Verkehr in Grönland
Der Verkehr in Grönland beschreibt alle Formen des Verkehrs in dem autonomen Gebiet Grönland.
Luftverkehr
Der Flugverkehr hat in Grönland eine übergeordnete Rolle. Mit dem Bau des Flughafens Bluie West Eight (heute Flughafen Kangerlussuaq) durch die amerikanischen Streitkräfte im Jahre 1941 waren lange Zeit die Flughäfen in Grönland militärisch ausgerichtet.[1] Erst 1958 konnte mit der Eröffnung des Flughafens Narsarsuaq (früher Bluie West One) die zivile Luftfahrt starten.[2] Im Lauf der Jahre wurden weitere Flughäfen gebaut, beispielsweise der Flughafen Nuuk 1979 und der Flughafen Ilulissat 1983. Heute hat Grönland insgesamt 20 Flugplätze, wovon 13 zivil sind, und 51 Hubschrauberlandeplätze.[3] Da es auch heutzutage keine Straßen zwischen den weit verstreuten Ortschaften gibt, ist das Flugzeug bzw. der Hubschrauber oftmals die schnellste Möglichkeit, von einem Ort zum anderen zu gelangen. In fast jeder größeren Stadt gibt es einen Flughafen, so zum Beispiel in Aasiaat, Ilulissat, Maniitsoq, Nuuk, Paamiut, Qaanaaq, Sisimiut und Upernavik. Die restlichen Städte und kleineren Ortschaften werden mit Hubschraubern bedient.
Mit der Gründung Air Greenlands im Jahre 1960 (bis 2002 Grønlandsfly) hat Grönland eine staatliche Fluggesellschaft, die im Auftrag der grönländischen Regierung (grönl.: Naalakkersuisut) Hubschrauberverbindungen in die abgelegenen Siedlungen durchführt.[4] Außerdem ist sie die einzige Fluggesellschaft, die innerhalb Grönlands Flugverbindungen anbietet. Diese werden ausschließlich mit De Havilland DHC-8-200 betrieben. Als Drehkreuz hierfür dient der Flughafen Kangerlussuaq. Er ist neben dem Flughafen Narsarsuaq der einzige Flughafen, wo Mittelstrecken- und Langstreckenflugzeuge landen können.
Internationale Verbindungen bestehen sechsmal in der Woche im Sommer und viermal im Winter von Kangerlussuaq nach Kopenhagen, betrieben von Air Greenland mit dem eigenen Airbus A330.[5] Des Weiteren bietet Air Greenland die Verbindung Nuuk – Keflavík an.[6] Icelandair fliegt von den Flughäfen Ilulissat, Kangerlussuaq, Kulusuk, Narsarsuaq, Nerlerit Inaat und Nuuk nach Reykjavík.[7] Seit Januar 2017 bedient zudem Air Iceland Connect (jetzt Icelandair) zweimal wöchentlich die Strecke Nerlerit Inaat – Akureyri.[8]
Bis 2008 gab es auch eine Verbindung in die USA, und zwar nach Baltimore vom Flughafen Kangerlussuaq aus. Wegen zu geringer Nachfrage wurde die Strecke im März 2008 aus dem Flugplan entfernt. Seitdem gibt es – außer gelegentlich ein paar Charterflüge nach Iqaluit bei großen Veranstaltungen – keine Direktverbindungen mehr auf das nordamerikanische Festland.
Ab und an bieten Charterfluggesellschaften wie Jet Time oder Danish Air Transport Flüge von anderen europäischen Flughäfen aus nach Grönland an.
AirZafari bietet Rundflüge über dem Ilulissat-Eisfjord und dem Inlandeis an.[9]
Vor allem frische Lebensmittel, die importiert werden müssen, kommen meist mit der Kopenhagen–Kangerlussuaq-Route nach Grönland. Somit spielt auch die Luftfracht eine Rolle.
Schifffahrt
Da alle Siedlungen an der Küste Grönlands liegen, ist auch die Schifffahrt von großer Bedeutung. Die meisten größeren Orte haben einen Hafen; viele weitere mindestens eine Anlegestelle.
Von Ende April bis Ende Dezember oder Anfang Januar verkehren Küstenfähren der Arctic Umiaq Line zwischen Ilulissat und Qaqortoq. Zwischenstopps sind Aasiaat, Sisimiut, Kangaamiut, Maniitsoq, Nuuk, Qeqertarsuatsiaat, Paamiut und Arsuk. Während des Sommers wird zusätzlich Narsaq angefahren.[10]
Seit Januar 2017 betreibt Disko Line mit ihrer Flotte in Südgrönland und der Diskobucht Strecken zwischen Siedlungen, die zuvor Air Greenland mit ihren Helikoptern geflogen ist.[11]
Bis auf einige Kreuzfahrtschiffe gibt es keine Fähren in andere Länder.[12]
Viele Grönländer besitzen privat kleine Sportboote und Dingis. Das klassische Kajak bzw. Umiaq ist als alltägliches Fortbewegungsmittel in den Hintergrund gerückt; jedoch erfreut es sich immer noch sportlicher und touristischer Beliebtheit.
