehmen und verfolgen werde, falls er sich weigere; ungeachtet seiner Erklärungsversuche zur Funktionsweise der Wikipedia. Unter diesem Druck hatte er keine Wahl, als zu gehorchen und andere Systemadministratoren zu warnen, dass man sie ebenso behandeln werde, falls sie die Löschung rückgängig machten. Der Freiwillige hatte überhaupt keine Verbindung zum fraglichen Artikel, hatte dessen Inhalt nicht verfasst und erfuhr von dessen Existenz erst in den Räumen des DGSI.“[34]
Wegen der Kontroverse wurde der Artikel zum meistgelesenen Artikel in der französischen Wikipedia,[35] mit mehr als 120.000 Aufrufen während der Woche vom 6./7. April 2013.[36] Er wurde auch in viele andere Sprachen übersetzt. Die französische Zeitung 20 Minutes, Ars Technica und ein Post auf „Slashdot“ bezeichneten den Vorfall als Beispiel für den Streisand-Effekt. Das französische Innenministerium sagte der Agence France-Presse, dass es zu dem Vorfall keinen Kommentar abgeben wolle.[37]
Nach Aussage eines Rechtsexperten, welcher in einem AFP-Artikel am 8. April zitiert wurde, war die Löschung des Artikels „Teil einer Voruntersuchung“, welche von der „Anti-Terrorabteilung der Staatsanwaltschaft von Paris“ durchgeführt wurde. Der Grund für die Untersuchung war, dass der Artikel in der französischen Sprachversion „klassifizierte Informationen zur Befehlskette für das Starten von nuklearen Waffen preisgäbe.“[38]
Nach dem Vorfall berichtete Télévision Loire 7, dass sie damit rechnen, dass der DGSI sie auffordern würde, den ursprünglichen Dokumentarfilm aus dem Jahr 2004, auf dem der Wikipediaartikel basierte, zu löschen. Dieser war jedoch mit Einverständnis des französischen Militärs gefilmt worden.[33] Der nationale Polizeiverband verlangte, dass die Justiz französische Internetanbieter auffordern sollte, den Zugriff auf den Wikipediaartikel zu blockieren.[39] Reporter ohne Grenzen kritisierten die Handlungen des DGSI als schlechten Präzedenzfall. Der Sprecher der Organisation sagte Le Point, „wenn eine Institution meint, dass geheime Verteidigungsinformationen rechtswidrig veröffentlicht wurden, hat sie jede Möglichkeit, das von den Gerichten anerkennen zu lassen. Dann ist es Sache des Richters zu entscheiden, wie er Pressefreiheit und Informationsfreiheit gegen das angebliche Militärgeheimnis abwägt.“ Der Sprecher ergänzte, dass der Artikel Informationen aus einem Dokumentarfilm enthalte, der bereits zuvor in Kooperation mit dem französischen Militär gefilmt worden sei. Die Seite und der Verein, der hinter der Wikipedia steht, sowie die Mitwirkenden am Projekt sollten nicht in Verantwortung genommen werden.[40]
Iran
Im November 2013 untersuchten die Wissenschaftler Collin Anderson und Nima Nazeri über 300.000 persische Wikipediaartikel und stellten fest, dass die iranische Regierung 963 Artikel blockierte. Die Studie wurde an der Universität Pennsylvania durchgeführt und in den Center for Global Communication Studies der Universität veröffentlicht. Nach Anderson und Nazeri betrafen die Inhalte der blockierten Artikel „Rivalen der Regierung, religiöse Minderheiten, Kritik an der Regierung, Kritik an Mitarbeitern der Regierung und der Polizei“. Die Hälfte der geblockten Artikel waren Biografien, auch Biografien von Personen, die die Regierung angeblich inhaftiert oder getötet hat.[41] Anderson bemerkte, dass die persische Wikipedia ein Mikrokosmos des iranischen Internets sei und ein guter Ort, um zu sehen, welche Art von Inhalten verboten ist, welche Schlüsselwörter geblockt und welche Filterregeln auch im Rest des Netzes angewendet werden.[42][43]
2015 wurde die persische Sprachversion der Wikipedia auf das HTTPS-Protokoll umgestellt, sodass die iranische Regierung keine andere Wahl hatte, als sie entweder vollständig zu blockieren oder gar nicht zu blockieren. Der Iran hat sich für Letzteres entschieden. Wikimedia Commons wurde in der ersten Hälfte des Jahres 2016 gesperrt, aber die Blockierung wurde seitdem wieder aufgehoben.
