Windhagen
Windhagen ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Neuwied im nördlichen Rheinland-Pfalz und liegt unmittelbar an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Sie gehört der Verbandsgemeinde Asbach an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Neuwied | |
Verbandsgemeinde: | Asbach | |
Höhe: | 290 m ü. NHN | |
Fläche: | 13,11 km2 | |
Einwohner: | 4216 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 322 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 53578 | |
Vorwahlen: | 02645, 02683 (Stockhausen) | |
Kfz-Kennzeichen: | NR | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 38 077 | |
Gemeindegliederung: | 16 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Flammersfelder Straße 1 53567 Asbach | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Martin Buchholz (CDU) | |
Lage der Ortsgemeinde Windhagen im Landkreis Neuwied | ||
Geographie
Geographische Lage
Die Gemeinde Windhagen liegt auf der Asbacher Hochfläche am Übergang vom Siebengebirge in den sich nach Osten erstreckenden Westerwald, unmittelbar an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Die Ortschaft erstreckt sich südöstlich des Dachsbergs auf der Nordseite eines Höhenzugs und umfasst Höhenlagen zwischen 258 m ü. NHN und 322 m ü. NHN. Teile des Gemeindegebietes liegen im Naturpark Rhein-Westerwald. Der höchste Geländepunkt wird mit knapp 322 m ü. NHN im zum Hauptort Windhagen gehörenden Ortsteil Vierwinden, der niedrigste mit 165 m ü. NHN am östlichen Austritt des Hallerbachs, der hier auch Elsaffer Bach genannt wird, aus der Gemarkung erreicht.
Nachbargemeinden von Windhagen sind Bad Honnef (Nordrhein-Westfalen) mit dem Stadtbezirk Aegidienberg im Nordwesten, Asbach im Nordosten, Neustadt (Wied) im Südosten, Vettelschoß im Südwesten sowie Erpel, Unkel und Rheinbreitbach im Westen. Die am nächsten gelegenen größeren Städte sind Neuwied, Bonn und Siegburg, jeweils etwa 30 km entfernt.
Gemeindegliederung
- Birken [W]
- Frohnen [R]
- Günterscheid [R]
- Hallerbach [R]
- Hecken [W]
- Hohn [R]
- Hüngsberg [W]
- Johannisberg [W]
- Köhlershohn [R]
- Niederwindhagen [W]
- Oberwindhagen [W]
- Rederscheid [R]
- Schweifeld [R]
- Stockhausen [W]
- Vierwinden [W]
[W] = Gemarkung Windhagen; [R] = Gemarkung Rederscheid; kursiv: kein offizieller Gemeindeteil
Zu Windhagen gehören auch die Wohnplätze Adamstal (Gemarkung Windhagen) und Fischerhaus im Appental (Gemarkung Rederscheid).[2]
Geschichte
Laut einem Manuskript aus dem Jahre 1613 wurde im 7. Jahrhundert in einer Schenkungsurkunde eine Herrschaft „Wintsan“ erwähnt, die mit Windhagen identifiziert wird. Der Ort ist vermutlich keltischen Ursprungs, in der fränkischen Zeit lag er an der Grenze von Engersgau, Bonngau und Auelgau. Die Gaugrenzen wurden allgemein durch einen Wald, den sogenannten „Wendehagen“ markiert, an dem die germanischen Stämme „umwenden“ (umkehren) mussten.[3] Die mundartliche Bezeichnung des Ortes lautet „Wänte“ oder „Wänten“, die des Ortsteils Oberwindhagen „Honneböschel“ und die des Ortsteils Niederwindhagen „Niddichwänte(n)“.[4]
Seit dem 13. Jahrhundert gehörte Windhagen landesherrlich zum Kurfürstentum Köln und unterstand der Verwaltung des Amtes Altenwied. Das Amt Altenwied gliederte sich in drei Kirchspiele: Asbach, Neustadt und Windhagen. 1517 erschien der damals Wynthain genannte Ort in einer Zehntabrechnung des Amtes Altenwied als Kirchdorf.[5] Auf Anordnung des Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern wurden im Jahr 1660 eine Inventur aller Honnschaften im Amt Altenwied durchgeführt. Hierbei wurde für das Kirchspiel Windhagen aufgezählt:
- „Winthahner Honschaft“:
- Birken, Birkersseifen (Birkenseifen) und das „alte Hunsberg“ (Johannisberg) je ein Haus; Hunsberg (Hüngsberg) vier Häuser; Hecken und Wiesplätzchen je drei Häuser; Stockhausen zehn Häuser; Winthahn (Windhagen) einschließlich des Wittumshofs fünf Häuser, Niederwinthahn neun Häuser; Hasenberg ein unbewohnter Hof.