Besonders im Sommer ist neben der Personenschifffahrt auch die Frachtschifffahrt relevant. Praktisch alles, was man zum Leben braucht (Möbel, Autos, Konserven etc.) muss aus Dänemark importiert werden. Es gibt zwei Frachtschiffreedereien: Royal Arctic Line und Arctic Umiaq Line, welche auch Personenschifffahrt anbieten. Royal Arctic Linie betreibt einen Container-Liniendienst zwischen Nuuk und Aalborg in Dänemark, außerdem werden Routen mit Fahrgasteinrichtungen entlang der grönländischen Küste zur Versorgung der Ortschaften betrieben. Arctic Umiaq Linie bedient vornehmlich die kleineren Siedlungen.
Straßenverkehr
Das Straßennetz in den größeren Siedlungen ist in gutem Zustand; Straßen zwischen den Ortschaften existieren allerdings nicht. In den größeren Städten (zum Beispiel in Nuuk, Sisimiut oder Tasiilaq) gibt es Autos und vor allem in der Hauptstadt Nuuk kann es schon einmal zu kleineren Staus kommen, besonders in der Hauptverkehrszeit. In Nuuk gibt es ein gut ausgebautes Busnetz mit vier Linien, betrieben von Nuup Bussii. Im Winter sind – besonders in und um Sisimiut – Schneemobile populär. Primär im nördlichen Grönland werden noch Hundeschlitten eingesetzt, auch um längere Distanzen zurückzulegen.
Es gibt in ganz Grönland zwei Ampelanlagen. Beide befinden sich in Nuuk.[13]
In den vielen kleinen Siedlungen gibt es meist nur Pfade oder etwas breitere Fußwege. Da die Orte auch nicht so groß sind, kann man sie bequem zu Fuß erkunden. Für den Transport von Gütern stehen in den meisten Siedlungen auch Quads bereit.
Das Fahrrad als Fortbewegungsmittel, sowohl in den kleinen, als auch in den größeren Orten, spielt eine untergeordnete Rolle.
Es gibt Pläne für den Bau einer 170 Kilometer langen Straße von Kangerlussuaq nach Sisimiut[14]. Mitte Juni 2020 wurde ein Vertrag mit der dänischen Baufirma Mt Højgaard über den geplanten Bau geschlossen. Als erstes sollen 21 Kilometer von Kangerlussuaq zum See Tasersuaq gebaut werden. Die Straße soll als Mischung aus Schotter und Asphalt bestehen[15]. Sie wäre die erste, die zwei bewohnte Orte in Grönland miteinander verbindet.
Schienenverkehr
Grönland verfügt über keine Eisenbahnen mehr. In der Vergangenheit gab es mehrere Industriebahnen, die für den Bergbau oder den Transport von Fischen im Einsatz waren. Die bekannteste Bahn war der sogenannte Qoornoq X-press in Qoornoq nahe Nuuk, eine Werksbahn mit 600 mm Spurweite, die von 1955 bis 1971 Fische vom Hafen zur Weiterverarbeitung in eine Halle im Ort transportierte. Die Wagen wurden dabei von Hand geschoben.[16] Neben der Werksbahn in Qoornoq gab es noch weitere Bahnen, nämlich in Malmbjerget, Mestersvig, Qaqortoq, Ivittuut, Qullissat und Maamorilik.[17]
Bahnen, die Personen beförderten, waren nie im Einsatz.
Weblinks
Einzelnachweise
- Welcome to Sondrestrom Air Base. Abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- Remembering Bluie West One. Abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- About Naviair. Abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- Air Greenland is the flag carrier airline of Greenland. Air Greenland, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- Transportation to Kangerlussuaq. Air Greenland, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- Out into the world. Air Greenland, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- Destinations: Greenland. Air Iceland Connect, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- New traffic system in Southern Greenland and Disko Bay. Air Greenland, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- Flightseeing in Greenland. Air Zafari, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- Schedule. Arctic Umiaq Line, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- New traffic system in Southern Greenland and Disko Bay. Air Greenland, abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).
- Wie komme ich nach Grönland? Abgerufen am 15. Juli 2017.
- Bettina Seipp: Grönland und die Annoncen für Kaffeekränzchen. Die Welt, abgerufen am 15. Juli 2017.
- Kangerlussuaq vejprojekt. Qeqqata Kommunia, abgerufen am 15. Juli 2017 (dänisch).
- Dr Michael Wenger: Erstes Strassenprojekt zwischen grönländischen Orten. Abgerufen am 31. März 2021 (deutsch).
- Grönland’s Qoornoq X-press. In: BDEF Report 3/2009, S. 11 (Digitalisat (Memento des Originals vom 28. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , PDF; 2,47 MB).
- Narrow gauge railway on Greenland. Abgerufen am 15. Juli 2017 (englisch).