Nach Berichten von Reporter ohne Grenzen hat die iranische Regierung den Zugriff auf die kurdische Wikipedia für längere Zeit gesperrt.[44]
Pakistan
Am 31. März 2006 wurde für sieben Stunden die gesamte Domain Wikipedia.org wegen eines Artikels geblockt, der Informationen zu Mohammed-Karikaturen enthielt.[45][46][47] Die englische Version die Wikipedia war in Pakistan im Mai 2010 für mehrere Tage wegen der Kontroverse um den Malt-alle-Mohammed-Tag blockiert.[48][49]
Russland
Am 5. April 2013 wurde vom Sprecher des Föderalen Dienstes für die Aufsicht im Bereich der Kommunikation, Informationstechnologie und Massenkommunikation (auch bekannt als Roskomnadsor) erklärt, dass die Wikipedia wegen des Artikels „Cannabis rauchen“ (russisch Курение каннабиса) in der russischsprachigen Wikipedia auf eine schwarze Liste gesetzt worden sei.[50][51][52]
Am 18. August 2015 wurde ein Artikel in der russischsprachigen Wikipedia über eine Cannabis-Art (Чарас (наркотическое вещество)) von Roskomnadsor auf die schwarze Liste gesetzt, da er detaillierte Anleitungen zur Herstellung von Narkotika enthielt (nachdem ein Gericht dazu Monate zuvor entschieden hatte).[53] Am 24. August wurde der Artikel auf die Liste von verbotenen Materialien gesetzt, die an die Internetanbieter in Russland weitergeleitet werden. Durch Wikipedias Nutzung von HTTPS wurde die Site, um die Anweisung zur Sperrung des Artikels durchzusetzen, in der Nacht zum 25. August komplett gesperrt, da ein Blockieren eines einzigen Artikels nicht möglich war.[54] Berichten zufolge kam es zu zeitweisen Sperren der Seite in einigen Regionen, während die mobile Version weiterhin zugänglich war.[55] Am Morgen des 25. August nahm Roskomnadsor den Artikel wieder von der Liste der verbotenen Materialien, da der Federal Drug Control Service zugesichert hatte, dass der Artikel so abgeändert wurde, dass die Bedingungen des Gerichtsbeschlusses eingehalten wurden.[56] Nach Aussage von Wikimedia Russland wurde der Artikel schnell von Wikipedia-Autoren geändert, damit das Gesetz nicht gebrochen wurde. 10–20 % der russischen Benutzer hatten um den 25. August Probleme beim Zugriff auf die Wikipedia.[57]
Aufgrund des Artikels über den Russischen Überfalls auf die Ukraine (Вторжение России на Украину) drohte die Medienaufsicht Roskomnadzor am 1. März 2022 mit der Sperrung der Wikipedia, wenn Informationen über die Opfer russischer Soldaten und militärische Gewalt gegen Zivilisten nicht gelöscht werden. Diese Angaben seien fehlerhaft.[58]
Saudi-Arabien
Am 11. Juli 2006 blockierte die saudische Regierung den Zugang zu Google und der Wikipedia für politisch und sexuell heikle Inhalte.[59][60] Viele Artikel in der englischen und arabischen Wikipedia sind in Saudi-Arabien zensiert.
Syrien
Der Zugriff auf die arabische Wikipedia wurde zwischen dem 30. April 2008 und dem 13. Februar 2009 blockiert, während andere Sprachversionen weiter aufrufbar waren.[61][62]
Tunesien
Die Wikimedia-Website war zwischen dem 23. und 27. November 2006 in Tunesien nicht aufrufbar.[63]
Türkei
In den frühen Morgenstunden des 29. April 2017 meldete die NGO Turkey Blocks, dass keine Sprachversion der Wikipedia mehr von der Türkei aus aufrufbar sei.[64][65] Die behördliche Maßnahme kam, nachdem türkische Behörden Wikipedia aufgefordert hatten, „Inhalte von Autoren, die mit Terror in Verbindung stehen und Inhalte, die die Türkei mit terroristischen Gruppierungen verbinden“, zu löschen. Die Behörden erhielten darauf ihrer Meinung nach keine befriedigende Antwort.[66]
Davor hatte die Türkei nur spezifische Artikel zensiert, wie „Kadın üreme organları“ (Vulva), „insan penisi“ (menschlicher Penis), „2015 Türkiye genel seçim anketleri“ (2015 Umfragen zu den Parlamentswahlen in der Türkei) „vajina“ (Vagina) und „testis torbası“ (Hodensack). Es gab keinen Gerichtsbeschluss für diese Zensur. Einer der Internetanbieter, TTNET, spekulierte, dass die Wikipedia offline sei. Katherine Maher sagte, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.[67]
Am 26. Dezember 2019 entschied ein Verfassungsgericht in der Türkei, dass die Sperre der Wikipedia gegen die Meinungsfreiheit verstößt und aufgehoben werden muss.[68] Am 15. Januar 2020 wurde die Sperre schließlich aufgehoben.
