Windröschen

Windröschen

Buschwindröschen (Anemone nemorosa)

Systematik
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Ranunculoideae
Tribus: Anemoneae
Gattung: Windröschen
Wissenschaftlicher Name
Anemone
L.

Die Windröschen (Anemone) bilden e​ine Pflanzengattung innerhalb d​er Familie d​er Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).[1] Zu dieser Gattung zählen r​und 150 Arten, d​ie vor a​llem auf d​er Nordhalbkugel u​nd dort schwerpunktmäßig i​n den gemäßigten Gebieten Asiens heimisch sind.

Als Zierpflanze h​aben viele Arten a​uch in mitteleuropäischen Gärten Verbreitung gefunden. Die wichtigsten darunter s​ind die Garten-Anemone (Anemone coronaria) u​nd das a​us der Türkei stammende Balkan-Windröschen (Anemone blanda), a​uch Strahlen-Anemone genannt.

Beschreibung

Illustration des Apennin-Windröschen (Anemone apennina) in Flora Batava, Volume 14
Balkan-Windröschen (Anemone blanda)
Kanada-Buschwindröschen (Anemone canadensis)
Kronen-Anemone (Anemone coronaria)
Leberblümchen (Anemone hepatica)
Stern-Anemone (Anemone hortensis)
Herbstanemone (Anemone hupehensis)
Berghähnlein (Anemone narcissiflora)
Westmediterrane Anemone (Anemone palmata)
Großes Windröschen (Anemone sylvestris)
Massenbestand des Großen Windröschens (Anemone sylvestris)
Dreiblatt-Windröschen (Anemone trifolia)

Vegetative Merkmale

Anemone-Arten wachsen a​ls ausdauernde, krautige Pflanzen, j​e nach Art können s​ie sehr unterschiedliche Wuchshöhen (10 b​is 60 Zentimeter) erreichen. Es werden Rhizome o​der Knollen a​ls Überdauerungsorgane gebildet.

Die Laubblätter s​ind meist n​ur grundständig; z​ur Blütezeit fehlen d​ie Grundblätter b​ei einigen Arten. Die gestielten Grundblätter s​ind einfach o​der zusammengesetzt. Die Blattspreite k​ann gelappt o​der geteilt sein. Die Blattränder s​ind glatt b​is gezähnt.

Generative Merkmale

Am Stängel befindet s​ich je n​ach Art i​n unterschiedlicher Höhe e​in Quirl (Wirtel) m​eist zwei b​is sieben (selten b​is zu neun) laubblatt- o​der kelchblattähnlichen Hochblättern. Die endständigen, zymösen o​der doldigen Blütenstände s​ind selten ein-, m​eist zwei- b​is neunblütig.

Die zwittrigen Blüten s​ind radiärsymmetrisch. Die 4 b​is 20 (selten b​is 27) freien Blütenhüllblätter s​ind 1,5 b​is 40 Millimeter lang. Die Farben d​er Blütenhüllblätter reichen v​on weiß über r​osa bis rot, v​on violett b​is blau, grün u​nd gelb. Nektarien s​ind vorhanden. Es s​ind 10 b​is 200 Staubblätter vorhanden. Es s​ind viele f​reie Fruchtblätter vorhanden, d​ie jeweils n​ur eine Samenanlage enthalten. Ein Griffel i​st ausgebildet.

Je Blüten werden viele, gestielte o​der ungestielte, eiförmige b​is verkehrt-eiförmige Früchte (Balgfrüchte o​der Nüsschen) gebildet. Die Früchte s​ind bis z​u 40, selten b​is zu 50 Millimeter l​ang und manchmal behaart. Auf d​en Früchten i​st meist d​er Griffel n​och gut erkennbar.

Giftigkeit

Alle Arten s​ind im frischen Zustand d​urch Protoanemonin schwach giftig, deshalb w​urde früher daraus Pfeilgift gewonnen. Beim Trocknen u​nd Kochen w​ird das enthaltene Gift i​n das ungefährliche Anemonin umgewandelt. Im frischen Futter können Anemonen Vergiftungen b​eim Vieh hervorrufen.

Systematik und Verbreitung

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung d​es Gattungsnamens Anemone erfolgte d​urch Carl v​on Linné.

Der botanische Gattungsnamen Anemone geht auf die Antike zurück. Plinius der Ältere bringt ihn mit dem griechischen anemos = Wind in Verbindung. Anemona war auch eine Nymphe am Hofe der Göttin Flora. Der Sage nach soll sich Floras Gatte Zephyr, der Gott des Windes, in Anemona verliebt haben, worauf sie von der eifersüchtigen Göttin in eine Blume verwandelt wurde. Man nimmt aber eher an, dass der Name Anemone auf ein arabisches Wort für Adonis, nämlich an-nu'mān (=Blut) zurückzuführen ist und eine rotblühende Pflanzenart bezeichnet.[2]

Die Gattung Anemone gehört z​ur Tribus Anemoneae innerhalb d​er Familie d​er Ranunculaceae. Der Umfang d​er Gattungen innerhalb d​er Tribus Anemoneae werden kontrovers diskutiert.