- „Hohner Honschaft“:
- Frohnen und Hallerbach je zwei Häuser; Gunnerscheidt (Günterscheid) drei Häuser; Hohn, Schweyfeld (Schweifeld) und Redtscheid (Rederscheid) je fünf Häuser. Die Honnschaft wurde sonst meist Rederscheid genannt.[6]
Die Herrschaft Kurkölns endete 1803 nach über 500 Jahren mit dem Reichsdeputationshauptschluss. Das kurkölnische Gebiet in dieser Region wurde zunächst dem Fürstentum Wied-Runkel zugeordnet und kam 1806 aufgrund der Rheinbundakte zum Herzogtum Nassau. Das Kirchspiel Windhagen mit den Honnschaften Windhagen und Rederscheid unterstand anschließend der Verwaltung des nassauischen Amtes Altenwied. Nach den auf dem Wiener Kongress geschlossenen Verträgen wurde das Gebiet 1815 an das Königreich Preußen abgetreten.[7]
Die Honschaft Windhagen gehörte von 1816 an zum damals neu gebildeten Standesherrlichen Kreis Neuwied (ab 1848 Kreis Neuwied) im Regierungsbezirk Koblenz und wurde zunächst von 1817 bis 1823 von der Bürgermeisterei Altenwied, anschließend von der Bürgermeisterei Asbach (ab 1927 „Amt Asbach“) verwaltet. 1845 erfolgte die Umbenennung in „Gemeinde Windhagen“. In den 1960er-Jahren setzte ein umfangreiches Bevölkerungswachstum, bei dem sich die Einwohnerzahl Windhagens vervierfachte. Von 1984 bis 1988 entstand südlich der Autobahn ein neues Kultur-, Schul- und Sportzentrum der Gemeinde.[8]
Eingemeindungen
Im Rahmen der rheinland-pfälzischen Verwaltungs- und Gebietsreform wurde am 7. November 1970 die Gemeinde Windhagen mit der bis dahin eigenständigen Gemeinde Rederscheid (728 Einwohner) zusammengeführt und die neue Ortsgemeinde Windhagen gebildet.[9] Zur Gemeinde Windhagen (ohne Rederscheid) gehörten bis dahin die Ortsteile Adamstal, Birken, Hüngsberg, Johannisberg und Stockhausen.[2]
Einwohnerentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Windhagen bezogen auf das heutige Gemeindegebiet, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[10]
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Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Windhagen besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
Wahl | SPD | CDU | Grüne | FDP | G-BfW | Gesamt |
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2019[11] | 4 | 7 | 3 | 1 | 5 | 20 Sitze |
2014[12] | 5 | 12 | 2 | 1 | – | 20 Sitze |
2009 | 5 | 12 | 1 | 2 | – | 20 Sitze |
2004 | 6 | 13 | − | 1 | – | 20 Sitze |
- G-BfW = Gemeinsam – Bürger für Windhagen e. V.
Bürgermeister
Martin Buchholz (CDU) wurde im Juni 2019 Ortsbürgermeister von Windhagen. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 war er mit einem Stimmenanteil von 51,45 % für fünf Jahre gewählt worden. Sein Amtsvorgänger Josef Rüddel (ebenfalls CDU) hatte dieses Amt seit 1963 inne und war damit dienstältester sowie ältester Bürgermeister Deutschlands.[13][14]
Wappen
Seit dem 13. Mai 1986 ist die Ortsgemeinde Windhagen berechtigt ein Wappen zu führen.
Blasonierung: „Schild durch geschweifte rote Spitze, darin goldener Brunnen gespalten, vorne im ersten Feld ein schwarzes Kreuz auf weißem (silbernen) Grund; hinten im zweiten Feld ein blauer Wellenbalken in silbernem Feld, drei 5-blättrige Rosen mit roten Butzen.“ | |
Wappenbegründung: 1. Feld: Kurköln (frühere Zugehörigkeit zum Erzstift Köln), 2. Feld: Familie von Schoenebeck (steht für den Ortsteil Johannisberg, wo die noch heute im Windhagener Raum ansässige Familie Besitz hatte), 3. Feld: Douwen-Brunnen (eine angebliche Heilkraft des "Taubenbrunnens" ist im Volksmund seit dem frühen Mittelalter bekannt, insbesondere galt das Wasser als heilkräftig gegen Taubheit und Schwerhörigkeit). |
Gemeindepartnerschaft
Windhagen unterhält seit dem 3. Oktober 1991 eine Partnerschaft mit der Gemeinde Pfaffschwende in Thüringen. Zur Festigung dieser Partnerschaft finden regelmäßige Treffen und Veranstaltungen beider Gemeinden statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Vom Windhagener Ortskern ist die Anschlussstelle 34 (Bad Honnef/Linz) der Bundesautobahn 3 etwa drei Kilometer entfernt. Im Gemeindegebiet Windhagens liegt der Rastplatz Hambitz der A 3.