Usbekistan
Die gesamte Wikipedia wurde in Usbekistan in den Jahren 2007 und 2008 zweimal kurzzeitig gesperrt.[69] Über die Sperrung der usbekischen Wikipedia wurde im Februar 2012 auch international berichtet.[70] Internetnutzer in Usbekistan, die versuchten, die usbekische Sprachversion aufzurufen, wurden zu MSN weitergeleitet. Andere Sprachversionen waren problemlos aufrufbar.[71]
Seit Oktober 2016 ist die usbekische Wikipedia über das HTTPS-Protokoll abrufbar.
Venezuela
Laut Informationen von netblocks.org sollen in Venezuela am 12. Januar 2019 alle Sprachversionen der Wikipedia blockiert worden sein.[72]
Vereinigtes Königreich
Im Dezember 2008 setzte die Nichtregierungsorganisation Internet Watch Foundation den Artikel „Virgin Killer“ auf ihre Sperrliste. Das Albumcover wurde von der Organisation als Kinderpornografie und damit als illegal eingestuft. Das Bild war zuvor mit dem niedrigsten rechtlichen Risikolevel als „erotisches Posieren ohne sexuelle Handlungen“ eingestuft.[73] Wegen der Sperrliste wurden ISPs aus dem Vereinigten Königreich vom Cleanfeed System daran gehindert, das Bild zu sehen[74][75] und damit wurden große Teile des Vereinigten Königreichs daran gehindert, an der Wikipedia zu arbeiten.[76] Wegen öffentlicher Beschwerden[77] revidierte die IWF die Entscheidung drei Tage später und bestätigte, dass sie in Zukunft keine Kopien des Bildes, die in Übersee gehostet sind, sperren würde.[78]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Philip Pan: Reference Tool on Web Finds Fans, Censors. In: The Washington Post. 20. Februar 2006, abgerufen am 23. Dezember 2011.
- Brian Montopoli: Is Wikipedia China Really Wikipedia? (Nicht mehr online verfügbar.) In: CBS News. Associated Press, 30. November 2006, archiviert vom Original am 4. August 2011; abgerufen am 23. Dezember 2011.
- Alert: Authorities block access to online encyclopaedia. International Freedom of Expression Exchange. 21. Oktober 2005. Abgerufen am 23. Oktober 2011.
- Noam Cohen: Chinese Government Relaxes Its Total Ban on Wikipedia. In: The New York Times. 16. Oktober 2006, abgerufen am 23. Dezember 2011.
- China PARTIALLY unblocks Wikipedia. andrewlih.com blog. Archiviert vom Original am 1. Dezember 2006. Abgerufen am 24. Dezember 2006.
- China 'unblocks' Wikipedia site. BBC News, 16. November 2006, abgerufen am 23. Dezember 2011.
- Chinese Wikipedia now fully unblocked?. andrewlih.com blog. Archiviert vom Original am 24. Juni 2007. Abgerufen am 24. Dezember 2006.
- Chinese Wikipedia’s Surge in Growth. andrewlih.com blog. Archiviert vom Original am 30. September 2007. Abgerufen am 24. Dezember 2006.
- Wikipedia unblocked in China after year-long ban. Reuters, abgerufen am 24. Dezember 2006.
- The Nanny changes her mind: Wikipedia blocked again. DANWEI. Abgerufen am 24. Dezember 2006.
- English Wikipedia unblocked in China. Abgerufen am 20. Juni 2007.
- Steven Schwankert: Wikipedia Blocked in China Again. IDG News via PCworld, 6. September 2007, abgerufen am 26. Januar 2008.
- Sylvie Barak: China uncensors Wikipedia. The Inquirer, 3. April 2008, abgerufen am 3. April 2008.
- Cade Metz: Chinese net censors unblock BBC, Wikipedia. In: The Register. 31. Juli 2008. Abgerufen am 31. Juli 2008.