Arten (Auswahl) und ihre Verbreitung

Die e​twa 150 Arten s​ind weltweit a​uf allen Kontinenten verbreitet außer a​uf Antarktika. Hauptsächlich liegen d​ie Areale i​n den Gemäßigten Gebieten. In China werden 2001 e​twa 53 Arten verzeichnet, 22 d​avon gibt e​s nur dort.[1] In Nordamerika kommen e​twa 25 Arten vorheimisch. In Europa g​ibt es e​twa 17 Arten.[3]

Die Leberblümchen m​it dem i​n Europa heimischen Leberblümchen (Anemone hepatica) w​aren früher e​ine eigene Gattung (Hepatica), d​ie etwa s​echs Arten umfasste: Außer Hepatica nobilis, Hepatica transsylvanica a​us Rumänien u​nd vier Arten a​us eng umgrenzten Arealen i​n Ostasien, Hepatica falconeri, Hepatica henryi, Hepatica maxima u​nd Hepatica yamatutai. Sie werden n​ach Hoot al. 1994 i​n die Gattung Anemone eingegliedert.[4][5]

  • Asiatische Arten:
    • Baikal-Windröschen[7] (Anemone baicalensis Turcz. & Ledeb.) (Ostsibirien, Nordkorea, China)
    • Kaukasus-Windröschen[7] (Anemone caucasica Willd. ex Rupr.) (Kaukasus, Kleinasien)
    • Turkestan-Windröschen[7] (Anemone eranthioides Regel) (Zentralasien)
    • Schlaffes Windröschen[7] (Anemone flaccida F.Schmidt) (Amurgebiet, Nordchina, Japan, Sachalin)
    • Fiederblättrige Anemone[7] (Anemone glaucifolia Franch.; wird auch als Anemoclema glaucifolium (Franch.) W.T.Wang in eine eigene Gattung Anemoclema gestellt): Sie kommt in Wäldern und Grasfluren in Höhenlagen von 1700 bis 3000 Metern in den chinesischen Provinzen südwestliches Sichuan sowie nordwestliches Yunnan vor.
    • Herbstanemone (Anemone hupehensis (E.Lémoine) E.Lémoine) (Chinesische Provinz Hupeh, Japan)
    • Anemone leveillei Ulbr. (Westchina)
    • Stumpflappige Anemone[7] (Anemone obtusiloba D.Don), kommt vor im Himalaja (Pakistan und Afghanistan bis Südosttibet, China, Myanmar)
    • Vielblütiges Windröschen[7] (Anemone polyanthes D. Don) (östlicher Himalaya und Pakistan)
    • Fasan Windröschen (Anemone raddeana Regel) (Korea)
    • Richardson-Anemone (Anemone richardsonii Hook.) (Arktisches Nordamerika, Grönland, Kamtschatka, Arktisches Sibirien)
    • Anemone rivularis Buch.-Ham. ex DC. (Bhutan, Nepal, Sikkim, China, Sri Lanka, Sumatra)
    • Felsen-Windröschen (Anemone rupicola Cambess.): Es kommt im Himalaja, in China (Tibet, Sichuan, Yunnan in Höhenlagen von 2400 bis 4200 Metern) vor.
    • Westhimalaische Anemone (Anemone tetrasepala Royle): Sie gedeiht in Tannenwäldern, auf alpinen Wiesen, an felsigen Bachufern in Höhenlagen von 2100 bis 3600 Metern im Westhimalaja (Afghanistan, Kaschmir, Nordwestindien, Pakistan).
    • Filzblättrige Anemone[7] (Anemone tomentosa (Maxim.) C.Pei): Sie kommt in Grasfluren in Höhenlagen von 700 bis 3400 Metern in den chinesischen Provinzen Hebei, Henan, Hubei, Qinghai, Shanxi sowie Sichuan vor
    • Löffelblättrige Anemone (Anemone trullifolia Hook. f. & Thomson), kommt vor in Bhutan, Nepal, Sikkim, Tibet, China in Höhenlagen zwischen 2500 und 4500 Metern
    • Weinblättrige Anemone[7] (Anemone vitifolia Buch.-Ham. ex DC.): Sie kommt vor in lichten Wäldern, in Grasfluren, an Flussufern in Höhenlagen von 1200 bis 2700 Metern in Bhutan, Nepal, Sikkim, Nord-Myanmar, Sichuan, Yunnan und Tibet.