Über Buslinien sowie über Anrufsammeltaxi (AST) ist Windhagen an den ÖPNV angebunden, wodurch der Verwaltungsstandort Asbach sowie die Stadt Bad Honnef (mit Bahnhof) erreichbar sind.
Durch das Gemeindegebiet verläuft die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main.
Ansässige Unternehmen
Windhagen ist Sitz des Maschinenbauunternehmens Wirtgen, das mit rund 2000 Mitarbeitern zu einem der weltweit führenden Unternehmen für die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Maschinen und Anlagen für den Straßenbau zählt. Im Jahr 2017 ist die Wirtgen-Group in den Besitz des US-Konzerns John Deere übergegangen.
Zu den größeren in der Gemeinde ansässigen Betrieben gehören auch Nölken Hygiene-Products, JK-Ergoline und Geutebrück. Darüber hinaus gibt es zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Handel, Dienstleistung, Produktion und Wellness.
Der seit 2005 in Windhagen ansässige Gewerbeverein „Initiative zur Stärkung der Region um Windhagen“ vereint zahlreiche Unternehmen der gesamten Region und veranstaltet im Rhythmus von zwei Jahren eine Gewerbeschau mit über 100 Ausstellern und weit über 10.000 Besuchern.
Öffentliche Einrichtungen
Neben einem Bürgerhaus mit Veranstaltungsräumen bietet das moderne „Forum Windhagen“ Platz für größere Veranstaltungen.
Zu den sportlichen Einrichtungen gehören eine neue Dreifeldsporthalle sowie der 2014 neu hergerichtete Rasensportplatz.
Windhagen verfügt über eine Grundschule mit Einfeldsporthalle, zwei Kindertagesstätten sowie einen Jugendtreff und zahlreiche Spielplätzen in den jeweiligen Ortschaften.
Kulturdenkmäler
Persönlichkeiten
- Bernhard Constantin von Schoenebeck (1760–1835), geboren in Johannisberg, Mediziner, Gelehrter, Bibliothekar und Autor
- Gisela Wirtgen (* 1944), Unternehmerin, Gründerin der Aktionsgruppe Kinder in Not, wirkt in Windhagen
- Erwin Rüddel (* 1955), Politiker, Mitglied des Bundestages, stammt aus Windhagen
- Claus Weber-Höller (1924–2020), deutscher Mediziner und Generalsarzt der Bundeswehr, lebte im Ortsteil Stockhausen
- Josef Rüddel (* 1925), Landwirt, von 1963 bis 2019 Ortsbürgermeister von Windhagen, seit 2019 Ehrenbürger der Gemeinde
- Ulrich Wegener (1929–2017), deutscher Polizeioffizier, Gründer und ehemaliger Kommandeur der Spezialeinheit GSG 9 der Bundespolizei, lebte im Ortsteil Schweifeld
Literatur
- Windhagen – Ein Heimatbuch, Economica Verlag, Bonn 1994.
Weblinks
- Ortsgemeinde Windhagen
- Literatur über Windhagen in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Januar 2020[Version 2022 liegt vor.]. S. 45–46 (PDF; 1 MB).
- Dieter Ehlen: Wurzeln Windhagens. In: Windhagen – Ein Heimatbuch, Economica Verlag, Bonn 1994, S. 196.
- Helmut Wolff: Der Windhagener Dialekt. In: Windhagen – Ein Heimatbuch, Economica Verlag, Bonn 1994, S. 196.
- Günther Muders: Die Besiedlung des heimischen Raums. In: Windhagen – Ein Heimatbuch, Economica Verlag, Bonn 1994, S. 42.
- August Welker: Inventur im Amt Altenwied anno 1660, in: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Neuwied, 1977, S. 101–103.
- Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. Band 9–10. 1868, S. 305.
- Erwin Rüddel: Schul-, Sport- und Bürgerzentrum. In: Windhagen – Ein Heimatbuch. Economica Verlag, Bonn 1994, S. 344–351.
- Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (Memento vom 22. Dezember 2017 im Internet Archive) (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 200 (PDF; 2,6 MB). Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Windhagen. Abgerufen am 21. Februar 2020.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Asbach, Verbandsgemeinde, dritte Ergebniszeile. Abgerufen am 21. Februar 2020.
- Horst-Dieter Küsters: Bürgermeister nach 54 Jahren im Amt verabschiedet. General-Anzeiger Bonn, 24. Juni 2019, abgerufen am 21. Februar 2020.