- "Beijing unblocks BBC Chinese site", BBC, 31 July 2008
- Wikipedia’s Jimmy Wales meets China’s censors. Rconversation.blogs.com. 1. Oktober 2008. Abgerufen am 13. Juni 2011.
- Group Size and Incentives to Contribute: A Natural Experiment at Chinese Wikipedia, Xiaoquan (Michael) Zhang, Feng Zhu.
- Wikipedia founder caps off MSE Symposium. The Johns Hopkins News-Letter. 15. November 2012. Archiviert vom Original am 25. Februar 2013. Abgerufen am 23. November 2012.
- "Academics break the Great Firewall of China", Tom Espiner, ZDNet, 4. Juli 2006.
- Great firewall of china, about
- McMillan, Graeme (4 June 2013) Chinese authorities apparently started blocking access to the site this past May 31, Digital Trends.
- "维基百科:宁愿放弃中国业务 网络审查"5秒都不行" (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) (“Wikipedia would rather give up business in China than tolerate ‘5 seconds of Internet Censorship’”), Global Times, 13. August 2013.
- Charlie Smith: We Had Our Arguments, But We Will Miss You Wikipedia. In: Huffington Post. United States 18. Juni 2015 (Online [abgerufen am 19. Juni 2015]).
- China has blocked Wikipedia again. In: PixelsTech.net. 5. Dezember 2015 (Online [abgerufen am 6. Dezember 2015]).
- https://web.archive.org/web/20160322142820/http://www.nanzao.com/sc/national/151b35d2ba62d9d/wei-ji-chuang-shi-ren-xiang-lu-wei-jie-shao-liao-yun-zuo-mo-shi-bu-zhi-wei-he-zai-nei-di-bei-jin
- 基金会全站IP被墙 维基百科所有语言全面阵亡. China Digital Times, 4. Dezember 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015.
- 楊立贇: 維基百科創辦人稱永不以審查換解禁 今首晤網信辦未達共識. In: Ming Pao. 17. Dezember 2015. Abgerufen am 17. Dezember 2015.
- James T. Areddy: Anti-Wikipedian Translation At China’s Internet Conference. In: WSJ. 17. Dezember 2015. Abgerufen am 29. Dezember 2015.
- Kim Willsher: French secret service accused of censorship over Wikipedia page. In: The Guardian. 7. April 2013. Abgerufen am 7. April 2013.
- La DCRI accusée d'avoir illégalement forcé la suppression d'un article de Wikipédia. Le Monde, 6. April 2013, abgerufen am 7. April 2013 (französisch).
- Tristan Vey: La DCRI fait pression sur un bénévole pour supprimer une page Wikipédia. Le Figaro, 6. April 2013, abgerufen am 7. April 2013 (französisch).
- Französischer Geheimdienst verlangt Löschung eines Wikipedia-Artikels. Deutschlandfunk, 6. April 2013, abgerufen am 7. April 2013.
- Guerric Poncet: Wikipédia et DCRI: la chaîne locale “s’attend” à être censurée. In: Le Point. 9. April 2013, abgerufen am 9. April 2013 (französisch).
- La DCRI accusée d’avoir illégalement forcé la suppression d’un article de Wikipédia In: Le Monde. 6. April 2013 (französisch).
- Megan Geuss: Wikipedia editor allegedly forced by French intelligence to delete “classified” entry. In: Arstechnica. 6. April 2013 (Online [abgerufen am 7. April 2013]).
- Wikipedia article traffic statistics for ‘Station hertzienne militaire de Pierre-sur-Haute’. In: stats.grok.se. Archiviert vom Original am 14. April 2013.
- La DCRI accusée d'avoir fait supprimer un article sur Wikipedia. Agence France-Presse, 6. April 2013, abgerufen am 23. Februar 2021 (französisch).
- CP, Anne-Claire Huet: Le retrait de l'article Wikipedia demandé dans le cadre d'une enquête préliminaire. (Nicht mehr online verfügbar.) In: La Chaîne Info. 8. April 2013, archiviert vom Original am 8. April 2013; abgerufen am 9. April 2013 (französisch).
- Guerric Poncet: Un syndicat de police évoque le filtrage de Wikipédia. In: Le Point. 10. April 2013, abgerufen am 10. April 2013 (französisch).
- Guerric Poncet: RSF dénonce les 'manoeuvres de la DCRI' contre Wikipédia. In: Le Point. 10. April 2013, abgerufen am 10. April 2013 (französisch).