Dazu:

  • Hepatica henryi (Oliv.) Steward (Syn.: Anemone henryi Oliv.): Sie kommt in China vor.
  • Nordamerikanische Arten:
    • Kanada-Buschwindröschen (Anemone canadensis L.) (Kanada, USA, in Skandinavien eingebürgert[3])
    • Carolina-Anemone (Anemone caroliniana Walter) (von Texas und Alabama bis South-Dakota und Minnesota)
    • Prärie-Anemone (Anemone cylindrica A. Gray): Sie kommt in trockenen lichten Wäldern, in Prärien, auf Weiden, an Straßenrändern in Nordamerika in Höhenlagen von 300 bis 3000 Metern vor.
    • Drummonds Windröschen (Anemone drummondii S. Watson) (Alaska, Kanada, USA)
    • Pazifisches Windröschen (Anemone multifida Poir.) (Alaska, Kanada, USA, gemäßigtes Südamerika)
    • Riff-Windröschen (Anemone riparia Fernald) (Kanada, USA)
    • Virginia-Anemone (Anemone virginiana L.) (Kanada, USA)
  • Sonstige Arten:
    • Kordilleren-Windröschen (Anemone decapetala Ard.) (Südamerika)
    • Mexikanisches Windröschen (Anemone mexicana Humb., Bonpl. & Kunth) (Mexiko)
  • Hybriden:
    • Anemone ×fulgens (DC.) J.Gay (Anemone hortensis × Anemone pavonina)
    • Anemone ×lesseri H.R. Wehrh. (Anemone multifida × Anemone sylvestris)
    • Anemone ×lipsiensis Beck (Anemone nemorosa × Anemone ranunculoides, Syn.: Anemone ×intermedia Winkl. ex Pritz., Anemone ×seemenii E.G.Camus)

Nutzung

Viele Arten d​er Gattung Windröschen (Anemone) werden i​n Parks u​nd Gärten a​ls Zierpflanzen verwendet. Für d​ie Kultivierung i​n Gärten d​er gemäßigten Gebiete w​ar neben d​er schönen Blüte entscheidend, d​ass diese Arten ausdauernd, winterhart u​nd leicht z​u vermehren sind.

Bilder

Weißblütige Windröschen-Arten:

Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides):

Quellen

  • Anemone im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  • Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 4: Dicotyledones (Lauraceae – Rhamnaceae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1989, ISBN 2-8277-0154-5, S. 393–395 (online).

Literatur

  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  • Wang Wencai, Svetlana N. Ziman, Bryan E. Dutton: In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 6: Caryophyllaceae through Lardizabalaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2001, ISBN 1-930723-05-9. Anemone., S. 307 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • Bryan E. Dutton, Carl S. Keener, Bruce A. Ford: Anemone. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 1997, ISBN 0-19-511246-6, S. 139–141 (englisch, online).

Einzelnachweise

  1. Wang Wencai, Svetlana N. Ziman, Bryan E. Dutton: In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 6: Caryophyllaceae through Lardizabalaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2001, ISBN 1-930723-05-9. Anemone., S. 307 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 62–63 (Nachdruck von 1996).
  3. Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. 8. Nymphaeaceae to Ranunculaceae. Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6, S. 74–87.
  4. Sara B. Hoot, Anton A. Reznicek, Jeffrey D. Palmer: Phylogenetic Relationships in Anemone (Ranunculaceae) Based on Morphology and Chloroplast DNA. In: Systematic Botany. Band 19, Nr. 1, 1994, S. 169–200, JSTOR 2419720.
  5. Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen der wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 94. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2006, ISBN 978-3-494-01468-5.
  6. E. von Raab-Straube, Ralf Hand, E. Hörandl, E. Nardi, 2014+: Ranunculaceae. Datenblatt Anemone In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  7. Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2: Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.

Weiterführende Literatur

  • Svetlana Ziman, Elena Bulakh, Olga Tsarenko: Anemone L. (Ranunculaceae): comparative morphology and taxonomy of the species from the Balkan flora. In: Botanica Serbica, Volume 35, Issue 2, 2011, S. 87–97. Volltext-PDF.
  • Sara B. Hoot, Kyle M. Meyer, John C. Manning: Phylogeny and Reclassification of Anemone (Ranunculaceae), with an Emphasis on Austral Species. In: Systematic Botany, Volume 37, Issue 1, 2012, S. 139–152. doi:10.1600/036364412X616729
  • S. M. Ziman, Y. Kadota, Olena V. Bulakh: Comparative-morphological approaches to the taxonomy of the genus Anemone L. (Ranunculaceae). In: Ukrainian Botanical Journal, Volume 70, April 2013. doi:10.15407/ukrbotj70.02.152
  • N. Jiang, Z. Zhou, K.-Y. Guan, W.-B. Yu: Nomenclatural transfer of Chinese Pulsatilla to Anemone (Ranunculaceae). In: Nordic Journal of Botany, Volume 33, 2015, S. 469–471. doi:10.1111/njb.00700
  • D. C. Hao, X. Gu, P. Xiao: Anemone medicinal plants: ethnopharmacology, phytochemistry and biology. In: Acta Pharmaceutica Sinica B, Volume 7, Issue 2, März 2017, S. 146–158.
  • Nan Jiang, Zhuang Zhou, Jun-Bo Yang, Shu Dong Zhang, Kai Yun Guan, Yun Hong Tan, Wen Bin Yu: Phylogenetic reassessment of tribe Anemoneae (Ranunculaceae): Non-monophyly of Anemone s.l. revealed by plastid datasets. In: PLoS ONE, Volume 12, Issue 3, 2017, e0174792, 1–17. doi:10.1371/journal.pone.0174792
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Wiktionary: Windröschen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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