- Colin Anderson, Nima Nazeri: Citation Filtered: Iran’s Censorship of Wikipedia. Center for Global Communication Studies (University of Pennsylvania). 7. November 2013.
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- https://rsf.org/en/news/new-york-times-website-unblocked-youtube-still-inaccessible
- Websites blocked, PTA tells SC: Blasphemous material. Dawn, 14. März 2006, abgerufen am 23. Februar 2021.
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- Basit Ali: Youtube, Wikipedia, Flickr blocked in Pakistan after Facebook. 20. Mai 2010. Archiviert vom Original am 12. März 2016. Abgerufen am 23. Februar 2021.
- Pakistan blocks access to YouTube in internet crackdown. BBC News, 20. Mai 2010, abgerufen am 23. Februar 2021.
- Russia May Block Wikipedia Access Over Narcotics Article | RIA Novosti. 6. Mai 2013, abgerufen am 23. Februar 2021.
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- Russians Selectively Blocking Internet. In: The New York Times. 31. März 2013 (Online).
- Boren, Zachary Davies: Russia threatens to block Wikipedia over cannabis page. In: The Independent. 21. August 2015. Abgerufen am 21. August 2015.
- Kremlin moves to ban Russian Wikipedia (englisch) In: Financial Times. Abgerufen am 15. Mai 2016.
- Российские провайдеры начали блокировку “Википедии” (russisch) In: РИА Новости. Abgerufen am 15. Mai 2016.
- Роскомнадзор удалил статью «Википедии» из реестра запрещенных сайтов (russisch) Abgerufen am 15. Mai 2016.
- Спорную статью “Википедии” отредактировали сами пользователи (russisch) Abgerufen am 15. Mai 2016.
- Russland droht Wikipedia mit Sperre – wenn weiter über Kriegsopfer informiert wird. In: Watson.ch, 2. März 2022.
- https://www.arabnews.com/node/288030
- arabianews.org (Memento vom 3. Februar 2012 im Internet Archive)
- Institute for War and Peace Reporting: Syrian youth break through internet blocks. 3. Juni 2008. Abgerufen am 1. Februar 2010.
- Arabic Wikipedia Disappears From The Internet in Syria In: Menassat. 19. Mai 2008.
- Tunisia: Censoring Wikipedia?
- Wikipedia blocked in Turkey. 29. April 2017. Abgerufen am 1. Mai 2017.
- Turkish authorities block Wikipedia without giving reason. In: BBC News. 29. April 2017 (Online [abgerufen am 29. April 2017]).
- Wikipedia blocked across Turkey. In: Hurriyet Daily News. 29. April 2017 (Online [abgerufen am 29. April 2017]).
- Vikipedi sansüre isyan etti (türkisch) 19. Juni 2015. Abgerufen am 29. April 2017.
- Türkisches Verfassungsgericht ordnet Ende der Wikipedia-Sperre an. Der Spiegel, 26. Dezember 2019, abgerufen am 26. Dezember 2019.
- Uzbekistan Blocks Its Wikipedia. 17. Februar 2012, archiviert vom Original; abgerufen am 21. Februar 2012.
- The Uzbek Wikipedia is Blocked in Uzbekistan (In Uzbek). In: RFE/RL’s Uzbek Service. 16. Februar 2012 (Online [abgerufen am 14. Juli 2012]).
- Wikipedia Articles in Uzbek Blocked. In: RFE/RL’s Uzbek Service. 16. Februar 2012 (Online [abgerufen am 21. Februar 2012]).
- Wikipedia blocked in Venezuela as internet controls tighten. Abgerufen am 14. Januar 2019.
- Charles Arthur: Wikipedia row escalates as internet watchdog considers censoring Amazon US over Scorpions image. Guardian News and Media Limited, 8. Dezember 2008, abgerufen am 8. Dezember 2008.
- Wikipedia child image censored. BBC News, 8. Dezember 2008, abgerufen am 8. Dezember 2008.
- https://www.independent.co.uk/life-style/gadgets-and-tech/news/wikipedia-article-blocked-in-uk-over-child-photo-1057010.html
- Censorship in the United Kingdom disenfranchises tens of thousands of Wikipedia editors, Wikimedia Foundation Pressrelease, 7. Dezember 2008.
- ZDNet zitiert: “floods of angry users”.
- IWF statement regarding Wikipedia webpage. In: Internet Watch Foundation. Archiviert vom Original am 7. Juni 2009. Abgerufen am 9. Dezember 2008.